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Oktober 2012 - Gudjons Apotheke

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BELTENE<br />

Erkenne Mich<br />

und befreie Dich<br />

Erkenne Dich<br />

und steigere Mich,<br />

lebe Mich<br />

und beschenke viele<br />

denn Ich warte<br />

auf Dich<br />

alle Tage<br />

in Dir und allen Wesen<br />

Du warst Lachs und Ich bin das Steigen der Quelle<br />

Du warst Hirsch und Ich bin verborgene Lichtung<br />

Du warst Birke und Ich bin befruchtender Wind<br />

Du warst Eiche und Ich bin des Stammes Stärke<br />

Du warst Delphin und Ich bin die fischreiche Strömung<br />

Ich bin des Falken Scharfblick und des Widders Sprung<br />

Ich bin des Pfeils verhüllte Ruhe, Anlass, Flug und Ziel<br />

In jedem bin Ich das Sehnen und die Erfüllung<br />

Gekommen ist der Tag des Tanzes<br />

frei und voller Freude tanzen wir heute<br />

ich tanze durch die Säulen Deines Lichtes<br />

ich tanze durch die Wirbel Deiner Mächte<br />

ich tanze durch die Tore Deiner Rätsel<br />

ich tanze durch die Zahl Deiner heiligen Namen<br />

ich tanze durch alle Deine verwandelnden Feuer<br />

ja, Dein Tanz zerschlägt jede Täuschung<br />

Dein Tanz vernichtet alle Finsternis<br />

unser Tanz vereinigt und erneuert die Welten<br />

Gedicht aus „Lichtwende“<br />

ISBN 978-3-906132-30-3


Inhalt<br />

Editorial – Brita <strong>Gudjons</strong> ............................. 1<br />

Ein Fall von Valeriana officinalis<br />

Dott. Massimo Mangialavori ...................... 3<br />

Krebsbehandlung bei Tieren mit Homöopathie<br />

Dr. med. Jens Wurster ............................... 11<br />

Homöopathie in der Tiermedizin<br />

Dr. vet. Barbara Rakow ........................... 16<br />

Cairn-Terrierhündin<br />

mit fortgeschrittenem Leberkrebs<br />

Helrike Lein ........................................... 20<br />

Atrophie der Gesichts- und Schlundmuskulatur<br />

bei einer Berner Sennenhündin<br />

Dr. vet. Bernhard Hornig ........................... 28<br />

Wo steht die Tierhomöopathie?<br />

Claudia Grothus ...................................... 31<br />

Das große Polychrest Phosphorus –<br />

Das Licht in der Dunkelheit<br />

Stefanie Hofmann ................................... 35<br />

Homöopathische Dissertation in der Veterinärmedizin:<br />

eine Reise zum richtigen Arzneimittel?<br />

Mimi Hornig ......................................... 39<br />

Die Behandlung einer festliegenden Kuh<br />

mit klassischer Homöopathie<br />

nach Samuel Hahnemann<br />

Thomas Hofmann .................................... 41<br />

Das Kasperle-Pferd im Reitstall<br />

Dr. vet. Bernhard Hornig ........................... 44<br />

Homöopathische Sterbebegleitung bei Tieren<br />

Sabine Müller ......................................... 46<br />

Leserbrief zu dem Artikel über die Rohsubstanz<br />

der Arznei Natrium muriaticum aus dem vorigen<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell<br />

Kathrin Herrmann ..................................... 52<br />

1


2<br />

Z um<br />

EdItorIal<br />

25-jährigen Jubiläum des Labor <strong>Gudjons</strong> soll auch die Tier-Homöopathie<br />

einmal zu Wort kommen.<br />

Hahnemanns Intention war es, seine kranken Menschenbrüder zu heilen. Von<br />

Tierbrüdern hat er nicht gesprochen.<br />

Wer von Ihnen schon einmal seine Wange an das haarige Gesicht eines Pferdes,<br />

Esels oder gar Kamels gelehnt und es dabei liebevoll gestreichelt hat, der<br />

weiß aus der Reaktion des Tieres, daß die „Animales“<br />

unsere Brüder sind.<br />

Die Wesen des Tier- und Pflanzenreiches, ja vielleicht<br />

sogar die der Minerale, reagieren auf die Schwingungen<br />

potenzierter (dynamisierter) Substanzen.<br />

Die Schwierigkeit beim Heilen besteht nur in der Wahl<br />

der „rechten Arznei“, hauptsächlich, weil Tiere nicht<br />

über ihre Krankheitssymptome reden können und<br />

Interpretationen „menschlich“ sind und damit fragwürdig<br />

als Tiersymptome.<br />

Unsere Profis unter den Homöopathen, wie z.B. Dr. Massimo Mangialavori und<br />

Dr. Jens Wurster, scheinen ihre Arzneien so gut zu kennen, daß ihre Mittelkenntnis<br />

hilft, auch für Tiere die passende Arznei zu finden. Sicher haben sie<br />

auch das, was man spürig nennt, oder sie sind „alte Schamanen“.<br />

Und die Profis unter den Tierhomöopathen, wie Dr. Barbara Rakow und Helrike<br />

Lein, zeigen mit ihren Kasuistiken, wie erfolgreich man auch trotz mangelndem<br />

Zwiegespräch arbeiten kann.<br />

Stefanie Hofmann stellt in diesem Heft Phosphorus bei Tieren vor.<br />

Das Licht- und Schatten-Szenario in der Ausbildung zum Tierhomöopathen<br />

hat Claudia Grothus kritisch beleuchtet.<br />

Und am Ende: Sterbebegleitung unserer Tierbrüder mit homöopathischen<br />

Arzneien, beschrieben von Sabine Müller.


Ein großes Thema der Veterinärhomöopathie ist die Großtierhaltung. Schon<br />

im Jahr 1987 wurde von Dr. Achim Schütte ein Forschungsprojekt „Anwendbarkeit<br />

der Homöopathie bei Nutztieren“ gestartet, das internationale Aufmerksamkeit<br />

erlangte. Weitere nationale und internationale Projekte folgten,<br />

sowohl im Bereich der Homöopathie, als auch für den Tierschutz am<br />

Schlachthof.<br />

Ab 2001 war Dr. Schütte Mitarbeiter der Karl u. Veronica Carstens-Stiftung,<br />

unter deren Schirmherrschaft sein größtes Projekt „die ärztliche Betreuung<br />

und wissenschaftlich-homöopathische Begleitung“ von 50 Schweinezüchter-<br />

Betrieben im Kreis Warendorf war.<br />

Die Erfahrungen dieser Studie sind in einem vielbeachteten Leitfaden zur<br />

homöopathischen Behandlung von Schweinen zusammengefasst (ISBN 978-<br />

3-86864-016-8). Ähnliche Studien führten zu dem Praktiker-Leitfaden<br />

Mastitis bei Rindern (ISBN 978-3-00-034734-4). Der Tierhomöopath Thomas<br />

Hofmann stellt einen Fall aus diesem Bereich vor und auch Mimi Hornig<br />

arbeitet auf diesem Gebiet.<br />

Das Heilen unserer Tierbrüder wird von verschiedenen Seiten beleuchtet.<br />

Trotz der naturgemäß bestehenden Schwierigkeiten finden Sie brilliante Heilungen.<br />

Ich hoffe, Sie sind begeistert vom Potenzial der Homöopathie .... und fallen in<br />

den Applaus mit ein ...<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

EdItorIal<br />

3


4<br />

EIn Fall von valErIana oFFIcInalIs<br />

Ein Fall von Valeriana officinalis<br />

Birba ist eine junge Araber-Stute von ungefähr<br />

6 Jahren, die in einem Gestüt von ausgewählten<br />

Ausdauer-Pferden aufgewachsen ist. Der<br />

Besitzer ist ein kompetenter Reiter, der sich<br />

seit Jahren leidenschaftlich diesem Sport<br />

widmet und sie nach dem zweiten Lebensjahr<br />

gekauft hat, um sie auf die Wettkämpfe vorzubereiten.<br />

Bis zu jenem Zeitpunkt hat Birba<br />

so gut wie immer im Freien, in einer Herde<br />

mit anderen, sowohl jüngeren als auch älteren<br />

Stuten, gelebt.<br />

Der befreundete Tierarzt, der mich um Rat<br />

gefragt hat, kennt Birba seit dem Tag ihres<br />

Erwerbs; er betreut auch andere Pferde desselben<br />

Eigentümers und hat die vorgeschriebenen<br />

Kontrollen, die normalerweise vor<br />

dem Kauf eines Rennpferdes verlangt werden,<br />

durchgeführt. Gemäß der Aussagen des “Kollegen“,<br />

zeigte Birba deutlich die ersten Probleme,<br />

als sie von der Herde getrennt wurde und<br />

sich entschieden weigerte, in den Anhänger<br />

einzusteigen. Nach zahlreichen, geduldigen,<br />

unendlich langen Versuchen, die fast einen<br />

ganzen Tag dauerten, entschied der Besitzer,<br />

einen großen Transporter zu mieten, mit dem<br />

es schliesslich möglich war, Birba zu befördern,<br />

nachdem man sie zusätzlich noch mit<br />

einem starken Beruhigungsmittel behandelt<br />

hatte.<br />

Der Kollege macht mich auf eine Besonderheit<br />

dieser Stute aufmerksam:<br />

“Birba scheint genau umgekehrt auf eine normale<br />

Verabreichung von Beruhigungsmittel<br />

zu reagieren; sie wird sehr unruhig, tritt aggressiv<br />

um sich und versucht, gegen umstehende<br />

Personen auszuschlagen. Nur wenn ich<br />

dott. MassIMo MangIalavorI<br />

sehr hohe Dosen verwende, erreiche ich das<br />

gewünschte Ergebnis – eine Dosis, die normalerweise<br />

ein Tier mit mehr als dem doppeltem<br />

Gewicht zum Hinlegen bringen würde.<br />

Ich konnte das Gesagte mehrmals bestätigt<br />

finden, denn es ist buchstäblich unmöglich,<br />

sie ohne Beruhigung zu beschlagen, nicht einmal<br />

jetzt … Ich weiß nicht, was ich sagen soll<br />

… sobald sie den Hufschmied sieht, wird sie<br />

zu einer Bestie … und die Person, die in den<br />

Betrieb kommt, ist sehr professionell und verwendet<br />

NIE Beruhigungsmittel für die Pferde<br />

… doch bei ihr ist das unmöglich.<br />

Wir haben versucht, sie von einem anderen<br />

Hufschmied beschlagen zu lassen, doch die<br />

Ergebnisse waren noch schlechter.<br />

Was den Anhänger betrifft, auch das ist ein<br />

altes Problem ... der Besitzer hat resigniert<br />

und, da es ihm diese schöne Stute angetan hat,<br />

hat er entschieden, einen Transporter speziell<br />

für sie zu kaufen.<br />

Ich könnte in der Tat sagen, dass sie sehr verwöhnt<br />

ist, wenn sie ein Mensch wäre, … ich<br />

weiß nicht warum.<br />

Er ist ein guter Trainer, hat sehr viel Geduld<br />

und scheint regelrecht in Birba verliebt zu<br />

sein ... diese Haltung ist für ihn zu einem<br />

Prinzip geworden, doch jetzt ist er dabei, aufzugeben.<br />

Die anderen Pferde, die er trainiert hat, und<br />

mit denen er Wettrennen macht, haben ihm<br />

NIE ähnliche Probleme bereitet. Die Leute<br />

vom Gestüt bedauerten die Sache derart,<br />

dass sie ihm sogar angeboten haben, die Stute<br />

zurückzunehmen und durch eine andere<br />

zu ersetzen.


EIn Fall von valErIana oFFIcInalIs<br />

Doch diese Stute ist wirklich sehr, sehr schön<br />

und eben gut proportioniert ... sie könnte eine<br />

hervorragende Zuchtstute werden, doch ...<br />

wenn sie diesen Charakter den Fohlen weitergibt,<br />

... Gott bewahre! ...”<br />

Ich stelle eine Frage zu Birbas Verhalten:<br />

“Ich könnte sagen, sie ist WIDERSPENSTIG ...<br />

sie weiß genau, was sie will und vor allem,<br />

was sie NICHT WILL. Niemand denkt, dass sie<br />

dumm ist, doch sie ist wirklich ungezähmt.<br />

Ich glaube nicht, dass es eine Sache von Sturheit<br />

sei, denn sie versteht die Übungen und,<br />

wenn man sie in Längsrichtung bewegt ...,<br />

wenn sie ihren guten Tag hat, ist sie ein Engel.<br />

Doch die guten Tage kann man an einer Hand<br />

abzählen ... in den meisten Fällen macht sie,<br />

was sie will, und es scheint, dass genau das<br />

das Problem ist ... sie ordnet sich nicht unter<br />

... es scheint, als könne sie nicht die geringste<br />

Autorität anerkennen ... doch nicht einmal<br />

mit weniger autoritären und mehr spielerischen<br />

Ansätzen konnten wir etwas erreichen.<br />

Anfangs war es eine Sache von Tagen ... und<br />

man wusste nie, wann und warum man bestimmte<br />

Reaktionen erwarten konnte ... seit<br />

dem Trauma ist es unmöglich geworden, sich<br />

ihr manchmal auch nur zu nähern ...<br />

Es haben schon mehrere Personen versucht<br />

... alle mit demselben Ergebnis. Nur der Besitzer<br />

gibt nicht auf. Die anderen hätten sie<br />

bereits in das Gestüt zurückgeschickt oder<br />

geschlachtet.<br />

Ich habe bis jetzt eine leichte Besserung mit<br />

Chamomilla (10M) erzielt ... doch nachdem<br />

sie sich verletzt hat, ist sie wirklich unbeherrschbar<br />

geworden.<br />

Mittlerweile ist sie beinahe zu alt geworden,<br />

um eine Rennerfahrung zu machen, so hat<br />

der Besitzer beschlossen, sie rennen zu lassen,<br />

auch wenn sie nicht trainiert ist ...<br />

Es war eine Tragödie ... als hätte sie verstanden,<br />

was vor sich ging ...<br />

Damals haben wir den Fehler gemacht, sie<br />

mit dem Halfter eng an den Transporter zu<br />

binden … sie hat sich fast erdrosselt … doch<br />

wir konnten sie nicht zur Ruhe bringen ... sie<br />

schlug aus, als wäre sie bei einem Rodeo ...<br />

Dies ist eine andere Eigenschaft von Birba ...<br />

es gelingt uns nicht, ihr das Mundstück anzulegen,<br />

wenn das Kopfstück nicht wirklich<br />

locker ist ... doch dann besteht die Gefahr,<br />

dass sie herausschlüpft ...<br />

Es ist bereits passiert und war nicht gerade<br />

angenehm ... vor allem für den Reiter ...<br />

Doch wenn wir versuchen, das Kopfstück oder<br />

den Halfter etwas enger anzulegen, beginnt<br />

sie zu schlagen, und wir wissen dann nicht,<br />

wie wir ihn wieder abnehmen sollen ...<br />

Als sie aus dem Transporter kam, war sie<br />

erschöpft und sehr verschwitzt, so dass man<br />

sie nicht einmal starten lassen wollte ... doch<br />

dann hat sie den Test gerade noch bestanden<br />

... man hätte jedoch verhindern sollen, sie am<br />

Rennen teilnehmen zu lassen: sie war zu gestresst”<br />

Ich möchte mit dem Besitzer sprechen:<br />

“Es war offensichtlich, dass sie sich nicht bewegen<br />

wollte, sie hat alles gemacht, um mich<br />

aus dem Sattel zu werfen. Ich konnte sie nicht<br />

einmal dazu bringen, den Schritt zu halten, es<br />

sei denn, ich tat ihr weh im Maul ... und wenn<br />

ich nur einen Moment locker ließ, begann sie<br />

zu traben oder zu rennen ...<br />

5


6<br />

EIn Fall von valErIana oFFIcInalIs<br />

Ich habe versucht, sie laufen zu lassen, doch<br />

sie versuchte, mich gegen die Bäume zu werfen<br />

... am ersten Abhang konnte ich sie nicht<br />

mehr halten ... und am Ende bin ich abgesprungen<br />

… denn ich hatte wirklich Angst ...<br />

Sie ist dann aus dem Gleichgewicht gekommen,<br />

gefallen und hat sich mehrmals überschlagen<br />

...<br />

Am Ende hatte sie<br />

eine tiefe Wunde<br />

am Rist, ich<br />

kann mir nicht<br />

erklären, wie es<br />

dazu kam, denn<br />

ich verwende einen<br />

sehr leichten,<br />

weichen Sattel<br />

praktisch ohne<br />

Sattelbogen ...<br />

Ein guter Chiropraktiker<br />

hat sie<br />

untersucht und<br />

gesagt, dass sie<br />

z wei Traumen<br />

erlitten hat: eines<br />

am Mähnenansatz<br />

und ein zweites etwas<br />

oberhalb des<br />

Beckens.<br />

Seit jenem Tag ist Birba unzugänglich ... es<br />

täte mir leid, sie wirklich schlachten zu lassen,<br />

doch jedes Mal, wenn ich nur versuche, mich<br />

ihr zu nähern, ist mein erster Gedanke, sie in<br />

viele schöne Steaks zu verwandeln ...<br />

Sie lässt niemanden an sich heran, ganz zu<br />

schweigen, wenn sie bemerkt, dass es der Hufschmied<br />

ist ... das ist ein Problem, denn ihre<br />

Valeriana officinalis<br />

Hufe wachsen sehr schnell; ohne zu arbeiten,<br />

läuft sie sie nicht ab und sie müsste öfters beschlagen<br />

werden.<br />

Seit dem Zeitpunkt können wir sie nicht mehr<br />

in ihre Box bringen. Bereits zuvor wollte sie<br />

nicht dort bleiben, und ich musste bis jetzt<br />

4x die Box wechseln. Die ersten zwei hat sie<br />

mit ihren Hufen<br />

durchgetreten ...<br />

wenn sie hungrig<br />

ist, hält sie niemand,<br />

sie fordet<br />

Hafer und Heu,<br />

indem sie gegen<br />

die Tür und die<br />

Wände schlägt.<br />

Ich habe versucht,<br />

sie in eine<br />

S t u t e n b ox z u<br />

geben, doch es<br />

war nichts zu machen.<br />

Schließlich<br />

ließ ich eine Box<br />

speziell für sie<br />

anfertigen, in der<br />

sie ein- und ausgehen<br />

konnte, wann<br />

sie will, doch<br />

sie bleibt immer<br />

draußen. Sie geht nicht einmal hinein, um den<br />

Hafer zu fressen und das ist wirklich seltsam,<br />

wenn man bedenkt, wie gefräßig sie ist.<br />

Am Ende habe ich resigniert und halte sie in<br />

einem Gehege ... mit einer kleinen Ziege.<br />

Sie möchte nicht alleine sein, doch wenn ich<br />

ein anderes Pferd dazu gebe ... ich habe alles<br />

versucht, doch sie beißt alle ... mit der Ziege<br />

ist es ok.


