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Feiern und Lagern unter einem Dach - Mikado

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Beinahe jeder Gartenbesitzer will<br />

einen, doch wenn er dann da ist,<br />

platziert er ihn meist verschämt in einer<br />

Ecke: den Geräteschuppen. Meist<br />

handelt es sich dabei um billige Massenware<br />

aus Baumärkten. Die Modelle<br />

scheinen sich einen Wettbewerb<br />

um die größte Einfallslosigkeit <strong>und</strong><br />

Geschmacklosigkeit zu liefern. Oft<br />

müssen Rankpflanzen versuchen, den<br />

Anblick erträglicher zu gestalten.<br />

Aber man braucht ihn halt. Er bietet<br />

Platz für Rasenmäher, Rechen,<br />

Schubkarren <strong>und</strong> all die anderen Dinge,<br />

auf die ein Gartenbesitzer nicht<br />

verzichten kann. Doch kaum jemand<br />

Thema des Monats Sonderbauten<br />

Gartenhaus<br />

<strong>Feiern</strong> <strong>und</strong> <strong>Lagern</strong> <strong>unter</strong> <strong>einem</strong> <strong>Dach</strong><br />

Geräteschuppen sind traditionell kitschig bis hässlich. Dass sie das nicht sein<br />

müssen, beweist das Gartenhaus „Jodok“. Es ist sowohl einladender Aufenthaltsort<br />

als auch Stauraum für die üblichen Gartengeräte – <strong>und</strong> ein Schmuckstück.<br />

