25.11.2014 Aufrufe

„Bonner Wege aus dem Bonner Loch“ - CDU-Kreisverband Bonn

„Bonner Wege aus dem Bonner Loch“ - CDU-Kreisverband Bonn

„Bonner Wege aus dem Bonner Loch“ - CDU-Kreisverband Bonn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“<br />

Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zur<br />

Umsetzung des Alkoholkonsumverbotes am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch<br />

„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“


Inhalt<br />

Einleitung ______________________________________________________________ 3<br />

Ausgangslage ___________________________________________________________ 4<br />

Zielsetzung _____________________________________________________________ 7<br />

Maßnahmenbündel ______________________________________________________ 8<br />

Ergebnisse ______________________________________________________________ 9<br />

Entwicklung der Szene 9<br />

Szenetreffpunkte am Hauptbahnhof 9<br />

Weitere Szenetreffpunkte 11<br />

Zusammensetzung der offenen Drogenszene 12<br />

Teilhabe 12<br />

Aktives Nachgehen bei sozialen Problemen 12<br />

Stärkung der niedrigschwelligen Zugänge in die Hilfesysteme 14<br />

Anpassung der weiterführenden Hilfen in der Wohnungslosenhilfe der Caritas 14<br />

Anpassung der weiterführenden Hilfen in der Suchtkrankenhilfe 15<br />

Öffentliche Sicherheit und Ordnung 17<br />

Anregungen ____________________________________________________________ 19<br />

Qualifizierung der Substitutionsbehandlung 19<br />

Vernetzung fördern 21<br />

Dezentrale sozialräumlich orientierte Hilfen weiter entwickeln 21<br />

Fazit __________________________________________________________________ 22<br />

Anlagen _______________________________________________________________ 23<br />

Anlage: Offene Drogenszene und Substitution 23<br />

Anlage: Inanspruchnahme der niedrigschwelligen Hilfen 24<br />

Anlage: Inanspruchnahme der weiterführenden Hilfen 26<br />

Anlage: Belehrungen, Anzeigen, Bußgelder im Zusammenhang mit <strong>dem</strong><br />

Alkoholkonsumverbot (Statistik des Stadtordnungsdienstes) 29<br />

Abbildungsverzeichnis 30


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 3<br />

Einleitung<br />

Der vorliegende Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot<br />

stellt die Ergebnisse der zweijährigen Arbeit dar. Die Koordinierungsgruppe hat ihre<br />

Arbeit im Frühjahr 2008 aufgenommen. Zunächst galt es, die vorbereitenden<br />

Maßnahmen für das Alkoholkonsumverbot zu organisieren und im weiteren Verlauf den<br />

Prozess zu steuern.<br />

Regelmäßig teilgenommen haben<br />

die Polizei (vertreten durch Herrn Klinge und Herrn Ill),<br />

das Amt Bürgerdienste der Stadt <strong>Bonn</strong> (vertreten durch Herrn Borchert und Herrn<br />

Klein),<br />

die Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V. (vertreten<br />

durch Frau Miebach, Frau Leinen, Frau Gawenda und Herrn Roden),<br />

die Clearingstelle des Vereins für Gefährdetenhilfe (vertreten durch Frau Grunwald,<br />

Frau Georg und Herrn Shapovalov) und<br />

die Ambulante Suchthilfe von Caritas/Diakonie (vertreten durch Frau Hennemann,<br />

Frau Hocke und Frau Weise).<br />

Zeitweise bzw. anlassbezogen teilgenommen haben<br />

Streetwork@18, Evangelische Jugendhilfe Godesheim (vertreten durch Frau Koch-van<br />

der Velden und Herrn German) und<br />

das Amt für Soziales und Wohnen der Stadt <strong>Bonn</strong> (vertreten durch Frau Herrmann<br />

und Frau Holth<strong>aus</strong>en-Lommerzheim).<br />

Die Koordinierungsgruppe wurde durch die Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes<br />

für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V. geleitet.<br />

Die Zusammenarbeit in der Koordinierungsgruppe war geprägt durch<br />

Engagement und Respekt,<br />

Pragmatismus durch Bezug auf konkrete Lebenswirklichkeiten und<br />

Lösungsorientierung durch voneinander und miteinander lernen.<br />

Die Arbeit der Gruppe wurde geleitet durch den Anspruch, den betroffenen Menschen,<br />

die sich vormals überwiegend im <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch aufhielten, ein Leben in Würde zu<br />

ermöglichen und so zum sozialen Frieden in <strong>Bonn</strong> beizutragen.


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 4<br />

Der vorliegende Bericht ergänzt den ersten Evaluationsbericht der<br />

Koordinierungsgruppe, den diese <strong>dem</strong> Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Wohnen<br />

am 27.01.2009 vorlegte.<br />

Ausgangslage<br />

Seit <strong>dem</strong> 01.07.2008 gilt für den Bereich im und um das <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch ein<br />

Alkoholkonsumverbot. Grundlage hierfür ist die ordnungsbehördliche Verordnung über<br />

ein Alkoholkonsumverbot im Bereich des „<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Lochs“, die am 18.06.2008 vom<br />

<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Rat zunächst für zwei Jahre befristet beschlossen wurde. 1<br />

Hintergrund für den Erlass der ordnungsbehördlichen Verordnung war, dass sowohl die<br />

B-Ebene als auch der offene Teil des <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loches insbesondere von der Alkohol- und<br />

Drogenszene zum Aufenthalt genutzt wurde. Dabei fielen Alkohol konsumierende<br />

Personen durch ihr Verhalten besonders negativ auf. In zunehmen<strong>dem</strong> Maße kam es zu<br />

Belästigungen, sonstigen Ausschreitungen sowie Straftaten. Aufgrund der Ausführungen<br />

von Polizei und Stadtordnungsdienst war ein Anstieg von Delikten bzw. Einsatzanlässen,<br />

die erfahrungsgemäß mit <strong>dem</strong> Konsum von Alkohol einhergehen, in den Vorjahren<br />

festzustellen. Seit <strong>dem</strong> Inkrafttreten des neuen Ladenöffnungsgesetzes zum Ende des<br />

Jahres 2006 verschärfte sich die Situation, da nun der Verkauf von Alkoholika im <strong><strong>Bonn</strong>er</strong><br />

Loch auch in den Abendstunden möglich war. Seit<strong>dem</strong> war eine Zunahme<br />

alkoholbedingter Delikte wie Beleidigungen, Körperverletzungen, sexuelle Nötigungen,<br />

Diebstahl und Raub in den Abendstunden zu verzeichnen. Ferner war auch die Zahl der<br />

Platzverweise durch die Polizei von 3438 im Jahre 2006 auf 5564 im Jahre 2007<br />

gestiegen. Aufgrund der durch die Statistiken belegten Einsatzdaten wurde eine<br />

abstrakte Gefahrenlage im Sinne der §§ 25 ff OBG NRW bejaht. Der Erlass einer<br />

entsprechenden ordnungsbehördlichen Verordnung wurde daher als geboten und<br />

gerechtfertigt angesehen. 2<br />

Schon im Vorfeld des neuen Ladenöffnungsgesetzes wurde die Situation am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch<br />

problematisiert. Dies belegen verschiedene Anfragen der Fraktionen des <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Rates<br />

als auch die Einrichtung des Runden Tisches zum <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch durch die beiden großen<br />

Kirchen in <strong>Bonn</strong>.<br />

Das <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch war bis zur Einführung des Alkoholkonsumverbotes Aufenthaltsort für<br />

suchtkranke Frauen und Männer, deren Lebenssituation durch Desintegration geprägt<br />

ist. Auch wenn immer wieder von der Szene am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch die Rede war, muss davon<br />

1 Beschlussvorlage zum Erlass einer Ordnungsbehördlichen Verordnung über ein „Alkoholkonsumverbot<br />

im Bereich des <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loches“ (Drucksachennr. 0810683)<br />

2 ebenda


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 5<br />

<strong>aus</strong>gegangen werden, dass es sich um verschiedene Personengruppen handelte, die sich<br />

regelmäßig am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch aufhielten:<br />

alkoholabhängige Personen, die zumeist sozial <strong>aus</strong>gegrenzt, häufig wohnungslos oder<br />

von Wohnungslosigkeit bedroht sind,<br />

opiatabhängige Frauen und Männer, die an einer Substitutionsbehandlung<br />

teilnehmen, mit Beikonsum von Alkohol und anderen psychotropen Substanzen,<br />

Konsumentinnen und Konsumenten von Alkohol und illegalen Drogen,<br />

mit illegalen Drogen handelnde Personen, mit und ohne Abhängigkeit als auch<br />

jugendliche Suchtmittelabhängige<br />

Mittelwerte von Mehrfachschätzungen der Anlaufstelle GABI ergaben, dass sich<br />

nachmittags im Jahresdurchschnitt kontinuierlich bis zu 60 alkoholabhängige und 110<br />

hauptsächlich opiatabhängige Personen im <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch aufhielten.<br />

Zuletzt hatte sich der Umfang der offenen Drogenszene 3 nach Beobachtungen der Polizei<br />

vergrößert. Von der offenen Drogenszene am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch ging eine erhebliche<br />

Sogwirkung in das regionale Umfeld <strong>aus</strong>. 4 Gleichzeitig standen den drogenabhängigen<br />

Frauen und Männern <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Umland keine angemessenen Hilfen zur Verfügung. Die<br />

Verwaltung berichtete wie folgt: 5 „Das öffentliche Bild der Personen, die der so<br />

genannten Drogenszene zuzurechnen sind, wird maßgeblich durch einen hohen Anteil von<br />

Nicht-<strong><strong>Bonn</strong>er</strong>n bestimmt. Laut beigefügtem Polizeibericht (Anlage 2) liegt der Anteil der<br />