EIn Fall von valErIana oFFIcInalIs<br />

Sie war auch vorher so ... sie war nie verträglich,<br />

doch nach dem Trauma ist es viel schlimmer<br />

geworden.”<br />

Ich frage, ob bei Veränderung der Beleuchtung<br />

in der Box zufällig ein anderes<br />

Verhalten festgestellt wurde:<br />

“In der Nacht war die Situation tatsächlich<br />

schlimmer, so habe ich entschieden, das Licht<br />

immer eingeschaltet zu lassen.<br />

Ich weiß nicht, ob ich Unsinn rede, doch wir<br />

haben den Eindruck, dass sie sich bedroht<br />

fühlt ... manchmal schlägt sie plötzlich nach<br />

hinten aus, als ob etwas hinter ihr wäre ...<br />

Man sieht, wie sie das Auge nach hinten dreht<br />

... und schlägt mit voller Kraft los – wenn sich<br />

jemand dahinter befände, würde sie ihn sicher<br />

totschlagen!”<br />

Ich frage etwas bezüglich der Ernährung:<br />

“Sie hat eine maßlose Leidenschaft für Obst.<br />

Es ist zur Zeit die einzige Möglichkeit, mich<br />

ihr zu nähern ... wenn ich mit ein paar Äpfeln<br />

oder Birnen zu ihr gehe – Birnen frisch<br />

aus dem Kühlschrank mag sie am liebsten …<br />

wenn ich nämlich eine Kiste im Stall lasse,<br />

schmecken sie ihr nicht so gut.<br />

Sie ist immer schon gierig gewesen, und man<br />

sagte mir, dass sie sie am Morgen sofort füttern<br />

müssen, ansonsten wird sie zum Teufel ...<br />

Doch das Merkwürdigste ist, dass es trotz ihrer<br />

Gefräßigkeit extrem schwierig ist, wenn<br />

sie etwas fressen soll, was sie nicht kennt:<br />

wenn wir versuchen, das Futter zu wechseln,<br />

kostet sie erst nach 2-3 Tagen davon und frisst<br />

nur in kleinen Happen ... man sieht, dass sie<br />

Hunger hat, doch es ist, als ob sie misstrauisch<br />

wäre. Dasselbe passiert, wenn ich Obst<br />

bringe, dass sie nicht kennt ... als ich es mit<br />

der Wassermelone oder Melone versuchte, auf<br />

die sie jetzt sehr gierig ist, hat sie zuerst einen<br />

ganzen Tag nur daran geleckt ...”<br />

“Eine weitere wichtige Eigenart ist ihr Nasenbluten.<br />

Jedes Mal, wenn sie viel arbeitete,<br />

blutete sie und das wurde manchmel sehr<br />

schlimm ... sie hörte dann auf, im Kreis herumzugehen<br />

und versuchte, den Trainer in<br />

der Mitte (des Kreises) zu treffen, um ihn zu<br />

verletzen”<br />

“Ich musste mehrmals eilends davonlaufen,<br />

während ich mit ihr mit den Zügeln arbeitete<br />

... wenn ihre Nüstern rot wurden, wusste ich,<br />

dass es Zeit war, aufzuhören ... doch in den<br />

letzten Monaten waren bereits wenige Minuten<br />

an der Leine zum Problem geworden.<br />

An jenem Tag des Rennens hatte sie in der Tat<br />

bereits im Transporter ein bisschen zu bluten<br />

begonnen, und wir haben gewartet, denn wir<br />

befürchteten, dass sie uns nicht starten lassen<br />

würden. Dann hörte es auf und begann wieder,<br />

als wir bereits im Rennen waren ... ich<br />

hatte nicht darauf geachtet.”<br />

Ich bitte, die Stute zu sehen.<br />

Birba ist ein wunderschönes Tier, das sich,<br />

trotz des offensichtlichen Hinkens des linken<br />

Hinterbeines mit Anmut bewegt. Ich versuche,<br />

mich mit etwas Obst zu nähern, doch muss ich<br />

sofort zurückweichen, denn sie scheint, mich<br />

mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren angreifen<br />

zu wollen.<br />

Ihr Blick ändert sich schnell zwischen einem<br />

verlorenen und einem sehr wütenden Ausdruck.<br />

Es scheint, als wäre es unmöglich für sie,<br />

mehr als wenige Zehntel-Sekunden in der-<br />

7


8<br />

EIn Fall von valErIana oFFIcInalIs<br />

selben Position zu verbleiben. Ich gehe weg<br />

und bitte den Tierarzt und den Besitzer mir<br />

zu folgen. Wir bleiben in Entfernung versteckt<br />

stehen, doch Birba ändert ihr Verhalten nicht.<br />

Auch im Stehen setzt sie einen Fuß nur für<br />

wenige Sekunden auf und wechselt ständig<br />

die Stützung. Sie unterbricht diese Unruhe<br />

nur zum Dehnen ihres schmerzenden Beines,<br />

doch nur, wenn sie sich nicht beobachtet fühlt.<br />

Zusätzlich zu dieser ständigen Mobilität am<br />

Platz, hat Birba ruckartige Anfälle, bei denen<br />

sie schlagartig den Rücken krümmt, so als ob<br />

sie einen Schlag bekommen und dann – auch<br />

mit den Vorderbeinen – in die Luft ausschlagen<br />

würde.<br />

Ich befrage den Chiropraktiker, der mir eine<br />

doppelte Verletzung am Rücken und sogar<br />

den Verdacht einer möglichen Wirbel-Mikrofraktur<br />

bestätigt.<br />

Nachdem ich Birba aufmerksam beobachtet<br />

habe, bemerke ich, dass sie dazu neigt, sich zu<br />

bewegen, um im Schatten zu bleiben.<br />

Ich frage, ob sie dieses Bedürfnis bemerkt<br />

haben:<br />

“Ja, wir haben das mehrmals festgestellt und<br />

wissen nicht, wie wir das erklären sollen,<br />

doch sie bleibt NIE in der Sonne.<br />

Ich habe Ihnen schon erzählt, dass ich 4 Mal<br />

die Box gewechselt habe ... doch ich habe<br />

Ihnen noch nicht gesagt, dass ich 3 Gehege<br />

gewechselt habe ...<br />

Das dritte ließ ich eigens für sie anfertigen ...<br />

ich schäme mich beinahe, doch es ist genau<br />

so: ich musste es hier machen, auf drei Seiten<br />

von Bäumen eingesäumt und auf der vierten<br />

Seite haben wir ein Schutzdach gebaut ... ungefähr<br />

in der Mitte des Hofs ...<br />

Nicht einmal für meine Tochter hätte ich das<br />

alles gemacht ...”<br />

Ich stelle eine Frage zu ihrem Verhalten<br />

während der Rossigkeit:<br />

“Das ist ein weiterer interessanter Aspekt!<br />

In jenen Tagen ist sie ABSOLUT unnahbar –<br />

es ist ein ständiges Rufen und Antworten mit<br />

dem kleinen Hengst, den wir am Hof haben,<br />

der ziemlich weit von ihrem Gehege entfernt<br />

ist ... sie ist schlimmer als eine läufige Katze<br />

und ruft ihn ununterbrochen ... ihr Appetit<br />

und ihre Gefräßigkeit nehmen stark zu. Ich<br />

habe einen Versuch gemacht und ihr nach Belieben<br />

Heu gegeben und musste unterbrechen,<br />

denn sie hörte einfach nicht auf zu fressen ...”<br />

Desorganisierte Wut (312) ***<br />

• MIND; BESIDE ONESELF, being (SI-109)<br />

(Mania) (Rage) (63)<br />

• MIND; ANGER, irascibility; tendency (K2,<br />

SI-26, G1) (Hatred) (Indignation) (Irritability)<br />

(Quarrelsomeness) (Rage) (Violent)<br />

(Wildness) (306)<br />

• MIND; INCONSTANCY (K54, SI-608, G43)<br />

(Capriciousness) (Irresolution) (Mood;<br />

changeable) (Persists in nothing) (Undertakes;<br />

many things, perseveres in nothing)<br />

(STOMACH; Appetite; capricious) (GEN-<br />

ERALITIES; Contradictory and alternating<br />

states) (63) ***<br />

Ruhelosigkeit (563) ***<br />

• MIND; WANDER; desires to (K92, SI-1061,<br />

G74) (Travel; desire to) (Restlessness) (17)<br />

• MIND; RESTLESSNESS, nervousness; tendency<br />

(K72, SI-835, G57) (Activity; restless)<br />

(Anguish; driving from place to place) (Delirium;<br />

restless) (Excitement) (Fear; driv-


EIn Fall von valErIana oFFIcInalIs<br />

ing him from place to place - restlessness)<br />

(Impatience) (Wander; desire to) (560)<br />

• MIND; RESTLESSNESS, nervousness; tendency;<br />

anxious (K73, SI-520, SI-843, G58)<br />

(122)<br />

• MIND; TOSSING about; tendency (Restlessness)<br />

(88)<br />

Mißtrauen (138) **<br />

• MIND; DELUSIONS, imaginations; people;<br />

behind him, someone is (K30, SI-333, G24)<br />

(22)<br />

• MIND; SUSPICIOUSNESS, mistrustfulness<br />

(K85, SI-983, G68) (Cautious) (Carefulness)<br />

(Delusions; accused, she is - assaulted,<br />

is going to be - conspiracies - criticized<br />

- despised - enemies - persecuted) (Fear;<br />

misfortune - persecuted - robbers) (Jealousy)<br />

(129)<br />

Zwang (277) **<br />

• GENERALITIES; PRESSURE; agg.; hat, of<br />

(17)<br />

• HEAD; CONSTRICTION (K111, G93) (Skullcap,<br />

sensation of) (Tension) (HEAD PAIN;<br />

Drawing) (HEAD PAIN; Pressing) (276)<br />

• GENERALITIES; EXERTION, physical; agg.<br />

(K1358, SII-175, G1121) (Lifting, straining<br />

of muscles and tendons) (Motion; agg.)<br />

(MIND; Exertion; physical; amel.) (203) **<br />

Blutungen (301) **<br />

• NOSE; EPISTAXIS (K335, G282) (Discharge;<br />

bloody) (301)<br />

Freßsucht (83) *<br />

• GENERALITIES; HUNGER agg. (K1367, SII-<br />

311, SII-312, G1128) (Fasting) (Starving)<br />

(Trembling; hungry, when) (33)<br />

• GENERALITIES; FASTING, while; agg.<br />

(K1361, SII-211, G1123) (Hunger, from)<br />

(Starving) (75)<br />

• GENERALITIES; STRETCHING; must stretch,<br />

stretching in general (K1403, SII-607, SII-<br />

609, G1157) (179) *<br />

• GENERALITIES; PAIN; General; appear suddenly;<br />

disappear suddenly, and (K1377, SII-<br />

403, G1136) (51) *<br />

Folgen eines Traumas Rücken(228)<br />

• BACK; INJURIES of the spine (K892, G751)<br />

(31)<br />

• GENERALITIES; CONVULSIONS; injuries,<br />

from (K1354, SII-131, G1117) (20)<br />

• GENERALITIES; INJURIES, blows, falls<br />

and bruises (K1368, SII-323, G1129) (Indurations;<br />

glands; injuries, after) (Lifting)<br />

(Shocks from injury) (Slow repair of broken<br />

bones) (Wounds) (FEVER; Traumatic)<br />

(220)<br />

• GENERALITIES; INJURIES, blows, falls and<br />

bruises; Nerves, of, with great pain (K1369,<br />

SII-330, G1129) (15)<br />

Dunkelheit (83)<br />

• MIND; FEAR; room; entering, on (K47, SI-<br />

90, SI-521, G6, G37) (Anxiety) (6)<br />

• MIND; FEAR; alone, of being; darkness, in<br />

(10)<br />

• GENERALITIES; DARKNESS; agg. (SII-151)<br />

(Light; amel.) (MIND; Darkness; agg.) (28)<br />

• MIND; LIGHT; desire for (K62, SI-707, G49)<br />

(Anxiety; dark) (Darkness agg.) (Fear;<br />

dark) (Longing; sunshine, light and society,<br />

for) (Sadness; darkness) (Weeping; tendency;<br />

dark, in) (EYE; Photomania) (22)<br />

• MIND; FEAR; narrow place, in, claustrophobia<br />

(K46, SI-513, G37) (airplanes<br />

- crowd - elevators - room - suffocation -<br />

9


10<br />

EIn Fall von valErIana oFFIcInalIs<br />

toilet - trains - tunnels) (GENERALITIES;<br />

Faintness; closed room - crowded) (57)<br />

• GENERALITIES; SUN, from; exposure to;<br />

agg. or ailments from (K1404, SII-616,<br />

G1158) (Light; sunlight) (SKIN; Eruptions;<br />

sun, from exposure to) (103)<br />

• GENERALITIES; FOOD and drinks; refreshing<br />

things; desires (K486, SII-264, G415)<br />

(34)<br />

• GENERALITIES; FOOD and drinks; fruit; desires<br />

(K485, SII-246, G414) (58)<br />

• MIND; HOME; desires to; go (K51, SI-576,<br />

G41) (Fear; home, away from) (Homesickness)<br />

(42)<br />

• GENERALITIES; ABUSE of, poisoning with;<br />

chamomilla (8)<br />

• MIND; DELUSIONS, imaginations; identity,<br />

errors of personal (K27, K30, SI-305, SI-335,<br />

G22, G24) (outside his body) (Confusion;<br />

identity) (30)<br />

• GENERALITIES; FOOD and drinks; tobacco;<br />

aversion to (K482, G412) (Tobacco; agg.)<br />

(96)<br />

So gab ich Briba Valeriana C 200. Die Arznei<br />

wurde in einem Liter Wasser verdünnt und 3<br />

mal täglich für 4 Tage verabreicht.<br />

Dann warteten wir.<br />

Ein paar Tage später schien sich der Zustand<br />

zu verschlimmern, da sie im Rücken deutlich<br />

steifer wurde. Dann, fast schlagartig, zeigte<br />

Birba erste Veränderungen eines nachlassenden<br />

Schmerzes einhergehend mit langsamer<br />

Verbesserung ihres Verhaltens. Sie fing an,<br />

besser mit anderen Pferden und nicht nur<br />

mit der Ziege zurechtzukommen. Sie war auf<br />

einmal in der Lage, sich mit anderen Tieren<br />

regelrecht zu „sozialisieren“. Ihre Nervosität<br />

während der Hitze-Periode wurde milder und<br />

sie war nicht mehr so aufbrausend wie zuvor.<br />

Nachdem Valeriana C 1000 verabreicht wurde,<br />

veränderte sich auch die Haltung gegenüber<br />

ihrem Besitzer und, wenn auch langsam, sukzessive<br />

gegenüber anderen, die begannen, sie<br />

zu reiten. Zwar wurde sie nur für kurze Ausritte<br />

genommen, es war aber eindeutig, dass<br />

sie ihr Bestes im Ausdauerbereich gab.<br />

Nach 6 Monaten erzielte sie bei Ausritten<br />

gute Resultate. Sie ist zwar immer noch kein<br />

Rennpferd, aber extrem ausdauernd auf<br />

Langdistanzen mit nur geringen Ermüdungserscheinungen.<br />

Sie hat ihr verwöhntes Verhalten abgelegt und<br />

die Epistaxis tritt nur noch ganz ganz selten<br />

bei großer Hitze und Anstrengung auf. Nur ißt<br />

sie inzwischen weniger, mag aber immer noch<br />

Früchte für ihr Leben gerne.<br />

Dott. Massimo Mangialavori<br />

Associazione Ulmus<br />

Via Rolda 91<br />

I-41050 Solignano Nuovo (MO) - Italy<br />

Tel. : (+39) 059 748011<br />

Fax : (+39) 059 748099<br />

Cell: (+39) 338 7624777<br />

e-mail: ulmus@mangialavori.it


O b<br />

KrEbsbEhandlung bEI tIErEn MIt hoMöopathIE<br />

wir Menschen oder Tiere mit der<br />

Homöopathie behandeln, es kommt<br />

immer darauf an, dass wir eine gute Beobachtungsgabe<br />

mitbringen, um die Zeichen und<br />

Symptome, die uns zum Heilmittel führen, erkennen<br />

zu können.<br />

Es gestaltet sich mitunter schwierig, die Geistes-<br />

und Gemütssymptome bei einem Tier herauszubekommen.<br />

Deswegen ist die genaue<br />

Befragung des Tierhalters von besonderer<br />

Bedeutung. Auch bei der Tumorbehandlung<br />

bei Tieren gilt es, die sonderlichen und auffallenden<br />

Symptome herauszufiltern, das Wesen<br />

und den Charakter des Tieres zu erfassen, alle<br />

speziellen Verhaltensweisen und Vorlieben<br />

beim Essen und Trinken herauszubekommen.<br />

Aber besonders wichtig können auch die<br />

lokalen Zeichen am Tumor selbst sein, z.B.<br />

eine auffallende Härte (con.), bläuliche Verfärbung<br />

des Tumors (carb-an., lach.) oder<br />

bestimmte Absonderungen des Tumors.<br />

Natürlich muss man immer nach der Ursache<br />

und der Lokalisation des Tumors suchen, wie<br />

ein Liposarkom bei einem Schäferhund genau<br />

an der Impfstelle (geheilt mit Thuja).<br />

Auch Unterdrückungen von Hautausschlägen,<br />

Verletzungen, Sterilisationen und eben wiederholte<br />

Impfungen müssen eruiert werden.<br />

Anhand von drei Fallbeispielen möchte ich<br />

meine positiven Erfahrungen in der homöopathischen<br />

Tumorbehandlung schildern:<br />

Fall 1 – Brustkrebs bei einem<br />

Pekinesenmischlingshund.<br />

Manchmal fragt man sich ja, warum man<br />

manche Tiere sofort ins Herz schließt, auch<br />

wenn niemand dafür Verständnis aufbringt.<br />

dr. MEd. JEns WurstEr<br />

So geschah es, dass sich die Schwester meiner<br />

Frau in ein äußerst bemitleidenswertes, völlig<br />

verwahrlostes Geschöpf im Tierheim verliebte.<br />

Ausgerechnet ein Pekinesenmischlingsweibchen<br />

ließ ihr Herz höher schlagen, das schon<br />

10 Jahre alt war und zu alledem noch einen<br />

Tumor an der Brustdrüse hatte.<br />

Um diesen desolaten Hund aus dem Tierheim<br />

zu bekommen, musste sie unterschreiben,<br />

dass der Hund einer sofortigen Operation<br />

unterzogen werde, da das Tumorgeschehen<br />

kontinuierlich voranschreite.<br />

Voller Freude über den tumorösen Hund fragte<br />

sie mich nach einem Heilmittel.<br />

Ich wusste nicht recht, was zu tun ist, untersuchte<br />

aber den Hund und ertastete einen sehr<br />

harten, nicht verschieblichen, etwa pflaumengrossen<br />

Tumor in der Brustdrüse. Tumore der<br />

Brust, die eine solche Härte aufweisen, benötigen<br />

oft Conium. Also verordnete ich der alten<br />

Hundedame für ihren Tumor Conium C200<br />

in Wasser gelöst, in der Hoffnung, dass sich<br />

etwas verbessern möge.<br />

Nach einiger Zeit und einigen Gaben von Conium<br />

zog sich der Tumor etwas zusammen,<br />

löste sich von der Brustwand und war nun verschieblich.<br />

Es bildete sich so etwas wie eine<br />

Kugel und der Tumor hing der Schwerkraft<br />

folgend immer weiter herab. Wieder eine Zeit<br />

später war der Tumor immer noch hart, aber<br />

nun kugelrund und hing in einem Hautsäckchen<br />

fast bist zum Boden herab. Noch zwei<br />

Wochen später begann das Hautsäckchen mit<br />

dem Tumor beim Gehen am Boden zu schleifen,<br />

was für den Hund sicher auch kein wirk-<br />

11


12<br />

KrEbsbEhandlung bEI tIErEn MIt hoMöopathIE<br />

liches Vergnügen darstellte. Das Sonderbare<br />

war, dass der Tumor nun in sich so drehbar<br />

war, dass er keine Gefäßversorgung mehr zu<br />

haben schien. Dann wurde einfach ein kleiner<br />

Schnitt gemacht, der Tumor fiel heraus, und<br />

der Hund war geheilt. Die Hündin lebte dann<br />

noch 3 Jahre glücklich und zufrieden, bis sie<br />

an Altersschwäche verstarb.<br />

Fall 2 – Melanom bei einem Hund<br />

Hier möchte ich noch kurz einen Fall schildern,<br />

wie die Homöopathie auch in verzweifelten<br />

Fällen noch helfen kann. Verzweifelt war<br />

nämlich ich, der keine Ahnung hatte, was er<br />

dem Tier geben sollte.<br />

Eine Patientin von mir berichtete, dass sie so<br />

traurig sei, weil ihre Hündin (Spanielmischling),<br />

die bereits vor 3 Jahren ein Melanom<br />

operativ entfernt bekam, nun wohl an derselben<br />

Stelle am Hinterbein ein Rezidiv habe<br />

und im Sterben liege. Der Tierarzt meinte, es<br />

sei ein Rezidiv und habe schon Metastasen<br />

gebildet. Ich sagte der Patientin, dass ich mich<br />

nicht so wirklich in der Tierhomöopathie auskenne,<br />

aber ich wolle versuchen, ihr und dem<br />

Hund zu helfen. Nach dem Wesen des Tieres<br />

gefragt, sagte sie mir, dass sie ein äußerst<br />

fröhliches Wesen habe, sehr neugierig, immer<br />

gerne frech und spielauffordernd belle. Sie<br />

habe alles gerne gegessen, besonders gerne<br />

Fleisch und war immer lustig. Es schien mir<br />

ein ganz normaler Hund zu sein ohne spezielle<br />

Spezifika. Zu gut deutsch: ich hatte keine<br />

Ahnung, was der Hund für ein Mittel braucht.<br />

Da ich aber gute Erfahrungen mit Sulfur beim<br />

Melanom beim Menschen gemacht hatte, stellte<br />

ich noch einige Suggestivfragen (die man ja<br />

normalerweise vermeiden sollte), um das Mit-<br />

tel zu bestätigen. Nach der Sauberkeit befragt,<br />

meinte meine Patientin, dass ihr Hund sich<br />

mit besonderer Vorliebe im Dreck wälzt. Da<br />

könnte man doch an Sulfur denken, dachte<br />

ich mir. Und dann noch die rötlichen Haare,<br />

das neugierige Gemüt und das Verlangen nach<br />

Fleisch, das könnte doch tatsächlich Sulfur<br />

sein.<br />

Ich gab dem Hund Sulfur Q3.<br />

Die Patientin meldete sich nach 14 Tagen telefonisch<br />

. Weil es so eine nette Situation war,<br />

möchte ich unseren Dialog hier wiedergeben.<br />

Nachdem ich sie gefragt habe, wie es ihr geht,<br />

sagte sie: ... „es geht mir so gut wie meinem<br />

Hund“. Darauf antworte ich mit mitleidsvoller<br />

Stimme:“ oh, das tut mir leid, ist es bei Ihnen<br />

auch wieder schlimmer geworden?“. „Wieso<br />

schlimmer, ich sagte doch, es geht mir so gut<br />

wie meinem Hund“. „Eben deshalb frage ich ja<br />

nach, weil es so schlecht geht“. „Nein, es geht<br />

