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Simurgh Presse (PDF) - Theater im Marienbad

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P R E S S E S P I E G E L


<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder<br />

Eine deutsch-iranische Koproduktion - Kurzer Abriss des Projekts<br />

2002 nahm das <strong>Theater</strong> <strong>im</strong> <strong>Marienbad</strong> erstmals Kontakt zur iranischen<br />

<strong>Theater</strong>szene in Teheran und in Freiburgs Partnerstadt<br />

Isfahan auf. Im Herbst 2003 reiste das Ensemble des <strong>Theater</strong>s<br />

<strong>im</strong> <strong>Marienbad</strong> mit “Parzival” von Tankred Dorst und dem<br />

Kindertheaterklassiker “Die Geschichte vom Onkelchen” nach<br />

Isfahan und Teheran und veranstaltete mit den iranischen<br />

<strong>Theater</strong>organisationen DAC und KANOON ein Symposium,<br />

Workshops und Autorengespräche. Weitere Gastspiele in Isfahan<br />

und be<strong>im</strong> jährlichen Fadjrfestival in Teheran folgten. Mehrmals<br />

gastierten iranische Gruppen in Freiburg, das <strong>Theater</strong>festival<br />

“Glauben” 2006 zeigte eine iranische Auftragsproduktion,<br />

Vortragsreihen und Matineen ergänzten den Austausch.<br />

Zeitgleich schlug das Dramatic Art Center Teheran (DAC)<br />

dem künstlerischen Leiter des <strong>Theater</strong>s <strong>im</strong> <strong>Marienbad</strong>, Dieter<br />

Kümmel, eine Koproduktion mit gemischtem Ensemble nach<br />

dem persischen Nationalepos, Ferdowsis “Buch der Könige<br />

- Shahnameh”, vor. Die Kulturstiftung des Bundes sowie das<br />

Goethe Institut unterstützten das Projekt von deutscher Seite.<br />

Die Konzeptionsphase ab 2006, in die u. a. der iranische Autor<br />

Mohammad Charmshir, Farhad Mohandespour (Dramaturgie),<br />

Roland Söderberg, Schweden (Szenographie) und Guus<br />

Ponsioen, Holland (Musik) eingebunden waren, musste durch<br />

Dieter Kümmels schwere Krankheit zeitweise unterbrochen<br />

werden. Nach seinem Tod <strong>im</strong> Frühsommer 2008 fand die gemeinsame<br />

Arbeit unter der künstlerischen Leitung von Stephan<br />

Weiland ihre Fortsetzung. Nach einer Neukonzeptionierung <strong>im</strong><br />

Sommer 2009 begann die Probenarbeit <strong>im</strong> September in Teheran.<br />

Ein zweiter Probenblock fand <strong>im</strong> November in Freiburg statt.<br />

Ausgehend von Mohammad Charmshirs Text, der vorausgegangenen<br />

Konzeptionsarbeit und szenischen Improvisationen<br />

entstand mit einem gemischten Ensemble deutscher und<br />

iranischer Schauspieler, Musiker und Videogestalter der konsequent<br />

zweisprachig gehaltene <strong>Theater</strong>abend über Motive<br />

aus dem “Shahanmeh” Ferdousis. Nach Endproben <strong>im</strong> Januar<br />

2010 hatte “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder” auf der Hauptbühne des<br />

City Theatre Teheran Premiere und wurde als internationaler<br />

Beitrag auf dem Fadjr Festival gezeigt. Nach acht ausverkauften<br />

Vorstellungen fand die Deutschlandpremiere <strong>im</strong> Februar<br />

2010 in Freiburg statt, gefolgt von neun ebenfalls ausverkauften<br />

Vorstellungen.<br />

Angesichts des großen Interesses und der positiven Resonanz auf<br />

diese erstmalig ein deutsch – iranisches Ensemble zusammenbringende<br />

<strong>Theater</strong>arbeit wollen beide Koproduktionspartner<br />

weitere Vorstellungen von “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzter Feder” möglich<br />

machen. Geplant ist eine nächste Vorstellungsserie <strong>im</strong> Frühjahr<br />

2011.


Badische Zeitung · Montag, den 22. Februar 2010<br />

Genauigkeit und Seele<br />

Stephan Weilands deutsch-iranische Inszenierung von “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder”<br />

feierte <strong>im</strong> Freiburger <strong>Theater</strong> <strong>im</strong> <strong>Marienbad</strong> Premiere.<br />

Eine Falkenmaske auf dem Kopf, zwei Krücken mit Vogelkrallenfuß:<br />

Mehr braucht es nicht, damit aus Fatemeh<br />

Motamedarya <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> wird, der mythische Vogel in Ferdousis<br />

Epos Schahnameh und die Maitresse du Jeu <strong>im</strong> <strong>Theater</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Marienbad</strong>. Einen schlichten Holzstock führt die iranische<br />

Schauspielerin mit elegant entschiedenen Fechtbewegungen<br />

wie einen Zauberstab: Und es entstehen Geschichten vor der<br />

orientalisch anmutenden, in verwaschenen Brauntönen schillernden<br />

breitflächigen Wand (Szenografie: Roland Söderberg,<br />

Narmin Nazmi). Geschichten von Geburt und Tod, Liebe und<br />

Hass, Krieg und … nein: Frieden ist nur eine Sehnsucht <strong>im</strong> ewigen<br />

Schlachtgetümmel des Schahnahmeh, das die Geschichte<br />

der persischen Könige bis zum zehnten Jahrhundert erzählt.<br />

Kampf folgt auf Kampf, Blut fordert Blut, und vor den Vätern<br />

sterben die Söhne, von deren eigener Hand.<br />

Die Melodie einer fremden Sprache<br />

Eine gewaltige Anstrengung muss das gewesen sein, aus den<br />

50 000 Versen des in dreißig Jahren entstandenen “Buchs der<br />

Könige” eine spielbare Fassung für die Bühne herzustellen. Dem<br />

iranischen Autor Mohammed Charmshir gebührt dafür höchster<br />

Respekt. Was man bei der von viel (kommunal)politischer<br />

Prominenz begleiten Freiburger Premiere (nach der in<br />

Teheran) in knapp zwei Stunden zu hören und sehen bekam,<br />

was Stephan Weiland in der Nachfolge von Dieter Kümmel gemeinsam<br />

mit seinem deutsch-iranischen Ensemble erarbeitet<br />

hat, sind atmosphärische Inseln <strong>im</strong> epischen Fluss: bildhafte<br />

Verdichtungen, die ihre eindrückliche Wirkung mit kargen<br />

Mitteln erreichen. Der Cellist Ankido Darash begleitet die<br />

Inszenierung auf seinem Instrument wie ein Kommentator,<br />

dem statt Worten Klänge zur Verfügung stehen. Und es sind ja<br />

vor allem Klänge, die die Freiburger Zuschauer erreichen: die<br />

Melodie einer fremden Sprache, die wie Musik in den Ohren<br />

tönt und mit jener selbstverständlichen Würde artikuliert wird,<br />

die kein Pathos braucht, um sich Nachdruck zu verschaffen.<br />

Wie die vier iranischen Schauspieler “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder” auf<br />

einer deutschen Bühne für ein deutsches Publikum zeigen: Das<br />

ist das Berührendste an diesem außergewöhnlichen Abend. Sie<br />

tun es, wie es bei Robert Musil in seinen Annäherungen an eine<br />

“taghelle Mystik” heißt, mit Genauigkeit und Seele. Dass jedes<br />

Wort so sitzt, wie es sitzen muss, passgenau aufgenäht auf das<br />

Gefühl, dem es kein Ventil bietet, das es umgekehrt kontrolliert:<br />

das spürt man. Und man spürt es vielleicht gerade deshalb so<br />

deutlich, weil man es nicht versteht, solange man nicht auf die<br />

auf die Wand projizierte Übersetzung schaut. Daran vor allem<br />

mag es liegen, an der starken Präsenz der persischen Sprache,<br />

der Sprache des großen Dichters Ferdousi, dass die von der<br />

Bundeskulturstiftung großzügig geförderte Koproduktion des<br />

<strong>Theater</strong> <strong>im</strong> <strong>Marienbad</strong> mit dem Dramatic Arts Center Teheran<br />

sich in erster Linie als eine iranische Angelegenheit bemerkbar<br />

macht, bei der die vier Schauspieler des <strong>Marienbad</strong> nur assistieren.<br />

Ihre Sicht auf den mythischen Stoff bleibt eine äußerliche<br />

– was gelegentlich durch Brechungen aufgefangen wird:<br />

wenn Renate Obermaier zum Beispiel ihre Albträume einem<br />

Anrufbeantworter in Teheran anvertraut.<br />

Verständlich. Das Schahnameh gehört zum kulturellen iranischen<br />

Selbstverständnis wie das Nibelungenlied oder<br />

Goethes Faust zum deutschen. Mehr noch: Nichts, so sagt man,<br />

erzählt mehr über die Identität Irans als sein Nationalepos,<br />

auch wenn seine Entstehungszeit 1000 Jahre zurückliegt. Das<br />

hat wesentlich mit dem Nationbuilding durch Reza Schah,<br />

den Vater des von Chomeini gestürzten Reza Pahlewi zu tun:<br />

Er ließ 1934 ein gewaltiges Ferdousi-Denkmal errichten. Man<br />

muss davon ausgehen, dass sich die iranischen Schauspieler<br />

auf vertrautem, um nicht zu sagen he<strong>im</strong>atlichem Terrain bewegen<br />

– was die Persische Kulturgruppe Freiburg veranlasst<br />

hat, in einem scharfen Flugblatt den <strong>Theater</strong>abend ins Reich<br />

der Mythen und Märchen zu verbannen und als propagandistische<br />

Unterstützung für das Reg<strong>im</strong>e zu brandmarken. Nicht<br />

nur angesichts der Tatsache, dass die <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>-Darstellerin,<br />

die zu den populärsten Schauspielerinnen <strong>im</strong> Iran zählt, erst<br />

<strong>im</strong> allerletzten Augenblick ausreisen durfte, zielt ein so pauschaler<br />

Kollaborationsverdacht ins Leere: Die Ironie, mit der<br />

die Glücksverheißung der Herrscher (“Wir haben beschlossen,<br />

dass die Welt, in der Wir herrschen, eine Welt sei voller Liebe,<br />

Freude und Gerechtigkeit”) in der Freiburger Aufführung verkündet<br />

wird, könnte beißender nicht sein.<br />

Im Übrigen: Wo ästhetische Fragen verhandelt werden, stellen<br />

sich politische zumindest anders. Große Kunst lässt sich<br />

nicht vereinnahmen. Von der weltliterarischen Qualität des<br />

Schahnahmeh ist in Freiburg einiges zu spüren, das mitun-


ter an Becketts Endzeitdramen denken lässt. Von nichts ist in<br />

diesen stationären Spielszenen mehr die Rede als vom Tod,<br />

vom Sterbenmüssen. Ein Kind – Zal – wird schon mit weißen<br />

Haaren geboren; mit <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> geht es, ein unschuldiger Tor,<br />

auf Reisen und sieht nur: Intrigen, Eifersucht, Neid, Kampf um<br />

Macht, Rache, Mord. Selbst die Liebe ist vergiftet und endet <strong>im</strong><br />