Personen <strong>aus</strong> der Drogenszene, die einen Wohnsitz in <strong>Bonn</strong> haben, lediglich bei ca. 47 %.<br />

Da ein Großteil dieser <strong><strong>Bonn</strong>er</strong>/innen in Maßnahmen der Suchtkrankenhilfe eingebunden<br />

ist, ist deren physische und psychische Verfassung im Vergleich zu den Auswärtigen<br />

beobachtbar besser, vor allem da sie keinen oder nur einen geringen Beikonsum<br />

aufweisen. Gerade die nicht versorgten Personen (Auswärtige) treten mit<br />

3 Als Drogenszene wird das Milieu bezeichnet, in <strong>dem</strong> sich Drogenabhängige netzartig organisieren, um<br />

gemeinsam illegale Drogen zu konsumieren oder damit zu handeln. Da einige Drogenabhängige ihre Sucht<br />

mit Straftaten und Prostitution finanzieren, wird die Drogenszene oft mit der so genannten<br />

„Beschaffungskriminalität“ in Verbindung gebracht. Es kann zur Entwicklung einer offenen Drogenszene<br />

kommen, bei der Handel und Konsum nicht mehr im Verborgenen, sondern in der Öffentlichkeit<br />

stattfinden.<br />

4 vgl. Stellungnahme des Polizeipräsidiums vom 11.01.2006 zur Großen Anfrage von Bündnis 90/GRÜNE<br />

im Ausschuss für Soziales, Migration, Gesundheit und Wohnen (Drucksachennr. 0513736)<br />

vgl. Suchtprävention/Suchtkrankenhilfe, Situation und Entwicklung der Hilfen für<br />

suchtmittelkonsumierende junge Menschen, Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheitsund<br />

Sozialbereich (Köln 2004, Eigenverlag im Auftrag der Stadt <strong>Bonn</strong>)<br />

5 vgl. Stellungnahme der Verwaltung (Drucksachennr. 0511667ST3) auf die Große Anfrage der <strong>CDU</strong> –<br />

Fraktion vom 01.06.2005


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 6<br />

konsumbedingten Verhaltensweisen (Injektion in der Öffentlichkeit, unsachgemäße<br />

Entsorgung gebrauchter Spritzen) sowie einem schlechten Allgemeinzustand negativ in<br />

der Öffentlichkeit in Erscheinung. Nicht zuletzt auch auf <strong>dem</strong> Hintergrund lebensrettender<br />

Maßnahmen gilt es, Lösungen in den Herkunftsgemeinden oder in <strong>Bonn</strong> für diesen<br />

Personenkreis zu finden.“<br />

Die Bindung der Drogenszene im Innenstadtbereich 6 setzt für diesen Personenkreis eine<br />

attraktive Gesamtsituation vor<strong>aus</strong>. Solange sich die Abhängigen nicht für einen Ausstieg<br />

<strong>aus</strong> der Sucht entschieden haben, bemisst sich die Attraktivität am Wunsch bzw. Zwang,<br />

die entsprechenden psychotropen Substanzen zu konsumieren und damit an der<br />

Verfügbarkeit der illegalen Drogen. Von einer in diesem Sinne attraktiven Situation geht<br />

wiederum eine Sogwirkung <strong>aus</strong>, die nicht an der Stadtgrenze halt macht.<br />

Für die drogenabhängigen Frauen und Männer <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Umland stehen in <strong>Bonn</strong> keine<br />

bedarfsgerechten psychosozialen Hilfen zur Verfügung, da die Stadt <strong>Bonn</strong> für diesen<br />

Personenkreis für Hilfen im Sinne des SGB II und des SGB XII örtlich nicht zuständig ist<br />

und einige Herkunftskommunen diese Unterstützung in erforderlichem Umfang und der<br />

entsprechenden Qualität nicht vorhalten. Mit der wachsenden offenen Drogenszene<br />

stieg auch die Anzahl der Substitutionsbehandlungen in <strong>Bonn</strong>, die von den<br />

opiatabhängigen Frauen und Männern als Selbstzahler finanziert wurden. Hiervon ging<br />

wiederum eine Sogwirkung <strong>aus</strong>. Mittlerweile gibt es in <strong>Bonn</strong> die meisten<br />

Substitutionsplätze pro Einwohner im Vergleich zu allen anderen Städten NRW. 7<br />

Alkoholabhängige Personen konnten am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch preiswerten Alkohol erwerben und<br />

konsumieren. Die Hinwendung zu Personen, die den Alkoholkonsum tolerieren bzw.<br />

selber abhängig sind, behindert die kritische Auseinandersetzung mit <strong>dem</strong> eigenen<br />

abhängigen Verhalten. Anlässe, welche die Auseinandersetzung mit der eigenen<br />

Suchterkrankung befördern könnten, als auch Selbsthilfemöglichkeiten zur Milderung<br />

und Überwindung der Suchterkrankung gehen verloren.<br />

Der Aufenthalt am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch ging für die Suchtkranken mit wesentlichen Risiken<br />

einher, die den Verlauf der Erkrankung i.d.R. negativ beeinflussen:<br />

Die hohe Verfügbarkeit von illegalen und legalen Drogen bildet die Grundlage für die<br />

Sogwirkung, die vom <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch auf Suchtkranke <strong>aus</strong>geht. Vor <strong>dem</strong> Hintergrund,<br />

dass Maßnahmen zur Angebotsreduzierung von Alkohol positive Wirkungen auf die<br />

Reduzierung der Konsummenge von Alkohol haben 8 , geht von einer hohen<br />

6 vgl. Stellungnahme der Verwaltung (Drucksachennr. 0511667ST3) auf die Große Anfrage der <strong>CDU</strong> –<br />

Fraktion vom 01.06.2005<br />

7 vgl. Anlage: offene Drogenszene und Substitution<br />

8 vgl. Feuerlein, Küfner, Soyka (1997): Alkoholismus – Missbrauch und Abhängigkeit, 5. Auflage, Stuttgart,<br />

Seite 350


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 7<br />

Verfügbarkeit von illegalen und legalen Drogen mit großer Wahrscheinlichkeit ein<br />

gesteigertes Risiko für die Suchtkranken <strong>aus</strong>.<br />

Im <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch galten die üblichen Mechanismen, Strukturen und Handlungsweisen<br />

der sozialen Kontrolle, die zu einer Reduzierung des Suchtmittelkonsums führen<br />

können, nicht.<br />

Körperliche Gewalt, sexueller und emotionaler Missbrauch als auch emotionale und<br />

körperliche Vernachlässigung beeinflussen die Entwicklung von Selbstvertrauen und<br />

Lebenszufriedenheit negativ. Dies hat wiederum negative Auswirkungen auf den<br />

Verlauf der Suchterkrankung.<br />

Der fehlende Zugang zur <strong>aus</strong>stiegs- und abstinenzorientierter Suchtkrankenhilfe mit<br />

bedarfsgerechten psychosozialen Hilfen für die <strong>aus</strong>wärtigen Personen verringert die<br />

Chancen auf Überwindung der Suchterkrankung.<br />

Insofern hatte die Situation am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch vermutlich erhebliche negative<br />

Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf der Suchtkranken, die sich dort aufhalten. Von<br />

den negativen Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf wiederum gehen erhebliche<br />

Gesundheitsgefahren für die Betroffenen selber <strong>aus</strong>.<br />

Zielsetzung<br />

Die Einführung des Alkoholkonsumverbotes hatte das Ziel, die Gefährdung der<br />

Öffentlichen Sicherheit und Ordnung am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch abzuwenden. Hierbei sollten die<br />

Betroffenen nicht in andere Bereiche der <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Innenstadt verdrängt werden. Daher<br />

wurden begleitende Maßnahmen durch die Sozialverwaltung gemeinsam mit den<br />

relevanten Sozialträgern entwickelt, die im Sinne der Ordnungs- und Sozialpartnerschaft<br />

das Ziel haben,<br />

die Lebenssituation der betroffenen Personenkreise (Wohnungslosen- und offene<br />

Drogenszene) zu verbessern und zu stabilisieren,<br />

in bedarfsgerechte Hilfen zu vermitteln,<br />

die öffentliche Sicherheit und das städtebauliche verkehrliche Umfeld zu verbessern.<br />

Dabei soll den unterschiedlichen Bedürfnissen<br />

Leben in Würde für den betroffenen Personenkreis,<br />

Sicherheit,<br />

Prävention,<br />

Zugang zu/Versorgung mit Hilfsangeboten,


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 8<br />

ansprechendes Erscheinungsbild<br />

Raum gegeben werden, ohne eines dieser Bedürfnisse <strong>aus</strong>zuschließen.<br />

Die Einführung des Alkoholkonsumverbotes ist auch ein Zeichen dafür, dass sich die Stadt<br />

<strong>Bonn</strong> dazu entschlossen hat, eine Alternative zur Konzentration von Suchtkranken am<br />

Hauptbahnhof umzusetzen. Die Alternative für diesen Personenkreis setzt auf Teilhabe.<br />

Grundlage dabei ist die Integration von ordnungsbehördlichen, polizeilichen und sozialen<br />

Zielen als auch die trägerübergreifende und fachübergreifende Vernetzung und<br />

Koordination.<br />

Maßnahmenbündel<br />

Auch wenn der Anlass dieses Berichtes das Alkoholkonsumverbot ist, gilt es doch, das<br />

gesamte Maßnahmenbündel zu betrachten, das die Veränderungen im Zusammenhang<br />

mit <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch im Sommer 2008 beschreibt.<br />

Im Mai 2008 zog die Wache GABI in den Mittelpunkt des <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Lochs. Bereits kurz<br />

vor Einführung des Alkoholverbotes verließ die gesamte Szene nach <strong>dem</strong> Bezug der<br />

neuen Räume die B-Ebene. Insbesondere der Bereich der Rolltreppen stellte sich bis<br />

dato als Engstelle beim Passieren des <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Lochs her<strong>aus</strong>. Passanten mussten<br />

mitten durch die Szene hindurch, welche die Zu- und Abgänge zustellte. Zahlreiche<br />