nicht schlecht, es geht gut“. „Wie, es geht gut?<br />

Wie meinen Sie das?“ „Ja, der Hund ist wieder<br />

fit. Sie nimmt jeden Tag das Mittel, und nach<br />

drei Tagen ist sie wieder viel wacher geworden,<br />

und sie rennt wieder im Garten herum und ist<br />

wieder ganz fröhlich. Sie bellt und hüpft herum.<br />

Sie ist ja schon 14 Jahre alt, aber so habe<br />

ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Das<br />

ist auch unserem Nachbarn aufgefallen. Der<br />

kam rüber und fragte, was mit dem Hund los<br />

sei, das sei ja ein Wunder. Dann habe ich ihm<br />

gesagt, dass der Hund ein homöopathisches<br />

Mittel nimmt. Daraufhin wollte er auch dieses<br />

Mittel haben, da er sich auch schwach fühlt.<br />

Dann habe ich ihm erklärt, dass man das Mittel<br />

in der Homöopathie individuell auswählen<br />

muss, nach den Symptomen. Dann ist er ganz


KrEbsbEhandlung bEI tIErEn MIt hoMöopathIE<br />

sauer gegangen, weil er dachte, ich will ihm<br />

das Mittel nur nicht verraten“.<br />

Nach einem Monat mit der Sulfur-Therapie<br />

in aufsteigenden Q-Potenz-Gaben schrumpfte<br />

das Melanom von 3 auf 1 cm. Der Hund rennt<br />

die ganze Zeit fröhlich herum. Nach zwei Monaten<br />

ist das Melanom ganz verschwunden<br />

und der Hund, der sonst immer gerne täglich<br />

das homöopathische Mittel genommen hat,<br />

läuft nun weg, wenn er die Flasche mit dem<br />

Mittel sieht.<br />

Er folgt einem<br />

innewohnenden<br />

Instinkt der<br />

Tiere: Wenn<br />

es zu viel ist<br />

mit dem Mittel,<br />

nimmt er es<br />

nicht mehr. Der<br />

Hund ist gesund<br />

geblieben und<br />

zeigte keine<br />

Symptome mehr<br />

von dem Melanom.<br />

Fall 3 – Augenlidtumor<br />

bei einem Hund<br />

Eine Frau rief mich ganz verzweifelt an, dass<br />

ihr Hund Leo, ein 6 Jahre alter Neufundländer,<br />

einen Tumor am Augenlid entwickelt hätte,<br />

und er unbedingt sofort Hilfe brauche.<br />

Einen Tag darauf untersuchte ich den Hund<br />

in unserem Klinikpark, da in unserer Klinik<br />

Hunde leider verboten sind.<br />

Mir kam ein riesiger, schwarzer Neufundländer<br />

wedelnd entgegen, an dessen Leine eine<br />

kleine, liebenswürdige Frau hinterhergezogen<br />

wurde.<br />

Die Untersuchung ergab einen derben ca. 1cm<br />

großen Tumor am unteren Augenlid, der vor<br />

sechs Monaten entstanden war. Durch die<br />

zunehmende Größe war auch der Lidschluß<br />

behindert, und es bestand jetzt seit drei Monaten<br />

eine chronische Augenentzündung, die<br />

trotz Antibiotikagaben und Augensalben nicht<br />

wegzubekommen war. Wenn die Ursache der<br />

mechanische Reiz ist, dann sollte man eher<br />

die Ursache behandeln.<br />

So befrage ich<br />

die Ha lterin<br />

und er fa hre<br />

Folgendes: Der<br />

Hund sei außerordentlich<br />

friedfertig, sehr<br />

gemütlich und<br />

sehr anhänglich.<br />

Der Neufundländer Leo<br />

Er kann es<br />

nicht ertragen,<br />

allein zu sein und sucht ständig ihre Nähe.<br />

Er ist eher träge und schnellere Bewegungen<br />

tätigt er nur manchmal beim Gang zur Futterschüssel,<br />

da er außerordentlich gefräßig ist.<br />

Er ißt alles außer Südfrüchte.<br />

Was mir auffiel, war sein extrem großer Kopf,<br />

was für Neufundländer nicht ungewöhnlich<br />

sein soll, aber dieser Schädel war fast museumsreif.<br />

Auch von seinem Gemüt sei er ein<br />

richtiger Dickschädel und Sturkopf, berichtete<br />

das „Frauchen“. Aber ansonsten sei er der<br />

liebste Hund der Welt, der noch nie aggressiv<br />

gegenüber anderen Hunden oder Kindern<br />

geworden ist.<br />

13


14<br />

KrEbsbEhandlung bEI tIErEn MIt hoMöopathIE<br />

Der Fall war sonnenklar: Ein Hund mit riesigem<br />

Schädel, dickköpfig im wahrsten Sinne<br />

des Wortes obendrein, der sich langsam wie<br />

ein Elefant bewegt und nur am Fressen interessiert<br />

ist, ein friedlicher „Gemütsmensch“<br />

sozusagen – dass alles konnte nur Calcium<br />

carbonicum sein.<br />

Aber kann Calcium auch bei dem Augenlidtumor<br />

helfen und kann man die Symptome auch<br />

mit dem Repertorium verifizieren?<br />

Verordnung Calcium carbonicum C200 am<br />

19.6.2009<br />

Nach 10 Tagen berichtet die liebe Tierhalterin<br />

verzweifelt:<br />

Das alte Sommerekzem, was er fast jeden<br />

Sommer hatte, welches aber vor 2 Jahren<br />

„erfolgreich“ mit Cortisonsalben und Antibiotika<br />

wegbehandelt wurde, ist nun wieder<br />

erschienen.<br />

Wenn ein alter Hautausschlag wieder erscheint,<br />

ist das ein gutes Zeichen, und man<br />

Repertorisation Augenlidtumor Hund Leo<br />

darf diese Reaktionen dann nicht stören. So<br />

bitte ich die Besitzerin, Fassung zu bewahren<br />

und es auszuhalten, zuzusehen, wie ihr Leo<br />

sich den ganzen Tag kratzt. Er hat zudem auch<br />

einen Pilz in den Ohren, der auch zu jucken<br />

scheint. Da zeigt sich nun manchmal eine<br />

bräunliche Absonderung.<br />

Nach weiteren 2 Wochen wird der Hund immer<br />

nervöser und unruhiger, aber der Tumor<br />

am Auge bildet sich langsam zurück, und die<br />

Augenentzündung wird besser. Die Augen tränen<br />

auch nicht mehr so.<br />

Nach einer weiteren Woche will der gewöhnlich<br />

lethargisch in der Ecke liegende Hund<br />

von sich aus spazieren gehen, und er läuft<br />

auch freiwillig neugierig im Haus umher. Ich<br />

versichere der Patientin, dass Sie sich keine<br />

Sorgen zu machen brauche, da es sich um ein<br />

durchaus normales Verhalten handele….<br />

Am 7.8.2009 erhält er wieder Calcium carbonicum<br />

C200


KrEbsbEhandlung bEI tIErEn MIt hoMöopathIE<br />

Am 27.9.2009 bekomme ich folgenden Bericht:<br />

1. “Der Pilz in den Ohren ist quasi verschwunden.<br />

Leo juckt sich noch am<br />

Ohr, aber die bräunliche Absonderung<br />

ist fast nicht mehr zu sehen.<br />

2. Die Augen sind noch gerötet, tränen<br />

und sondern täglich eine schleimigbräunliche<br />

Flüssigkeit ab. Der Zustand<br />

ist aber nicht dramatisch und<br />

vermutlich ohne größere Beschwerden<br />

zu ertragen. Der Tumor am Auge<br />

ist völlig verschwunden.<br />

3. Ich mache mir Sorgen, dass Leo aggressiver<br />

wird. Er zeigte mehrfach<br />

dominantes Verhalten gegenüber<br />

Kleinkindern mit Zuschnappen. Auch<br />

gegenüber dem ihm bekannten Postboten,<br />

Handwerkern usw. verhält er<br />

sich verstärkt aggressiv. Das gleiche<br />

gilt für einige Hunde, selbst wenn er<br />

sie seit längerem kennt. So ein Verhalten<br />

kenne ich gar nicht von ihm.“<br />

Jetzt wird die Sache spannend, denn es vollzieht<br />

sich eine dramatische Veränderung auf<br />

der Gemütsebene des Hundes. Der Tumor ver-<br />

schwindet und der einst so brave Hund wird<br />

plötzlich aggressiv.<br />

Verordnung am 27.9.2009: Belladonna C200,<br />

das Akutmittel von Calcium carbonicum.<br />

Am 14.12.2009 erreicht mich dieser Brief<br />

„Sehr geehrter Herr Dr. Wurster,<br />

ich wollte Ihnen die erfreuliche Mitteilung<br />

machen, dass Belladonna bei<br />

Leo ausgezeichnet gewirkt hat. Es<br />

gab keinen aggressiven Vorfall mehr,<br />

sieht man einmal vom üblichen<br />

Hundeverhalten ab. Er ist insgesamt<br />

viel aktiver geworden. Er hat keine<br />

Probleme mehr mit den Augen, und<br />

der Augentumor ist zum Glück ganz<br />

verschwunden.<br />

Ich bedanke mich also für Ihre<br />

freundliche und gute Betreuung und<br />

melde mich wieder, sobald Hilfe benötigt<br />

wird.“<br />

Es ist dann doch immer wieder eine große<br />

Freude, wenn man sieht, wie sehr man mit<br />

der Homöopathie auch Tieren helfen kann.<br />

In diesen hier geschilderten Fällen konnte es<br />

sicher keine Placebowirkung gewesen sein.<br />

Dr. med. Jens Wurster<br />

Clinica St. Croce<br />

Via al Parco 27<br />

CH- 6644 Orselina<br />

jens.wurster@bluewin.ch<br />

www.clinicasantacroce.ch<br />

15


16<br />

H omöopathische<br />

hoMöopathIE In dEr tIErMEdIzIn<br />

Therapie bei Tieren<br />

hat etwas Faszinierendes: Da die Tiere<br />

ja nicht wissen, ob sie eine homöopathische<br />

Arznei bekommen oder ein Placebo oder<br />

ein konventionelles Arzneimittel, ist hier der<br />

Vorwurf der sogenannten Placebowirkung homöopathischer<br />

Arzneien widerlegt.<br />

Tiere können ihre Beschwerden nicht selbst<br />

mit Worten äußern.<br />

Der/die<br />

Therapeut/in<br />

ist daher auf die<br />

eigene Untersuchung<br />

und Beobachtung<br />

und<br />

die Aussagen<br />

der Tierbesitzer<br />

angewiesen.<br />

Über Fragen<br />

zur Futteraufnahme,<br />

z.B.<br />

hastig-gierig<br />

oder langsam,<br />

Vorlieben oder<br />

Abneigung für<br />

bestimmte Nahrungsmittel<br />

wie<br />

Fleisch, Nudeln,<br />

Kartoffeln, Obst,<br />

Gemüse, Käse,<br />

Milchprodukte,<br />

Knochen, Kauartikel usw. lassen sich differenziertere<br />

Angaben erfragen.<br />

Die für die homöopathische Arzneiwahl und<br />

-differenzierung oft wichtigen Angaben wie z.B.<br />

die Art des Schmerzes: stechend, drückend,<br />

ziehend -> von wo nach wo, können wir beim<br />

Tier vielleicht erahnen, aber nicht objektiv<br />

erfassen.<br />

dr. vEt. barbara raKoW<br />

Schnauzermix Paul<br />

Manchmal kann es sogar schwer sein,<br />

Schmerzen überhaupt zu erkennen:<br />

Tiere mit Schmerzen verhalten sich meist ruhig.<br />

Sie legen sich in ihren Korb oder auf ihre<br />

Decke und schlafen. Gerade ältere Tiere tun<br />

dies aber in der Regel sowieso sehr häufig,<br />

so daß objektiv zunächst kein Unterschied zu<br />

sehen ist, vor allem, wenn es sich um innere<br />

Schmerzen<br />

z.B. im Magen-<br />

Darm handelt.<br />

Erst wenn für<br />

die Tierbesitzer<br />

gewohnte Reaktionen<br />

des Tieres<br />

ausbleiben,<br />

z.B. daß ein<br />

Hund nicht aufsteht,<br />

wenn der<br />

Besitzer nach<br />

Hause kommt<br />

oder nicht mitgehen<br />

will zum<br />

Spaziergang,<br />

kein Bedürfnis<br />

hat zu spielen,<br />

dann sind das<br />

Anzeichen, daß<br />

ein Tier krank<br />

ist und vielleichtSchmerzen<br />

hat.<br />

Objektiv kann man einen aufgekrümmten Rücken<br />

nach dem Aufstehen oder bei den ersten<br />

Schritten sehen. Er kann durch Bauchschmerzen,<br />

aber auch Wirbelsäulenschmerzen hervorgerufen<br />

werden.<br />

Der/die Therapeut/in kann bei der Untersuchung<br />

feststellen, ob die Bauchdecken bei Be-


hoMöopathIE In dEr tIErMEdIzIn<br />

rührung empfindlich und gespannt sind oder<br />

ob die Muskulatur der Wirbelsäule besonders<br />

empfindlich reagiert.<br />

Auch auslösende Ursachen einer Erkrankung<br />

können wir oft nicht erfahren oder nachweisen:<br />

Hat der freilaufende Hund unterwegs etwas<br />

aufgenommen?<br />

War es etwas Verdorbenes? Dünger oder<br />

Spritzmittel? Kot von anderen Tieren (oder<br />

sogar Menschen!)? War er am Kompost?<br />

Hat er Knochen, weggeworfene Brötchen,<br />

Süßigkeiten gefunden oder evtl. Gift aufgenommen?<br />

Der Hund kann es uns nicht sagen, manchmal<br />

können wir es durch Zufall sehen oder die<br />

Tierbesitzer wissen schon, auf was ihr Hund<br />

„spezialisiert“ ist.<br />

Eine besondere Herausforderung ist die Bewertung<br />

des Verhaltens.<br />

Geistes- und Gemütssymptome sind beim<br />

Menschen sehr oft ausschlaggebend für die<br />

Arzneiwahl. Bei den Tieren müssen wir sehr<br />

vorsichtig sein in der Bewertung der Verhaltenssymptome,<br />

sonst kommt es leicht zur<br />

(Fehl- ) Interpretation, die dann die falsche<br />

Arzneiwahl – und Mißerfolg – zur Folge hat.<br />

Selbst bei dem so sehr mit dem Menschen verbundenen<br />

Hund können wir nicht oder nur in<br />

Ausnahmefällen sagen, ob er sich gedemütigt<br />

oder gekränkt fühlt, welches Ereignis bestimmte<br />

Ängste z.B. vor dem Autofahren, vor<br />

rauschendem Wind, bestimmten Menschen<br />

oder bestimmten Artgenossen ausgelöst hat.<br />

Bei Tieren aus dem Tierheim oder aus südlichen<br />

Ländern, deren Vorleben nicht bekannt<br />

ist, bleibt ganz viel im Dunkeln.<br />

Dennoch hat die Homöopathie in der Tiermedizin<br />

in den letzten 20 Jahren enorme Fort-<br />

schritte gemacht und die Erkenntnisse über<br />

die Symptome der Arzneimittelbilder sind<br />

sehr viel umfangreicher und differenzierter<br />

geworden.<br />

Man weiß heute sehr viel über die Symptome<br />

z.B. von Nux vomica bei verschiedenen Tierarten,<br />

aber auch innerhalb z.B. der Tierart Hund<br />

differenziert man zwischen den Rassen: temperamentvolle<br />

Rassen wie Boxer reagieren<br />

sowieso viel ausgeprägter auf Umweltreize als<br />

z.B. eher ruhigere Rassen wie Neufundländer<br />

oder Bernhardiner.<br />

Hier ist es die Kunst des/der Therapeuten/in<br />

zu erkennen, wie ausgeprägt und damit für<br />

die Arzneiwahl verwertbar ein Verhalten ist.<br />

Auch das Umfeld und die Individualität des<br />

Menschen als Tierbesitzer nehmen Einfluß<br />

auf das Verhalten eines Hundes:<br />

Wird der Hund allein gehalten oder mit einem<br />

oder mehreren Artgenossen oder anderen<br />

Tierarten zusammen?<br />

Hat er viel oder wenig Auslauf, Beschäftigung?<br />

Lebt er auf dem Land, in der Stadt, in einer<br />

Wohnung oder im Haus mit Garten?<br />

Sind die Tierbesitzer erfahren/ unerfahren im<br />

Umgang mit dem Hund?<br />

Wieviel Zeit haben sie für ihr Tier?<br />

Sind sie selbst eher sportlich und bewegungsfreudig<br />

oder können sie ihren Hund gar nicht<br />

entsprechend auslasten?<br />

Wieviel Beobachtungsgabe und Konsequenz<br />

zeigen sie im Umgang mit dem Hund?<br />

Dies sind nur einige wenige Aspekte für die<br />

Erfassung von Symptomen für eine homöopathische<br />

Arzneiwahl beim Hund.<br />

Das nachfolgende Beispiel gibt einen kleinen<br />

Einblick in die Möglichkeiten homöopathischer<br />

Therapie beim Tier:<br />

17


18<br />

hoMöopathIE In dEr tIErMEdIzIn<br />

Schnauzer-Mix Paul, geb. Mai 2003,<br />

Problem: Durchfall und Verhalten<br />

Ende Juni 2005:<br />

Paul ist 2 Jahre alt und hatte schon seit dem<br />

Winter immer wieder Probleme mit Durchfall<br />

und Giardienbefall. In der Folge hatte<br />

sich eine Bauchspeicheldrüsenschwäche<br />

entwickelt.<br />

Er hatte immer wieder Bauchgurgeln, Schleim<br />

im Kot.<br />

Bei akutem Durchfall hat er Anzeichen von<br />

Bauchschmerzen mit aufgekrümmtem Rücken<br />

und Berührungsempfindlichkeit am<br />

Bauch.<br />

Die Besitzer hatten den Eindruck, daß er<br />

sehr empfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel<br />

reagierte oder, wenn er draußen etwas<br />

aufgenommen hatte, gleich Durchfall bekam.<br />

Auch im Verhalten und Umgang war er schon<br />

im Alter von 1 ½ Jahren schwierig:<br />

• Er bellt und springt fremde Menschen an.<br />

• Er kann nicht ertragen, wenn jemand<br />

von vorn auf ihn zukommt.<br />

• Er hat keinen Respekt vor älteren Rüden.<br />

Die Bauchspeicheldrüsenschwäche wurde mit<br />

Chelidonium D4 und Haronga D3 je 2x tägl.<br />

schnell besser.<br />

Der Hund erhielt zusätzlich Diät und Probiotika,<br />

der Darm stabilisierte sich.<br />

Der Giardientest war negativ.<br />

Paul hatte nicht mehr so oft starken Durchfall,<br />

aber der Kot war immer mal breiig, die letzte<br />

Zeit wieder öfter sehr weich.<br />

Im Vordergrund stehen für die Besitzer jetzt<br />

die Probleme mit dem Verhalten:<br />

Paul ist bei jedem Geräusch, bei allem, was<br />

sich bewegt, gleich sehr angespannt.<br />

Im Biergarten kann es sein, daß er Menschen<br />

ankläfft oder anspringen will.<br />

Man muß sich bei ihm ganz ruhig bewegen,<br />

sonst springt er gleich hoch mit lautem Gebell.<br />

Er hat weiterhin große Probleme mit der Enge:<br />

Wenn man ihn festhalten will, wenn jemand<br />

ihm zu nahe kommt, sich vornüber beugt, ihn<br />

anfassen will.<br />

Die Besitzer müssen ständig aufpassen, daß<br />

Paul nicht ausrastet.<br />

Die ständige Anspannung des Hundes ist eine<br />

Belastung für Besitzer und Hund.<br />

Man merkt Paul an, daß er sich selbst nicht<br />

wohlfühlt, wenn er ständig nur in Anspannung<br />

ist und auf alles reagiert.<br />

Es zeigte sich auch, daß für den Hund die<br />

Rangordnung zu den Besitzern nicht klar genug<br />

war. Sie bemühten sich aber schon mit<br />

einer Hundetrainerin um einen ruhigeren<br />

und konsequenten Umgang mit Paul.<br />

Die Nahrungsmittelempfindlichkeiten, die<br />

Anfälligkeit für Durchfall und das Verhalten<br />

paßten aus homöopathischer Sicht sehr gut<br />

zusammen.<br />

Ein Konstitiutionsmittel war hier gefragt.<br />

Zusammenfassung der wichtigsten<br />

Symptome:<br />

Anspannung durch kleinste Reize, Sinneseindrücke<br />

• Problem mit Enge<br />

• Futtermittelempfindlichkeiten,<br />

• rezidiv. Verdauungsstörungen mit<br />

Spasmen, Blähungen, Bauchschmerzen<br />

Für die Repertorisation kommen<br />

folgende Rubriken in Frage (Auswahl):<br />

• Gemüt, empfindlich gegen Sinneseindrücke<br />

• Gemüt, Beschwerden durch Erregung<br />

des Gemütes<br />

• Gemüt, Sinne scharf<br />

• Gemüt, herausfordernd<br />

• Rectum, Diarrhoe-Unregelmäßigkei-


hoMöopathIE In dEr tIErMEdIzIn<br />

ten beim Essen, nach den geringsten<br />

Diätfehlern<br />

• Rectum, Schmerz, Diarrhoe bei<br />

• Gemüt, Kämpfen möchte -> Interpretation<br />

?<br />

• Gemüt, argwöhnisch, mißtrauisch -><br />

Interpretation ?<br />

Paul erhielt Nux vomica D30 Globuli, zunächst<br />

2-3x /Woche 5 Globuli, später nur 1x /Woche.<br />

Reaktion auf die Arzneigabe:<br />

Schon nach 4 Wochen war Paul viel ausgeglichener,<br />

konnte viel besser mit fremden Menschen<br />

umgehen. Die ständige Anspannung<br />

hatte ganz deutlich nachgelassen. Er ließ<br />

sich viel leichter auch einmal anfassen, die<br />

Besitzer können ihn überall mit hin nehmen,<br />

ohne daß er ständig knurrt oder kläfft.<br />

Er hatte nur noch selten Verdauungsprobleme,<br />

wenn er draußen etwas aufgenommen hatte<br />

oder jemand ihm etwas zugesteckt hatte.<br />

Mehrere Tests auf Giardien waren negativ.<br />

Die Wirkung der Gaben hielt mehrere Monate<br />

an.<br />

Von Zeit zu Zeit hatte Paul in den nachfolgenden<br />

Jahren Phasen, in denen er wieder<br />

deutlich mehr Anspannung zeigte, auf andere<br />

Rüden und auf Umweltreize wieder mehr<br />

reagierte.<br />

Die Besitzer melden sich dann, daß Paul wieder<br />

seine „Wohlfühlglobuli“ braucht.<br />

Einige Gaben genügen, dann geht es Paul<br />

wieder gut.<br />

Paul ist inzwischen 9 Jahre alt, sieht noch sehr<br />

jugendlich aus und ist körperlich für sein Alter<br />

sehr fit.<br />

Seine Verdauung ist schon seit Jahren stabil,<br />

auch dank konsequenter Fütterung.<br />

Wenn er etwas anderes aufnimmt, dann ist<br />

der Kot zwar 1-2 Tage weicher, dann ist es<br />

wieder vorbei.<br />

Er ist weiterhin sehr aufmerksam, nimmt alles<br />

in der Umgebung wahr und testet immer<br />

mal die Konsequenz seiner Besitzer. Das „Ausrasten“<br />

