DIE GROSSE
DIE GROSSE
DIE GROSSE
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Mat.-Nr. 06051-5087<br />
Deutschland 6,40 €<br />
Das Magazin für den innovativen Mittelstand<br />
Preisgestaltung ist keine Glückssache. Mit der richtigen<br />
Strategie fi nden Mittelständler jeweils den höchstmöglichen<br />
Betrag, den die Kunden zu zahlen bereit sind. Seite 20<br />
<strong>DIE</strong> <strong>GROSSE</strong><br />
Preisfrage<br />
BÖSES KLEINGEDRUCKTES<br />
Ein Verstoß gegen Klauseln in<br />
Kreditverträgen kommt Unternehmen<br />
teuer zu stehen. Seite 46<br />
SPECIAL ENERGIE<br />
Solarwärme und Strom mit<br />
Zeitwert senken die Kosten im<br />
Unternehmen. Seite 56<br />
JUNI 2010<br />
www.profi rma.de<br />
Annette Meisl ist Künstlerin und ein<br />
Multitalent. Die Liebe zu Kuba weckte<br />
in ihr eine besondere Passion: In Köln<br />
gründete sie die Manufaktur La Galana,<br />
wo sie edle Zigarren herstellt. Ihr<br />
nächstes großes Ziel ist Dubai. Seite 12
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, über die Frage, was der beste Preis für ein Produkt<br />
oder eine Dienstleistung sei, gehen gewöhnlich die Ansichten je nach Perspektive<br />
auseinander: Während der Kunde typischerweise wenig zahlen will, möchte<br />
der Anbieter seine Ware möglichst teuer verkaufen. Klare Sache eigentlich.<br />
Allerdings ist die Wirklichkeit komplizierter. Natürlich wird der Kampf um<br />
Kunden auch über den Preis ausgetragen, aber es gibt gute und eindrucksvolle<br />
Beispiele, dass eine Strategie der Hochpreisigkeit – oder wie man heute sagt,<br />
der Premiumpreise – in vielen Bereichen tragfähig ist. Die Fissler GmbH etwa,<br />
Produzentin hochwertiger Töpfe und Pfannen, kann bis zu zehn Prozent höhere<br />
Endpreise durchsetzen als die Konkurrenz. Der Hifi -Hersteller Bang & Olufsen<br />
verkauft prinzipiell nicht über den Preis, sondern über das gute Image. Sicher ist,<br />
dass sich der Wettbewerb gegen die Discounter mit ruinösen Rabattierungen<br />
ohnehin nicht gewinnen lässt.<br />
In unserer Titelgeschichte ab Seite 20 stellen wir Ihnen vor, wie mittelständische<br />
Unternehmer für ihre Produkte optimal kalkulieren. Intelligentes Pricing heißt<br />
dabei, für jedes Produkt zu jedem Zeitpunkt den besten Preis zu fi nden. Das ist<br />
jener, den der Kunde als fair empfi ndet und zu zahlen bereit ist, und mit dem der<br />
Unternehmer seine strategischen Ziele erreicht.<br />
Sogar die Strategie, den Kunden entscheiden zu lassen, wie viel er für einen<br />
Haarschnitt oder für eine Hotelübernachtung ausgeben möchte, kann sich<br />
auszahlen. Häufi g gelangen Unternehmer, die es ausprobiert haben, zu dem<br />
Schluss, dass sie damit sogar besser fahren als mit einer Festpreisstrategie.<br />
ProFirma 06 2010<br />
Chefredakteur Dieter Römer<br />
Intelligentes Pricing<br />
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Inhalt 06.2010<br />
Titelthema:<br />
Die große Preisfrage<br />
Die Preisgestaltung ist keine Glückssache. Mit t<br />
der richtigen Strategie fi nden Mittelständler<br />
jeweils den höchstmöglichen Betrag, den die<br />
Kunden zu zahlen bereit sind.<br />
25 Interview Rabattschlachten bringen<br />
nichts, meint der Marketingexperte Prof.<br />
Hermann Diller.<br />
12<br />
Kubanische Genusskultur aus Köln: Annette<br />
Meisl lässt unter dem Label „La Galana“ Zigarren<br />
rollen.<br />
38<br />
Recht: Arbeitsunfälle in der Probezeit können<br />
für Arbeitgeber ein teures Nachspiel haben.<br />
79<br />
.– 99<br />
79.–<br />
08 Wir Unternehmer<br />
19.-<br />
08 Innovator des Monats Der Physiker Peter Maier-Laxhuber hat ein<br />
Fass erfunden, in dem das Bier binnen kürzester Zeit auf die ideale<br />
Trinktemperatur herunterkühlt.<br />
10 Redezeit Firmenchefs brauchen eine Vertrauensperson und sollten den<br />
regelmäßigen Gedankenaustausch suchen, meint der Unternehmensberater<br />
Carl-Dietrich Sander.<br />
12 Unternehmerporträt Die Künstlerin Annette Meisl lässt in Köln<br />
in einer eigenen Manufaktur edle Zigarren rollen.<br />
16 Mittelstand 2.0 Mixxt macht´s möglich: das eigene Netzwerk in<br />
drei Minuten.<br />
18 Auszeit Golfen und Schießen mit Stil im Countryclub<br />
Schloss Langenstein.<br />
20 Unternehmensführung<br />
20 Titelthema Kalkulation Mit intelligenten und originellen<br />
Preisstrategien steigern Unternehmen Umsatz und Gewinn.<br />
29 Querdenker Machtfragen in Unternehmen sollten hinter verschlossenen<br />
Türen ausgetragen werden, empfi ehlt Prof. Martin Beck.<br />
30 Serie Markenführung (2) Viele B2B-Unternehmen haben in Sachen<br />
Markenmanagement noch großen Nachholbedarf.<br />
34 Serie Initiative Personal (2) Wenn die Kosten aus dem Ruder laufen,<br />
hilft die Einführung eines Prozessmanagements.<br />
38 Recht Lassen Firmen Bewerber vor der Einstellung ein Praktikum<br />
absolvieren, kann das für den Arbeitgeber kostspielig werden.<br />
1.- .-<br />
20<br />
4 ProFirma 06 2010
40 Finanzen & Steuern<br />
40 Trends Die Private-Equity-Branche will kleinen Unternehmen mehr<br />
Kapital bereitstellen.<br />
42 Altersvorsorge Viele Unternehmer verlassen sich bei der fi nanziellen<br />
Absicherung auf den Erlös aus dem Verkauf des Betriebs. Sie überschätzen<br />
dabei meist den Wert der Firma.<br />
46 Finanzierung Ein Verstoß gegen Zusatzvereinbarungen in Kreditverträgen<br />
kann Unternehmen teuer zu stehen kommen.<br />
50 Steuertrends Die Aschewolke und ihre Folgen: Unternehmer müssen<br />
dem Finanzamt beweisen, dass die verlängerte Reise keine privaten<br />
Motive hatte.<br />
52 Vorsteuerabzug Unkorrekte Rechnungen kosten Selbstständige bei<br />
der Umsatzsteuerprüfung viel Geld.<br />
54 Digitaler Datenzugriff Der Betriebsprüfer darf nicht alles.<br />
55 Seeling-Modell Noch ein Schlupfl och weniger.<br />
56 IT & Investition<br />
68 Business English<br />
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ProFirma 06 2010<br />
Special Energie<br />
56 Sonnenenergie Die Solarthermie kommt in Unternehmen bisher<br />
selten zum Einsatz. Sie bietet aber ein großes Sparpotenzial.<br />
60 Strompreis Wenn der Wind kräftig bläst, wird Strom an der Ener-<br />
giebörse billiger. Immer mehr Firmen machen sich das zunutze.<br />
63 Cole‘s Corner Der schwarze Mann im Internet.<br />
64 Mobilität Moderne Tankkarten sind kleine Alleskönner.<br />
66 Produkt-Tipps Spezialisten machen Druck.<br />
Lektion 6 In einer Fremdsprache<br />
schlagfertig zu sein, ist besonders<br />
schwierig. ProFirma nennt die<br />
wichtigsten Vokabeln und Redewendungen<br />
für den Fall der Fälle.<br />
Das Portal für den innovativen Mittelstand<br />
Rubriken<br />
03 Editorial<br />
06 ProFirma Professional<br />
72 Rückschau, Termine<br />
73 Vorschau, Impressum<br />
74 Schluss mit lustig (25)<br />
Gratis-<br />
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Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus dem umfangreichen Angebot von<br />
ProFirma Professional haben wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />
■ Preiskalkulation So ermitteln Sie Preise mithilfe von Soll- und Deckungsbeiträgen.<br />
■ Prozessmanagement Wie Unternehmen wiederkehrende Abläufe optimal steuern.<br />
■ Finanzkennzahlen Mit diesem Excel-Tool können Sie wichtige Kennziffern berechnen.<br />
■ Investitionsmanagement Fachbeitrag mit Tipps zur Planung von neuen Projekten.<br />
Die vier<br />
des Monats<br />
42<br />
Nachfolge: Von der perfekten Staffelübergabe<br />
hängt oftmals die Alterssicherung des Seniorunternehmers<br />
ab.<br />
56<br />
Solarthermie: Brauereichef Emsländer nutzt<br />
das Firmendach zur Warmwassergewinnung.<br />
5
ProFirma Professional<br />
DAS UNTERNEHMER-COCKPIT: LÖSUNGEN FÜR ENTSCHEIDER<br />
Von welchem Zeitpunkt an rechnet sich die Produktion für mich? Welche Unterlagen<br />
brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />
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Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen und Arbeitshilfen<br />
zu einem aktuellen Thema.<br />
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Ein gutes Geschäftsmodell beschreibt, wie und womit sich in<br />
Zukunft Geld verdienen lässt. Ziele, Strategien, Wertekette,<br />
Produkte und Kunden, alles auf einer Seite. Wir zeigen Ihnen<br />
Schritt für Schritt wie man vorgeht. Haufe-Index: 2219396<br />
Strategische Kunden-Perspektive Haufe-Index: 2315186<br />
Aufstellung eines Businessplans Haufe-Index: 1372080<br />
Planung einer Produkteinführung Haufe-Index: 660005<br />
Wissensbilanz erfolgreich einführen Haufe-Index: 2105286<br />
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Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />
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■ Liquiditätsplanung Haufe-Index: 2069198<br />
Wir zeigen Ihnen, wie Sie eine professionelle Liquiditätsplanung mit<br />
zukünftigen Auszahlungs- und Einzahlungspositionen anlegen.<br />
■ Produkt-Benchmarking/Target Costing Haufe-Index: 2296557<br />
Produkt-Benchmarking und Target Costing unterstützen bei der präzisen<br />
Analyse der Kundenanforderungen.<br />
■ Kosten- und Ergebnisrechnung Haufe-Index: 2298486<br />
Der Beitrag zeigt die wichtigsten Ziele, Rechenzwecke, Vorgehensweisen<br />
und Kennzahlen der Vollkosten- und Teilkostenrechnung.<br />
■ Neue Vorschriften im Mahnwesen Haufe-Index: 2269535<br />
Der Gesetzgeber hat mehrere Veränderungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
(BDSG) beschlossen, die Auswirkungen in vielen Buchhaltungen<br />
deutscher Unternehmen haben werden.<br />
THEMEN IM JUNI<br />
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Marketing: So grenzen Sie sich erfolgreich<br />
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Mittwoch, 9. Juni, 17 Uhr, Dauer zirka 90 Minuten,<br />
die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />
Was antworten Sie einem Kunden, wenn er Sie leicht provozierend<br />
fragt: „Warum soll ich ausgerechnet bei Ihnen kaufen und<br />
nicht bei einem Wettbewerber?“ In diesem Seminar werden<br />
nachhaltige Erfolgsrezepte vorgestellt, beispielsweise Erfolg<br />
versprechende Alleinstellungsmerkmale oder in sechs Schritten<br />
zum einmaligen Angebot.<br />
Kostensteuerung: So können Sie Ihre Kosten<br />
wirksam und effektvoll senken<br />
Mittwoch, 16. Juni, 17 Uhr, Dauer zirka 90 Minuten,<br />
die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />
Eine effektvolle Maßnahme zur Umsatzsteigerung ist die Kostenreduzierung.<br />
Mit welchen Maßnahmen erzielen Sie die größten<br />
Effekte, ohne die Entwicklung Ihrer Produkte und Angebote zu<br />
blockieren? Erörtert werden die Themen: Kostensteuerung: Wie<br />
gehen Sie vor? Sofortmaßnahmen in der Krise, nicht nur an die<br />
Kosten denken. Wo lauern die häufi gsten Fallen?<br />
■ Die aktuellen Themen der Online-Seminare und die Anmeldung<br />
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Geschäftskunden. Preise sind nicht rabattierfähig nach Rahmenverträgen und nicht mit anderen Angeboten kombinierbar. Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Dell GmbH.<br />
Änderungen, Druckfehler und Irrtümer vorbehalten. Kundendaten unterliegen der elektronischen Datenverarbeitung. Produkte können von Abbildungen abweichen. Dell Geschäftsadresse:<br />
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Dell. Microsoft, Windows, Windows Vista und das Windows Vista-Logo sind eingetragene Marken oder Marken der Microsoft Corporation in den USA und/oder in anderen Ländern. Microsoft<br />
OEM Software wird von Dell ab Werk vorinstalliert und optimiert. Nicht alle Funktionen von Windows Vista sind auf allen Windows Vista-fähigen PCs verfügbar. Alle Windows Vista-fähigen<br />
PCskönnen zumindest Windows Vista Home Basic ausführen. Für Premiumfunktionen - wie die neue Benutzeroberfläche Windows ® Aero -, die in anderen Editionen von Windows Vista<br />
verfügbar sind, ist erweiterte oder zusätzliche Hardware erforderlich. Nähere Informationen finden Sie unter www.windowsvista.de/getready. Celeron, Celeron Inside, Core Inside, Intel, Intel<br />
Logo, Intel Atom, Intel Atom Inside, Intel Core, Intel Inside, Intel Inside Logo, Intel Viiv, Intel vPro, Itanium, Itanium Inside, Pentium, Pentium Inside, Viiv Inside, vPro Inside, Xeon, und Xeon Inside<br />
sind Marken der Intel Corporation in den USA und anderen Ländern. Weitere in diesem Dokument verwendete Marken und Handelsnamen beziehen sich auf die jeweiligen Eigentümer oder<br />
deren Produkte. Microsoft OEM Software wird von Dell ab Werk vorinstalliert und optimiert. Einige in diesem Computer enthaltenen Microsoft® Softwareprodukte sind möglicherweise durch<br />
technische Maßnahmen kopiergeschützt. Solche Produkte können Sie nicht verwenden, wenn Sie nicht zuvor die Aktivierungsmaßnahmen für das Produkt durchführen. Die Aktivierungsmaßnahmen<br />
für das Produkt und die Microsoft Datenschutzpolitik werden während der allerersten Inbetriebnahme des Produkts, bei bestimmten Neuinstallationen des Softwareprodukts<br />
bzw. der Softwareprodukte oder bei bestimmten Neukonfigurationen des Computers ausführlich beschrieben und können über das Internet oder per Telefon vervollständigt werden (dabei<br />
können Telefongebühren anfallen). ** Die nutzbare Kapazität kann je nach eingesetzter Software und vorinstallierten Image (aktuell bis 4 GB) differieren.