Platzverweise waren täglich erforderlich, um den Bereich passierbar zu machen.<br />

Für die Bereiche der B-Ebene, den offenen Bereich des <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loches, die<br />

Maximilianstraße als auch für Teilbereiche der Straßen Poststraße und Am<br />

Hauptbahnhof rund um die Südüberbauung sowie für den Parkplatz Ecke Am<br />

Hauptbahnhof/Thomas-Mann-Straße wurde im <strong>Wege</strong> einer ordnungsbehördlichen<br />

Verordnung ein Alkoholkonsumverbot erlassen.<br />

Das Alkoholkonsumverbot wurde unter Federführung der Stadt <strong>Bonn</strong> geordnet im<br />

Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit kommuniziert.<br />

Die niedrigschwelligen Hilfen wurden durch die Verstärkung und den Ausbau von<br />

Straßensozialarbeit an der Nahtstelle von Wohnungslosenhilfe und Suchtkrankenhilfe<br />

als auch durch die Ausweitung der Aufenthaltsangebote im Kontaktcafé des VfG und<br />

an der City-Station der Caritas <strong>aus</strong>geweitet.<br />

Ein zentrales Beschwer<strong>dem</strong>anagement zum Alkoholkonsumverbot unter der Nutzung<br />

der bereits bestehenden Hotline „Ordnungstelefon“ (0228/ 77 3333) wurde für alle<br />

Bürgerinnen und Bürger eingerichtet. Die Straßensozialarbeit wurde zur Bearbeitung<br />

der Beschwerden unter Koordination der Wohnungslosenhilfe der Caritas<br />

einbezogen.


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 9<br />

Die Umsetzung der Maßnahmen und eine Beurteilung der Situation wurden<br />

fortlaufend durch die Koordinierungsgruppe vorgenommen. An der<br />

Koordinierungsgruppe sind die Akteure beteiligt, die unmittelbar für die<br />

Durchführung der Maßnahmen verantwortlich sind.<br />

Die Sozialverwaltung wurde regelmäßig durch die Wohnungslosenhilfe der Caritas<br />

über den Sachstand informiert.<br />

Der Aufenthaltsort ZOB/Rondell erwies sich auf Grund der baulichen<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen als unübersichtlich für das Erkennen von Straftaten. Das<br />

polizeiliche/ordnungsbehördliche Einschreiten war durch fehlenden Aktionsraum<br />

erschwert. Bei Zwangsanwendungen kam es zu Verletzungen, da die Einschreitenden<br />

und der Adressat polizeilicher Maßnahmen in die umher stehenden Fahrräder fielen.<br />

Die Schließfächer wurden als Suchtmitteldepot verwendet. Die eingeschränkte<br />

Ausleuchtung schaffte eine diffuse Atmosphäre bei Dunkelheit. Im Zuge<br />

gemeinsamer Besprechungen mit allen Beteiligten konnte die Situation in jeder<br />

Hinsicht deutlich verbessert werden. Die Schließfächer wurden entfernt, die<br />

Beleuchtung verbessert, die Fahrradabstellmöglichkeiten verlagert. Damit ist eine<br />

deutlich verbesserte Gesamtsituation für diese Örtlichkeit hergestellt worden.<br />

Die Qualität der Substitutionsbehandlung einiger Schwerpunktpraxen in <strong>Bonn</strong> wurde<br />

durch die Koordinierungsgruppe problematisiert. Die Koordinierungsgruppe stellte<br />

fest, dass die Verelendung in der Szene in erheblichem Umfang mit der Qualität in<br />

der Substitutionsbehandlung in <strong>Bonn</strong> korreliert, es in <strong>Bonn</strong> pro Einwohner mehr<br />

Substitutionsplätze gibt als in jeder anderen Stadt in NRW 9 , viele Substituierte von<br />

außerhalb kommen und dass es fragwürdig ist, ob die notwendige psychosoziale<br />

Betreuung vor allem bei den sogenannten Selbstzahlern in erforderlichem Umfang<br />

stattfindet.<br />

Ergebnisse<br />

Entwicklung der Szene 10<br />

Szenetreffpunkte am Hauptbahnhof<br />

Rondell /ZOB:<br />

Hier halten sich regelmäßig und witterungsunabhängig 40-70 Personen auf. Diese<br />

Personen sind in der Regel Opiatabhängige, die substituiert werden und Beikonsum in<br />

Form von Alkohol, Benzodiazepin und Originalstoff haben. Die Suchtkranken sind zumeist<br />

9 vgl. Anlage: offenen Drogenszene und Substitution<br />

10 Als Szene werden die Gruppen bezeichnet, die zeitweise im Zusammenhang mit Alkoholkonsum durch<br />

störendes Verhalten in der Öffentlichkeit auffallen.


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 10<br />

Patientinnen und Patienten der umliegenden großen Substitutionspraxen. Alkohol wird<br />

nach wie vor in Form von Billigbier an den Kiosken erworben, die in der B-Ebene<br />

(Maximilianpassage) innerhalb der Alkoholkonsumverbotszone liegen.<br />

Dieser Aufenthaltsort ist <strong>aus</strong> mehreren Aspekten an dieser Stelle entstanden:<br />

Die Suchtkranken haben von dort <strong>aus</strong> kurze <strong>Wege</strong> zu den umliegenden<br />

Schwerpunktpraxen zwecks Substitutionsbehandlung.<br />

Suchtkranke Personen müssen diesen Punkt bei Nutzung des ÖPNV zwingend<br />

passieren.<br />

Es eröffnen sich hier für die opiatabhängigen Frauen und Männer die szenetypischen<br />

Netzwerkkontaktmöglichkeiten, die für den Erwerb von Benzodiazepin und Heroin<br />

erforderlich sind. Zu<strong>dem</strong> finden hier die sozialen Kontakte innerhalb der Gruppe der<br />

Opiatabhängigen statt.<br />

An diesem Ort zeigt sich zu<strong>dem</strong> das Grenzphänomen von Alkoholverbotszonen. Der<br />

Konsum ist an diesem grenznahen Ort grundsätzlich legal, der Erwerb von Billigbier<br />

weiterhin möglich.<br />

Die Kontaktaufnahme zu den Personen am Aufgang von U-Bahn zum ZOB war<br />

unmittelbar nach Einführung des Alkoholkonsumverbotes schwierig. Sie fielen durch<br />

teilweise erheblichen Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit, durch soziale Verelendung<br />

und körperlichen Verfall auf. Die opiatabhängigen Frauen und Männer reagierten auf<br />

Interventionen der Anlaufstelle GABI oder der Straßensozialarbeit teilweise angespannt<br />

und gereizt; zum Teil sogar aggressiv. 2009 hat sich die Situation dort entspannt. Das<br />

Platzangebot für die Betroffenen ist mit <strong>dem</strong> Abbau von Schließfächern und<br />

Fahrradständern gewachsen. Gleichzeitig verhalten sich die Personen weniger störend<br />

und fallen weniger durch soziale Verelendung und körperlichen Verfall auf. Die<br />

Kontaktaufnahme zur Szene ist mittlerweile gelungen.<br />

SWB-Zentrale Thomas-Mann-Str.<br />

Hier halten sich bei gutem Wetter bis zu 20 Personen auf. Im Winter ist dieser Ort auf<br />

Grund der örtlichen Gegebenheiten (kein Wetterschutz) verwaist. Einige der sich dort<br />

üblicherweise aufhaltenden Personen begeben sich im Winter in den U-Bahnzugang und<br />

halten sich in der ersten unterirdischen Ebene auf.<br />

Der Aufenthaltsort wird bei gutem Wetter von alkoholabhängigen Personen ebenso<br />

aufgesucht wie von Opiatabhängigen, die substituiert werden. Seine Entstehung<br />

begründet sich zum einen mit der Grenzsituation zur Alkoholkonsumverbotszone und<br />

der Verfügbarkeit von Billigbier an den Kiosken in der B-Ebene des <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Lochs. Zu<strong>dem</strong><br />

liegt dieser Ort auf <strong>dem</strong> Laufweg vom <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch zum Prälat-Schleich-H<strong>aus</strong> und der<br />

City-Station. Hier gibt es <strong>aus</strong> Versorgungsgründen viele Pendlerbewegungen.


