Wichtige ökonomische Zusammenhänge und Grundgedanken
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<strong>Wichtige</strong> <strong>ökonomische</strong><br />
<strong>Zusammenhänge</strong> <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>gedanken<br />
In diesem ersten Kapitel geht es um gr<strong>und</strong>sätzliche Ziele,<br />
Arbeitsweisen <strong>und</strong> Einsichten der Ökonomik.<br />
� Wen meinen Ökonomen, wenn sie von Haushalten <strong>und</strong><br />
Unternehmern sprechen, <strong>und</strong> was haben Sparen <strong>und</strong> Investieren<br />
miteinander zu tun?<br />
� Warum <strong>und</strong> inwiefern ignorieren Ökonomen Ethik <strong>und</strong><br />
Moral <strong>und</strong> nehmen an, Menschen würden sich rational<br />
<strong>und</strong> eigennützig verhalten?<br />
� Ist tatsächlich alles knapp <strong>und</strong> nichts umsonst?<br />
� Wie wollen Ökonomen die Gesellschaft bei der Suche nach<br />
Verbesserungsmöglichkeiten beraten <strong>und</strong> dabei beurteilen,<br />
was eine Verbesserung darstellt, ohne paternalistisch zu<br />
handeln?<br />
� Stimmt es, dass die Entwicklung von Kunst <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
die Ungleichheit der Menschen voraussetzt?<br />
� Wieso kann man bei steuerfinanzierten Maßnahmen nicht<br />
ohne Weiteres beurteilen, ob sie effizient sind?<br />
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8 <strong>Wichtige</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Zusammenhänge</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>gedanken<br />
Darum geht es in der Praxis<br />
Die Volkswirtschaftslehre beschäftigt sich mit einem Themenfeld,<br />
mit dem sich der Großteil der Bevölkerung ebenfalls<br />
regelmäßig auseinandersetzt. Schließlich leben alle Bürger in<br />
der Volkswirtschaft <strong>und</strong> erleben tagtäglich, was sich im Wirtschaftsgeschehen<br />
abspielt.<br />
Tatsächlich arbeitet die Wirtschaftswissenschaft mit einigen<br />
Gr<strong>und</strong>annahmen, die zum Verständnis <strong>ökonomische</strong>r Argumentationen<br />
notwendig sind. Diese scheinen bisweilen den<br />
bei <strong>ökonomische</strong>n Laien verbreiteten Vorstellungen zu widersprechen.<br />
Jeder einzelne Gedanke im folgenden Kapitel ist im Gr<strong>und</strong>e<br />
leicht nachzuvollziehen, wenn Sie bereit sind, Ihre bisherigen<br />
Ansichten bei Bedarf zu hinterfragen. Zum Teil braucht es<br />
etwas Übung <strong>und</strong> Zeit, bis sich die Tragweite der Überlegungen<br />
erschließt.
Wirtschaftsakteure <strong>und</strong> Wirtschaftskreislauf 9<br />
Wirtschaftsakteure <strong>und</strong><br />
Wirtschaftskreislauf<br />
Wirtschaftsakteure Übung 1<br />
in ihren Rollen<br />
Ökonomen konzentrieren sich auf die Untersuchung der Entscheidungen<br />
<strong>und</strong> Handlungen einzelner Individuen in Bezug<br />
auf deren Umgang mit knappen Ressourcen. Allerdings stehen<br />
nicht die tatsächliche Entscheidung <strong>und</strong> Handlung eines spezifischen<br />
Individuums im Mittelpunkt des <strong>ökonomische</strong>n Interesses,<br />
sondern typische Verhaltensweisen. Es geht also letztlich<br />
darum, systematische Erklärungen für beobachtbare Verhaltensmuster<br />
zu finden. Die Analyse solcher typischen Verhaltensweisen<br />
erlaubt es wiederum, Mustervorhersagen über die<br />
im Großen <strong>und</strong> Ganzen zu erwartenden Reaktionen der Wirtschaftsakteure<br />
in typischen Situationen zu treffen.<br />
Um typische Vorgänge an Märkten modellhaft darstellen zu<br />
können, stellen sich Ökonomen Individuen in einer konkreten<br />
Situation entweder in der Rolle als „Haushalte“ oder in der<br />
Rolle als „Unternehmer“ vor.<br />
1 Schildern Sie bitte kurz, welche übergeordneten Ziele die<br />
<strong>ökonomische</strong> Theorie den Individuen in diesen unterschiedlichen<br />
Rollen zuordnet.<br />
2 In welcher Beziehung steht das Begriffspaar Haushalt/<br />
Unternehmer zu den Begriffspaaren Nachfrager/Anbieter<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer/Arbeitgeber?
