Soziales Panorama (Derks)_Feb13 - NM-Leipzig
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- Entwicklungspsychologisch gesehen, sind Neugeborene und Säuglinge dazu<br />
noch nicht in der Lage<br />
- Personifikationsbildung: Die Fähigkeit, materielle und soziale Objekte aus<br />
dem Bewusstseinsstrom ("stream of counsciousness" nach William James)<br />
auszugliedern und sie stabil mental zu repräsentieren entwickelt sich erst im<br />
Laufe des ersten Lebensjahres.<br />
Angelehnt an die Objekt- oder Personenpermanenz (Piaget) bzw.<br />
Objektkonstanz<br />
- Def. Personifikation: P. sind mentale Repräsentation von anderen oder sich<br />
selbst<br />
- Def. <strong>Soziales</strong> <strong>Panorama</strong>: Die Gesamtheit aller im mentalen Raum potentiell<br />
aufrufbaren Personifikationen<br />
- Prägung: Ergebnisse dieses Lernprozesses, die "frühen Personifikationen",<br />
werden vermutlich stark von den (subjektiv) erlebten Beziehungen des<br />
Kleinkindes zu bedeutsamen Bezugspersonen (Eltern, Großeltern,<br />
Geschwister,…) beeinflusst<br />
"Frühkindliche Personifikationen" werden zu Teilen der kindlichen<br />
Persönlichkeitsstruktur<br />
und Psychodynamik<br />
Alle Personifikationen sind in dieser Hinsicht Persönlichkeitsanteile eines<br />
Menschen<br />
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BEGRÜNDUNG DERKS:<br />
Würden Beziehungen tatsächlich nur in Form spezifischer Ereignisse mit<br />
anderen repräsentiert, so wären stabile Beziehungen unmöglich<br />
Das assoziative Gedächtnis ist in hohem Maße vom emotionalen Zustand<br />
des Menschen abhängig. Würden ausschließlich Erinnerungen das<br />
Sozialverhalten steuern, so wären deren Reaktionen auf andere Menschen<br />
extrem stimmungsabhängig. Das Beziehungsverhalten des Menschen wäre<br />
dann vollkommen unkalkulierbar.<br />
Die meisten Menschen des abendländischen Kulturkreises unterscheiden in<br />
ihren sozialen Beziehungen überdies stabil zwischen klar abgegrenzten<br />
Beziehungskategorien ("Fremde", "Leute, die man vom Sehen kennt",<br />
"Kollegen" "Bekannte", "Freunde", "Verwandte", "Intimpartner",…). Die<br />
sozialen Zuordnungen bleiben in der Regel über längere Zeiträume hinweg<br />
stabil.<br />
Menschen wissen in der Regel genau und über viele Kontexte/<br />
Lebensbereiche hinweg, wer genau ihr Intimpartner ist (auch bei Abwesenheit<br />
des "Partners aus Fleisch und Blut")<br />
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BEGRÜNDUNG DERKS:<br />
- Wäre dem nicht so, würde im Falle von Beziehungskonflikten zeitlich<br />
gesehen das Erleben und Verhalten der Beteiligten nur so lange andauern,<br />
solange die sinnesspezifische Wahrnehmung des Gegenübers in "Fleisch und<br />
Blut" anhält (VAKOG ext )<br />
- Dennoch beschäftigen sich die Betroffenen teilweise tage-, wochen- oder gar<br />
monatelang mit dem Konflikt, indem sie:<br />
- die unangenehme Situation in ihrer Vorstellung aufrechterhalten,<br />
- imaginierte Streitgespräche weiterführen,<br />
- zusätzliche Verletzungen halluzinieren oder unangenehme<br />
Begegnungen auf<br />
mentaler Ebene vorwegnehmen.<br />
Der Großteil (subjektiv) erlebter Beziehungen zu anderen findet in<br />
Phantasien und Vorstellungen (VAKOG int ) statt<br />
Die Ausrichtung des Erlebens und Verhaltens auf mentale<br />
Repräsentationen anderer ist meist unbewusst bzw. unwillkürlich, da die<br />
Benennung / Benamung der Mitmenschen aus "Fleisch und Blut" identisch ist<br />
mit dem Namen der imaginierten Repräsentationen (z.B. "Vater", "Oma",<br />
"Cousine"). Daher richten sich die meisten Bewältigungsstrategien darauf,<br />
eine Veränderung im Verhalten des Gegenübers zu bewirken (z.B. klärende<br />
Diskussionen, Streit, Kontaktverweigerung, Vorwürfe usw.)<br />
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Jede spontane (oder therapeutisch veranlasste) Veränderung im Bereich der<br />
sozialen Beziehungen geht mit einer Veränderung der Lokalisation der<br />
beteiligten Personifikationen einher<br />
Bei jedem Menschen ist eine bestimme Lokalisation von einer<br />
Personifikation mit einem bestimmten spontanen, emotionalen Erleben<br />
verbunden (auch bei Austausch der P.)<br />
- Ort einer Personifikation ist gleich Richtung und Abstand derselben<br />
Personifikation<br />
- Wichtige Submodalitäten neben dem Ort: Blickrichtung, Höhe, gefühlte<br />
Verbindung<br />
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- Die Art und Weise, in der Menschen einander, sich selbst und ihre Beziehung<br />
zueinander repräsentieren, determiniert:<br />
- die wechselseitigen (unbewussten) Erwartungshaltungen und damit auch<br />
- diejenigen Aspekte im Verhalten des anderen, die in der Wahrnehmung<br />
hervorgehoben werden,<br />
- die gegenüber der anderen Person erlebten Gefühle,<br />
- den daraus resultierenden Zustand,<br />
- den daraus resultierenden selektiven Zugriff auf<br />
Gedächtnisinhalte und damit auch<br />
- das konkrete soziale Erleben und Verhalten.<br />
- Im Falle von Beziehungskonflikten werden Begegnungen mit realen<br />
Personen (VAKOG ext ) von imaginierten Erlebnissen (VAKOG int ) überschattet,<br />
sodass es nicht selten zur "selbsterfüllten Prophezeihung" kommt<br />
- Die Repräsentationen von anderen bestimmen die Interaktionsmuster und<br />
dominieren damit die Interaktion<br />
- Frivole Annahme: Die einseitige Veränderung der Einstellung zu einer<br />
Person wird auch<br />
deren Haltung beeinflussen<br />
Eine einseitig veränderte Einstellung führt zu veränderten Verhalten. Die<br />
andere Person wird - vor allem durch eine Veränderung der Wahrnehmung<br />
nonverbalen Ausdrucks- verhaltens - dazu gezwungen, früher oder später<br />
auch ihre Verhaltensweisen zu verändern.<br />
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