Wir Unternehmer – Innovator des Monats<br />
Peter Maier-Laxhuber<br />
Heißer Cool-Down<br />
Der Physiker Peter Maier-Laxhuber und seine beiden Kollegen der Firma Zeo-Tech haben<br />
ein Bierfass erfunden, das seinen Inhalt binnen kürzester Zeit auf die ideale Trinktemperatur<br />
herunterkühlt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Denkt man sich auf dieser Seite anstatt eines Bierfasses ein<br />
Gehirn, so hat man ungefähr die Manpower der Firma Zeo-<br />
Tech in Unterschleißheim im Norden von München. Bekannt<br />
an der Firma ist eigentlich nur einer ihrer Geschäftsführer, der<br />
Volkswirt und Wettbewerbstheoretiker Professor Carl Christian<br />
von Weizsäcker. Der andere Geschäftsführer ist Physiker,<br />
heißt Peter Maier-Laxhuber und ist die graue Eminenz<br />
in puncto Energiewandlungsverfahren.<br />
Er ist<br />
Mr. Cool-Down, wenn<br />
man so will. Im Grunde<br />
müsste die Welt ihm<br />
regelmäßig mit Bier zuprosten,<br />
denn aufgrund<br />
seiner Forschungsergebnisse<br />
ist es den Ingenieuren,<br />
Physikern<br />
und Technikern der im<br />
Jahr 1988 gegründeten<br />
Zeo-Tech vor ein paar<br />
Jahren gelungen, mit<br />
einem selbst kühlenden,<br />
mehr als 500 Mal wiederverwendbarenBierfass<br />
sämtliche Outdoor-<br />
Biertrinker von der<br />
relativen Unzumutbarkeit<br />
warmen Bieres zu<br />
befreien. Warmes Bier<br />
ist bekanntlich noch<br />
schlimmer als alkoholfreies<br />
und im Grunde<br />
nur etwas für Damen mit Hang zur Blaseninfektion.<br />
30 Minuten vor dem Durst öffnet man einfach ein Ventil, und<br />
eine halbe Stunde später besitzt der Gerstensaft die den Gaumen<br />
entzückende Temperatur von sieben bis neun Grad. Es<br />
funktioniert, vereinfacht ausgedrückt, ungefähr so: Das Bier<br />
ist in einem Fass, das von einer saugfähigen, mit Wasser getränkten<br />
Schicht umgeben ist. Darüber ist nochmals eine<br />
Schicht, die aktiviertes Zeolith, ein Mineral, enthält. Durch das<br />
Öffnen eines Ventils zwischen der zweiten und dritten Hülle<br />
sinkt der Druck ab, das Wasser verdampft und adsorbiert am<br />
Zeolith. Die Energie, die das Wasser braucht, um zu Dampf<br />
zu werden, wird dem Bier im innersten Behälter in Form von<br />
Wärme entzogen und nach außen abgegeben. Das selbst kühlende<br />
Fass wird außen warm, und innen wird das Bier kalt.<br />
Man muss es nicht wirklich verstehen. Es ist besser, selbst gekühltes<br />
Bier zu trinken, als<br />
darüber nachzudenken.<br />
Und es genügt zu wissen,<br />
dass man irgendwo<br />
in einer sonnenerhitzen<br />
Pampa an einem kleinen<br />
Wunder „Made in Germany“<br />
teilhaben kann.<br />
Dr. Ralf Schmidt, der an<br />
der Entwicklung beteiligt<br />
war, das Marketing der<br />
Firma leitet und der die<br />
letzten 15 Minuten damit<br />
verbracht hat, diese Zeolith-Wasser-Vakuumadsorptionstechnologie,<br />
die<br />
sich „CoolKeg“ nennt, zu<br />
erklären, schätzt, dass inzwischen<br />
„sicher 140.000<br />
dieser Fässer auf dem<br />
Markt sind“. Mit der aktuellen<br />
Lage auf dem Selbstkühler-Bierfass-Markt<br />
hat<br />
Zeo-Tech nichts mehr zu<br />
tun, sie hat die Lizenz verkauft.<br />
„Wir sind nun gerade dabei“, so Schmidt, „eine selbst<br />
kühlende Verpackung für Dosen zu entwickeln“. Damit könne<br />
man etwa eine Bierdose innerhalb von zehn Minuten auf<br />
fünf Grad Celsius runterkühlen, und zwar fünf Mal schneller<br />
als ein Tiefkühler. Danke, kann man da nur sagen, denn es ist<br />
ein weiterer Schritt in der Lösung irgendwie doch existenzieller<br />
Probleme.<br />
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Wir Unternehmer – Redezeit<br />
Carl-Dietrich Sander<br />
„Die Einsamkeit aufbrechen“<br />
Firmenchefs müssen nicht alle Fragen der Unternehmensführung allein lösen.<br />
Sie brauchen aber eine Vertrauensperson und einen regelmäßigen Gedankenaustausch.<br />
„Wer ist der Unternehmerkollege oder<br />
die Unternehmerkollegin Ihres Vertrauens?“<br />
Auf diese Frage antworten nur<br />
wenige Unternehmer oder Unternehmerinnen<br />
spontan mit einem Namen.<br />
Meist reicht die Reaktion von Schulterzucken<br />
bis Stirnrunzeln. Die Frage dahinter:<br />
„Mit wem telefonieren Sie, wenn<br />
Sie ein Thema – gleichgültig ob Chance<br />
oder Problem – schon länger beschäftigt<br />
und Sie allein keine überzeugende<br />
Lösung fi nden?“<br />
Die Antwort ist dann oft:<br />
Ja, so jemanden im unternehmerischen<br />
Umfeld zu<br />
haben, wäre gut. Unternehmer<br />
sein macht einsam! Dabei<br />
gibt es viel mehr kompetente<br />
Gesprächspartner,<br />
als einem beim schnellen<br />
Nachdenken einfallen. Angefangen<br />
beim Lebenspartner<br />
– egal ob sie oder er nun<br />
im Unternehmen mitarbeitet oder nicht.<br />
Die Sichtweise des anderen Geschlechts<br />
als Chance zu nutzen, ist hilfreich. Sie<br />
wissen doch, woher die Bewertung „das<br />
ist eine verrückte Idee“ kommt?! Da hat<br />
offenbar nur jemand das gleiche Thema<br />
von einem „ver-rückten“ Standpunkt<br />
aus betrachtet. Nutzen Sie gerade die<br />
Distanz des Partners, der nicht im Unternehmen<br />
mitarbeitet. Distanz ermöglicht<br />
andere Blickwinkel – genau darauf<br />
kommt es an.<br />
Mögliche Gesprächspartner können<br />
auch Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen<br />
sein (oder ganze Teams), oder Partner<br />
bei Kammer, Verband, Innung, Werbegemeinschaft,<br />
Einkaufsgenossenschaft,<br />
Steuerberater, Kreditinstitut. Und natür-<br />
lich die „Königsfrage“ bei diesem Thema:<br />
Welchen Chef oder welche Chefi n<br />
eines anderen Unternehmens könnten<br />
Sie sich als Vertrauensperson vorstellen?<br />
Dabei sollte der Blick nicht nur der<br />
eigenen Branche gelten. Viele Themen<br />
der Unternehmensführung sind nicht<br />
branchenspezifi sch, sondern von übergeordnetem<br />
Interesse. Oft helfen gerade<br />
die Perspektive aus der anderen Bran-<br />
„Eine Austauschbeziehung<br />
muss eine<br />
Zweibahnstraße sein.“<br />
Carl-Dietrich Sander<br />
ist Unternehmensberater in Neuss<br />
che und die Frage: „Wie kann ich diese<br />
Sichtweise für mich nutzen?“<br />
Welche Fragen kommen für einen Austausch<br />
in Betracht? Zum Beispiel Fragen<br />
der Mitarbeiterführung wie Zielvereinbarungen,<br />
Teamgespräche, Umgang<br />
mit schwierigen Mitarbeitern. Oder<br />
Themen der Marktbearbeitung – gerade<br />
jetzt, wo es darum geht, einmal anders<br />
zu denken und zu handeln. Oder die<br />
problembehafteten Fragen einer Kapazitätsanpassung<br />
nach unten. Wie denken<br />
andere darüber, welche Fragen stellen<br />
andere, welche Erfahrungen haben sie<br />
selbst damit gemacht, welche Hinweise,<br />
Tipps können sie geben? Wichtig ist<br />
Gegenseitigkeit: Eine solche Austauschbeziehung<br />
muss eine Zweibahnstraße<br />
sein. Ist ein Partner ständig nur der „Hörende“,<br />
wird die Luft schnell raus sein.<br />
Wie kann dieser Austausch gestaltet<br />
werden? Oft ist schon ein Telefonat<br />
ein produktiver Ausbruch aus der unternehmerischen<br />
Einsamkeit. Oder das<br />
abendliche Gespräch – welche Atmosphäre<br />
auch immer Sie dafür bevorzugen.<br />
Oder im Büro ein strukturierter<br />
Austausch unter Zuhilfenahme von<br />
Papier und Bleistift bis hin<br />
zum Flipchart. Bedenken<br />
Sie auch den Wert der Regelmäßigkeit.<br />
Vielleicht<br />
schaffen Sie ein festes Treffen<br />
alle drei Monate, was<br />
spontane Telefonate nicht<br />
ausschließt. Die Regelmäßigkeit<br />
festigt die Vertrauensbasis.<br />
Gerade wenn<br />
kein drängendes Problem<br />
im Raum steht, können<br />
die Gedanken gemeinsam<br />
wandern – und wichtige Themen an die<br />
Oberfl äche spülen.<br />
Ein weiterer Schritt ist die Erfahrungsaustauschrunde:<br />
Acht bis zwölf Unternehmer<br />
und Unternehmerinnen treffen<br />
sich zwei- bis viermal im Jahr zu intensivem<br />
Austausch – mit klarer, selbst<br />
festgelegter Tagesordnung und in der<br />
Regel einer externen Moderation – damit<br />
der rote Faden nicht verloren geht.<br />
Das passiert oft branchenbezogen, aber<br />
auch branchenübergreifend in der Region.<br />
Das Spannende dabei: Auch wenn<br />
zu Beginn keiner den anderen kennt,<br />
entwickelt sich rasch ein vertrauensvoller,<br />
konstruktiver Austausch. Denn<br />
alle Beteiligten sind Unternehmer – und<br />
wollen vorwärts kommen.<br />
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heckangetriebenen Varianten bietet er jetzt eine noch breitere Modellpalette für praktisch jede individuelle Heraus-<br />
forderung. Das nennen wir Effizienz nach Maß. Der neue Renault Master – mit relax pro Leasing jetzt schon ab 269,– €*<br />
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Wir Unternehmer – Porträt<br />
Annette Meisl<br />
Der Dunst der Kunst<br />
Auf verschlungenen Wegen hat es Künstlerin und Multitalent Annette Meisl<br />
von Kuba über Madrid nach Köln geführt, wo sie unter dem Label „La Galana“ edle<br />
Zigarren rollen lässt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Eines Tages trat eine neue Liebe in Annette Meisls Leben, und<br />
die war anders als alle zuvor. Natürlich hatte sie sich schon in<br />
Landschaften verliebt oder Städte, aber mit Kuba war es anders.<br />
Schwer zu sagen, was genau es war. Sie sagt, es sei diese<br />
Mischung aus Genuss und Kultur gewesen, und die Musik als<br />
Erfahrung in ihrer ungeschminkten Essenz. Aber es könnte<br />
auch ein 102-jähriger Mann gewesen sein. Nicht irgendeiner,<br />
sondern eine Legende, Gregorio Fuentes, der auf Hemingways<br />
Boot „Pilar“ zweiter Kapitän gewesen ist. Am 31. Dezember<br />
1999 besuchte Meisl die Romanvorlage zu „Der alte Mann<br />
und das Meer“, sie plauderten, er rachitisch, sie kraftvoll. Er<br />
wollte, dass sie bleibt, sie wollte nicht gehen, sie tranken Rum.<br />
Und rauchten Zigarren. Wahrscheinlich<br />
war der paffende Methusalem<br />
in seinem wunderschönen selbstgenügsamen<br />
Kosmos der Grund, dass<br />
Annette Meisl sich entschloss, ihre<br />
Liebe zu Kuba um jene für Zigarren<br />
zu erweitern. Und selbst Zigarren herzustellen.<br />
Und zwar dort, wo Kuba ein<br />
paar Tausend Meilen weit weg ist. Mitten<br />
in Köln-Ehrenfeld, ganz oben an<br />
der Venloer Straße, dort, wo unlängst<br />
alle Bäume entlang der Straße gefällt<br />
worden sind.<br />
Heute hängt ein Bild von ihr und dem inzwischen verstorbenen<br />
Fuentes in ihrem „Club del Tabaco“, der hinter dem Ladenlokal<br />
liegt. Es ist eine kleine Zigarren-Manufaktur hinter<br />
alten Mauern, vorne das Verkaufsgeschäft und die Manufaktur,<br />
hinten das Café, ein kleiner Raum mit Bar, Ledersesseln,<br />
Fotos an den Wänden, alten Koffern und Transistorradios,<br />
vergilbten Zigarrenschachteln teils in Rauch aufgegangener<br />
Marken. Es riecht nach dem schweren Tabak von Longfi ller-<br />
Zigarren. Der Raum ist ein bisschen wie Meisl selbst, er hat<br />
Hand und Fuß und trotzdem Platz für Sehnsüchte. Er ist da<br />
verspielt und dort wieder nüchtern, er ist ein kleines Kunst-<br />
werk voller Herzblut und Seele, ein Kleinod für Zigarren rauchende<br />
Träumer und Romantiker, in dem sich vergangene<br />
Welten mit heutigen treffen und eine rauchige Blase bilden,<br />
wie ein eigenes Universum, das sich Zeit lässt mit seiner Vergänglichkeit.<br />
Täglich 250 handgerollte Zigarren<br />
Nicht durch den blauen Dunst einer Zigarre betrachtet, ist La<br />
Galana eine kleine, im Jahr 2005 gegründete Zigarren-Manufaktur<br />
mitten in Köln, die jährlich 25.000 handgerollte Zigarren<br />
aus Criollo- und Corojotabaken herstellt, die kubanische<br />
Wurzeln haben und im kleinen Shangri<br />
La der Zigarrenraucher, im nicaraguanischen<br />
Anbaugebiet Jalapa, gezogen<br />
werden. Der Name La Galana verbindet<br />
dabei den Firmennamen mit der Figur<br />
der „Galana“ – einer eleganten, lebensfrohen<br />
Dame vergangener Zeiten, die<br />
das Leben zu genießen wusste. Die<br />
Manufaktur beschäftigt ausschließlich<br />
Frauen. Zwei, drei freiberufl iche Torcedoras,<br />
Zigarrenrollerinnen, fertigen die<br />
Preziosen an. Der Star unter ihnen ist<br />
Yoleivis Fernandez, eine Kubanerin, die<br />
ihr Handwerk in der Fabrica Quintero gelernt hat, eine harte<br />
Schule. Ihre Hände besitzen die Fähigkeit, täglich 250 Zigarren<br />
zu drehen, nicht irgendwie, sondern perfekt. Mano Agil nennt<br />
