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UROLOGIE<br />
Urolithiasis<br />
ISSN 1815-7122<br />
<strong>Adjutum</strong> Verlag • Schwarzenhaidestraße 25, 1230 Wien P.b.b. • GZ04Z035723M • Verlagspostamt: 1230 Wien Jänner 2006
Filmtabletten<br />
<br />
* Iversen et al. J Urol 2000; 164: 1579 - 1582 Fachkurzinformation siehe Innenteil
A<br />
N<br />
Z<br />
E<br />
I<br />
G<br />
E<br />
Informationen auf Seite 27<br />
INHALT<br />
EDITORIAL<br />
C. Türk 4<br />
THEMEN<br />
Radiologische Bildgebung der Urolithiasis 5<br />
W. Kopsa, G. Mölzer, D. Tscholakoff<br />
Extrakorporale Stoßwellenlithotrypsie (ESWL) 10<br />
P. Schmidt, H. Pflüger<br />
Hat die Laparoskopie in der Steintherapie einen Stellenwert? 13<br />
K. Jeschke<br />
Oxalat: Quo vadis? 15<br />
M. Straub, R. E. Hautmann<br />
Perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL) 19<br />
P. Hebel<br />
Rezidivprophylaxe der Urolithiasis 23<br />
C. Türk<br />
NEWS<br />
Nichtionische Kontrastmittel: Viskosität und Nephrotoxizität 8<br />
Optimierte medikamentöse Behandlung der benignen<br />
Prostatahyperplasie (BPH) 26<br />
IMPRESSUM:<br />
Dezember 2005/Jänner 2006<br />
UROLOGIE/Urolithiasis<br />
HERAUSGEBER:<br />
OA. Dr. Türk, KH Rudolfstiftung<br />
MEDIENINHABER:<br />
Michaela Haubl<br />
E-Mail: michaela.haubl@adjutum.at<br />
VERLAG:<br />
ADJUTUM Verlag<br />
1230 Wien, Schwarzenhaidestr. 25<br />
Tel./Fax 01/957 99 29<br />
MARKETING:<br />
Dr. Kalojan Petkin<br />
Tel. 0650/525 65 26 · Fax: 01/957 99 29<br />
E-Mail: kalojan.petkin@adjutum.at<br />
REDAKTION:<br />
Dr. Gudrun Brunnmayr<br />
E-Mail: gudrun.brunnmayr@adjutum.at<br />
Tel: 0676/848 966 201<br />
DRUCK:<br />
FriedrichVDV<br />
4020 Linz, Zamenhofstraße 43–45<br />
BANKVERBINDUNG:<br />
BAWAG<br />
BLZ: 14000<br />
Konto-Nr.: 17910507028<br />
ABO-VERWALTUNG:<br />
Tel./Fax: 01/957 99 29<br />
Jahres ABO 2006 zum Preis von: € 30,–<br />
(inkl. MwSt. und Porto)<br />
Erscheinungsweise: periodisch<br />
Ankündigungen, Empfehlungen sowie sonstige Beiträge<br />
und Berichte, für deren Veröffentlichung ein Entgelt geleistet<br />
wird, sind am Ende des Beitrages mit den Buchstaben<br />
"EB" gekennzeichnet.
EDITORIAL<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
Liebe LeserInnen!<br />
Harnsteine nehmen deutlich zu! Hinter dieser<br />
Schlagzeile stehen eine Erhöhung der Inzidenz<br />
der Harnsteinerkrankung um das Dreifache innerhalb<br />
der letzten 20 Jahre, und eine Erhöhung der Prävalenz<br />
um ca. 20% im gleichen Zeitraum. Das heißt, die<br />
Wahrscheinlichkeit an einer Urolithiasis innerhalb<br />
eines Lebens zu erkranken, liegt in den westlichen<br />
Industrienationen jetzt bei ca. 5%. Zusätzlich haben<br />
sich die Behandlungskosten innerhalb von 7 Jahren<br />
mehr als verdoppelt.<br />
Dem steht eine rasante medizinische Entwicklung<br />
gegenüber:<br />
Die Diagnostik des akuten Harnsteines rückt in das<br />
Spannungsfeld der verschiedenen, verfeinerten Bildgebenden<br />
Verfahren. Die ivP und die Multidedektoren-<br />
Computertomographie (MDCT) wetteifern in vielen<br />
Kongress- und Fachbeiträgen um ihre vorrangige<br />
Bedeutung in der Diagnostik der Urolithiasis. Diagnostische<br />
Sicherheit, Bedarf an weiterführenden Untersuchungen,<br />
Strahlenbelastung, Patientenkomfort, Zeitaufwand,<br />
forensische Sicherheit und nicht zuletzt ökonomische<br />
Aspekte müssen bedacht werden.<br />
Technische Weiterentwicklungen der ESWL, Endourologie<br />
und auch der Laparoskopie ermöglichen<br />
neue Therapieansätze, die sogar zu Indikationsverschiebungen<br />
in den Einsatzgebieten der jeweiligen<br />
Techniken führen. Veränderungen im Fokusbereich der<br />
ESWL-Geräte erhöhen deren Effizienz. Ureterorenoskope<br />
werden dünner und damit in ihrer Anwendung einfacher<br />
und weniger traumatisierend. Die intrakorporale<br />
Lithotripsie hat nicht zuletzt durch den Holmiumlaser<br />
eine Revolution erfahren. In der Cystoskopie sind flexible<br />
Videoendoskope mit LED-Lichtern an der Spitze<br />
schon in Serienproduktion, eine ähnliche Entwicklung<br />
ist auch bei Ureterorenoskopen wahrscheinlich.<br />
Die konservative Therapie hat ebenfalls neue<br />
Impulse erhalten und wird wieder mit mehr Nachdruck<br />
eingesetzt. So zeigen beispielsweise mehrere Studien<br />
mit gutem Evidenzgrad eine beschleunigende Wirkung<br />
von Tamsulosin auf den spontanen Steinabgang aus<br />
dem distalen Ureter.<br />
näher, als kalziumarme Diätempfehlungen zu propagieren?<br />
Die nicht überzeugenden Ergebnisse unserer<br />
Bemühungen und auch neue Forschungen zeigen, dass<br />
diese Empfehlungen offenbar falsch waren. Wir müssen<br />
uns mit dem Oxalat im speziellen und mit den allgemeinen,<br />
steinbildenden Risikofaktoren andererseits<br />
auseinandersetzen. Das „Metabolische Syndrom“, Adipositas,<br />
arterielle Hypertonie und Bewegungsmangel<br />
heißen die neuen, zusätzlichen Feinde derer, die sich<br />
mit Harnsteinbildung und -prophylaxe auseinandersetzen.<br />
Weitere Entwicklungen sind im Gange und deren<br />
Bedeutung ist noch nicht abzusehen. Derzeit aber sind<br />
die Neuerungen auf einem Stand der Entwicklung und<br />
Evidenz, dass sie unsere tägliche Arbeit mit dem Steinpatienten<br />
verändern. Diese Neuerungen werden auch<br />
in den in Entwicklung befindlichen neuen Leitlinien zur<br />
Harnsteintherapie berücksichtigt werden. Diese Leitlinien<br />
werden von den jeweiligen Arbeitskreisen der<br />
ÖGU und DGU gemeinsam in Form einer evidenzbasierten<br />
S2 oder S3 Leitlinie erstellt und sind im Rohentwurf<br />
in Fertigstellung. Das Ziel dieser Ausgabe zum<br />
Thema der Urolithiasis ist es, Ihnen die Entwicklungen<br />
in Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe schon heute<br />
pointiert darzustellen und dabei Altbewährtes nicht aus<br />
dem Auge zu lassen.<br />
Hochachtungsvoll<br />
Dr. Christian Türk<br />
Korrespondenzadresse:<br />
OA Dr. Christian Türk<br />
Urologische Abteilung<br />
Krankenanstalt Rudolfstiftung<br />
Juchgasse 25<br />
A-1030 Wien<br />
Österreich<br />
4<br />
Seit eine Steinanalyse möglich war wussten wir,<br />
dass viele Steine Kalzium enthalten. Was lag also
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
DIAGNOSTIK<br />
W. Kopsa<br />
Radiologische Bildgebung<br />
der Urolithiasis<br />
W. Kopsa, G. Mölzer, D. Tscholakoff<br />
Im Rahmen der Steindiagnostik hat sich zwischen den<br />
Urologen und Radiologen eine gute Zusammenarbeit<br />
entwickelt. Durch den technologischen Fortschritt der<br />
letzten Jahre stehen heute neben den altbewährten<br />
Methoden der Sonografie und der Intravenösen Urografie<br />
(IVU) inklusive Leerbild auch andere Schnittbildmethoden,<br />
insbesondere die Computertomografie<br />
(CT), zur Verfügung.<br />
Ein medizinisch zielgerichteter und strahlenhygienisch<br />
wie auch ökonomisch optimierter Einsatz der<br />
bildgebenden Diagnostik ist notwendig.<br />
Die Radiologie soll gleich mehrere wichtige Fragen<br />
beim Thema Urolithiasis beantworten:<br />
Liegt überhaupt eine Urolithiasis vor?<br />
Welche Größe und Lage hat der Stein?<br />
Welche Zusammensetzung hat der Stein?<br />
Ist er im Röntgen schattendicht?<br />
Wie sind die Abflussverhältnisse?<br />
Als Erstuntersuchung bei Steinverdacht bietet sich<br />
die Sonografie als Methode der Wahl an. Die Vorteile<br />
sind die rasche Verfügbarkeit in der Praxis des Urologen/Radiologen,<br />
die fehlende Röntgenstrahlung und<br />
die niedrigen Kosten.<br />
Grundvoraussetzung sind jedoch ein gutes, hochauflösendes<br />
Ultraschallgerät, die entsprechende Expertise<br />
des Untersuchers/der Untersucherin und natürlich<br />
bestimmte Untersuchungsabläufe, so u.a. die Untersuchung<br />
mit voller Blase, um prävesicale Konkremente<br />
besser differenzieren zu können.<br />
Als Nachteil muss die zumindest teilweise Darmgasüberlagerung<br />
der Ureteren angesehen werden, genauso<br />
wie mögliche Artefakte.<br />
Zu beachten ist, dass die sonografisch gemessene<br />
Steingröße öfters zur Größe im Röntgen differiert, was<br />
vor allem mit den physikalischen Limitationen des<br />
Ultraschalls zusammenhängt. Gerade bei der Beurteilung<br />
einer Steinfragmentierung nach ESWL kann dies<br />
sonografisch oft Probleme bereiten.<br />
Über die Zusammensetzung des Steines ist sonografisch<br />
keine Aussage möglich.<br />
Größte Bedeutung hat die Sonografie in der Beurteilung,<br />
ob eine Dilatation vorliegt oder nicht.<br />
Das konventionelle Leerbild mit seinen Vorteilen<br />
der geringen Kosten und schnellen Verfügbarkeit wird<br />
häufig als erster Diagnoseschritt gewählt, zumal der<br />
Großteil der Konkremente (90%) schattengebend ist.<br />
Auch die Größe und Lage der Konkremente kann in vielen<br />
Fällen gut beurteilt werden.<br />
Limitierender Faktor des konventionellen Leerbildes<br />
sind aber überlagernde Darminhalte, ossäre Strukturen<br />
und metalldichte Fremdkörper. Gallensteine, Verkalkungen<br />
bei chronischer Pankreatitis und atherosklerotische<br />
Gefäßverkalkungen zeigen meist typische Morphologie<br />
und können somit gut von Konkrementen der<br />
harnableitenden Wege differenziert werden. Bekanntermaßen<br />
bereitet die Differenzierung der schattengebenden<br />
Konkremente von Phlebolithen, wie auch von<br />
verkalkten mesenterialen Lymphknoten häufig größere<br />
Schwierigkeiten, zumal eine zentrale Aufhellung bei<br />
Phlebolithen nicht immer vorhanden ist.<br />
Eine Aussage über die Abflussverhältnisse ist mit<br />
dem Leerbild nicht möglich.<br />
Die Leeraufnahme ist zur Lagen- und Größenbestimmung<br />
die wichtigste Untersuchung und wird entsprechend<br />
routinemäßig bei jedem Patienten mit Verdacht<br />
auf Urolithiasis durchgeführt. Auch die Dichte des Konkrements<br />
kann gut beurteilt werden.<br />
Abb. 1 Niere leer: Ureterkonkrement rechts in<br />
Höhe L3/L4<br />
5
DIAGNOSTIK<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
Die Intravenöse Urografie (IVU) ist bekanntlich<br />
die „traditionellste“ diagnostische Modalität der Urolithiasis.<br />
Sie gibt nach Kontrastmittelapplikation einen<br />
guten Überblick über die Ausscheidungsfunktion mit<br />
den klassischen Zeichen der Obstruktion wie verspäteter<br />
Kontrastierung des harnableitenden Systems und<br />
einem persistierenden verzögerten Nephrogramm,<br />
welches mit der Zeit an Intensität zunimmt.<br />
Die Diagnose eines nicht obstruierenden Konkrements<br />
kann auf Grund fehlender sekundärer Obstruktionszeichen<br />
schwierig sein.<br />
Wie auch bei der Diagnostik im konventionellen<br />
Leerbild sind die limitierenden Faktoren der IVU Darmgasüberlagerung<br />
und Maskierung durch ossäre Strukturen<br />
oder bei adipösen Patienten Weichteilüberlagerungen.<br />
Da ein jodhaltiges Röntgenkontrastmittel intravenös<br />
appliziert wird, ergeben sich auch die bekannten Limitationen<br />
vor allem bei Allergien, eingeschränkter Nierenfunktion,<br />
Schilddrüsenüberfunktion und bestimmten<br />
Diabetesmedikamenten (Metformin). Nähere<br />
Details dazu sind den aktuellen ESUR Guidelines (European<br />
Society of Uroradiology) zu entnehmen.<br />
Als radiologischer Goldstandard zur Diagnostik der<br />
Urolithiasis hat sich in den letzten Jahren in der Radiologie<br />
die native Multidetektor-CT etabliert.<br />
Auf den Nativschichten ohne KM können die meisten<br />
Konkremente eindeutig identifiziert werden; die<br />
aktuelle Literatur belegt eine Sensitivität von 96 bis<br />
100% und eine Spezifität von 92 bis 100% (Tamm E.P.<br />
et al., Radiology 2003; 228:319-329).<br />
Die modernen Multidetektor-CT ermöglichen eine<br />
kurze Untersuchungszeit bei hoher Ortsauflösung. Ein<br />
wesentlicher Qualitätsfaktor der CT Untersuchungen ist<br />
das Untersuchungsprotokoll; mit den modernen Multidetektor-Geräten<br />
sollten Dünnschichten (meist 1 bis<br />
1,25 mm) auf 3 mm rekonstruiert werden. Diese<br />
Schichtdicke ist ein vernünftiger Kompromiss, da dünnere<br />
Schichten ein schlechteres Signalrausch-Verhältnis<br />
haben, bei dickeren Schichten (etwa 5 mm) wiederum<br />
kleine Steine übersehen werden können (Memarsadeghi<br />
et. al, Radiology 2005; 235:530-536).<br />
Abb.3 CT mit KM: Ureterkonkrement rechts mit<br />
„rim sign“.<br />
Die dünnen Schichten können jedoch sehr gut für<br />
dreidimensionale Rekonstruktionen genützt werden<br />
(MIP, MPR), die z.B. coronale Bilder ermöglichen, wie<br />
wir sie von der IVU gewöhnt sind.<br />