passiert nur noch ganz selten.<br />

Bei Paul war es so, daß Nux vomica sowohl zu<br />

den Verdauungsbeschwerden als auch zu den<br />

Verhaltensproblemen paßt.<br />

Dies ist beim Tier nicht immer so eindeutig.<br />

Bei akuten Erkrankungen ist der Ansatz oft<br />

mehr organotrop. Allgemeinsymptome und<br />

das Verhalten, die Reaktionsweise in der akuten<br />

Krankheit gehören jedoch ebenfalls zur<br />

Arzneiwahl.<br />

Die genaue Beobachtung und Untersuchung<br />

des Tieres, die Bewertung des Verhaltens als<br />

individuelle Reaktion unter Berücksichtigung<br />

von Umfeld und Umgang mit dem Hund und<br />

die Beobachtung und Beschreibung durch die<br />

Tierbesitzer sind immer wieder eine interessante<br />

Herausforderung für die homöopathische<br />

Therapie bei Tieren.<br />

Dr. vet. Barbara Rakow<br />

Mühlleite 1<br />

97475 Zeil a. Main<br />

Tel.: 09524 5490<br />

Fax: 09524 6888<br />

19


20<br />

Paula, eine Cairn-Terrierhündin mit<br />

fortgeschrittenem Leberkrebs<br />

Erstanamnese am 20.12.02<br />

Kurz vor Weihnachten 2002 wurde ich zu<br />

einer Hündin gerufen, der es sehr schlecht<br />

ging. Sie hatte wenig Energie und fraß kaum.<br />

Der Tierarzt hatte den Bauchraum geschallt<br />

und eine starke Vergrößerung der Leber festgestellt.<br />

Dazu<br />

h a t t e Pau l a<br />

dramatisch<br />

hohe Leberwerte,<br />

besonders<br />

die alkalische<br />

Phosphatase<br />

war um ein<br />

Vielfaches erhöht.<br />

So lautete<br />

die Diagnose<br />

des Tierarztes:<br />

fortgeschrittener<br />

Leberkrebs! Er gab ihr noch mögliche 6<br />

Wochen!<br />

Völlig verzweifelt wandten sich die Besitzer<br />

an mich, ob ich denn noch etwas tun könne?<br />

Was ist Paula für ein Hund?<br />

Paula ist zum Zeitpunkt der Anamnese 11 Jahre<br />

alt, hat schwarzes Fell mit kleinen weißen<br />

Abzeichen an der Brust.<br />

Sie ist sterilisiert und von etwas vollschlanker<br />

Statur, aber kernig.<br />

Zur Begrüßung bellte sie erstmal frech, war<br />

aber zunächst zurückhaltend.<br />

Ihre dunklen Knopfaugen strahlten mich aus<br />

sicherer Entfernung an.<br />

Bei der Untersuchung war sie sehr lieb, aber<br />

etwas ängstlich.<br />

caIrn-tErrIErhündIn<br />

MIt FortgEschrIttEnEM lEbErKrEbs<br />

hElrIKE lEIn<br />

Cairn-Terrierhündin Paula<br />

Ich konnte deutlich fühlen, dass die Leber<br />

vergrößert war.<br />

Paula war sonst immer ein fröhlicher Hund<br />

gewesen, etwas schreckhaft und ängstlich.<br />

Jetzt war sie schwach und nicht mehr lebenslustig.<br />

Anderen Hunden gegenüber ist sie freundlich,<br />

aber manchmal<br />

auch etwas kiebig.<br />

S i e b e s i t z t<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

und<br />

unterwirft sich<br />

nicht zwingend.<br />

Sie hat Angst<br />

bei Gewitter<br />

und vor der Silvesterknallerei,<br />

verkriecht sich<br />

dann und zittert.<br />

Manchmal ist sie eigensinnig und will einen<br />

Weg nicht entlang gehen. Sie kann dann auch<br />

stur sein.<br />

Sie tobt gern im Schnee und liegt gern in der<br />

Sonne.<br />

Starke Hitze mag sie nicht, dann liegt sie lieber<br />

auf kalten Fliesen.<br />

Paula ist sehr verschmust und fordert das<br />

Streicheln auch ein.<br />

Sie ist sehr artig, weiß aber auch, wie sie sich<br />

durchsetzen kann.<br />

Wenn man mit ihr schimpft, kann sie sehr<br />

nachtragend und beleidigt sein.<br />

Bei einer Routineuntersuchung waren im<br />

April 02 Herzrhythmusstörungen entdeckt<br />

worden.


caIrn-tErrIErhündIn<br />

MIt FortgEschrIttEnEM lEbErKrEbs<br />

Als junger Hund hatte sie eine Herzmuskelentzündung<br />

nach einer Otitis gehabt.<br />

Ab April 02 bekam Paula deshalb Fortekor 5,<br />

ein Herzmedikament. Danach wurden die<br />

EKGs immer schlechter.<br />

Seit Mai 02 hatte sie erhöhte Blutfette und<br />

erhöhte Werte der alkalischen Phosphatase.<br />

Ab November 02 bekam sie dann zusätzlich<br />

Cortison.<br />

Paula ging es immer schlechter und die Werte<br />

der alkalischen Phosphatase stiegen stark an.<br />

Die letzte Blutuntersuchung ergab einen Wert<br />

der alkalischen Phosphatase von 3520 U/l, der<br />

Normalwert liegt bei 0-98 U/l.<br />

Repertorisation: Paula<br />

Paula (Name geändert) 20.12.02<br />

Summe der Symptome (sort.nach Graden)<br />

– Intensität wurde berücksichtigt<br />

1 1234 1 Abdomen - Krebs - Leber 35<br />

2 1234 1 Gemüt - Furcht - Gewitter; vor 54<br />

3 1234 1 Gemüt - Verweilt - vergangenen unangenehmen Ereignissen;<br />

bei<br />

4 1234 1 Allgemeines - Reiben - sanftes Reiben - amel. 29<br />

5 1234 1 Gemüt - Erschreckt leicht 195<br />

6 1234 1 Gemüt - Eigensinnig, starrköpfig, dickköpfig 155<br />

7 1234 1 Allgemeines - Wärme - agg. 219<br />

8 1234 1 Brust - Herzens; Beschwerden des 218<br />

phos. lyc. calc. sulph. <br />

nitac. <br />

natm.<br />

ign. natc.<br />

81<br />

sep. lach.<br />

8/15 7/16 7/14 7/12 7/11 6/14 6/11 6/11 6/11 6/10<br />

1 1 2 - - 1 - - - - 1<br />

2 4 2 1 1 2 2 - 2 2 1<br />

3 1 3 1 2 2 4 3 - 2 -<br />

4 2 - 3 1 - - 1 3 - -<br />

5 2 3 2 2 2 2 2 3 3 2<br />

6 1 2 3 2 2 1 2 1 1 1<br />

7 2 2 2 3 1 3 1 1 1 2<br />

8 2 2 2 1 1 2 2 1 2 3<br />

21


22<br />

Mittelwahl:<br />

caIrn-tErrIErhündIn<br />

MIt FortgEschrIttEnEM lEbErKrEbs<br />

Da das Krebsgeschehen selbst nicht sehr viele<br />

charakteristische Symptome lieferte, die ich<br />

als §153- Symptome wahlanzeigend benutzen<br />

konnte, nahm ich außerdem allgemeine Symptome<br />

mit in die Repertorisation.<br />

Phosphorus ist das einzige Mittel, das in allen<br />

Rubriken enthalten war. Da es zu den tiefgreifenden<br />

Krebsmitteln gehört und zudem auch<br />

zum Gesamtbild des Hundes passte, entschied<br />

ich mich dafür.<br />

Damals wählte ich die LM/Q12 als Anfangspotenz,<br />

weil ich meinte, mit einer kräftigen<br />

Potenz einsteigen zu müssen. Heute würde ich<br />

mit einer LM/Q1 beginnen.<br />

Ab 21.12.02 erhielt Paula alle 2 Tage 1ml<br />

Phos. LM/Q12 aus dem 1. Glas.<br />

Die Herztablette bekam sie nur noch jeden<br />

2. Tag und das Cortison wurde auf die Hälfte<br />

reduziert. Ich wollte diese Mittel möglichst<br />

schnell ausschleichen.<br />

Am 27.12.02 war Paula schon wesentlich<br />

munterer.<br />

Die Herztablette wurde nun ganz abgesetzt,<br />

Phos. LM/Q12 weiter alle 2 Tage<br />

Cortison nochmals halbiert.<br />

09.01.03 Ergebnisse der neuen Blutuntersuchung:<br />

alk. Phosphatase auf 1600 zurückgegangen!<br />

Paula ist munter und spielt im Schnee.<br />

Allopathische Medikamente sind jetzt ganz<br />

abgesetzt.<br />

16.01.03 EKG war sehr gut, Paula geht es weiterhin<br />

prima, gestern leicht Durchfall.<br />

Ich war beeindruckt von dem schnellen positiven<br />

Verlauf und habe das Mittel erstmal abgesetzt,<br />

um eine Überdosierung zu vermeiden.<br />

Abwarten.<br />

15.02.03 Blutuntersuchung: alkalische Phosphatase<br />

auf 919 gesunken!<br />

Weiter abwarten.<br />

19.03.03 Blutuntersuchung: alkalische Phosphatase<br />

wieder auf 1300 angestiegen!!<br />

Sonst ist Paula gut drauf, aber Cairn-Terrier<br />

zeigen erst sehr spät, dass es ihnen schlecht<br />

geht. So waren die Blutwerte ein wichtiger<br />

Parameter für die Beurteilung des Heilungsverlaufs.<br />

Ich lasse Phosphorus LM/Q12 alle 2 Tage erneut<br />

geben.<br />

16.04.03 Blutuntersuchung: alk. Phosphatase<br />

wieder auf 960 gesunken.<br />

GPT- Wert aber leicht gestiegen, auf 260 (


caIrn-tErrIErhündIn<br />

MIt FortgEschrIttEnEM lEbErKrEbs<br />

18.06.03 Blutuntersuchung: alk. Phosphatase<br />

wieder auf 941 gestiegen.<br />

GPT auch gestiegen auf 495.<br />

GOT-Wert auf 125 (< 45 normal).<br />

Sonst geht es Paula gut.<br />

Es wird deutlich, wie empfindlich sie auf das<br />

ganze Geschehen reagiert. Aber statt das Mittel<br />

wieder öfter zu geben, wurde ich durch die<br />

Schwankungen verunsichert und machte jetzt<br />

einen entscheidenden Fehler: ich wechselte<br />

das Mittel.<br />

19.06.03 Paula lahmt vorne rechts immer<br />

noch, Besitzerin erwähnt, dass die Hündin<br />

manchmal „größenwahnsinnig“ ist und andere<br />

große Hunde anbellt.<br />

Dies und der starke Bezug zur Leber ließen<br />

mich an Lycopodium denken. Es war bei der<br />

Repertorisation an 2. Stelle gewesen.<br />

Sie bekam Lycopodium LM/Q6 alle 2 Tage 1ml<br />

aus dem 1. Glas.<br />

16.07.03 Blutuntersuchung: Blutwerte sind<br />

stark verschlechtert!!<br />

Alk. Phosphatase auf 2248 angestiegen.<br />

GPT auf 987 angestiegen.<br />

GOT auf 185 angestiegen.<br />

Paula hat wenig Appetit, ist insgesamt schlapper.<br />

Sofortiger Wechsel auf Phosphorus LM/Q18,<br />

jetzt täglich 1ml aus dem 1. Glas!<br />

Paula springt wieder munter herum, fängt Kröten,<br />

frißt seit Mitteländerung wieder besser.<br />

30.07.03 Blutergebnisse: alles wieder besser!<br />

Alk. Phosphatase auf 1513 gesunken.<br />

GPT auf 816 gesunken.<br />

GOT auf 171 gesunken.<br />

Paula humpelt nicht mehr und ist gut drauf.<br />

Mittel weiter täglich geben.<br />

03.08.03 Fläschchen LM/Q18 ist aufgebraucht.<br />

Ab jetzt Phosphorus LM/Q24 täglich aus dem<br />

1. Glas.<br />

12.08.03 Blutergebnisse: alk. Phosphatase<br />

auf 984 weiter gefallen.<br />

GPT auf 651 gesunken.<br />

GOT auf 121 gesunken.<br />

Paula geht es prima!<br />

Im weiteren Verlauf blieb ich bei der täglichen<br />

Gabe von Phosphor. Jedes Mal, wenn<br />

ein Fläschchen aufgebraucht war, ging ich in<br />

6er Schritten zu einer höheren LM/Q Potenz<br />

über. Es hatte sich in diesem Fall nicht als<br />

negativ herausgestellt, eine Potenz so lange<br />

auszureizen.<br />

Die Blutwerte wurden stetig besser. Und es<br />

ging Paula sehr gut.<br />

In den meisten anderen Fällen haben mir die<br />

Patienten viel eher gezeigt, wann die Potenz<br />

nicht mehr ausreicht und dies entsprach dann<br />

meistens den von Hahnemann beschriebenen<br />

Intervallen.<br />

Am 13.11.03 wurde gemessen: alk. Phosphatase<br />

auf 491 gesunken.<br />

GPT auf 349 gesunken.<br />

GOT auf 70 gesunken.<br />

Paula geht es unverändert prima!<br />

Seit 11.11.03 bekommt sie Phosphorus LM/<br />

Q36 täglich 1 Tropfen.<br />

30.12.03 Zwischenbilanz zum<br />

bisherigen Verlauf der Behandlung<br />

Es stellte sich heraus, dass eine tägliche Gabe<br />

des Mittels über einen sehr langen Zeitraum<br />

23


24<br />

caIrn-tErrIErhündIn<br />

MIt FortgEschrIttEnEM lEbErKrEbs<br />

notwendig war, um eine stetige Besserung zu<br />

bewirken.<br />

Verschlechterungen kamen durch zu große<br />

Abstände in der Mittelgabe und nach Absetzen<br />

des Mittels zustande.<br />

Symptome, wie einmaliger Durchfall oder<br />

kurzzeitiges Lahmen hatten mich zu einem<br />

Mittelwechsel veranlasst, welches sofort mit<br />

einer starken Verschlechterung beantwortet<br />

wurde. Genaues<br />

Beobachten der<br />

Symptome und<br />

des Befindens<br />

ist sehr wichtig,<br />

aber man sollte<br />

nicht zu schnell<br />

das Mittel wechseln,<br />

wenn kein<br />

neues klares<br />

Bild erschienen<br />

ist.<br />

„Es ist wichtig,<br />

Ruhe zu bewahren, abzuwarten,<br />

den Fall genauestens zu studieren<br />

und zu beobachten, und keine Angst<br />

machen lassen! Nicht so schnell von<br />

einem Mittel weggehen, wenn es gut<br />

getan hat.“<br />

(Dario Spinedi, 1997)<br />

Wie ist der weitere Verlauf?<br />

Stand März 2007<br />

Inzwischen waren mehr als 4 Jahre vergangen,<br />

und Paula erfreute sich, nun bereits fast 16-<br />

jährig, großer Vitalität. Sie war munterer als<br />

ihre, um ein paar Jahre jüngere Cairnterrier-<br />

Kollegin, mit der sie zusammen lebte.<br />

Paula mit Kollegin<br />

Paula hatte in den letzten Jahren fast durchgehend<br />

weiter tägl. Phosphorus in LM/Q-Potenzen<br />

bekommen.<br />

Zuletzt bekam sie LM/Q114. tägl. aus dem 7.<br />

Glas.<br />

Es hatte zwischendurch ein paar Situationen<br />

gegeben, die mich zunächst das Mittel wechseln<br />

ließen.<br />

Im Juli 04 entwickelte sie plötzlich einen<br />

heftigen Analdrüsenabszeß,<br />

rechtsseitig,<br />

während die<br />

Leberwerte<br />

gleichzeitig anstiegen.<br />

Mit Silicea in<br />

LM/Q6 heilte<br />

der Abszeß<br />

gut ab und die<br />

Werte gingen<br />

wieder leicht<br />

zurück, hielten sich dann immer in einem<br />

konstanten Bereich.<br />

Sie bekam Silicea täglich bis zur LM/Q18 für<br />

einige Monate, bis die Leberwerte unter der<br />

Mittelgabe deutlich anstiegen und sie deutliche<br />

Symptome für Arsenicum album entwickelte.<br />

Sie wurde sehr unruhig, hatte sehr viel Durst<br />

und zitterte viel. Sie hatte auch wenig Appetit<br />

und lag am Liebsten bei den „Großeltern“ im<br />

warmen Bett.<br />

Arsenicum LM/Q6 half ihr schnell und brachte<br />

noch mal eine Mandelentzündung hervor,<br />

unter der sie als jüngerer Hund öfter gelitten<br />

hatte.


caIrn-tErrIErhündIn<br />

MIt FortgEschrIttEnEM lEbErKrEbs<br />

Die Leberwerte wurden deutlich besser und<br />

sie war wieder munter und vergnügt.<br />

Im Februar 05 ging es ihr dann wieder<br />

schlechter, sie hatte starken Husten und wenig<br />

Appetit.<br />

Phosphorus LM/Q48 brachte schnelle Besserung<br />

ihres Befindens und auch die Leberwerte<br />

wurden stetig besser.<br />

Bis im April 06 die Leberwerte wieder dramatisch<br />

stiegen, Paula aber keinerlei veränderte<br />

oder neue Symptome zeigte, die mich an<br />

ein neues Mittel hätten denken lassen.<br />

Ich entschied mich für eine Kombinationstherapie,<br />

wie sie Burnett erfolgreich anwendete.<br />

Das heißt, sie bekam seit 24.4.06 ein organotropes<br />

Lebermittel, Carduus marianus in<br />

D3 täglich morgens dazu, abends weiterhin<br />

Phosphorus LM/Q84 aus dem 5. Glas.<br />

Die Blut-Werte verbesserten sich daraufhin<br />

schnell und es ging Paula prima.<br />

Aus dem 5. Glas bekam sie das Mittel jetzt,<br />

weil sie auf die zunehmend höheren Potenzen<br />

empfindlicher reagiert hat. Sie war dann<br />

z.B. unruhig oder sehr durstig direkt nach der<br />

Mittelgabe, oder sie hatte auch kurz Husten.<br />

Die Gabe aus dem 5. Glas vertrug sie dann<br />

sehr gut.<br />

Nach der LM/Q36 hatte ich versucht, wieder<br />

mit der LM/Q6 zu beginnen, so wie es Spine-<br />

di in einigen Fällen erfolgreich beschrieben<br />

hatte, aber bei Paula hatte dies keine positive<br />

Reaktion. Die LM/Q42 brachte wieder deutliche<br />

Besserung.<br />

Im Mai 08<br />

war sie immer noch fröhlich. Inzwischen<br />

hatte sie teilweise erhöhte Nierenwerte, was<br />

auch durch die Abfallprodukte des Krebses<br />

ausgelöst sein kann.<br />

Sie bekam als organbezogenes Mittel Berberis<br />

in D4 aufsteigend bis D10 – statt Carduus marianus<br />

täglich morgens – zu der abendlichen<br />

Phosphorgabe. Die Werte normalisierten sich<br />

wieder, auch die Leberwerte besserten sich<br />

nochmal.<br />

Sie sah inzwischen etwas dünner und auch<br />

älter aus, aber dachte noch nicht daran, ihren<br />

Platz zu räumen. Schließlich starb sie im Alter<br />

von 17 Jahren und war bis zuletzt fröhlich und<br />

lebenslustig.<br />

Dieser Fall zeigt, wie viel Geduld es erfordern<br />

kann, Krebs zu behandeln und wie wenig<br />

Parameter wir manchmal für die Mittelwahl<br />

haben.<br />

Es ist wichtig, einen Krebspatienten kontinuierlich<br />

weiter zu behandeln, um eine lange<br />

Besserung oder sogar Heilung zu erzielen.<br />

Aber dieser Fall macht viel Mut, weiter zu machen,<br />

besonders, wenn man Paula, die damals kaum<br />

Lebenserwartung hatte, in den ganzen Jahren so<br />

ausgelassen im Garten rumtollen sah!<br />

Helrike Lein<br />

Tierhomöopathin<br />

Dörpstraat 11<br />

23896 Walksfelde<br />

Tel.: 04543 / 7869<br />

Tiere-sanft-heilen@gmx.de<br />

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25


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28<br />

L uzie,<br />

atrophIE dEr gEsIchts- und schlundMusKulatur<br />

bEI EInEr bErnEr sEnnEnhündIn<br />

eine 11-jährige Berner Sennenhündin<br />

hatte in ihrem Leben schon viele<br />

Krankheiten und Operationen gehabt. Der<br />

erste Eingriff geschah wegen eines rassetypischen<br />

und stark ausgeprägten Ektropiums.<br />

Die unregelmäßigen Brunstzyklen der nächsten<br />

Jahre endeten meist zweimal im Jahr mit<br />

einer Gebärmutterentzündung. Mit vier Jahren<br />

wurde sie von einer Zecke mit Borreliose<br />

infiziert. Es<br />

folgten wechselndeLahmheiten,<br />

zum Teil<br />

blutige, wiederkehrendeHarnblasenentzündungen,<br />

Magen-Darm-<br />

I n f e k t i o n e n ,<br />

Zwingerhusten,<br />

eine Ileus-<br />

dr. vEt. bErnhard hornIg<br />

Notoperation,<br />

weil sie einen<br />

Luzie – die Berner Sennenhündin<br />

M a i s k o l b e n<br />

verschluckt hatte, eine ausgedehnte pyotraumatische<br />

Dermatitis („Hotspot“) und viele<br />

kleine und größere Erkrankungen mehr. Da<br />

die Besitzerin, eine liebe Hundenärrin, durch<br />

die Vielzahl der Krankheiten häufig in Sorge<br />

versetzt worden war, wurden über die ganze<br />

Zeit hinweg mindestens zweimal pro Jahr weiterführende<br />

Untersuchungen in einem Labor<br />

ausgeführt (Serologie, klinische Chemie, PCR,<br />

Histologie). So erhielt ich einen lückenlosen<br />

und gut dokumentierten Krankheitsverlauf.<br />

Nach der Borrelioseinfektion stiegen Nierenund<br />

Leberwerte bedenklich an. In einer Universitätsklinik<br />

wurde die Nierenerkrankung<br />

als sogenannte „Berner Niere“ per Ultraschall<br />

bestätigt und vor allzu viel Hoffnung in Bezug<br />

auf eine Genesung gewarnt. Trotzdem wurden<br />

die Nieren- und Leberwerte im Laufe der<br />

Jahre nach der Gabe verschiedener Homöopathika<br />

immer besser.<br />

Bis auf die gelegentlichen, jetzt milderen<br />

Gebärmutterentzündungen während der<br />

Scheinträchtigkeiten, war Luzie stabil, und<br />

es ging ihr so<br />

gut, so dass<br />

sich die Besitzerin<br />

im Herbst<br />

2011 zu einer<br />

Totaloperation<br />

entschloss.<br />

Damit aber<br />

begann das<br />

Drama.<br />

Die Operation<br />

an einer<br />

Klinik verlief<br />

problemlos.<br />

14 Tage danach begannen die Kau-,<br />

Schlund- und Stirnmuskulatur zu atrophieren.<br />

Die Hündin wurde daraufhin an einer Universitätsklinik<br />

untersucht. Die Diagnose lautete<br />

Fibrotisierung der Kopfmuskulatur im Rahmen<br />

einer Autoimmunerkrankung. Als Therapie<br />

erhielt die Hündin Prednisolon 2 mg/kg<br />

Körpergewicht. Aber anstatt den Zustand zu<br />

verbessern, schwanden innerhalb von einer<br />

Woche Appetit und Durst und das Maul konnte<br />

nur noch ca. 2-3 cm geöffnet werden. Die<br />

Kortison-Therapie wurde komplett abgesetzt.<br />

Wegen der hochgradigen Schwäche musste<br />

nun die Hündin zum Urinieren und Lösen in<br />

den Garten getragen werden.