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 11<br />

Die Verweildauer der Personen an der Thomas-Mann-Straße ist eher kurz. Die Szene dort<br />

verhält sich geordnet und hinterlässt den Platz sauber.<br />

ZOB/Kaiserplatz<br />

Während sich an den zuvor genannten Örtlichkeiten überwiegend Opiatabhängige<br />

aufhalten, werden der ZOB und der Kaiserplatz bei gutem Wetter eher von rein<br />

alkoholabhängigen Personen aufgesucht. Deren Zahl liegt dann bei maximal zehn bis<br />

zwölf Personen. Der Kiosk auf <strong>dem</strong> ZOB und die Kioske in der Maximilianpassage dienen<br />

als Erwerbsquelle für Billigbier. Die Haltestellenbänke am Kiosk ZOB und die Bänke am<br />

unteren Brunnen des Kaiserplatzes werden von diesen Personen als Sitzgelegenheit<br />

genutzt. Z.T. sind dies Bewohner des Wohnh<strong>aus</strong>es in der Kaiserstraße 7.<br />

Insgesamt hat sich die Szene am Hauptbahnhof, die im Zusammenhang mit stören<strong>dem</strong><br />

Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit auffällt, halbiert.<br />

Die Szenetreffpunkte liegen an der Grenze der Alkoholkonsumverbotszone. Eine<br />

Ausdehnung der Verbotszone würde diese Grenzsituationen in die Gebiete mit<br />

Einzelhandel, Wohn- und Bürobebauung verlagern. Dies würde erhebliche soziale<br />

Probleme nach sich ziehen. Gleichzeitig wäre die Verbotszone wegen der größeren<br />

räumlichen Ausdehnung schwieriger zu kontrollieren.<br />

Weitere Szenetreffpunkte<br />

Ecke Kölnstr. /Am Johanneskreuz<br />

Ein Problemschwerpunkt entwickelte sich Anfang 2009 an der Ecke Kölnstr./Am<br />

Johanneskreuz. Hier wuchs die Szene ab <strong>dem</strong> Frühjahr teilweise auf über 50 Personen<br />

an. Sie versorgten sich am naheliegenden Kiosk mit Billigbier. Es handelte sich<br />

überwiegend um opiatabhängige Frauen und Männer, die durch Suchtmittelintoxikation<br />

und Verelendung auffielen. Problematisch war der Aufenthaltsort insbesondere auch<br />

deshalb, weil hier ein Wohngebiet mit den normalen Anwohnerbedürfnissen massiv<br />

betroffen war. Es kam deshalb zur Gründung einer Bürgerinitiative und in der Folge zur<br />

Einbindung von Politik, Verwaltung und Caritas bei der Problemlösung. Ziel der Initiative<br />

ist es, den öffentlichen Raum für die Anwohnerinteressen zurück zu gewinnen. Mit<br />

erheblichem Einsatz von Stadtordnungsdienst, Polizei und Straßensozialarbeit konnte<br />

eine ansatzweise sozialverträgliche Situation sichergestellt werden.<br />

Die Situation änderte sich maßgeblich, als ein in der Nähe praktizierender<br />

Suchtmediziner seine Substitutionspraxis aufgab und an den Hauptbahnhof umzog.<br />

Fortan sank die Zahl der sich dort aufhaltenden Personen auf deutlich unter zehn ab. Die<br />

Situation an der Ecke Kölnstr. /Am Johanneskreuz ist nun wieder vergleichbar mit den<br />

Gegebenheiten, wie sie seit Jahren bekannt sind und weitestgehend akzeptiert werden.<br />

Die Anzahl der Personen, die sich an der SWB-Zentrale Thomas-Mann-Str. aufhalten,<br />

nahm <strong>dem</strong>gegenüber zu.


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 12<br />

Weiherstraße / Stadth<strong>aus</strong><br />

Dieser Aufenthaltsort wird bei gutem Wetter von sieben bis 15 Personen genutzt. Diese<br />

halten sich vormittags im Bereich von Sitzgelegenheiten an den Treppenaufgängen zum<br />

Stadth<strong>aus</strong> auf. Die Motivation von Szenemitgliedern, sich hier aufzuhalten, liegt allein in<br />

einer in der Weiherstraße angesiedelten Schwerpunktpraxis zur Substitution<br />

opiatabhängiger Personen.<br />

Insofern ergibt sich eine Parallele zum Szenetreffpunkt Ecke Kölnstraße /Am<br />

Johanneskreuz. Jedoch ist hier das Beschwerdeaufkommen deutlich geringer, da der Ort<br />

offensichtlich sozial verträglicher, die Szene kleiner und die Verweildauer kürzer ist. Auch<br />

sind durch die direkte Nähe zum Stadth<strong>aus</strong> weniger Wohneinheiten unmittelbar<br />

betroffen.<br />

Zusammensetzung der offenen Drogenszene<br />

Im Zusammenwirken mit der verbesserten sozialarbeiterischen Situation und durch die<br />

Szenesteuerung konnte eine optisch klar erkennbare Verringerung der körperlichen<br />

Verelendung in der offenen Drogenszene festgestellt werden.<br />

Die Größe der offenen Drogenszene hat sich auf gleich bleiben<strong>dem</strong> Niveau stabilisiert.<br />

Das Anwachsen der offenen Drogenszene ist gestoppt. Der für die Bürger sichtbare Anteil<br />

der offenen Drogenszene ist mit der Einführung des Alkoholkonsumverbots erkennbar<br />

gesunken. Der Anteil der <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Wohnbevölkerung an der offenen Drogenszene nimmt<br />

zu. Der Anteil <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Rhein-Sieg-Kreis und <strong>dem</strong> angrenzenden Rheinland-Pfalz ging<br />

zuletzt leicht zurück. Die einzige Zunahme stammt <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Rhein-Erft-Kreis. Diese ist<br />

jedoch insgesamt als minimal zu bezeichnen. 11<br />

Teilhabe<br />

Die Maßnahmen verfolgen das Ziel, ein menschenwürdiges Dasein und Teilhabe für die<br />

betroffenen Personenkreise zu ermöglichen. Diese Zielsetzung wurde mit drei<br />

Handlungsansätzen verfolgt:<br />

aktives Nachgehen bei sozialen Problemen zwischen Szene und übriger Bevölkerung,<br />

Stärkung der niedrigschwelligen Zugänge in die Hilfesysteme,<br />

Anpassung der weiterführenden Hilfen auf die veränderte Situation.<br />

Aktives Nachgehen bei sozialen Problemen<br />

Nach Einführung des Alkoholkonsumverbotes war die <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Bevölkerung sensibilisiert.<br />

Im Juli und August gab es diverse Leserbriefe in der lokalen Presse. Der Tenor dieser<br />

11 vgl. Anlage: offenen Drogenszene und Substitution


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 13<br />

Briefe als auch die Rückmeldungen im Rahmen des Beschwer<strong>dem</strong>anagements waren<br />

kritisch besorgt bis z.T., was die Szene anbetrifft, aggressiv ablehnend und entwertend.<br />

Es gingen zahlreiche Beschwerden ein. Die Beschwerden wurden gemeinsam durch den<br />

Stadtordnungsdienst, der Anlaufstelle GABI als auch von der Straßensozialarbeit<br />

bearbeitet. Die Beschwerdeführer waren in der Regel positiv überrascht, dass ihren<br />

Beschwerden zeitnah nachgegangen wurde und dass sie über den Verlauf und die<br />

Ergebnisse, wenn erwünscht, informiert wurden. Auch sind die Beschwerdeführer<br />

beruhigt, wenn sie erfahren, dass die Anlaufstelle GABI weiterhin für den Bereich rund<br />

um den Hauptbahnhof einschließlich ZOB und Kaiserplatz tätig ist.<br />

2008 lag der Beschwerdeschwerpunkt noch am Hauptbahnhof. 2009 ging die Anzahl der<br />

Beschwerden, die sich auf das Gebiet am Hauptbahnhof bezogen, deutlich zurück,<br />

während sich der Beschwerdeschwerpunkt an der Ecke Kölnstraße/Am Johanneskreuz<br />

entwickelte. Dort wiederum gingen die Beschwerden nach <strong>dem</strong> Umzug der dortigen<br />

Substitutionspraxis deutlich zurück.<br />

Zielsetzung der Straßensozialarbeit war es in diesem Zusammenhang, die Beschwerden<br />

aufzunehmen, sich ein Bild von der Situation zu machen, auf die Szene dahingehend<br />

einzuwirken, sich akzeptabler zu verhalten, konkrete Unterstützung anzubieten bzw. zu<br />

leisten, auf die bestehenden Hilfen hinzuweisen bzw. dorthin zu vermitteln und den/die<br />

Beschwerdeführer(in) über die Maßnahmen, Möglichkeiten und Grenzen zu informieren.<br />

Dabei wurde die Straßensozialarbeit da, wo es geboten war, gemeinsam von<br />

Wohnungslosenhilfe und Suchtkrankenhilfe auch trägerübergreifend geleistet.<br />

Mittlerweile wendet sich die Bevölkerung weniger als Beschwerdeführer an das<br />

Beschwerdetelefon sondern eher dann, wenn sie sich konkrete Sorgen um obdachlose<br />

Frauen und Männer machen. Dies hat dazu beigetragen, dass sich die Anlässe für die<br />

Straßensozialarbeit tätig zu werden, inzwischen eher <strong>aus</strong> der Sorge der Bevölkerung<br />

ergeben und sich auf das gesamte Stadtgebiet beziehen. Hierdurch gewinnen die<br />

Hilfesysteme Kontakt zu Personen, die vereinzelt im <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Stadtgebiet in<br />

Ersatzunterkünften bzw. obdachlos leben und die z.T. psychisch krank sind. Zielsetzung<br />

ist hier<br />

zunächst zu überprüfen, ob der/die Betroffene, sofern er keine sofortige Hilfe<br />

annehmen will, in der Lage ist, die besonderen Anforderungen, die sich <strong>aus</strong> den<br />

Lebensverhältnissen ergeben, zu bewältigen,<br />

ggf. erforderliche Hilfen nach <strong>dem</strong> PsychKG einzuleiten bzw. eine gesetzliche<br />

Betreuung anzuregen<br />

das Überleben durch lebenspraktische Hilfen zu erleichtern, Beziehung aufzubauen<br />

und auf die möglichen Hilfen hinzuweisen,


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 14<br />

ggf. Krankheitseinsicht und Behandlungsbereitschaft zu fördern und in die<br />

weiterführenden Hilfesysteme zu begleiten.<br />

Es werden komplexe Bedarfslagen deutlich, in denen unterschiedlichste Akteure<br />

(insbesondere Sozialpsychiatrischer Dienst, LVR – Klinik, Ordnungsamt/Polizei,<br />

Betreuungsstelle, Angehörige) unter Federführung der Straßensozialarbeit miteinander<br />

zielgerichtet kooperieren. Seit August 2009 wurden so 11 Personen über PsychKG bzw.<br />

