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Vorlesung 5 Salze, Linke - Denkmalpflege TU-Wien

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SALZE UND FEUCHTIGKEIT<br />

IN STEIN UND MAUERWERK<br />

DI Dr. Robert <strong>Linke</strong><br />

robert.linke@bda.at<br />

Schönau a.d. Triesting:<br />

„Grotte Tempel der Nacht“<br />

Zustand 2006<br />

1


<strong>Wien</strong> 3, Arsenal, Objekt 15:<br />

Salzausblühungen aus Ziegelmauerwerk und Beton,<br />

Sommer 2006<br />

Zementmörtelfuge<br />

Kalkmörtelfuge<br />

2


Hernalser Friedhof, <strong>Wien</strong> 17, März 2008<br />

3


Schloß Lednice, Tschechien,<br />

Zustand 2007<br />

4


Ölanstrich auf Kalkstein<br />

Alkalische <strong>Salze</strong> aus Zement, evtl. auch CaSO 4<br />

5


Festigende Wirkung von <strong>Salze</strong>n ?<br />

Mariazell, Zementkittungen<br />

6


Kunstdünger (Nitrate, Phosphate) und organische <strong>Salze</strong><br />

„Chromatographieeffekt“<br />

biogene <strong>Salze</strong> (Nitrate, Phosphate, Chloride etc.)<br />

Aus „Phänomenologie von Salzsystemen“, Ch. Bläuer Böhm u. K. Zehnder, http://www.zenobi.ethz.ch/Analytik5/salzsysteme.pdf<br />

Foto: Hans Nimmrichter<br />

7


<strong>Wien</strong> 1, Naturhistorisches Museum,<br />

Kalksandstein mit Taubenkot angeätzt<br />

8


Harn:<br />

Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin, Hippursäure,<br />

Phosphate, Sulfate, Nitrate, Chloride, Carbonate,<br />

Oxalate,…<br />

pH: 4-8<br />

Organische <strong>Salze</strong> (Humussäuren und deren <strong>Salze</strong>)<br />

und Baustoffsalze (Zement)<br />

Salzcocktail aus:<br />

Streusalz (NaCl)<br />

Nitrate, Phosphate (Exkremente)<br />

alkalische <strong>Salze</strong> aus dem Zement<br />

Bern, Nidegg Brücke<br />

Aus „Phänomenologie von Salzsystemen“, Ch. Bläuer Böhm u. K. Zehnder, http://www.zenobi.ethz.ch/Analytik5/salzsysteme.pdf<br />

9


Arsenal, <strong>Wien</strong> 3<br />

Burg Kreuzenstein, NÖ<br />

10


Wichtigste Vertreter:<br />

Name<br />

Gips<br />

Portlandit<br />

Nesquehonit<br />

chem. Formel<br />

CaSO 4·2H 2 O<br />

Ca(OH) 2<br />

MgCO 3·3H 2 O<br />

Vorkommen<br />

Zement<br />

Zement<br />

Dolomitischer<br />

Kalk<br />

Zürich, Parkring:<br />

Sandsteinquadermauerwerk mit Zementfuge<br />

Aus „Phänomenologie von Salzsystemen“, Ch. Bläuer Böhm u. K. Zehnder, http://www.zenobi.ethz.ch/Analytik5/salzsysteme.pdf<br />

12


Sonderfälle (I)<br />

Linz, Atelierhaus Salzamt<br />

Pökelsalz: Kochsalz, Natriumnitrat, Natriumnitrit oder Kaliumnitrat<br />

Sonderfälle (II)<br />

Schwarzpulver: Kaliumnitrat, , Schwefel, Holzkohle<br />

Linzertor in Freistadt<br />

13


Wie kommen <strong>Salze</strong> in das Objekt bzw. den Baustoff ?<br />

IMMER IN ZUSAMMENHANG MIT FEUCHTIGKEIT und FEUCHTETRANSPORT !!<br />

• aus dem Boden<br />

• aus Baustoffbestandteilen<br />

• aus Sanitäranlagen<br />

• aus modernen alkalischen Baustoffen oder Restauriermitteln<br />

• aus Luftschadstoffen<br />

• aus speziellen anderen Quellen<br />

Eigenschaften von <strong>Salze</strong>n<br />

<strong>Salze</strong> können nur im gelösten Zustand transportiert werden (Ausnahme Kriecheffekte)<br />