Nach dem Nativ-CT kann eine KM Gabe stattfinden,<br />
um so auch die Ausscheidungsfunktion und gegebenenfalls<br />
andere Pathologien, z.B. Nierentumoren, Nierenarterienstenosen<br />
oder Niereninfarkte zu beurteilen.<br />
Es können mehrere Serien nach KM Applikation gefahren<br />
werden, je nachdem ob mehr die arterielle Phase,<br />
die Parenchymphase oder die Pyelogrammphase<br />
gewünscht ist.<br />
Rezente Studien haben gezeigt, dass bei 16%–45%<br />
der Patienten, außerhalb des harnableitenden Systems<br />
gelegene Pathologien, wie Divertikulitis, Raumforderungen<br />
der Adnexe oder Appendizitis für den akuten<br />
Flankenschmerz ursächlich gezeichnet haben. (siehe<br />
Tabelle1)<br />
Differentialdiagnostik Flankenschmerz:<br />
Niere: Urolithiasis, obstruktive Uropathie, Pyelonephritis und<br />
akute bakterielle Nephritis, Nierenabszess, xanthogranulomatöse<br />
Nephritis, Nierenvenenthrombose, Nierenarterienverschluß<br />
Bauchaortenaneurysma<br />
Akute Wirbelsäulenerkrankungen<br />
6<br />
Abb.2. Nativ CT: Ausgussstein links (gelb) mit<br />
Kelchkonkrement (rot).<br />
Andere: Pankreatitis, Cholezystolithiasis, Cholezystitis, Ulcus<br />
ventriculi/duodeni, Milzinfarkt, Milzruptur, Milzabszess,<br />
Appendizitis (retrozökal), Kolitis, Morbus Crohn, Leberabszess,<br />
Leberruptur, Budd-Chiari Syndrom, Tubargravidität<br />
Tabelle 1
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
DIAGNOSTIK<br />
Abb.4 Niereninfarkt links (gelb) und Milzinfarkt<br />
(rot) bei Vorhofflimmern.<br />
Als Nachteil der nativen CT ist anzuführen, dass<br />
nicht immer eine Differenzierung zwischen Konkrement<br />
und Phlebolith möglich ist. Daher können sogenannte<br />
Sekundärzeichen bei der Diagnostik helfen.<br />
Dazu zählen eine reaktive Nierenvergrößerung, eine<br />
Verdickung der renalen Faszien oder das „perinephric<br />
stranding“, wobei dieses lymphtische Extravasat perifokal<br />
der Nieren nur bei der akuten Obstruktion auftritt,<br />
nicht aber bei chronischer Obstruktion.<br />
Bei Ureterkonkrementen ist das „rim sign“ hilfreich,<br />
das dem Wandödem des Ureters perifokal des Konkrements<br />
entspricht.<br />
Sekundärzeichen sind aber unspezifisch, sie können<br />
auch nach Steinabgang persistieren, genauso treten<br />
sie bei vielen anderen Pathologien wie Pyelonephritis<br />
bzw. Niereninfarkt auf.<br />
Bei all diesen technischen Möglichkeiten darf aber<br />
nicht auf die Strahlenbelastung der Patienten vergessen<br />
werden. Bei einem nativen CT liegt die effektive<br />
Dosis bei 5 bis 11 mSv, verglichen zu einer IVU mit<br />
einer Dosis von 1,5 bis 5 mSv, abhängig von der Anzahl<br />
der Röntgenaufnahmen (Nolte-Ernsting C.,Radiologe<br />
2:151-176).<br />
Es werden deshalb im CT strahlenreduzierende Protokolle<br />
verwendet, die bei nur geringfügig reduzierter<br />
Bildqualität eine deutliche Reduktion der Strahlendosis<br />
ermöglichen.<br />
Bei mehrphasigen Untersuchungen mit Kontrastmittel<br />
können sich sogar Dosen von 10 bis über 30 mSv<br />
ergeben, weshalb die Indikation immer gut abzuwägen<br />
ist.<br />
Die CT entdeckt alle Konkremente, auch Uratsteine,<br />
die nativ nicht röntgendicht sind. Einzige Ausnahme<br />
sind Konkremente aus Indinavir, ein Proteaseinhibitor<br />
bei der HIV Therapie. Diese kleinen Konkremente finden<br />
sich meist im distalen Ureter.<br />
Angaben über die Zusammensetzung der Steine<br />
sind im CT möglich, die bisherigen Studien beziehen<br />
sich aber meist auf In-vitro-Bedingungen. Auch sollte<br />
eine möglichst dünne Schichtung (Kollimation von 1<br />
mm) erfolgen (Saw KC. et al., AJR 175:329-332).<br />
Weiters ist zu beachten, dass die Mehrheit der Konkremente<br />
eine „gemischte“ Zusammensetzung hat.<br />
Der Großteil der Konkremente besteht aus Calciumoxalat<br />
und/oder Calciumphosphat (60–80%). Dieser<br />
Steintyp weist, verglichen zu den anderen, die höchste<br />
Strahlendichte auf und zeigt sich in der CT mit Dichtewerten<br />
von 400–600 HU (Houndsfield-Units). Struvitund<br />
Cystinsteine, weisen im Vergleich zu den Calciumsteinen<br />
eine geringere Strahlendichte auf, Uratsteine<br />
haben die geringste Dichte.<br />
Das immer noch als Nachteil der CT angeführte<br />
Argument bezüglich Verfügbarkeit ist heute zu vernachlässigen,<br />
da genug moderne CT Scanner vorhanden<br />
sind.<br />
Für spezielle Fragestellungen und für Patienten mit<br />
Kontraindikationen gegen jodhaltige Kontrastmittel<br />
steht auch die Magnetresonanztomografie (MRT)<br />
zur Verfügung. Methodenbedingt können Steine nicht<br />
direkt dargestellt werden, da Kalk im MR kein Signal<br />
gibt. Indirekt kann man die Steine aber sehr gut darstellen,<br />
entweder mit einem MR Hydrogramm, das ohne<br />
KM die flüssigkeitsgefüllten Nierenhohlräume darstellt,<br />
oder als MR Urogramm, das mit KM Gabe (Gadolineumverbindungen)<br />
einer IVU sehr ähnlich ist, aber<br />
auch den gesamten Urogenitaltrakt detailgenau darstellt.<br />
Zur Verlaufskontrolle bei bekanntem Steinleiden<br />
ist in den meisten Fällen eine Sonografie und ein Leerbild<br />
vollkommen ausreichend. Entscheidend für eine<br />
suffiziente Diagnostik sind die Vorbilder.<br />
Wenn es um posttherapeutische Komplikationen,<br />
vor allem um die Fragestellung einer Blutung<br />
nach Lithotripsie geht, ist ein Nativ-CT die Methode der<br />
Wahl.<br />
Zusammenfassung:<br />
Mit den modernen bildgebenden Verfahren, insbesondere<br />
dem nativen Multidetektor-CT, ist in den meisten<br />
Fällen eine suffiziente Abklärung der Urolithiasis<br />
mit einer Untersuchung möglich. Da jedoch nicht alle<br />
Abb.5 MR Hydrogramm bei Ureterkonkrement<br />
links mit partieller Obstruktion.<br />
7
DIAGNOSTIK<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
8<br />
Diagnosealgorithmus Steinleiden<br />
PRIMÄRDIAGNOSTIK<br />
(klassisch)<br />
– Sonografie mit Leerbild<br />
– IVU<br />
Fragestellungen des Urologen beantwortet werden<br />
können, hat die IVU weiterhin einen bedeutenden Stellenwert,<br />
da sie schnell verfügbar ist, und eine gute anatomische<br />
und funktionelle Beurteilung des Harntraktes<br />
ermöglicht. Die höhere Strahlenbelastung durch die CT<br />
ist zu beachten, vor allem unter dem Aspekt, dass oft<br />
eine ausreichende Diagnostik bzw. Verlaufskontrolle<br />
mit Sonografie und Leerbild möglich ist.<br />
Bei unklarem Befund oder anderen Differentialdiagnosen<br />
zur Urolithiasis ist die CT nativ und gegebenenfalls<br />
mit KM die Methode der Wahl, die MRT ist nur für<br />
spezielle Fragestellungen indiziert.<br />
Literatur bei den Verfassern.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dr. W. Kopsa<br />
ZRI Krankenanstalt Rudolfstiftung<br />
Juchgasse 25<br />
A-1030 Wien<br />
PRIMÄRDIAGNOSTIK<br />
(modern)<br />
– wenn unklarer Befund: – wenn unklarer Befund:<br />
MDCT nativ und ev. +KM – MDCT nativ und +KM<br />
(Pyelogrammphase)<br />
– ev. MRT in speziellen Fällen – ev. MRT in speziellen Fällen<br />
VERLAUFSKONTROLLE<br />
– Sonografie mit Leerbild<br />
Suffiziente Diagnostik nur mit Vorbildern möglich!<br />
Nichtionische Kontrastmittel:<br />
Viskosität und Nephrotoxizität<br />
Der Mechanismus für das Auftreten einer Nephrotoxizität<br />
induziert durch Kontrastmittel (CIN) konnte noch nicht<br />
vollständig geklärt werden (1. Barrett BJ; J Am Soc<br />
Nephrol. 1994; 5: 125-37). Hauptsächlich wird eine CIN auf<br />
zwei Theorien zurückgeführt: die renale Vasokonstriktion<br />
und eine direkte Toxizität des Kontrastmittels.<br />
Meist erfolgt nach Kontrastmittelgabe eine renale Vasokonstriktion<br />
aufgrund der Freisetzung von Endothelin und<br />
Adenosin. Allerdings kann auch eine Vasokonstriktion<br />
durch hohe Osmolalität wie auch durch eine hohe Viskosität<br />
mancher Kontrastmittel ausgelöst werden. Ein Nierenversagen<br />
erfolgt aber nur dann, wenn die protektiven<br />
Vasodilatatoren (NO und Prostaglandine) blockiert werden,<br />
was dann zu medullären Ischämie und tubulärer<br />
Nekrose führt.<br />
Weiters ruft auch eine Reduzierung des renalen Blutflusses<br />
hypotoxische Bedingungen hervor. Unter normalen<br />
Bedingungen wir der Blutfluss bedingt durch einen<br />
geringen Hämatokrit und der höheren Geschwindigkeit<br />
der Erythrozyten in den Blutgefäßen in Gang gehalten.<br />
Eine Kontrastmittelapplikation beeinflusst allerdings den<br />
Blutfluss. Wiederholt wurde den iso-osmolalen Kontrastmitteln<br />
gegenüber nieder-osmolalen Überlegenheit suggeriert,<br />
da diese den Widerstand nicht beeinträchtigen<br />
sollen.<br />
Das Poiseuille´sche Gesetz (Widerstand = Viskosität x 8<br />
x Länge des Gefäßes / p x Gefäßradius 4) demonstriert<br />
allerdings, dass dies nicht der Fall ist: Nicht die Osmolalität<br />
beeinflusst den Blutfluss, sondern die Viskosität.<br />
Unter den monomeren Kontrastmitteln kann eine<br />
gewisse Beziehung zwischen der Osmolalität und Viskosität<br />
gefunden werden: steigende Osmolalität korreliert<br />
mit steigender Viskosität. Während das einzige derzeit<br />
erhältliche iso-osmolale Kontrastmittel eine sehr viel<br />
höhere Viskosität als alle anderen monomeren Kontrastmittel<br />
aufweist. Damit ist durch die hohe Viskosität des<br />
derzeit erhältlichen iso-osmolalen Kontrastmittels der<br />
meduläre Blutfluss eher beeinträchtigt als durch die nieder-osmolalen<br />
Kontrastmittel. Auch in tierexperimentellen<br />
Studien konnte bestätigt werden, dass präferentiell isoosmolale<br />
Kontrastmittel in Rattennieren zu einem geringeren<br />
Sauerstoff-Druck-Level geführt haben (2. Liss et al.<br />
Kidney Int. 1998; 53: 698-702).<br />
Dimere Agenzien erhöhen die Plasmaviskostität und<br />
führen besonders in den renalen Tubuli zu größeren Schäden<br />
als in den übrigen Kapillaren; v.a. im distalen Tubulus,<br />
in dem der Harn konzentriert wird, steigt die Viskosität<br />
exponentiell an und kann dadurch zu einem Risiko eines<br />
tubulären Verschlusses führen. Messungen des tubulären<br />
Druckes nach Kontrastmittelapplikation des derzeitigen<br />
dimeren Kontrastmittels der tubuläre Druck signifikant<br />
erhöht wurde. Nachfolgend führte dies zu einer interstitiellen<br />
Druckerhöhung und Beeinflussung des renale Blutflusses<br />
in der Medulla sowie Reduzierung der glomulären Filtration<br />
(3. Ueda et al. Acta Radiol. 1993; 34: 83-87).<br />
Es scheint aufgrund dieser Tierversuche (2. und 3.)<br />
einen Hinweis dafür zu geben, dass die derzeit verfügbaren<br />
iso-osmolalen Kontrastmittel eine höhere Nephrotoxizität<br />
aufzuweisen vermögen als die monomeren niederosmolalen<br />
Kontrastmittel.<br />
„EB“
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Fax: +43 2236 378839-40
ESWL-THERAPIE<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
Extrakorporale<br />
Stoßwellenlithotrypsie (ESWL)<br />
P. Schmidt, H. Pflüger<br />
Die extrakorporale Stoßwellentherapie ist mittlerweile<br />
eine etablierte therapeutische Möglichkeit<br />
in der Behandlung des Harnsteines, aber noch<br />
vor wenig mehr als 20 Jahren war es eine absolute<br />
Sensation und Revolution in der Behandlung der Urolithiasis,<br />
nun ein Armentarium zu besitzen, mit dem es<br />
berührungsfrei von außen möglich ist, ein Konkrement<br />
zu desintegrieren. Physikern des Max - Planck - Institutes<br />
und Urologen der Urologischen Klinik der Universität<br />
München, Klinikum Großhadern gelang es, das<br />
Wirkprinzip der Stoßwellendesintegration zu klinischer<br />
Reife und Anwendung zu führen.<br />
Das Wirkprinzip der ESWL:<br />
Stoßwellen sind eine mechanische Energieform. Sie<br />
entstehen aus einem kurzzeitigen Druckimpuls mit<br />
extrem hohen Druckamplituden und breiten sich in<br />
Festkörpern oder Flüssigkeiten nach den physikalischen<br />
Gesetzen der Akustik aus. Im Gegensatz zum<br />
sinusförmigen Wellenverlauf des Ultraschalls, bestehen<br />
Stoßwellen aus einem einzigen kurzzeitigen Druckimpuls<br />
mit einer Anstiegszeit im Nanosekundenbereich,<br />
mit einer nur geringen negativen Nachschwankung.<br />
Diese Wellenkonfiguration führt zur Desintegration<br />
spröder Stoffe unter weitestgehender Gewebeschonung.<br />
Eine, in einem geeigneten Milieu, wie zum<br />
Beispiel Wasser, erfolgte elektrische Zündung einer<br />
Elektrode generiert durch die explosionsartige Verdampfung<br />
des Mediums eine Stoßwelle, die sich kugelförmig<br />
ausbreitet und nach Fokussierung durch zum<br />
Beispiel ein Drehellipsoid einen Energieimpuls bewirkt,<br />