Brunnen. Der Totenkopf ist, kein Wunder, Zals Symbol – und es<br />

ist ganz wunderbar, wie spielerisch leicht Parviz Pourhosseini<br />

mit dem Memento Mori umgeht. So gibt es in all dieser Düsternis<br />

doch <strong>im</strong>mer wieder lichte heitere Momente und schöne szenische<br />

Einfälle: Wenn Heinzl Spagl und Sebastian Menges, von<br />

Stäben geführt, wie fremd gesteuerte Marionetten aufeinander<br />

losgehen – so hirnverbrannt sind Männer <strong>im</strong> blinden Kampf<br />

um die Macht. Oder wenn der charmante Lockenkopf Ashkan<br />

Khatibi in Zals Rolle hinein- und gleich wieder hinausgedrängt<br />

wird und Daniela Mohr wutentbrannt einen Schuh in Richtung<br />

des sie verschmähenden jungen Liebhabers schleudert.<br />

Der Vogel <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> (Fatemeh Motamedarya)<br />

und Zal (Ashkan Khatibi)<br />

Foto: Matthias Lange<br />

Nur ein Gott könnte diese Welt retten. Aber Gott sitzt <strong>im</strong><br />

H<strong>im</strong>mel und schneidet seinen Engeln die Köpfe ab. Ein Traum<br />

ist’s nur. Aber was für einer. Großer Beifall.<br />

Autor: Bettina Schulte


Nachtkritik · Montag, den 22. Februar 2010<br />

Werkstatt statt Welttheater<br />

<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder – die erste gleichberechtigte deutsch-iranische Koproduktion<br />

Eine Falkenmaske auf dem Kopf, zwei Krücken mit Vogel-<br />

Freiburg, 21. Februar 2010. Wenn man heute vom Iran hört,<br />

denkt man meist an Wahlbetrug, eine brutal niedergeknüppelte<br />

Opposition, an ein Reg<strong>im</strong>e, das foltert und öffentlich hinrichten<br />

lässt, ein möglicherweise aggressives Atomprogramm.<br />

Kann man mit so einem Land überhaupt noch so etwas wie<br />

eine friedliche <strong>Theater</strong>kooperation betreiben? Eine schwierige<br />

Frage, auch für das <strong>Theater</strong> <strong>im</strong> <strong>Marienbad</strong> in Freiburg. Freiburg<br />

ist die Partnerstadt der iranischen Stadt Isfahan, und seit rund<br />

sieben Jahren pflegt das Freiburger Kinder- und Jugendtheater<br />

auf gegenseitigen Gastspielen in Isfahan und Teheran den<br />

Kulturaustausch zwischen den Ländern.<br />

Als die Freiburger “Parzival”-Inszenierung zu Beginn der<br />

Kooperation <strong>im</strong> Herbst 2003 in Teheran gastierte, war Hossein<br />

Parsai, der Leiter des “Dramatic Arts Center” in Teheran<br />

(eine Unterabteilung des iranischen Kultusministeriums), so<br />

tief beeindruckt, dass er den damaligen Intendanten Dieter<br />

Kümmel beauftragte, Ferdowsis “Shahnahme”, das “Buch der<br />

Könige” zu inszenieren. Es sollte die erste völlig gleichberechtigte<br />

Koproduktion werden, mit iranischen und deutschen<br />

Schauspielern, Musikern, Bühnenbildnern – etwas, das etwa<br />

selbst Helena Waldmanns “Tentland” vor einigen Jahren nicht<br />

für sich beanspruchen konnte. Einen Deutschen an das heilige,<br />

große Nationalepos der Perser heranlassen, das hierzulande<br />

kaum bekannt ist? Ein kühnes Unterfangen, aber großzügig<br />

unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes.<br />

Der politischen Lage zum Trotz<br />

Als Dieter Kümmel <strong>im</strong> Juni 2008 an einer schweren Krankheit<br />

starb, schien das Projekt mit ihm beerdigt zu sein. Doch die<br />

Stückfassung von Mohammed Charmshir und die Übersetzung<br />

von Alireza Morshed, die Schauspielersuche und vieles mehr<br />

waren schon so weit fortgeschritten, dass sich der Dramaturg<br />

und Regisseur Stephan Weiland entschloss, weiterzuarbeiten –<br />

trotz der sich verschärfenden politischen Situation. “Abbrechen<br />

wäre wohlfeil gewesen, eine Gutmenschgeste, die nichts bewirkt<br />

– <strong>im</strong>mer noch gilt, dass da ein Fenster offengehalten wird, warum<br />

sollte man nicht weiter mit den Künstlern dort arbeiten,<br />

die ja keine Repräsentanten der Regierung sind?”, sagt er.<br />

Geprobt wurde mit je vier iranischen und deutschen<br />

Schauspielern, je vier Wochen <strong>im</strong> anderen Land, jeder spielt in<br />

seiner Sprache. Premiere war am 17. Januar diesen Jahres in<br />

Teheran – deutsche Journalisten waren nicht zugelassen und<br />

konnten erst am Samstag zur Freiburger Premiere kommen.<br />

“Gott schneidet den Engeln die Köpfe ab”<br />

Im “Buch der Könige” erzählte der persische Dichter Ferdowsi<br />

<strong>im</strong> 11. Jahrhundert die Geschichte Persiens. Sie verläuft von der<br />

mythischen Weltenschöpfung bis zum Ende der Sassaniden <strong>im</strong><br />

7. Jahrhundert in über 50.000 Doppelversen – weit mehr als<br />

die Epen Homers. Wie kann man so ein gewaltiges Werk auf<br />

die Bühne bringen? Stephan Weiland trifft eine grundlegende<br />

Entscheidung: Er inszeniert kein Welttheater, sondern eine<br />

Werkstatt, so karg, provisorisch und bescheiden wie möglich.<br />

Die Bühne ist leer, bis auf einen braun-roten, verschlungen<br />

gemusterten Wandbehang, ein paar Koffer, eine Blechwanne,<br />

Holzstühle. Ein einsamer Cellospieler (Ankido Darash)<br />

st<strong>im</strong>mt sein Instrument, acht Schauspieler stehen, sitzen und<br />

lehnen sich an den Bühnenrand. Eine Frau angelt <strong>im</strong> Nichts,<br />

ein anderer spielt mit Totenschädeln, ein dritter filmt mit der<br />

Handkamera seine Kollegen. Die Kapitel des “Shahname” entwickeln<br />

sich aus Stille – und aus einer Probensituation.<br />

Nur langsam kommen Geschichten in Gang. Zunächst werfen<br />

sich die Schauspieler poetisch-assoziative Satzfetzen zu,<br />

auf Farsi und auf Deutsch, die Übersetzung ist jeweils an den<br />

Wandbehang projiziert. Da wirkt manches fast wie eine ironische<br />

Replik auf die gegenwärtige Situation <strong>im</strong> Iran: “Wir<br />

haben beschlossen, dass die Welt, in der wir herrschen, voller<br />

Liebe, Freude und Gerechtigkeit sei”, sagt einer der persischen<br />

Könige. “Gott sitzt <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel und schneidet den Engeln die<br />

Köpfe ab”, sagt ein anderer.<br />

Weißhaarige Krieger, Zaubervögel, Vater-Sohn-Konflikte<br />

Kaum etwas hat die iranische Identität so geprägt wie das<br />

“Buch der Könige”. Persische Sprache, Poesie, Schrift und<br />

Kultur berufen sich <strong>im</strong>mer wieder auf sie, seine Mythen sind<br />

Iranern von Kindesbeinen an vertraut. Deutschen bleiben sie<br />

eher fremd, wenn sie das Programmheft nicht gelesen haben.<br />

Ein Bündel wird auf die Bühne geworfen, darin ein Baby mit<br />

weißen Haaren. Weil es so fremd aussieht, lässt sein Vater es<br />

<strong>im</strong> Gebirge aussetzen. Es ist Zal, der, ähnlich wie Odysseus,


fortan durch Raum und Zeit irrt und die Welt aus seiner Sicht<br />

erzählt, der Totenkopf ist sein Symbol. In der nächsten Szene ist<br />

er bereits ein alter Mann mit weißer Perücke, dann wieder ein<br />

unschuldiges, unwissendes Kind – die Perücke wandert <strong>im</strong>mer<br />

wieder zu einem anderen Schauspieler. Aufgezogen und gerettet<br />

wird das alte Kind vom Vogel <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>, der ihm Federn mitgibt.<br />

In Gefahr kann Zal sie verbrennen. Die Geschichten um<br />

ihn entstehen mit einfachsten Mitteln: Die Schauspielerin, die<br />

sich in den Zaubervogel verwandelt, holt einfach Federmaske<br />

und Krallen-Krücken aus einem Koffer.<br />

Als der Vater Rostam seinen Sohn Sohrab auf dem Schlachtfeld<br />

erschlägt, werden die Schauspieler wie Marionetten an Stöcken<br />

geführt, wie fremdgesteuerte Kampfmaschinen, blinde und<br />

dumpfe Krieger. Das Buch der Könige stellt sich dar als eine<br />

Abfolge von Schlachten und düsteren Vater-Sohn-Konflikten:<br />

Väter verstoßen oder erschlagen ihre Söhne, Söhne können den<br />

Ansprüchen ihrer Väter nie genügen oder werden fälschlich<br />

verdächtigt, sie mit ihren Frauen zu betrügen – wütend wirft<br />

Daniela Mohr als die den Sohn verführende Ehefrau des Vaters<br />

einen Schuh auf den widerstrebenden Sohn (Ashkan Khatibi),<br />

den sie anschließend aus Rache ins Verderben schickt.<br />

Demut vor Komplexität<br />

In Freiburg werden die Geschichten des “Shahnahme” allenfalls<br />

assoziativ angedeutet, niemals auserzählt – das lässt einen etwas<br />

unbefriedigt. Und doch ist es wohl die einzig angemessene<br />

Art, dem gewaltigen Epos zu begegnen: sich bescheiden und<br />

unprätentiös vor seiner Komplexität zu verneigen. Bewusst<br />

hat man die Inszenierung daher auch “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder”<br />

genannt. Die Textfassung von Charmshir vermeidet konkrete<br />

Nacherzählung und macht das Stück eher zu einer poetischen<br />

Textfläche als zu einer politischen Parabel.<br />

Immer wieder werden trotzdem Bezüge zur Gegenwart aufgemacht:<br />

Auf dem Wandbehang ziehen Bilder vom Stadtmoloch<br />

Teheran vorbei; die deutsche Schauspielerin Renate Obermeier<br />

vertraut ihre Zweifel, Ängste und Albträume während der<br />

Arbeit einem Anrufbeantworter in Teheran an; einmal wird sogar<br />

ein Stromausfall inszeniert – etwas, was während der vierwöchigen<br />

Probezeit in Teheran häufiger vorkam. Der Abend<br />

ist also mehr die Momentaufnahme eines fast unmöglichen<br />

Vorhabens. Und auch wenn dabei vieles sehr unkonkret bleibt<br />

und die Figuren den deutschen Zuschauern nicht unbedingt<br />

näher gebracht werden, entwickeln sich aus der Bescheidenheit<br />

heraus schwebend schöne Momente und entrückte Dialoge,<br />

besonders durch die konzentriert und mit großer Ausstrahlung<br />

agierenden vier Iraner.<br />

Verstummen oder weiterarbeiten?<br />

Und die politische Brisanz? Lässt man sich, wenn man die<br />

kulturelle Zusammenarbeit mit dem Iran fortsetzt, mittlerweile<br />

nicht von dessen menschenverachtendem Reg<strong>im</strong>e<br />

vereinnahmen? Im Programmheft liegt das Flugblatt von<br />

Exiliranern, die gegen das “propagandistische Kulturprojekt”<br />

wettern. Auch Regisseur Weiland hätte das Projekt in der heutigen<br />

politischen Lage wohl nicht begonnen – wenn nicht die<br />

Kontakte des <strong>Theater</strong>s <strong>im</strong> <strong>Marienbad</strong> zum Iran so viele Jahre<br />

zurückreichten.<br />

Auch die iranischen Schauspieler beschäftigen sich damit,<br />

wie sie sich zu ihrer Regierung verhalten sollen – abgrenzen,<br />

verstummen, ins Exil gehen oder so gut wie möglich weiterarbeiten?<br />

Eine alte Frage in Deutschland. Die Darstellerin<br />

des Zaubervogels <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>, S<strong>im</strong>in Motamedarya, ist eine<br />

der bekanntesten Schauspielerinnen <strong>im</strong> Iran. Während der<br />

Proben wurde ihr der Reisepass entzogen, so dass sie beinahe<br />

nicht hätte mitspielen können. Kurz nach der Premiere, als<br />

“<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder” auf dem Teheraner Fadjr-Festival hätte<br />

gespielt werden sollen, boykottierte sie mit anderen Künstlern<br />

das Festival – und überließ ihre Rolle einer anderen. Das habe<br />

sich allerdings nur auf das Festival und die Kulturpolitik <strong>im</strong><br />