atrophIE dEr gEsIchts- und schlundMusKulatur<br />

bEI EInEr bErnEr sEnnEnhündIn<br />

Freiwillig nahm Luzie nichts mehr zu sich,<br />

und so flößte die Besitzerin der Hündin suppige<br />

Nahrung mittels Spritze ein, welche diese<br />

sehr, sehr widerwillig aufnahm. Lediglich<br />

trockenen Zwieback nahm sie bereitwillig auf.<br />

Zwischenzeitlich erhielt die Hündin eine Infusion<br />

zur Flüssigkeits- und Glukoseversorgung.<br />

Dieser Zustand währte 7 Tage lang. Luzie war<br />

nicht in der Lage, mehr als 3 m zu laufen. Die<br />

Gesichtsmuskulatur war mittlerweile so stark<br />

geschw unden,<br />

dass die Berner<br />

Sennenhündin<br />

ein schmales<br />

Gesicht wie<br />

ein Fuchs bekommen<br />

hatte.<br />

Bedingt durch<br />

die Atrophie<br />

der Schläfenm<br />

u s k u l a t u r<br />

und der spezifischen<br />

Anatomie<br />

der Orbita bei<br />

Raubtieren (keine geschlossene Augenhöhle)<br />

lagen beide Augäpfel so tief in der Höhle, dass<br />

beim Maulöffnen nur noch ein kleiner Schlitz<br />

vom Auge sichtbar war. Schweren Herzens erwogen<br />

wir die Euthanasie.<br />

Irgendwie ließ mich aber das höchst eigenartige<br />

Symptom „trinkt nichts, und mag<br />

dennoch nur trockenen Zwieback“ nicht los.<br />

Im Repertorium fand ich:<br />

Allgemeines - Speisen und Getränke<br />

- Brot - Verlangen - trockenes<br />

aur. Bar-m. kali-s. lyc. ruta<br />

Luzie – Schwund der Gesichtsmuskulatur<br />

Allgemeines - Speisen und Getränke<br />

- Brötchen, Semmeln - Verlangen - altbackenen<br />

Brötchen, nach<br />

Aur.<br />

Letztere Rubrik war von größtem Wert:<br />

nur ein Mittel und das dazu noch zweiwertig!<br />

Zudem war Aurum eine syphilitische Arznei<br />

von größter Destruktion. Überzeugt durch<br />

frühere homöopathische Erfolge bei ihrer<br />

Hündin willigte<br />

die Besitzerin<br />

zu einem letzten<br />

Versuch ein.<br />

Aurum LM 6, 3<br />

mal im Abstand<br />

von 2 Stunden,<br />

vor jeder Gabe<br />

nochmals verschüttelt.<br />

Das<br />

war Sonntag<br />

nachmittags.<br />

Am Montag<br />

machte ich<br />

abends meinen Hausbesuch und war mehr als<br />

erstaunt, als mich Luzie an der Tür empfing<br />

- schwach und schwankend, aber ohne Hilfe aufgestanden<br />

und stehend. Das gab mir den Mut,<br />

die Arznei etwas zu modifizieren. Luzie hatte<br />

die Borreliose fünf Jahre zuvor dank einer anderen<br />

Goldverbindung bestens überstanden:<br />

Aurum arsenicosum! Auch diesmal erhielt sie<br />

die Arznei in der LM 6, 2 x täglich.<br />

Nach einer Woche konnte Luzie bereits<br />

wieder über 300 m laufen, der Appetit kehrte<br />

zurück und das Maul ließ sich wieder ca. 8 cm<br />

weit öffnen. Die Besserung schritt weiter fort<br />

29


30<br />

atrophIE dEr gEsIchts- und schlundMusKulatur<br />

bEI EInEr bErnEr sEnnEnhündIn<br />

und Spaziergänge bis zu 2 km waren wieder<br />

möglich. Verständlicherweise wurde aus dem<br />

„Fuchsgesicht“<br />

kein rundes<br />

Bernergesicht<br />

mehr und die<br />

Schlundmuskulatur<br />

war soweit<br />

geschädigt,<br />

dass sich Luzie<br />

öf ters bei m<br />

Trinken verschluckte<br />

und<br />

dann husten<br />

musste.<br />

Luzie 2011 nach der Totaloperation<br />

Im Mai <strong>2012</strong> kam der große Rückschlag.<br />

Alle therapeutischen Bemühungen schlugen<br />

fehl. Die Muskulaturatrophierte<br />

so stark,<br />

dass Fressen,<br />

Saufen und<br />

Laufen unmöglich<br />

wurden.<br />

T r a u r i g<br />

über das jähe,<br />

doch irgendwie<br />

erwartete<br />

Ende und froh<br />

über die Kraft<br />

der Globuli, die<br />

Luzie ein trotz<br />

allem schönes Leben gaben, schläferte ich<br />

sie im Kreis ihrer Familie ein.<br />

Dr. vet. Bernhard Hornig<br />

Robert-Koch-Str. 1<br />

95032 Hof


D ie<br />

Wo stEht dIE tIErhoMöopathIE?<br />

Fähigkeiten eines guten Homöopathen<br />

beruhen auf einer anspruchsvollen<br />

Ausbildung, einiger Berufserfahrung und<br />

gutem Handwerkszeug im Sinne von Repertorien<br />

und Materia medicae. Wie sieht es hier<br />

hinsichtlich dieser Fähigkeiten und Möglichkeiten<br />

in der Tierhomöopathie aus?<br />

Meist wird in der gesamten ‘homöopathischen<br />

Szene’ die Behandlung von Tieren als ‘kleine<br />

Homöopathie’<br />

betrachtet und<br />

auch ein wenig<br />

belächelt, denn<br />

Tiere gelten allgemein<br />

weniger<br />

als Menschen.<br />

Wer genau hinschaut,<br />

sieht<br />

aber, dass die<br />

Tierhomöopathie<br />

gleichsam<br />

die noch höhere<br />

Kunst sein<br />

muss, weil wir in der Behandlung von Tieren<br />

eine ganze Reihe von Symptomen erst gar<br />

nicht sammeln, geschweige denn verwerten<br />

können. Aus diesem Grund wird oft angenommen,<br />

dass Tierhomöopathen sowieso nur mit<br />

Komplexmitteln oder bewährten Indikationen<br />

arbeiten. Tatsächlich wird dies auch in einer<br />

ganzen Reihe von Ausbildungen zum Tierheilpraktiker<br />

suggeriert.<br />

Inzwischen haben sich in unserem offenen<br />

und kostenlosen Holon-Netzwerk für Tierhomöopathie<br />

mehrere hundert Tierheilpraktiker<br />

zusammengefunden, die Tiere nach den<br />

Grundsätzen der klassischen Homöopathie<br />

behandeln oder diese Behandlungsart erler-<br />

claudIa grothus<br />

nen möchten. Nach inzwischen vier Jahren<br />

Arbeit für dieses Netzwerk ist es möglich, ein<br />

Resümee zu ziehen und die Frage zu beantworten:<br />

Wo steht die Tierhomöopathie?<br />

Ausbildung<br />

Claudia Grothus mit ihren „Tierbrüdern”<br />

Schon die Human-Heilpraktiker-Ausbildungen<br />

lassen ja oft zu wünschen übrig, was den<br />

Fachbereich Homöopathie betrifft. Bei den<br />

Tierheilpraktikern<br />

ist die Situation<br />

ähnlich.<br />

Denn was immer<br />

noch viele<br />

nicht wissen:<br />

Der Tierheilpraktiker<br />

ist ein<br />

vollkommen<br />

ungeschützter<br />

Beruf. Es gibt<br />

keinerlei Ausbildungsrichtlinien<br />

oder<br />

irgendwelche anderen Vorschriften zur Erlangung<br />

der Fähigkeiten eines Tierheilpraktikers.<br />

Jeder Mensch kann sich in Deutschland<br />

Tierheilpraktiker nennen, ein entsprechendes<br />

Schild an seine Tür schrauben und eine Internetseite<br />

erstellen, auf der er seine Dienste anbietet.<br />

Dazu braucht es keinerlei Qualifikation<br />

oder offizieller Erlaubnis.<br />

Entsprechend leicht ist es auch, eine Ausbildung<br />

zum Tierheilpraktiker anzubieten.<br />

Auch das darf jeder, vollkommen unabhängig<br />

von seiner Qualifikation. Der Markt der<br />

Tierheilpraktiker-Studiengänge ist fast unüberschaubar.<br />

Die Ausbildungen variieren<br />

extrem hinsichtlich Dauer, Lerninhalt, Kos-<br />

31


32<br />

ten und natürlich der Qualität. Was fast alle<br />

gemeinsam haben: Die Homöopathie kommt<br />

dabei viel zu kurz. Wer ernsthaft daran interessiert<br />

ist, echte homöopathische Fähigkeiten<br />

zur Behandlung von Tieren zu erlangen, muß<br />

sich selbst auf den Weg machen und sich eine<br />

„Patchwork-Ausbildung“ aus den Angeboten<br />

verschiedener Institute zusammenstricken.<br />

Bis man hier die Spreu vom Weizen getrennt<br />

hat, ist oft schon viel Geld und Zeit vergeudet<br />

worden.<br />

Erfahrung<br />

Wo stEht dIE tIErhoMöopathIE?<br />

Wo es an guten Ausbildungen fehlt, wird es<br />

auch schwierig, Berufserfahrung zu sammeln.<br />

Es fällt dann sehr schwer, eigene Fälle hinsichtlich<br />

Erfolg oder Misserfolg einzuschätzen,<br />

herauszufinden, was hier wirklich geholfen<br />

hat, bzw. zu erkennen, warum eine Therapie<br />

nicht geholfen hat. Wir stellen in unserem<br />

Forum immer wieder fest, dass die Behandlungsentscheidungen<br />

vieler neuer Mitglieder<br />

stärker von Glaubenssätzen als von fundierten<br />

Kenntnissen gesteuert sind. Und das liegt nicht<br />

etwa an mangelndem Interesse oder fehlender<br />

Ernsthaftigkeit dieser Tierhomöopathen. Es<br />

liegt daran, dass es sehr schwer ist, in der<br />

Fülle der Aus- und Weiterbildungsangebote<br />

und der Literatur die eigentliche, sich selbst<br />

überprüfende homöopathische Lehre zu finden<br />

und nachzuvollziehen. Und so kommt es<br />

dazu, dass ‘Erfahrung’ eher das ist, was man<br />

schon die ganze Zeit falsch macht. Aber wir<br />

glauben, dass wir es richtig machen. Und<br />

Glauben ist naturgemäß beim Menschen wesentlich<br />

stärker als Wissen.<br />

Materia medica<br />

Was tut also der ambitionierte Tierheilpraktiker,<br />

der sich wirklich und ernsthaft mit<br />

Homöopathie befassen will? Lesen natürlich.<br />

Und da er Tiere behandelt, schaut er sich natürlich<br />

in der homöopathischen Veterinärliteratur<br />

um. Das Angebot auf diesem Markt<br />

könnte noch viel größer sein, so hoch ist das<br />

Interesse an den Tier-Arzneimittelbildern. Die<br />

Verlage nehmen dankbar neue Werke an, und<br />

so haben wir jetzt schon eine große Palette an<br />

Materiae medicae für Tiere.<br />

Schaut man diese Bücher durch, zeigt sich<br />

sehr bald, dass sie einerseits extrem gemüts-<br />

und ‘konstitutions’-lastig sind und andererseits<br />

eigentlich nichts anderes drin steht, als<br />

die Gemüts- und Konstitutionseigenschaften<br />

der Humanliteratur. Nur eben auf den Hund,<br />

die Katze oder das Pferd ‘übersetzt’. Was kaum<br />

zu finden ist, sind die tierspezifischen Besonderheiten,<br />

die es bei Menschen gar nicht gibt:<br />

Erkrankungen von Rute und Schweif, Analdrüsenentzündungen,<br />

Rückwärtsniesen, Hufprobleme<br />

etc.. Es wird häufig suggeriert, das<br />

sei auch gar nicht so wichtig, weil ja eh am<br />

besten nach ‘Typ’ behandelt wird und nicht<br />

nach den Krankheitssymptomen.<br />

Eine wichtige Frage bei der Beurteilung dieser<br />

Veröffentlichungen wird nicht beantwortet:<br />

Woher hat so ein Autor oder eine Autorin die<br />

Qualifikation, eine Materia medica für Tiere<br />

zu schreiben? Und wo ist die Primärliteratur<br />

dazu? Wenn wir uns bewusst machen, wie die<br />

Human-Materia medica entstanden ist, dann<br />

sehen wir mehr als zwei Jahrhunderte akribischer,<br />

aufeinander aufbauender Arbeit von<br />

großen Meistern der Homöopathie, die sich<br />

jahrzehntelang, ja lebenslang mit Homöopathie<br />

befasst und ihre Fälle dokumentiert haben.<br />

Wie kann dann jemand nach vielleicht<br />

zehn Berufsjahren eine eigene Materia medica<br />

schreiben? Woher stammen all die Fälle,


Wo stEht dIE tIErhoMöopathIE?<br />

bei denen mit diesem Mittel mehrfach bestimmte<br />

Symptome geheilt wurden? Wo sind<br />

die Dokumentationen zu diesen Fällen?<br />

Wir müssen uns bewusst machen, dass sehr<br />

viele Veterinär-Materia medicae nicht auf<br />

überprüfbaren Fallauswertungen basieren.<br />

Sie stammen viel eher aus Uminterpretationen<br />

von Human-Arzneimittelbildern, aus ganz wenigen<br />

geheilten Fällen, aus denen Rückschlüsse<br />

für Allgemeinaussagen gezogen werden<br />

und natürlich<br />

aus den Glaubenssätzen<br />

der<br />

Autoren. Das ist<br />

zulässig. Es ist<br />

vollkommen in<br />

Ordnung, wenn<br />

jemand seine<br />

Überlegungen,<br />

Interpretationen<br />

und Annahmenveröffentlichen<br />

möchte.<br />

Nur sollte das<br />

dem Leser auch deutlich gemacht werden.<br />

Die Veterinärhomöopathie ist noch so jung<br />

und so unerforscht, dass spezifische Literatur<br />

dazu allenfalls als Ansatz, als Beginn, als<br />

Grundlage zur Forschung angeboten werden<br />

kann. Bei einem Beruf, der 1. kaum wirklich<br />

professionelle Ausbildungen anbietet, 2. zu<br />

mindestens 80% nebenberuflich ausgeübt<br />

wird und 3. keinerlei gemeinsame Sammlung,<br />

Überprüfung und Auswertung von Heilerfahrungen<br />

aufweist, können wir nicht davon<br />

ausgehen, dass die Breite der Literatur auf<br />

einem wissenschaftlichen und verlässlichen<br />

Fundament steht. Sie darf nur als Anregung<br />

und Angebot der Autoren verstanden werden.<br />

Aconitum napellus<br />

Repertorien<br />

Genauso ist es natürlich mit den Repertorien.<br />

Der Markt schreit geradezu nach Veterinärrepertorien,<br />

in denen die tierspezifischen<br />

Symptome verzeichnet sind. Wo es Rubriken<br />

zur Fellbeschaffenheit, zum Blutohr, zur<br />

Wasserrute und zur Pferdekolik gibt. Aber<br />

es ist noch viel zu früh, eine Mittelwahl auf<br />

solche Repertorien aufzubauen. Die Autoren<br />

der bisher erschienenen Vet-Module der Repertorisationsprogrammehaben<br />

sicherlich<br />

gewissenhaft<br />

ihre Erfahrungen<br />

zusammen<br />

getragen. Und<br />

ihnen ist auch<br />

gewiss vollkommen<br />

bewusst,<br />

dass ihre Arbeit<br />

nur ein Anfang<br />

ist. Das Problem<br />

ist nur, dass<br />

die Breite der Anwender sich dessen nicht bewusst<br />

ist. Sie arbeiten mit einem Handwerkszeug,<br />

das noch ganz unausgereift ist. Eigentlich<br />

sollten die bisherigen Tier-Rubriken eher<br />

dazu dienen, sie zu überprüfen und ggf. zu<br />

bestätigen und zu erweitern, als sie zur Heilung<br />

von kranken Tieren zu verwenden. Aber<br />

weiß das jemand? Und da wären wir wieder<br />

bei dem Punkt der Ausbildung.<br />

Und nun?<br />

Es besteht für uns durchaus Grund, hoffnungsvoll<br />

zu sein. Allein, dass sich dieses<br />

Jubiläumsheft von Brita <strong>Gudjons</strong> mit der Tierhomöopathie<br />

befasst, ist ein Zeichen dafür,<br />

33


34<br />

Wo stEht dIE tIErhoMöopathIE?<br />

dass uns immer mehr Türen geöffnet werden,<br />

dass auch immer mehr Interesse daran besteht,<br />

wie wir das eigentlich machen mit der<br />

Homöopathie ohne Empfindungssymptome<br />

und ohne Familienanamnese.<br />

Das Internet hat uns die Möglichkeit geschenkt,<br />

uns überregional zu finden und<br />

auszutauschen. Unser Holon-Netzwerk hat innerhalb<br />

kürzester Zeit Zulauf von Hunderten<br />

Tierhomöopathinnen und Tierhomöopathen<br />

bekommen. Und das sind alles ernsthafte<br />

Therapeuten, die es richtig lernen und die<br />

Homöopathie professionell anwenden wollen.<br />

Riesige Wissbegier, kritische Haltung und viel<br />

Bereitschaft zur Erkenntnis sind auf jeden Fall<br />

da.<br />

Wir müssen jetzt nur wenige Dinge tun, diese<br />

aber umso ernsthafter: Wirklich gute<br />

tierhomöopathische Ausbildungen anbieten,<br />

gemeinsam immer weiter lernen und uns<br />

austauschen und vor allem unsere Erfahrun-<br />

gen zentral sammeln. Es ist von immenser<br />

Wichtigkeit, dass wir alle unsere Fälle so gut<br />

dokumentieren, dass wir im Fall des Erfolgs<br />

genau nachvollziehen können, welches Mittel<br />

hier welches Symptom geheilt hat. Und diese<br />

Fälle müssen wir sammeln und auswerten.<br />

So und nur so können wir unsere Materia<br />

medicae und unsere Repertorien auf ernstzunehmende<br />

Weise für die Behandlung von<br />

Tieren erweitern.<br />

Es gibt Tierhomöopathinnen, die bereit sind,<br />

sich der Aufgabe des Sammelns und Auswertens<br />

zu widmen. Holon ist ein kostenloses<br />

Forum für alle, die ihre Erfahrungen mit<br />

klassisch homöopathischen Behandlungen<br />

an Tieren teilen und von den Erfahrungen<br />

anderer profitieren können. Neue Mitglieder<br />

sind jederzeit willkommen.<br />

Ich danke Brita <strong>Gudjons</strong>, dass ich zu dieser<br />

Ausgabe von <strong>Gudjons</strong> aktuell beitragen darf<br />

und gratuliere herzlichst zum Jubiläum!<br />

Claudia Grothus<br />

Osnabrücker Str. 24<br />

49545 Tecklenburg<br />

Telefon: (05482) 974259<br />

email: info@claudia-grothus.de<br />

www.claudia-grothus.de<br />

www.holon-tierhomoeopathie.de


D er<br />

das grossE polychrEst phosphorus<br />

Name Phosphor stammt aus dem<br />

Griechischen und bedeutet so viel wie<br />

Lichtbringer. So wie das Licht alles erleuchtet<br />

und durchdringt, so ist auch das Phosphor-<br />