der im Konkrement Druck - und Zugkräfte hervorruft,<br />
die jenseits der Festigkeit mineralischer Stoffe liegen.<br />
gen, aber auch durch piezoelektrische und elektromechanische<br />
Energiequellen.<br />
Bei der piezoelektrischen Energiequelle werden die<br />
hochenergetischen Impulse durch Stimulation von piezoelektrischen<br />
Elementen erzeugt, die elektromagnetischen<br />
Systeme erzeugen mit elektromagnetischen<br />
Spulen elektromagnetische Felder, die eine rasche<br />
Bewegung einer Metallmembran und damit eine Stoßwelle<br />
auslösen.<br />
2. Das Fokussierungssystem<br />
Zur Fokussierung der Stoßwellen finden die geometrischen<br />
Eigenschaften der Ellipse und des Hohlspiegels<br />
Anwendung. Beiden Systemen gemeinsam ist,<br />
dass die entstehenden Stoßwellen in einem Brennpunkt<br />
( = Stein) konzentriert werden. Bei den elektrohydraulischen<br />
Systemen erfolgt die Freisetzung der<br />
Stoßwelle im Brennpunkt eines Halbellipsoids und<br />
Der Nierensteinlithotrypter<br />
besteht aus vier Basiskomponenten:<br />
1. Einer Energiequelle = Stoßwellengenerator<br />
2. Einem System zur Fokussierung der Stoßwelle<br />
3. Einem Ortungssystem<br />
4. Einem Andockmechanismus<br />
1. Energiequelle = Stoßwellengenerator<br />
Die Stoßwellenerzeugung kann durch die schon<br />
erwähnte elektrohydraulische Funkenentladung erfol-<br />
10<br />
Piezolith ® , Fa. Wolf<br />
Grafik: Univ.-Prof. Dr. D. Neisius, BRD<br />
Abb. 1
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
ESWL-THERAPIE<br />
50 mm<br />
9 mm<br />
6 mm<br />
28 mm<br />
Selectable Dual Focus<br />
Focus dimension Pressue Energy Flux Density<br />
Standard<br />
5- 150 MPa 0.03 - 3.65 mJ/mm²<br />
Large<br />
5 - 90 MPa 0.03 – 2.40mJ/mm²<br />
schen Impedanz zwischen Körpergewebe und<br />
Wasser liegt, war es naheliegend, Wasser als<br />
Übertragungsmedium zu verwenden. Bei den<br />
Lithotryptoren der ersten Generation war<br />
daher speziell aufbereitetes Wasser in Verwendung,<br />
heute dienen als Übertragungsmedium<br />
meist Wasserkissen oder Gelplatten.<br />
Abb. 2<br />
300 mm<br />
165 mm<br />
Modulith SLX-F2 ®,<br />
® ,<br />
Fa. Storz<br />
Grafik:<br />
Univ.-Prof. Dr. Tiselius,<br />
Stockholm<br />
Graphik: Univ. Prof. Dr. Tiselius,<br />
Stockholm<br />
damit die Fokussierung im virtuellen zweiten Brennpunkt<br />
gemäß den geometrischen Gesetzen der Ellipse.<br />
Bei den piezoelektrischen Systemen befinden sich als<br />
Energiequellen Kristalle in der Wand eines Hohlspiegels,<br />
der Stein wird in den Brennpunkt des Hohlspiegels<br />
gebracht. Elektromagnetische Systeme benutzen<br />
akustische Linsen oder zylindrische Reflektoren um<br />
die Wellen zu fokussieren. Diese Systeme haben<br />
bereits kleinere Fokuszonen, setzen dafür aber exakte<br />
Ortung voraus. Neueste Entwicklungen bei den Stoßwellenlithotryptoren<br />
zielen darauf ab, variable Fokusgestaltungen<br />
zu ermöglichen, um höhere Energiedichten<br />
in den Konkrementen zu erreichen. Siehe<br />
Abbildung 1 und 2.<br />
3. Das Ortungssystem<br />
Allen Lithotryptoren gemeinsam ist, daß die entstehenden<br />
Stoßwellen in einem Brennpunkt konzentriert<br />
werden. In diesen Brennpunkt wird der zu behandelnde<br />
Stein gebracht. Die Steinortung kann mit Röntgen, zum<br />
Beispiel in zwei Röntgenebenen, auch mit Zuhilfenahme<br />
von Röntgenkontrastmittel, oder mit Ultraschall<br />
aber auch in Kombination dieser beiden bildgebenden<br />
Verfahren erfolgen. Die Vorteile der Röntgenortung wie<br />
Beurteilbarkeit der Steindesintegration und leichteres<br />
Auffinden eines Harnleitersteines wird durch Strahlenbelastung<br />
erkauft, die Vorteile der Ultraschallortung<br />
liegen in der Darstellbarkeit nicht schattender Konkremente<br />
und der Möglichkeit des „Real - time Monitorings“.<br />
Durch die Atemexkursionen der Niere ist eine<br />
exakte Fokussierung im Röntgenbetrieb nur über eine<br />
aufwendige Atemtriggerung zu erreichen, leichter<br />
gelingt dies aber über eine „Real - time in - line“<br />
Ortung mit Ultraschall.<br />
4. Der Andockmechanismus<br />
ist erforderlich, um die durch den Generator produzierte<br />
Stoßwelle ohne großen Energieverlust in den<br />
Körper einzuleiten. Da kein Unterschied in der akusti-<br />
Indikationen für die ESWL - Therapie<br />
Gemäß den Guidelines für Urolithiasis ist<br />
die ESWL Monotherapie für schattende<br />
Nierenbeckensteine kleiner 2 cm indiziert,<br />
blander Harn vorausgesetzt. Für größere<br />
Konkremente ist aufgrund der zu erwartenden<br />
großen Desintegratmasse mit eventueller<br />
Ausbildung einer „Steinstraße“ die ESWL<br />
erst in zweiter Linie nach zum Beispiel einer<br />
PCL empfohlen. Bei nichtschattenden Steinen<br />
erfolgen orale Litholyse und ESWL (ev. mit<br />
Stent).<br />
Harnwegsinfekte müssen ausgeschlossen oder ausreichend<br />
behandelt sein, die Urosepsis stellt eine der<br />
wenigen möglichen Komplikationen der ESWL Therapie<br />
dar.<br />
Beim blanden Harnleiterstein, unabhängig in welchem<br />
Harnleiterabschnitt, ist die ESWL das erste Mittel<br />
der Wahl. Nach einer rezenten klinischen Studie führt<br />
die akut durchgeführte ESWL beim Harnleiterstein zu<br />
einem signifikant rascheren Abgang der Konkrementfragmente<br />
im Vergleich zur verzögerten Behandlung.<br />
Die in den Leitlinien für den infizierten Harnleiterstein<br />
als erste Wahl angegebene Kombination „antibiotische<br />
Therapie plus ESWL“ stellt unter Umständen<br />
nicht den sicheren Weg dar. Es ist zu hinterfragen, ob<br />
eine vorhergehende Entlastung der Niere, zum Beispiel<br />
durch Schienung, mit gleichzeitiger antibiotischer Therapie<br />
und erst nachfolgender ESWL gegebenenfalls<br />
nicht vorzuziehen wäre.<br />
Für den Kelchdivertikelstein gilt, daß eine ESWL Therapie<br />
zwar nicht unbedingt zur Steinfreiheit führen<br />
muß, die symptomatischen Beschwerden jedoch reduzieren<br />
kann.<br />
Auch Konkremente in Hufeisennieren und Transplantatnieren<br />
stellen eine Indikation zur ESWL dar.<br />
Erfolgsraten:<br />
Lage<br />
Steinfreiheit<br />
Nierenbeckenstein < 2cm 80 – 90 %<br />
Mittlerer / oberer Kelchstein 70 – 80 %<br />
Unterer Kelchstein 60 %<br />
Ausgußsteine – Monotherapie 40 – 50 %<br />
Ausgußsteine - mit auxiliären Maßnahmen 50 – 80 %<br />
Proximale Harnleitersteine – in situ 60 – 80 %<br />
Proximaler Harnleiterstein – push back 90 %<br />
Distaler Harnleiterstein – in situ<br />
80 % (18 % Mehrfach<br />
behandlungen)<br />
Kelchdivertikelstein 20 %<br />
Hufeisennieren 50 %<br />
11
ESWL-THERAPIE<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
Kontraindikationen<br />
für die ESWL Therapie sind:<br />
Akuter Harnwegsinfekt, Sepsis.<br />
Eine gestörte Blutgerinnung. Die Gerinnungsparameter<br />
sollten nicht „gerade noch“ normal sein,<br />
sondern im optimalen Bereich liegen. Patienten,<br />
die unter Marcoumartherapie standen sollten eine<br />
Natrium - Heparin Therapie erhalten, da niedermolekulare<br />
Heparine im Falle einer Blutung nicht<br />
inaktiviert werden können. Aspirinhältige Arzneimittel<br />
und nichtsteroidale Antirheumatika müssen<br />
7 - 10 Tage vor der ESWL Therapie abgesetzt werden.<br />
Schwangerschaft.<br />
Gestörte Abflußverhältnisse (für die primäre<br />
ESWL - Therapie)<br />
Verschiedene zusätzliche Faktoren stellen eine Voraussetzung<br />
für die Behandlung dar, wie adäquate körperliche<br />
und psychische Belastbarkeit, Herzrhythmusstörungen<br />
sollten abgeklärt und entsprechend therapiert<br />
sein. Obwohl, die Behandlung vor allem mit den<br />
jüngeren Gerätetypen relativ schmerzfrei ist und man<br />
im allgemeinen mit einem Opioidderivat als Analgetikum<br />
das Auslangen findet, sind dennoch einige Tatsachen<br />
zu beachten: Eine nicht eingestellte Hypertonie ist<br />
die häufigste Ursache für postoperative Hämatome,<br />
Patienten mit Herzschrittmachern sind sorgfältig zu<br />
überwachen, extreme Gelenks - und Wirbelsäulenveränderungen<br />
können durch Schwierigkeiten bei der<br />
Positionierung eine Behandlung verhindern. Schließlich<br />
gibt es für jeden Maschinentyp eine Körpergewichtsgrenze<br />
(etwa 150 kg).<br />
Für jede ESWL Therapie obligat sind:<br />
Aufklärungsgespräch und Behandlungseinwilligung,<br />
Gerinnungsstatus, Blutbild, Harnbefund und Harnkultur,<br />
EKG, Ausscheidungsurogramm, Nierensonographie,<br />
alternativ Nativ - CT.<br />
Komplikationen nach ESWL<br />
Unmittelbare Komplikationen sind selten. Passagere<br />
Hämaturien treten auf, sind aber im allgemeinen nicht<br />
behandlungsbedürftig. Häufiger sind durch den Fragmentabgang<br />
induzierte Koliken. Das Auftreten von Fieber<br />
nach einer ESWL Therapie ist ungewöhnlich und<br />
daher als ernstes Zeichen zu werten. Stauungen, die<br />
Ausbildung einer Steinstraße mit Sistieren des Steinabganges,<br />
pyelonephritische Schübe erfordern adäquates<br />
Vorgehen.<br />
Subkapsuläre, peri - und intrarenale Hämatome stellen<br />
eine ernste Komplikation dar, sind oft kombiniert<br />
mit Schmerzen und Ileus, gelegentlich mit einem<br />
Schockgeschehen und Sepsis, können Bluttransfusionen<br />
erforderlich machen und zur Nephrektomie führen.<br />
Langzeitfolgen können Hypertonie und Nierenatrophie<br />
sein. Destruktion von Lungenbläschen/Hämoptysen,<br />
Pankreatitiden, Hämatome von Milz und Leber<br />
sind beschrieben.<br />
Obwohl die ESWL also rasch und effektiv durchführbar<br />
ist, sollte diese Form einer Therapie nicht verharmlost<br />
werden. Nur die exakte Einhaltung der Rahmenbedingungen,<br />
die konsequente Beachtung der erforderlichen<br />
Befunde und die eingehende Aufklärung des<br />
Patienten kann das therapeutische Risiko, das dieser<br />
Therapieform innewohnt, reduzieren.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
OA Dr. Peter R. Schmidt<br />
Univ. Prof. Dr. H. Pflüger<br />
Urologische Abteilung Krankenhaus Hietzing<br />
Ludwig Boltzmann Institut für Urologie und Andrologie<br />
A - 1130 Wien<br />
Wolkersbergenstraße 1<br />
12<br />
Desintegrationsverhalten<br />
und Faktoren für den Steinabgang<br />
sind Steingröße und Lokalisation, chemische<br />
Zusammensetzung und Abflußverhältnisse.<br />
Die Steingröße von etwa 2 cm sollte aufgrund der zu<br />
erwartenden Desintegratmasse und den daraus entstehenden<br />
Problemen wie Steinstraße, Koliken, Sepsis<br />
beim Infektstein und Konkrementreste für die primäre<br />
ESWL - Therapie nicht überschritten werden.<br />
Restkonkremente in der unteren Kelchgruppe sind<br />
aufgrund der schlechteren Abflußverhältnisse häufiger,<br />
möglicherweise durch einen spitzwinkeligen<br />
Abgang der unteren Kelchgruppe vom Nierenbecken.<br />
Harnleitersteine im mittleren Nierendrittel und Konkremente<br />
in einer Hufeisenniere sind schwieriger zu orten.<br />
Kalziumoxalatdihydrat -, Harnsäure - und Magnesiumammoniumphosphatsteine<br />
sind gut desintegrierbar,<br />
Kalziumoxalatmonohydrat -, Brushit - und Cystinsteine<br />
erfordern nicht selten Wiederholungsbehandlungen.<br />
Literatur<br />
CHAUSSY, CH. ET AL. Therapiemöglichkeiten des Harnsteinleidens mit extracorporal<br />
erzeugten Stoßwellen. Pathogenese und Klinik der Harnsteine, VIII. Bd., 17 Fortschritte<br />
der Urologie und Nephrologie (Steinkopff - Verlag, Darmstadt 1982)<br />
CHAUSSY, CH.ET AL. First Clinical Experiences with Extracorporeally Induced Destruction<br />
of Kidney Stones by Shock Waves. J. Urol. 127: 417 - 420 (1982)<br />
SEITZ C ET AL. Rapid ESWL treatment after a first colic episode correlates with<br />
accelerated ureteral stone clearance. Urologe 2005; 44 (Suppl. 1) 99, V9.3.<br />
TOMBAL ET AL. Prospective randomized evaluation of emergency extracorporeal<br />
shock wave lithotrypsy (ESWL) on the short - time outcome of symptomatic ureteral<br />
stones. Nature Clinical Practice Urology (2005) 2, 315 doi: 10.1038/ncpuro0224<br />
M HAMMAD ATHER, FUAD ABID, SOBIA AKHTAR AND KARIM KHAWAJA. Stone clearance in<br />
lower pole nephrolithiasis after extra corporeal shock wave lithotripsy – the controversy<br />
continues. BMC Urology 2003, 3:1<br />
TISELIUS, H.G. ET AL. Guidelines on Urolithiasis. Eur Urol 2001; 40: 362 - 371<br />
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie, AWMF – Leitlinien – Register Nr.<br />
043/028 Urologe A<br />
Abbildung 1 und 2 mit Genehmigung von TÜRK, CH., Krankenanstalten Rudolfstiftung,<br />
Wien . Ursprüngliche Autoren: D. Neisius, Trier, BRD und H. Tiselius, Karolinska H,<br />
Stockholm, SE.