Iran bezogen, so S<strong>im</strong>in Motamedarya. “Mit einer iranisch-deutschen<br />

Koproduktion macht man sich nicht zur Repräsentantin<br />

der Regierung – es ist zur Zeit sehr schwer, <strong>im</strong> Iran überhaupt<br />

jemanden zu finden, der für die Regierung ist, selbst in der<br />

Regierung selbst. Ich bin aber <strong>im</strong>mer noch hier, um das Gute<br />

<strong>im</strong> Iran zu zeigen”, sagt sie.<br />

Dorothea Marcus


Frankfurter Rundschau · Mittwoch, 24. Februar 2010


IXYPSILONZETT · Februar 2010


IXYPSILONZETT · Februar 2010


Badische Zeitung · Montag, den 1. Dezember 2009


Badische Zeitung · Donnerstag, den 18. Februar 2010<br />

“Der Druck wirkt hinein in die Psyche”<br />

BZ-INTERVIEW mit Stephan Weiland, dem Regisseur<br />

der deutsch-iranischen Koproduktion “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder”<br />

“<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder” heißt das <strong>Theater</strong>stück, das <strong>im</strong> <strong>Theater</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Marienbad</strong> und am Dramatic Art Center Teheran nach dem<br />

persischen Nationalepos “Schahnameh” (“Buch der Könige”)<br />

in Zusammenarbeit mit dem Autor Mohammad Charmshir<br />

entstanden ist. Am 17. Januar hatte die deutsch-iranische<br />

Koproduktion in Teheran Premiere. Ab Samstag ist “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s<br />

letzte Feder” in Freiburg zu sehen. Bettina Schulte sprach mit<br />

dem Regisseur Stephan Weiland.<br />

BZ: Herr Weiland, seit wenigen Tagen sind Sie zurück aus dem<br />

Iran und bereiten die deutsche Premiere von “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte<br />

Feder” vor. Wie kam die Aufführung be<strong>im</strong> iranischen Publikum<br />

an?<br />

Stephan Weiland: Die Vorstellungen <strong>im</strong> städtischen <strong>Theater</strong><br />

von Teheran waren <strong>im</strong>mer ausverkauft. Das Stück kam erstaunlich<br />

gut an. Wir haben ja keinen typischen Zugang zum<br />

Stoff gewählt. Unsere Fassung hat sich auf der Basis von<br />

Improvisationen entwickelt.<br />

BZ: Und die <strong>Presse</strong>?<br />

Weiland: So weit man bei den von der Regierung gelenkten<br />

Verlautbarungsorganen von <strong>Presse</strong> sprechen kann: Die<br />

Reaktionen, soweit ich sie kenne, waren verhalten. Man hat<br />

kritisiert, dass man so respektlos nicht mit dem Nationalepos<br />

umgehen darf.<br />

BZ: Kann das Internet einen demokratischen Ausgleich<br />

schaffen?<br />

Weiland: Die Möglichkeiten der Kommunikation übers Internet<br />

werden <strong>im</strong> Ausland überschätzt. Der Zugang ist reglementiert,<br />

Seiten sind gesperrt. Ich glaube nicht, dass das Internet die<br />

Rolle der Printmedien übernehmen kann.<br />

BZ: Welche Rolle spielt das Schahnameh heute <strong>im</strong> Iran?<br />

Weiland: Das lässt sich vielleicht vergleichen mit der Wirkung<br />

des Nibelungenlieds in unserem Sprachraum. Die Dichtung von<br />

Ferdousi, der die mündliche Überlieferung zusammengefasst<br />

hat, entstand <strong>im</strong> 10. Jahrhundert. Die mythologischen Figuren<br />

des ersten Teils durchziehen das Alltagsleben <strong>im</strong> Iran bis heute.<br />

Der zweite heroische Teil entspricht den griechischen Sagen <strong>im</strong><br />

Übergang zwischen Mythos und Geschichte. Der dritte Teil ist<br />

zum Teil eine persische Variation des Alexanderromans.<br />

BZ: Kann man politische Bezüge ablesen?<br />

Weiland: Dazu sind die mythologischen Geschichten ja da:<br />

<strong>im</strong>mer wieder neue Bezüge zur Gegenwart herzustellen.<br />

Interessant am Schahnahmeh ist, dass nicht – wie <strong>im</strong> abendländischen<br />

Modell – die Söhne die Väter töten, sondern die<br />

Söhne Opfer der Politik der Väter werden.<br />

BZ: Wie hat sich die Arbeit mit den iranischen Schauspielern<br />

gestaltet?<br />

Weiland: Wir haben das Glück, mit sehr prominenten Schauspielern<br />

arbeiten zu können. Das ist eine große Ehre für uns.<br />

BZ: Überfrachtet man die Produktion, wenn man sie als Beitrag<br />

zum interkulturellen Dialog bezeichnet?<br />

Weiland: Nicht, wenn man den interkulturellen Dialog konkret<br />

begreift: als Arbeitszusammenhang, der die Möglichkeit bietet,<br />

von innen heraus eine Perspektive auf ein fremdes Land<br />

zu gewinnen. Langfristig geht es um Horizonterweiterung und<br />

Infragestellung eigener Positionen.<br />

BZ: Heißt das, dass der Kontakt weiter existieren wird? Auch<br />

wenn ein Projekt wie “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder” nicht mehr möglich<br />

sein wird?<br />

Weiland: Das Projekt hatte einen Vorlauf. Warum soll man<br />

nicht weiter machen? Es ist für die iranischen Kollegen in der<br />

aktuellen politischen Situation allerdings sehr schwierig, das<br />

<strong>Theater</strong> in seiner Vielfältigkeit aufrecht zu erhalten. Denen<br />

wird die Luft abgedrückt.<br />

BZ: Haben sie etwas von Restriktionen gemerkt?<br />

Weiland: Die Arbeitssituation war sehr gut. Es gab keine wesentlichen<br />

Restriktionen. Die Zensoren müssen irgendwas zur<br />

Kleidung der Schauspielerinnen sagen. Da führt kein Weg dran<br />

vorbei. Was man aber spürt: Die schwierigen Bedingungen<br />

wirken in die Psyche jedes einzelnen hinein. Es existiert eine<br />

allgemeine Verunsicherung: Wie positioniert man sich? Was<br />

passiert mit Freunden? Hat die Arbeit als Künstler noch einen<br />

Bezug zur sozialen Realität? Wenn man dem gerecht wird,<br />

arbeitet man nicht dem System zu? Ist es nicht besser, keine<br />

Verantwortung zu übernehmen? Es war mitunter schwer, jemanden<br />

zu finden, der Verantwortung übern<strong>im</strong>mt.


BZ: Spürt man be<strong>im</strong> Gegenüber auch die Angst, etwas Falsches<br />

zu sagen?<br />

Weiland: Man spürt, dass <strong>im</strong> eigenen Kopf <strong>im</strong>mer die Befürchtung<br />

da ist, der andere könnte meinen, dass ich etwas gesagt<br />

habe, was ich lieber nicht gesagt hätte. Das führt zu einer zirkulären<br />

Kommunikation, die das Reg<strong>im</strong>e letztendlich stützt.<br />

Das ist wie einen Pudding an die Wand nageln zu wollen. Diese<br />

Haltung ist unter dem politischen Druck stärker geworden.<br />

BZ: Das ist ein sehr modernes Programm.<br />

Weiland: Wie alle Weltliteratur ist das Schahnameh ein sehr<br />

modernes Buch mit selbstreflexiven Brüchen. Auch die Postmoderne<br />

ist nicht erst gestern erfunden worden.<br />

BZ: Wie schätzen Sie die Situation der Opposition ein – sofern<br />

man als Außenstehender Einblick haben kann?<br />

Weiland: Es gibt eine sehr große Kluft zwischen dem Reg<strong>im</strong>e<br />

und der Bevölkerung. Die Unzufriedenheit ist aber sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägt. Sie ist teils bildungspolitischer, teils<br />

sozialer, teils ökonomischer Art. Weil die Opposition keine<br />

Gelegenheit bekommt, ihre reformerischen Vorstellungen<br />

zu formulieren, läuft alles auf die Ja-Nein-Falle und unter<br />

Umständen auf eine harte Auseinandersetzung hinaus.<br />

BZ: Der Druck, hat man den Eindruck, wächst.<br />

Weiland: In den Gesprächen hatte ich den Eindruck, dass die<br />

Leute bei aller Verzweiflung auch froh darüber sind. Sie wissen,<br />

dass sich dieses Aufbegehren auf Dauer nicht unterdrücken<br />

lässt<br />

BZ: Welche Rolle wird die Religion <strong>im</strong> Iran in Zukunft spielen?<br />

Weiland: Wenn das Reg<strong>im</strong>e so weitermacht, gar keine mehr.<br />

BZ: Wieso?<br />

Weiland: Es gibt in der Tendenz nirgendwo mehr Ungläubige<br />

als <strong>im</strong> Iran. Wer Religion instrumentalisiert und ideologisiert,<br />

schürt den Widerstand dagegen. Das jetzige technokratische<br />

Reg<strong>im</strong>e sucht ja auch die Abkehr von Chomeinis islamischer<br />

Revolution. Die Gründerväter werden demontiert.<br />

„Nirgendwo mehr Ungläubige als <strong>im</strong> Iran“: Stephan Weiland<br />

Foto: Kunz<br />

BZ: Spielt Religion <strong>im</strong> Schahnameh eine Rolle?<br />

Weiland: Es ist ein säkulares Buch, das die Frage stellt: Wenn<br />

uns von Gott die Vernunftgegeben ist, was fangen wir damit an?<br />

Es gibt ein Wesen über uns, aber wir haben die Verantwortung<br />

und die Freiheit, unser Leben zu gestalten. Das ist mit Tragik,<br />

Scheitern und Vergeblichkeit verbunden. Aber das ist der<br />

Auftrag.