über eine gesetzliche Betreuung in eine psychiatrische Krankenh<strong>aus</strong>behandlung<br />

eingewiesen.<br />

Stärkung der niedrigschwelligen Zugänge in die Hilfesysteme<br />

Einerseits konnten im Rahmen von Straßensozialarbeit die Zugangsmöglichkeiten in die<br />

Hilfesysteme verbessert werden, anderseits wurden die alternativen<br />

Aufenthaltsmöglichkeiten zum <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch (Kontaktcafe des VfG und City-Station der<br />

Caritas) von den Betroffenen stärker angenommen. 12 Hierdurch entsteht die<br />

Gelegenheit, auf den Suchtmittelkonsum einzuwirken und zur Inanspruchnahme<br />

weiterführender Hilfen zu motivieren.<br />

An den Schnittstellen zwischen niedrigschwelligen Zugängen und den weiterführenden<br />

Hilfen gelang die Vermittlung, was sich z.B. an der verstärkten Inanspruchnahme der<br />

Fachberatung der Wohnungslosenhilfe als auch in der verstärkten Auslastung der<br />

Wohnhilfeangebote 13 zeigt.<br />

Durch die verstärkte Inanspruchnahme der weiterführenden Hilfen verbessern sich die<br />

Chancen auf Teilhabe für die Betroffenen nachhaltig. Über 50 % der Bewohner der<br />

stationären Hilfen nach §§ 67 ff SGB XII beenden die Hilfe erfolgreich, in<strong>dem</strong> sie in eine<br />

geordnete Wohnsituation oder in eine bedarfsgerechte weiterführende Hilfe wechseln.<br />

Im Zuge der verstärkten Kooperation von Begleiten<strong>dem</strong> Dienst/Psychosoziale Betreuung<br />

der ASH von Caritas/Diakonie und der Wohnungslosenhilfe konnten neue<br />

niedrigschwellige Zugänge zur Suchtkrankenhilfe initiiert werden. Mit diesen<br />

verbesserten Vernetzungsstrukturen wurden schwerstabhängige Frauen und Männer in<br />

ein verbindliches Hilfeangebot der Suchtkrankenhilfe vermittelt, die ohne diese<br />

Strukturen eher ohne nachhaltig wirksame Betreuung bleiben.<br />

Anpassung der weiterführenden Hilfen in der Wohnungslosenhilfe der Caritas<br />

Im Zusammenhang mit den neuen Nutzergruppen, <strong>dem</strong> Anstieg der Anzahl der<br />

Nutzerinnen und Nutzer im Hilfesystem und den neuen Zielsetzungen mussten weitere<br />

strukturelle Veränderungen im Hilfesystem durchgeführt werden, die nicht von den<br />

sozialen Begleitmaßnahmen im Zusammenhang mit der Einführung des<br />

Alkoholkonsumverbotes erfasst wurden. Dabei galt es auch zu verhindern, dass es<br />

12 vgl. Anlage: Inanspruchnahme der niedrigschwelligen Hilfen<br />

13 vgl. Anlage: Inanspruchnahme der weiterführenden Hilfen


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 15<br />

innerhalb des Hilfesystems zu Verdrängungseffekten kommt und bisherige Nutzer der<br />

Einrichtungen sich in den Einrichtungen nicht mehr aufgehoben fühlen. Insbesondere<br />

folgende Maßnahmen wurden durchgeführt:<br />

Umbau der Pforte im Prälat-Schleich-H<strong>aus</strong> mit <strong>dem</strong> Ziel, eine übersichtlichere<br />

Situation zu gestalten, die Sicherheit für die Pfortenmitarbeiter zu erhöhen und einen<br />

wertschätzenderen Empfang zu gewährleisten.<br />

Präsenz von Fachpersonal an den Wochenenden in der City-Station und Einführung<br />

einer Rufbereitschaft, so dass bei Bedarf 24 Stunden am Tag eine Fachkraft zur<br />

Verfügung steht.<br />

Wohnh<strong>aus</strong> Kaiserstraße 7: Verbesserung der h<strong>aus</strong>wirtschaftlichen Betreuung und<br />

Konzeptentwicklung mit der Zielsetzung, den Alkoholkonsum der Bewohner zu<br />

reduzieren.<br />

Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zur Finanzierung des Mahlzeitendienstes in der City-<br />

Station.<br />

Neuorganisation der Ambulanten Dienste der Wohnungslosenhilfe und Abschluss<br />

einer entsprechenden Leistungsvereinbarung.<br />

Schaffung von niedrigschwelligen Möglichkeiten zur Mitarbeit im Grünflächenbereich<br />

an der City-Station.<br />

Anpassung der weiterführenden Hilfen in der Suchtkrankenhilfe<br />

Im Februar 2009 musste eine große Substitutionspraxis in <strong>Bonn</strong> den Betrieb<br />

vorübergehend einstellen. Im Zuge dieses Geschehens wurden 280 der ca. 400 Patienten<br />

im Rahmen der Krisenbewältigung in der LVR-Klinik notsubstituiert. Aus diesem Vorgang<br />

und der nachfolgenden Betrachtungen konnten Erkenntnisse über die<br />

Substitutionssituation im Stadtgebiet gewonnen werden, die Einfluss auf die<br />

Einschätzung der Gesamtsituation auch in Bezug auf den Alkoholgebrauch in der offenen<br />

Drogenszene hatten.<br />

Für die Substitutionsbehandlung gelten eine Reihe gesetzlicher und kassenrechtlicher<br />

Vorschriften. Das Prinzip der Behandlung basiert darauf, dass der illegale und gefährliche<br />

Heroinkonsum 14 durch die ärztlich verordnete Einnahme eines Opioides abgelöst wird.<br />

Dieses wird regelmäßig und in oraler Form eingenommen. Es kann kontrollierter<br />

verabreicht werden, beseitigt den inneren Zwang zum Heroinkonsum und hat dabei<br />

weniger starke psychotrope Wirkungen. Zur Verfügung stehen derzeit in Deutschland die<br />

Substanzen L-Methadon, Methadon und Buprenorphin. Ohne psychosoziale Betreuung<br />

14 Heroinabhängigkeit geht häufig einher mit einem Wechsel von Intoxikationen und Entzugskrisen. Im<br />

Zusammenhang mit <strong>dem</strong> starken Wunsch bzw. Zwang Heroin zu konsumieren und der eingeschränkten<br />

Verfügbarkeit der Substanz entsteht ein erheblicher Beschaffungsdruck.


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 16<br />

ergeben sich für die Patientinnen und Patienten in der Regel jedoch keine Chancen auf<br />

Teilhabe im gesundheitlichen, beruflichen und sozialen Bereich. Dem Verlust der<br />

psychotropen Wirkung des Heroins 15 ohne eine existenzsichernde Basisversorgung, ohne<br />

neue Lebensperspektiven und ohne den Erwerb zusätzlicher Kompetenzen zur<br />

Lebensbewältigung wird dann in der Regel mit Beikonsum begegnet. D.h., neben der<br />

verordneten Substanz werden weitere Substanzen konsumiert, um die erwünschte<br />

psychotrope Wirkung zu erzielen. Als Beikonsum werden insbesondere Alkohol,<br />

Benzodiazepine, Cannabis, Heroin, Kokain, aber auch Amphetamine konsumiert.<br />

Dem Beikonsum muss mit einem konsequenten <strong>aus</strong>stiegs- und abstinenzorientiertem<br />

Behandlungs- und Betreuungssetting begegnet werden. Der Gebrauch von Alkohol und<br />

Benzodiazepin wird allerdings von einigen niedergelassenen Ärzten in der Substitution<br />

scheinbar oftmals als hinzunehmender Beikonsum angesehen, der die Substitution<br />

grundsätzlich nicht gefährdet.<br />

Zahlreiche mittellose Suchtkranke werden von einigen niedergelassenen Ärzten<br />

dauerhaft als Privatpatienten substituiert und finanzieren diese Behandlung<br />

möglicherweise durch indirekte Beschaffungskriminalität. Eine auf Teilhabe<br />

<strong>aus</strong>gerichtete Hilfe kann unter solchen Bedingungen nicht stattfinden. Insofern stellt sich<br />

die Frage, welches Ziel ein solcher Behandlungsansatz haben kann.<br />

Polizeiliche Kontrollen der offenen Drogenszene führen regelmäßig zu der Erkenntnis,<br />

dass zahlreiche suchtkranke Personen substituiert werden und gleichzeitig Beikonsum<br />

haben. Aus <strong>dem</strong> Beikonsum von Alkohol, Benzodiazepin und Heroin ergeben sich für die<br />

substituierten Opiatabhängigen massive Gesundheitsgefahren. Deshalb wird das zur<br />

Abwehr von Gesundheitsgefahren originär zuständige Gesundheitsamt über diese<br />

polizeilichen Feststellungen informiert. Die polizeilich verfassten Beikonsummeldungen<br />

werden vom Gesundheitsamt geprüft/bewertet und in der Regel danach <strong>dem</strong><br />

substituierenden Arzt zur Kenntnis gebracht. Damit werden <strong>dem</strong> Arzt wichtige<br />

Erkenntnisse übermittelt, die dieser in eigener suchtmedizinischer Verantwortlichkeit in<br />

die Therapie einfließen lassen kann, um die Gesundheitsgefahren durch Beikonsum für<br />

den Suchtkranken zu reduzieren. 16<br />

Durch diese polizeilichen Maßnahmen wird ein operativer Beitrag zur Verbesserung der<br />

Substitution geleistet, der mittelfristig den Umfang des Beikonsums zu senken vermag,<br />

aber auch Einfluss auf das Konsumverhalten nimmt. Diese Maßnahmen beeinflussen<br />

15 Heroin wirkt beruhigend, entspannend, schmerzlösend, bewusstseinsmindernd und euphorisierend.<br />

Heroin dämpft die geistige Aktivität. Negative Empfindungen wie Angst, Unlust und Leere werden<br />

beseitigt. Alltägliche Probleme, Konflikte und Belastungen werden nicht mehr als solche wahrgenommen.<br />

Der Konsument fühlt sich schon kurz nach der Einnahme glücklich und zufrieden.<br />

16 Das Gesundheitsamt besitzt zu<strong>dem</strong> die originäre Zuständigkeit zur Durchführung der Kontrollen von<br />

Substitutionspraxen und Ambulanzen.


