11/12 - Verein österreichischer GieÃereifachleute
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HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong> GIESSEREI-RUNDSCHAU 57 (2010)<br />
Abb. 6: Mg-Sb<br />
Phasendiagramm [8]<br />
Diskussion<br />
Die Abkühlkurven zeigen Unterschiede in der Art der Wärmefreisetzung<br />
der Proben auf. Während der eutektischen Erstarrung<br />
nimmt die Temperatur der mit Sb legierten Probe kontinuierlich<br />
ab (Abb. 2b), eine Rekaleszenz ist nicht zu beobachten.<br />
Daraus lässt sich auf einen verbesserten Keimhaushalt der<br />
mit Sb legierten Probe schließen. Dies spiegelt sich im Gefüge<br />
mit einer um 25% höheren Kugelzahl und zahlreichen Graphitkugeln<br />
mit hoher Nodularität wieder. Aufgrund ihrer glatten<br />
Oberfläche ist davon auszugehen, dass diese zu einem frühen<br />
Zeitpunkt der eutektischen Erstarrung frei in der Schmelze<br />
gewachsen sind (Abb. 4b).<br />
Untersuchungen im REM belegen, dass nicht nur MgS-haltige<br />
Partikel, sondern auch noch MgSbS-haltige Partikel als<br />
Kristallisatoren des Graphits gewirkt haben.<br />
Mg und Sb können die temperaturstabile Phase Mg 3Sb 2 bilden.<br />
Die Abb. 6 zeigt das Phasendiagramm des Systems Mg-Sb<br />
mit der Phase Mg 3Sb 2, die bis <strong>12</strong>45 °C temperaturstabil ist. Es<br />
ist zu vermuten, dass Partikel dieser Phase als Keime für den<br />
Graphit dienen und über lange Zeit in der Schmelze als Kristallisatoren<br />
wirksam sind. Dem in der Restschmelze gelösten<br />
Kohlenstoff im thermischen Zentrum eines dickwandigen<br />
Bauteils stehen diese zusätzlichen Partikel zur Verfügung. Einer<br />
Zwangserstarrung des gelösten Kohlenstoffs in Form von<br />
CHG auf Grund von Keimarmut während der eutektischen Erstarrung<br />
wird so entgegengewirkt.<br />
Zusammenfassung<br />
Die positive Wirkung geringer Mengen Sb zur Vermeidung<br />
von CHG in dickwandigen Bauteilen ist hinlänglich<br />
bekannt, die Wirkungsweise ist allerdings ungeklärt.<br />
Versuche mit hohen Zugabemengen an Sb wurden<br />
zur Beleuchtung dieser Fragestellung durchgeführt.<br />
Das Spurenelement Sb konnte in Zentren von Graphitkugeln<br />
in Zusammenhang mit Mg nachgewiesen werden.<br />
Es scheint, dass Sb und Mg temperaturstabile Keime<br />
des Typs Mg 3Sb 2 bilden und diese im Zentrum langsam<br />
erstarrender Gussteile wirksam sind. Der in der<br />
Restschmelze angereicherte Kohlenstoff findet damit genügend<br />
potentielle Keimstellen und kann als Kugelgraphit<br />
wachsen. Dafür sprechen die Auswertung der<br />
Thermoanalyse und die Untersuchungen im REM mit<br />
WDX.<br />
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44, 1992, Nr. 3, S. 95-105<br />
Kontaktadresse:<br />
TU-Clausthal, Institut für Metallurgie<br />
Abteilung Gießereitechnik, Kompetenzbereich Gusseisen<br />
D-38678 Clausthal-Zellerfeld, Robert Koch Straße 42<br />
Tel.: +49 (0)532372-2133, Fax: +49 (0)532372-3527<br />
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