Tier in seinem Handeln und Denken. Grenzen<br />

sind ihm sichtlich<br />

unbekannt,<br />

und man findet<br />

überschießende<br />

Reaktionen<br />

auf allen Ebenen,<br />

die früher<br />

oder später zu<br />

vollkommener<br />

Erschöpf ung<br />

führen.<br />

In unserem alltäglichenLeben<br />

finden wir<br />

Phosphor in<br />

Streichhölzern.<br />

Dies wegen<br />

seiner Eigenschaft,<br />

leicht<br />

entzündlich zu<br />

sein.<br />

Genauso wie<br />

d a s L i c h t<br />

strahlt das<br />

Phosphor-Tier, wenn man ihm begegnet. Nicht<br />

nur, dass es mit seiner Schönheit imponiert,<br />

es ist auch lebhaft, aufgeweckt und möchte<br />

gerne im Mittelpunkt des Geschehens stehen,<br />

und dies versucht es mit allen Tricks. In einer<br />

Herde ist er oft ein kleiner Kasper, der alle<br />

zum Lachen bringt. Phosphortypen wirken<br />

das lIcht In dEr dunKElhEIt<br />

stEFanIE hoFMann<br />

Stefanies Lieblingspferd<br />

meist viel jünger, als sie eigentlich sind. Viele<br />

Ängste begleiten das Phosphor-Tier, bei denen<br />

es Halt und Sicherheit bei seinen Liebsten<br />

sucht. Eine der wohl bekanntesten Phosphor-<br />

Ängste ist die vor Gewitter. Die Tiere sind sehr<br />

empfänglich<br />

für allerlei Sinneseindrücke<br />

und Reize aus<br />

der Außenwelt.<br />

Sie lieben die<br />

Gesellschaft<br />

und schließen<br />

leicht Freundschaften.<br />

Das<br />

Alleinsein<br />

jedoch verabscheuen<br />

sie.<br />

Sofort spürt<br />

der treue Vierbeiner,<br />

wenn<br />

es jemandem<br />

aus der Herde<br />

oder aus<br />

der Familie<br />

schlecht geht,<br />

und er versucht,<br />

ihn zu<br />

trösten und<br />

ihm zu helfen.<br />

Kurz gesagt ist das Phosphorus-Tier ein sehr<br />

liebenswürdiges und kontaktfreudiges Tier,<br />

welches gerne im Mittelpunkt des Geschehens<br />

steht. Dennoch finden wir im Arzneimittelbild<br />

auch tiefe Melancholie und große Schwäche<br />

als Zeichen der Ausgebranntheit.<br />

35


36<br />

das grossE polychrEst phosphorus<br />

Auf der körperlichen Ebene finden wir Erkrankungen<br />

im Bereich von Knochen, Leber,<br />

Atemwegen, Augen, Schleimhäuten, Blut und<br />

Nerven.<br />

Phosphor – ein großes Mittel in der<br />

Krebstherapie:<br />

Gerade in Zusammenhang mit Chemotherapie,<br />

welche auch bei den Tieren immer mehr Anwendung<br />

findet, ist es oft das Mittel der Wahl.<br />

Hierbei finden wir Symptome wie Durchfall<br />

und Erbrechen, ebenso wie übermäßiges<br />

Verlangen nach großen Mengen von kaltem<br />

Wasser.<br />

Aber auch bei Krebsgeschehen ohne vorangegangener<br />

Chemotherapie ist es ein großes<br />

Polychrest. Ein Beispiel hierfür sind das<br />

Mammakarzinom des Hundes und das Sarkoid<br />

beim Pferd.<br />

Der junge Phosphorus:<br />

Man findet das Mittel Phosphorus bei Jungtieren,<br />

die schnell in die Höhe geschossen sind<br />

und allen Problemen, die damit in Verbindung<br />

stehen.<br />

Störungen im Bereich der Knochen, die durch<br />

das zu schnelle „in die Höhe schießen“ in Mitleidenschaft<br />

gezogen werden, stehen hierbei<br />

im Mittelpunkt des Geschehens. Dies äußert<br />

sich durch Probleme im Bereich der Wirbelsäule,<br />

aber auch Exostosen, Verkrümmungen<br />

von Extremitäten, sowie Osteitis, Osteomyelitis<br />

und Knochennekrosen.<br />

Der Atmungsapparat:<br />

Im Arzneimittelbild von Phosphorus findet<br />

man allerlei Erkrankungen im Bereich der<br />

Atemwege.<br />

das lIcht In dEr dunKElhEIt<br />

Hier sei vor allem die chronisch obstruktive<br />

Bronchitis des Pferdes erwähnt.<br />

Kennzeichnend ist ein das Tier quälender trockener<br />

Husten mit geringfügigem Auswurf, oft<br />

auch asthmatische Atmung.<br />

Infektionen der oberen Atemwege, welche<br />

häufig eine Tendenz zum Wandern in tiefere<br />

Schichten zeigen, werden meist hervorgerufen<br />

durch Impfungen oder starke Kälte. Meist hat<br />

das betroffene Tier Fieber, frisst aber dennoch<br />

und sieht auch gesund aus. Bei der Auskultation<br />

findet man Rasselgeräusche der Lunge.<br />

Ebenfalls auffällig ist eine starke Nasenflügel-<br />

und Abdominal-Atmung.<br />

Der Verdauungsapparat:<br />

Phosphorus ist ein wunderbares Durchfallmittel.<br />

Der Durchfall ist meist stinkend und von gelblich-gräulicher<br />

Farbe. Er kommt meist sehr<br />

wässrig und spritzend heraus. Es können auch<br />

blutige Bestandteile vorhanden sein.<br />

Insgesamt haben die Tiere ein starkes Verlangen<br />

nach großen Mengen von kaltem Wasser,<br />

welches sie aber, wenn es im Magen warm<br />

geworden ist, wieder erbrechen.<br />

Der Stoffwechsel:<br />

Erkrankungen der Leber äußern sich in Ikterus,<br />

Hepatitis und Lebervergrößerung. Phosphorus<br />

ist ein großartiges Mittel bei Vergiftungen,<br />

wenn die Leber akut geschädigt ist. Auch<br />

bei der Leberlipidose, welche zu den Hepatosen<br />

gezählt wird und besonders bei übergewichtigen<br />

Katzen, Hunden und Ponies auftritt,<br />

ist Phosphorus ein oft indiziertes Mittel. Eine<br />

Sonderform hierbei ist die Azetonämie beim


das grossE polychrEst phosphorus<br />

Rind, welche sehr häufig auf Grund erhöhten<br />

Energiebedarfs während der Trächtigkeit und<br />

Laktation auftritt.<br />

Ein weiteres Einsatzgebiet von Phosphorus ist<br />

Diabetes und die Hyperthyreose.<br />

Das Auge:<br />

Phosphor ist<br />

ein nützliches<br />

Mittel beim<br />

Katarakt, vor<br />

allem, wenn<br />

d i e L i n s e<br />

gleichmäßig<br />

getrübt ist.<br />

Aber auch bei<br />

L ä h m u n g e n<br />

des Sehnervs<br />

ist es angezeigt.<br />

Wunden:<br />

Ein weiteres großes Thema sind Blutungsneigungen.<br />

Kleinste Wunden bluten lange nach. Hierbei<br />

ist das Blut meist von hellroter Farbe und gerinnt<br />

erst sehr spät.<br />

Das Nervensystem:<br />

Hier sei vor allem Cauda equina im Frühstadium<br />

erwähnt. Ansonsten findet man Symptome<br />

wie Lähmungen, Epilepsien, Konvulsionen,<br />

Kopfwackeln und Kehlkopfpfeifen.<br />

Oft begegnen uns Tiere, die trotz Ihrer Krankheit<br />

sehr lebensfroh und munter sind, was in<br />

keinem Zusammenhang zu Ihrer eigentlichen<br />

Krankheit steht. Aber auch dramatische Symptome<br />

mit schnellem Kräfteverfall bis hin zu<br />

Ohmacht sind zu finden.<br />

das lIcht In dEr dunKElhEIt<br />

Modalitäten:<br />

Besserung erfahren die Tiere durch Wärme,<br />

Futter, Ruhe und Schlaf, aber auch durch den<br />

Körper anregende Dinge wie Reiben, Massagen<br />

und frische Luft.<br />

Das Krankheitsgeschehen verschlechternd<br />

wirken jegliche psychisch-emotionale Belastungen,<br />

Kälte,<br />

Gewitter, Wetterwechsel,<br />

Dä m mer ung,<br />

Trinken und<br />

jede Art von<br />

geistiger Anstrengung.<br />

Nun möchte<br />

ich Ihnen noch<br />

... unserem kleinen Racker geht’s wieder gut<br />

einen kleinen<br />

Phosphorus–<br />

Fall aus meiner Praxis vorstellen.<br />

Die Geschichte eines kleinen Hundes:<br />

Schon als die Türe auf geht, werde ich stürmisch<br />

und schwanzwedelnd von einem jungen<br />

Hund begrüßt. Er freut sich richtig und lässt<br />

mich erst gar nicht eintreten. Im Wohnzimmer<br />

angekommen, schleppt er freudestrahlend<br />

sein Lieblingsspielzeug an und will mit<br />

mir spielen.<br />

Viel Zeit bleibt für eine Anamnese nicht, denn<br />

der Kleine hält einen ganz schön auf Trab<br />

und möchte immer im Mittelpunkt des Geschehens<br />

stehen.<br />

Vom äußeren Erscheinungsbild her ist er ein<br />

zarter, hübscher Hund und wirkt noch richtig<br />

welpenhaft, obwohl er schon 5 Monate alt ist.<br />

Im Wurf war er der Kleinste.<br />

37


38<br />

das grossE polychrEst phosphorus<br />

Zudem ist er ein kleiner Angsthase, entwickelt<br />

seit einiger Zeit immer mehr Ängste und versteckt<br />

sich dann bei seinen Besitzern. Doch<br />

oft gewinnt auch seine Neugier.<br />

Sein Problem entpuppt sich als weniger<br />

dramatisch. Er leidet seit einigen Tagen an<br />

Durchfall, aber sonst geht es ihm gut. Der Kot<br />

ist sehr weich und manchmal sogar richtig<br />

dünnflüssig. Der Durchfall stinkt sehr stark.<br />

Symptome (siehe Grafik):<br />

Ich entschied mich für eine Gabe Phosphor.<br />

Rückmeldung der Besitzer:<br />

„Unserem kleinen Racker geht es wieder richtig<br />

gut!“<br />

das lIcht In dEr dunKElhEIt<br />

Der Durchfall ist komplett weg, und er entwickelt<br />

sich gut. Auch seine Ängstlichkeit ist<br />

besser geworden.<br />

Quellen:<br />

Homöopathische Arzneimittellehre (Phatak)<br />

Konkordanz der Materia Medica (Frans Vermeulen)<br />

Praxisleitfaden Tierhomöopathie (Christiane<br />

P. Krüger)<br />

Die homöopathische Behandlung und Heilung<br />

von Krebs und metastasierter Tumore (Dr.<br />

med. Jens Wurster)<br />

Kindertypen (Frans Kusse)<br />

Stefanie Hofmann<br />

Tierheilpraktikerin<br />

Klassische Tierhomöopathin<br />

www.tiere-homoeopathie.de<br />

info@tiere-homoeopathie.de


I n<br />

hoMöopathIschE dIssErtatIon In dEr vEtErInärMEdIzIn:<br />

EInE rEIsE zuM rIchtIgEn arznEIMIttEl?<br />

der Klinik für Rinder in Hannover läuft<br />

seit gut einem Jahr eine Dissertation über<br />

den Einsatz homöopathischer Arzneien bei<br />

Durchfall neugeborener Kälber. Obwohl die<br />

Rinderklinik dem Einsatz homöopathischer<br />

Arzneimittel sehr skeptisch gegenüberstand,<br />

war es dennoch möglich, diese Studie durchzuführen.<br />

Für die Studie wurde ein großer Milchviehbetrieb<br />

ausgesucht, der seit einiger Zeit mit dem<br />

Krankheitsbild des Durchfalls bei neugeborenen<br />

Kälbern kämpfte. Der Betrieb umfasst<br />

ungefähr 2600 Milchkühe und 600 Kälber.<br />

Jeden Tag werden ca. 5 – 10 Kälber geboren.<br />

Am Ende der ersten Lebenswoche tritt bei fast<br />

jedem Kalb Durchfall auf.<br />

Die Ursache für die Erkrankung ist schnell<br />

gefunden: Cryptosporidium parvum, ein<br />

einzelliger Parasit, der schulmedizinisch<br />

aufwendig zu behandeln und auch durch Hygienemanagement<br />

nicht leicht in den Griff zu<br />

bekommen ist.<br />

Die homöopathische Studie umfasst ca. 120<br />

Kälber dieses Betriebs. Dazu wurden die Kälber<br />

die ersten zwei Wochen ihres Lebens tierärztlich<br />

begleitet. Bei den ersten Anzeichen<br />

eines Durchfallgeschehens wurde im Doppelblindverfahren<br />

– d.h. dass niemand weiß,<br />

ob ein Verum gegeben wurde – nach dem Zufallsprinzip<br />

ein homöopathisches Arzneimittel<br />

oder ein Placebo („placebo-kontrollierte<br />

Studie“) verabreicht und der Durchfall und<br />

seine Heilung weiterhin beobachtet.<br />

Mit diesem Studienaufbau sind alle wichtigen<br />

Standards für eine wissenschaftliche Studie<br />

erfüllt.<br />

Nur: entspricht dieses Studiendesign homöopathischen<br />

Behandlungsstandards? Zeichnet<br />

sich die Homöopathie nicht durch ihre indivi-<br />

MIMI hornIg<br />

duelle Arzneimittelfindung für jedes einzelne<br />

Tier oder jeden einzelnen Mensch aus? Orientiert<br />

man sich in der Homöopathie doch an<br />

den Symptomen und nicht an der Diagnose?<br />

Es musste also eine Kompromiss<br />

gefunden werden.<br />

In Vorversuchen wurden einige Kompromisse<br />

ausprobiert. Es gab zum Beispiel die Überlegung,<br />

ob nicht doch alle Kälber dieselben<br />

Symptome zeigen und somit alle nur ein<br />

Arzneimittel benötigen. Es ist unter Tierärzten,<br />

die Rinder- oder Schafherden betreuen,<br />

ein offenes Geheimnis, dass innerhalb einer<br />

Herde ein homöopathisches Arzneimittel proportional<br />

häufiger vorkommt als andere. Das<br />

kann man ungefähr mit Berufsgruppen bei<br />

Menschen vergleichen. Im Managerbereich<br />

wird es proportional mehr Lycopodium-Patienten<br />

geben als unter Krankenschwestern,<br />

und Beamte benötigen vielleicht eher mal<br />

Arsenicum album als Künstler.<br />

Mit dieser Prämisse wurden also die Symptome<br />

des Durchfalls der einzelnen Kälber<br />

untersucht.<br />

Was rauskam: der Durchfall ähnelte sich und<br />

ähnelte sich doch wieder nicht. Er war gelb,<br />

flüssig wie Wasser, und er trat bei „Kleinkindern“<br />

auf.<br />

Aber weiterhin unterschieden sich die Symptome<br />

doch sehr: die einen Kälber hatten Flatus,<br />

die anderen nicht, bei den einen Kälbern<br />

spritzte der Durchfall nur so hinaus (Hydrantenstuhl),<br />

bei anderen lief der Kot einfach die<br />

Beine hinunter. Einige Kälber hatten gerötete<br />

Ani, bei anderen war der Anus erschlafft, andere<br />

hatten Bauchweh, und wiederum einige<br />

waren vom Flüssigkeits- und Elektrolytverlust<br />

39


40<br />

hoMöopathIschE dIssErtatIon In dEr vEtErInärMEdIzIn:<br />

EInE rEIsE zuM rIchtIgEn arznEIMIttEl?<br />

so geschwächt, dass man Infusionen geben<br />

musste. So kam man also nicht weiter.<br />

Ein anderer Ansatz war, das Genius epidemicus<br />

in der Herde zu finden.<br />

Hahnemann hat diesen Begriff geprägt, er beschreibt<br />

ihn und die Anwendung im § 102 des<br />

Organons. Er behandelte bei Ausbrüchen von<br />

Epidemien das Charakteristische der Seuche.<br />

So nutzte Hahnemann zur Fleckfieberbehandlung<br />

hauptsächlich drei Arzneimittel: Bryonia,<br />

Rhus-tox und Hyoscyamus abhängig vom Stadium<br />

des Krankheitsgeschehens.<br />

Im Stall kann nun anhand der ähnlichen Umweltbedingungen<br />

(Haltung, Fütterung, Klima,<br />

Pflege, Genetik) bei gleichartiger Erkrankung<br />

mit mehr oder weniger gleichen Symptomen<br />

ein einheitliches Mittel gefunden werden –<br />

theoretisch. Es konnte kein Genius epidemicus<br />

gefunden werden.<br />

Im Vorversuch wurden einige Arzneimittel<br />

ausprobiert. Ein geeignetes zu finden, war<br />

schwierig. Unter anderem wurden die Bowel-<br />

Nosoden angewendet, eine BVD Impf-Nosode<br />

(Bovine Virus Diarrhoe – vielen Dank an Dr.<br />

Christiane Krüger für die Herstellung).<br />

Schließlich drängte die Zeit, und für den eigentlichen<br />

Versuch mussten nun Arzneimittel<br />

ausgewählt werden. Man einigte sich auf<br />

die wahrscheinlichsten drei Arzneimittel in<br />

der Hoffnung, dass – wenn schon nicht ein<br />

100%iger Heilerfolg eintritt – es zumindest zu<br />

einer Linderung der Symptome kommt.<br />

So wurden schließlich ausgewählt:<br />

1. Acidum-phosphoricum C 30<br />

Begründung: In den Vorversuchen half<br />

das Arzneimittel in 40% der Fälle, einer<br />

der höchsten Prozentsätze der getesteten<br />

Arzneien.<br />

2. Arsenicum album C 30<br />

Begründung: Arsenicum album gilt<br />

als eines DER Arzneimittel bezüglich<br />

Durchfall bei Kleinkindern. Arsenicum<br />

wurde schon in anderen, ähnlichen<br />

Studien angewendet. Zudem war<br />

es bei der Repertorisierung immer an<br />

einer der vordersten Stellen.<br />

3. Pulsatilla C 30<br />

Begründung: nach der Kollitsch-Methode<br />

(Danke an Dr. Peter Andresen<br />

für die miasmatische Auswertung) lag<br />

Pulsatilla bzgl. der gesammelten Symptome<br />

an Platz 1.<br />

Die Arzneimittel wurden vom Labor <strong>Gudjons</strong><br />

hergestellt. Jedes Kalb bekam drei Globuli einer<br />

der oben genannten 3 Arzneien (oder Placebo)<br />

in Wasser aufgelöst einmalig ins Maul.<br />

Eine Auswertung der gesammelten Daten steht<br />

noch aus.<br />

Aber egal, wie die Ergebnisse aussehen werden,<br />

es ist schon als Erfolg zu werten, dass<br />

homöopathische Dissertationen mittlerweile<br />

an rein schulmedizinisch wirkenden Universitäten<br />

in die Forschung mit einbezogen werden.<br />

Mimi Hornig<br />

Tierärztin<br />

Robert-Koch-Str.1<br />

95032 Hof


I n<br />

dIE bEhandlung EInEr FEstlIEgEndEn Kuh<br />

MIt KlassIschEr hoMöopathIE nach saMuEl hahnEMann<br />

meiner Praxis für klassische Tierhomöopathie<br />

habe ich mich im Lauf der Zeit auf<br />