Kulturjoker · Februar 2010


Freiburg aktuell · Februar 2010


Der Sonntag · 14. Februar 2010


Badische Zeitung · Kultur · Montag, den 1. März 2010


quds · Montag, den 18. Januar 2010<br />

<strong>Presse</strong>st<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Iran


http://www.louh.com · Samstag, 23.01.2010<br />

Eine Kritik zu „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“<br />

Übersetzung Ali Reza Morshed<br />

Die Umsetzung von Firdousis Schahnameh, ein iranisches<br />

Werk mit Weltgeltung, für die Bühne ist ein schwieriges<br />

Unterfangen, das trotz den Bemühungen von vielen bedeutenden<br />

<strong>Theater</strong>schaffenden des Landes, leider weder in dramaturgischer<br />

noch in szenischer Hinsicht von besonderem Erfolg<br />

gekrönt gewesen war. Dieses Mal hat eine iranisch-deutsche<br />

Gruppe von Künstlern ihr Glück bei der szenischen Umsetzung<br />

dieses unsterblichen Werkes versucht. Das deutsche <strong>Theater</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Marienbad</strong>, das zuvor schon mehrere Inszenierungen für das<br />

iranische Publikum aufgeführt hat, ist vom DAC eingeladen<br />

worden, zusammen mit einer Gruppe von iranischen Künstlern<br />

das Schahnahmeh für die Bühne zu adaptieren. „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s<br />

letzte Feder“ ist in der Form des Stücks <strong>im</strong> Stück inszeniert<br />

und ist eine Adaption der Geschichten von Rostam und Sohrab,<br />

Siawosch, Bijan und Manije und Rostam und Esfandiyar, die<br />

miteinander verbunden werden durch die Geschichte von Zal<br />

und <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>. Zal, der wegen seiner weißen Haare ausgesetzt<br />

worden ist, wird von <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> groß gezogen und reist mit Hilfe<br />

dieses mythischen Vogels in seine Zukunft, wo er seine Kinder<br />

mit den Federn der <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> rettet.<br />

Die Leistung des Regisseurs und der Gruppe kann man <strong>im</strong><br />

Wesentlichen in folgenden Punkten sehen:<br />

1. Verkürzung und Verdichtung der Geschichte, wodurch eine<br />

längere Nacherzählung vermieden wird.<br />

2. Wahl der Form des Spiels <strong>im</strong> Spiel, was den Schauspielern<br />

die Gelegenheit zur Improvisation eröffnet und ihnen zugleich<br />

ermöglicht, <strong>im</strong>mer wieder aus ihren Rollen als Rostam, Zal,<br />

Sohrab... herauszutreten und dadurch einen reflektionsfördernden<br />

Verfremdungseffekt zu erzielen. Und auch durch komische<br />

Einschübe, etwa indem sie sich bei Vornamen nennen,<br />

erzeugen sie eine heitere St<strong>im</strong>mung für das Publikum trotz der<br />

Tragik der nachgespielten Geschichten.<br />

3. Einsatz einer Handkamera und die Projektion wichtiger<br />

Szenen des Spiels auf die Rückwand. Ebenso die Einblendung<br />

der auf der Bühne gesprochenen Texte in Übersetzung.<br />

4. Verwendung von ganz einfachen Mitteln für die szenische<br />

Darstellung von Situationen. So verwandelt der Regisseur mittels<br />

vier langer Stöcke die Figuren von Rostam und Sohrab in<br />

Puppen, die von den anderen Spielern geführt werden und so<br />

ihre Abhängigkeit von ihrer Umgebung sowie launischen Stolz<br />

und Egoismen plastisch zur Schau stellen.<br />

Und <strong>im</strong> Hinblick auf die Handlung kann man vor allem die<br />

gelungene Reihenfolge der einzelnen Szenen und Episoden<br />

hervorheben. Mit dem Eintritt der Schauspieler zu Beginn des<br />

Stücks, begegnen wir Charakteren, die nach einem Anfang für<br />

die Geschichte von Zal suchen... Und dieser weißhaarige Mann<br />

aus dem Schahnameh reist voller Hoffnung und in Begleitung<br />

seiner Amme/Beschützerin/Lehrmeisterin (<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>) in<br />

die Zukunft, wo er zuerst auf Rostam und Sohrab trifft. Alle<br />

Schauspieler versuchen, das traurige Ende der Geschichte abzuwenden,<br />

eine von <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s Federn wird verbrannt, aber<br />

gegen den Willen Zals geschieht, was nicht geschehen darf, und<br />

Sohrab wird von Rostam getötet. Zal, der über das Schicksal<br />

seiner Söhne lamentiert, betritt die Geschichte von Siawosch<br />

und ist zunächst froh, dass dieser seine Feuerprobe heil und<br />

erhobenen Hauptes übersteht – bis ihm <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> die Botschaft<br />

vom vorzeitigen Untergang Siawoschs infolge von Intrigen<br />

überbringt. Müde und betrübt fällt Zal in den Schlaf. Er träumt<br />

von Wildebern, die ihn angreifen. Und so beginnt die Geschichte<br />

von Bijan und Manije. Die Geschichte von der Tapferkeit Bijans,<br />

seinem Sieg über die Wildeber und wie er sein Herz an Manije<br />

verliert, die ihn eingesperrt <strong>im</strong> Brunnen wiederfindet. Zal verbrennt<br />

wieder eine Feder und rettet Bijan. <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> warnt ihn,<br />

dass sie nur noch eine Feder vom Tode entfernt sei. Aber es gibt<br />

noch eine Geschichte, und zwar die von Rostam und Esfandiar,<br />

in der Rostam <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s Feder über Esfandiars Augen reibt,<br />

wodurch <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> augenblicklich stirbt. Doch Sekunden später<br />

steht <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> wieder auf und verkündet: “<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> stirbt doch<br />

nicht. Ich sterbe, und werde wiedergeboren. Aber diesmal werde<br />

ich nicht mehr Zals <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> sein.“<br />

Das Stück „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“ zeigt, dass <strong>Theater</strong> nur durch<br />

Kreativität und Übung zustande kommt und dass sprachliche<br />

und geografische Barrieren Menschen nicht davon abhalten<br />

können, eine tiefe seelische und geistige Kommunikation und<br />

Verbindung überall auf der Welt einzugehen.<br />

Behnood Behlooli


Hamshahri · Samstag, 23.01.2010<br />

Ein gemeinsames Kapitel zweier Kulturen<br />

Übersetzung Ali Reza Morshed<br />

Ohne Zweifel ist Firdousis Schahnameh eines der größten<br />

Werke der Weltliteratur, das bis heute in viele Sprachen übersetzt<br />

worden ist, und zahlreich ist die Zahl der Nichtiraner, die<br />

sich bei weitem besser darin auskennen als manch Iraner.<br />

Vielleicht ist also dies der Grund, warum der deutsche<br />

Regisseur Stephan Weiland und das <strong>Theater</strong> <strong>im</strong> <strong>Marienbad</strong><br />

als Grundlage für eine gemeinsame Produktion mit dem Iran<br />

Firdousis Schahnameh gewählt haben.<br />

Eine einfache Untersuchung der persischen und der deutschen<br />

Kultur und Literatur, und insbesondere ein kurzer Vergleich<br />

der persischen Epik mit der europäischen wird schnell die<br />

vielen Gemeinsamkeiten zutage bringen, die, obgleich nicht<br />

<strong>im</strong>mer augenscheinlich, so doch zweifelsohne hinreichend<br />

ausgeprägt sind, um als ein gemeinsames Kapitel oder als gemeinsame<br />

Elemente dergestalt nebeneinander gestellt werden<br />

können, dass das Ergebnis einer Umsetzung für die Bühne sowohl<br />

die iranischen als auch die deutschen Zuschauer in ihrer<br />

jeweiligen kulturellen Identifikation anspricht und ihnen auch<br />

vertraut erscheint.<br />

Als gemeinsame Elemente der beiden Kulturen könnte man<br />

vielleicht zuvorderst die Mystik und Vernunftorientierung ansehen,<br />

die gerade auch für Firdousi eine wesentliche Rolle be<strong>im</strong><br />

Verfassen des Schahnameh gespielt haben und nun auch <strong>im</strong><br />

Stück „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“ als Hauptmotive wiederzufinden<br />

sind. In Wahrheit bilden die unterschiedlichen kulturellen<br />

Einstellungen zur Rolle der Vernunft eine Herausforderung<br />

und Chance für den Regisseur, um in seiner Inszenierung die<br />

orientalische Mystik mit dem europäischen Rationalismus zu<br />

vereinigen.<br />

In der Inszenierung von „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“ ist Stephan<br />

Weiland sehr bemüht gewesen, Firdousis Weltsicht und<br />

Anschauungen möglichst treu zu sein, und doch hat er es<br />

nie geschafft, auf die Elemente der Verfremdung und des<br />

Rationalismus, denen die meisten deutschen Regisseure anhängen,<br />

<strong>im</strong> erforderlichen Maße Abstand zu verzichten, um<br />

dadurch dem epischen Charakter des Stoffes gerechter zu<br />

werden.<br />

Der Verzicht auf eine (Nach)Erzählung der Geschichten in ihrer<br />

klassischen Form bildet das methodische Hauptmerkmal<br />

in Weilands Inszenierung des Schahnameh-Stoffes. Stattdessen<br />

wählt er eine modern anmutende, lineare Erzählweise.<br />

Dies obwohl die meisten der behandelten Episoden über eine<br />

nichtlineare, ja vielmehr zirkuläre Handlungsstruktur verfügen,<br />

die den einleitenden Anfang einer Episode mit deren Ende<br />

verknüpft und so einen logisch geordneten, kreisförmigen<br />

Erzählstrang formt.<br />

Um aber seine eigene, moderne Sicht auf die Geschichten<br />

durchzusetzen und die szenischen Effekte seiner Inszenierung<br />

zu steigern, setzt Weiland eine Handkamera ein, mit der er das<br />

Bühnengeschehen gleichzeitig auf die Rückwand einblenden<br />

lässt. So führt er eine vierte Ebene und D<strong>im</strong>ension ein, mit der er<br />

die dramaturgischen Schwächen des Stücks auszugleichen versucht.<br />

Denn zweifellos liegt die größte Schwäche von „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s<br />

letzte Feder“ in seiner Dramaturgie und <strong>im</strong> Unvermögen des<br />

Regisseurs wie des Dramaturgen, die dramatischen Elemente<br />

und Vorzüge der Geschichten des Schahnameh und der <strong>im</strong><br />

Stück vorkommenden Figuren herauszuarbeiten.<br />

Das Schahnameh verfügt für sich und in seiner klassischen<br />

Form über zahllose dramatische Elemente, die dem Blick des<br />

Regisseurs entgangen sind, so dass die Sprache und Handlung<br />

des Stücks <strong>im</strong> besten Falle steril daher kommt und alle ästhetischen<br />