man diese begnadeten Dreherinnen, und nur die wenigsten<br />
erhalten diese Auszeichnung. Angeboten werden zwei Linien<br />
und die gängigen Formate; die La Galana Classica etwa, bei<br />
der eine Dreierkiste Petit Corona Classica vernünftige 27 Euro<br />
kostet. Die andere Linie heißt La Galana Privada, es sind dieselben<br />
Zigarren, aber mit individuell gestalteter Banderole.<br />
Aber zurück in den Dunst von Frau Meisl. Sie und Kuba, das<br />
fi ng nicht erst mit Fuentes an. Es war ein bisschen, als ob<br />
12 ProFirma 06 2010
Kuba schon seit Langem in ihr lag, bereit da zu sein, wenn<br />
ihr Schicksal dachte, es sei jetzt Zeit dafür. Meisl ist eine Verfechterin<br />
der Schicksalstheorie, die – vereinfacht formuliert –<br />
darauf basiert, dass jeder Mensch eine innere Stimme besitzt,<br />
eine Intuition, die ihn auf seinen Weg bringt und zur richtigen<br />
Zeit das rechte, das Schicksalsbedingte, geschehen lässt. Man<br />
kann davon halten, was man möchte. Aber im Falle Meisls hat<br />
es funktioniert. Bleibt natürlich die Frage, ob das Schicksal<br />
Meisl oder Meisl ihr Schicksal geformt hat.<br />
Hineingeworfen vom Schicksal ins Leben wurde sie im badischen<br />
Rheinfelden. Eine Jugend mit Geigenspielen und<br />
einem Einser-Abitur, nicht aus Strebsamkeit, sondern aus einer<br />
Form der unorthodoxen Rebellion. Sie mochte etwa ihren<br />
Mathelehrer nicht, er sie auch nicht, sie schrieb Vieren und<br />
Fünfen, das gefi el dem Lehrer, und um ihn wiederum zu ärgern,<br />
lernte sie und schrieb nur noch Einser. Danach ein medizinisches<br />
Praktikum an der Cote d‘Azur, bei dem ihr Verstand<br />
ProFirma 06 2010<br />
„In Dubai habe ich den Scheichs<br />
gezeigt, wie man First-class-<br />
Zigarren herstellt.“ ANNETTE MEISL<br />
und ihre innere Stimme sagten, es sei nichts für sie. Dann ging<br />
sie nach Madrid, mit einer, wie sie sagt, Mischung aus „Selbstvertrauen<br />
und Naivität“, ihrer Geige und 50 Mark in der Tasche.<br />
Als nur noch Selbstvertrauen, Naivität und Geige übrig<br />
blieben, entschloss sie sich, ihren Lebensunterhalt als Straßenmusikerin<br />
zu verdienen. Das lief ganz gut, als sie begriffen hatte,<br />
dass sie im kurzen Rock mehr Geld zugesteckt bekam<br />
13
Wir Unternehmer – Porträt<br />
als in Hippie-Klamotten. Und in diesem Moment offenbarte<br />
sich Meisls Talent, irgendwelche schwebende Künstler-Daseinszustände<br />
zu professionalisieren. Sie fi ng an, eine Statistik<br />
zu führen, notierte sich, wo in welchem Kleid sie mit welcher<br />
Musik wie viel verdient hatte, um aus jedem Platzkonzert das<br />
Optimum herauszuholen.<br />
Madrid war eine Liebe und eine Lehre. Sie blieb drei Jahre, verkaufte<br />
nach dem Musizieren den Madrilenen Englischkurse,<br />
ohne richtig Spanisch zu können. Später ließ sie sich zur<br />
Diplomdolmetscherin ausbilden. Und sie vermarktete sich.<br />
Ging einfach zu Radiostationen und bat dort um ein Interview,<br />
und seltsamerweise klappte dies sogar. Sie war Chefsekretärin<br />
für eine Briefmarken-Weltausstellung mit nichts als<br />
einem schwachen Verdacht, was eine Sekretärin alles so tut.<br />
Und später übernahm sie die Leitung eines Theatercafés, das<br />
legendäre „Damajuana“, rutschte da irgendwie rein, wie von<br />
unsichtbarer Hand geführt, inszenierte, organisierte, schmiss<br />
den Laden und sorgte dafür, dass das Café blühte, in dem<br />
damals Menschen verkehrten, deren Schicksal es war, unter<br />
anderem berühmt zu werden, Pedro Almodovar etwa oder<br />
Carlos Saura. Nebenbei verliebte sie sich in den Besitzer der<br />
Bar, einen Sänger, und als die Party im „Damajuana“ zu Ende<br />
war, ging sie mit ihrem Freund nach Deutschland. Er sang,<br />
sie spielte Geige und kümmerte sich um alles, zwei Tänzer<br />
tanzten Tango, acht Jahre lang, 100 Auftritte pro Jahr.<br />
Kubanische Nächte in Köln<br />
Heute scheint es, dass all die von ihr gegangenen Wege die<br />
Vorbereitung waren für die Straße, auf der sie heute geht. Im<br />
Jahr 1992 gründete sie eine Künstleragentur, war sechs Jahre<br />
lang mit einer Inszenierung aus Theater und Akrobatik unterwegs,<br />
mit togolesischen Künstlern. Das war, sagt sie, nicht<br />
immer einfach, „aber ich bereue nichts“. Gegen Ende des vergangenen<br />
Jahrtausends wurde sie Agentin der Vieja Trova<br />
Santiaguera, einer kubanischen Altherren-Kapelle, dem Vorläufer<br />
des Buena Vista Social Club, wenn man so will. Es waren<br />
dunkelhäutige, faltige Herren, die sich zu sagen schienen:<br />
„So, jetzt werden wir bald Achtzig – lasst uns mal die nächsten<br />
20 Jahre etwas professionell Musik machen.“ Kuba kam in<br />
ihr Leben, jene für sie perfekte und ästhetische Symbiose von<br />
Musik, Genuss und Kultur. Über ihre Event-Agentur organisierte<br />
sie kubanische Nächte in Köln, und Kuba war damals,<br />
vor zehn Jahren, einer der wesentlichsten Sehnsuchtsorte der<br />
Westeuropäer. Kuba war, neben allem zauberhaft-exotischem<br />
Glitzer, auch eine selling unit: Managerinnen belegten Salsakurse,<br />
jeder zweite Bankschnösel fi ng an, Zigarren zu rauchen,<br />
und alle träumten von einer Finca unter Palmen und ein paar<br />
Mojitos zum Sonnenuntergang.<br />
Aber trotz all der „Genusskultur“ die La Galana versprüht,<br />
trotz dieser kleinen kubanischen Oase mitten in Köln, dieser<br />
Insel, die nicht auf Kredite gebaut ist, weil Meisl „eine Verfechterin<br />
der schwarzen Zahlen“ ist, ernährt die Manufaktur zwar<br />
ihre Mitarbeiterinnen, viel mehr aber auch nicht. Vielleicht<br />
zeigt sich so die leise Ironie des Schicksals. Das La Galana<br />
liegt da wie ein Rohdiamant, und fast jeder, der es betritt, sagt<br />
Meisl: „Mensch, das ist pures Gold. Mach was draus.“ Dabei ist<br />
das bisher Erreichte durchaus eine Leistung, ansonsten hätte<br />
es La Galana nicht in das Cigarren-Buch des deutschen Zigarrenpapsts<br />
Dieter H. Wirtz geschafft. Das liegt vielleicht auch<br />
an dem kubanischen Musiker Rey Creagh. Der wird gerne<br />
als Altstar der kubanischen Musikszene bezeichnet. Im Jahr<br />
2007 segnete er die Räume der Manufaktur und übernahm die<br />
Patenschaft. Das ist, auf unsere Breitengrade umgemünzt, so<br />
etwas wie ein Ritterschlag.<br />
Kismet im Morgenland<br />
Filialen eröffnen, ein Franchise-System daraus machen, das<br />
wären Möglichkeiten. Aber Annette Meisls Weg führt als<br />
Nächstes wahrscheinlich ins Reich von 1001 Nacht, wo<br />
Scheichs leben und Kamele, und wo nicht viel wächst außer<br />
Geld. Unlängst war Meisl mit ihren Torcedoras in Dubai, „um<br />
den Scheichs zu zeigen, wie man First-class-Zigarren herstellt“.<br />
Das sei richtig gut gewesen, der jordanische König war<br />
zugegen, Anwer Bati auch, ebenfalls ein Zigarren-Autor der<br />
Champions League. Und der meinte, die Zigarren von La Galana<br />
seien genussvoll und entspannend. Es klingt so, als ob das<br />
Schicksal Frau Meisl eine neue Straße vor die Füße gelegt habe<br />
wie einen Teppich. Der Libanon schwebt noch halbdurchsichtig<br />
wie der Rauch einer Zigarre durch den Kopf der Frau,<br />
die ihr Alter nicht preisgeben möchte. Im Libanon ist per capita<br />
der Verbrauch von Zigarren sehr, sehr erfreulich, und es<br />
scheint alles zuerst einmal in Richtung der Präsentation von<br />
Dubai zu laufen.<br />
Und es würde nicht verwundern, wenn sich Meisl dort in der<br />
Levante, dem Morgenland, dem Land des Sonnenaufgangs,<br />
wo man zum Schicksal „Kismet“ sagt, wenn sie sich dort,<br />
Inschallah, erneut ein wenig verlieben würde. Auch in die Kultur,<br />
die Musik und den Genuss. www.lagalana.de<br />
14 ProFirma 06 2010<br />
Fotos: La Galana
Annette Meisl mit ihrer kubanischen<br />
Star-Zigarrenrollerin<br />
Yoleivis Fernandez vor der<br />
Silhouette des Kölner Doms.<br />
Der richtige Dreh: Bis zu 250<br />
handgerollte Zigarren am Tag<br />
schafft eine routinierte Dreherin<br />
wie Yoleivis Fernandez.<br />
Im komplexen Umfeld der betrieblichen Altersversorgung sind Produkte gefragt,<br />
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Wir Unternehmer – Mittelstand 2.0<br />
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In drei Minuten ein eigenes Netzwerk<br />
Der Bonner Dienstleister Mixxt bietet kostenfreie Web-Dienste zur Vernetzung<br />
von Menschen mit ähnlichen Interessen. Technische Vorkenntnisse oder<br />
spezielle Software sind nicht notwendig. VON JÜRGEN CHRIST<br />
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Äther gefi scht oder vereintes Feinjustieren<br />
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Mixxt.de sind fast alle Themen willkommen,<br />
lassen sich Neuheiten aller Art<br />
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deutsche Radiofans oder eher businessaffi<br />
ne Karrieremenschen – hier fi ndet jeder<br />
seine Gemeinschaft. Denn die Mixxt<br />
GmbH bietet einen virtuellen Bauka-<br />
Das Mixxt-Team: (v.l.) Daniel Peters (CDO), Philipp Ellenbeck<br />
(CTO), Christian Stein (CFO) und Oliver Ueberholz (CEO).<br />
sten zum Aufbau und zur Kontaktpfl ege<br />
von Gruppen, die ein gemeinsames<br />
Hobby pfl egen oder gleiche Interessen<br />
haben – sogenannte Communities. Als<br />
gemeinsame Werkzeuge dienen unter<br />
anderem Veranstaltungsplanung, Redaktionssystem,<br />
Mitgliederverwaltung,<br />
Fotoalben, Weblogs sowie Foren.<br />
Alle Dienste können mit jedem Web-<br />
Browser ohne Zusatz-Software genutzt<br />
werden und sind in der Basisvariante<br />
kostenfrei. Lediglich Premiumange-<br />
bote wie eine eigene Web-Adresse und<br />
Logo kosten extra – für neun oder 19<br />
Euro monatlich. Große Kongresse lassen<br />
sich mit Mixxt genauso schnell und<br />
zielgruppenorientiert organisieren wie<br />
der kleine Hobbytreff mit Nischenanspruch.<br />
Dazu realisierte das Bonner Unternehmen<br />
eine umfassende modulare<br />
Lösung. „Gerade die Nachbereitung ist<br />
für Veranstalter und Besucher interessant,<br />
weil so eine dauerhafte<br />
Vernetzung<br />
und Kundenbindung<br />
entsteht“, erklärt Geschäftsführer<br />
Oliver<br />
Ueberholz. Veranstalter<br />
profi tieren auch<br />
vom integrierten<br />
Ticketverkauf, den<br />
Mixxt in Zusammenarbeit<br />
mit dem Web-<br />
Dienstleister Amiando<br />
integriert.<br />
Communitys waren<br />
schon immer Ueberholz’<br />
große Leidenschaft.<br />
Bereits als<br />
18-Jähriger startete er<br />
nach dem Abitur seine erste Community<br />
für die Stadt Bonn unter Schirmherrschaft<br />
der damaligen Bürgermeisterin.<br />
Im Jahr 2007 gründete der mittlerweile<br />
29-Jährige das Unternehmen Mixxt mit<br />
drei Partnern und 200.000 Euro Startkapital<br />
von einem Investor. Der Gründermut<br />
zahlte sich aus: Von Anfang<br />
an schrieb Mixxt schwarze Zahlen. Mit<br />
einem Augenzwinkern rät Ueberholz<br />
anderen Gründungswilligen: „Bloß<br />
nicht von staatlichen Einrichtungen wie<br />
der IHK beraten lassen!“ Inzwischen betreut<br />
das 16-köpfi ge Mixxt-Team mehr<br />
als 280.000 Einzelmitglieder. Diese sind<br />
in mehr als 8.000 meist kleineren Netzwerken<br />
organisiert. Den Hauptumsatz<br />
generiert die rheinische Firma jedoch<br />
mit größeren Kunden – wie Radio-<br />
Schleswig-Holstein mit fast 70.000<br />
Mitgliedern – oder mit der Expertenplattform<br />
für spezialisierte Ärzte im<br />
Auftrag eines internationalen Pharmakonzerns<br />
zum Thema Schilddrüsenerkrankungen.<br />
Von Beginn an war das<br />
Unternehmen auf Internationalisierung<br />
ausgerichtet. Drei Mitarbeiter betreuen<br />
Gruppen in London, Istanbul und Warschau.<br />
Seit dem vergangenen Jahr ist der<br />
Web-Baukasten zudem auf Russisch<br />
und Ukrainisch verfügbar.<br />
„Wir haben sehr lange am Konzept gefeilt.<br />
Unser Ziel: Jeder sollte in nur drei<br />
Minuten sein eigenes Social Network<br />
einrichten können“, erzählt Ueberholz,<br />
dessen Studium der Volkswirtschaft und<br />
Sinologie seit der Unternehmensgründung<br />
pausiert. „Dabei wollten wir sofort<br />
global agieren.“<br />
Basis des Erfolgs sind die „Manager“ der<br />
unterschiedlichen Mixxt-Netzwerke,<br />
die in einer eigenen Gruppe an der Produktentwicklung<br />
beteiligt sind, Wünsche<br />
und Ideen beisteuern können. Ein weiterer<br />
Erfolgsbaustein sind die meist sehr<br />
jungen Mitarbeiter. „Unsere Leute haben<br />