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 17<br />

somit auch strukturell die Motive für den öffentlichen Alkoholkonsum der offenen<br />

Drogenszene.<br />

Der Prozess zur Verbesserung der Qualität in der Substitutionsbehandlung ist in Gang<br />

gekommen. Im Rahmen des Versorgungsengpasses nach der Schließung der<br />

Substitutionspraxis im Frühjahr 2009 wurden im Rhein-Sieg-Kreis 30 und im Landkreis<br />

Ahrweiler 40 krankenkassenfinanzierte Substitutionsbehandlungsplätze eingerichtet.<br />

Während der Rhein-Sieg-Kreis und auch andere Kommunen kurzfristig in der Lage waren,<br />

die psychosoziale Betreuung zu sichern, so hat die neue Konstellation im Landkreis<br />

Ahrweiler zumindest dazu geführt, dass die Problemstellung der psychosozialen<br />

Betreuung auf Initiative des dortigen Caritasverbandes im politischen Raum diskutiert<br />

wurde (im nicht öffentlichen Teil der Sitzung vom 12.11.2009 des Jugendhilfe<strong>aus</strong>schusses<br />

des Landkreises Ahrweiler).<br />

Neben den ersten Verbesserungen in der Substitutionsbehandlung wurden die<br />

Möglichkeiten zur Betreuung im Rahmen des Begleitenden Dienstes <strong>aus</strong>geweitet.<br />

Gleichzeitig wurde bedarfsorientiert das Angebot der psychosozialen Betreuung<br />

weiterentwickelt. Der Zugang zu diesen Hilfen wird durch die enge Zusammenarbeit,<br />

Kooperation und Vernetzung zwischen der Straßensozialarbeit und der Ambulanten<br />

Suchthilfe Caritas/Diakonie auch in Form von gemeinsamer aufsuchender Tätigkeit<br />

sichergestellt. Gleichzeitig ist die Ambulante Suchthilfe von Caritas/Diakonie regelmäßig<br />

im AK – Streetwork, der Unterarbeitsgruppe der Koordinierungsgruppe vertreten.<br />

Die psychosoziale Betreuung findet nicht nur in der Beratungsstelle statt. Vielmehr findet<br />

die Hilfe innerhalb eines mit <strong>dem</strong> Klienten/der Klientin vereinbarten Regelwerkes auch<br />

aufsuchend statt und bezieht Elemente lebenspraktischer Unterstützung ein. Dabei<br />

sichert die träger- und fachbereichsübergreifende Vernetzung, dass der Kontakt zum<br />

Klienten/zur Klientin gehalten wird, auch wenn noch keine stabile helfende Beziehung<br />

gewachsen ist.<br />

Weiterhin wird die Ambulante Suchthilfe von Caritas/Diakonie<br />

Informationsveranstaltungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Anlaufstelle<br />

GABI zum Thema Alkoholabhängigkeit durchführen.<br />

In Bornheim wurde durch den Caritasverband Rhein-Sieg eine niedrigschwellige<br />

Anlaufstelle für suchtkranke Menschen eingerichtet.<br />

Öffentliche Sicherheit und Ordnung<br />

Die Umsetzung des Alkoholkonsumverbotes erfolgte überraschend unspektakulär. Dies<br />

war so nicht erwartet worden.<br />

Es wurde ein dreistufiges Modell entwickelt und praktiziert. Dies bestand in der ersten<br />

Phase in einer umfassenden Informationskampagne (z.B. Infoflyer, Berichte in der<br />

lokalen Presse, gezielte Ansprache von alkoholkonsumierenden Personen). Die zweite


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 18<br />

Phase der Umsetzung begann mit <strong>dem</strong> Tag des Inkrafttretens. Der Konsum von Alkohol<br />

wurde konsequent untersagt. Nach einer Übergangszeit von einem Monat wurden bei<br />

festgestellten Verstößen zusätzlich Anzeigen erstattet und entsprechende<br />

Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Dieses abgestufte Verfahren zur Einführung<br />

des Alkoholkonsumverbotes hat sich bewährt.<br />

Von August 2008 bis Februar 2010 wurden 1.024 Personen über das<br />

Alkoholkonsumverbot belehrt. 17 Bußgeldverfahren wurden in 615 Fällen eingeleitet.<br />

Dabei ist noch anzumerken, dass Bußgeldverfahren nur bei vorsätzlicher<br />

Zuwiderhandlung, d.h. nach entsprechender Belehrung, durchgeführt werden. Die<br />

Anzahl der Anzeigen zur Durchsetzung des Alkoholkonsumverbotes ist rückläufig.<br />

Gleichzeitig werden zwischen der Stadt <strong>Bonn</strong> und den Betroffenen Lösungen gefunden,<br />

so mit den verhängten Bußgeldern umzugehen, dass sich die Chancen auf Teilhabe für<br />

die Betroffenen nicht verringern. Maßnahmen sind hier z.B. die Stundung des Bußgeldes<br />

oder die Vereinbarung einer Ratenzahlung. Eine Erzwingungshaft war vor diesem<br />

Hintergrund im Zusammenhang mit <strong>dem</strong> Alkoholkonsumverbot bis jetzt noch nicht<br />

erforderlich.<br />

Seit Mitte 2008 ist die Anzahl der drogen- und alkoholabhängigen Frauen und Männer,<br />

die sich am Hauptbahnhof aufhalten und von denen eine Störung der öffentlichen<br />

Sicherheit oder Ordnung <strong>aus</strong>geht, deutlich zurückgegangen. Beschwerden <strong>aus</strong> diesen<br />

Bereichen liegen seit 2009 nur in sehr geringer Zahl vor.<br />

Vermutlich sinkt weniger die Anzahl der suchtkranken Personen, die sich innerhalb eines<br />

Zeitraumes am Hauptbahnhof aufhalten, sondern vielmehr deren Aufenthaltszeiten dort.<br />

Mit der Verkürzung der Aufenthaltszeiten am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch sinkt für die opiat- und<br />

alkoholabhängigen Frauen und Männer der Grad der Intoxikation mit psychotropen<br />

Substanzen und damit auch die Gesundheitsgefahren; gleichzeitig nimmt die Chance zu,<br />

sich angemessen zu verhalten. Deutlich wird dies z.B. an der Gruppe der Bewohner des<br />

Wohnh<strong>aus</strong>es Kaiserstraße 7. Zu den Alkoholabhängigen im <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch gehörte auch<br />

eine Vielzahl der Bewohner dieser Einrichtung. Sie hielten sich vor der Einführung des<br />

Alkoholkonsumverbotes von den Morgenstunden an im <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch auf und<br />

konsumierten in größeren Mengen Alkohol. Oft mussten sie in den Abendstunden mit<br />

<strong>dem</strong> Rettungswagen alkoholbedingt in ein Krankenh<strong>aus</strong> eingewiesen werden. Im<br />

Zusammenhang mit den Veränderungen am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch und in der Einrichtung hat sich<br />

deren gesundheitliche Situation deutlich verbessert. So haben von den 37 Bewohnern,<br />

die sich ab 2008 im Wohnh<strong>aus</strong> Kaiserstraße 7 aufhielten, 19 ihren Alkoholkonsum<br />

reduziert. Hiervon leben mittlerweile vier abstinent. Von den 37 Bewohnern wurde vor<br />

<strong>dem</strong> 01.07.2008 23 Bewohner regelmäßig aufgrund alkoholbedingter<br />

Gesundheitsgefahren über Rettungswageneinsätze in Krankenhäuser eingewiesen. Seit<br />

<strong>dem</strong> 01.07.2008 sind von den 23 Personen 14 nicht mehr aufgrund alkoholbedingter<br />

17 vgl. Anlage: Belehrungen, Anzeigen, Bußgelder im Zusammenhang mit <strong>dem</strong> Alkoholkonsumverbot


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 19<br />

Gesundheitsgefahren in ein Krankenh<strong>aus</strong> über Rettungswageneinsätze eingewiesen<br />

worden.<br />

Mit <strong>dem</strong> Maßnahmenbündel konnte die Gefahr der öffentlichen Sicherheit und Ordnung<br />

im Sinne der §§ 25 ff OBG am Hauptbahnhof - wie in der Beschlussvorlage angestrebt -<br />

abgewendet werden. Gleichzeitig haben die Gefahren für die Gesundheit, die für die<br />

suchtkranken Frauen und Männer von der besonderen Situation am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch<br />

<strong>aus</strong>gingen, abgenommen.<br />

Die befürchtete Verlagerung der Szene vom <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch in andere Stadtteile hat nicht<br />

stattgefunden.<br />

Welche Auswirkung das Maßnahmenbündel auf die Kriminalität im Umfeld des <strong><strong>Bonn</strong>er</strong><br />

Lochs hat, kann gegenwärtig noch nicht dargestellt werden, weil valide Daten noch nicht<br />

vorliegen. Jedoch gibt es gegenwärtig keine Hinweise dafür, dass es zu einer<br />

Verschlechterung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung an anderer Stelle gekommen<br />

sei.<br />

Die offene Drogenszene hat sich zergliedert, das Anwachsen der offenen Drogenszene in<br />