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
LAPAROSKOPIE<br />
Hat die Laparoskopie in der<br />
Steintherapie einen Stellenwert?<br />
K. Jeschke<br />
Einleitung<br />
Obwohl die Urolaparoskopie in den letzten 10 Jahren<br />
einen gewaltigen Aufschwung erlebt hat und viele<br />
zuvor offenchirurgische Operationen jetzt großteils<br />
oder ausschließlich laparoskopisch durchgeführt werden,<br />
fällt es durchaus nicht leicht, eine Verbindung zwischen<br />
Laparoskopie und Steintherapie herzustellen.<br />
Die offene Steinchirurgie, in der Vor-ESWL-Ära noch<br />
das tägliche Brot der operativ tätigen Urologen, ist mit<br />
der flächendeckenden Versorgung mit Lithotriptoren<br />
praktisch von der Bildfläche verschwunden. Dies wird<br />
durch eigene Zahlen am besten dokumentiert:<br />
Seit 1988 wurden an der urologischen Abteilung im<br />
LKH Klagenfurt nur 2 offene Ureterolithotomien und<br />
keine Pyelolithotomie mehr durchgeführt. Die Steinbehandlung<br />
ist heute eine Domäne der Stosswellenlithotripsie<br />
und der Endourologie also Ureterorenoskopie<br />
und perkutaner Lithotripsie.<br />
Die Laparoskopie wäre in Bezug auf ihre Invasivität<br />
wohl zwischen offener Chirurgie einerseits und endourologischer<br />
Steintherapie andererseits angesiedelt. Ihr<br />
Platz ist daher im Ersatz offener Steinchirurgie zu<br />
sehen, jedoch dort wo es nichts oder fast nichts mehr<br />
zu ersetzen gibt, kann auch nichts ersetzt werden; d.h.<br />
die Laparoskopie könnte in der Steinchirurgie nur eine<br />
Nische in der 3 rd line-Therapie ausfüllen.<br />
Laparoskopische Ureterolithotomie<br />
Ein Blick in die Literatur bestätigt die enge Indikationsstellung.<br />
In den wenigen Arbeiten zur laparoskopischen<br />
Steintherapie werden praktisch ausschließlich<br />
Ureterolithotomien im mittleren und oberen Harnleiterdrittel<br />
beschrieben, die dort bei großen meist schwach<br />
schattengebenden und länger sitzenden also impaktierten<br />
Steinen durchgeführt wurden. In den von mir<br />
gesichteten Arbeiten lag die Zahl der laparoskopischen<br />
Prozeduren pro Jahr zwischen 2 und max. 10 was noch<br />
einmal die eingeschränkte Indikation hervorhebt.<br />
Wann stellt sich also die Indikation zur laparoskopischen<br />
Ureterolithotomie?<br />
In erster Linie sind es ESWL-refraktäre, in einem<br />
Steinbett liegende proximale Harnleitersteine, die<br />
meist durch antegrade oder retrograde Ureterorenoskopie<br />
entfernt werden. Hiebei ist eine Harnleiterperforation<br />
immer einzukalkulieren. In dieser Situation ist<br />
eine laparoskopisch durchgeführte Ureterotomie wohl<br />
nicht traumatisierender als eine Ureterorenoskopie und<br />
sicherlich gleich effektiv. Eine laparoskopische Steinentfernung<br />
im distalen Ureter wird wohl kaum jemals<br />
notwendig sein, obwohl sie technisch wohl nicht<br />
schwierig wäre.<br />
Retroperitonealer oder transperitonealer Zugang?<br />
Für das eigentliche Einsatzgebiet, also den oberen<br />
und mittleren Harnleiter, ist auf jeden Fall ein retroperitoneal<br />
Zugang zu bevorzugen.<br />
1. ist das Aufsuchen des Ureters einfacher als auf<br />
dem transperitonealen Weg und auch viel<br />
schneller möglich.<br />
2. ein eventueller postoperativer Harnaustritt aus<br />
der Ureterotomie bleibt auf das Retroperitoneum<br />
begrenzt und ist somit sicher unproblematischer<br />
zu managen. Lediglich der pelvine bzw. prävesikale<br />
Harnleiter können transperitoneal besser<br />
angegangen werden, hier stellt sich aber praktisch<br />
keine Indikation.<br />
Technik<br />
Gewählt wird der klassische retroperineoskopische<br />
Zugang mit Kameratrokar im Trigonum lumbocostale<br />
und zwei weiteren Arbeitstrokaren, die mit dem Optiktrokar<br />
das klassische Dreieck bilden. Nach Herstellen<br />
des Pneumoretroperitoneums und Aufsuchen sowie<br />
Darstellen des Harnleiters wird das Steinbett identifiziert<br />
und der Harnleiter kranial davon mit einem Gefäßzügel<br />
angeschlungen. Dieser Gefäßzügel wird neben<br />
dem Trokar durch die Trokarpforte herausgeleitet und<br />
soll ein eventuelles Zurückgleiten des Steines im dilatierten<br />
Ureter verhindern. Nun wird der Ureter über<br />
dem Konkrement am besten mit dem Endoskalpell<br />
längs inzidiert und das Konkrement extrahiert. Die<br />
Ureterotomie wird schlussendlich mit wenigen 4.0<br />
Vicryl-Einzelknopfnähten verschlossen. Vor Trokarentfernung<br />
wird eine Drainage eingelegt.<br />
13
LAPAROSKOPIE<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
Harnleiterschienung<br />
Präoperativ sollte nach Möglichkeit eine Double J-<br />
Einlage erfolgt sein. Da dies bei impaktierten Steinen<br />
nicht immer möglich ist, muss der Operateur auch darauf<br />
vorbereitet sein, den Harnleiter von der Ureterotomie<br />
aus zu schienen. Dies erfordert mitunter erhebliches<br />
Geschickt, lässt sich aber praktisch immer durchführen.<br />
Dazu ist es von Nutzen die Blase intraoperativ<br />
auffüllen zu können und die Schienung sollte immer<br />
zunächst in die Blase und erst danach in das Nierenbecken<br />
vorgeschoben werden.<br />
Postoperatives Management<br />
Bereits am OP-Tag können die Patienten wieder<br />
mobilisiert werden und mit der Nahrungsaufnahme<br />
beginnen, die Drainage wird üblicherweise am 1. oder<br />
2. postoperativen Tag entfernt (nach Sistieren der Förderung)<br />
und der Patient kann in häusliche Pflege entlassen<br />
werden. Den Double J entfernen wir nach 2<br />
Wochen.<br />
Die Rolle der Laparoskopie in der Harnsteintherapie<br />
ist eine marginale. Sie stellt eine gute Alternative zur<br />
offenen Ureterolithotomie beim therapierefraktären<br />
Harnleiterstein dar. Darüber hinaus könnte eine Indikation<br />
dann erstellt werden, wenn bei großem Harnleiterstein<br />
die schnelle Steinfreiheit im Vordergrund steht.<br />
Auch der primär nicht extrahierbare Cystinstein könnte<br />
durchaus für eine retroperitoneoskopische Ureterolithotomie<br />
in Erwägung gezogen werden.<br />
Zusammenfassend ist also die Indikation zur laparoskopischen<br />
Steintherapie selten gegeben. Im Einzelfall<br />
kann die Laparoskopie aber hilfreich sein, das Therapieziel<br />
nämlich die Steinfreiheit bei schwieriger Ausgangsituation<br />
rasch und schonend zu erreichen.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Prim. Dr. Jeschke<br />
Vorstand der Abteilung für Urologie<br />
LKH Klagenfurt<br />
St. Veiter Straße 47<br />
A - 9020 Klagenfurt<br />
mail: klaus.jeschke@kabeg.at<br />
14<br />
Eigene Erfahrungen<br />
In 13 Jahren Laparoskopie an der Urologie im LKH<br />
Klagenfurt haben wir zwei Ureterolithotomien retroperineoskopisch<br />
durchgeführt. In beiden Fällen lagen<br />
große, lang liegende, impaktierte Harnleitersteine im<br />
lumbalen Harnleiterabschnitt vor. Die Patienten waren<br />
jeweils älter und beide hatten eine lange Anreise in<br />
unsere Abteilung, so dass das Ziel die rasche Steinfreiheit<br />
war. Bei beiden waren vorangegangenes ESWL<br />
fehlgeschlagen. Der intraoperative und postoperative<br />
Verlauf war in beiden Fällen unkompliziert und der<br />
postoperative Spitalsaufenthalt betrug 3 Tage.<br />
Auch die eigenen Erfahrungen demonstrieren, wie<br />
selten eine laparoskopische Steintherapie indiziert ist.<br />
Der Anteil dieser beiden Operationen an den in dieser<br />
Zeit bei uns durchgeführten laparoskopischen Operationen<br />
insgesamt liegt unter 1 ‰!<br />
Laparoskopische Pyelolithotomie<br />
Berichte über laparoskopische Pyelolithotomien sind<br />
nur als Kasuistiken in der Literatur vorhanden. Eine<br />
Alternative zur perkutanen Lithotripsie wäre aus meiner<br />
Sicht nur dann gegeben, wenn bei einem großen<br />
Nierenbecken ein großer Nierenbeckenstein ohne<br />
wesentliche Kelchausläufer vorliegt. In solchen Fällen<br />
könnte durch eine laparoskopische Pyelolithotomie in<br />
einer Sitzung definitive Steinfreiheit erzielt werden.<br />
Zusammenfassung<br />
OFFENLEGUNG<br />
NACH § 25 MEDIENGESETZ<br />
Medieninhaber: Michaela Haubl, ADJUTUM Verlag<br />
Die grundlegende Richtung des periodischen Mediums<br />
AD FACHARZT UROLOGIE ist für den persönlichen Nutzen<br />
des Lesers konzipiert und beinhaltet medizinische Informationen<br />
von Experten, Informationen aus wissenschaftlichen<br />
Studien, von Kongressen sowie News. Die Wiedergabe von<br />
Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen<br />
usw. in dieser Zeitschrift berechtigen auch ohne insbesondere<br />
Kennzeichnung nicht zur Annahme, dass solche<br />
Namen im Sinne der Warenzeichnung- und Markenschutz-<br />
Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von<br />
jedermann benützt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen<br />
und Applikationsformen kann vom Verlag<br />
keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben<br />
müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand<br />
anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden.<br />
Alle namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln<br />
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Diese<br />
Beiträge fallen somit in den persönlichen Verantwortungsbereich<br />
des Verfassers. Mit der Übergabe von Manuskripten<br />
und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte an den Verlag<br />
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Copyright: Alle Rechte liegen beim Verlag. Nachdruck oder<br />
Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher<br />
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deckt sich nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers,<br />
sondern dient der Information des Lesers.<br />
§ 26. Ankündigungen, Empfehlungen sowie sonstige Beiträge<br />
und Berichte, für deren Veröffentlichung ein Entgelt<br />
geleistet wird, sind am Ende des Beitrages mit den<br />
Buchstaben "EB" gekennzeichnet.