die Behandlung von Nutztieren spezialisiert.<br />

Gerade in der Landwirtschaft hält die klassische<br />

Homöopathie immer mehr Einzug, da<br />

der konventionelle Weg zur Heilung oftmals<br />

langsamer und<br />

mit vielen Auflagenverbunden<br />

ist. Tiere<br />

in Biobetrieben<br />

dür fen auch<br />

auf Grund der<br />

gesetzlichen<br />

Grundlage nicht<br />

unbedingt mit<br />

Antibiotika<br />

oder anderen<br />

konventionellen<br />

Arzneimitteln<br />

behandelt werden<br />

und wenn,<br />

müssen drastische<br />

Auflagen<br />

erfüllt sein.<br />

Der sanfte Weg<br />

der Heilung mit<br />

dem Einsatz homöopathischer<br />

A r z n e i m i t t e l<br />

unter Einbezug von Körper, Geist und Seele<br />

bringt sehr oft eine schnelle Heilung, welche<br />

mit der richtigen Anwendung und dem richtigen<br />

Arzneimittel erzielt wird.<br />

Ein Fallbeispiel:<br />

Eine Kuh wurde gedeckt im Natursprung auf<br />

einem Biobetrieb. Sie wurde trächtig und hat<br />

thoMas hoFMann<br />

die gesamte Tragezeit ihre gute Milchleistung<br />

beibehalten. Nach 6 Monaten Tragezeit wurde<br />

die Kuh trocken gestellt, d.h., sie wurde<br />

nicht mehr gemolken, damit sie sich erholen<br />

konnte von der erschöpfenden Milchleistung,<br />

und ihr Körper so die notwendigen Mineralien<br />

nun ganz der<br />

Entwicklung<br />

des Kalbes zur<br />

Verfügung stellen<br />

konnte. Gerade<br />

diese Zeit<br />

ist sehr wichtig,<br />

da sich die Sinne<br />

des Kalbes<br />

auf die Mutter<br />

einstellen und<br />

die letzte Entwicklung<br />

der<br />

Organe, der<br />

Knochen und<br />

des Felles vollendet<br />

wird.<br />

Nach genau 9<br />

Monaten kam<br />

das Tier in eine<br />

sogenannte Separationsbox<br />

zur Kalbung,<br />

damit diese in<br />

ungestörter natürlicher Atmosphäre stattfinden<br />

konnte. Hier zeigte die Kuh die ersten<br />

Auffälligkeiten. Bei der Umstallung war sie<br />

skeptisch, fand zunächst keine Ruhe und wollte<br />

ihr Futter nicht aufnehmen. Sie begann zunehmend<br />

an einem Natursalzstein zu lecken,<br />

versuchte auch, stückweise Salz abzubeißen.<br />

Der Appetit wurde deutlich weniger, was der<br />

41


42<br />

dIE bEhandlung EInEr FEstlIEgEndEn Kuh<br />

MIt KlassIschEr hoMöopathIE nach saMuEl hahnEMann<br />

Landwirt zunächst der herannahenden Geburt<br />

zuschrieb. Die Kuh brüllte 2 Tage nach<br />

der Herde, die zwar in Sichtweite war, aber<br />

sie konnte den Kontakt zu ihren Artgenossen<br />

nicht halten. Das Euter begann zu wachsen,<br />

der Geburtsweg bereitete sich vor mit einer<br />

großen, ausgeprägten Schwellung. Das Euter<br />

schwoll so stark an, dass die Schwellung bis<br />

zum Hals reichte. Die Kuh stand unter strenger<br />

Beobachtung, da sich der Geburtstermin<br />

näherte.<br />

Am Tag des Geburtstermines wurde die Kuh<br />

unruhig, fühlte sich beobachtet und gestört,<br />

sobald jemand den Stall betrat und wechselte<br />

oft den Platz. Als sie unbeobachtet war, kalbte<br />

die Kuh, nahm ihr Kalb an, indem sie es<br />

trocken leckte und versorgte es mit Kolostralmilch.<br />

Das Kalb hat an der Mutter gesaugt.<br />

Als der Landwirt den Stall betrat und das Kalb<br />

in Obhut nahm, setzte er es von der Mutter ab<br />

und brachte es in den Kälberaufzuchtstall. Die<br />

junge Mutter wollte sich nicht trennen, verteidigte<br />

zunächst das Kalb und brüllte dem Kalb<br />

hinterher. Sie verblieb noch in der Separationsbox,<br />

wurde ab diesem Moment gemolken<br />

und war getrennt von ihrem Kalb.<br />

Sie stellte das Fressen ein. Am Folgetag lag sie<br />

wie versteinert in der Box und konnte nicht<br />

mehr aufstehen. Eigentümlich hierbei war<br />

eine besondere Schwäche der Hinterhand,<br />

indem sie mit beiden Hinterbeinen rückwärts<br />

gerichtet wegrutschte und nicht mehr<br />

zum Stehen kam.<br />

Sie lag also fest! Festliegen ist die Krankheitsbezeichnung<br />

für Kühe, die nach der Geburt<br />

nicht mehr aufstehen können. Hierfür gibt es<br />

natürlich unzählige Ursachen, in den meis-<br />

ten Fällen wird von einer Gebärparese oder<br />

dem sogenannten Milchfieber ausgegangen,<br />

das auf einem akuten Calciummangel basiert.<br />

Nicht aber in diesem Fall! Der Landwirt holte<br />

den Tierarzt, dieser gab klassisch Calcium,<br />

Phosphor und Glucose als Infusion, die Kuh<br />

konnte dennoch nicht aufstehen und hatte<br />

das Interesse an Ihrer Umwelt verloren. Die<br />

Schwellung des Euters nahm weiter zu, sodass<br />

sich das Gewebswasser bis zum Hals staute.<br />

Nachdem der Landwirt zusammen mit dem<br />

Haus- und Hoftierarzt keinen Rat mehr wusste,<br />

konsultierte er mich telefonisch und schilderte<br />

mir den oben genannten Fall.<br />

Die Symptome zur Arzneimittelfindung waren:<br />

– Schwellung des Brustgewebes (Euterschwellung)<br />

– Trennung vom Kalb mit darauffolgender<br />

Verschlechterung des psychischen<br />

und körperlichen Zustandes<br />

– Erstarrung des Körpers durch Trennungsschmerz<br />

– Verlust des Kindes<br />

– stiller Kummer<br />

– Appetitverlust<br />

– Heißhunger auf Salz<br />

– Durst- und Appetitlosigkeit<br />

– Schwäche der Hinterbeine<br />

– instinktive gute Muttergefühle<br />

Im Repertorium konnte ich nach Übersetzung<br />

der tierischen Symptome in „Repertoriumsprache“<br />

genau 2 Arzneimittel finden, welche<br />

genau diesen Zustand beschrieben.<br />

Das erste Mittel, das in Frage kam, war Apis<br />

mellifica, welches in der Potenz C 30 2 mal<br />

3 Globuli im Abstand von 30 Minuten ver-


dIE bEhandlung EInEr FEstlIEgEndEn Kuh<br />

MIt KlassIschEr hoMöopathIE nach saMuEl hahnEMann<br />

abreicht wurde. Daraufhin wurde die Kuh<br />

wacher, sie wurde äußerlich warm, bekam<br />

Durst und begann mit dem Fressen von Heu.<br />

Auch die Wiederkautätigkeit kam zurück, so<br />

daß der Verdauungsstillstand aufgehoben war.<br />

Die Kuh unternahm Aufstehversuche, kam<br />

aber nach wie vor nicht zum Stehen. Auffällig<br />

war die Schwäche der Hinterbeine und<br />

ihr Misstrauen. Also wurde der Fall erneut<br />

telefonisch besprochen und das Augenmerk<br />

auf die Besserung durch Apis gerichtet, welches<br />

noch einmal wiederholt gegeben wurde.<br />

Aber der Zustand veränderte sich nicht. In der<br />

Arzneimittellehre findet man unter Apis den<br />

Querverweis auf Natrium muriaticum, welches<br />

auch alle o.g. Symptome enthält, insbesondere<br />

den stillen Kummer, den Trennungsschmerz<br />

und die Schwäche der Hinterbeine,<br />

die Schwellungen.<br />

Die Kuh erhielt noch am gleichen Tag Natrium<br />

muriaticum C 200 zwei mal drei Globuli im<br />

Abstand von 30 Minuten einmalig mit dem Ergebnis,<br />

dass sie genau 20 Minuten nach der<br />

zweiten Gabe aufstehen konnte. Ihr Kreislauf<br />

stabilisierte sich rasch, so daß die Kuh bereits<br />

wenige Stunden danach in Ihre Herde zurück<br />

integriert werden konnte.<br />

Thomas Hofmann<br />

Praxis für klassische Tierhomöopathie<br />

Leuzendorf 16<br />

97496 Burgpreppach<br />

43


44<br />

E ine<br />

das KaspErlE-pFErd IM rEItstall<br />

11-jährige Holsteiner Stute war Schulpferd<br />

in einem Reitstall. Leider war sie<br />

wegen ihrer Schusseligkeit und Nervosität<br />

nicht für jeden Reitschüler einsetzbar.<br />

Da die homöopathische Therapie bei Tieren<br />

vor circa 30 Jahren noch etwas ganz Eexotisches<br />

darstellte, wollte mich die Reitlehrerin<br />

einmal so richtig austesten und bat mich, die<br />

Stute für den Reitunterricht wieder tauglich<br />

zu machen.<br />

Bei der Erstuntersuchung fand ich eine grobknochige,<br />

große Stute vor. Die Unterkieferäste<br />

waren auffallend groß und die Hinterhand<br />

überhöht. Außer gelegentlichen Rückenbeschwerden,<br />

bei denen sie dem Satteldruck<br />

auszuweichen versuchte, fand ich keine weiteren<br />

klinisch-pathologischen Befunde.<br />

Eine der Reiterinnen beurteilte die Stute als<br />

freundlich und lieb auch Fremden gegenüber.<br />

Der Gesichtsausdruck sei milde und sie wäre<br />

sehr verschmust. Im Allgemeinen sei sie arbeitswillig,<br />

wäre aber, wenn der Reitunterricht<br />

wieder einmal zu monoton wäre, sehr<br />

unkonzentriert. Dann mache sie Fehler, die<br />

sie aber nicht zu korrigieren versuche, sondern<br />

von da ab spiele sie den Kasper und<br />

mache alles „bewusst“ falsch. Mochte der<br />

Reiter einmal etwas anderes machen, worauf<br />

sie aber keine Lust hatte, dann sei sie richtig<br />

zickig und eigensinnig.<br />

In der Halle war sie ruhig und gelassen, in<br />

Prüfungssituationen aber etwas zappelig und<br />

unsicher und steigerte sich immer mehr in<br />

die Situation hinein. Auch im Gelände war sie<br />

sehr nervös und selbst von der Reitlehrerin<br />

wegen ihrer Schreckhaftigkeit kaum zu beherrschen.<br />

Es musste kein großer, entgegenkommender<br />

Traktor sein, vor dem sie Angst hatte, nein,<br />

dr. vEt. bErnd hornIg<br />

selbst ein kleiner, flatternder Plastikstreifen<br />

auf dem gewohnten Ausritt konnten bei ihr<br />

eine Panik auslösen.<br />

In der Herde selbst gehörte sie nicht zu den<br />

alpha-Tieren, sondern eher ins Mittelfeld. Obwohl<br />

sie sich eher mit rangniedrigeren Tieren<br />

abgab, wurde sie wegen ihrer Körpermasse<br />

und ihrer Dickköpfigkeit respektiert.<br />

Das war meine Anamnese und die gab einiges<br />

für eine Repertorisierung her:<br />

• Angst vor Prüfungsaufgaben und dem<br />

Versuch, bei Versagen den Kasper zu<br />

spielen und das Missgeschick ins Witzige<br />

zu ziehen, um sich so die Sympathie<br />

des Reiters zu versichern<br />

• lieb, verschmust<br />

• sicher und ausgeglichen in bekannter<br />

Umgebung, aber ängstlich vor Unbekanntem<br />

• große, grobknochige Stute<br />

• B-Stute mit der Neigung, sich mit rangniedrigeren<br />

Tieren zu befreunden und<br />

gut zu stellen<br />

Im Repertorium RADAR fand ich folgende<br />

Rubriken:<br />

Gemüt – Furcht – ausgelacht und verspottet<br />

zu werden:<br />

calc.<br />

Gemüt – Liebkost zu werden; Liebkosungen<br />

– Verlangen, liebkost, gestreichelt<br />

zu werden:<br />

ara-maca. calc. cann-i. carc. cypra-eg. heroin.<br />

lac-mat. marb-w. ol-eur. olib-sac. phos.<br />

Podo. puls. sacch. Tritic-vg.<br />

Gemüt – Furcht – Unbekanntem; vor:<br />

ars. aur. brom. calc. carc. lach. lyc. med.<br />

morg. oxyg. sacch. stram. tarent. tub. vanil.


das KaspErlE-pFErd IM rEItstall<br />

Gemüt – Erschreckt leicht – Kleinigkeiten,<br />

über:<br />

am-c. am-m. ang. ant-t. arn. bar-c. borx.<br />

bufo calc. calen. caust. hyper. kali-ar. KALI-<br />

C. kali-i. kali-s. kiss. Lach. Lyc. merc. mez.<br />

Nit-ac. nux-v. Phos. psor. rhus-t. sacch-a.<br />

sep. sumb.<br />

Gemüt – Tiere – liebt Tiere, Tierliebe –<br />

schwächere Tiere:<br />

calc.<br />

(im KENT heißt die Rubrik sinngemäß: spricht<br />

mit Dienern)<br />

Die Stute erhielt nun Calc. carb. D 200<br />

Nach wenigen Tagen berichteten die Reitlehrerin<br />

und deren Schülerinnen, dass die Stute<br />

nun konzentrierter bei der Arbeit wäre. Außerdem<br />

wäre sie ausgeglichener und würde<br />

weniger beim Ausreiten erschrecken.<br />

Nach einigen Monaten wurde der Reitstall von<br />

einem Hustenvirus heimgesucht.<br />

Während die Pferde, die von einem schulmedizinisch<br />

Kollegen behandelt wurden, nur<br />

sehr langsam Genesungsfortschritte machten,<br />

erholte sich die homöopathische Fraktion<br />

vergleichsweise schnell und gut. Unsere<br />

Stute hatte eine akute Tracheobronchitis mit<br />

kostoabdominaler Atmung, beidseits wässrigserösem,<br />

nicht reizendem Nasenausfluss und<br />

einem Husten in Bewegung und in nasser Luft.<br />

Unterschiedliche Homöopathika bewirkten<br />

über sechs Wochen wohl eine Linderung, aber<br />

keine Heilung. Diese trat erst ein, als die Stute<br />

eine Dosis ihres Konstitutionsmittels Calc.<br />

carb. in der D 200 erhielt.<br />

Kehlkopf und Trachea – Entzündung – Trachea<br />

Nase – Absonderung – schleimig<br />

Nase – Absonderung – wäßrig<br />

Husten – Bewegung – agg.<br />

Husten – Wetter – nassem Wetter, bei – agg.<br />

Sechs Monate später begannen die Angstsymptome<br />

wieder aufzutreten. Zusätzlich hatte<br />

sich eine intrakutane Hautverhärtung in der<br />

Sattellage entwickelt. Diesmal erhielt die Stute<br />

eine Gabe Calc. carb. LM 30. Zwei Wochen<br />

später waren die Verhärtungen deutlich zurückgegangen.<br />

Wegen der wiederkehrenden Erkrankungen<br />

hatte nun aber die Reitlehrerin „die Nase voll“<br />

und wollte ein gesünderes und vor allem intelligenteres<br />

Pferd kaufen. Durch einen Kollegen<br />

wurde deshalb 14 Tage später eine Ankaufsuntersuchung<br />

durchgeführt. Dabei konnten<br />

weder Atemwegs- noch Hautveränderungen<br />

festgestellt werden; lediglich eine geringgradige<br />

verkürzte Stützbeinphase während der<br />

ersten fünf Schritte nach einer Beugeprobe<br />

wurde diagnostiziert.<br />

Leider war durch diese Besitzerentscheidung<br />

keine Chance mehr für die Gabe einer M- oder<br />

XM-Potenz gegeben.<br />

Dr. vet. Bernhard Hornig<br />

Robert-Koch-Str. 1<br />

95032 Hof<br />

45


46<br />

D ie<br />

hoMöopathIschE stErbEbEglEItung bEI tIErEn<br />

Lebensspanne der Haus- und Nutztiere<br />

ist um ein Vielfaches kürzer als<br />

die des Menschen. Als Homöopathen für Tiere<br />

begegnen wir in unserer Praxis dem Thema<br />

Sterben und Tod also zwangsläufig häufiger<br />

als es bei Human-Homöopathen der Fall ist.<br />

Es sei denn, sie haben sich auf die homöopathische<br />

Sterbebegleitung spezialisiert.<br />

Wir begegnen dem Tod bei Nutztieren als<br />

Patienten, die<br />

wir behandeln,<br />

wohl wissend,<br />

dass sie in<br />

wenigen Wochen,<br />

Monaten<br />

oder Jahren<br />

geschlachtet<br />

werden. Wir<br />

begegnen ihm<br />

bei Kleintieren<br />

mit Lebenserwartungen<br />

von wenigen<br />

Jahren und wir<br />

begegnen ihm<br />

bei alten Hunden,<br />

Katzen und<br />

Pferden, die am<br />

Lebensende<br />

vom Tierarzt<br />

eingeschläfert<br />

werden.<br />

Wenn ein Haustier eingeschläfert wird,<br />

hört man häufig den Satz „Gott sei Dank! Ein<br />

Tier kann man erlösen. Bei Menschen geht<br />

das ja leider nicht.“ Selten allerdings sagt<br />

dies der Tierhalter selbst. Die meisten Tierhalter<br />

empfinden es als belastend, über den<br />

sabInE MüllEr<br />

Tod ihres geliebten Haustieres entscheiden<br />

zu müssen. Ja, das Tier ist alt, es ist krank,<br />

es kann nicht mehr all das machen, was es<br />

noch vor ein oder zwei Jahren machen konnte.<br />

Doch es ist auch noch Lebensqualität da: Die<br />

Freude an einem warmen Sonnenplätzchen,<br />

an der Kuschelstunde mit dem Besitzer, am<br />

Lieblingsfutter. Ab wann ist das Leben nicht<br />

mehr lebenswert?<br />

In einer solchen<br />

Situation<br />

suchen manche<br />

Tierbesitzer<br />

die Begleitung<br />

durch einen<br />

Tierhomöopathen.<br />

Zum<br />

einen hilft die<br />

homöopathische<br />

Therapie,<br />

die Lebensqualität<br />

auch sehr<br />

alter und sehr<br />

kranker Tiere<br />

noch deutlich<br />

zu verbessern,<br />

zum anderen<br />

ist jemand da,<br />

mit dem man<br />

über die Ängste<br />

und Fragen zum<br />

Sterben und<br />

Tod sprechen<br />

kann. Denn aus unserem öffentlichen Leben<br />

ist das Sterben weitgehend verschwunden.<br />

Der natürliche Vorgang, den jedes Tier und<br />

jeder Mensch am Ende des Lebens durchläuft,<br />

ist den meisten von uns nicht mehr vertraut.<br />

Stattdessen haben wir Bilder davon im Kopf.<br />

In zwei Monaten feiert der Doggenmischling seinen<br />

zwölften Geburtstag. Für einen so großen Hund hat<br />

er ein sehr hohes Alter erreicht.