<strong>Bonn</strong> ist gestoppt. Das Etablieren von offenen Drogenszenen wird nicht selten von den<br />

betroffenen drogenabhängigen Frauen und Männern als Duldung des Handelns mit oder<br />

des Konsums von illegalen Drogen missverstanden. Eine Duldung der offenen<br />

Drogenszene widerspräche sowohl der öffentlichen Sicherheit als auch den Ansätzen der<br />

nationalen Drogen- und Suchtpolitik. Diese basiert auf folgenden vier „Säulen“:<br />

Prävention des Suchtmittelkonsums<br />

Beratung und Behandlung von Konsumenten<br />

Überlebenshilfen und Schadensreduzierung<br />

Repression und Reduzierung des Angebots<br />

Polizeiliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Delinquenz in der Drogenszene sind damit<br />

jedoch erschwert. Viele Delikte geraten <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Hellfeld des <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Lochs wieder in das<br />

Dunkelfeld.<br />

Anregungen<br />

Qualifizierung der Substitutionsbehandlung<br />

Wie oben erwähnt, gibt es in <strong>Bonn</strong> eine überproportional hohe Anzahl von<br />

Substitutionsplätzen für drogenabhängige Frauen und Männer. Die Qualität des<br />

Behandlungssettings hat erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der offenen<br />

Drogenszene. Schätzungen gehen davon <strong>aus</strong>, dass in Deutschland rund 200.000<br />

Menschen illegale Drogen, d. h. Opiate, Kokain und Amphetamine sehr riskant


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 20<br />

konsumieren. Gleichzeitig waren am 01.07.2008 72.200 Patientinnen und Patienten im<br />

Substitutionsregister gemeldet, wobei nur für die opiatabhängigen Personen eine<br />

Substitutionsbehandlung in Frage kommt. 18 Dies lässt den Schluss zu, dass ein<br />

erheblicher Anteil der opiatabhängigen Frauen und Männer versucht, über eine<br />

Substitutionsbehandlung ihre Suchterkrankung zu überwinden.<br />

Die Chancen auf Teilhabe für diese Personen im Zusammenhang mit einer<br />

Substitutionsbehandlung sind vor allem abhängig davon, dass<br />

die medizinische Behandlung angemessen finanziert ist,<br />

Beikonsum konsequent kontrolliert und eingeschränkt bzw. eingestellt wird,<br />

es eine abgestimmte Hilfeplanung zwischen der medizinischen Hilfe und der<br />

erforderlichen psychosozialen Betreuung gibt,<br />

das gesamte Behandlungs- und Betreuungssetting auf Ausstieg <strong>aus</strong> der offenen<br />

Drogenszene, Abstinenz und Teilhabe hin orientiert ist.<br />

Liegen diese Vor<strong>aus</strong>setzungen nicht vor, dann kann der Krankheitsverlauf im Rahmen der<br />

Substitutionsbehandlung in der Regel nicht nachhaltig positiv beeinflusst werden.<br />

Teilhabe wird in der Regel nicht möglich.<br />

Vor diesem Hintergrund regt die Koordinierungsgruppe an,<br />

den Anteil der Selbstzahler in der Patientengruppe zu reduzieren und den Anteil der<br />

krankenkassenfinanzierten Behandlungen zu erhöhen. Schließlich ist nur schwer<br />

vorstellbar, wie drogenabhängige Frauen und Männer, die oft von SGB II oder SGB XII<br />

Leistungen leben, in der Lage sein sollen, ihre Behandlung dauerhaft als<br />

Privatpatienten zu finanzieren, ohne dabei in erlernte Verhaltensweisen der<br />

Beschaffungskriminalität zu verfallen.<br />

ein abgestimmtes Vorgehen, was den Umgang mit Beikonsum anbetrifft, zu<br />

vereinbaren und für den Arztwechsel Standards zu entwickeln. Es sollte vermieden<br />

werden, dass Patientinnen und Patienten die Gelegenheit bekommen, auf die im<br />

Rahmen der Suchtbehandlung erforderliche konsequente Haltung bzgl. des<br />

Beikonsums der einen Arztpraxis mit <strong>dem</strong> Wechsel in eine andere Praxis zu reagieren.<br />

darauf hinzuwirken, dass möglichst viele Patientinnen und Patienten in die<br />

Psychosoziale Betreuung eingebunden werden und es im Rahmen der Behandlung<br />

eine aufeinander abgestimmte Behandlungs- und Betreuungssituation gibt.<br />

18 vgl. die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Bundesministerium für Gesundheit (2009), Drogenund<br />

Suchtbericht, Berlin


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 21<br />

Besondere Bedeutung gilt dabei der speziellen Behandlungskonstellation<br />

medizinische Behandlung – Abhängiger – psychosoziale Betreuung. 19<br />

Das Vorgehen im Zusammenhang mit <strong>dem</strong> Beikonsum abzustimmen und Standards für<br />

den Arztwechsel zu vereinbaren, liegt in der Möglichkeit der substituierenden Ärzte und<br />

der Behandlungsstellen, die es gegenwärtig in <strong>Bonn</strong> gibt. Mögliches Gremium, um diese<br />

Standards zu entwickeln, ist ein gemeinsamer Qualitätszirkel der substituierenden Ärzte<br />

und der Behandlungsstellen in <strong>Bonn</strong>.<br />

Vernetzung fördern<br />

Die aufsuchende Straßensozialarbeit hat gezeigt, dass in der Einzelfallhilfe durch die<br />

Vernetzung zwischen Psychiatrie, Suchtkranken- und Wohnungslosenhilfe die<br />

Entwicklung bedarfsgerechter Hilfen im Einzelfall erleichtert wird. Hier ist es das Ziel der<br />

Koordinierungsgruppe, diese Vernetzungsstrukturen weiter <strong>aus</strong>zubauen.<br />

Dezentrale sozialräumlich orientierte Hilfen weiter entwickeln<br />

Die Konzentration von Suchtkranken geht in der Regel einher mit einer Sogwirkung in das<br />

Umland, die nicht an der Stadtgrenze halt macht. Kommunen, die das ordnungspolitische<br />

Ziel verfolgen, suchtkranke Frauen und Männer zu konzentrieren, stehen vor der<br />

Her<strong>aus</strong>forderung, bedarfsgerechte Hilfen auch für den Personenkreis zu gewährleisten,<br />

für den sie im Sinne des SGB II oder des SGB XII örtlich nicht zuständig sind. Dabei ist<br />

nicht davon <strong>aus</strong>zugehen, dass sie hierbei Unterstützung durch andere Kommunen<br />

bekommen.<br />

Die Alternative ist ein Hilfesystem, das<br />

sozialräumlich organisiert ist,<br />

ordnungs- und sozialpolitische Ziele integriert,<br />

träger- und fachbereichsübergreifend arbeitet,<br />

Interessensgegensätze unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen <strong>aus</strong>gleicht und<br />

konsequent auf Prävention und Teilhabe durch Aktivierung von<br />

Selbsthilfepotenzialen setzt.<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung für dieses Hilfesystem ist ein soziales <strong>Bonn</strong>.<br />

Mit <strong>dem</strong> Verbot, Alkohol zu konsumieren, kann einer Suchterkrankung nicht begegnet<br />

werden. Das Alkoholkonsumverbot wirkt jedoch der Konzentration der Suchtkranken am<br />

19 Durch mangelnde Kommunikation und unklare Aufgabenzuteilung bzw. unklare Grenzziehung der<br />

Verantwortungsbereiche können sich schädliche Konkurrenzsituationen und dar<strong>aus</strong> Hierarchiekämpfe<br />

und andere Probleme im fachübergreifenden Zusammenspiel der verschiedenen Akteure ergeben. Dies<br />

wiederum wirkt sich negativ auf die Behandlungs- und Betreuungsergebnisse <strong>aus</strong>.


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 22<br />

Hauptbahnhof und der damit einhergehenden Gefährdung der öffentlichen Sicherheit<br />

und Ordnung entgegen. Es ist im Bündel der Maßnahmen solange ein wichtiger B<strong>aus</strong>tein,<br />

solange sich die städtebauliche Situation am Hauptbahnhof nicht umfassend verändert<br />

hat. Dabei ist die Verbotszone in der jetzigen Ausdehnung überschaubar. Eine weitere<br />

Ausdehnung würde die Wirkung auf die Ziele nicht verbessern, jedoch die<br />

Kontrollierbarkeit erschweren und neue Grenzsituation schaffen, die mit erheblichen<br />

sozialen Problemen verbunden wären.<br />

Fazit<br />

Aus den dargelegten Gründen empfiehlt die Koordinierungsgruppe die Beibehaltung<br />

bzw. Verlängerung des Alkoholkonsumverbotes in den derzeitigen räumlichen Ausmaßen<br />

bei gleichzeitiger Beibehaltung der sozialen Begleitmaßnahmen auf <strong>dem</strong> derzeitigen<br />

Niveau.


