HÃNDEL UND DRESDEN - IZEA - Martin-Luther-Universität Halle ...
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u Zum dritten ist zu fragen, welche Bedeutung in<br />
diesem Zusammenhang den aus Italien kommenden<br />
Sängerinnen und Sängern zukam; dass sie für den<br />
Transfer neuer Musik und neuer Interpretationsformen<br />
wesentlich mit verantwortlich gewesen sind, liegt auf<br />
der Hand, ist aber konkret schwer aufzuzeigen. Dieser<br />
Fragebereich ist aber auch eng mit institutionellen und<br />
sozialgeschichtlichen Aspekten der Musikermigration<br />
im 18. Jahrhundert verbunden.<br />
u Zum vierten stellt sich die Frage, wie die italienische<br />
Musik selbst sich unter den Händen der außeritalienischen<br />
Komponisten gewandelt hat: denn dass Händels<br />
Opernmusik und Operndramaturgie eine andere ist<br />
als die etwa Bononcinis oder Lottis, steht außer Frage.<br />
u Zum fünften ist nach alternativen Modellen (wie<br />
etwa in der französischen Musik oder einer spezifi sch<br />
deutschen Kantoren- und Organistentradition) zu fragen,<br />
die gegen die italienische Musik in Stellung gebracht<br />
werden oder mit der italienischen Musik amalgamiert<br />
werden konnten.<br />
u Zum sechsten hängt damit auch das Problem zusammen,<br />
wie (und ob überhaupt) die außeritalienische italienischsprachige<br />
Musik nach Italien zurückgewirkt hat,<br />
mithin also die Frage nach dem Erfolg und der Rezeption<br />
von Komponisten wie Händel oder Hasse in Italien<br />
selbst (vor allem auch nach den Gründen für eine ausgebliebene<br />
Rezeption). Hierher gehört auch die Frage,<br />
wie Händels Musik an einem italienisch geprägten Hof<br />
wie dem Dresdner aufgenommen und bearbeitet wurde<br />
(in den Beständen der Dresdner Hofkapelle lassen sich<br />
über 120 Quellen zu Werken Händels nachweisen).<br />
u Zum siebten bieten die Dresdner Hochzeitsfeierlichkeiten<br />
von 1719 auch ein Musterbeispiel für höfi sche<br />
Repräsentationskultur. Wie erklärt sich der so ganz und<br />
gar italienische Zuschnitt dieser Fest- und Repräsentationskultur<br />
in musikalischer Hinsicht in Dresden und<br />
andernorts?<br />
Dieses Panorama von Fragestellungen wird die Konferenz<br />
in insgesamt 27 Referaten erörtern, für die<br />
Forscherinnen und Forscher aus sechs europäischen<br />
Ländern (neben Deutschland Großbritannien, Italien,<br />
Österreich, Polen und der Schweiz) sowie aus den USA<br />
und Australien gewonnen werden konnten.<br />
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Veranstalter<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität <strong>Halle</strong>-Wittenberg,<br />
Institut für Musik, Abteilung Musikwissenschaft<br />
Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft<br />
(Internationale Vereinigung) e. V.<br />
Die Konferenz wird von der Deutschen<br />
Forschungs gemeinschaft (DFG) gefördert<br />
und ist in das Forschungsprogramm des<br />
Interdisziplinären Zentrums für die Erforschung<br />
der Euro päischen Aufklärung (<strong>IZEA</strong>) an der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
aufgenommen worden.<br />
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei;<br />
eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
wolfgang.hirschmann@musikwiss.uni-halle.de<br />
Dr. Konstanze Musketa<br />
Stiftung Händel-Haus <strong>Halle</strong><br />
konstanze.musketa@haendelhaus.de<br />
Informationen<br />
www.haendelhaus.de<br />
Veranstaltungsort<br />
Händel-Haus<br />
Große Nikolaistraße 5<br />
06108 <strong>Halle</strong><br />
Gestaltung: Klaus Pockrandt, <strong>Halle</strong><br />
Händel-Porträt (Thomas Hudson, 1749), Staats- und Universitätsbibliothek<br />
Hamburg | Dresden vom rechten Ufer der Elbe (Bernardo<br />
Bellotto, gen. Canaletto, ca. 1750), National Gallery Dublin<br />
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HÄNDEL<br />
<strong>UND</strong><br />
<strong>DRESDEN</strong><br />
I T A L I E N I S C H E M U S I K<br />