10 <strong>Wichtige</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Zusammenhänge</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>gedanken<br />
Lösung<br />
1 „Haushalte“ stellen Menschen in ihrem Privatleben dar.<br />
Sie streben nach größtmöglichem Wohlbefinden. Die Konzentration<br />
auf Haushalte statt auf einzelne Personen<br />
stammt aus einer Zeit, in der die meisten Menschen in einem<br />
engen familiären Zusammenschluss gemeinsam wirtschafteten.<br />
Das Geld, mit dem ein Haushalt wirtschaftet,<br />
kann aus Unternehmertätigkeit stammen.<br />
„Unternehmer“ ist eine professionelle Rolle. Der Unternehmer<br />
erwirbt Vorprodukte <strong>und</strong> Rohstoffe, kombiniert sie<br />
mittels einer Produktionstechnologie unter Einsatz von<br />
Produktionsfaktoren (insbesondere Arbeit <strong>und</strong> Kapital) zur<br />
Herstellung neuer Güter oder zur Bereitstellung neuer<br />
Dienstleistungen <strong>und</strong> bietet diese dann wieder an. Dabei<br />
strebt er nach Gewinnmaximierung, d. h., er versucht eine<br />
möglichst große Geldsumme als Differenz zwischen Erlös<br />
<strong>und</strong> Kosten zu erwirtschaften.<br />
Im Privatleben wird dieselbe Person Nutzen maximieren<br />
<strong>und</strong> dabei z. B. abwägen, ob sie knappe Zeit lieber mit<br />
Fre<strong>und</strong>en oder einem guten Buch verbringen oder zum<br />
Geldverdienen als Unternehmer verwenden will.<br />
2 Haushalte <strong>und</strong> Unternehmer unterscheiden sich in ihrem<br />
Streben nach Nutzen bzw. Gewinn. Nachfrager <strong>und</strong> Anbieter<br />
sind die zwei Seiten, die an einem bestimmten Markt<br />
etwas einkaufen oder verkaufen wollen. Unternehmer fragen<br />
z. B. Rohstoffe nach <strong>und</strong> bieten ihre Produkte an. Arbeitgeber<br />
(Nachfrager) <strong>und</strong> Arbeitnehmer (Anbieter) sind<br />
die Marktseiten am Arbeitsmarkt.
Wirtschaftsakteure <strong>und</strong> Wirtschaftskreislauf 11<br />
Einkommensentstehung Übung 2<br />
<strong>und</strong> Einkommensverwendung<br />
In einfachsten Kreislaufmodellen kann eine Volkswirtschaft<br />
ohne Steuern <strong>und</strong> öffentliche Ausgaben <strong>und</strong> ohne Im- <strong>und</strong><br />
Export dargestellt werden (Modell einer geschlossenen<br />
Volkswirtschaft ohne Staat).<br />
In einer solchen Volkswirtschaft erklärt sich das gesamte<br />
reale Einkommen (Y) allein durch die Summe des Wertes der<br />
hergestellten Konsum- (C) <strong>und</strong> Investitionsgüter (I).<br />
Y = C + I (Einkommensentstehungsgleichung)<br />
Andererseits gilt in einer solchen Modellwelt ebenfalls, dass<br />
das so entstandene Volkseinkommen (Y) nur für Konsumzwecke<br />
(C) oder Ersparnisbildung (S) ausgeben werden kann.<br />
Y = C + S (Einkommensverwendungsgleichung)<br />
Daraus folgt, dass sich Investitionen <strong>und</strong> Ersparnis entsprechen<br />
müssen. Dies leuchtet ein, denn es kann nur investiert<br />
werden, was nicht konsumiert wird.<br />
Nicht gerade plausibel erscheint aber, dass sich die geplante<br />
Investitionstätigkeit der Unternehmen <strong>und</strong> die geplante Ersparnisbildung<br />
der Haushalte entsprechen sollten. Wie lässt<br />
sich erklären, dass die in der Planung unterschiedliche Investition<br />
<strong>und</strong> Ersparnisbildung im Nachhinein doch übereinstimmen?
12 <strong>Wichtige</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Zusammenhänge</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>gedanken<br />
Lösung<br />
Die Entsprechung von Investition <strong>und</strong> Ersparnisbildung beruht<br />
nicht auf der Übereinstimmung der Planungsgrößen,<br />
sondern ist eine logische Folge der Einkommensentstehungs-<br />
<strong>und</strong> Einkommensverwendungsgleichung. Die Differenz zwischen<br />
den geplanten <strong>und</strong> tatsächlichen Größen wird durch<br />
ungeplante Investitionen oder ungeplante Ersparnisse korrigiert.<br />
Entspricht die geplante Ersparnis der tatsächlichen Ersparnis,<br />
dann muss die Anpassung über ungeplante (positive oder negative)<br />
Investitionen erfolgen, z. B. über den Auf- oder Abbau<br />
der Lagerhaltung. Wenn die Unternehmer geringere Investitionen<br />
planen, als die Haushalte sparen, dann kommen ungeplante<br />
Investitionen in den Aufbau der Lagerhaltung hinzu:<br />
Die nicht von den Haushalten konsumierten Teile des Sozialprodukts<br />
verbleiben im Produktionsapparat der Unternehmen.<br />
Planen die Unternehmen höhere Investitionen, als die Haushalte<br />
sparen, wird die geplante Investition durch eine Verringerung<br />
der Lagerhaltung (negative Investition) korrigiert.<br />
Die Differenz der geplanten Größen kann auch über ungeplante<br />
(positive oder negative) Ersparnis beseitigt werden: Wenn<br />
die Haushalte z. B. eigentlich weniger zu sparen planen, als die<br />
Unternehmer investieren, die Unternehmer jedoch ihre Lager<br />
nicht vermindern wollen, müssen die Haushalte Lieferfristen<br />
akzeptieren. Die Wartezeit <strong>und</strong> der damit notwendigerweise<br />
geringere Konsum erzwingen eine ungeplante Erhöhung der<br />
Ersparnis bei den wartenden Haushalten.