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
OXALAT<br />
Oxalat: Quo vadis?<br />
M. Straub und R. E. Hautmann<br />
Einleitung<br />
Wer ist für die Bildung von Calciumoxalat-Harnsteinen<br />
verantwortlich: Calcium oder Oxalat? Auf der 1st<br />
International Consultation on Stone Disease (Paris<br />
2001) wurde die gesamte Weltliteratur von internationalen<br />
Experten im Auftrag der WHO bewertet und ein<br />
Konsens zu den verschiedenen Aspekten der Harnsteinerkrankung<br />
gesucht. Hiernach liegt der Bildung<br />
von Calciumoxalat Konkrementen als metabolische<br />
Ursache folgendes zugrunde:<br />
in 31%-61% eine Hypercalciurie,<br />
in 26%-67% eine Hyperoxalurie,<br />
in 15%-46% eine Hyperurikusurie,<br />
in 7%-23% eine Hypomagnesiurie<br />
und in 5%-29% eine Hypocitraturie.<br />
Diese metabolischen Störungen können isoliert aber<br />
auch in Kombination vorliegen. Die Frage nach der<br />
Ursächlichkeit für die Harnsteinbildung lässt sich damit<br />
nicht zufriedenstellend beantworten. Die alte Kontroverse,<br />
welche unter den Harnsteinforschern zur Bildung<br />
eines „Calciumlagers“ und eines „Oxalatlagers“<br />
geführt hat, bleibt auch nach Paris.<br />
Nicht ganz. Denn betrachtet man sich die Harnchemie,<br />
so liegt normalerweise das Exkretionsverhältnis<br />
zwischen Calcium (z.B. 4 mmol/d) und Oxalat (z.B. 0,4<br />
mmol/d) bei einem Größenverhältnis von 10 zu 1. Im<br />
Calciumoxalat-Kristall sind Calcium und Oxalat hingegen<br />
1 zu 1 verbaut, d.h. bei der Kristallbildung ist das<br />
Oxalat der limitierende Faktor und nicht das Calcium.<br />
Dennoch war über Jahrzehnte hinweg unser alltägliches<br />
Handeln auf Calcium als eigentliche Ursache der<br />
Steinbildung ausgerichtet. Calciumoxalat-Harnsteinbildner<br />
wurden zur Calciumrestriktion angehalten, um<br />
damit einer Rezidivsteinbildung „vorzubeugen“. Doch<br />
die Calciumarme Ernährung war nicht besonders<br />
erfolgreich, und die Harnsteinrezidive ließen nicht<br />
lange auf sich warten. Bei Patienten, deren Compliance<br />
hinsichtlich der empfohlenen Ernährung (Verbot von<br />
Milch und Käse als steinfördernd!) schlecht war, schien<br />
die Ursache klar. Was aber mit denen, die sich Calciumarm<br />
ernährten und doch weiter Calciumoxalat Steine in<br />
ihren Nieren bildeten? Die Auflösung des Problems<br />
kam zur Jahrtausendwende: Unabhängig von einander<br />
hatten CURHAN ET AL. UND BORGHI ET AL. in weltweit anerkannten<br />
Studien festgestellt, dass die Calciumrestriktion<br />
erst recht das Rezidivrisiko idiopathischer Harnsteinbildner<br />
steigert. Dagegen erwiesen sich eine<br />
natrium- und proteinarme Kost als rezidivprophylaktisch<br />
sinnvoll. HESSE UND V. UNRUH lieferten mit dem in<br />
Bonn entwickelten<br />
13<br />
C-Oxalat-Absorptionstest den<br />
wissenschaftlichen Beweis für die Beobachtung der<br />
obigen Studien (Abb. 1). Je geringer der Calciumgehalt<br />
der Nahrung war, umso höher lag der intestinal absorbierte,<br />
13 C-markierte Oxalatanteil, der sich im Urin wieder<br />
fand. Also doch das Oxalat als Schlüssel zur idiopathischen<br />
Calciumoxalat Steinbildung?<br />
Oxalatabsorption [%]<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000<br />
Nahrungscalcium [mg/d]<br />
Modifiziert nach<br />
v. Unruh et al. 2004<br />
Abbildung 1<br />
Abhängigkeit der intestinalen Oxalatabsorption vom<br />
Calciumgehalt der Nahrung. Ergebnisse der Oxalatabsorptionsmessung<br />
im gesunden Menschen mit Hilfe des in<br />
Bonn entwickelten 13C-Oxalat-Absorptionstests.<br />
Modifizierte Darstellung der Absorptionskurve nach<br />
v. Unruh und Hesse.<br />
Was ist Oxalat?<br />
Oxalsäure ist chemisch gesehen eine Dicarbonsäure<br />
mit einem pKa von 1,23 für das erste Proton, sie ist also<br />
eine relativ starke organische Säure. Mit Calcium geht<br />
das Oxalation eine starke Bindung ein. Bislang gilt Oxalat<br />
als metabolisches Endprodukt. Im menschlichen<br />
Körper befinden sich etwa 39 μmol Oxalat, der so<br />
genannte Oxalatpool. Etwa 15% des Oxalats sind exogenen<br />
Ursprungs, stammen also aus der Nahrung, die<br />
restlichen 85% kommen aus endogenen Quellen.<br />
Normalerweise resorbiert der gesunde Mensch zwischen<br />
2% und 8% des in der Nahrung enthaltenen Oxalats,<br />
einige Hyperabsorber sogar bis 50%. Wie die Bonner<br />
Untersuchungen zeigten, kann die Oxalatabsorption<br />
jedoch schon beim Gesunden erheblich variieren.<br />
Zum einen wird das exogene Oxalat durch den Oxalat-<br />
15
OXALAT<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
gehalt der Nahrung bestimmt, zum anderen durch den<br />
Anteil an komplex gebundenem Oxalat, das als Calciumoxalat<br />
oder Magnesiumoxalat mit dem Stuhl gleich<br />
wieder ausgeschieden wird. Je nach Ernährungsgewohnheiten<br />
bewegt sich der Oxalatgehalt einer als<br />
„normal“ angegebenen Mischkost zwischen 0,78 und<br />
11 mmol/d; dies kann regional sehr unterschiedlich<br />
sein. Vegetarier nehmen am Tag bis zu 22 mmol Oxalat<br />
mit ihrer Kost zu sich. Käme es also allein auf die<br />
Menge des Nahrungsoxalats an, müssten alle Vegetarier<br />
hartnäckige Calciumoxalat Steinbildner sein. Dem<br />
ist nicht so, weil bei ausreichender Calcium- und/oder<br />
Magnesiumzufuhr genügend zweiwertige Kationen zur<br />
Verfügung stehen, um Oxalat im Darm abzubinden.<br />
Nur freies nicht gebundenes Oxalat wird resorbiert! Ob<br />
ernährungsbedingt eine absorptive Hyperoxalurie entsteht,<br />
hängt also von 2 Bedingungen ab: dem Oxalatgehalt<br />
der Nahrung und dem intraintestinalen Angebot<br />
an zweiwertigen Kationen. Daher ist eine Calciumnormale<br />
und magnesiumbilanzierte Kost für idiopathische<br />
Calciumoxalat Steinbildner essentiell, wenn es darum<br />
geht, das Rezidivrisiko gering zu halten. Im übrigen<br />
muss die hier beschriebene Form der absorptiven<br />
Hyperoxalurie klar von der sekundären enteralen<br />
Hyperoxalurie abgegrenzt werden. Sie tritt infolge veränderter<br />
Resorptionsverhältnisse des Darmes bei entzündlichen<br />
Darmerkrankungen oder Malabsorptionssyndromen<br />
auf.<br />
Oxalat wird im wesentlichen durch die Niere aus<br />
dem Organismus eliminiert (98%). Neuere Untersuchungen<br />
deuten zwar auf die Möglichkeit eines zusätzlichen<br />
intestinalen Eliminationsweges hin, der scheint<br />
allerdings quantitativ unbedeutend zu sein. Die fraktionelle<br />
Clearance der Niere für Oxalat ist >1. Da Oxalat<br />
nicht an Proteine gebunden wird, erfolgt die renale Elimination<br />
durch freie glomeruläre Filtration und zusätzliche<br />
tubuläre Sekretion. Beim Menschen macht der<br />
tubulär sezernierte Oxalatanteil zwischen 60 und 130%<br />
des glomerulär filtrierten Oxalats aus. Einen guten<br />
Überblick über die einzelnen Komponenten des Oxalatmetabolismus<br />
vermittelt das von HAUTMANN UND<br />
OSSWALD beschriebene Oxalatpool-Modell (Abb. 2).<br />
Calciumoxalatsteine aus Sicht der Kliniker<br />
Etwa 70% aller Harnsteine enthalten Calciumoxalat.<br />
Hiervon gelten 60-70% als idiopathische Calciumoxalatsteine,<br />
das heißt bei diesen Patienten liegen keine<br />
Stoffwechseldefekte im Sinne einer renal tubulären<br />
Azidose, eines Hyperparathyreoidismus, eines Malabsorptionssyndroms<br />
oder ähnlicher Ursachen vor. Ein<br />
Hyperparathyreoidismus wird in höchstens 5% der Calciumoxalat-Patienten<br />
nachgewiesen. Die renal tubuläre<br />
Azidose wird in ihrer kompletten Form bei 0,5% aller<br />
Steinbildner gefunden, inkomplette Formen treten in 3-<br />
5% der Patienten auf. Calciumoxalatsteine kommen in<br />
zwei Mineralformen vor: Whewellit (Calciumoxalat-<br />
Monohydrat) und Weddellit (Calciumoxalat-Dihydrat).<br />
Üblicherweise beobachtet man das Verhältnis 2:1 Whewellit:Weddellit.<br />
Weddellit Steine (männlich/weiblich =<br />
3,1/1) werden häufiger von Männern gebildet. Whewellit<br />
Steine treten bevorzugt bei Hyperoxalurie auf und<br />
gelten im allgemeinen als schwer lithotripsierbar. Im<br />
Vergleich zu Erwachsenen ist die Calciumoxalatsteinbildung<br />
im Kindesalter mit 48% etwas seltener, nur<br />
14% dieser kindlichen Steine entstehen idiopathisch,<br />
Zufuhr<br />
Oxalatpool<br />
Ausscheidung<br />
15%<br />
39 µmol<br />
exogen<br />
85%<br />
98%<br />
endogen<br />
Hautmann u. Osswald 1979<br />
16<br />
Abbildung 2<br />
Das Oxalatpool-Modell modifiziert nach Hautmann und Osswald.
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
OXALAT<br />
bei 34% sind schwerere metabolische Defekte, bzw.<br />
pädiatrische Syndrome für die Harnsteinbildung verantwortlich.<br />
In den vergangenen 30 Jahren konnte weltweit eine<br />
Zunahme calciumoxalathaltiger Harnsteine, insbesondere<br />
in den westlichen geprägten Wohlstandsgesellschaften<br />
beobachtet werden. Neben der Kochsalz- und<br />
Protein-reichen Ernährung werden Stressfaktoren, Adipositas,<br />
Bewegungsmangel und seit neuestem cardiovasculäre<br />
Risikofaktoren für die Zunahme dieser<br />
Harnsteinart verantwortlich gemacht. Auffällig ist, dass<br />
die idiopathische Calciumoxalatsteinbildung in der<br />
sozialen Oberklasse signifikant häufiger auftritt als in<br />
Unterklassen. Ob eine Veränderung der Darmflora aufgrund<br />
der gewandelten Ernährungssituation und der<br />
verbreitete Einsatz von Antibiotika eine Rolle spielt,<br />
wird derzeit intensiv geprüft. Untersuchungen zeigten,<br />
dass der oxalatmetabolisierende Keim, Oxalobacter<br />
formigines, in der Lage ist, Oxalat wirksam abzubauen.<br />
Dieser streng anaerobe Keim verschwindet allerdings<br />
bei westlichen nicht-vegetabilen Ernährungsgewohnheiten,<br />
bzw. Antibiotikagebrauch.<br />
Risikoadaptierte Metaphylaxe<br />
Ist eine Harnsteinmetaphylaxe in Zeiten einer nahezu<br />
perfektionierten interventionellen Harnsteintherapie<br />
noch erforderlich? Ja, denn das Symptom Stein tritt<br />
immerhin bei 50% der Steinbildner im Laufe des<br />
Lebens wieder auf, bei 10 - 20% der Patienten sogar 3<br />
mal oder mehr. Dies betrifft vor allem solche Steinbildner,<br />
deren metabolische Störung unbehandelt bleibt.<br />
Bei genetisch determinierten Stoffwechselstörungen<br />
wie der primären Hyperoxalurie wird auch heute noch<br />
die Diagnose nicht selten erst bei der Ursachenabklärung<br />
einer terminalen Niereninsuffizienz gestellt. Andererseits<br />
bleiben 50% der Calciumoxalat Patienten von<br />
einem Steinrezidiv verschont. Aus diesem Grund ist<br />
eine risikoadaptierte Harnsteinabklärung für alle Calciumoxalat<br />
Harnsteinpatienten zu fordern. Die Zuordnung<br />
eines Patienten zur Niedrig- oder Hochrisikogruppe<br />
der Calciumoxalat Steinbildner (Tabelle 1) bildet<br />
die Grundlage für die richtige Metaphylaxestrategie<br />
(Abb. 3).<br />
Alle Harnsteinbildner sollten auf die Maßnahmen<br />
der allgemeinen Harnsteinmetaphylaxe, wie in Tabelle<br />
2 aufgeführt, hingewiesen werden. Für Patienten der<br />
Niedrigrisikogruppe reichen diese Maßnahmen für<br />
eine sinnvolle Rezidivprophylaxe aus. Für die Hochrisikogruppe<br />
ist die allgemeine Harnsteinmetaphylaxe als<br />
Basistherapie anzusehen, die durch steinartspezifische<br />
Maßnahmen/Medikamente ergänzt wird. Eine ausschließliche<br />
Pharmakotherapie von Hochrisikopatienten<br />
ohne allgemeine Harnsteinmetaphylaxe ist nicht<br />
sinnvoll.<br />
Die allgemeine Harnsteinmetaphylaxe basiert auf 3<br />
Punkten:<br />
1. Erhöhung der Diurese<br />
2. Ausgewogene, ballaststoffreiche und vegetabile<br />
Ernährung<br />
3. Normalisierung von Risikofaktoren<br />
Als adäquat hat sich eine tägliche Flüssigkeitsaufnahme<br />
von >2,5 l erwiesen. Es sollte ein Harnvolumen<br />
nein<br />
Niedrigrisiko-Gruppe<br />
Allgemeine<br />
Harnsteinmetaphylaxe<br />
HARNSTEIN<br />
Harnsteinanalyse<br />
Basisdiagnostik<br />
Liegen RISIKOFAKTOREN vor?<br />
Hochrisiko-Gruppe<br />
Erweiterte metabolische<br />
Harnsteinabklärung<br />
>2 l/Tag angestrebt werden. Dabei ist wichtig, dass die<br />
Flüssigkeitsmenge über den gesamten Tag verteilt<br />
wird, das heißt auch eine abendliche und nächtliche<br />
Portion aufgenommen wird. Eine einmalige Nykturie<br />
sollte bei Harnsteinpatienten die Regel sein. Als<br />
besonders empfehlenswert gelten harnneutrale<br />
Getränke. Calciumoxalat Steinbildner profitieren von<br />
Getränken mit hohem Bicarbonatgehalt (>1500 mg/l).<br />
Die Restriktion von Bohnenkaffee, schwarzem Tee, Bier<br />
oder Wein wird heute nicht mehr aufrechterhalten,<br />
sofern es sich um einen kleinen Bestandteil der<br />
Gesamttagestrinkmenge handelt. Eine Erfolgsbeurteilung<br />
der Trinkprophylaxe ist durch die Messung des<br />
spezifischen Gewichts (
OXALAT<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
18<br />
Tabelle 2<br />
Diureseerhöhung<br />
“Trinkprophylaxe“<br />
Ernährung<br />
Normalisierung<br />
allgemeiner<br />