Momente der Geschichten, wie sie unverkennbar <strong>im</strong><br />

Schahnameh vorhanden sind, verborgen und an der Oberfläche<br />

verbleiben.<br />

Ebenso beeinflusst die mangelnde Kommunikation zwischen<br />

den iranischen und deutschen Schauspielern auf der Bühne, deren<br />

Hauptgrund <strong>im</strong> Nichtverstehen der anderen Sprache liegt,<br />

die Qualität des Stücks. Da das Zusammenspiel der Schauspieler<br />

nicht das nötige Maß an Harmonie erreicht, um die Spannung<br />

auf der Bühne über die gesamte Dauer der Vorstellung auf die<br />

Zuschauer zu übertragen, leidet die Inszenierung auch an einer<br />

zunehmenden Distanz von Bühne und Publikum.<br />

Mehrdad Abolghassemi


Jam-e Jam · Donnerstag, 28.01.2010<br />

Das Schahnameh ohne Leben<br />

Übersetzung Alireza Morshed<br />

Die Schauspieler des Stücks entschließen sich nach Gesprächen<br />

über das Leben, die Liebe, den Tod..., mit Zals Geburt zu beginnen.<br />

In Wahrheit stellt Stephan Weiland vor dem eigentlichen<br />

Beginn der Erzählung dem Publikum die acht Charaktere des<br />

Stücks vor, um aus der Traumwelt dieser Charaktere in die<br />

Geschichten des Schahnameh einzutreten.<br />

Die übergroße Präsenz des Todes<br />

Nachdem der Boden für den Eintritt der Schauspieler in das<br />

Stück bereitet ist, fängt die Erzählung der Geschichten des<br />

Schahnameh mit der Einführung eines Zentralthemas an. Ein<br />

Mann (Zal) will in die Zukunft reisen, um eine bessere Welt<br />

für sich und seine Söhne zu schaffen, aber er begegnet bloß<br />

Schädeln und Blut.<br />

Krieg und Tod ist alles, was einzig in Weilands Adaption des<br />

Schahnamheh präsent ist. Die Inszenierung dieses deutschen<br />

Regisseurs ist trotz der Mitarbeit von iranischen Künstlern allein<br />

eine Geschichte über Tod, Blut und Wahn.<br />

Obwohl das Schahnameh von Irans Kampf mit den Feinden<br />

Irans handelt, ist es doch übervoll von antikriegerischen<br />

Motiven und Themen: Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und<br />

Anstand, Respekt und Größe, Freundschaft und Treue...<br />

All dies sind Hauptthemen des Schahnameh. Aber Stephan<br />

Weiland und seine iranisch-deutsche Gruppe haben einzig den<br />

Tod aus dem Schahnameh ausgesucht, um ihn uns vorzuführen.<br />

Warum?<br />

Als ich vor der Vorstellung Herrn Weiland über seine Vertrautheit<br />

mit dem Schahnameh befragte, antwortete er: „Wir haben<br />

uns lange und oft mit dem Schahnameh beschäftigt. Wir haben<br />

es gelesen und unser größtes Interesse war es, zu einem neuen<br />

Blick auf die Geschichten zu gelangen.“ Und auf die Frage, was<br />

er dem iranischem Publikum bringe, sagte er: „Die iranischen<br />

Zuschauer kennen die Geschichten des Schahnameh bloß in<br />

ihren groben Zügen.“<br />

Ein oberflächlicher Blick<br />

Aber welcher Blick könnte oberflächlicher und verallgemeinernder<br />

sein, als <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> allein zur Verkünderin des<br />

Todes zu machen, Rostam zum Helden der Gewalt und des<br />

Blutvergießens, Siawosch allein zur Beute einer Intrige und<br />

Esfandiar zum Opfer der Ränke seines Vaters? Stephan Weiland<br />

hat ein Epos zur Bearbeitung ausgewählt, das wie jedes andere<br />

vergleichbare Werk, wie die Ilias, Odyssee, Gilgamesch... vom<br />

Leben handelt, und wo Leben ist, das ist auch der Tod. Aber<br />

Weilands eigentümlicher Blick und der seines iranisch-deutschen<br />

Teams hat das Leben aus dem Schahnameh beseitigt und<br />

allein den Tod zusammen mit Schädeln, Blut und Verbrechen<br />

auf die Bühne gebracht.<br />

Schon als ich zum ersten Mal vom Plan einer iranisch-deutschen<br />

Koproduktion erfuhr, hatte ich meine Bedenken <strong>im</strong><br />

Hinblick auf die westliche Sicht des Regisseurs auf die orientalischen<br />

Geschichten dieses iranischen Epos, und meine<br />

größte Sorge war, dass die Grundlagen und Inhalte des iranischen<br />

Geistes und der orientalischen Mentalität sich mit<br />

dem westlichen Blick und Maßstab Weilands nicht zu einem<br />

gemeinsamen, klaren und sinnvollen Ziel werden vereinbaren<br />

lassen. Mit anderen Worten habe ich mir Sorgen gemacht, dass<br />

die Deutschen die Geschichten des Schahnameh nicht so, wie<br />

sie (gemeint) sind, werden verstehen (können). Ich wusste<br />

zwar, dass seit etwa Beginn des 18. Jahrhunderts viele deutsche<br />

Dichter und Literaten mit Firdousi und seinem unsterblichen<br />

Werk bekannt waren. Aber es war abzusehen, dass das<br />

Schahnameh in einem kurzen Zeitraum und vielleicht ohne<br />

einen Experten, nicht, wie es ihm gebührt, verstanden werden<br />

wird.<br />

Leider fehlen <strong>im</strong> Stück nicht nur Siawoschs Reinheit und<br />

Aufrichtigkeit, Esfandiars moralische Zweifel, Manijes Liebe<br />

und Mut, Rostams Heldentum und wohl noch viele andere charakterliche<br />

Eigenschaften der Figuren aus dem Schahnameh;<br />

ja all diese guten Eigenschaften sind gar ersetzt worden durch<br />

Tod, Blut, Schädel und Wahnsinn. So wird z.B. nirgends in der<br />

Episode von Bijan und Manije darauf hingewiesen, dass Bijan<br />

zur Rettung eines benachbarten und verbündeten Landes in<br />

den Kampf mit den Wildebern zieht; sondern das Blutvergießen<br />

ist alles, was berichtet wird.


Rostam, der sein ganzes Leben für sein Land gekämpft hat und<br />

der Held und Beschützer von Recht, Wahrheit und Gerechtigkeit<br />

ist, erscheint in Weilands Stück als ein Frauenheld, der womöglich<br />

Tausende von Sohrabs mit Tausenden von Tahmines überall<br />

und in jeder Stadt gezeugt hat. Dabei werden Rostam und<br />

Sohrab, deren trauriges Schicksal die Augen von uns Iranern<br />

schon so viele Male mit Tränen gefüllt hat, in dem iranischdeutschen<br />

Stück als zwei dümmliche Krieger präsentiert, die,<br />

obwohl sie mehrmals einander vorgestellt werden, sich trotzdem<br />

nicht erkennen und... Der Blick der deutschen Künstler<br />

und – noch interessanter – ihrer iranischen Berater und<br />

Kollegen richtet sich bloß auf den Tod und den Wahn(sinn).<br />

Wird aber Siegfried, dessen Geschichte mit Esfandiar vergleichbar<br />

ist, ebenso nur mit dem Tod und Wahnsinn in Verbindung<br />

gebracht? Kann man denn Shakespeare einen Boten des Todes<br />

und des Untergangs nennen, nur weil seine Helden in Hamlet,<br />

Macbeth, König Lear... am Ende sterben? Wie kann es sein,<br />

dass Hamlets Zweifel und Zaudern, die Welt der Interpreten<br />

in Europa so in Wallung bringt, während Esfandiars Skrupel<br />

bei seiner Wahl zugunsten der staatlichen Gesetze und gegen<br />

die menschlichen Normen, die Antigones Konflikt zwischen<br />

den göttlichen Gesetzen und dem staatlichen Gebot entspricht,<br />

bloß dem Wahnsinn eines unverwundbaren Iraniers zugeschrieben<br />

werden? Und wo nur <strong>im</strong> Schahnameh und in der<br />

persischen Literatur und iranischen Kultur ist <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> die<br />

Botin des Todes?<br />

Stephans Weilands Stück verfügt gleichwohl über eine gute<br />

Struktur und Rahmenhandlung für die Erzählung der einzelnen<br />

Episoden, und kann wenigstens in dieser Hinsicht,<br />

dass eine übergreifende Erzähllinie mit einem Zentralthema<br />

(dem Tod!) gewählt wurde, als Vorbild dienen. Ja, auch Zals<br />

innerer und dramatischer Widerstreit mit den Themen des<br />

Todes und des Krieges kann als eine passende Option für die<br />

Dramatisierung der Erzählungen des Schahnameh betrachtet<br />

werden. Aber die inhaltliche Auseinandersetzung und die<br />

gewählte Perspektive der iranisch-deutschen Gruppe rechtfertigt<br />

und erklärt sich durch welche kulturelle, geistige oder<br />

geschichtliche Wirklichkeit?<br />

Willens-/Entscheidungsfreiheit/Entschlossenheit<br />

anstelle von Schicksal<br />

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn einer der Künstler<br />

oder Berater Stephan Weiland daran erinnert hätte, die Rolle<br />

des Schicksals nicht mit der iranischen (Willens-) Freiheit/<br />

Entschlossenheit zu verwechseln. Denn leider ist trotz aller<br />

formalen Vorzüge von Stephan Weilands Inszenierung sein<br />

Blick auf die Geschichten dieses iranischen Werkes ein oberflächlicher,<br />

verallgemeinernder und voreiliger. Der Tod bildet<br />

in allen Dramen und Geschichten den Gegenpol zum Leben. Es<br />

ist nicht fair, diesen einen Pol aus dem Gefüge der Erzählungen<br />

eines Nationalepos herauszulösen, um ihn zugleich auf das<br />

ganze Werk zu erstrecken und verallgemeinernd auf die<br />

Geschichte und Kultur eines Volkes zu beziehen.<br />

Kann sein, dass, wenn die Künstler dieser Gruppe auch nur<br />

einmal das Schahnameh vom Anfang bis zum Ende gelesen<br />

hätten, sie auf zahlreiche Verse wie diese gestoßen wären:<br />

Die Menschen richten ihre Augen gierig auf das Mehr<br />

Und vom Weniger erleidet ihr Herz Schmerz und Wut<br />

Weder jenes bleibt erhalten noch dieses andere<br />

So wähle auf der Welt nur das Erfreuliche<br />

Oder anderswo auf Verse wie diesen:<br />

Also antwortete er, dass auf der Welt<br />

Sollen sich unser erfreuen Reiche und Arme zugleich<br />

Aber wie schade, dass in der gemeinsamen Produktion der<br />

Vertreter aus Iran und Deutschland kein heller Lichtblick auftaucht,<br />

und Gerechtigkeit, Frieden, Freundschaft, Lebensfreude,<br />

Vernunft und Wissen... allesamt vom Tod, Blut und Wahnsinn<br />

verdrängt werden.<br />

Mehdi Nassiri


Resalat-news.com · Januar 2010<br />

Wo ist Ferdousi?<br />

Übersetzung von Shabnam Koshdel und Karolin Nedelmann<br />

Wo ist Ferdousi, um zu sehen, was Deutsche und Iraner<br />

– Fremde <strong>im</strong> eigenen Land – mit seinem Schahnameh gemacht<br />

haben? Mit Rostam, Sohrab, Zal, Bijan? Sie haben das<br />

Schahnameh zerstört, wie die Mongolen Iran zerstört haben.<br />

Wer hat diesen Leuten die Erlaubnis gegeben, so mit Ferdousi<br />

und seinem Schahnameh, auf das Iran stolz ist, umzugehen?<br />

Diese Performance ist verletzend. Wer kam auf die Idee, eine<br />

solch verletzende und schwachsinnige Performance zu machen?<br />

Welche Zensoren haben sie gesehen? Wie ist es möglich,<br />

dass sie den Text nicht gelesen haben und auch das Stück nicht<br />

gesehen haben und trotzdem die Erlaubnis dazu gegeben haben.<br />

Und wenn sie es gesehen haben, waren sie dann nicht gebildet<br />

genug, um all das Negative daran zu sehen? Die Zensoren,<br />

vielleicht sollten wir sie auswechseln?<br />

Was ist so wichtig an dieser Koproduktion, dass wir ihr in<br />

der letzten Woche vor dem Fadjr-Festival die große Bühne<br />

<strong>im</strong> Stadttheater zur Verfügung stellen und dieses Stück zur<br />