A L S E U R O P Ä I S C H E S<br />
K U L T U R P H Ä N O M E N<br />
Internationale<br />
wissenschaftliche<br />
Konferenz zu den<br />
Händel-Festspielen 2011<br />
6. bis 8. Juni 2011<br />
Händel-Haus <strong>Halle</strong><br />
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Als Händel 1719 nach Dresden reiste, war das italienische<br />
Dramma per musica in London ebenso durchgesetzt<br />
wie die italienische Opernpfl ege am Dresdner Hof<br />
auf einem Höhepunkt. Händels Ziel war es, in Dresden<br />
für seine Opernaufführungen an der Londoner Royal<br />
Academy of Music italienische Sängerinnen und Sänger<br />
zu engagieren – ein letztlich erfolgreiches Unterfangen,<br />
da 1720 berühmte Interpreten wie Senesino, Margeritha<br />
Durastanti und Giuseppe Maria Boschi nach England<br />
kamen. Händel hatte während seines Aufenthaltes in<br />
Dresden (Juli bis November 1719) die Gelegenheit, die<br />
Festlichkeiten anlässlich der Hochzeit zwischen dem<br />
Kronprinzen Friedrich August und der Erzherzogin Maria<br />
Josepha mitzuerleben; er hörte in diesem Rahmen auch<br />
drei Opern Antonio Lottis: Giove in Argo, Ascanio und<br />
Teofane. Händel verwendete die Libretti von Teofane<br />
und Giove in Argo für seine eigenen Londoner Opern<br />
Ottone (1723) und Giove in Argo (1739). Motivische<br />
und stilistische Ähnlichkeiten zu den Opern Lottis legen<br />
nahe, dass Händel auch die Kompositionen sehr genau<br />
kannte und für sein eigenes Schaffen auswertete<br />
(eine Arie aus Teofane verwendete er außerdem in dem<br />
Pasticcio L’Elpidia, 1725). Die eigentümliche historische<br />
Konstellation, dass ein in England tätiger, in<br />
Deutschland geborener Komponist von Opere serie an<br />
einer Residenz des heiligen römischen Reiches deutscher<br />
Nation (und nicht in Italien selbst) italienische<br />
Sänger engagiert, ist musik historisch symptomatisch<br />
und zugleich erklärungsbedürftig in verschiedener<br />
Hinsicht:<br />
u Zum einen stellt sich hier vehement die Frage nach<br />
den Gründen für die Dominanz italienischer Kompositions-<br />
und Interpretationsverfahren in weiten Teilen<br />
Europas.<br />
u Zum anderen muss die Rolle thematisiert werden,<br />
die verschiedenen deutschen Höfen des 17. und<br />
18. Jahrhunderts bei der Pfl ege und Ausbreitung der italienischen<br />
Musik zukam: sei es als „Drehscheibe“ und<br />
„Katalysator“, sei es gar als „Stellvertreter“ und „Vollender“<br />
der italienischen Musik. Gerade unter der Leitung<br />
des zweiten großen „Sassone“ Johann Adolf Hasse<br />
gelangte die Dresdner Hofoper zu einer „pan-European<br />
dominance“ (Hans Günter Ottenberg).
Konferenzprogramm Montag<br />
6. Juni 2011<br />
Dienstag<br />
7. Juni 2011<br />
Mittwoch<br />
8. Juni 2011<br />
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9.00 Uhr<br />
Eröffnung und<br />
musikalische Einleitung<br />
ausführende:<br />
Studierende des Instituts für<br />
Musik der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
Universität <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
begrüssung<br />
und einführung:<br />
Wolfgang Hirschmann, <strong>Halle</strong><br />
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9.30–11.00 Uhr<br />
Session I<br />
Juliane Riepe, <strong>Halle</strong>:<br />
„Die meisten grossen herrn<br />
haben einen so entsezlichen<br />
Welschlands-Paroxismus“.<br />
Italienische Kapellmeister an<br />
deutschen Höfen des 18. Jahrhunderts<br />
Graydon Beeks, Claremont:<br />
A Neglected Volume of Cantatas.<br />
Ariosti’s Swan Song?<br />
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11.30–13.30 Uhr<br />
Session II<br />
Sabine Ehrmann-Herfort, Rom:<br />
Italienisch geprägte Musik kultur<br />
am Braunschweiger Hof zur<br />
Händel-Zeit<br />
Hansjörg Drauschke, <strong>Halle</strong>:<br />
Italienische Oper in Norddeutschland<br />
zwischen Wertschätzung,<br />
Kritik und Transformation.<br />
Fedelis Braunschweiger Almira<br />
Manuel Bärwald, Leipzig:<br />
