11/12 - Verein österreichischer GieÃereifachleute
11/12 - Verein österreichischer GieÃereifachleute
11/12 - Verein österreichischer GieÃereifachleute
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
GIESSEREI-RUNDSCHAU 57 (2010) HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong><br />
Keimbildende Wirkung von Antimon in dickwandigem<br />
GJS zur Vermeidung von Chunky-Graphit<br />
Nucleation Effect of Antimony to avoid Chunky Grahite in thickwalled SG Iron Castings<br />
Einleitung<br />
Dipl.-Ing. Lutz Dekker,<br />
Studium des Maschinenbaus an der TU-Clausthal<br />
mit den Studienschwerpunkten Gießereitechnik<br />
und Verbrennungskraftmaschinen. Seit<br />
Oktober 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter in<br />
der Abteilung Gießereitechnik des Instituts für<br />
Metallurgie der TU Clausthal.<br />
Prof. Dr.-Ing. Babette Tonn,<br />
Professorin für Gießereitechnik an der TU<br />
Clausthal und Geschäftsführende Leiterin des<br />
Instituts für Metallurgie der TU Clausthal.<br />
Abstract<br />
In einem Versuch mit Zugabe von 0,4% Sb zu Gusseisen<br />
mit Kugelgraphit konnte Sb in Kombination mit Mg in Zentren<br />
von Graphitkugeln nachgewiesen werden. Ein auf diese<br />
Weise verbesserter Keimhaushalt erklärt die positive<br />
Wirkung des Spurenelementes Sb auf die Unterdrückung<br />
von Chunky-Graphit in dickwandigen Bauteilen.<br />
Genaue Kenntnisse über Entstehung, Wachstum und resultierende<br />
Form der Graphitausscheidung, speziell des globularen<br />
Graphits, sowie deren Beeinflussung durch chemische Elemente<br />
sind weitestgehend unbekannt und beruhen auf Erfahrung<br />
und Beobachtung von Phänomenen. Aufgrund mangelnder<br />
Kenntnisse treten bei der Herstellung dickwandiger Bauteile<br />
aus GJS häufig Entartungen des Graphits auf.<br />
Durch die lange Erstarrungszeit weicht die Form der Graphitausscheidungen<br />
gerade in dickwandigen Sphärogussstücken<br />
von der idealen Kugelform ab und die Neigung zur Bildung<br />
von Graphitentartungen wie Chunky-Graphit (CHG)<br />
nimmt zu [1, 2]. Besonders gravierend sind dabei die Abnahme<br />
der Bruchzähigkeit und die Reduzierung der Dauerfestigkeitswerte<br />
[2, 3, 4].<br />
CHG besteht aus einem stark verzweigten Graphitnetzwerk<br />
(Abb. 1) innerhalb großer eutektischer Körner. Bei hoher Vergrößerung<br />
wird eine dem Kugel- und Vermikulargraphit ähnliche<br />
radiale Substruktur des Graphits sichtbar [6].<br />
Der Bildungs- und Wachstumsmechanismus von CHG ist<br />
bis heute ungeklärt und zahlreiche Theorien dazu sind widersprüchlich.<br />
Weitestgehende Einigkeit herrscht in Punkten der<br />
Wachstumsrichtung entlang der kristallographischen C-Achse<br />
oder dem gekoppelten Wachstum von Austenit und Graphit<br />
in direktem Kontakt mit der Schmelze.<br />
Spurenelemente wie Seltene Erden, Pb, Te, Ca oder Sb waren<br />
zu ihren Wirkungen und Wechselwirkungen auf die Förderung<br />
der CHG-Bildung bzw. seine Verhinderung Gegenstand<br />
zahlreicher Untersuchungen.<br />
Die Zugabe von Sb in Gehalten von 20 ppm bis 200 ppm [2,<br />
5, 7] zur Vermeidung von CHG in dickwandigen Sphärogussteilen<br />
wird von zahlreichen Autoren beschrieben [9, 10, <strong>12</strong>].<br />
In Untersuchungen zum Mechanismus der Wirkung des Sb<br />
haben Javaid und Loper [<strong>12</strong>] Sb zusammen mit Mg und S in<br />
Graphitkugelzentren nachgewiesen.<br />
Die hier beschriebenen Versuche greifen diese Untersuchungen<br />
auf und sollen weitere Rückschlüsse auf den Wirkmechanismus<br />
des Sb auf die Unterdrückung von CHG ermöglichen.<br />
Versuchsdurchführung<br />
Die Basisschmelze, bestehend aus Roheisen, Kreislaufmaterial<br />
und Schrott wurde in einem 35 kg Mittelfrequenzinduktionshubtiegelofen<br />
erschmolzen. Zur Einstellung der gewünschten<br />
chemischen Zusammensetzung wurden FeSi 75, Graphit und<br />
technisch reines Antimon zulegiert. Um den Verbleib des Sb<br />
im Gefüge sicher zu lokalisieren, betrug die Zugabemenge<br />
0,4 Gew. %. Die chemische Zusammensetzung der Schmelze<br />
und der Mg-Vorlegierung befinden sich in Tabelle 1.<br />
Die Behandlungs- und Gießtemperaturen betrugen 1505°C<br />
bzw. 1370°C. Eine Impfung wurde nicht durchgeführt.<br />
Gegossen wurde in zwei kunstharzgebundene Sandformen.<br />
Die Probenabmaße betrugen 60 mm x 60 mm x 25 mm. Im<br />
Abb. 1: Chunky-Graphitnetzwerk in ferritischer Matrix, unten rechts<br />
ist eine bis zur Hälfte abgetragene Graphitkugel zu sehen, tiefgeätzt<br />
Tabelle 1<br />
C in Gew. % Si in Gew. % Mg in Gew. % S in Gew. % Al in Gew. % Ca in Gew. %<br />
Schmelze 3,31 2,56 0,038 0,008 0,018<br />
Mg-Vorlegierung 46,2 6,25 0,68 1,6<br />
Tabelle 1: Chemische Zusammensetzung der Mg-Vorlegierung und der Schmelze nach der Mg-Behandlung<br />
218