Festival-Eröffnung zeigen? So viel Beleidigung, so viel falsches<br />

Verständnis, so viel Sich-lustig-Machen, so viele Fehler. Wie<br />

ist das möglich? Wem soll ich meinen Schmerz erzählen, der<br />

vom Fleisch in die Knochen dringt. Ihr verbrennt nicht nur die<br />

Federn der <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>, sondern das ganze Schahnameh und die<br />

Existenz von <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>. Was hat der künstlerische Berater getan,<br />

den man nach Deutschland geschickt und bezahlt hat, dass wir<br />

jetzt diese Katastrophe auf der Bühne sehen müssen? Auf dem<br />

Festival, auf der Hauptbühne? Sie beleidigt unsere Existenz,<br />

unsere nationalen und religiösen Wurzeln. Sie trampelt darauf<br />

herum. Und niemand reagiert! Sie klatschen sogar. Wie viel<br />

hat man für diese Beleidigungen bezahlt. Es sind öffentliche<br />

Gelder, mit denen dieses Projekt finanziert wurde. Dieses Geld<br />

gehört den Menschen, dem Volk. Der große des Epos, sie haben<br />

sich lustig gemacht über den größten Dichter und das größte<br />

Epos. Und dann schreiben sie: „nach Ferdousis Schahnameh“.<br />

Welcher Ferdousi? Welches Schahnameh? Wir kennen diesen<br />

Ferdousi und dieses Schahnameh nicht, das ihr auf der Bühne<br />

zeigt! Eure Interpretation ist nicht richtig. Ihr habt das gemacht,<br />

was euer kleines Gehirn euch gesagt hat. Und wieder<br />

trampelt ihr auf uns herum. Dieses „soft movement“ benutzt<br />

jetzt unsere Mythen.<br />

Ferdousi ist in erster Linie ein Moslem, dann ein Dichter.<br />

Sein Leben zeigt seine tiefe Gläubigkeit. Und dieser Glaube<br />

prägt auch das Schahnameh. Die meisten Helden aus dem<br />

Schahnameh kommen aus dem Koran. Siyawosch ist wie<br />

Abraham, der durchs Feuer geht. Siyawosch ist wie Josef, der<br />

gegen sein eigenes Begehren kämpft. Es hat „nein“ zu Sudabeh<br />

gesagt, hat er nicht? Und er ist wie Hussein, ungerecht behandelt<br />

und unterdrückt und schließlich geköpft. Rostam und<br />

seine Eigenschaften, sein Heldentum, sein Mut gleichen Ali.<br />

Zal, mit seinen weißen Haaren, ist wie Loghman Hak<strong>im</strong>. Die<br />

sieben Abendteuer Rostams sind wie die sieben Stationen auf<br />

dem Weg zu Gott. <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> ist ein Symbol für Gabriel. Versteht<br />

ihr wirklich, was die Federn der <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> bedeuten? Sind wir<br />

Perser wirklich so, wie ihr uns zeigt: blutrünstig? Bijan kommt<br />

nicht nach Armenien, um Blut zu vergießen, die Armenier selbst<br />

haben ihn gerufen, damit er ihnen hilft, gegen die Wildeber<br />

zu kämpfen. Bijan ist ein Altruist. Wer kann behaupten, dass<br />

Rostam, Zal und Sohrab usw. nur kämpfen? Das Schahnameh<br />

erzählt nicht vom Krieg, sondern vom Frieden. Die Kriege<br />

werden gegen die Dämonen und die Feinde der Menschheit<br />

und der Humanität geführt. Ich wünschte, ihr könntet das<br />

Schahnameh lesen und dann inszenieren. Liebe Freunde, liebe<br />

Künstler, das Schahnameh ist epische Literatur, die nicht nur<br />

eine Oberfläche, sondern auch eine tiefe Bedeutung hat! Man<br />

sollte Iraner sein, um das Schahnameh zu verstehen.<br />

Ihr zeigt die Iraner und das Schahnameh als blutrünstig. Ihr<br />

wollt uns erzählen, dass wir ständig Leute töten wollen und den<br />

Geruch von Blut lieben? Ihr wollt uns lehren, das Schahnameh<br />

zu interpretieren? Wer hat euch das erlaubt? Gestattet ihr uns<br />

das auch mit euren Mythen? Vielleicht ist Siegfried so? Vergleicht<br />

ihr euch mit uns? Ihr vergleicht das Unvergleichliche. Siegfried<br />

ist viel blutrünstiger. Bei euch tötet Rostam seinen Sohn, obwohl<br />

sie sich erkennen. In der Tragödie ist das Schicksal wichtig<br />

für die Helden: Sie bezahlen für das, was sie getan haben.<br />

Das ist der wichtigste Punkt <strong>im</strong> Schahnameh.<br />

Ihr zeigt, dass Siyawosch in Sudabeh verliebt ist, aber keine<br />

Möglichkeit für ihre gemeinsame Liebe findet. Aber Siyawosch<br />

ist rein, Gott hilft ihm, das Feuer zu überleben, er ist unschuldig.<br />

Bijan hat einen Fehler gemacht, deshalb wird er in den<br />

Brunnen gesperrt. Seine Sünde bringt ihn in den Brunnen.<br />

Er dringt in fremdes Land ein und verletzt die Int<strong>im</strong>ität, die<br />

Privatsphäre eines sehr schönen Mädchens. Im Brunnen hat<br />

er genug Zeit über das nachzudenken, was er falsch gemacht<br />

hat, er läutert sich und seine Liebe wird rein. Auf der Bühne<br />

sehen wir zwei Sohrabs, einer ist wütend und will töten, der


andere ist friedlich, ruhig und traurig. Der Iraner spielt den<br />

bösen Sohrab. Ist das nicht interessant. Mit Rostam ist es dasselbe.<br />

<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> ist behindert, sie geht auf Krücken. Sie ist gemein<br />

und blutrünstig. Zal auch. Er will auch Blut vergießen. Er<br />

sagt zu Rostam: Töte Esfandiyar. Aber wir wissen, dass Rostam<br />

Esfandiyar geraten hat, nicht mit ihm zu kämpfen, und Rostam<br />

hat ihm gesagt, dass er mit ihm kommt, aber nicht mit gefesselten<br />

Händen, weil Iran nicht gefesselt werden kann und darf.<br />

Iran kann nicht aufgeben. Rostam tötet seinen eigenen Sohn,<br />

weil er Esfandiyar getötet hat. <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> hat Rostam das vor seinem<br />

Kampf mit Esfandiyar gesagt, Zal auch. Alles, was Rostam<br />

getan hat, hat er für Iran und die Iraner getan, nicht für sich<br />

selbst. Ihr habt vier Geschichten aus dem Schahnameh ausgesucht,<br />

die sehr berühmt sind, ihr habt sie verändert, verfälscht<br />

und verzerrt; das ist eine nationale Katastrophe. Ist das nicht<br />

ein Angriff auf unsere Kultur? Dieses Stück macht einen wütend,<br />

es bringt dein Blut zum Kochen.<br />

Auch die Spielweise und Ästhetik auf der Bühne sind nichts<br />

Neues. Attila Pessiyani hat auch mit der Kamera auf der Bühne<br />

gearbeitet. Auch der Anfang des Stücks ist nichtssagend. Ein<br />

Schauspieler versucht sich die Hände zu reinigen, ohne dass sie<br />

sauber werden. Dieser Schauspieler spielt dann später Rostam.<br />

Das ist ein Zitat aus Macbeth, und soll bedeuten, dass auch<br />

Rostams Hände blutbesudelt sind. Die Totenköpfe, mit denen<br />

das Stück beginnt, sind ein Zitat aus Hamlet, das bedeutet, dass<br />

alle Iraner an Gemetzel denken. Eine Frau spielt Schach. Die<br />

Figur des Königs bedeutet, dass die Iraner <strong>im</strong>mer Krieg führen<br />

wollen, weil es auf dem Schachbrett <strong>im</strong>mer einen Kampf gibt.<br />

Sogar Esfandiyar wird von einem deutschen Schauspieler gespielt.<br />

Eine deutsche Schauspielerin ruft während des Stücks<br />

in Deutschland an, sie wird <strong>im</strong>mer verwirrter und erzählt von<br />

dem Stück, in dem sie spielt. In ihrem letzten Telefongespräch<br />

erzählt sie von dem Hass und den schlechten Gefühlen, die sie<br />

dem Stück gegenüber empfindet. Sie erzählt von einem mythischen<br />

Vogel und von Blut, das <strong>im</strong>mer da ist. Am Ende des<br />

Stücks sagt Zal zu <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>: Ich sterbe nicht, ich werde wiedergeboren,<br />

aber ich werde nicht mehr für dich da sein. Weil<br />

du sehr blutrünstig bist. Der Blutvergießer Zal, der du bist. Am<br />

ende des Stücks wird die Feder der <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> gezeigt: Sie ist zur<br />

Hälfte rot, ein Symbol für das Blutvergießen.<br />

Ihr Verantwortlichen <strong>im</strong> Dramatic Art Center, die Herren der<br />

internationalen Abteilung, was soll ich zu euch sagen? Wie<br />

konnten sie zulassen, dass ein solches Stück inszeniert wird?<br />

Wie konnten sie diese schlechten Entscheidungen treffen?<br />

Das ist der Anfang eines großen Angriffs auf unsere Kultur,<br />

Tradition, Existenz, unseren Glauben und unsere Religion.<br />

Wir sollten darüber nachdenken. Wir sollten verhindern, dass<br />

Leute so etwas machen.<br />

Alle deutschen und persischen Beteiligten dieses Projekts, die<br />

ihr jetzt Freunde seid, vergesst nicht das Gedicht von Saadi, das<br />

davon erzählt, dass alle Menschen Teile eines Körpers sind:<br />

Wenn ein Körperteil Schmerzen hat, haben auch die anderen<br />

Teile Schmerzen. Bitte erzählt euren deutschen Freunden von<br />

dem Namen dieses Dichters. Iraner sind nicht blutdürstig,<br />

sie waren es nicht, sind es nicht und sie werden es nicht sein.<br />

Unsere Geschichte und unser Ferdousi, unser Saadi, Mulavi<br />

und unsere Religion und unser Glauben zeigen das. Kennt ihr<br />

diese Namen? Jeder, der Wissen hat, hat auch Macht. Wissen<br />

verjüngt das alte Herz. Bitte erinnert euch an die Namen dieser<br />

Dichter, und vielleicht hilft es euch dabei zu erinnern, dass<br />

hier der Iran ist, dass ihr Iraner seid und dass diese Dichter <strong>im</strong><br />