„Das Theatrum und die Music<br />
in der Opera waren schön, die<br />
Poësie aber wolte nicht allen<br />
gefallen“.<br />
Die Hamburger Gesandtschaftsberichte<br />
des Dresdner Legationsrats<br />
Peter Ambrosius Lehmann<br />
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15.00–17.00 Uhr<br />
Session III<br />
Sebastian Biesold, <strong>Halle</strong>:<br />
Italien versus Frankreich?<br />
Musikdramatische Werke bei<br />
den bayerischen Wittelsbachern<br />
um 1700<br />
Arnold Jacobshagen, Köln:<br />
Händel und die Düsseldorfer<br />
Hofkapelle<br />
Hans-Georg Hofmann, Basel:<br />
Kompilationen von Händels<br />
Instrumentalmusik aus<br />
dem Schrank 2 der Dresdner<br />
Hofkapelle<br />
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9.00–11.00 Uhr<br />
Session IV<br />
Thomas Seedorf, Freiburg:<br />
„… to procure Singers for the<br />
English Stage“.<br />
Händel als Agent der<br />
Royal Academy of Music am<br />
Dresdner Hof<br />
Michael Walter, Graz:<br />
Händel, die Londoner Oper und<br />
der europäische Sängermarkt<br />
Philipp Kreisig, Marburg:<br />
Dresdner Hofoper und Londoner<br />
Opernunternehmen.<br />
Händels Sängerinszenierung<br />
im Vergleich<br />
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11.30–13.30 Uhr<br />
Session V<br />
Alina Zórawska-Witkowska,<br />
Warschau:<br />
Domenico Annibali und seine<br />
Händelschen Opernkreationen<br />
Janice Stockigt, Melbourne:<br />
“Anglia plus sumptus quam<br />
splendida Dresda requirit”.<br />
A petition to August III from<br />
Theodor Christlieb Reinhold<br />
Donald Burrows, Milton Keynes:<br />
The scribe as interpreter.<br />
The trail of a “European” music<br />
copyist<br />
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15.00–17.00 Uhr<br />
Session VI<br />
Ben Byram-Wigfi eld, London:<br />
Antonio Lotti’s time in Dresden<br />
(1717–1719) and his influence on<br />
Handel’s music and performance<br />
John Roberts, San Francisco:<br />
Fonts and Nightingales.<br />
Handel’s Debt to Lotti’s Dresden<br />
Operas<br />
Panja Mücke, Marburg:<br />
Transferwege und Blockaden.<br />
Zu Händels Borrowings im<br />
frühneuzeitlichen Kommunikationssystem<br />
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9.00–10.45 Uhr<br />
Session VII<br />
Steffen Voss, Hamburg/Dresden:<br />
Instrumentalmusik aus England<br />
im Repertoire der Dresdner<br />
Hofkapelle<br />
Michael Talbot, Liverpool:<br />
Vivaldi and the Riddle of the<br />
Altered Basses<br />
Ortrun Landmann, Dresden:<br />
Zum Musiker-Transfer zwischen<br />
Dresden und London im<br />
18. Jahrhundert<br />
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11.15–13.00 Uhr<br />
Session VIII<br />
Reinhard Strohm, Oxford:<br />
Repertoirebildung und Geschmackswandel<br />
in der zentraleuropäischen<br />
Opernpflege<br />
um 1740 bis 1780<br />
Raffaele Mellace, Milano:<br />
German Composers and<br />
“Italian” Music.<br />
Cajo Fabricio between Rome,<br />
Dresden and London<br />
Undine Wagner, Chemnitz:<br />
Von der Bühne in die Kirche.<br />
Geistliche Kontrafakturen aus<br />
italienischen Opern von Georg<br />
Friedrich Händel und Johann<br />
Adolf Hasse in den böhmischen<br />
Ländern<br />
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14.00–15.15 Uhr<br />
Session IX<br />
Szymon Paczkowski, Warschau:<br />
Feldmarschall Jakob Heinrich<br />
Graf von Flemming und seine<br />
Kontakte zu Georg Friedrich<br />
Händel<br />
Gerhard Poppe, Dresden/<br />
Koblenz:<br />
Italienische Elemente in der<br />
Dresdner Hofkirchenmusik nach<br />
dem Siebenjährigen Krieg<br />
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15.45–17.00 Uhr<br />
Session X<br />
Angela Romagnoli, Cremona:<br />
Händel und Italien.<br />
Eine unterbrochene Geschichte?<br />
Peter Schmitz, Münster:<br />
Fortunato Santini und die<br />
römische Händel-Pflege in<br />
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
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