zwar nicht alle Bestnoten, sind aber sehr<br />
kreativ, wenn es um Programmierung,<br />
Design, Musik und Video geht“, erläutert<br />
Ueberholz seine Personalpolitik. „Und<br />
sie bekommen Zeit, eigene Projekte zu<br />
entwickeln.“<br />
16 ProFirma 06 2010<br />
Foto: Mixxt
Flexibilität überzeugt die Kunden.<br />
Für die Gesundheit rund um die Uhr im Einsatz.<br />
Hans B. versorgt mit seiner noch jungen Firma den Gesundheitsmarkt<br />
in Deutschland und im angrenzenden Ausland<br />
mit medizintechnischen Geräten. „Unsere Firmenphilosophie<br />
lautet: „Wir sind für Sie da! Das bedeutet, dass wir<br />
24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche für unsere Kunden<br />
erreichbar sind. Das muss auch so sein. Bei Störungen müssen<br />
wir den Fehler schnellstmöglich beheben können“, beschreibt<br />
Hans B. den Servicegedanken seiner Firma. Aus<br />
diesem Grund hat er eine Servicehotline für Kunden eingerichtet.<br />
Während der Geschäftszeiten wird die Hotline von<br />
Mitarbeitern bedient. Außerhalb der Geschäftszeiten von<br />
Of�ceLine, dem quali�zierten Telefonservice der Telekom.<br />
Anrufer werden nach Postleitzahlen selektiert und der Anruf<br />
wird direkt an den zuständigen Servicemitarbeiter vor<br />
Ort weitergeleitet. Sollte der Mitarbeiter nicht erreichbar<br />
sein, geht der Anruf automatisch an seinen Vertreter.<br />
Immer ein qualifizierter Ansprechpartner.<br />
Ein Büro, das immer besetzt ist. Ein persönlicher Ansprechpartner,<br />
den man jederzeit erreichen kann. Für viele<br />
kleinere Unternehmen und Existenzgründer ist das nicht<br />
selbstverständlich. Dabei sind die permanente Erreichbarkeit<br />
eines quali�zierten Ansprechpartners und die Erweiterung<br />
der Geschäftszeiten entscheidende Wettbewerbsvorteile.<br />
Die Telekom bietet mit dem Service Of�ceLine genau<br />
diese Möglichkeiten.<br />
Mit Of�ceLine werden alle Anrufe persönlich entgegengenommen<br />
und aufbereitet. Alle wichtigen Informationen<br />
werden mit Adresse und Kontaktgrund weitergeleitet. So<br />
ist man immer auf dem Laufenden. Kein Kontakt geht verloren<br />
und keine Nachfrage bleibt unbeantwortet.<br />
Ob in einer Besprechung, unterwegs beim Kunden oder<br />
außerhalb der Geschäftszeiten – mit Of�ceLine hat man<br />
alles unter Kontrolle und kann sofort reagieren.<br />
Mehr Service sichert mehr Kundenzufriedenheit.<br />
Ganz gleich, wie sich das Geschäft entwickelt – Of�ceLine<br />
entwickelt sich mit. Der modulare Aufbau der Leistungspakete<br />
macht eine Anpassung an sich verändernde Anforderungen<br />
ganz einfach. So kann auch ohne Weiteres eine<br />
weitere Servicenummer zugeschaltet werden, über die besonderen<br />
Kunden ein zusätzlicher Beratungsservice geboten<br />
wird. Jeder Anruf wird zu jeder Zeit entgegengenommen<br />
und an den für den Kunden zuständigen Berater weitergeleitet.<br />
Sofort auf alles vorbereitet.<br />
Of�ceLine ist schnell eingerichtet. Der Leistungsumfang<br />
lässt sich dank kurzer Laufzeiten nach Bedarf �exibel ver-<br />
ändern. Klare Paketpreise sorgen für die notwendige Transparenz,<br />
sodass die Bürokosten nicht aus dem Ruder laufen.<br />
Alles im Namen der Gesundheit.<br />
Mit Of�ceLine hat Hans B. den optimalen Weg für seine<br />
Firma gefunden. „Ich kann allen Ansprüchen meiner Kunden<br />
auf sehr ef�ziente Weise gerecht werden. Das spart<br />
Geld, erhöht mein Serviceniveau und lässt mir alle Optionen<br />
für die Zukunft. Und das Privatleben meiner Mitarbeiter<br />
wird auch geschont.“<br />
Weitere Informationen unter<br />
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Kulisse: Schloss Langenstein<br />
bei Orsingen-Nenzingen.<br />
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Clubräumen.<br />
Das schöne Ding<br />
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Countryclub Schloss Langenstein<br />
Golfen und Schießen mit Stil<br />
Es ist immer gut zu wissen, wovon die<br />
Rede ist. Also, ein Countryclub ist ein von<br />
einem Verein mit exklusiven Zugangsvoraussetzungen<br />
betriebenes parkähnliches<br />
Areal mit Sport- und Erholungsanlage<br />
in ländlichem Gelände. Der Verein<br />
ist in diesem Falle der Countryclub<br />
Schloss Langenstein im baden-württembergischen<br />
Orsingen-Nenzingen,<br />
das ein paar Dutzend Golf-Abschläge<br />
nordwestlich vom Bodensee liegt. Der<br />
Countryclub umfasst eine Golfanlage,<br />
einen Reitstall, eine Tennisanlage und<br />
einen Flintenparcours, und die lebenslange<br />
Mitgliedschaft kostet 17.830 Euro,<br />
ein Jahr beläuft sich auf 3.100 Euro, Gäste<br />
sind zugelassen.<br />
Das ist nicht wenig, aber die Frage ist,<br />
welchen Gegenwert das Mitglied dafür<br />
bekommt. Abgesehen vom sportlichen<br />
Wert, ist solch eine Mitgliedschaft das<br />
Ticket für ein Stückchen exklusives Paradies,<br />
in dem die Männer Gentlemen<br />
10.507 Liegestütze nonstop – das ist seit 30 Jahren der Weltrekord, aufgestellt vom<br />
Japaner Minoru Yoshida. Rolf Heck aus Waldshut-Tiengen, der im Liegestütze-Business<br />
„die Wildsau“ genannt wird, schaffte vor zehn Jahren in 30 Minuten 2.354, auch ein<br />
Rekord. Zurzeit, so hört man, will er einen neuen Rekord aufstellen: in 15 Minuten 300<br />
Push-ups auf Liegestützgriffen. Für alle, die testen möchten, wie sehr mit Stützen der<br />
Brustmuskel und die Arme schon nach<br />
nur zehn Stück schmerzen, hat die Firma<br />
Hock eine formvollendet durchgestylte<br />
Edelvariante dieses Trainingsgeräts ins<br />
Leben gerufen, aus Flugzeugaluminium<br />
und Nussbaum-Naturholz, härter als ein<br />
Muskel je werden kann.<br />
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Infos unter: www.hockdesign.de<br />
sind und die Damen Ladies, so die Art<br />
Club, in dem eine Kusshand nichts Antiquiertes<br />
ist. Es gibt eine Kleiderordnung<br />
für das Herzstück der Anlage, den Golfplatz,<br />
sowohl für den Neun-Loch-Platz,<br />
auf dem Gäste spielen dürfen (Greenfee<br />
am Wochenende 85 Euro), wie auch<br />
für den 18-Loch-Platz, der den Mitgliedern<br />
vorbehalten ist; Caps werden ausschließlich<br />
mit der Spitze nach vorne<br />
getragen, das Hemd gehört in die Hose,<br />
Shorts müssen bis zum Knie reichen,<br />
und Bluejeans sind verboten. Das ist<br />
in Ordnung, denn man bewegt sich in<br />
den Schlosslandschaften von Axel Graf<br />
Douglas, dem Besitzer, der vor 19 Jahren<br />
zum Schluss kam, dass ein Countryclub<br />
in der lieblichen Schlosslandschaft weniger<br />
Mühe und mehr Ertrag als die traditionelle<br />
Landwirtschaft bringt.<br />
Innerhalb des Clubs besitzt der Flintenparcours<br />
Dornsberg, der auch Sitz der<br />
Landesjagdschule Baden-Württemberg<br />
ist, besondere Knallkraft. Dass man in<br />
Deutschland fl ächendeckend golfen,<br />
reiten und Tennis spielen kann, wundert<br />
nicht, aber Schießen geht nicht überall.<br />
Der Verein bietet Tontaubenschießen<br />
(42 Cent pro Taube für Nichtmitglieder),<br />
realistische Jagdsimulationen<br />
aller Niederwildarten, eine Schießschule<br />
sowie einen Jagdparcours. Eine Leihwaffe<br />
kostet 20 Euro, Munition Kaliber<br />
20 (Weicheisenpatronen) 27 Cent.<br />
Jetzt liegt die Formulierung in Schussweite,<br />
dass der Countryclub ein Volltreffer<br />
ist. Sicher ist er eine Reise in eine<br />
Welt, in der die Probleme einfach in der<br />
Garderobe abgestreift werden, und man<br />
betritt sie in der Gewissheit, dass die<br />
nächsten Stunden zu den besseren im<br />
Leben zählen werden. (mib)<br />
www.schloss-langenstein.com<br />
18 ProFirma 06 2010<br />
Fotos: Countryclub Schloss Langenstein; Winzerverein Oberrotweil; hockdesign
8. Kulinarische Weinwanderung am Kaiserstuhl<br />
Bei Lukullus und Bacchus<br />
Eines haben ein Marathon und die 8. Kulinarische Weinwanderung am<br />
20. Juni in Oberrotweil am Kaiserstuhl gemeinsam: Die Teilnahme eignet<br />
sich nur für Athleten ihres Metiers. 1.600 Leute können dieses Jahr maximal<br />
den sechs Kilometer langen Rundkurs in den Weinbergen Oberrotweils<br />
in Angriff nehmen. 39 Euro kostet das Vergnügen für Erwachsene.<br />
Der Rundweg stellt keine besonderen Anforderungen an die Kondition,<br />
eher sind ein gut gelaunter Gaumen und eine solide Alkoholverträglichkeit<br />
gefragt. An sechs Verkostungsstationen betreten die Weinwanderer<br />
die Hoheitsgebiete des Lukullus und des Bacchus, dazwischen wird laufend<br />
verdaut. Wer es bis in den Kastaniengarten der Winzerstube schafft,<br />
hat schon einiges intus; diverse Weine, Speckgugelhopf, Forellenschaum<br />
mit Honigsenf, ein Schweinshäxle, Käsevariationen mit Muskatellerbeschwipsten<br />
Trauben, das Kaiserstühler Kirschbömble und ein wenig<br />
Tresterbrand. Derart präpariert, sorgen die badischen Volksmusik-Haudegen<br />
„Die Steigerburschen“ als abschließendes Sahnehäubchen für Ohrenschmaus.<br />
(mib) www.winzerverein-oberrotweil.de<br />
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
Kalkulation<br />
Der beste Preis<br />
Viele Unternehmen setzen ihre Preise zu niedrig an und verschenken somit<br />
Umsatz und Gewinn. Die Lösung: Eine intelligente und originelle Preisstrategie. gie.<br />
Es kann sich sogar lohnen, den Kunden entscheiden zu lassen, was er zahlen<br />
möchte. VON SABINE HÖLPER<br />
René Sellmer sieht mit seinem grasgrünen Spitzbart, der bis<br />
übers Kinn hinausragt, ein bisschen verrückt aus. Genauso<br />
verrückt klingt auch die Preisstrategie in seinem Friseursalon.<br />
„Zahle, was du willst“ heißt diese Strategie, die Preislisten<br />
überfl üssig macht, weil die Kunden selbst bestimmen, was sie<br />
für die neue Frisur bezahlen wollen. „Es ist mehr, als wenn<br />
ich Festpreise anbieten würde“, sagt Sellmer. 40 Euro geben<br />
seine Kunden im Schnitt. 29 Euro seien es in den Salons gewesen,<br />
in denen der Friseur früher als Angestellter gearbeitet<br />
hat. Sellmer klingt selbst ein wenig überrascht, aber sein Fazit<br />
79<br />
.– 99<br />
79.–<br />
19.-<br />
ProFirma<br />
Titelthema<br />
ist eindeutig: „Das Preismodell funktioniert.“ Es funktioniert<br />
sogar so gut, dass dem ersten Salon „Emma Hair Revolution“,<br />
den Sellmer vor sechseinhalb Jahren in Krefeld eröffnete, zwei<br />
weitere in Moers und Mönchengladbach folgten.<br />
Zahle, was du willst – was nach unternehmerischem Harakiri<br />
klingt, ist in Wahrheit eine ernst zu nehmende intelligente<br />
Preisstrategie. Immer mehr Unternehmen setzen sie erfolgreich<br />
um. Und nicht nur „pay what you want“ hat Konjunktur.<br />
Landauf, landab und quer durch alle Branchen machen Unternehmer<br />
mit skurril anmutenden, aber effektiven Preisstrategien<br />
auf sich aufmerksam. So werben Banken, Automobilhersteller<br />
oder Friseure mit Flatrates, und in einem Bamberger<br />
Café wird der Bierpreis ausgewürfelt.<br />
Das aufkeimende Interesse der Unternehmer an intelligenten<br />
Preisstrategien verwundert nicht. Zwar ist die Erkenntnis,<br />
dass der Preis den mächtigsten und wirkungsvollsten Hebel<br />
zur Gewinnsteigerung repräsentiert, nicht neu. Doch erst seit<br />
einigen Jahren, seit die Produkte und Leistungen allesamt auf<br />
einem qualitativ hohen Niveau sind, sodass sich mit Verbesserungen<br />
an dieser Stelle kaum noch ein Mehrwert erzielen<br />
lässt, rückt der Preis in den Fokus der Unternehmer. Oder<br />
anders ausgedrückt: Hat die Firma kein neues, revolutionäres<br />
Produkt auf dem Markt, mit dem sie für Abverkaufserfolge<br />
sorgen kann, dann muss sie eben so lange am Preis der bisherigen<br />
Produkte drehen, bis diese sich noch besser verkaufen.<br />
Und um möglichen Missverständnissen gleich vorzubeugen:<br />
Es geht keineswegs darum, die Produkte mithilfe von Rabatten<br />
und Sonderangeboten zu verschleudern. Ganz im Gegenteil:<br />
Intelligentes Pricing heißt, für jedes Produkt zu jedem<br />
Zeitpunkt den besten Preis zu fi nden, den Preis also, „den der<br />
Kunde als fair empfi ndet und zu zahlen bereit ist, und mit dem<br />
der Unternehmer seine strategischen Ziele, die mit dem Produkt<br />
umgesetzt werden sollen, erreicht“, wie Hans-Christian<br />
Riekhof, Professor für internationales Marketing an der privaten<br />
Fachhochschule Göttingen, sagt. „Die Voraussetzung<br />
dafür ist, eine Preisstrategie zu haben.“<br />
20<br />
ProFirma 06 2010<br />
1.- .