islamischen Iran groß geworden sind und dass wir stolz auf sie<br />

sind. Sie sind der Stolz Irans, sie scheinen wie eine Sonne auf<br />

unser Land und unsere Geschichte.<br />

Seyed Ali Tadayun Sadoghi


Etemad · Januar 2010<br />

Internet-Blogs <strong>im</strong> Iran<br />

Übersetzung von Alireza Morshed<br />

Es ist Fadjr-Festival, abends, wir haben uns gut angezogen, um<br />

ins Stadttheater zu gehen. Es wird gesagt, dass alles, was sichtbar<br />

ist, eine Art von Performance ist. Aus Gewohnheit gehen wir in<br />

diesen Tagen zu diesem runden Gebäude (dem Stadttheater),<br />

wir kommen zusammen, wir sind selbst eine Performance.<br />

Es gibt bei jeder <strong>Theater</strong>vorstellung zwei Stücke, ein Stück, das auf<br />

der Bühne stattfindet und ein Stück, das sich <strong>im</strong> Zuschauerraum<br />

abspielt. Aber wir, die wir <strong>im</strong> Zuschauerraum sitzen, sehen wir<br />

wirklich, was auf der Bühne passiert? Vielleicht ist uns etwas verloren<br />

gegangen, weil wir nicht realistisch sehen können, sondern<br />

<strong>im</strong>mer eine best<strong>im</strong>mte Vorstellung vom Schahnameh <strong>im</strong> Kopf<br />

haben, eine ausgeschmückte Welt.<br />

Wir, die wir auf die Bühne gucken, finden vielleicht einen<br />

Teil von uns auf der Bühne, der uns weiterbringt in unseren<br />

Gedanken und unseren Gefühlen. Manchmal ist die Bühne aber<br />

auch leer von mir, die ich zugucke. Manchmal kann ich mich und<br />

dich, die wir nebeneinander <strong>im</strong> Zuschauerraum sitzen, nicht auf<br />

der Bühne wiederfinden. Vielleicht werden wir uns dieses Mal<br />

langweilen, aber wir werden versuchen, das zu verstecken und<br />

wir werden am Ende freundlich klatschen. Damit mein Tag<br />

geschmückt wird mit der Kunst des <strong>Theater</strong>s. Vielleicht ist das,<br />

was auf der Bühne zu sehen ist, nicht so sehenswert, wie ich und<br />

die anderen Ichs. Die Seite der Zuschauer ist auch sehenswert.<br />

Unser Stück ist sehenswert und der Rede wert. Die Leute, die auf<br />

der Bühne stehen, sind unsere Zuschauer und unsere Kritiker,<br />

die mit Sprache, Aktion und Bewegung über uns sprechen und<br />

uns kritisieren. Manchmal beklagen sich die Künstler, dass die<br />

Zuschauer nicht richtig oder sehr oberflächlich zugucken. Aber<br />

vom Zuschauer aus gesehen haben die Künstler uns richtig<br />

verstanden.<br />

<strong>Theater</strong> sollte verbunden sein mit dem Herzschlag einer<br />

Gesellschaft, wenn es das nicht ist, ist es ein absurder Versuch.<br />

(...)<br />

Ich habe in einigen Zeitungen über die Performance „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s<br />

letzte Feder“ gelesen und frage mich, ob wir die gleiche<br />

Performance gesehen haben. Hätten sie es so aufführen sollen,<br />

dass Rostam seinen Vater nicht tötet? Dass Siyawosch<br />

nicht geköpft wird? Dass Bijan nicht aus dem Brunnen befreit<br />

wird? Wenn sie es so gemacht hätten, hätte der Kritiker<br />

schreiben können, dass die Iraner als sehr friedliebend und<br />

nett gezeigt worden sind. Aber was ist mit Ferdousi, der in<br />

seinem Schahnameh von all diesen Dingen erzählt? Ferdousi<br />

hatte Glück, dass der Kritiker nur in der Gegenwart nach einem<br />

Schuldigen gesucht hat.<br />

Was die Darstellung von Gewalt betrifft, gibt es in dieser<br />

Performance nur einen Moment, in dem ein roter Strich auf<br />

den Körper eines Schauspielers gemalt wird und nichts weiter,<br />

nichts. Kein Gesicht ist blutig, kein Gesicht ist durch Schminke<br />

oder Make-up verunstaltet. Wenn du meinst, dass der Geist<br />

dieser Performance brutal sei, warum hast du nicht gesehen,<br />

dass uns der Schriftsteller, Rostam und Sohrab und auch wir<br />

Zuschauer uns gegenseitig, versuchen dazu zu bringen, dass<br />

wir über diese Situationen nachdenken, wie und warum sie<br />

passieren. Meinst du nicht, die Welt, von der Ferdousi erzählt, ist<br />

eine brutale Welt? Hast du nicht diesen Moment gesehen, wenn<br />

Rostam nicht mehr mit Esfandiyar kämpfen will und ständig<br />

Frieden vorschlägt? Wenn Bijan keine Gewalt mehr will, verliebt<br />

ist und in der Gegenwart von Manijeh sein Schwert fallen<br />

lässt? All dies geschieht in diesem Spiel vor unseren Augen, mit<br />

Nachdruck.<br />

Ich will hier keine Kritik der Aufführung schreiben, ich will nur<br />

meine Position klarstellen. Ich will sagen, dass „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte<br />

Feder“ nicht mein Lieblingsstück ist, kein Stück, über das ich<br />

noch Jahre lang sprechen werde. Aber wie konnte der Kritiker<br />

all diese Sachen nicht sehen?<br />

Wir können uns die Geschichte der dramatischen Literatur <strong>im</strong><br />

Iran angucken. „Sohrabs Tötung“ von Bahram Besai handelt<br />

von der Gegenwart, auch hier wird Sohrab von seinem Vater<br />

getötet, oder soll ich Besai sagen, er soll bei dir Unterricht<br />

nehmen, wie er Ferdousi richtig zu verstehen hat, richtiges<br />

Benehmen lernen und persische Mythologie (Besai ist der wichtigster<br />

Forscher zum vorislamischen Iran und zur Mythologie).


Besai erzählt die Zahak-Geschichte so, dass Zahak leidet, dass<br />

die Schlangen ein Geschwür sind, Ausdruck seines Leidens.<br />

Ferdousi zu ist nicht so einfach zu verstehen.<br />

Was du möchtest ist Naqqali. Aber auch der Naqqal<br />

sagt nicht alles, was Ferdousi gesagt hat. Auch die Erzähler in<br />

Naqqali haben eine eigene Interpretation, hast du das nicht<br />

gesehen? Woher kommt die Erwartungen an einen Autor der<br />

Gegenwart, dass er alles so sieht, wie Ferdousi es gesehen hat?<br />

Ich lese einen Tag die Zahak Geschichte, an einem anderen die<br />

Sohrab Rostam Geschichte, wie kann ich dann urteilen, dass<br />

Ferdousi brutal ist oder ich, der ich beide Geschichten nacheinander<br />

gelesen habe? Oder muss ich das Schahnameh jedes Mal<br />

vom Anfang bis zum Ende lesen, um diesen Eindruck nicht<br />

zu erwecken oder zu bekommen. Im Schahnameh werden<br />

Menschen geboren, sie sterben, Menschen werden getötet, geliebt,<br />

sie verraten und werden verraten, sie überlisten und werden<br />

überlistet, das alles kommt vor. Was sollen wir machen?<br />

Wenn jemand Opfer einer Intrige wird, sollen wir das aus dem<br />

Schahnameh streichen, damit wir und unsere Kultur freundlich<br />

und friedliebend erscheinen? Lasst uns realistisch bleiben.<br />

Auch gegenüber dem Mythos und der mythischen Welt des<br />

Schahnameh. Diese Schönfärberei, diese ausschmückende<br />

Freundlichkeit, welchen Nutzen hat das?<br />

Mehdi Mirmohammadi


http://mostafaspace.persianblog.ir/post/102, Eintrag vom 20.01.2010:<br />

Internet-Blogs <strong>im</strong> Iran<br />

Übersetzung von Alireza Morshed<br />

Ist es schon mal vorgekommen, dass ihr einhundert Minuten<br />

auf dem Boden sitzend, genau vor der Bühne, und den Kopf<br />

nach oben gestreckt ein Stück anschaut, und am Ende, wenn<br />

ihr mit eingeschlafenen Beinen und einem steifen Hals aufgestanden<br />

seid, zu euch sagt: Ich bin bereit, dieses Stück genauso<br />

noch einmal zu sehen?<br />

Ist es schon mal vorgekommen, dass ihr nach einem Stück den<br />

langen Weg vom Stadttheater nach Hause schweigend zu Fuß<br />

gehen oder einfach durch die Straßen schlendern wolltet, um<br />

jede einzelne Szene in eurem Kopf Revue passiern zu lassen?<br />

Ist es schon mal vorgekommen, dass, wenn ihr mit euren Begleitern<br />

das <strong>Theater</strong> verlässt, jeder von euch über jede Figur aus<br />

dem Stück unendlich viel zu sagen hätte und euer Gespräch nie<br />

aufhörte?<br />

Ist es schon mal vorgekommen, dass ihr eine Katharsis, von der<br />

ihr schon so oft gehört habt, am eigenem Leib erfahrt?<br />

Wenn ihr <strong>Theater</strong>interessierte seid, dann wisst ihr, dass trotz<br />

der Vielzahl an aufgeführten Stücken, ein derartiges Stück zu<br />

sehen, eine echte Seltenheit ist. „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“ war<br />

eine solche Gelegenheit.<br />

Meister Samandarian hat <strong>im</strong>mer gesagt, so lange ihr <strong>im</strong> Leben<br />

nicht durch Dick und Dünn gegangen seid und keine mystische<br />

Reise durch eure Seele gemacht habt, werdet ihr <strong>im</strong> <strong>Theater</strong><br />

nichts Großes erreichen. Dieses Stück ist das Ergebnis der mystischen<br />

Reise Mohammad Charmshirs. Und n<strong>im</strong>mt den Zuschauer<br />

mit in sehr weite und sehr nahe Gefilde. Ein Stück, das<br />

unserer Zeit entstammt, aber nicht mit der Zeit altern wird.<br />

„<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“ ist auf der Grundlage von Firdousis<br />

Schahnameh verfasst, aber nicht wie andere Adaptionen, mit<br />

Figuren verhaftet <strong>im</strong> Text der Vorlage. Die Figuren in diesem<br />

Stück sind vielmehr lebendig, sie ergreifen die Initiative und<br />

wollen das Ende des Schahnameh so, wie sie es sich wünschen,<br />

schreiben. Wäre bloß das Ende des Schahnameh nicht unabwendbar!<br />

Der Autor von „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“ hat wahrlich mit dem<br />

Schahnameh gelebt. Er kennt seine Figuren und weiß, was diese<br />

Figuren in der neuen Fassung tun werden. Mit seinen Schöpfungen<br />

richtet er sein Augenmerk exakt auf die Höhepunkte<br />

und heiklen Stellen <strong>im</strong> Schahnameh und hinterfragt dessen<br />

Wertvorstellungen.<br />

Dieses Stück verhöhnt all diejenigen, die gerne Helden sein und<br />

bleiben möchten und den Menschen Gerechtigkeit und Liebe,<br />

wovon sie keinen Sch<strong>im</strong>mer haben, schenken wollen. Ein Stück<br />