Risikofaktoren<br />
ALLGEMEINE<br />
HARNSTEINMETAPHYLAXE*<br />
Flüssigkeitszufuhr: 2,5–3,0 l/d<br />
circadianes Trinken<br />
harnneutrale Getränke<br />
Diurese: 2,0–2,5 l/d<br />
Spezifisches Gewicht < 1,010<br />
ausgewogen<br />
ballaststoffreich<br />
vitaminreich **<br />
vegetabil<br />
Calciumgehalt: 1000 - 1200 mg/d ***<br />
Kochsalzgehalt: 4–5 g/d<br />
Eiweißzufuhr: 0,8–1,0 g/kg KG/d<br />
BMI zwischen 18 und 25 kg/m 2 (Richtwert)<br />
Stressbegrenzung<br />
adäquate körperliche Bewegung<br />
* Gemäß M. Straub, W. L. Strohmaier, W. Berg, B. Beck, B. Hoppe, N. Laube, S.<br />
Lahme, M. Schmidt, A. Hesse, and K. U. Koehrmann. Diagnosis and metaphylaxis of<br />
stone disease Consensus concept of the National Working Committee on Stone Disease<br />
for the Upcoming German Urolithiasis Guideline. World J.Urol.:1-15, 2005.<br />
** Cave: Keine exzessive Zufuhr an Vitaminpräparaten.<br />
*** Cave: Hypercalciuriker ab 8 mmol/d, hier gelten andere Empfehlungen<br />
Die Diätempfehlungen der letzten Jahrzehnte müssen<br />
aufgrund neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
korrigiert werden. Den Steinpatienten wird heute eine<br />
ausgewogene kochsalzarme (4-6 g/Tag), eiweißkontrollierte<br />
(0,8 g/kg Körpergewicht/Tag), vitamin- und<br />
ballaststoffreiche Kost mit normalem Calciumgehalt<br />
(800–1.000 mg) empfohlen. Insgesamt ist es günstig,<br />
tierische gegen pflanzliche Eiweiße zu ersetzen. Ein<br />
hoher Kaliumgehalt der Nahrungsmittel gilt als steinprotektiv<br />
und kann durch Gemüse und Obst erzielt<br />
werden.<br />
In einer Reihe aktueller Studien wurde der Nachweis<br />
erbracht, dass Übergewicht, Stress und ein Mangel an<br />
körperlicher Aktivität das Risiko für die Harnsteinbildung<br />
signifikant erhöhen. Dies scheint auch für cardiovasculäre<br />
Risikofaktoren zu gelten. Harnsteinbildner,<br />
insbesondere wenn sie der Hochrisikogruppe angehören,<br />
sollten einen Body-Mass-Index zwischen 18 und 25<br />
kg/m² erreichen. Die Normalisierung allgemeiner Risikofaktoren<br />
ist angesichts dieser Zusammenhänge im<br />
Hinblick auf die Senkung des Harnsteinrisikos sinnvoll.<br />
Patienten der Hochrisikogruppe sind mit den Maßnahmen<br />
der allgemeinen Harnsteinmetaphylaxe nicht<br />
ausreichend versorgt und benötigen zusätzlich eine<br />
spezifische Therapie bzw. Metaphylaxe. Diese orientiert<br />
sich am Ergebnis der metabolischen Harnsteinabklärung.<br />
Bei nachgewiesenem primärem Hyperparathyreoidismus<br />
ist eine Nebenschilddrüsenexploration<br />
mit anschließender Parathyreoidektomie erforderlich.<br />
Bei renal tubulärer Azidose Typ I sind unabhängig<br />
vom Urin-pH Alkalicitrate (alternativ: Natriumbicarbonat)<br />
zum Ausgleich der metabolischen Stoffwechselsituation<br />
indiziert. Anhaltende Hypercalciurien<br />
(> 8 mmol/d) werden zusätzlich mit Thiaziden<br />
behandelt.<br />
Bei primärer Hyperoxalurie erfolgt üblicherweise<br />
neben einer adäquaten Alkalisubstitution mittels<br />
Natriumbicarbonat oder Alkalicitrat eine hochdosierte<br />
Vitamin B 6 (Pyridoxin)-Therapie. Angesichts<br />
Pyridoxin-resistenter Hyperoxalurieformen sollte<br />
dieser Therapieansatz längerfristig nur bei klinischem<br />
Erfolg verfolgt werden. Nach Entwicklung<br />
einer terminalen Niereninsuffizienz bleibt zur kausalen<br />
Behandlung der primären Hyperoxalurie die<br />
Simultantransplantation von Leber und Niere<br />
unausweichlich.<br />
Bei enteraler Hypoxalurie stehen eine adäquate<br />
Calcium- und Magnesiumsupplementation im<br />
Vordergrund. Zusätzlich können Alkalicitrate zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Bei rezidivierender idiopathischer Calciumoxalat<br />
Harnsteinbildung wird zunächst mit Alkalicitraten<br />
(bzw. Bicarbonaten) behandelt. Anhaltende<br />
Hyperkalziurien (> 8 mmol/Tag) stellen eine Indikation<br />
für Thiazide dar.<br />
Fazit<br />
Das letzte Jahrzehnt hat unser Bild von den Ursachen<br />
der Calciumoxalat Steinbildung deutlich gewandelt:<br />
statt der früher praktizierten Calciumrestriktionsdiät<br />
ist heute eine kochsalzarme und proteinkontrollierte<br />
Kost mit normalem Calciumgehalt (1000 mg/d) angesagt,<br />
Übergewicht und arterielle Hypertonie tragen<br />
nachweislich zum Harnsteinrisiko bei und es gibt<br />
Darmkeime, die an der Steuerung des menschlichen<br />
Oxalathaushalts beteiligt sind. Die Harnchemie mit den<br />
„klassischen“ Risikofaktoren (Hypercalciurie, Hyperoxalurie,<br />
Hyperurikosurie, Hypocitraturie, Hypomagnesiurie)<br />
bleibt zwar weiterhin Grundlage für die Ausrichtung<br />
der spezifischen Harnsteinmetaphylaxe, die allgemeine<br />
Harnsteinprävention setzt jedoch bereits bei der<br />
Normalisierung der „neuen“ Risikofaktoren (Übergewicht,<br />
arterielle Hypertonie, Bewegungsmangel) ein.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dr. med. Michael Straub<br />
Universitätsklinikum Ulm<br />
Abteilung Urologie und Kinderurologie<br />
Arbeitsgruppe Harnsteine<br />
Prittwitzstrasse 43<br />
D- 89075 Ulm<br />
Telefon: +49 (0731) 500 27807<br />
Telefax: +49 (0731) 500 33166<br />
Email: michael.straub@medizin.uni-ulm.de
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
PCNL<br />
Perkutane<br />
Nephrolitholapaxie (PCNL)<br />
P. Hebel<br />
Die perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL) ist ein<br />
minimal invasives Operationsverfahren mit dem<br />
Ziel in möglichst kurzer Zeit Steinfreiheit bei Nierensteinen<br />
zu erreichen.<br />
In den 70er Jahren des vorherigen Jahrhunderts<br />
wurde die offene Steinchirurgie zunehmend durch endoskopische<br />
Operationsmethoden abgelöst. Mit der Entwicklung<br />
der extrakorporalen Stosswellenlithotripsie<br />
(ESWL) in den 80er Jahren geriet die PCNL zunehmend<br />
in Vergessenheit. Es zeigte sich jedoch, dass mit der<br />
ESWL bestimmte Steinbefunde zu unbefriedigenden<br />
Ergebnissen führten. Dieser Umstand führte dazu, dass<br />
in den letzten Jahren die PCNL wieder vermehrt zur<br />
Steinbehandlung eingesetzt wurde. Der Fortschritt der<br />
Technik bescherte uns verbesserte Endoskope, die<br />
Desintegrationsmethoden wurden wesentlich verbessert.<br />
So ist es heute möglich nicht nur mit starren, sondern<br />
auch mit flexiblen Instrumenten und Laserdesintegration<br />
an schwer zugänglichen Stellen Steine zu<br />
erreichen und zu zerstören. Eine wesentliche Verbesserung<br />
ist auch der Einsatz von qualitativ hochwertigen<br />
Videokameras, die eine bequeme Körperhaltung des<br />
Operateurs unterstützen und somit ein ermüdungsfreies<br />
Arbeiten ermöglichen.<br />
Indikation<br />
Nierenbeckensteine mit großer Steinmasse ab<br />
15 mm, große Kelchsteine, multiple Steine, Nierenbeckenausgusssteine<br />
und auch Infundibulumsteine<br />
sind eine typische Indikation für die PCNL. Hochsitzende<br />
Harnleitersteine nach frustraner ESWL wären eine<br />
Indikation für die ureterorenoskopische Steinbehandlung<br />
(URS).<br />
Wenn jedoch auf Grund eines engen Harnleiters<br />
oder anderen anatomischen Umständen die URS<br />
wenig aussichtsreich erscheint, wurden auch schon<br />
zahlreiche hochsitzende Uretersteine erfolgreich auf<br />
dem Weg der PCNL entfernt. Bei weiten Nierenbecken<br />
kommt es nicht selten vor, dass eine ESWL Behandlung<br />
sehr schwierig oder überhaupt nicht durchführbar<br />
ist, weil der Stein nicht dauerhaft in Focus zu halten ist.<br />
Solche Steine sind meist problemlos durch PCNL zu<br />
entfernen. Weitere anatomische Besonderheiten wie<br />
Steine bei Hufeisenniere, Doppelniere, Nierenzysten,<br />
welche die ESWL-Ortung erschweren können oder<br />
Kelchdivertikelsteine mit der Möglichkeit der endoskopischen<br />
Kelchhalsincision werden primär mit PCNL<br />
behandelt. In diese Gruppe gehören auch Steine bei<br />
kompensierter Ureterabgangsstenose, die nach ESWL<br />
Behandlung meist nicht abgehen können. Solche Steine<br />
sind meist problemlos durch PCNL zu entfernen.<br />
Nicht selten lehnen Patienten mit Kolikerfahrungen<br />
nach ESWL eine Wiederholung der ESWL bei Rezidivsteinen<br />
ab. Hier kann die PCNL als Alternative angeboten<br />
werden, da postoperative Koliken bei der PCNL<br />
eine Seltenheit sind. Immer häufiger wünschen sich<br />
Patienten meist aus beruflichen Gründen eine möglichst<br />
kurze Krankenstandsdauer und entschließen sich<br />
wegen des verkürzten postoperativen Krankenstandes<br />
zur PCNL.<br />
Operative Technik<br />
Üblicherweise wird der Eingriff in Allgemeinanästhesie<br />
und Bauchlagerung durchgeführt. Es besteht<br />
jedoch auch die Möglichkeit den Eingriff in Sedoanalgesie<br />
in Kombination mit Lokalanästhesie durchzuführen.<br />
Präoperativ muss prophylaktisch ein Antibiotikum<br />
verabreicht werden.<br />
Zunächst wird zystoskopisch ein Charriere 5 Ballonkatheter<br />
im Nierenbecken platziert (Abbildung 1 und<br />
6). Dieser ermöglicht eine Füllung des Nierenbeckens<br />
mit verdünntem Röntgenkontrastmittel und erleichtert<br />
Abbildung 1: Ballon Ureterkatheter im Nierenbecken<br />
19
PCNL<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
Abbildung 6: Nierenbeckenstein und Ballonkatheter<br />
Abbildung 2: Punktion eines unteren Nierenkelches<br />
Abbildung 3:<br />
Steinzertrümmerung mit dem Swiss Lithoklast<br />
die ultraschallgezielte Punktion des Nierenkelches<br />
(Abbildung 2). Weiters verhindert der Ballonkatheter<br />
während des Eingriffs einen Abgang von Steinfragmenten<br />
in den Harnleiter.<br />
Nach Umlagerung in Bauchlage erfolgt die ultraschall-<br />
und röntgengezielte Punktion des Nierenkelches.<br />
Anschließend wird über die Punktionsnadel ein<br />
Führungsdraht im Nierenbecken platziert, über welchem<br />
der Stichkanal mit konischen Bougies stufenweise<br />
bis auf Charriere 14 dilatiert wird, sodass ein teilbarer<br />
Kunststoffschaft positioniert werden kann. Über<br />
diesen wird dann ein zweiter Führungsdraht meist über<br />
den Harnleiter bis in die Harnblase vorgelegt. Dieser<br />
Draht sichert den Punktionskanal, falls während der<br />
weiteren Manipulation das Nephroskop aus der Niere<br />
rutscht. Mit einem Teleskopbougie wird anschließend<br />
weiter bis auf Schaftgröße dilatiert um schließlich den<br />
Nephroskopschaft im Nierenbecken zu positionieren.<br />
Es stehen starre Nephroskope mit Charriere 20,5 und<br />
Charriere 27 sowie flexible Nephroskope zur Verfügung.<br />
Unter Spülung mit physiologischer Kochsalzlösung,<br />
die mit möglichst niedrigem Druck durchgeführt<br />
wird, kann jetzt der Stein eingestellt werden.<br />
Schrittweise, meist mit dem Swiss Lithoklast (Abbildung<br />
3 und 4), einem mechanischen presslufthammerähnlichen<br />
Gerät, wird der Stein zertrümmert. Damit<br />
kleine Fragmente nicht in unerreichbare Kelche fortgespült<br />
werden können, werden sie sofort mit einer Fasszange<br />
entfernt (Abbildung 5). Meist kann so die Steinfreiheit<br />
erlangt werden. Ist ein Stein mit dem starren<br />
Instrument nicht erreichbar, besteht die Möglichkeit,<br />
über den liegenden Schaft mit dem flexiblen Nephroskop<br />
(Abbildung 7) einzugehen. Als Desintegrationsmethode<br />
steht dann der Holmium-Laser (Abbildung<br />
8) zur Verfügung, mit dem der Stein zu Sand desintegriert<br />
wird und anschließend ausgespült werden kann.<br />
Weitere Möglichkeiten der Steinbergung an nicht direkt<br />
einsehbaren Stellen sind diverse Schlingen sowie flexible<br />
Fasszangen. Durch die flexiblen Instrumente ist es<br />
auch meist möglich ohne Blutungsgefahr im Harnleiter<br />
bis etwa zur Gefäßkreuzung Harneitersteine mit dem<br />
Laser zu zerstören. Nach erfolgter Steinentfernung<br />
Abbildung 4:<br />
Der Swiss Lithoklast im Einsatz<br />
20
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
PCNL<br />
Abbildung 5:<br />
Bergung eines Fragmentes mit der Fasszange<br />
wird der Schaft entfernt und über dem eingebrachten<br />
Führungsdraht ein Nephrostomiedrain im Nierenbecken<br />
platziert.<br />
Im Falle einer Blutung über dem Nephrostoma wird<br />
es abgeklemmt, die meist venösen Blutungen stehen<br />
nach Umlagerung in Rückenlage, sodass der Drain<br />
bereits geöffnet werden kann und sich mehr oder weniger<br />
klarer Harn aus dem Nierenbecken entleert.<br />
Postoperatives Management<br />
Am ersten Tag nach der Operation wird durch eine<br />
Abdomenleeraufnahme die Steinfreiheit und Drainposition<br />
dokumentiert. Bei postoperativer Fieberfreiheit<br />
wird das Antibiotikum abgesetzt und der Patient wird<br />
mobilisiert. Am zweiten postoperativen Tag wird über<br />
das Nephrostomiedrain eine Fistelfüllung unter Bildwandlerkontrolle<br />
mit Röntgenkontrastmittel durchgeführt.<br />
Bei unbehindertem Harnabfluss in die Harnblase<br />
entfernt man den Drain sofort. Sollten Koagel den<br />
Harnabfluss behindern kann man durch Abklemmen<br />