7288.-<br />
„Wir legen für jedes Land eine<br />
individuelle Preispositionierung<br />
fest. In Deutschland sind höhere<br />
Preise möglich als in China.“<br />
FELIX MÜLLER, HEIDELBERGER DRUCKMASCHINEN<br />
Aldi versus Porsche<br />
Die Preisstrategie orientiert sich am Unternehmenszweck<br />
und der Unternehmensstrategie. Sie ist folglich langfristig<br />
angelegt, zeichnet die grobe Linie vor. Ganz grundlegend<br />
geht es dabei um Marktdurchdringung versus Abschöpfung.<br />
Um Aldi versus Porsche. Der Preis hingegen geht ins Detail.<br />
Er wird für einzelne Produkte und Leistungen bestimmt. Mit<br />
ihm lassen sich temporäre wirtschaftliche Ziele justieren oder<br />
solche, die nur einen Bereich des Unternehmens betreffen.<br />
„Wir möchten drei bis vier Mal pro Jahr jeweils ein Landbier<br />
aus der Region bekannt machen und den Abverkauf dieses<br />
Bieres ankurbeln“, sagt beispielsweise Harald Kurz-Brauer,<br />
einer der beiden Inhaber des Hofcafés in Bamberg. Deshalb<br />
fi ndet in seinem Café jeden Sonntag- und Montagabend die<br />
Aktion „Gämbeln & Landbier genießen“ statt: Wer das Landbier<br />
bestellt, würfelt den Preis mit der Bedienung aus. Zählen<br />
die Würfel des Gastes mehr Augen als die des Kellners, wird<br />
das Bier zum halben Preis ausgeschenkt. Gewinnt der Kellner,<br />
zahlt der Gast den vollen Preis. Bei der nächsten Bestellung<br />
hat er aber wieder eine Chance auf den Preisvorteil.<br />
300.-<br />
ProFirma 06 2010<br />
21
Unternehmensführung ng – Titelthema<br />
<strong>DIE</strong> KOSTEN ZU SEHR IM BLICK<br />
Welche Informationsquellen Unternehmen<br />
zur Preisgestaltung nutzen<br />
Kostenkalkulation/Deckungsbeitrags-Analysen<br />
Wettbewerbsanalysen<br />
Preis-Controlling<br />
Kundenbefragung<br />
Preisabsatzfunktion<br />
Quantifi zierung des Kundennutzens<br />
Expertenbefragung<br />
Preistests<br />
Conjoint Analysen<br />
Sonstige<br />
5.– 99<br />
83%<br />
70%<br />
37%<br />
36%<br />
20%<br />
19%<br />
18%<br />
18%<br />
3%<br />
10%<br />
Quelle: Wertschöpfende Pricing-Prozesse. Eine empirische Untersuchung der Pricing-<br />
Praxis, Hans-Christian Riekhof, Benedikt Lohaus, Private Fachhochschule Göttingen<br />
So erfolgreich das „Gämbeln“ (fränkisch für das englische<br />
gambling, also spielen) in einer Kneipe ist, wo Spielen in geselliger<br />
Runde Tradition hat, so erfolglos wäre es im Feinkostladen.<br />
Der Preis muss eben zum Produkt passen, oder wie Diller<br />
sagt: „Der Preis muss als Quotient aus Bezahlung und Leistung<br />
verstanden werden.“ Die Preispolitik stehe somit vor der Aufgabe,<br />
ein Preis-Leistungs-Verhältnis zu bestimmen, das nicht<br />
nur den Ertragsansprüchen, sondern auch den Kundenerwartungen<br />
entspreche. Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich,<br />
warum Flatrates Preisstrategien mit Durchschlagskraft<br />
sind. „Sie bieten den Kunden Preissicherheit. Und die ist den<br />
Kunden sehr wichtig“, sagt Diller. Kein Wunder also, dass die<br />
Quirin-Bank vermögenden Kunden die Depotberatung auf<br />
Basis einer monatlichen Flatrate in Höhe von 75 Euro mit dem<br />
„Gesucht ist der Preis, den der Kunde<br />
als fair empfi ndet und zahlen will.“<br />
PROF. HANS-CHRISTIAN RIEKHOF, FH GÖTTINGEN<br />
Hinweis auf „volle Kostentransparenz“ schmackhaft macht.<br />
„Die Kunden werden weder von versteckten Gebühren überrascht<br />
noch müssen sie fürchten, dass der Berater ihnen ein Papier<br />
andreht, nur weil dieses eine hohe Provision für die Bank<br />
abwirft“, sagt ein Pressesprecher. „Man zahlt einen festen Preis<br />
und kann dafür so viel Beratungsleistung in Anspruch nehmen,<br />
wie man will“, erklärt er den Vorteil des Modells. Wobei<br />
der Vorteil vor allem auf Seiten der Bank liegt. Seit dem Start<br />
des Private Banking Ende 2006 konnte das Geldhaus die Zahl<br />
seiner Kunden verzehnfachen.<br />
„Die Flatrate-Strategie geht für die Unternehmen meistens<br />
auf“, weiß Riekhof. „Weil die Kunden ihren Bedarf in der Regel<br />
überschätzen.“ Soll heißen: Sie brauchen weder mehrmals<br />
privat<br />
im Monat eine Depotberatung noch lassen sie sich täglich Foto:<br />
22 ProFirma 06 2010
Der Mittelstand: Motor für Innovation.<br />
Wir leben in einer Welt, die sich in kurzer Zeit fundamental verändert<br />
hat: Im Grunde gibt es heute fast nichts mehr, was man nicht digital<br />
erfassen, vernetzen und mit Intelligenz ausstatten könnte. Das gilt auch<br />
für all die Systeme, Prozesse und Geräte, die wir brauchen, um Produkte<br />
zu entwickeln, herzustellen und zu handeln. Um Dienstleistungen<br />
zu erbringen – und um das Zusammenleben und -arbeiten von Milliarden<br />
Menschen zu erleichtern. Mit einem Wort: Unsere Welt wird smarter.<br />
Die Innovationen, die diese Entwicklung möglich machen und vorantreiben,<br />
stammen aus einer Vielzahl verschiedener Quellen. Dennoch könnte<br />
man meinen, die neuen Möglichkeiten würden in erster Linie großen<br />
Unternehmen zugutekommen. Aber Tatsache ist: Der Mittelstand ist<br />
schon seit geraumer Zeit der Motor des Wachstums. Weltweit betrachtet<br />
repräsentiert er mehr als 90% aller Unternehmen, in Deutschland über<br />
70% aller Arbeitsplätze und mehr als die Hälfte der Wertschöpfung. Er<br />
bringt mehr Patente und mehr Innovationen pro Mitarbeiter zustande<br />
als Großunternehmen.<br />
IBM und Business Partner bieten mittelständischen Unternehmen Knowhow<br />
und Instrumente, um produktiver und pro�tabler zu werden und so<br />
ihren Vorsprung zu nutzen und auszubauen. Speziell zusammengestellte,<br />
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ihre Ef�zienz zu steigern, ihre Rendite zu erhöhen und neue<br />
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Implanet ein völlig neues, ef�zienteres Geschäftsmodell<br />
entworfen, mit dem sich Implantate über die gesamte Lieferkette lückenlos<br />
verfolgen lassen. Der britische Ökostromanbieter Ecotricity nutzte die<br />
Hilfe von IBM, um sein explosionsartiges Wachstum in den Griff zu bekommen.<br />
Mit der Neuausrichtung der IT-Systeme für seine Kundendaten<br />
verbesserte sich die Rendite unmittelbar und die Servicequalität stieg.<br />
Die Impire AG, ein deutscher Anbieter von Sportstatistiken, hat mit unserer<br />
Hilfe Hunderte von Datenquellen auf einer Plattform zusammengeführt<br />
und begeistert Sportfans vor dem Fernseher nun mit packenden Echtzeit-Statistiken<br />
und 3-D-Gra�ken zum Spielgeschehen.<br />
Nicht zuletzt dank solcher intelligenter Lösungen gewinnen mittelständische<br />
Unternehmen heute die Art von Ein�uss, die früher nur den größten<br />
Unternehmen vorbehalten war. IBM und Business Partner bieten die Unterstützung<br />
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IBM, das IBM Logo und ibm.com sind Marken oder eingetragene Marken der International Business Machines Corporation in den Vereinigten Staaten und/oder anderen Ländern. Andere Namen von Firmen, Produkten und Dienstleistungen können Marken oder<br />
eingetragene Marken ihrer jeweiligen Inhaber sein. © 2010 IBM Corporation. Alle Rechte vorbehalten. O&M IBM S 5/10
Unternehmensführung – Titelthema<br />
Discount-Strategie bei Aldi und Nischenansatz<br />
mit starker Segmentierung bei Bang &<br />
Olufsen: Die Preismodelle der Anbieter unterscheiden<br />
sich erheblich.<br />
Eine Frage des Images<br />
Die grundlegenden strategischen Preisstrategien:<br />
Marktdurchdringung und Abschöpfung<br />
Marktdurchdringung<br />
Abschöpfung<br />
Beispiel Aldi, Lidl Bang & Olufsen<br />
Ziel Langfristige Gewinnung<br />
von Marktanteilen<br />
Nachfrageverhalten<br />
Marktsegmentierung<br />
Kurzfristige Gewinne<br />
Preiselastisch Nicht preiselastisch<br />
Wenige Marktsegmente Starke Segmentierung,<br />
Nischen<br />
Wettbewerb Neue Wettbewerber<br />
werden bekämpft, niedrige<br />
Markteintrittsbarrieren<br />
Produkt Lange Lebenszyklen,<br />
Image wird als unwichtig<br />
angesehen<br />
Neue Wettbewerber<br />
werden akzeptiert, hohe<br />
Markteintrittsbarrieren<br />
Kurze Lebenszyklen,<br />
gehobenes Image ist<br />
wichtig<br />
Preis Hoher Preisdruck Preise können durch<br />
geringeren Marktdruck<br />
länger gehalten werden<br />
Produktion Hohe Skaleneffekte und<br />
Erfahrungskurveneffekte<br />
Werbung Kunde kennt das Produkt,<br />
Preisvorteile stehen im<br />
Vordergrund<br />
Geringe Skaleneffekte und<br />
Erfahrungskurveneffekte<br />
Produkt wird dem Kunden<br />
vorgestellt, Qualitäts- und<br />
Imageaspekte stehen im<br />
Vordergrund<br />
die Haare frisieren. „Dafür hat doch niemand die Zeit“, gibt<br />
Anika Fehrmann zu. Die Friseurmeisterin bietet in ihrem Berliner<br />
Salon „KopfKunstKreuzberg“ seit geraumer Zeit eine<br />
„Style-Flat“ an, die den Kunden theoretisch erlaubt, sich jeden<br />
Tag frisieren zu lassen. In der Praxis sieht das freilich anders<br />
aus. „Wenn sie zwei Mal pro Woche kommen, ist das schon<br />
viel“, sagt die 26-Jährige. Angenommen werde der neue Tarif,<br />
der bei 30 Euro pro Monat für grenzenloses Waschen und<br />
Föhnen und bei 60 Euro für zusätzliches Färben liegt, trotzdem.<br />
Der größte Erfolg der Style-Flat liegt laut Fehrmann aber<br />
woanders: Weil die Preisstrategie der Friseurin durch die Medien<br />
ging und der kleine Laden stadtbekannt wurde, konnte<br />
Fehrmann viele neue Kundinnen gewinnen. „Jetzt kommen<br />
sogar Frauen aus Charlottenburg und Wilmersdorf zu uns“,<br />
berichtet die Unternehmerin erfreut.<br />
Originelle Preisstrategien wie die „Style-Flat“ oder „Zahle, was<br />
du willst“ haben den Vorteil, dass sie auch als Marketing- oder<br />
PR-Gag funktionieren. Und wenn die Presse erst ausgiebig<br />
berichtet, ist Kundschaft garantiert. Dennoch müssen Preisstrategien<br />
nicht in erster Linie durch Originalität überzeugen.<br />
Viel wichtiger ist, dass Preise festgesetzt werden, die die Zahlungsbereitschaft<br />
der Kunden in vollem Umfang ausnutzen.<br />
„Häufi g richtet sich die Preisgestaltung aber zu einseitig an<br />
preisaktive Käufer“, sagt Experte Diller. Dabei brachten seine<br />
Untersuchungen zutage, dass mehr als ein Drittel der Verbraucher<br />
bereit ist, relativ hohe Preise zu zahlen. „Statt auch diese<br />
Hochpreiszahler mit niedrigen Preisen zu ködern, empfi ehlt<br />
es sich, die höhere Preisbereitschaft gezielt abzuschöpfen.“<br />
Zu den Unternehmen, die diesen Ratschlag verinnerlicht haben,<br />
gehört der Topfhersteller Fissler. „Wir setzen um fünf bis<br />
zehn Prozent höhere Preise durch als unsere Wettbewer-<br />
24 ProFirma 06 2010<br />
Foto: imago ecomedia, Ralph Peters; privat
729.-<br />
ProFirma 06 2010<br />
INTERVIEW<br />
„Der „D Dreiecksblick ist unabdingbar“<br />
Prof. Dr. Hermann Herm Diller, emeritierter Inhaber des Lehrstuhls für Marketing an der<br />
Unive Universität Erlangen-Nürnberg, über die Tücken der Preispolitik.<br />
Herr Professor Diller, warum ist die Preispolitik<br />
im Unternehmen so wichtig?<br />
Diller: Preispolitik ist das Instrument des<br />
Unternehmens, das am deutlichsten auf<br />
den Gewinn durchschlägt. Ich nenne Ihnen<br />
zur Veranschaulichung ein Beispiel:<br />
Hätte VW im Jahr 2007 für jedes Auto<br />
nur 50 Euro mehr verlangen können,<br />
wäre der Gewinn des Unternehmens um<br />
233,5 Millionen Euro gestiegen. Hätte<br />
die Preiserhöhung allerdings zu einem<br />
Absatzrückgang um drei Prozent geführt,<br />
wären 140.100 Autos weniger verkauft<br />
worden und damit die Fixkosten pro Wagen<br />
deutlich gestiegen.<br />
VW hätte im Vorfeld wissen müssen,<br />
ob die Verbraucher bereit sind, 50 Euro<br />
mehr zu zahlen oder nicht ...<br />
Diller: Die Preisbereitschaft der Konsumenten<br />
zu kennen, ist in der Tat das A<br />
und O. Es reicht nicht aus, den Preis in<br />
Abhängigkeit der Kosten und mit Blick<br />
auf den Wettbewerb festzulegen. Der<br />
Dreiecksblick auf die Kosten, die Wettbewerber<br />
und die Kunden ist unabdingbar.<br />
Der Blick auf den Kunden scheint der<br />
schwierigste zu sein. Zumal sich die Konsumenten<br />
nicht ausschließlich rational<br />
verhalten. Wie bekommt man trotzdem<br />
im Vorfeld eine Ahnung von der Preisbereitschaft<br />
der Kunden?<br />
Diller: Die Preisforschung kennt etliche<br />
Modelle, mit denen sich in etwa sagen<br />
lässt, für welches Qualitätsmerkmal der<br />
Kunde welchen Preis zahlen will. Eines<br />
der gängigsten Modelle ist die sogenannteConjoint-Measurement-Methode.<br />
Zur Messung der Bewertung eines<br />
Guts erhalten bestimmte Eigenschaften<br />
dieses Guts bestimmte Bedeutungsgewichte,<br />
um daraus ein möglichst allge-<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE SABINE HÖLPER<br />
mein gültiges Gesamt-Präferenzurteil der<br />
Verbraucher abzuleiten.<br />
Nun zahlt der eine Kunde höchstens 50 Euro<br />
für ein Paar Sandalen, der andere 300 ...<br />
Diller: ... und der Schuhhändler ist schlau,<br />
wenn er für beide Kundengruppen Schuhe<br />
anbietet – und natürlich zusätzlich für die,<br />
die dazwischen liegen. Nur so kann er<br />
die vielfältigen Preisspielräume voll ausschöpfen.<br />
In der Praxis passiert das ja auch<br />
meist. Schauen Sie sich im Supermarkt<br />
um: Da fi nden Sie in einer Produktkategorie<br />
sieben, acht verschiedene Preislagen.<br />
Noch vor drei Jahren gab es diese feinen<br />
Abstufungen bedeutend seltener.<br />
Die Unternehmer haben etwas gelernt?<br />