22 mikado 4.2011<br />

nutzt ihn darüber hinaus – als überdachten<br />

Sitzplatz etwa, um auch bei<br />

Regen inmitten des Gartens sitzen<br />

<strong>und</strong> Frischluft genießen zu können.<br />

Lieber wird für diesen Zweck dann<br />

noch ein weiteres Bauwerk errichtet:<br />

eine Pergola oder Ähnliches. Doch es<br />

geht auch anders.<br />

Von der Idee zum Serienprodukt<br />

Ein multifunktionales Gartenhaus<br />

mit hohem ästhetischen Anspruch,<br />

das war das Ziel der Architekten Clemens<br />

Nuyken, Christoph von Oefele<br />

<strong>und</strong> Jürgen Stoppel. Im Jahr 2009<br />

Ganz anders<br />

▴<br />

als üblich:<br />

das Gartenhaus<br />

„Jodok“<br />

stellten sie auf der Messe „Handwerk<br />

<strong>und</strong> Form“ im Bregenzer Wald<br />

ihr „Jodok“ vor: einen 3 x 3 m großen<br />

Pavillon, der vor allem ein überdachter<br />

Sitzplatz ist, aber auch genügend<br />

Schränke besitzt, um als<br />

Geräteschuppen zu dienen.<br />

Er besteht aus <strong>einem</strong> <strong>unter</strong>en Holzdeck<br />

– dem Boden – <strong>und</strong> <strong>einem</strong> oberen<br />

Holzdeck – dem <strong>Dach</strong>. Dazwischen<br />

sind vier kurze Wandstücke<br />

windradartig angeordnet. In ihnen<br />

befinden sich Einlauftaschen – wetterfest<br />

verleimte Dreischichtholzplatten,<br />

in denen wiederum hölzerne<br />

oder wahlweise mit Stoff bespannte


Schiebewände verschwinden. Sie lassen<br />

sich einerseits zuschieben, sodass<br />

der Pavillon komplett geschlossen<br />

<strong>und</strong> das Innere vor Wind geschützt<br />

ist. Gleichzeitig fungieren sie als Türen<br />

für dahinter liegende Schränke,<br />

die sich entsprechend <strong>einem</strong> Baukastensystem<br />

wahlweise dem Gr<strong>und</strong>modell<br />

hinzufügen lassen. Die Einlauftaschen<br />

dienen dem Pavillon zudem als<br />

aussteifende Elemente. Sie verbergen<br />

eine Vollholzstütze pro Ecke, sodass<br />

das aufgebaute Bauwerk stabil ist.<br />

Zwei Mann für den Aufbau<br />

Alle Bestandteile des 2,65 m hohen<br />

Häuschens sind fertig vorgefräst.<br />

Verb<strong>und</strong>en werden sie mithilfe von<br />

Schraubverbindungen. „Zwei Mann<br />

genügen, um es aufzubauen“, versichert<br />

von Oefele. Das <strong>unter</strong>e <strong>und</strong> das<br />

obere Deck liegen jeweils auf einer<br />

Gr<strong>und</strong>konstruktion aus Kanthölzern<br />

auf. Letzteres kragt etwas aus, sodass<br />

der aus Fichtenholz gebaute Umgang<br />

großzügig überdacht ist. „Wenn die<br />

Bretter des Umgangs nach zehn oder<br />

mehr Jahren verschlissen sind, lassen<br />

sie sich problemlos austauschen“, betont<br />

der Architekt.<br />

Vom Umgang aus lassen sich einerseits<br />

die Schränke des Pavillons<br />

bedienen. Die sind in drei Varianten<br />

erhältlich, als Modul mit integrierten<br />

Haken für die Befestigung<br />

von Rechen <strong>und</strong> Harken <strong>und</strong> dahinter<br />

liegender Stauebene; als größerer<br />

Schrank, in dem auch eine Schubkarre<br />

Platz findet; <strong>und</strong> als teilweise von<br />

innen zu öffnendes zweigeteiltes Modul,<br />

in dem oben Raum für das Teegeschirr<br />

ist <strong>und</strong> unten für den Rasenmäher.<br />

Zudem kann dieses leicht<br />

erhöhte Podest als um den Pavillon<br />

herumlaufende Bank oder Liege genutzt<br />

werden.<br />

Teichfolie als <strong>Dach</strong><br />

Als <strong>Dach</strong>deckung für das obere Deck<br />

gehört eine EPDM-Bahn zum Bausatz.<br />

Dieses Material kommt auch<br />

im Teichbau zum Einsatz <strong>und</strong> gilt<br />

als sehr langlebig <strong>und</strong> beständig gegen<br />

UV-Stahlung. „Die Folie wird<br />

einfach wie ein Tischtuch über die<br />

Dreischichtholzplatte gelegt <strong>und</strong> an<br />

Thema des Monats Sonderbauten<br />

▾ In die offene<br />

Basiskonstruktion<br />

lassen sich<br />

frei positionierbareSchrankmodule<br />

einbauen<br />

den Seiten mit einer Aluleiste festgepresst.<br />

Dazwischen wird ein Quellband<br />

angeordnet, sodass Nässe nicht<br />

<strong>unter</strong> die Leiste dringen kann. Ist alles<br />

fest, wird die überstehende Bahn<br />

einfach abgeschnitten“, erklärt von<br />

Oefele den Aufbau der <strong>Dach</strong>haut.<br />

Als Gründung des Pavillons empfehlen<br />

die Planer entweder im Handel<br />

erhältliche Schraubf<strong>und</strong>amente<br />

oder Punktf<strong>und</strong>amente aus Beton.<br />

Bei sickerfähigem Untergr<strong>und</strong> genügt<br />

bisweilen auch ein F<strong>und</strong>ament aus<br />

Gehwegplatten. Als Standardmaterial<br />

für den Pavillon selbst ist Fichtenholz<br />

vorgesehen, entweder als Vollholz –<br />

für die Roste, Stützen <strong>und</strong> den Umgang<br />

– oder in Form von Dreischichtholzplatten.<br />

„Alternativ bieten wir<br />

Lärchenholz an <strong>und</strong> empfehlen, das<br />

naturbelassene Bauwerk zum Schutz<br />

nach dem Aufstellen einzuölen“, erläutert<br />

von Oefele.<br />

Der erste noch nicht als Bausatz<br />

konzipierte Prototyp gewann<br />

auf der „Handwerk <strong>und</strong> Form“ 2009<br />

die Hauptpreiskategorie. Der zweite<br />

als Bausatz weiterentwickelte<br />

Prototyp wurde beim Bayerischen<br />

Steckbrief<br />

Bauprojekt:<br />

Gartenhaus, Serienprodukt<br />

www.jodok-system.com<br />

Bauweise:<br />

Holzskelettbau<br />

Größe:<br />

Außenmaße: 4,0 x 4,0 x 2,7 m<br />

Raumlichte: 2,6 x 2,6 x 2,0 m<br />

Planung:<br />

Nuyken von oefele Architekten<br />

D-80799 München<br />

www.n-v-o.com<br />

Jürgen Stoppel ı A-6923 lauterach<br />

Holzbau:<br />

Holzbau Feuerstein ı A-6883 Au<br />

www.holzbau-feuerstein.com<br />

Holzbaupreis 2010 mit einer Anerkennung<br />

ausgezeichnet. Nun planen<br />

die Architekten den nächsten Schritt:<br />

die Vermarktung. Zum Preisen ab<br />

6200 Euro aufwärts soll „Jodok“ seinen<br />

Verwandten aus dem Baumarkt<br />

künftig Konkurrenz machen.<br />

Christine Ryll, München ▪<br />

www.mikado-online.de 23<br />

NUyKEN VoN oEFElE ARCHITEKTEN

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