des Drains den Abgang dieser beschleunigen. Treten<br />
bei abgeklemmtem Drain keine Beschwerden auf, kann<br />
er meist am dritten Tag nach dem Eingriff entfernt werden.<br />
Der Patient wird meist noch am selben Tag entlassen.<br />
Steingröße<br />
Ergebnisse<br />
Steinfreiheit<br />
< 15 mm 93,5%<br />
16-29mm 92,5%<br />
30-45mm 89,2%<br />
46-80mm 62,5%<br />
Tabelle 1:<br />
Steinfreiheit in Abhängigkeit der Steingröße<br />
Bei einer Patientenkohorte, die im Zeitraum Jänner<br />
2000 bis Mai 2004 beobachtet wurde, fanden wir folgende<br />
Ergebnisse:<br />
Es wurden 243 Eingriffe an 204 Patienten durchgeführt.<br />
Die Steingröße bewegte sich zwischen 6 mm und<br />
80 mm. Die mittlere Operationsdauer betrug 77,3 Minuten,<br />
wobei eine Spanne zwischen 24 und 135 Minuten<br />
bestand.<br />
Verteilung der Steinlokalisation:<br />
Kelchsteine 8,2% (20)<br />
Nierenbeckensteine 30,4% (74)<br />
Nierenbeckenausgusssteine 11,5% (28)<br />
Infundibulumsteine 7,4% (18)<br />
hochsitzende Uretersteine 14,0% (34)<br />
kombinierte Steinlokalisation 28,4% (69)<br />
21
PCNL<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
Abbildung 7: Das flexible Nephroskop vor dem<br />
hochsitzenden Ureterstein<br />
Abbildung 8: Laserlithotripsie des Uretersteines in<br />
Abbildung 7<br />
Am häufigsten wurde zur Desintegration der Swiss<br />
Lithoklast (83%) benützt, die Fasszange genügte in<br />
12% zur Entfernung des Steines. Der Holmium Laser<br />
wird zur Desintegration nur dann verwendet, wenn die<br />
anderen Methoden nicht möglich sind, da die Laserdesintegration<br />
mehr Zeit beansprucht. Eine zusätzliche<br />
ESWL Behandlung von Restfragmenten war in 12,4%<br />
der Patienten nötig. Eine zweite PCNL Sitzung erfolgte<br />
in 8,6%, meist mit dem flexiblen Nephroskop.<br />
Bei 2,1% der Patienten wurde zusätzlich eine Ureterorenoskopie<br />
durchgeführt. Eine JJ Einlage erfolgte in<br />
8,2%.<br />
Die Steinfreiheit konnte insgesamt bei 88,4% der<br />
Patienten erreicht werden. Die Steinfreiheit in Abhängigkeit<br />
der Steingröße ist der Tabelle 1 zu entnehmen.<br />
Schlussfolgerung<br />
Bei Nierensteinen und hochsitzenden Uretersteinen<br />
mit großer Steinmasse ist die PCNL derzeit die Therapie<br />
der Wahl. Steinbefunde bei kleineren Steinen, die<br />
der ESWL oder URS nicht zugänglich sind, werden<br />
erfolgreich durch PCNL behandelt. Durch die geringe<br />
Krankenstandsdauer, rasche Steinfreiheit und geringe<br />
Morbidität hat die PCNL in vielen Fällen die ESWL zur<br />
primären Steinbehandlung abgelöst. Komplexe Steinbefunde<br />
lassen sich auch häufig in sehr kurzer Zeit in<br />
Kombination mit ESWL und URS vollständig sanieren.<br />
Die offene Steinchirurgie ist daher nur noch auf wenige<br />
Ausnahmefälle beschränkt.<br />
22<br />
Komplikationen<br />
Intraoperativ kommt es gelegentlich zu Nierenbeckenperforationen,<br />
die in 5 Fällen zum Abbruch des<br />
Eingriffes führten (2,1%). Die rasche Abheilung unter<br />
Nierenbeckendrainage erlaubt jedoch nach wenigen<br />
Tagen eine zweite PCNL-Sitzung bei der der Stein<br />
gefahrlos entfernt werden kann.<br />
Verletzungen von Nachbarorganen, Organverlust<br />
oder Harnfisteln wie sie in der Literatur beschrieben<br />
sind, sahen wir in unserer Patientenkohorte nicht.<br />
Intraoperativ auftretende Blutungen zwingen gelegentlich<br />
zum Abbruch des Eingriffes, wenn dadurch die<br />
Sicht zu sehr beeinträchtigt wird, meist kann aber in<br />
einer zweiten Sitzung die Prozedur erfolgreich beendet<br />
werden.<br />
Perioperative Blutungen erforderten in 2 Fällen<br />
(0,85%) die Gabe von Erythrozytenkonzentraten.<br />
Fieber über 38,0° C wurde bei acht (3,4%) der Patienten<br />
beobachtet. In solchen Fällen konnte durch sorgfältig<br />
überwachte Niernbeckendrainage und antibiogrammgerechte<br />
Antibiotikagabe die Abheilung erreicht<br />
werden, ernste septische Komplikationen traten dabei<br />
nicht auf.<br />
Eine Patientin erlitt postoperativ einen Lungeninfarkt<br />
der jedoch folgenlos abheilte.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
OA Dr. Peter Hebel<br />
Universitätsklinik für Urologie<br />
LKH Graz<br />
Auenbruggerplatz 7<br />
8036 Graz<br />
mail: peter.hebel@klinikum-graz.at
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
PROPHYLAXE<br />
Rezidivprophylaxe der Urolithiasis<br />
C. Türk<br />
Welcher Patient benötigt nach einer Steinepisode<br />
eine Rezidivprophylaxe? Die zunehmende<br />
Zahl an Steinpatienten rechtfertigt genaue<br />
Selektionskriterien, um unnötige Belastung der Patienten<br />
und auch des Gesundheitssystems zu verhindern.<br />
Die Hälfte aller Steinpatienten macht im Leben nur eine<br />
bis zwei Steinbildungen durch. Aber etwa ein viertel<br />
aller Steinpatienten bedarf wegen gehäufter Steinrezidive<br />
oder einer zugrundeliegenden Stoffwechselerkrankung<br />
einer spezifischen Therapie. Diese gilt es, so<br />
frühzeitig wie möglich zu erkennen.<br />
Die Steinanalyse<br />
Grundlage jeder Rezidivprophylaxe ist die korrekte<br />
und ehest mögliche Steinanalyse. Diese ist der erste<br />
Hinweis auf mögliche Stoffwechselstörungen und ist<br />
die Grundlage für weiterführende Untersuchungen. Die<br />
Verwendung von Urinfiltern sowohl bei der Begleitung<br />
zum spontanen Steinabgang als auch nach ESWL ist<br />
daher unerlässlich. Mit aufgefangenen Steinen oder<br />
Steinteilen lässt sich auf einfachste Weise der Steinabgang<br />
dokumentieren. Die Größe der abgehenden Steine<br />
lässt Rückschlüsse auf die „Transportkapazität“ des<br />
Ureters auch bei späteren Steinbildungen zu. Bei endourologischen<br />
Eingriffen können die Steine direkt<br />
gewonnen und einer Analyse zugeführt werden.<br />
Die Standardmethoden der Steinanalyse sind die<br />
Infrarotspektometrie und die Röntgendiffraktiometrie.<br />
Damit können Steinbestandteile ab 5-10% bestimmt<br />
werden. Alternativ kann die Polarisationsmikroskopie<br />
eingesetzt werden; wegen des hohen Aufwandes hat<br />
sie aber wenig praktische Bedeutung. Jede nass-chemische<br />
Methode ist obsolet! Leider sind nur wenige<br />
Laboratorien für eine korrekte Steinanalyse ausgestattet.<br />
Der „einfache Steinpatient“ (Tabelle1):<br />
Neben der Steinanalyse sind einige Basisuntersuchungen<br />
unerlässlich um den Patienten bezüglich seines<br />
individuellen Steinbildungsrisikos einschätzen zu<br />
können und grobe Stoffwechselstörungen auszuschließen.<br />
Diese Untersuchungen sind teilweise deckungsgleich<br />
mit Untersuchungen im Rahmen einer akuten<br />
Steinepisode und Synergieeffekte können gut genützt<br />
werden: Die Anamnese gibt unter anderem Informationen<br />
zu früheren Steinepisoden beim Patienten oder in<br />
der Familie, über Lebens- und Essgewohnheiten sowie<br />
Medikamenteneinnahmen, Harninfekte, Immobilisation,<br />
Voroperationen insbesondere am Nierenhohlsystem<br />
oder Darmtrakt. Die klinisch urologische Untersuchung<br />
soll Anomalien oder Störungen im Harntrakt<br />
aufzeigen und die aktuelle Steinbelastung des Patienten<br />
klären. Die in der Tabelle 1 angeführten Blutuntersuchungen<br />
sollen Information über die Nierenfunktion<br />
geben und eine Hyperuricämie, einen Hyperparathyreoidismus<br />
oder sonstige Hypercalciämien aufdecken.<br />
PH-Messungen aus dem Harn zeigen die Möglichkeit<br />
einer Chemolyse bei Harnsäuresteinpatienten oder<br />
weisen auf eine RTA (renal tubuläre Acidose) hin. Der<br />
Harnstreifentest kann neben den üblichen Parametern<br />
mit der Angabe zum spezifischen Gewicht die Trinkgewohnheiten<br />
des Patienten zeigen.<br />
Die wichtigste Empfehlung an den Steinpatienten ist<br />
die ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Die Trinkmenge<br />
sollte 2,5 Liter pro Tag übersteigen, die Harnmenge<br />
über 2 Liter betragen. Die Farbe des Harnes kann eine<br />
gute Hilfe zur Selbstkontrolle des Patienten sein. Komplett<br />
verlassen wurde die Restriktion der Kalziumzu-<br />
Tabelle 1: Rezivprophylaxe beim „einfachen Steinpatienten“<br />
Steinanalyse<br />
Serum<br />
Harn<br />
Empfehlungen<br />
Urolog. Kontrolle<br />
Infrarotspektometrie<br />
Röntgendiffraktiometrie<br />
Polarisationsmikroskopie<br />
NICHT naß-chemish<br />
Kreatinin, BUN<br />
Harnsäure<br />
Ionisiertes Calcium, alternativ totales Calcium<br />
und Albumin Magnesium<br />
Streifentest: übliche Parameter + pH und<br />
spezifisches Gewicht<br />
Harnkultur<br />
Flüssigkeitszufuhr >2,5l/Tag, zirkadian verteilt<br />
Ballaststoffreiche Ernährung<br />
KEINE Kalziumrestriktion, Kalziumzufuhr um<br />
1000mg/Tag<br />
Wenig tierisches Protein<br />
Idealgewicht, körperliche Betätigung<br />
Harnsäurestein: s. spez.Prophylaxe<br />
Harn<br />
Gelegentlich Ultraschall der Nieren<br />
23
PROPHYLAXE<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
24<br />
fuhr, sie wurde als kontraproduktiv erkannt, da dadurch<br />
die Oxalatresorption gefördert wird. (siehe auch<br />
M.Straub: „Oxalat – quo vadis“ in diesem Heft). Dem<br />
„einfachen Steinpatienten“ wird eine vegetabile, ballaststoffreiche<br />
Ernährung empfohlen mit Reduktion<br />
von tierischem Protein und Natriumchlorid verbunden<br />
mit allgemeinen Ratschlägen wie reichlich körperlicher<br />
Bewegung und Erreichen eines idealen BMI von 18-<br />
25kg/m² beim Erwachsenen.<br />
Nur beim Patienten mit Harnsäuresteinbildung ist<br />
eine strenge Diät indiziert. Die Bildung von Harnsäuresteinen<br />
ist in hohem Maß ernährungsabhängig, die<br />
Kristallisation von Harnsäure im Harn ist pH-abhängig.<br />
Dem Patienten ist daher von Lebensmitteln mit hohem<br />
Potential zur Uratbildung und Harnsäuerung abzuraten.<br />
Protein- und purinreiche Nahrungsmittel fördern die<br />
Harnsäurebildung und die Harnsäuerung, daher sind<br />
unter anderem Fleisch, Wurst, Fische, Innereien, Sprotten,<br />
Weizenkeime, alkoholische Getränke und Limonaden<br />
bei Harnsäure-steinpatienten nicht zu empfehlen.<br />
Ein Rezidiv beim Harnsäurestein-Patienten ist vermeidbar!<br />
(siehe auch Tab. 3)<br />
Auch bei „einfachen Steinpatienten“ ist eine gelegentliche,<br />
beispielsweise jährliche, Kontrolle von Harn<br />
und Nierensonographie zu empfehlen. Damit kann ein<br />
asymptomatischer Rezidivstein erkannt werden und<br />
die Motivation des Patienten für die angeführten Maßnahmen<br />
wird verbessert.<br />
„Urolithiasis-Risikopatient“ (Tabelle 2 und 3)<br />
Aufbauend auf der Steinanalyse benötigt diese<br />
Patientengruppe unsere besondere Beachtung und<br />
regelmäßige Kontrolle. Tabelle 2 zählt die Risikogruppen<br />
auf. Die Steinzusammensetzung bestimmt die<br />
weiterführenden Untersuchungen und die Therapie.<br />
Der häufigste Stein ist der Calcium-Oxalat-Stein,<br />
Tabelle 2: Risikogruppe der Steinbildung:<br />
Mehrfach-Steinbildner (oder beidseitig)<br />
Pos. Familienanamnese, genetisch determinierte<br />
Steinbildung<br />
Cystin<br />
Prim. Hyperoxalurie<br />
RTA-I<br />
2,8 Dihydroxyadenin<br />
Xanthin<br />
Infektsteine, Rezidivierende Harninfekte<br />
Immobilisation,<br />
Pat. mit Reststeinen (>3 Monate nach ESWL),<br />
Störungen der Urodynamik<br />
Kinder und Jugendliche (1.Stein vor 20.Lj)<br />
Einzelnierensituation<br />
Kurzdarmsyndrom (Mb.Crohn), gastrointest.<br />
Störungen<br />
Unbehandelte STW-Erkrankung (HPT, Gicht,…)<br />
AIDS-Patienten (Indinavirsteine)<br />
der als Calcium-Oxalat Monohydrat = Whewellit (bei<br />
ESWL hart, langsam wachsend) und als Calcium-Oxalat-Dihydrat<br />
= Wheddelit (schnell wachsend, bei ESWL<br />
gut zerfallend) vorkommt. Zur Abklärung gehören<br />
Untersuchungen zum Ausschluss oder Diagnose von<br />
HPT, RTA (renale tubuläre Azidose), Hypercalciurie,<br />
Hyperoxalurie, Hyperuricosurie, Hypocitraturie. Wegen<br />
der Häufigkeit der Kalziumoxalatsteine, den zahlreichen,<br />
möglichen Differentialdiagnosen und der neuen<br />
Forschungsergebnisse auf dem Gebiet des Oxalates ist<br />
diesem Thema ein eigener Beitrag in diesem Heft<br />
gewidmet: „Oxalat-quo vadis. Es wird daher auf diese<br />
Steinart hier nicht näher eingegangen.<br />
Die geänderten Resorptionsverhältnisse bei Patienten<br />
nach ausgedehnten Darmresektionen können zu<br />
vermehrter Harnsteinbildung führen („Kurzdarmsyndrom“);<br />
Kalziumzufuhr bei jeder Hauptmahlzeit kann<br />
die bei diesen Patienten pathologisch hohe Oxalatresorption<br />
verringern.<br />
Der Erfolg der getroffenen Maßnahmen, eine Veränderung<br />
der Kalziumoxalatkristallbildung, kann direkt<br />
aus dem Harn unter anderem mittels des Bonn-Risk-<br />
Index (BRI) gemessen werden, dazu ist jedoch ein eigenes<br />
Bestimmungsgerät nötig, die klinische Bedeutung<br />
bleibt noch zu untersuchen.<br />
Infektsteine (Struvit, Apatit) rezidivieren besonders<br />
häufig. Ureasebildende Bakterien erhöhen im Harn die<br />