<strong>Salze</strong> kristallisieren aus einer Lösung aus, wenn die Lösung übersättigt ist.<br />

Das passiert, wenn ...<br />

• Wasser verdunstet<br />

• die Temperatur absinkt<br />

• die Luftfeuchtigkeit sinkt<br />

• durch die Zufuhr oder den Entzug neuer Salzionen die Löslichkeit unter Umständen<br />

herabgesetzt wird<br />

• durch die Zufuhr neuer Salzionen Reaktionen einsetzen, die zur Bildung neuer <strong>Salze</strong><br />

führen und die eine geringere Löslichkeit haben.<br />

Kristallisationsdrücke bis rechnerisch 200 N/mm² (vgl. Kalkmörtel um 2 N/mm²)<br />

(Da allerdings die Löslichkeit mit steigendem Druck zunimmt, ist nicht klar, inwieweit die berechneten<br />

Drücke mit den tatsächlichen Werten übereinstimmen.)<br />

14


Wie wirken <strong>Salze</strong> ?<br />

gefügezerstörend<br />

• durch Kristallisation<br />

• durch Hydratisierung (=Hydratation)<br />

• durch Spannungen zwischen salzbelasteten und salzfreien Zonen<br />

durchfeuchtend<br />

• durch anhaltende hygroskopische Wasseraufnahme<br />

festigend<br />

• wenn stabil in Porenräumen<br />

Kristallisation durch:<br />

• Trocknung<br />

Aus „Phänomenologie von Salzsystemen“, Ch. Bläuer Böhm u. K. Zehnder,<br />

http://www.zenobi.ethz.ch/Analytik5/salzsysteme.pdf<br />

15


Kristallisation durch:<br />

• Erniedrigung der Temperatur (→ verminderte Löslichkeit)<br />

Abkühlung<br />

Kristallisation<br />

Fotos: Johannes Weber<br />

16


Fotos: Johannes Weber<br />

Der genaue Ort der Kristallisation ist<br />

für das Schadensbild von Bedeutung<br />

Fotos: Johannes Weber<br />

17


Schutzfunktion der Tünche<br />

40 µm Tünche<br />

orig. . OF<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

+<br />

-<br />

-<br />

-<br />

+<br />

+<br />

+<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

Salz<br />

H 2<br />

0 flüssig<br />

H 2<br />

0 gasförmig<br />

Anion<br />

Kation<br />

REM-BE Aufnahme: WM mit Übertünchung<br />

<strong>Salze</strong> sind Verbindungen, an deren Kristallgitter mindestens eine<br />

Kationen-Art und mindestens eine Anionen-Art beteiligt sind<br />

Metalle<br />

Nichtmetalle<br />

„kleines Periodensystem“<br />

18


IONENBINDUNG<br />

Kationen geben ihre negativ geladenen Elektronen an Anionen ab<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Metallatom<br />