Diller: Ja, sie haben dem Preis die Aufmerksamkeit<br />
gewidmet, die er verdient.<br />
Mit gutem Grund: In den vergangenen 30<br />
Jahren stand die Verbesserung der Produkte<br />
im Fokus der Unternehmen. Heute sind die<br />
Produkte allesamt auf einem derart hohen<br />
Niveau, dass die Grenzrate der Zufriedenheit<br />
ausgeschöpft ist. Als Folge rückt nun<br />
die Preisgestaltung in den Fokus.<br />
Überall trifft man auf Preisdifferenzierung:<br />
Die Kinokarte, die für den Studenten<br />
weniger kostet, die Flugreise,<br />
die den Frühbucher billiger kommt, die<br />
Brezel, die im Dreierpack günstiger ist.<br />
Ist Preisdifferenzierung das Gebot der<br />
Stunde?<br />
Diller: Ja, und wieder sage ich: aus<br />
gutem Grund. Die Kunden sind heterogen<br />
und hybrid, die Preisbereitschaft<br />
spreizt. Allerdings ist die für Studenten<br />
verbilligte Kinokarte kein gutes Beispiel<br />
für eine gelungene Preisdifferenzierung.<br />
Denn da wird den Kinobesuchern vorgeschrieben,<br />
welche Eintrittspreise sie zu<br />
zahlen haben. Intelligenter ist es doch,<br />
wenn man verschiedene Varianten anbietet<br />
und den Kunden dann die Wahl<br />
lässt, welchen Preis sie – für welche Variante<br />
– zahlen wollen: Nimmt man die<br />
teurere Bahncard 50 mit mehr oder die<br />
billigere Bahncard 25 mit weniger Leistung?<br />
Kauft man einen Computer mit<br />
einem Gigabyte Arbeitsspeicher oder<br />
mit zwei? Hier fühlt sich kein Kunde<br />
übervorteilt. Weil er – anders als an der<br />
Kinokasse – selbst entscheiden durfte.<br />
Welches Beispiel für gelungene Preisdifferenzierung<br />
fällt Ihnen noch ein?<br />
Diller: Nehmen wir den Mars-Riegel.<br />
Den gibt es für jeden Verbrauchsanlass,<br />
in allen erdenklichen Verpackungen: Im<br />
Fußballstadion, in der Geschenkverpackung,<br />
in der Haushaltspackung und,<br />
und, und. Und jedes Mal hat er einen<br />
anderen Preis pro Mengeneinheit.<br />
Was ist der größte Fehler im Zusammenhang<br />
mit der Preisgestaltung?<br />
Diller: Rabattschlachten. Sie bringen nie<br />
etwas. Sie sind reinster Verdrängungswettbewerb.<br />
25
Unternehmensführung – Titelthema<br />
Zahle, was du willst<br />
Immer mehr Unternehmen fordern ihre Kunden auf: „Zahle, was du willst.“<br />
Zwei Unternehmen, die diese Preisstrategie erfolgreich betreiben.<br />
Emma Hair Revolution, Krefeld:<br />
20 Jahre ist es her, dass René Sellmer in einem Londoner Restaurant<br />
aufgefordert wurde: „pay what you want.“ Als der Friseurmeister<br />
dann vor sechs Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit<br />
wagte, erinnerte er sich an den Restaurantbesuch<br />
– und führte ebenfalls das „Zahle, was du willst“-Preismodell<br />
ein. „Natürlich hatte ich anfangs Bedenken, ob wir verarscht<br />
werden“, gibt der 42-Jährige zu. Doch seine Zweifel verfl ogen<br />
schnell. 40 Euro zahlt jeder Kunde pro Friseurbesuch – und<br />
damit elf Euro mehr, als es in den Salons üblich war, in denen<br />
Sellmer früher als Angestellter gearbeitet hatte. „Einmal<br />
waren sogar 500 Euro im Umschlag“, erzählt Sellmer. Dass<br />
die Preisstrategie des Friseurmeisters aufgeht, liegt laut Sellmer<br />
am Gesamtkonzept des Ladens, das genauso eigenwillig<br />
ist wie die Preisstrategie. So frisiert der Unternehmer grundsätzlich<br />
nicht nach Kundenwunsch, sondern schneidet, färbt<br />
und föhnt, wie es ihm gefällt. Doch auch dieses in der Branche<br />
unübliche Vorgehen kommt bei den Kunden an. Noch etwas<br />
sei wichtig beim „Zahle, was du willst“, ergänzt der Mann mit<br />
dem giftgrünen Spitzbart: Der persönliche Kontakt. Wenn<br />
man sich den Kunden zuwende, freundlich sei und eine gute<br />
Atmosphäre schaffe, seien diese gerne bereit, ein angemessenes<br />
Honorar zu zahlen.<br />
Bei Friseur René<br />
Sellmer und seinem<br />
Team zahlen<br />
die Kundinnen<br />
den Preis, den sie<br />
für angemessen<br />
Wolf Meyer-Plate und Maike Fuchs, Chefs des Restaurants Caduli.<br />
Restaurant Caduli, Mannheim:<br />
99 99.- .-<br />
Schon als Wolf Meyer-Plate gemeinsam mit der Köchin Maike<br />
Fuchs das Restaurant Caduli eröffnete, hatten sie die Idee<br />
mit dem „Zahle, was du willst“. Trotzdem führten sie erst einmal<br />
Festpreise ein. Nach einem halben Jahr „hatten wir dann<br />
aber das Gefühl, dass die außergewöhnliche Preisstrategie<br />
besser zu uns passt“, sagt der Mittfünfziger. „Das Restaurant<br />
– gehobenes Essen, aber mitten im Industriegebiet gelegen –<br />
ist ja auch ungewöhnlich.“ Seither kommen im Caduli also<br />
Speisekarten ohne Preisangaben auf den Tisch. Lediglich für<br />
Getränke berechnet der Chef Festpreise. „Erstens gibt es an<br />
einer Cola keinen Service zu bewerten“, erklärt Meyer-Plate.<br />
„Zweitens ist es für einen Laien sehr schwer zu beurteilen, wie<br />
teuer der Wein ist, den er trinkt.“ Bei den Speisen funktioniere<br />
das „Zahle, was du willst“ aber hervorragend, wenngleich<br />
es vorkommt, dass zwei Personen fürs gleiche Gericht mal<br />
25, mal 75 Euro zahlen. Unterm Strich werde aber genau der<br />
Preis gezahlt, den er auch ansetzen würde. „Die Gäste können<br />
ziemlich gut beurteilen, was das Essen wert ist“, sagt der Unternehmer.<br />
Hin und wieder gibt Meyer-Plate dann aber doch<br />
einen „Wunschpreis der Küche“ heraus. Er hat nämlich herausgefunden,<br />
dass manche Gourmets fernbleiben, weil es ihnen<br />
„zu stressig ist, selbst zu entscheiden“. Jetzt kann der Chef<br />
auch diese Gäste bewirten.<br />
halten. Fotos: Coco Pohlmann, Caduli<br />
26 ProFirma 06 2010
Andere A „Zahle-was-du-willst“-Anbieter<br />
überlassen ü<br />
ihren Kunden nur an bestimmten<br />
Tagen T oder zu bestimmten Tageszeiten das<br />
Recht, R<br />
selbst zu bestimmen.<br />
Weinerei, Berlin:<br />
Tagsüber trifft man sich im Forum und im FraRosa auf Kaffee<br />
und Kuchen zum Festpreis. Abends heißt es „Zahle, was du<br />
willst“. Zu Beginn zahlt der Gast allerdings einen Euro fürs Glas.<br />
Den Wein honoriert er am Ende des Abends nach seinem Gusto,<br />
indem er die Scheinchen in das große Glas am Tresen steckt.<br />
Le Kaschemme, Hamburg:<br />
In dem Restaurant im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist immer<br />
donnerstags „Zahle-was-du-willst“-Tag. Dann gibt es ein Dreigangmenü<br />
zu Preisen, die die Gäste bestimmen.<br />
Manche Unternehmen setzen die<br />
„Zahle-was-du-willst“-Strategie nur<br />
vorübergehend um:<br />
Hotel Sonnenhof, Lam:<br />
In dem Hotel im Schwarzwald galt die Devise nur die ersten vier<br />
Wochen nach Neueröffnung. Man habe wissen wollen, wie die<br />
Gäste die Leistung einschätzen, so Hoteldirektor Hans Markwalder.<br />
Die Gäste fungierten also als „Hoteltester“. Das Fazit<br />
nach vier Wochen: Die Auslastung sei gut gewesen, außerdem<br />
habe das Hotel Kunden gewonnen. Und mit dem durchschnittlichen<br />
Preis in Höhe von 150 Euro pro Nacht war Markwalder<br />
auch recht zufrieden.<br />
Tourismus, Längenfeld:<br />
In dem österreichischen Ort Längenfeld kamen letzten Sommer<br />
100 Gäste eine Woche lang in den Genuss, die Preise festzulegen.<br />
14 Hotels, vier Gastronomiebetriebe und mehrere Veranstalter<br />
für Freizeitaktivitäten hatten sich der „Marketingaktion“<br />
angeschlossen. Der Erfolg sei riesig gewesen, teilt der Initiator<br />
mit. Nationale und internationale Medien hätten über das Projekt<br />
berichtet. Dadurch sei ein Werbewert von mehr als 250.000<br />
Euro erzielt worden.<br />
ProFirma 06 2010<br />
ber“, sagt Markus H. Kepka, Sprecher der Geschäftsführung<br />
bei der Fissler GmbH in Idar-Oberstein. Allerdings lasse sich<br />
der höhere Preis nur mit hoher Qualität der Produkte halten.<br />
Außerdem veranstaltet der Topfhersteller regelmäßig Kochvorführungen<br />
und lädt zu Events mit Spitzenköchen ein, um<br />
die Kunden ans Unternehmen zu binden. Beides zusammen<br />
– innovative Qualitätsprodukte und Kundenbindung – führe<br />
zum Ziel, so Kepka: „Die Kunden zahlen mehr.“<br />
Dass man nur Premiumpreise verlangen kann, wenn man<br />
auch Premiumprodukte anbietet, wissen auch Unternehmer,<br />
die im Business-to-Business-Geschäft tätig sind. „Wir können<br />
uns gegenüber der Konkurrenz als Preispremiumanbieter<br />
positionieren, weil unsere Maschinen hohe Qualität und<br />
Produktivität gewährleisten“, sagt Felix Müller, Leiter der<br />
Abteilung Planung und Preisstrategie bei der Heidelberger<br />
Druckmaschinen AG. „Und natürlich stellen wir die Druckmaschinen<br />
nicht einfach hin“, ergänzt er. „Wir liefern einen<br />
umfangreichen Systemservice mit.“ Nur in dieser Kombination<br />
lasse sich der höhere Preis erzielen. Und das auch nur<br />
dann, wenn den Kunden der Nutzen des Produkts bewusst sei.<br />
„Die Kommunikation ist von großer Bedeutung“, sagt Müller.<br />
„Deshalb stecken wir viel Geld und Kapazitäten in die Schulungen<br />
der Verkäufer.“ Schließlich haben sie nicht nur die<br />
Aufgabe, die Vorzüge der Maschinen anzupreisen. Sie sollen<br />
durch Gespräche mit den Kunden auch herausfi nden, wie viel<br />
sie für das Produkt zu zahlen bereit sind. Auch andere Firmen<br />
im Premiumsegment unternehmen große Anstrengungen,<br />
die Preisbereitschaft ihrer Kunden abzuklopfen. Der Münchner<br />
Reiseanbieter Studiosus lässt seine Teilnehmer zu diesem<br />
Zweck am Ende jeder Reise einen umfangreichen Fragebogen<br />
ausfüllen. Fissler organisiert – sofern das Unternehmen gänzlich<br />
neue Produkte einführt – Gruppendiskussionen mit Verbrauchern<br />
oder führt Preistests durch.<br />
„Preistests und Kundenbefragungen sind hervorragende<br />
Instrumente zur Preisfi ndung“, lobt Experte Riekhof. Doch<br />
gerade Mittelständler zeigten auf diesem Gebiet noch Nachholbedarf.<br />
„Es wird zu häufi g aus Intuition heraus agiert“,<br />
hat Riekhof in einer aktuellen Studie festgestellt. Seine These<br />
daher: Im „Preis-Research“, also bei der Beschaffung von<br />
Informationen im Vorfeld, liege noch enormes Potenzial.<br />
Gleiches gilt am anderen Ende des Pricing-Prozesses, beim<br />
Preis-Controlling. Laut Diller werden auch hier die Potenziale<br />
nicht ausreichend ausgeschöpft. „Dabei lassen sich zahlreiche<br />
Ertragsverbesserungen erzielen, indem Absatzpreise in verschiedenen<br />
Segmenten, sprich Produktvarianten, Packungsgrößen<br />
oder Absatzgebieten, regelmäßig analysiert werden“,<br />
sagt der Experte.<br />
Chancen der Differenzierung<br />
Allerdings darf sich ein Unternehmer nicht wundern, wenn<br />
derartige Tests und Analysen ergeben, dass der eine Kunde<br />
höchstens 20 Euro für einen Topf zahlen will, während der<br />
nächste auch bei 200 Euro noch zugreift. Solche Ergebnisse<br />
verdeutlichen vielmehr, welch große Chance in der Diffe-<br />
27
Unternehmensführung – Titelthema<br />
renzierung der Preise, also der Ansprache verschiedener Kundengruppen<br />
durch das Anbieten unterschiedlicher Preislagen,<br />
liegt. Der Erfolg einer solchen Strategie zeigt sich schon daran,<br />
dass sogar Aldi nicht ausschließlich Wein für 1,49 Euro<br />
pro Flasche anbietet. Eine Regalreihe weiter oben platziert der<br />
Discounter Weine zu sechs, acht oder gar zehn Euro.<br />
Nicht nur der Einzelhandel ist gut beraten, wenn er mehrere<br />
Preislagen anbietet. Auch Dienstleister wissen, dass man mit<br />
verschiedenen Preislagen für unterschiedliche Leistungsmerkmale<br />
mehr Kunden erreicht und mehr Umsatz macht. So<br />
hat der Autovermieter Budget sein simples Preismodell, das<br />
nur zwei Festpreiskategorien kannte, nach nur wenigen Jahren<br />
wieder eingestampft. Heute können die Mieter aus einer<br />
Vielzahl von Fahrzeugkategorien und -eigenschaften wählen.<br />
Wer also ein Navigationsgerät oder ein Automatikgetriebe<br />
mitmietet, zahlt auch mehr. Ebenso ist Preisdifferenzierung<br />
als Instrument für produzierende Betriebe geeignet. Häufi g<br />
ergibt sich die Notwendigkeit für differenzierte Preise schon<br />
aus der Tatsache heraus, dass die Unternehmen Absatzmärkte<br />
auf der ganzen Welt bearbeiten. „Wir legen für jedes Land<br />
eine individuelle Preispositionierung fest“, bestätigt Heidelberger-Mitarbeiter<br />
Müller. So ließen sich in Deutschland höhere<br />
Preise durchsetzen als beispielsweise in China. Das habe<br />
sowohl mit der Preisbereitschaft der Kunden zu tun als auch<br />
mit dem Wettbewerbsumfeld. Allerdings unterscheiden sich<br />
auch die Produkte voneinander: Die Maschinen, die hierzulande<br />
verkauft werden, sind besser ausgestattet als jene, die<br />
nach China gehen. Ein Flug von Berlin nach Barcelona bleibt<br />
hingegen ein Flug von Berlin nach Barcelona – und dennoch<br />
zahlen die Fluggäste mal zehn, mal 500 Euro dafür. So zahlt<br />
der spontane Urlauber mehr als der Frühbucher, der Fluggast<br />
mit Gepäck mehr als der ohne, der Business-Kunde, der fl exibel<br />
umbuchen will, mehr als der Tourist. „Die Preispolitik<br />
der Fluggesellschaften ist sehr intelligent“, sagt Diller. Denn<br />
sie bieten nicht – wie viele Unternehmen es tun – unterschiedliche<br />
Preislagen für unterschiedliche Qualitätsstufen oder<br />
Regionen an. Sie liefern die gleiche Qualität zu unterschiedlichen<br />
Preisen und erreichen damit ihr Ziel, die Flugzeuge voll<br />
zu bekommen. Dabei kümmert es die Reisenden wenig, was<br />
ihr Sitznachbar zahlt. Weil sie alle im anonymen Internet buchen,<br />