Ammoniumkonzentration und das pH, damit schaffen<br />
sie einen Bestandteil des späteren Steins und verursachen<br />
ein für die Kristallisation günstiges Harn-pH.<br />
Dadurch entstehen rasch wachsende, oft voluminöse<br />
und verzweigte Ausgusssteine. Voraussetzung für eine<br />
erfolgreiche Rezidivprophylaxe ist die komplette Steinfreiheit<br />
des Harntraktes. Das stellt hohe Ansprüche an<br />
die Behandlung dieser Steine, die wegen ihrer Größe<br />
meist endourologisch erfolgt. Restfragmente in peripheren<br />
Kelchen oder wandadhärente „Steinbeläge“ in<br />
den Kelchen sind mühsam zu erreichen. Zusätzliche<br />
Hilfe bieten mehrfache perkutane Zugänge, flexible<br />
Nephroskope oder eine adjuvante Hemiacidrinspühlung<br />
des Nierenhohlsystems. Die Rezidivprophylaxe<br />
besteht in konsequenter Infektbekämpfung durch<br />
Ansäuerung, kulturgemäßer antibiotischer Therapie<br />
und Optimierung des Harnabflusses. In westlichen<br />
Industrieländern konnte durch gezielte Therapie der<br />
Anteil an Infektsteinen von 1970 bis heute von 15% auf<br />
3-7% reduziert werden.<br />
Lagestabile Reststeine nach Steintherapie zeigen je<br />
nach Steinzusammensetzung unterschiedliche Progression.<br />
Reste von Infektsteinen zeigen in 60-80% Progression,<br />
Reste anderer Steine in 20-65%. Die Patienten<br />
sind daher öfter zu kontrollieren, bei relevanten Reststeinen<br />
einer ESWL zuzuführen und eine individuelle<br />
Prophylaxe je nach Steinart ist nötig.<br />
Die häufigsten genetisch bedingten Steine sind<br />
die Cystinsteine. Auf Grund eines Enzymdefektes ist<br />
die Cystinausscheidung deutlich erhöht. Cystin ist im<br />
Harn schwer löslich, erst ab einem pH von 7,5 verbessert<br />
sich diese Situation. Darauf baut teilweise auch die<br />
Therapie auf: diese orientiert sich an der Cystin-Tagesausscheidung<br />
im Harn, der Steinbildungsquote und<br />
dem Alter des Patienten. Bei Cystinsteinbildnern ist die<br />
Harnverdünnung besonders wichtig, die Trinkmengen
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
PROPHYLAXE<br />
Tabelle 3: Spezifische Rezidivprophylaxe<br />
Steinanalyse Häufigkeit zusätzl. Untersuchungen Spezielle Metaphylaxe<br />
Ca-Oxalat 65—70% Siehe separater Beitrag in<br />
diesem Heft, Seite 15<br />
HS 10-20% Serum HS Purinarme Kost,<br />
Urin-Tagesausscheidung d. HS wenig Alkohol, wenig Fleisch<br />
Harn-pH-Profil (1–3 Tage)<br />
Allopurinol (lebensbegleitend)<br />
Alkali-Citrate (Kurweise)<br />
Ca-Phosphat 5-10% siehe Ca-Oxalat-Stein Infekt-Kontrolle!<br />
(Harn-Ansäuerung)<br />
Struvit, 5-10% Harnkulturen komplette Steinentfernung!<br />
Mg-Ammon.-Phosphat Harn pH-Profil Infekttherapie<br />
(Infektsteine)<br />
Harnansäuerung<br />
Cystin < 1% Familienanamnese Extreme Harnverdünnung!!<br />
Harn pH-Profil<br />
ph-Anhebung über 7,5 (Alkali-Citrat)<br />
Cystinbestimmung aus Urin<br />
Alpha-Mercaptopropionylglycin<br />
oder Ascorbinsäure 3-5g/d<br />
(Brausetabletten)<br />
2,8-Dihydroxy-adenin selten! Familienanamnese<br />
Serum HS (normal)<br />
Harn-pH (unauffällig)<br />
Allopurinol (in Zentren)<br />
Xanthin selten! Serum HS reduziert (< 2mg%) keine medik. Therapie<br />
Xanthin-Nachweis im Harn<br />
bei Erwachsenen sollten deutlich über 3,5 Liter liegen.<br />
Weitere Therapieoptionen sind eine pH-Verschiebung<br />
über 7,0 (Alkalizitrat, z.B. Uralyt-U ® , Blanel ® ) oder eine<br />
Therapie mit Alpha-Mercaptopropionylglycin (Captimer<br />
® , Thiola ® etc.) oder mit Ascorbinsäure in Form von<br />
Brausetabletten.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
OA Dr. Christian Türk<br />
Urologische Abteilung<br />
Krankenanstalt Rudolfstiftung<br />
Juchgasse 25<br />
A-1030 Wien<br />
Österreich<br />
FACHKURZINFORMATION:<br />
Casodex 150 mg - Filmtabletten<br />
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiandrogene • Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): Jede Filmtablette enthält 150 mg<br />
Bicalutamid (INN) • Weitere Inhaltsstoffe siehe Hilfsstoffe • Anwendungsgebiete: Bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom (T3-T4, alle N, M0;<br />
T1-T2, N+, M0) ist Casodex 150 mg indiziert als unmittelbare Therapie entweder allein oder als Adjuvans zur Behandlung durch radikale Prostatektomie oder<br />
Strahlentherapie. (Siehe Abschnitt Pharmakodynamik). Casodex 150 mg ist weiters indiziert zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nichtmetastasiertem<br />
Prostatakarzinom, bei denen eine chirurgische Kastration oder eine andere medizinische Intervention nicht als geeignet oder akzeptabel erachtet<br />
werden • Gegenanzeigen: Casodex 150 mg ist bei Frauen und Kindern kontraindiziert. Patienten, bei denen Überempfindlichkeitsreaktionen gegen den Wirkstoff<br />
oder einen der Hilfsstoffe aufgetreten sind, darf Casodex 150 mg nicht verabreicht werden. Die gleichzeitige Anwendung von Terfenadin, Astemizol oder<br />
Cisaprid mit Casodex ist kontraindiziert (siehe Abschnitt Wechselwirkungen mit anderen Mitteln) • Hilfsstoffe: Casodex 150 mg enthält als Hilfsstoffe: Tablettenkern:<br />
Lactosemonohydrat, Magnesiumstearat, Povidon, Carboxymethylstärke-Natrium. Filmschicht: Hypromellose, Macrogol 300, Titandioxid E171 • Name oder<br />
Firma und Anschrift des Pharmazeutischen Unternehmers: AstraZeneca Österreich GmbH, Schwarzenbergplatz 7, A-1037 Wien, Österreich • Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />
Rezept- und apothekenpflichtig, NR • Informationen zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gewöhnungseffekten sowie Warnhinweisen<br />
und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation (Austria Codex) zu entnehmen.<br />
25
BPH<br />
Dezember 2005 /Jänner 2006<br />
Optimierte medikamentöse Behandlung<br />
der benignen Prostatahyperplasie (BPH)<br />
26<br />
Mittlerweile wurde in mehreren kontrollierten Studien<br />
mit großer Probandenzahl gezeigt, dass die<br />
5α-Reduktase Hemmer (5A-RI) das Prostatagesamtvolumen<br />
reduzieren und eine symptomatische Besserung<br />
erzielen. In einem 2004 publizierten Review von Marberger<br />
et al. [1] wurde die medikamentöse Behandlung<br />
der BPH untersucht und gibt Aufschluss über die optimierte<br />
Behandlung des Krankheitsbildes. Diese Ergebnisse<br />
bestätigen auch den positiven Einfluss von<br />
Dutasterid auf die Lebensqualität der BPH-Patienten.<br />
Hintergrund<br />
Die BPH ist eine chronisch progredient verlaufende<br />
Erkrankung mit parallel zum Alter zunehmender Prävalenz.<br />
Im Alter von 60% Jahren sind bereits mehr als<br />
50% aller Männer an BPH erkrankt. Für die klinische<br />
Diagnostik der BPH müssen mindestens zwei der folgenden<br />
Parameter gegeben sein:<br />
Mäßige bis schwere Symptome (IPSS ≥ 8)<br />
Prostatavolumen ≥ 30 ml<br />
Geschwächter Harnstrahl (Qmax < 15ml/s)<br />
Klinisch überprüfbare Risikofaktoren für das Fortschreiten<br />
der BPH sind der Serum PSA Wert (PSA ≥ 1,5<br />
ng/ml) und das Prostatavolumen (≥ 30 ml). Bei der<br />
unkomplizierten, moderaten BPH ist das Ziel der medikamentösen<br />
Therapie, die Symptome zu reduzieren<br />
und eine weitere Progression zu verhindern.<br />
Der progrediente Charakter der BPH verlangt neben<br />
der rein symptomatischen Therapie (mittels Alphablockern)<br />
auch eine Reduktion des Progressionsrisikos.<br />
5α-Reduktase Hemmer (5ARIs) decken beide Anforderungen<br />
ab. Sie führen zu einen Verkleinerung der Prostata<br />
und auch zur Symptomlinderung.<br />
Resultate<br />
Bei Patienten mit normal großer Prostata und dem<br />
Bedarf nach schneller Symptomlinderung ist eine<br />
Alphablockertherapie indiziert. Männer mit einem vergrößerten<br />
Prostatavolumen (≥ 30–40 ml) profitieren von<br />
einer Therapie mit 5ARIs. Die Metaanalyse mehrerer<br />
randomisierter Studien zeigt, dass ausschließlich die<br />
Gabe von 5ARIs, verglichen mit den Alphablockern, zu<br />
einer signifikanten Reduktion des Risikos von akutem<br />
Harnverhalt (AUR) und invasiver Therapie führt.<br />
Ebenso wurde gezeigt, dass die Gabe von Finasterid<br />
vor allem bei Männern mit einem Prostatavolumen von<br />
> 40 ml oder einem Serum PSA ≥ 1,4 ng/ml wirkt [2]<br />
und für diese Patienten reserviert bleiben soll [3].<br />
Vergleichbare Studien mit Dutasterid [4] konnten zeigen,<br />
dass Dutasterid das Komplikationsrisiko der BPH<br />
reduziert und bei Männern mit einem Prostatavolumen<br />
≥ 30 ml und einem PSA Wert ≥ 1,5 ng/ml indiziert ist.<br />
In Abhängigkeit von der Größe der Prostatavolumens<br />
kam es bei Patienten, die initial mit einem Alphablocker<br />
behandelt wurden, zu Wiederbehandlungsraten<br />
von 48–72%. (1)<br />
Conclusio<br />
Durch die Gabe von 5 ARIs wird neben der Verkleinerung<br />
des Prostatavolumens eine dauerhafte Reduktion<br />
des Progressionsrisikos der BPH erzielt. Gleichzeitig<br />
kann eine anhaltende Verbesserung der klinischen<br />
Symptome gewährleistet werden.<br />
Literatur:<br />
„EB“<br />
1. MARBERGER M ET AL., Optimising the Medical Management of Benign Prostatic<br />
Hyperplasia). European Urology 45 (2004);45: 411-419.<br />
2. BOYLE P ET AL. Prostate volume predicts outcome of treatment of benign prostatic<br />
hyperplasia with finasteride: meta-analysis of randomised clinical trials.<br />
Urology 1996;48: 398-405.<br />
3. ROEHRBORN CG ET AL., Serum prostate-specific antigen and prostate volume<br />
predict long-term changes in symptoms and flow rate: results of a four year,<br />
randomized trial comparing finasteride versus placebo. PLESS Study Group.<br />
Urology 1999;54(4): 662-9.<br />
4. BOYLE P ET AL., The novel dual 5a-reductase inhibitor dutasteride is effective<br />
for the treatment and prevention of complications in men with a PV 30 < 40cc<br />
and > 40cc. European Urology Supp 2003;2(1): 160 (Abstract 632)
Erfolg mit unserer Hilfe!<br />
So entsteht ein innovativer und produktiver<br />
Kommunikationsfluss im Gesundheitsbereich:<br />
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UROLOGIE und GYNÄKOLOGIE<br />
(4 Ausgaben) zum Abopreis von € 30,–<br />
(inkl. MwSt und Versandkosten)<br />
NAME: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
ANSCHRIFT: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
TEL.: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
ADJUTUM VERLAG<br />
Schwarzenhaidestraße 25<br />
1230 Wien<br />
Vorschau:<br />
1. QUARTAL 2006<br />
AD FACHARZT UROLOGIE – „Urologische Onkologie“<br />
Zielgruppe:<br />
Österreichweit und südbayrischer Raum, alle Urologen<br />
(KH und niedergelassener Bereich)<br />
Herausgeber: Prim. Dr. Wolfgang Loidl<br />
MAILADRESSE: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Senden, faxen oder mailen Sie uns Ihre Anforderung:<br />
FAX: 01-95 799 29, Mail: michaela.haubl@adjutum.at<br />
Voraussichtliche Themenübersicht:<br />
Editorial: Prim. Dr. Wolfgang Loidl, BHS Linz<br />
1. Operative Therapie des Prostata-Ca:<br />
Prim. Univ. Prof. Dr. Höldl,<br />
Sozialmedizinisches Zentrum Süd Wien<br />
2. Strahlentherapie des Prostata-Ca:<br />
Prim. Univ. Doz. Dr. Sedlmayr, Paracelsusmedizinische<br />
Privatuniversität Salzburg<br />
3. Oberflächliches Blasen-Ca:<br />
OA Dr. Sommerhuber, BHS Linz<br />
4. Invasives Blasen-Ca:<br />
Prim. Dr. Loidl, BHS Linz<br />
5. Nieren-Ca:<br />
OA Dr. Stoiber, BHS Linz<br />
6. Hodentumore, Therapie:<br />
Dr. Desantis, Sozialmedizinisches Zentrum Süd Wien<br />
ADJUTUM Verlag 1230 Wien, Schwarzenhaidestraße 25<br />
Tel.: 01/95 799 29 · Fax: 01/95 799 29<br />
Projektleitung: Michaela Haubl<br />
E-Mail: michaela.haubl@adjutum.at<br />
Redaktion: Dr. Gudrun Brunnmayr<br />
E-Mail: gudrun.brunnmayr@adjutum.at<br />
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Prim. Dr. Loidl, BHS Linz<br />
5. Nieren-Ca:<br />
OA Dr. Stoiber, BHS Linz<br />
6. Hodentumore, Therapie:<br />
Dr. Desantis, Sozialmedizinisches Zentrum Süd Wien<br />
ADJUTUM Verlag 1230 Wien, Schwarzenhaidestraße 25<br />
Tel.: 01/95 799 29 · Fax: 01/95 799 29<br />
Projektleitung: Michaela Haubl<br />
E-Mail: michaela.haubl@adjutum.at<br />
Redaktion: Dr. Gudrun Brunnmayr<br />
E-Mail: gudrun.brunnmayr@adjutum.at<br />
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Sehr geehrter Leser!<br />
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Wenn Sie nähere Informationen zu den in den Anzeigen angeführten Produkten<br />
wünschen, kreuzen Sie bitte die Produkte Ihrer Wahl an und faxen/senden Sie<br />
diesen Abschnitt an den Verlag. Fax 01-95 799 29<br />
Inserent Seite Infogespräch Literatur<br />
Casodex ® 2 <br />
Dornier Compact Delta II 3 <br />
Tyco Healthcare<br />
Nichtionische Kontrastmittel 8 <br />
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Informationsanforderung<br />
A<br />
N<br />
Z<br />
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I<br />
G<br />
E<br />
N<br />
OptiVantage DH 9 <br />
Avodart ® 26 <br />
Siemens medical LITHOSKOP 28