Nichtmetallatom<br />

-<br />

+ -<br />

Kation Anion<br />

Kationen und Anionen ziehen<br />

sich aufgrund ihrer entgegengesetzten<br />

Ladung an<br />

Salzkristall<br />

(z.B. NaCl – Kochsalz)<br />

Die wichtigsten<br />

bauschädlichen <strong>Salze</strong><br />

Kationen<br />

Ca 2+<br />

Mg 2+<br />

K +<br />

Na +<br />

Anionen<br />

Chlorid Cl -<br />

Nitrat NO 3<br />

-<br />

Sulfat SO 4<br />

2-<br />

Karbonat CO 3<br />

2-<br />

Kationen<br />

Anionen<br />

Karbonate<br />

CO 3<br />

2-<br />

Na 2 CO 3<br />

Natrium Thermonatrit,<br />

Na + Heptahydrit,<br />

Natrit (Soda)<br />

Kalium K 2 CO 3<br />

K + Pottasche<br />

MgCO 3<br />

Magnesium Magnesit,<br />

Mg 2+ Hydromagnesit,<br />

Nesquehonit<br />

CaCO<br />

Calcium<br />

3<br />

Ca 2+ Calcit, Aragonit,<br />

Vaterit<br />

Sulfate<br />

SO 4<br />

2-<br />

Na 2 SO 4<br />

Thenardit.<br />

Mirabilit<br />

(Glaubersalz)<br />

K 2 SO 4<br />

Arcanit<br />

MgSO 4<br />

Kieserit,<br />

Hexahydrit,<br />

Epsomit<br />

CaSO 4<br />

Anhydrit, Gips<br />

Chloride<br />

Cl -<br />

NaCl<br />

Halit<br />

(Kochsalz)<br />

KCl<br />

Sylvin<br />

MgCl 2<br />

Bischofit<br />

CaCl 2<br />

Antarticit<br />

Nitrate<br />

NO 3<br />

-<br />

NaNO 3<br />

Nitronatrit<br />

KNO 3<br />

Nitrokalit<br />

Mg(NO 3 ) 2<br />

Nitromagnesit<br />

Ca(NO 3 ) 2<br />

Nitrocalcit<br />

19


CaCl 2·6H 2 O<br />

MgCl 2 ·6H 2 O<br />

Ca(NO 3 ) 2 ·4H 2 O<br />

Na 2 CO 3 ·H 2 O<br />

NaCl<br />

358<br />

75,3 (25)<br />

NaNO 3 880<br />

75,4 (20)<br />

Na 2 SO 4 162<br />

81,7 (25)<br />

Na 2 SO 4 ·10H 2 O<br />

MgSO 4 ·7H 2 O<br />

Na 2 CO 3 ·10H 2 O<br />

215<br />

92 (18,5)<br />

KNO 3 315<br />

94,6 (20)<br />

K 2 Ca(SO 4 ) ·H 2 O<br />

Löslichkeiten und Gleichgewichtsfeuchten einiger bauschädlicher <strong>Salze</strong><br />

Salz<br />

L [g/l]@20°C<br />

5360<br />

1670<br />

2660<br />

330<br />

900<br />

710<br />

2,5<br />

Gleichgewichtsfeuchte<br />

[%] rF (°C)<br />

29,0 (25)<br />

33 (25)<br />

50 (25)<br />

71 (35)<br />

87 (25)<br />

90,1 (20)<br />

CaSO 4 ·2H 2 O<br />

2<br />

-<br />

CaCO 3 0,013 (25°C)<br />

-<br />

BaSO 4 0,002<br />

-<br />

-<br />

Gleichgewichtsfeuchte: rH bei der <strong>Salze</strong> weder in Lösung gehen noch<br />

auskristallisieren, d.h. Variation der rH verursacht einen Wechsel von<br />

Kristallisation und Lösung<br />

Nach: H.J. Schwarz: Salzbildende Ionen – <strong>Salze</strong> – Salzschäden, nicht veröffentlicht (2000)<br />

Selektive Anreicherung von <strong>Salze</strong>n – vertikale Gradienten („Chromatographieefekt<br />

Chromatographieefekt“)<br />

Aufkonzentration durch Verdunstung: schwerlösliches Salz kristallisiert, leichtlösliches Salz noch in Lösung<br />

Mauerquerschnitt Tiefe<br />

Wandhöhe<br />

20

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