wissen sie das ja auch gar nicht.<br />
In René Sellmers Salon Emma Hair Revolution bleibt das,<br />
was der Kunde im Stuhl nebenan zahlt, übrigens ebenfalls im<br />
Dunkeln. Auch ohne Internet. Die frisch Frisierten stecken<br />
das Geld einfach in einen Umschlag.<br />
GRATISTOOL des Monats<br />
ProFirma PROFESSIONAL<br />
Einen kostenlosen Fachbeitrag zum Thema aus dem Angebot von<br />
ProFirma Professional fi nden Sie auf www.profi rma.de<br />
Der Beitrag Preiskalkulation informiert Sie über die Bestimmung von<br />
Verkaufspreisen mit Hilfe von Soll- und Deckungsbeiträgen.<br />
„Wir setzen deutlich höhere Preise<br />
durch als unsere Wettbewerber.“<br />
MARKUS H. KEPKA, FISSLER GMBH, IDAR-OBERSTEIN<br />
29<br />
.– 90<br />
29.–<br />
28 ProFirma 06 2010<br />
Foto:Fissler
Erfolgreiche Führungskräfte haben immer einen guten Schuss<br />
Narzissmus im Blut. Wer es nicht genießt, auf der Bühne zu<br />
stehen, wer es nicht mag, in der Zeitung zu stehen, wer sich<br />
nicht an dem Gefühl erfreuen kann, Menschen zu beeinfl ussen<br />
und zu bewegen, wer Verbandsaufgaben nur als Last und<br />
kaum als Lust empfi ndet, der wird unter seiner Führungsaufgabe<br />
leiden und sie am Ende vielleicht nicht gut oder nicht gut<br />
genug machen. Das ist ein hartes Wort, aber es ist erfahrungsgesättigt.<br />
Führung und Show sind Geschwister, faktische Leistung<br />
und gezeigte Leistung ebenfalls. Das führt manchmal zu<br />
Verwechslungen, wenn Menschen zu lange zu wenig qualifi<br />
zierten Widerspruch und Widerstand erlebt haben. Früher,<br />
bei Hofe, waren die Rollen dafür klar verteilt: Die Hofschranzen<br />
redeten dem Herrscher nach dem Mund und intrigierten<br />
hintenherum ein bisschen, die Hofräte waren manchmal mutig<br />
und mussten dafür bezahlen, manchmal waren sie auch<br />
feige und blieben dann länger im Amt. Für die Wahrheit war<br />
der Hofnarr zuständig. Er durfte ungefragt aussprechen, was<br />
andere den Kopf gekostet hätte. Kluge Herrscher lachten zwar<br />
über ihn, hörten ihm aber aufmerksam zu. War der Hofnarr<br />
auch noch unterhaltend und geistreich, dann hatte er ein<br />
gutes Leben und das Land einen guten Herrn.<br />
Weil oben, an der Unternehmensspitze, wenig Platz ist, und<br />
weil sich dort oft mehr Leute aufhalten wollen, als ursprünglich<br />
vorgesehen ist, gibt es auf der Führungsebene immer<br />
wieder Machtkämpfe, Hahnenkämpfe, Schaukämpfe, Stutenbissigkeiten<br />
und andere unangenehme Ereignisse. Wenn<br />
es gut geht und die Kämpfer bei klarem Verstand sind und<br />
bleiben, dann kämpfen sie hinter verschlossenen Türen und<br />
treten trotzdem gemeinsam und in trauter Eintracht auf die<br />
Bühne, um das Notwendige in der gebotenen Sachlichkeit zu<br />
sagen. Wenn sie aber ihre eigenen Interessen vor diejenigen<br />
ProFirma 06 2010<br />
Querdenker<br />
Martin Beck Der Unternehmensberater<br />
ist Großhandelskaufmann, Diplom-<br />
Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />
an der Hochschule Nürtingen.<br />
www.prof-beck.net<br />
Wohin Machtfragen gehören<br />
Von Professor Martin Beck<br />
der Firma stellen oder ihr Ego nicht unter Kontrolle haben,<br />
dann verlegen sie auch den Kampf auf die offene Bühne. Das<br />
kann für das amüsierte Publikum sehr unterhaltsam sein, jedenfalls<br />
solange die Interessen des Publikums nicht berührt<br />
sind. Häufi g wird es dabei den lachenden Dritten geben, der<br />
nur zu warten braucht, bis sich die Schaukämpfer unmöglich<br />
gemacht oder gegenseitig gelähmt und beschädigt haben. Der<br />
Firma aber schaden solche verunglückten Auftritte immer,<br />
und zwar todsicher.<br />
Die schlechteste Form dieser Machtspiele sind in aller Öffentlichkeit<br />
ausgetragene Familienstreitigkeiten. Macht geordnet<br />
abzugeben und Macht ruhig aufzunehmen, das erfordert stabile,<br />
zu einer gewissen Uneigennützigkeit fähige Persönlichkeiten,<br />
die nicht automatisch annehmen, dass nach ihnen nur<br />
noch Schwächlinge und zweitklassige Leute kommen können.<br />
Und Macht in Ruhe und geordnet aufzunehmen, solange<br />
noch der Patriarch da ist, dessen Handschrift alles trägt, was<br />
die Firma ausmacht, erfordert so etwas wie Weisheit, jedenfalls<br />
aber eine gute Portion Selbstdisziplin. Es hilft dabei, wenn<br />
beide Seiten eine langfristige Vorstellung vom Geschäft haben<br />
und nicht hektische und für die Umgebung aufregende oder<br />
verwirrende Bewegungen vollziehen. Das gelingt im wirklichen<br />
Leben nicht immer. Es wäre jetzt eine leichte Übung,<br />
eine Liste ehemals renommierter Firmen zu benennen, die<br />
auf diese Weise von fehlgeleiteten, ungeduldigen oder unbeherrschten<br />
Führungsfi guren schwer beschädigt, sturmreif geschossen<br />
oder gar zugrunde gerichtet wurden.<br />
Die Leidtragenden sind immer die Beschäftigten, häufi g die<br />
Gesellschafter und nicht selten auch die Kunden. Das sei allen<br />
Führungsfi guren gesagt, die allzeit bereit sind, in den vermeintlich<br />
wichtigen und auf jeden Fall ehrenvollen Kampf zu<br />
ziehen.<br />
Kolumne<br />
29
Unternehmensführung – Serie Markenführung<br />
Markenmanagement B2B<br />
Bauchgefühl reicht nicht<br />
Auch im Geschäftsverkehr symbolisieren Marken Qualität und vermitteln Sicherheit.<br />
Dennoch betreibt der B2B-Mittelstand Markenarbeit bisher selten strategisch, und mit<br />
der Erfolgsmessung ihrer Aktivitäten tun sich viele Firmen schwer. VON BIJAN PEYMANI<br />
Wer gestandene Unternehmer auf das<br />
Thema Marke anspricht, erhält regelmäßig<br />
Antworten wie „So was brauchen<br />
wir nicht, unser Business läuft<br />
hervorragend“ oder „Wir machen doch<br />
schon Werbung“. Tatsächlich verließ<br />
sich insbesondere der B2B-Mittelstand<br />
über Jahrzehnte auf Fleiß und Intuition<br />
– und agierte damit sehr erfolgreich.<br />
Doch wenn, wie jüngst als Folge der<br />
Finanzkrise, die Nachfrage ein- und<br />
Märkte wegbrechen, offenbart sich die<br />
Kurzlebigkeit einer solchen „Strategie“.<br />
Wo Marke, sprich Bindungsenergie<br />
fehlt, koppeln sich Kunden ab.<br />
Oft geben dann die Einkaufskonditionen<br />
den Ausschlag für oder gegen einen<br />
SERIE MARKENFÜHRUNG<br />
05/2010 Markenbedeutung<br />
06/2010 Markenmanagement B-to-B<br />
07/2010 Markenkontrolle im Wandel<br />
Bekannte Marken haben für Unternehmen<br />
einen unschätzbaren Wert – im B2C-<br />
wie im B2B-Bereich. Aber sie sollten<br />
auch gepfl egt und weiterentwickelt<br />
werden. Wie Firmen dies am besten tun,<br />
beschreibt unsere Serie.<br />
Abonnenten können die Beiträge der<br />
Serie auf profi rma.de herunterladen.<br />
Abschluss. Aus Sicht von Jürgen Gietl,<br />
Managing-Partner der Agentur Brand-<br />
Trust in Nürnberg, beweist dies, „wie<br />
vorurteilsbehaftet das Verhalten der<br />
Marktteilnehmer im Verkauf von B2B-<br />
Leistungen ist“. Denn Konditionen fokussierten<br />
per se nicht den günstigsten<br />
Preis, sondern den höchsten Mehrwert,<br />
sprich den Wert einer Leistung abzüglich<br />
des Preises. Es sei ein „weitverbreiteter<br />
Irrglaube“ anzunehmen, der Mehrwert<br />
könne nur durch Preisabschläge<br />
erhöht werden.<br />
Den guten Namen erhalten<br />
Vielmehr müssten Unternehmen lernen,<br />
ihre erschaffenen Werte zu vermitteln,<br />
mahnt Gietl – „und genau hier<br />
wirken Marken“. Gerade kleine und<br />
mittelständische B2B-Anbieter platzen<br />
förmlich vor Spitzenleistungen, etliche<br />
tragen sogar den Namen des Gründers<br />
oder Inhabers. „Aber viele Gründer<br />
würden sich vermutlich im Grab umdrehen,<br />
wenn sie wüssten, wie mit dem<br />
guten Ruf ihres Namens umgegangen<br />
wird, den sie übrigens meist nicht durch<br />
teure Werbung, sondern durch das<br />
langjährige Einhalten von Versprechen<br />
aufgebaut haben“, so Gietl.<br />
Tatsächlich zeigt die Mehrzahl hiesiger<br />
B2B-Unternehmen großen Nachholbedarf<br />
in Sachen Markenbildung und<br />
-führung (siehe Interview Seite 35).<br />
„Von vielen Mittelständlern wird Marke<br />
„Mehrwert lässt sich<br />
nicht nur durch Preisabschläge<br />
erhöhen.“<br />
30 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Serie<br />
JÜRGEN GIETL, BRAND TRUST, NÜRNBERG<br />
immer noch der Werbung zugeordnet<br />
und somit als Kostenblock gesehen“,<br />
analysiert Wolfgang Schiller, Senior-<br />
Brand-Consultant der Agentur Schiller<br />
in Merzhausen bei Freiburg. Dabei<br />
sei sie, sekundiert Klaus Brandmeyer,<br />
„Angelegenheit des gesamten Unternehmens<br />
und nicht nur des Marketings,<br />
also eine klassische General-Management-Aufgabe“.<br />
Im Prinzip, so Brandmeyer, Inhaber<br />
einer gleichnamigen Beratungsfi rma<br />
in Hamburg, sei die Gleichung simpel:<br />
Fotos: privat, SSBC
ProFirma 06 2010<br />
B2B-KOMMUNIKATION<br />
Talsohle durchschritten<br />
Im laufenden Jahr dürften hiesige B2B-<br />
Unternehmen wieder etwas mehr in<br />
Kommunikation investieren oder ihre<br />
Ausgaben zumindest stabil halten. Das<br />
legen die Ergebnisse der Studie „Werbetrend<br />
2010“ nahe, für die die Marktforschung<br />
TNS Emnid im Auftrag der<br />
Deutschen Fachpresse zum dritten Mal<br />
220 Marketing- und Media-Entscheider<br />
in Unternehmen und Agenturen sowie<br />
Anzeigenleiter von Fachverlagen befragt<br />
hat. Insgesamt rechnen drei Viertel<br />
der befragten Firmen und Kommunikationsdienstleister<br />
mit zunehmenden<br />
oder konstanten Werbeausgaben. Zum<br />
Vergleich: Im Jahr 2009 befürchteten<br />
noch drei von vier Unternehmen abnehmende<br />
Werbeetats. Als ein Grund<br />
für den Optimismus gilt die Einschätzung<br />
der Gesamtwirtschaft: 60 Prozent<br />
der Befragten erwarten für dieses Jahr<br />
eine positive Entwicklung. Die Einschätzungen<br />
fürs eigene Unternehmen sind<br />
mit 74 Prozent noch erwartungsvoller.<br />
Laut „Werbetrend“ bleibt Online-Werbung<br />
auf Wachstumskurs. 43 Prozent<br />
der Unternehmen und 80 Prozent der<br />
Agenturen rechnen mit steigenden Werbeausgaben<br />
in dieser Disziplin. Der Anteil<br />
im Werbemix könnte im Jahr 2010<br />
auf knapp 20 Prozent steigen (2009: 16<br />
Prozent). Besonders dynamisch soll sich<br />
der Studie zufolge das Direktmarketing<br />
entwickeln: Fast jeder Dritte sieht eine<br />
Steigerung der B2B-Werbeausgaben<br />
um bis zu fünf Prozent. Vergleichsweise<br />
schlecht – und dennoch als Gegenthese<br />
zum vielfach geäußerten Tod der Gattung<br />
– schneidet Printwerbung ab: Hier erwartet<br />
jeder zehnte Studienteilnehmer,<br />
dass die B2B-Budgets im laufenden Jahr<br />
um mehr als fünf Prozent steigen, und<br />
etwa ebenso viele sehen einen Zuwachs<br />
um bis zu fünf Prozent. Unter dem Strich<br />
bilden Messen und gedruckte Anzeigen<br />
mit einem Budgetanteil von zusammen<br />
mehr als 50 Prozent auch weiterhin die<br />
Basis der B-to-B-Kommunikation.<br />
EC Bioenergie (hier eine<br />
Anlage des Unternehmens<br />
in Heidelberg)<br />
hat in der Region ein<br />
durchdachtes Markenmanagementvorangetrieben.<br />
„Sind guter Name und Vertrauen gegeben,<br />
ist der Anbieter eine Marke – unabhängig<br />
davon, ob er außer seinem<br />
Markennamen auch Corporate Design<br />
und klassische Kommunikationsmittel<br />
einsetzt.“ Im B2B-Segment fällt dem<br />
Vertrieb dabei eine Hauptrolle zu: Als<br />
Markenbotschafter hat er die große<br />
Chance, „die Besonderheit der Markenleistung<br />
als Wettbewerbsvorteil für den<br />
Kunden im persönlichen Dialog erlebbar<br />
zu machen“, so Schiller.<br />
Benchmarks in puncto Markenbildung<br />
und -führung setzen Firmen wie Festo,<br />
Stihl oder Hilti, denen es gelang, sich in<br />
ihren Branchen eindeutig zu positionieren<br />
und klar zu differenzieren. Aber<br />
auch weniger bekannte Unternehmen<br />
betreiben ein höchst erfolgreiches Branding:<br />
Etwa der Elektronikzulieferer Assmann<br />
aus Lüdenscheid, der Maschinenbauer<br />
Transfl uid in Schmallenberg, EC<br />
Bioenergie Heidelberg, ein mittelständischer<br />
Anbieter in der regionalen Energiewirtschaft,<br />
oder Adco in Ratingen,<br />
Erfi nder der mobilen Toilette mit den<br />
Produktmarken „Dixi“ und „Toi Toi“.<br />
Laut Schiller geht es dabei weniger um<br />
„fi rst to market“, sondern um „fi rst to<br />
mind“, also darum, sich als Erster im Bewusstsein<br />
der Kunden zu verankern.<br />
31
Unternehmensführung – Serie Markenführung<br />
NEHMEN SIE TEIL AM<br />
Haufe Entscheider-Panel<br />
Die Qualität entscheidet – aber nicht<br />
mehr allein. Immer größere Beachtung<br />
fällt im B2B- wie im B2C-Bereich inzwischen<br />
der Marke zu. An ihr orientieren<br />
sich Kunden, sie steht für ein Versprechen,<br />
auf das sich Käufer verlassen.<br />
Aus diesem Grund hat Haufe in Kooperation<br />
mit dem Marktforschungsinstitut<br />
YouGov Psychonomics das Haufe Entscheider-Panel<br />
ins Leben gerufen: Hierbei<br />
werden jeden Monat die Entscheider<br />
aus unterschiedlichen Branchen zu ihrer<br />
Einschätzung wichtiger Unternehmen<br />
und Marken in relevanten Branchen befragt.<br />
Die Ergebnisse des Panels werden<br />
zeigen, wie sich die Bedeutung von B2B-<br />
Marken über einen längeren Zeitraum<br />
entwickelt. Das dient den Entscheidern<br />
wiederum als Handlungsempfehlung<br />
etwa bei Investitionsentscheidungen.<br />
Marken symbolisieren Qualität. Sie böten<br />
damit „Sicherheit bei subjektiven<br />
wie objektiven Kaufentscheidungen“,<br />