über Möchtegern- Helden und Schahs in einer Zeit, die nicht<br />

die des Schahnameh ist. Über das Töten von Sohrabs, die sich<br />

mehr nach einem zärtlichen Blick des Vaters sehnen, als nach<br />

seinem kräftigen Arm. Verzweifelte Rostams, die hinter einer<br />

heldenhaften Maske Deckung suchen. In einer Zeit, in der die<br />

Federn der <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> mehr Abnehmer finden als ihre traurige<br />

Wahrheit. Der Zeit eines Bijans, der das Märchen über die Wildeber<br />

glaubt, um sich kopfüber in Brunnen zu stürzen. Und<br />

einer Zeit, in der alles Geschichten sind und ein Spiel. Wehe du<br />

glaubst auch nur für einen Augenblick, was du siehst!<br />

Charmshir hat vor einigen Tagen in einem offenen Brief an den<br />

Kulturminister vom [aktuell zensierten] Stück „Der Tag Hosseins“<br />

erzählt und, dass dieses Stück ein Meilenstein für das<br />

iranische <strong>Theater</strong> sei. Für uns, die dieses Stück nicht gesehen<br />

haben, muss Charmshirs Urteil genügen. Aber welchen Stellenwert<br />

auch <strong>im</strong>mer „Der Tag Hosseins“ hat, um ein Meilenstein<br />

des iranischen <strong>Theater</strong>s zu sein, muss es sich mit „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s<br />

letze Feder“ messen.<br />

Dieses Stück ist so stark, dass man Seiten darüber schreiben<br />

könnte. Ich will mich hiermit begnügen.<br />

Mostafa Pourmohammadi<br />

(Student der Kultur- und Kommunikationswissenschaften)


Internet-Blogs <strong>im</strong> Iran<br />

Übersetzung von Alireza Morshed<br />

http://parshin.blogspot.com,<br />

Eintrag vom 20.01.2010<br />

Nachdem ich die Karten gekauft hatte, wurde mir klar, dass ich<br />

es mit einem andersartigen Stück zu tun habe, denn da stand<br />

weder eine Sitznummer noch die Zahl der Reihe darauf. Die<br />

Vorstellung war <strong>im</strong> Hauptsaal des Stadttheaters. Sie hatten auf<br />

der Bühne eine Tribüne für die Zuschauer aufgestellt. Ungefähr<br />

20% der Zuschauer saßen auf dem Boden. Ich hatte bis jetzt<br />

noch kein Stück von einem nichtiranischen Regisseur gesehen.<br />

Sie sind wirklich sehr intelligent, wir sind weit davon entfernt.<br />

Die Inszenierung war voller interessanter Ideen und kreativer<br />

Einfälle. Schade nur, dass sie nur für eine Woche in Iran zu sehen<br />

ist. Die restlichen Vorstellungen sind in Deutschland.<br />

http://giishniiz.blogspot.com,<br />

Eintrag vom 22.01.2010:<br />

Ich habe natürlich boykottiert, kein Ticket geholt und so. Aber<br />

weil ich eingeladen wurde und das Stück gerne sehen wollte,<br />

bin ich hingegangen. Habe jetzt keine Lust, meine Meinung<br />

aufzuschreiben. Bin müde.<br />

Der Text war schon gut. Von Charmshir eben. War insgesamt<br />

gut. Hatte <strong>im</strong> Verhältnis zur Länge etwas zu wenig Spannung.<br />

Will sagen, war zu lang halt. Aber insgesamt fand ich’s gut.<br />

http://eternaltree.persianblog.ir/post/46/,<br />

Eintrag vom 23.01.2010:<br />

Sheyda (16 Jahre alt)<br />

Am Wochenende habe ich mal richtig über die Strenge geschlagen<br />

und habe mir das Stück „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“ und den<br />

Film „Ich lebe nur zwei Mal“ angeschaut.<br />

“<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“, geschrieben von Mohammad<br />

Charmshir und inszeniert von Stephan Weiland, basiert auf<br />

den Geschichten des Schahnameh und wurde mit acht iranischen<br />

und deutschen Schauspielern (aus jedem Land jeweils<br />

vier: zwei Frauen, zwei Männern) aufgeführt. Die Schauspieler<br />

sprachen persisch und deutsch, wobei die Übersetzung der<br />

deutschen Texte mit Beamer auf den Backdrop projiziert wurde.<br />

In einer Szene wurde ganz <strong>im</strong> Dunkeln ein Dialog zwischen<br />

Kopf und Leib eingeblendet. Dazu haben die Spieler während<br />

des Stücks öfters von einer Handkamera Gebrauch gemacht,<br />

deren Bilder ebenso auf die Rückwand geworfen wurden.<br />

Die Handlung war linear, aber gebrochen, poetisch und episodisch.<br />

In jeder Szene wurde eine Episode aus dem Schahnameh<br />

nachgespielt, jeweils mit vielen interessanten Ideen und<br />

in einer schönen Umsetzung. Zal und <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>, Rostam und<br />

Sohrab, Siawosch und Sudabe, Bijan und Majie, Rostam und<br />

Esfandiar. Der Regisseur des Stücks sagt in einem Interview,<br />

das auf theater.ir veröffentlicht worden ist: „Unsere Methode ist<br />

die des <strong>Theater</strong>s als Erinnerungsarbeit. In dem Stück trifft <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong><br />

auf Zal, der von einer utopischen Welt träumt, wie er sie<br />

in seinen Erinnerungen und Hoffnungen wiederfindet. So wird<br />

die Frage aufgeworfen, wie wir unsere zukünftige Welt haben<br />

wollen, und welche Lehren ziehen wir aus der Vergangenheit,<br />

um aufbauend darauf unsere Zukunft zu gestalten.“<br />

„<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“ war ein wohlinszeniertes Stück, mit<br />

sehenswertem Spiel und hörenswerten Texten. Und einer feinen<br />

und satirischen Komik. Einem schlichten Bühnenbild,<br />

das <strong>im</strong> Dienste der Inszenierung stand. Keine Spur von Pomp<br />

und Tamtam. Und dessen Rostam war ein schmächtiger, großgewachsener<br />

Deutscher mit Brille, so ganz unähnlich den üblichen<br />

Helden.<br />

Wenn ihr „<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s letzte Feder“ noch nicht gesehen habt,<br />

hilft nur eine Reise nach Freiburg in Deutschland. Denn am<br />

Donnerstag war die letzte Vorstellung <strong>im</strong> Hauptsaal des Stadttheaters<br />

(Vielleicht wird es noch auf dem Festival aufgeführt).<br />

[...]<br />

7 Kommentare:<br />

[...]<br />

- Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal keine Lust, mir die Stücke<br />

auf dem Festival anzuschauen. Ich weiß nicht, weshalb.<br />

Oder schon.<br />

[...]<br />

- Dann sollte ich wohl nach Deutschland reisen... !<br />

- Gute Idee!


Internet-Blogs <strong>im</strong> Iran<br />

Übersetzungen von ?<br />

http://ostorlab.blogspot.com/,<br />

Eintrag vom 23.01.2010:<br />

Das hatte ich nicht erwartet. Ehrlich, das hatte ich überhaupt<br />

nicht erwartet. Dass man das Schahnameh so zeigen könnte.<br />

Aber bei Mohammad Charmshir ist so etwas nicht verwunderlich.<br />

Ein progressiver, zeitgenössischer Dramenautor, dessen<br />

Präsenz gerade nach dem Tod von Akbar Radi ein Segen ist. Ich<br />

wollte von seinem eigenwilligen und neuartigen Blick auf das<br />

Schahnameh erzählen. Um ehrlich zu sein, das hatte ich überhaupt<br />

nicht erwartet.<br />

Ich hatte erwartet, wie alle Inszenierungen, die ich bis dahin<br />

kannte, große und <strong>im</strong>posante Szenen aus dem Schahnameh zu<br />

sehen, in denen die gewaltigen St<strong>im</strong>men der Spieler den Glanz<br />

des antiken Persien und der mythischen Welt wiederzuspiegeln<br />

versuchen... Ach, vergiss diese alte Leier!<br />

8 Schauspieler, 4 deutsche und 4 iranische, jede/r jeweils ausgestattet<br />

mit einem Gegenpart. Eine junge Frau, ein junger Mann,<br />

eine Dame und ein Herr, alle mal 2. Wer diese 8 Personen sind<br />

und was sie hier tun, war nicht klar. Zum Beispiel, warum sie<br />

in jeder neuen Szene eine Episode aus dem Schahnahmeh<br />

nachspielen wollen. Als ob sie keine andere Wahl hätten. Keine<br />

Ausflucht. Also fingen sie mit der Geschichte von Zal an. Dann<br />

Rostam und Sohrab. Ich fragte mich schon, welchem Gedanken<br />

diese Art der Aufführung entsprang. Ich hatte keine Antwort,<br />

bis in der Kampfesszene von Rostam und Sohrab ein Streit<br />

zwischen den Schauspielern ausbrach. Der eine sagte: „Sagt<br />

ihm doch, dass dieser sein Vater ist! Lasst diese Geschichte<br />

nicht so traurig enden!“ Der andere sagte: „Nein, das darf man<br />

ihm nicht sagen.“ Eine beschwerte sich: Die Geschichten hier<br />

enden alle mit dem Tod.“ Und eine rief: „Hey Sohrab, das ist<br />

dein Vater, Rostam!“<br />

Dann umarmten sich Rostam und Sohrab. Aber die Geschichte<br />

nahm von da trotzdem ihren schlechten Lauf wieder auf.<br />

Sohrab beschwerte und beklagte sich über den Vater, und<br />

umgekehrt. Wegen der Trennung, der Untreue und der Sorglosigkeit.<br />

Und so zeigte es sich, dass das ursprüngliche Ende<br />

der Geschichte das richtige ist. Charmshir hat mit seiner Satire<br />

erreicht, dass ich wieder an die Richtigkeit der Komposition<br />

der Geschichten <strong>im</strong> Original glaube. Quasi als Antwort auf die<br />

Frage von Tausenden von Lesern, die sich fragen: wozu der Tod<br />

am Ende jeder Geschichte?<br />

Zum Schluss aber muss die grundlegende Frage des Stücks<br />

noch beantwortet werden. Wird mit dem Verbrennen der letzten<br />

Feder zur Rettung Rostams in seinem Kampf mit Esfandiar<br />

<strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> sterben? Hier hätte ich es lieber gesehen, wenn<br />

Charmshir und der deutsche Regisseur Stephan Weiland ihre<br />

satirische Haltung verlassen hätten, um mit gebührendem<br />

Ernst den Grund für das phoenixhafte Ende <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong>s zu erklären.<br />

Die Rückkehr der <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> in diesem Augenblick in die<br />

Gestalt der Schauspielerin (Maede Tahmasebi) war mir nicht<br />

geheuer. <strong>S<strong>im</strong>urgh</strong> stirbt für Zal, und entsteht für jemand anderen.<br />

Lobenswert war auch die Verwendung einer Handkamera, die<br />

einmalige Bilder von der Bühne auf die Leinwand projizierte.<br />

Das Spiel der 4 Deutschen war nicht zu vergleichen mit den iranischen<br />

Schauspielern. Ankdio Darash hat in der Fortsetzung<br />

seiner Solorollen für das <strong>Theater</strong> in Iran lebhafter und bühnennäher<br />

gespielt als sonst. Alles in allem also eine erfreuliche<br />

Zusammenarbeit von iranischen und deutschen <strong>Theater</strong>schaffenden!<br />

Ehsan Sharei

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