Prozentualer Anteil<br />

„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 23<br />

Anlagen<br />

Anlage: Offene Drogenszene und Substitution<br />

Abbildung 1: Anzahl der Substitutionsmeldungen pro 100.000 Einwohner (Statistik des<br />

Landesgesundheitsamtes) Substitutionsmeldungen pro 100.000 Einwohner<br />

800<br />

700<br />

600<br />

Meldungen<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

<strong>Bonn</strong><br />

Aachen (Stadt)<br />

Rhein-Sieg-Kreis<br />

Köln<br />

NRW gesamt<br />

0<br />

2005 2006 2007 2008 2009<br />

Jahr<br />

Jahresentwicklung Szenezusammensetzung 2007-2009<br />

Abbildung 2: Jahresentwicklung der Zusammensetzung der offenen Drogenszene (Erhebung der Polizei)<br />

60,00%<br />

50,00%<br />

<strong>Bonn</strong><br />

o.f.W.<br />

40,00%<br />

Rhein-Sieg-Kreis<br />

Rheinland Pfalz<br />

30,00%<br />

20,00%<br />

10,00%<br />

Köln<br />

Rhein-Erft-Kreis<br />

Euskirchen<br />

Rheinisch-Bergischer-Kreis<br />

Sonstige<br />

0,00%<br />

2007 2008 2009<br />

Jahresentwicklung


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 24<br />

Anlage: Inanspruchnahme der niedrigschwelligen Hilfen<br />

Tabelle 1: Vermittlung in weiterführende Hilfen durch die Straßensozialarbeit in der Wohnungslosenhilfe<br />

des Caritasverbandes für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V. (Zeitraum 08.2008 – 01.2010)<br />

Anzahl der Kontakte gesamt 3100<br />

Anzahl der Erstkontakte gesamt 174<br />

Vermittlung in die Notübernachtung oder ins H<strong>aus</strong> Sebastian 22<br />

Vermittlung in die Fachberatung nach §§ 67 ff SGB XII 39<br />

Vermittlung in Wohnhilfen 10<br />

Vermittlung in medizinische oder psychiatrische Hilfen 46<br />

Vermittlung in die Suchtkrankenhilfe 25<br />

Sonstige Vermittlung 19<br />

Tabelle 2: Vermittlung in weiterführende Hilfen durch die Clearingstelle des VfG<br />

2008 2009<br />

Erstkontakte insgesamt 292 200<br />

Anzahl der Vermittlungen in <strong>aus</strong>wärtige Suchtberatungsstellen 28 12<br />

Anzahl der Vermittlungen in <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Suchtberatungsstellen 11 9<br />

Anzahl der Vermittlungen in Substitution 4 8<br />

Anzahl der Vermittlungen in Einrichtungen der<br />

14 9<br />

Wohnungslosenhilfe<br />

Sonstige Vermittlungen 4 6<br />

Abbildung 3: Anzahl der verkauften Mittagessen im Rahmen des Mahlzeitendienstes der City-Station des<br />

Caritasverbandes für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

25.647<br />

27.920<br />

15.078<br />

2007 2008 2009


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 25<br />

Die Nutzerzahl im Kontaktcafe des VfG ist seit 2007 nach der Erweiterung auf ganztägige<br />

Öffnungszeiten durchschnittlich täglich auf 250 bis 300 Personen gestiegen. Hiervon<br />

waren jeweils zeitgleich 60 bis 80 Personen anwesend.<br />

In 2008 nutzten die wochentägliche Essens<strong>aus</strong>gabe durchschnittlich 72 Personen, in 2009<br />

71 Personen.<br />

Abbildung 4: Anzahl der Nutzer des Drogenkonsumraumes des VfG<br />

286<br />

279<br />

301<br />

2007 2008 2009<br />

Abbildung 5: Anzahl der betreuten Personen in der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes für die<br />

Stadt <strong>Bonn</strong> e.V. insgesamt<br />

1.135<br />

1.151<br />

914<br />

2007 2008 2009<br />

Insgesamt ist die Anzahl der betreuten Personen in der Wohnungslosenhilfe der Caritas<br />

von 2007 bis 2009 um über 25 % gestiegen.


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 26<br />

Anlage: Inanspruchnahme der weiterführenden Hilfen<br />

Abbildung 6: Anzahl der betreuten Personen in der Fachberatung nach §§ 67 ff SGB XII des<br />

Caritasverbandes für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

533<br />

369<br />

215<br />

2007 2008 2009<br />

Besonders auffällig ist dabei, dass die Anzahl der Betreuten Personen in der<br />

Fachberatung/in den Wohngemeinschaften um über 100 % angestiegen ist. D.h., eine<br />

Vielzahl von Personen nehmen zunächst über die niedrigschwelligen Hilfen Kontakt zum<br />

Hilfesystem auf und wechseln dann in die weiterführenden Wohnhilfen.<br />

Abbildung 7: Anzahl der Personen in der Beratung für suchtmittelabhängige Aussiedler des VfG<br />

132<br />

150 150<br />

2007 2008 2009


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 27<br />

Abbildung 8: Anzahl der Personen in der VfG – Beratungsstelle gem. §67/§53 SGB XII (Quantiusstraße)<br />

1129<br />

1191 1208<br />

2007 2008 2009<br />

Abbildung 9: Anzahl der untergebrachten Personen im H<strong>aus</strong> Sebastian


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 28<br />

Abbildung 10: Betreute Personen im Prälat-Schleich-H<strong>aus</strong> des Caritasverbandes für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

(nach Altersgruppen)<br />

758<br />

65<br />

151<br />

808<br />

74<br />

127<br />

830<br />

68<br />

119<br />

194<br />

186<br />

200<br />

215<br />

200<br />

193<br />

älter als 60<br />

51-60<br />

41-50<br />

31-40<br />

18-30<br />

162 192<br />

250<br />

2007 2008 2009<br />

Abbildung 11: Übernachtungstage im Wohnhilfeverbund der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes<br />

für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V.<br />

64.715 66.728 67.787<br />

Wohngemeinschaften<br />

und Wohnh<strong>aus</strong><br />

Kaiserstraße 7 (59<br />

Plätze)<br />

20.764<br />

21.535 21.534<br />

100 %<br />

100 %<br />

4.035 4.851 5.034<br />

14.579 14.792 14.664<br />

Notübernachtung im<br />

Prälat-Schleich-H<strong>aus</strong><br />

Dauerwohnbereich im<br />

Prälat-Schleich-H<strong>aus</strong><br />

44 Plätze<br />

25.332 25.550 26.555<br />

100 %<br />

2007 2008 2009<br />

Stationäre Hilfe nach<br />

§§ 67 ff SGB XII (Prälat-<br />

Schleich-H<strong>aus</strong> 54<br />

Plätze und Aenne-<br />

Mangold-H<strong>aus</strong> 19<br />

Plätze)<br />

Im Zusammenhang mit der verstärkten Inanspruchnahme des Hilfeangebotes hat sich<br />

auch die Anzahl der Übernachtungstage im Wohnhilfeverbund der Wohnungslosenhilfe


Aug 08<br />

Sep 08<br />

Okt 08<br />

Nov 08<br />

Dez 08<br />

Jan 09<br />

Feb 09<br />

Mrz 09<br />

Apr 09<br />

Mai 09<br />

Jun 09<br />

Jul 09<br />

Aug 09<br />

Sep 09<br />

Okt 09<br />

Nov 09<br />

Dez 09<br />

Jan 10<br />

„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 29<br />

deutlich um 4,7 % erhöht. So sind die ambulanten Wohnhilfen (Wohngemeinschaften<br />

und Wohnh<strong>aus</strong> Kaiserstraße 7) seit 2008 in der Regel vollbelegt. Auch die stationären<br />

Hilfen nach §§ 67 ff SGB XII sind seit 2009 zu 100 % belegt.<br />

Die Chancen auf Teilhabe haben sich somit deutlich erhöht.<br />

Anlage: Belehrungen, Anzeigen, Bußgelder im Zusammenhang mit <strong>dem</strong><br />

Alkoholkonsumverbot (Statistik des Stadtordnungsdienstes)<br />

Insgesamt wurden von August 2008 bis zum 10. Februar 2010 1.024 Personen über das<br />

Alkoholkonsumverbot belehrt. Es wurden 703 Anzeigen geschrieben und 615 Bußgelder<br />

verhängt.<br />

Abbildung 12: Anzeigen zur Durchsetzung des Alkoholkonsumverbotes am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch<br />

45<br />

40 44 59<br />

59<br />

67<br />

19<br />

56<br />

42<br />

29<br />

38<br />

58<br />

29<br />

24<br />

31<br />

32 28<br />

20


„<strong><strong>Bonn</strong>er</strong> <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch“ - Abschlussbericht der Koordinierungsgruppe zum Alkoholkonsumverbot Seite 30<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Anzahl der Substitutionsmeldungen pro 100.000 Einwohner (Statistik des<br />

Landesgesundheitsamtes) .................................................................................................. 23<br />

Abbildung 2: Jahresentwicklung der Zusammensetzung der offenen Drogenszene<br />

(Erhebung der Polizei) ........................................................................................................ 23<br />

Abbildung 3: Anzahl der verkauften Mittagessen im Rahmen des Mahlzeitendienstes der<br />

City-Station des Caritasverbandes für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V. ................................................ 24<br />

Abbildung 4: Anzahl der Nutzer des Drogenkonsumraumes des VfG ............................... 25<br />

Abbildung 5: Anzahl der betreuten Personen in der Wohnungslosenhilfe des<br />

Caritasverbandes für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V. insgesamt ......................................................... 25<br />

Abbildung 6: Anzahl der betreuten Personen in der Fachberatung nach §§ 67 ff SGB XII<br />

des Caritasverbandes für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V. .................................................................... 26<br />

Abbildung 7: Anzahl der Personen in der Beratung für suchtmittelabhängige Aussiedler<br />

des VfG ............................................................................................................................... 26<br />

Abbildung 8: Anzahl der Personen in der VfG – Beratungsstelle gem. §67/§53 SGB XII<br />

(Quantiusstraße) ................................................................................................................ 27<br />

Abbildung 9: Anzahl der untergebrachten Personen im H<strong>aus</strong> Sebastian .......................... 27<br />

Abbildung 10: Betreute Personen im Prälat-Schleich-H<strong>aus</strong> des Caritasverbandes für die<br />

Stadt <strong>Bonn</strong> e.V. (nach Altersgruppen) ................................................................................ 28<br />

Abbildung 11: Übernachtungstage im Wohnhilfeverbund der Wohnungslosenhilfe des<br />

Caritasverbandes für die Stadt <strong>Bonn</strong> e.V. .......................................................................... 28<br />

Abbildung 12: Anzeigen zur Durchsetzung des Alkoholkonsumverbotes am <strong><strong>Bonn</strong>er</strong> Loch<br />

............................................................................................................................................ 29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!