hoMöopathIschE stErbEbEglEItung bEI tIErEn<br />

Je nach Naturell eher idealisierende oder eher<br />

furchterregende Bilder.<br />

Das Sterben<br />

Hunde und Katzen sterben ähnlich wie wir<br />

Menschen. Im fortgeschrittenen Alter wird<br />

der Körper nach und nach schwächer. Die<br />

Tiere ruhen viel, können aufgenommene<br />

Nahrung nicht mehr gut verwerten, magern<br />

ab und werden steif und unbeweglich.<br />

In den Tagen und Wochen vor dem Tod<br />

wird die Nahrungsaufnahme häufig verweigert,<br />

allerdings gibt es auch Tiere, zum Beispiel<br />

Labradore, die bis zum Schluss fressen,<br />

die Nahrung aber schließlich nicht mehr bei<br />

sich behalten können. Wasser wird oft noch<br />

angenommen, gelegentlich auch abgelehnt.<br />

Der Wasserhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht,<br />

der Körper trocknet aus oder es kommt<br />

zu Wassereinlagerungen, zum Beispiel im<br />

Bauch oder in der Lunge. Manche Tiere verlieren<br />

die Ruhe und die Orientierung. Einige<br />

haben den Drang, stundenlang umherzulaufen.<br />

Diese Ruhelosigkeit kann motorisch oder<br />

auch psychisch bedingt sein.<br />

In den letzten Tagen und Stunden treten<br />

Phasen auf, in denen die Tiere vorübergehend<br />

nicht mehr bei Bewusstsein zu sein scheinen,<br />

manche jammern und winseln. Auch<br />

Zuckungen und Fieberschübe kommen vor.<br />

Kurz vor dem Übergang verändert sich die<br />

Atmung, wird flacher und ungleichmäßiger.<br />

Die Atmung setzt zeitweise aus, dann wieder<br />

schnappen die Tiere nach Luft. Nach dem letzten<br />

Ausatmen erlöschen nach und nach alle<br />

Körperfunktionen. Etwa 20-30 Minuten nach<br />

dem letzten Atemzug wird das Tier von den<br />

meisten Menschen als tot, als „leere Körperhülle“<br />

empfunden.<br />

Der Sterbevorgang bei Tieren, die als reine<br />

Pflanzenfresser und als Flucht- und Beutetiere<br />

angelegt sind, wie Pferde oder Kaninchen, unterscheidet<br />

sich etwas davon. Sowohl Pferde<br />

als auch Kaninchen haben einen stark spezialisierten<br />

Verdauungstrakt, der auf das Vergären<br />

von Pflanzenteilen ausgelegt ist. Damit die<br />

Verdauung funktioniert, sind sie auf regelmäßige<br />

Nahrungsaufnahme angewiesen. Wenn<br />

im Sterbeprozess keine Nahrung mehr aufgenommen<br />

und vom Körper verarbeitet werden<br />

kann, führt das bei manchen Tieren zu ausgesprochen<br />

schmerzhaften Koliken. Auch scheinen<br />

Flucht- und Beutetiere das Sterben und<br />

den Tod als „Beutegreifer“ zu empfinden. Die<br />

Furcht- und Abwehrreaktionen können eindrucksvoll<br />

sein: Manche Kaninchen schreien<br />

und versuchen, zu fliehen. Auch entsteht der<br />

Eindruck der leeren Körperhülle gelegentlich<br />

schon kurz nach dem letzten Ausatmen.<br />

Die oben beschriebenen Stadien des Sterbeprozesses<br />

werden im Prinzip ebenso bei<br />

einem plötzlichen Tod als Beute, durch einen<br />

Unfall oder durch Einschläfern durchlaufen,<br />

nur eben sehr viel schneller. Oft hört und sieht<br />

man auch bei einem plötzlichen Tod Stöhnen,<br />

Zuckungen der Gliedmaßen, Hautmuskelzucken<br />

und Luftschnappen.<br />

Beispiele aus der Sterbebegleitung<br />

Im ersten Jahr meiner Praxis rief mich eine<br />

Bekannte an. Ihr elfjähriger Sohn hatte eine<br />

weibliche Ratte namens Winky, um die er sich<br />

voller Hingabe kümmerte. Winky war 2 ¾ Jahre<br />

alt, die Tierärztin hatte Nierenversagen diagnostiziert<br />

und Winky lag im Sterben. Meine<br />

Bekannte und ihr Sohn wollten die Ratte nicht<br />

einschläfern lassen und hatten sie mit in den<br />

Urlaub genommen. Und nun lag sie da, am<br />

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48<br />

hoMöopathIschE stErbEbEglEItung bEI tIErEn<br />

Kopfende des Bettes, in dem der Sohn schlief,<br />

und konnte nicht leben und nicht sterben. Ob<br />

ich ein Mittel wüsste?<br />

Ich machte eine telefonische Anamnese<br />

und sie berichteten viele Symptome. Unter<br />

anderem war Winky inkontinent, ihr fielen<br />

die Krallen aus und sie wollte es gerne warm<br />

haben. Sie war ruhig und schlief oder döste<br />

die meiste Zeit. Ich verschrieb Arsen C30 eine<br />

einmalige Gabe.<br />

Am nächsten<br />

Tag rief<br />

m ich mei ne<br />

Bekannte an:<br />

„Gestern früh<br />

hat sie Arsen<br />

bekommen. Es<br />

geht ihr jetzt<br />

sehr schlecht.<br />

Sie hat zuletzt<br />

gestern ein bisschen<br />

Apfelbrei<br />

gefressen. Sie<br />

hat angefangen<br />

zu zittern, besonders die Hinterläufe und die<br />

Pfötchen. Heute früh zwischen 5 und 6 Uhr<br />

war sie ganz unruhig. Das dauerte etwa eine<br />

Stunde. Sie hat mit dem Kopf gewühlt und ihn<br />

hin- und her geworfen.“<br />

Arsenicum angezeigt scheint, aber nicht hilft,<br />

kann Tarentula das Mittel der Wahl sein.“ So<br />

verschrieb ich Tarentula C30.<br />

Am nächsten Tag ruft meine Bekannte an:<br />

„Es geht wieder aufwärts mit ihr. Das Fell sieht<br />

viel schöner aus und sie sieht aus, als hätte<br />

sie sich die ganze Nacht geputzt. Sie pinkelt<br />

wieder normal und hat auch so etwas Ähnliches<br />

wie Ködel abgesetzt. Sie trinkt und hat<br />

sogar ein bisschen gefressen. Ab und zu geht<br />

sie umher, und<br />

sie putzt sich.<br />

Es sieht aus, als<br />

hätte sie sich<br />

entschieden,<br />

weiterzuleben.“<br />

Ähnlich überraschendeWendungen<br />

habe<br />

ich in der Sterbebegleitunginzwischen<br />

schon<br />

häufig erlebt.<br />

Selbst in einem<br />

fortgeschrittenen Stadium des Sterbeprozesses<br />

ist eine Rückkehr möglich, wenn noch<br />

ausreichend Lebenskraft vorhanden ist.<br />

Nach Tarentula C30 erholt sich die kleine Farbratte.<br />

Unter Arsen schreitet der Sterbeprozess<br />

offenbar voran. Winky verweigert die<br />

Nahrung, zittert und ist ruhelos. Allerdings<br />

gefällt mir nicht, dass sie die Ruhelosigkeit<br />

unter Arsen entwickelt und ich überlege, wie<br />

ich weiter vorgehe. Das Wühlen und Hin- und<br />

Herwerfen des Kopfes bringt mich auf Tarentula<br />

hispanica. Außerdem finde ich in der Materia<br />

Medica von Phatak den Hinweis „wenn<br />

Tatsächlich erholt sich Winky. Naturgemäß<br />

wird dies nur ein vorübergehender Zustand<br />

sein, denn Ratten haben eine Lebenserwartung<br />

von 2,5 – 3,5 Jahren. Zwei Monate<br />

später verschlechtert sich ihr Zustand und<br />

sie bekommt erneut eine Gabe Tarentula. Am<br />

Tag nach der Gabe berichtet meine Bekannte:<br />

„Heute morgen war sie ruhig. Sie hat heute<br />

nichts gefressen, wollte auch nicht trinken.<br />

Wir haben ihr nur das Maul befeuchtet. Sie<br />

liegt einfach da und atmet jetzt sehr ruhig und


hoMöopathIschE stErbEbEglEItung bEI tIErEn<br />

regelmäßig. Ihre Pfoten sind kalt.“ Noch am<br />

selben Abend stirbt sie in ruhiger Verfassung.<br />

Die homöopathische Begleitung im Alterungs-<br />

und Sterbeprozess bringt immer wieder<br />

Erleichterung bei belastenden Symptomen.<br />

Der alte Kater Max beispielsweise leidet unter<br />

einer Bauchwassersucht. Der pralle Bauch<br />

drückt auf das Zwerchfell und behindert die<br />

Atmung. Etwa anderthalb Jahre hilft ihm immer<br />

wieder Phosphor. Es stärkt nicht nur seine<br />

Verfassung,<br />

auch der Bauch<br />

wird dünner<br />

und die Atmung<br />

leichter. Erst<br />

drei Wochen<br />

vor seinem Tod<br />

verliert Phosphor<br />

seine positive<br />

Wirkung.<br />

Der Wechsel<br />

z u N a t r iu m<br />

Phosphoricum<br />

bringt wieder<br />

Erleichterung.<br />

Am Abend vor seinem Tod wird er sehr ruhelos.<br />

Eine Riechgabe Arsen C30 beruhigt ihn.<br />

Am Mittag des nächsten Tages stirbt er auf<br />

seinem Liegestuhl in der Sonne.<br />

Homöopathische Therapie<br />

Die homöopathische Verfahrensweise in der<br />

Sterbebegleitung unterscheidet sich nicht von<br />

der üblichen Therapie. Weil der Zustand des<br />

Patienten jedoch recht labil ist, kann sich das<br />

Bild des Krankheitszustands schnell ändern<br />

und damit auch häufigere Arzneimittelwechsel<br />

nötig machen. Dass der Patient über viele<br />

Monate mit nur einer Arznei begleitet wird,<br />

wie in den obigen Beispielen, ist eher selten.<br />

Im Fall einer 17 Jahre alten Hündin war<br />

in den letzten Wochen ein häufiger Wechsel<br />

zwischen Sulfur und Aconitum notwendig.<br />

Sulfur war das Mittel, das ihr in den Jahren<br />

zuvor gute Dienste geleistet hatte. Sie litt unter<br />

einer Hüftgelenksdysplasie und einer Schwäche<br />

der Hinterbeine, später kamen Lähmungen<br />

und ein Tumor im Bauch hinzu. Kurz vor<br />

ihrem Tod gab<br />

es immer wieder<br />

Phasen der<br />

Harnverhaltung,<br />

die durch<br />

Aconitum gelöst<br />

werden konnten.<br />

Daneben<br />

gab es Phasen<br />

der Kotverhaltung,<br />

die auf<br />

Die Bauchwassersucht von Max wird durch Phosphor<br />

deutlich gebessert.<br />

Nux vomica<br />

und Plumbum<br />

reagierten.<br />

Weil die Lebenskraft bei sehr alten Tieren<br />

schwach ist, verwende ich in der Sterbebegleitung<br />

eher niedrige Dosierungen. Selten höher<br />

als eine C30, oft auch Potenzen darunter, die<br />

ich stark verdünne. Nach meiner Erfahrung<br />

können diese „kleinen“ Impulse von der<br />

schwachen Lebenskraft besser heilend umgesetzt<br />

werden.<br />

In der homöopathischen Sterbebegleitung<br />

beim Menschen ist Arsen ein häufig verwendetes<br />

Arzneimittel. Natürlich ist es auch beim<br />

Tier von Nutzen, scheint aber hier nicht ganz<br />

so oft angezeigt zu sein. Tiere quälen sich im<br />

Gegensatz zum Menschen nicht noch zusätz-<br />

49


50<br />

hoMöopathIschE stErbEbEglEItung bEI tIErEn<br />

lich mit ihren Gedanken über das Sterben und<br />

den Tod und sind seltener ängstlich.<br />

Zwar kommt auch bei Tieren Angst und<br />

Unruhe vor, öfter aber sind sie körperlich unruhig<br />

und laufen fast zwanghaft umher. Neben<br />

Arsen sind deshalb auch Rhus toxicodendron<br />

und Tarentula wichtige Arzneien bei Ruhelosigkeit.<br />

Wassersüchtige Zustände, die durch<br />

Herzschwäche verursacht sind, sprechen – je<br />

nach Symptombild – auf Arsen, Kalium carbonicum<br />

oder Apocynum cannabinum an. Bei<br />

Verschleimung der Luftwege mit rasselnder<br />

Atmung hilft unter anderem Antimonium tartaricum.<br />

Prinzipiell kommt nach dem Ähnlichkeitsprinzip<br />

natürlich jedes homöopathische<br />

Arzneimittel in Frage. Einen genaueren Blick<br />

verdienen die Arzneimittel aus der Synthesis-<br />

Rubrik „Allgemeines, Euthanasie“. Hier stehen<br />

unter anderem für mich anfangs unerwartete<br />

Mittel wie Pulsatilla, das mir auch schon<br />

einmal bei einem Hundepatienten mit einer<br />

Verschleimung der Luftwege zum Ende des<br />

Sterbeprozesses nützlich war.<br />

Umgang mit sterbenden Tieren<br />

Tiere lieben Routine. Ein altes, ein sterbendes<br />

Tier fühlt sich geborgen, wenn der Alltag,<br />

soweit möglich, seinen gewohnten Gang geht.<br />

„Sterbezeremonien“, von der Farbdecke über<br />

die Duftkerze bis zur Musikberieselung, werden<br />

das alte Tier eher irritieren, als dass sie<br />

ihm dienlich sind. Es ist schön, wenn alle da<br />

sind, wie immer, wenn alle ihren Tätigkeiten<br />

nachgehen, wie immer, wenn es keine Aufruhr<br />

und keine Tränen gibt. Alles wie immer<br />

– so wünschen es sich die Tiere.<br />

Bei manchen Tieren ändert sich das Bedürfnis<br />

nach Nähe zum Tierhalter. Es gibt<br />

Tiere, die im Alter noch schlechter alleine<br />

bleiben können und es gibt Tiere, die sich<br />

jetzt lieber zurückziehen.<br />

In vielen Fällen wird eine Sterbebegleitung<br />

bei einem Haustier nicht bis zum Tod möglich<br />

sein. Auch bei Tieren können irgendwann Zustände<br />

eintreten, die sie für eine Weile pflegebedürftig<br />

machen. Nur wenige Tierhalter sind<br />

in der Lage, diese Pflege zu organisieren. Für<br />

viele ist das nicht möglich, zum Beispiel, weil<br />

sie berufstätig sind.<br />

Eine gute Lösung ist es, mit dem Tierarzt<br />

zu verabreden, dass dieser im Notfall erreichbar<br />

ist und nach Hause kommt, um das Tier<br />

einzuschläfern. So kann der Tierbesitzer sich<br />

auf den Sterbeprozess einlassen und sehen,<br />

wie weit er mit seinem Tier zusammen gehen<br />

kann und mag. Die Anstrengungen des Sterbens<br />

sind für uns, die wir damit gesellschaftlich<br />

nicht mehr vertraut sind, doch schwer mit<br />

anzusehen.<br />

Natürliches Sterben oder Einschläfern?<br />

Die aktive Sterbebegleitung, also das Einschläfern<br />

des Tieres, kann im Einzelfall eine<br />

sinnvolle Lösung sein. Das ist der Fall, wenn<br />

es für den Besitzer zu belastend ist, den Sterbeprozess<br />

seines Tieres mitzuerleben oder<br />

auch, wenn das Tier nicht ausreichend betreut<br />

werden kann.<br />

Es sind ein paar Dinge zu bedenken: „Einschläfern“<br />

ist ein gern verwendeter Euphemismus<br />

für das Töten des Tieres. Oft geht damit<br />

die Vorstellung einher, die Tötung gleiche einem<br />

„sanften Hinübergleiten“, ähnlich dem<br />

Einschlafen. Die chemischen Verfahren zur


hoMöopathIschE stErbEbEglEItung bEI tIErEn<br />

Tötung führen zu einem Bewusstseinsverlust<br />

mit anschließender Atemlähmung. Das Tier<br />

erstickt und durchläuft dabei in kurzer Zeit<br />

den Sterbeprozess wie ein natürlich sterbendes<br />

Tier. Auch beim Einschläfern können<br />

Abwehrbewegungen, Unruhe, Aufbäumen,<br />

Zucken der Muskulatur und nach Luft schnappen<br />

auftreten.<br />

Tierbesitzer sollten vorab mit dem Tierarzt<br />

über das Tötungsverfahren sprechen. Es muss<br />

absolut sicher sein, dass das Tier vollständig<br />

ohne Körperbewusstsein ist, wenn die Atemlähmung<br />

eintritt. Das Mittel der Wahl ist derzeit<br />

Pentobarbital, das früher beim Menschen<br />

als Schlafmittel verwendet wurde.<br />

Sehr wichtig ist es außerdem, dass der<br />

Tierhalter mit seiner Entscheidung im Reinen<br />

IMprEssuM<br />

ist. Wohlmeinende Dritte drängen nicht selten<br />

zur Eile: „Der quält sich doch nur noch…“.<br />

Der Tierhalter muss jedoch die Gelegenheit<br />

haben, über seine Zweifel zu sprechen und<br />

sich über seine eigenen Gründe zu diesem<br />

Schritt klar zu werden. Sein Tier einzuschläfern,<br />

ohne wirklich überzeugt davon zu sein,<br />

dass dies der beste Weg ist, ist eine erhebliche<br />

seelische Belastung und erschwert den<br />

Trauerprozess.<br />

Einschläfern ist in Ordnung, wenn der<br />

Tierbesitzer es wirklich will und wenn ein<br />

Verfahren gewählt wird, bei dem das Körperbewusstsein<br />

des Tieres ausgeschaltet ist. Bis<br />

es zu dieser Entscheidung gekommen ist, hilft<br />

die homöopathische Begleitung und vielleicht<br />

ist sie ja dann auch gar nicht mehr nötig.<br />

Sabine Müller<br />

Kabenstäh 6<br />

21266 Jesteburg<br />

www.gesundetiere.de<br />

Herausgeber: <strong>Gudjons</strong>-<strong>Apotheke</strong>, Wankelstrasse 1, 86391 Stadtbergen<br />

Tel.: +49 821 4441000 • Fax: +49 821 4441001<br />

e-mail: apotheke@gudjons.com • Internet: www.gudjons-apotheke.de<br />

© Gestaltung: Christian Korn, Walther-Heim-Str. 9a, 86161 Augsburg • www.apanoua.de<br />

Abbildungen: Titelseite, Rücktitel, Seitenstreifen, S. 37, S. 41: MEV,<br />

weitere Abbildungen von den Autoren.<br />

Vol.16 / Nr. 2 – 9/<strong>2012</strong><br />

51


52<br />

lEsErbrIEF<br />

zu dEM artIKEl übEr dIE rohsubstanz dEr arznEI natrIuM MurIatIcuM aus dEM<br />

Sehr geehrte Frau <strong>Gudjons</strong>,<br />

vorIgEn gudJons aKtuEll – KathrIn hErrMann<br />

Ich habe nun von Ihnen im Frühjahr wieder die<br />

kleine Broschüre „<strong>Gudjons</strong> aktuell“ erhalten und<br />

dabei fiel mir der Artikel über das „Natrium muriaticum<br />

hahnemannii“ auf. Vielleicht erinnern<br />

Sie sich, wir sind die Zahnärzte und Heilpraktiker<br />

aus der Stadt mit dem Salz in der Luft: Bad<br />

Dürrenberg. Wir stellen in unserem Verein seit ca.<br />

20 Jahren Haushaltssalz aus der ortseigenen Sole<br />

her. Und deshalb schreibe ich Ihnen.<br />

Herr Wichmann schrieb über das „Natrium<br />

muriaticum und andere Mittel mit unklarer Ausgangssubstanz“.<br />

Ein überaus wichtiges Thema<br />

für mein Empfinden,<br />

zumal der<br />

Vater dieser Prozesse<br />

forderte:“...<br />

machts nach,<br />

aber machts genau<br />

nach!“ Um<br />

nun auf den<br />

Punkt zu kommen,<br />

mir fiel<br />

in Wichmanns<br />

Artikel sofort auf,<br />

daß das mit dem<br />

Steinsalz nicht<br />

stimmen kann.<br />

Z u r Z e i t<br />

Hahnemanns wurde noch kein Steinsalz abgebaut.<br />

Die Steinsalzgewinnung in Staßfurth begann<br />

frühestens 1852. Hier wurde der erste Kalischacht<br />

der Welt 1852 eröffnet (siehe Geschichte<br />

Kali& Salz AG, bzw. Geschichte Staßfurth). Die<br />

Region ist schon in der Nähe von Köthen, aber<br />

auch Köthen wurde zu dieser Zeit noch mit Solesalz<br />

versorgt. Das auf dem Foto abgebildete<br />

Salz aus Bad Salzelmen wurde damals aus der<br />

Solequelle gewonnen. d. h. hier handelt es sich<br />

nicht um Steinsalz.<br />

Es gibt ein unterirdisches Meer, das durch<br />

Quellbohrungen angestochen wird, und wo<br />

durch arthesische Brunnen die Sole in unseren<br />

Städten zu Tage gefördert wird. Diese Sole wird<br />

durch verschiedene Prozesse, wie gradieren und<br />

verkochen und vorsichtiges verdampfen so lange<br />

eingedickt und veredelt, bis das frühere „Haushaltssalz“<br />

daraus kristallisiert. Es entsteht kein<br />

reines Natriumchlorid, aber die Pyramidenstruktur<br />

der Kristalle ist deutlich zu erkennen.<br />

Der Abbau von Steinsalz geschieht zwar auch<br />

in den Schichten dieses unterirdischen Meeres,<br />

jedoch haben wir es hier mit einem umgekehrten<br />

Prozeß zu tun. Das Salz wird nicht mehr<br />

wie früher, gebrochen, sondern ausgewaschen.<br />

Dazu wird Oberflächen-Wasser<br />

des Ortes in die<br />

Tiefe befördert<br />

und das Salz in<br />

Lösung gebracht.<br />

Anschließend<br />

wird auch diese<br />

Sole veredelt<br />

und gesiedet. In<br />

der Regel wird<br />

über Vakuumtrocknung<br />

das<br />

Salz hergestellt.<br />

Heutzutage wird<br />

häufig aufgesoltes<br />

Steinsalz zu Schausiedeprozessen genutzt<br />

um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.<br />

Kristallisiertes Solesalz nach dem historischen Sieden<br />

Warum nun meine Pingeligkeit? Wenn wir<br />

uns vorstellen, daß die mineralische Basis für<br />

beide Ursubstanzen Steinsalz und Solesalz zwar<br />

die gleiche ist und damit die Endprodukte keine<br />

großen Unterschiede aufweisen dürften, so dürfen<br />

wir die Veränderungen auf dem Weg der Gewinnung<br />

nicht vernachlässigen.Für mich stellte<br />

sich nun die Frage, welche mineralische Zusammensetzung<br />

hat jede Sole für sich (die technische<br />

und die natürliche) und welchen physikalischen<br />

Charakter haben beide Salze in ihrem Ergebnis.


Wir haben hier in unserem Verein Speise-Salze<br />

aus der ganzen Welt gesammelt und können<br />

jederzeit eine Salzverkostung machen. Selbst von<br />

Laien-Feinschmeckern wird uns immer wieder<br />

bestätigt, daß man hier deutliche Unterschiede<br />

schmeckt. Es würde mich nicht wundern, wenn<br />

man bei einer Verreibung auch die Unterschiede<br />

zwischen Steinsalz und Solesalz spürt, denn sie<br />

lassen sich schon im Geschmack finden.<br />

Wenn wir davon ausgehen, daß Hahnemann<br />

Salz aus einer natürlichen Solequelle gewonnen<br />

verwendet hat, so sind die liefernden Städte zu<br />

seiner Zeit begrenzt. Im Norden war Schönebeck<br />

(Salzelmen) im Süden Halle (Hal in Sachsen,<br />

später Preußen) und Dürrenberg. Der Salzgehalt<br />

der verschiedenen Quellen ist verschieden, obgleich<br />

alle auf das selbe Meer zugreifen.<br />

Es ist sogar möglich, daß auch Köthen zur Zeit<br />

Hahnemanns mit Salz aus Halle oder Dürrenberg<br />

versorgt wurde, das läßt sich noch herausbekommen,<br />

wenn Sie Interesse daran haben, denn das<br />

Salz aus unserer Region war sehr gefragt und<br />

wurde nicht nur im Umland, wie dem Wittenberger<br />

Raum (Höhe Köthen) vertrieben, sondern<br />

ging weit über die Landesgrenzen hinaus.<br />

Liebe Brita <strong>Gudjons</strong>,<br />

danke für die Übersendung dieses interessanten<br />

Briefes. Ich finde es sehr sinnvoll, diesen Brief<br />

als Ergänzung zu meinem Artikel anzuhängen.<br />

Denn ich habe mit „Steinsalz“ nur allgemein ein<br />

Salz aus unterirdischer Lagerung gemeint und<br />

damit die gebrochenen und als Sole gewonnenen<br />

Salze, die aus der gleichen Quelle unterirdischer<br />

Salzmeere stammen, in einen Topf geworfen, obwohl<br />

- da hat Frau Herrmann Recht - die Art der<br />

Salzgewinnung ein wichtiger Aspekt ist, den ich<br />

nicht beachtet habe. Da sie darin offenbar eine<br />

echte Expertin ist, wäre es wichtig diese Kenntnisse<br />

auch zu publizieren.<br />

lEsErbrIEF<br />

Interessant stelle ich mir in diesem Fall eine<br />

Verreibung des technischen neben dem natürlichen<br />

Salz vor. Eventuell lassen sich schon hier<br />

Unterschiede spüren. Denn der Geist des Mittels<br />

hat doch hier zwei ganz verschiedene Geschichten<br />

zu erzählen.<br />

Vielleicht ist das alles aber auch nur überschwängliche<br />

Phantasie von mir, auf jeden Fall<br />

aber mal wieder einen Verreibekurs mit Ihnen<br />

wert.<br />

Ich hoffe, daß wir uns doch bald wieder sehen<br />

und verbleibe mit lieben Grüßen aus der Stadt<br />

mit dem Salz in der Luft<br />

Kathrin Herrmann<br />

Dr. Kathrin Herrmann<br />

<strong>Apotheke</strong>rberg 12<br />

06231 Bad Dürrenberg<br />

Tel: +49(0)3462-82178<br />

imobilemich@me.com<br />

praxis@dres-herrmann.de<br />

In meinem Artikel geht es ja nur um Feinheiten.<br />

Und wenn man diese betrachtet, sollte man es so<br />

gründlich wie eben möglich machen.<br />

herzlichen Gruß – Jörg Wichmann<br />

Jörg Wichmann,<br />

Eigen 81<br />

51503 Rösrath<br />

www.provings.info<br />

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