betont Beraterkollege Stefan Spöttl von<br />
der Stuttgarter Agentur SSBC, „und sie<br />
bilden auch einen Schutz zur Etablierung<br />
eines stabileren Preisniveaus insbesondere<br />
in Krisenzeiten“. Darüber<br />
hinaus haben starke Unternehmensmarken<br />
laut Spöttl „direkten Einfl uss<br />
auf das Image als Arbeitgeber“. Nicht<br />
umsonst stünden Firmen wie Bosch,<br />
BMW, Audi, Porsche oder SAP bei<br />
Hochschulabsolventen ganz oben auf<br />
der Karrierewunschliste.<br />
Voraussetzung sei aber, erklärt Berater<br />
Schiller, „dass der Aufbau einer Arbeitgebermarke<br />
als strategische Aufgabe<br />
des Top-Managements verstanden wird,<br />
auf die wertegeleitete Identität der Marke<br />
aufsetzt und das Werteversprechen<br />
der Marke gegenüber den Mitarbeitern<br />
und der Öffentlichkeit kontinuierlich<br />
einlöst. Employer Branding als reine<br />
Imagewerbung zu verstehen, greift zu<br />
kurz“. Richtig umgesetzt, winken dem<br />
Unternehmen echte Vorteile: Zum<br />
Ihre Meinung ist gefragt: Machen Sie<br />
mit beim Haufe Entscheider-Panel! Als<br />
Unternehmer sind Sie vertraut mit den<br />
bedeutendsten Marken. Bringen Sie Ihre<br />
Erfahrungen ein, lesen Sie Ergebnisse<br />
der Befragungen in den Publikationen<br />
des Haufe-Verlags und bekommen Sie<br />
einen Wissensvorsprung mit ausgewählten<br />
Vorabinformationen. Schneller als<br />
andere erfahren Sie, wie sich wichtige<br />
Marken in der Einschätzung des Markts<br />
entwickeln, welche Vertrauen gewinnen<br />
oder Bedeutungsverluste erleiden.<br />
Die Teilnahme ist ganz einfach: Registrieren<br />
Sie sich unter www.haufe.de/<br />
entscheider-panel. Regelmäßig werden<br />
Sie dann von uns zu Umfragen eingeladen.<br />
Über die Ergebnisse informieren<br />
wir Sie auf www.profi rma.de im Internet<br />
und in Ihrem Magazin ProFirma.<br />
einen motivierte Mitarbeiter, zum anderen<br />
ein Wettbewerbsvorsprung im<br />
„War for Talents“.<br />
Indes, relativiert Spöttl, beeinfl usse eine<br />
starke Arbeitgebermarke Bindung und<br />
Identifi kation der Belegschaft eher nicht.<br />
„An diesem Punkt“, sagt er, „geht es um<br />
Unternehmenskultur, also um Werte<br />
und Normen oder kurz, um ,Corporate<br />
Behavior‘.“ Das Verdichten und Sichtbarmachen<br />
dieser Kultur ist Aufgabe<br />
der Arbeitgebermarke. Fakt bleibt: Die<br />
Mitarbeiter sind auch im B2B-Segment<br />
der wichtigste Werttreiber einer Unternehmensmarke.<br />
„Deshalb brauchen<br />
sie klare Leitlinien und Parameter, an<br />
denen sie ihr Handeln ausrichten können“,<br />
so Schiller.<br />
Wie jedoch misst ein Mittelständler,<br />
ob er mit all seinen Bemühungen um<br />
Markenaufbau und -führung Kurs hält<br />
und vor allem erfolgreich agiert? Markenbewertungssysteme<br />
gibt es viele,<br />
sie liefern teils konträre Ergebnisse. Im<br />
Kontext der Messung, betont Spöttl,<br />
müsse zwischen internem und externem<br />
Marken-Controlling unterschie-<br />
den werden. „Das interne Controlling<br />
basiert auf gezielt durchgeführten Mitarbeiterbefragungen.<br />
Wichtig ist hierbei,<br />
dass Personen aller Unternehmensbereiche<br />
befragt werden – nicht nur die<br />
aus Vertrieb und Marketing.“ Ebenso<br />
wichtig sei es, diese Befragungen nicht<br />
nur einmalig, sondern standardisiert<br />
über einen festen Zeitkorridor hinweg<br />
durchzuführen und abzugleichen, so<br />
Spöttl.<br />
Wertvolle SWOT-Analyse<br />
Für das externe Marken-Controlling<br />
verweist er auf Instrumente wie markenfokussierte<br />
Stärken-/Schwächen-<br />
Analysen („SWOT“), Marken-Audits<br />
und – je nach Budget – auf quantitative<br />
Erhebungen, etwa über computergestützte<br />
persönliche Interviews („CAPI“).<br />
Das klingt sehr aufwendig und wird es<br />
mit zunehmender Unernehmensgröße<br />
auch. Im Kern weisen ein paar simple<br />
Fragen den Weg.<br />
Brandmeyer: „Können Mitarbeiter auf<br />
Anhieb erklären, was Kunden an ihrer<br />
Firma besonders schätzen? Fällt der Firmenname,<br />
wenn es um interessante Anbieter<br />
geht? Muss die Firma bei Preisverhandlungen<br />
regelmäßig nachgeben?“<br />
In der Praxis belegen zwei Kriterien<br />
zuverlässig den Zustand einer Marke:<br />
Attraktivität und Bekanntheit. Das härteste<br />
Attraktivitätskriterium stellt die<br />
Empfehlungsrate dar. Gietl: „Die Methode<br />
ist so einfach und pragmatisch,<br />
dass sich ingenieurs- oder wissenschaftlich<br />
getriebene Marketingakteure gern<br />
dagegen wehren.“ Markenführung ist<br />
Chefsache. Deshalb mahnt Gietl: „Überlassen<br />
Sie das Markenmanagement<br />
nicht der Werbeagentur.“ Man möchte<br />
ergänzen: Und auch keinem externen<br />
Berater.<br />
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32 ProFirma 06 2010
ProFirma 06 2010<br />
INTERVIEW<br />
„Marke folgt Strategie“<br />
Waldemar A. Pförtsch, Professor für internationale Unternehmensführung an der Hochschule Pforzheim,<br />
über Markenmessung und den Kenntnisstand im B2B-Mittelstand in puncto Markenmanagement.<br />
Herr Professor Pförtsch, wie steht es aus<br />
Ihrer Sicht um Wissen und Umsetzung<br />
von Markenbildung und -führung im<br />
hiesigen B2B-Mittelstand?<br />
Pförtsch: Wir haben dazu in der Vergangenheit<br />
verschiedene Untersuchungen<br />
durchgeführt. Demnach liegt die Durchdringung<br />
von qualifi ziertem Markenmanagement<br />
in Deutschland zwischen<br />
30 und 44 Prozent. Das heißt, die Unternehmer<br />
kennen die Prinzipien und<br />
haben vielfach Funktionen geschaffen,<br />
in denen das Markenmanagement professionell<br />
abgearbeitet wird, aber das<br />
detaillierte Wissen und die neuesten<br />
Methoden fehlen. Die Grundlagen sind<br />
auch im B2B vorhanden, und das seit<br />
mehr als 100 Jahren, angefangen mit der<br />
Firma Krupp 1886. Die Ringe in der Bildmarke<br />
symbolisieren die Laufräder der<br />
Eisenbahnen. Es war damals der Versuch,<br />
im Logo die Qualität der eigenen Arbeit<br />
zu spiegeln, das hat sich später quer<br />
durch die deutsche Industrie gezogen.<br />
Worauf kommt es beim Aufbau einer<br />
B2B-Marke konkret an? Muss den mittelständischen<br />
Unternehmer strategisches<br />
Markenmanagement nicht überfordern?<br />
Pförtsch: Zunächst gilt es zu beachten,<br />
dass der Unternehmer in der Regel die<br />
Marke ist. Er verkörpert durch seine Person<br />
und die Art, wie er Geschäft macht,<br />
den inneren Kern des Unternehmens.<br />
Problematisch wird es dort, wo ein<br />
Generationswechsel stattgefunden hat<br />
oder wo Unternehmen durch Diversifi -<br />
zierung respektive Zukäufe eine Größe<br />
erreichen, mit der die Konsistenz nicht<br />
mehr gegeben ist. Das meint einmal die<br />
innere Konsistenz, wenn also die Marke<br />
im Haus nicht mehr richtig bearbeitet<br />
und geführt wird. Und zum anderen betrifft<br />
es die äußere Konsistenz, nämlich<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE BIJAN PEYMANI<br />
„Die Marke folgt der<br />
Strategie und muss sich<br />
ihr unterordnen.“<br />
WALDEMAR A. PFÖRTSCH<br />
wie ich nach außen hin auftrete. Die größte<br />
Herausforderung ist, Markeneinheitlichkeit<br />
beim Liefern von Serviceleistungen zu<br />
generieren.<br />
Wie hält der Unternehmer beim Markenmanagement<br />
Kurs, und wie misst er konkret<br />
Markenbedeutung und Markenerfolg?<br />
Pförtsch: Um Kurs halten zu können, sollte<br />
man sich an Grundprinzipien des Markenmanagements<br />
orientieren, da gibt es einen<br />
wesentlichen Satz: Marke folgt Strate-<br />
gie, sie muss sich Letzterer unterordnen<br />
und kann eine fehlende Strategie nicht<br />
ersetzen. Der Unternehmer braucht also<br />
eine klare Konzeption, wo er hin will, in<br />
welchen Produktbereich, in welche Nischen,<br />
in welche Märkte. Und er muss<br />
eine klare Vorstellung davon haben, wie<br />
er diese Märkte bedient. Der beste Indikator<br />
zum Messen der Markenbedeutung<br />
ist dann zum einen das Preispremium.<br />
Wie viel zahlt der Kunde mehr für mein<br />
Produkt, verglichen mit einem Wettbewerberprodukt.<br />
Einen zweiten Anhaltspunkt<br />
liefert die Retention, sprich die<br />
Wiederkaufrate. Natürlich ist das fundierte<br />
Messen viel komplizierter, weil es<br />
viele Gründe gibt, warum jemand wiederkommt.<br />
Aber Preispremium, Retention<br />
und etwas Bauchgefühl sagen dem<br />
Unternehmer recht zuverlässig, ober er<br />
mit seiner Marke in die richtige Richtung<br />
steuert.<br />
33
Unternehmensführung – Serie Initiative Personal<br />
Kosteneffi zienz<br />
Blick durch die Optimiererbrille<br />
Spätestens wenn die Auftragslage ausdünnt und die Fixkosten weiter steigen,<br />
fangen sogar erfolgsverwöhnte Unternehmer an, ihre Kosten kritisch zu hinterfragen.<br />
Hier kann Prozessmanagement Wunder wirken. VON DR. ULRIKE FELGER<br />
„Effi zienz ist in Unternehmen häufi g<br />
ein Kulturthema, denn Kommunikation<br />
kostet gar nichts“, sagt Peter Haas,<br />
KMU-Berater im Bauhandwerk aus<br />
Rodgau. Wer sich beim Thema Zahlen<br />
und Kosten als Geheimniskrämer gebärde,<br />
brauche sich nicht zu wundern,<br />
wenn für seine Mitarbeiter Geld keine<br />
Rolle spielt. Wer sich dann noch der<br />
Belegschaft gegenüber zur Entwicklung<br />
seines Unternehmens ausschweige,<br />
verzichte leichtfertig auf die Kraft, die<br />
Zielvereinbarungen oder eine konkrete<br />
Jahresplanung entfalten können.<br />
Und Transparenz hat noch eine Seite:<br />
„Ein verantwortungsvoller Unternehmer<br />
lässt Delegation zu und sorgt da-<br />
SERIE INITIATIVE PERSONAL<br />
05/2010 Der richtige Altersmix<br />
06/2010 Kosteneffi zienz<br />
07/2010 Mitarbeiter stärken<br />
Die Herausforderungen in der Personalplanung<br />
werden durch die Wirtschaftskrise<br />
nicht kleiner. In unserer Serie<br />
schildern wir, wie Sie drohendem Fachkräftemangel<br />
begegnen und zugleich<br />
Ihre Kosten optimieren.<br />
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Serie auf profi rma.de herunterladen.<br />
für, dass seine Schlüsselmitarbeiter in<br />
der Lage sind, wichtige Aufgaben zu<br />
übernehmen“, sagt Haas. Das bedeute,<br />
Mitarbeiter strategisch zu fördern und<br />
mögliche Delegationswege organisatorisch<br />
aufzubereiten: Nur wer weiß, was<br />
welcher Mitarbeiter kann, und diese Information<br />
zugreifbar vorhält, kann bei<br />
Bedarf schnell und effektiv Aufgaben<br />
weiterreichen. Dass sich so auf lange<br />
Sicht Entfaltungsmöglichkeiten für<br />
ambitionierte Mitarbeiter eröffnen, die<br />
diese an das Unternehmen binden, ist<br />
für Haas ein schöner Nebeneffekt.<br />
Ordnung schaffen<br />
„Die wichtigste Maßnahme zur Kosteneffi<br />
zienz ist – so simpel das klingt<br />
– Ordnung zu schaffen“, bestätigt<br />
Werner Bayer, Vorstand der Helfrecht<br />
AG in Bad Alexandersbad. Damit meint<br />
er nicht nur, den eigenen Schreibtisch<br />
und die Ablage gründlich aufzuräumen.<br />
Er rät, für jede Stelle klare Hauptaufgaben<br />
mit Kompetenz und Stellvertretung<br />
festzulegen. Dazu sollten idealerweise<br />
die Stelleninhaber selbst den aktuellen<br />
Ist-Zustand erarbeiten und zur Abstimmung<br />
vorlegen. Werden dann gemeinsam<br />
mit dem Vorgesetzten konkrete<br />
Ziele aus dem Unternehmensjahreszielplan<br />
abgeleitet, weiß künftig jeder, was<br />
von ihm erwartet wird.<br />
Birgit Bauer-Groitl, geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der Deutschen Tech-<br />
„Manche Leiharbeiter<br />
wissen gar nicht, wer<br />
ihr Chef ist.“<br />
BIRGIT BAUER-GROITL, TECHNOPLAST<br />
noplast GmbH in Wörth an der Donau,<br />
hat wichtige Entscheidungen in eine<br />
Prozessstruktur hineindelegiert, ohne<br />
dabei ihre eigene Führung aufzugeben.<br />
Gemeinsam mit ihrem Bruder steuert<br />
sie mithilfe eines Kennzahlenmonitors<br />
und detaillierten Prozessbeschreibungen<br />
ihre rund 250 Mitarbeiter. In<br />
insgesamt 15 Prozessen von „Personal<br />
und Schulung“ über „Produktion mit<br />
Prüfung“ bis hin zur „Vertrags- und<br />
Angebotsprüfung“ ist das gesamte Unternehmensgeschehen<br />
festgehalten.<br />
Kennzahlenmonitor und Prozessbeschreibungen<br />
sind für alle Mitarbeiter<br />
34 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Serie<br />
Foto: privat
einsehbar und verbinden die Grundidee<br />
einer Nullfehler-Kultur sowie eines kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozesses<br />
mit der betrieblichen Praxis. Monatliche<br />
Zielgespräche zwischen Prozesseigentümern<br />
und Geschäftsleitung geben die<br />
Marschrichtung im jeweiligen Bereich<br />
vor. Eine feststehende Agenda fragt in<br />
14-täglichen Treffen eines Koordinationsteams<br />
aller Prozesseigentümer den<br />
Status der Prozesse ab und betrachtet<br />
die jeweiligen Kennzahlen, die einmal<br />
jährlich festgelegt werden.<br />
„Etwa die Hälfte meiner Arbeit entfällt<br />
auf Monatsgespräche und Rundgänge<br />
im Unternehmen, um zu sehen, wo es<br />
klemmt“, erklärt die Unternehmerin.<br />
Wenn es irgendwo heißt, „das machen<br />
wir schon immer so“, wird die Unternehmerin<br />
aufmerksam: „Hier liegen<br />
häufi g ungenutzte Effektivitätspotenziale<br />
brach.“ Besonders wichtig ist der<br />
Maschinenbauerin die innere Einstellung<br />
ihrer Mitarbeiter: Achtsam und<br />
sorgfältig sollen tägliche Aufgaben erledigt<br />
werden. Wer schlampt, betätigt sich<br />
als Effektivitätskiller, so ihre Überzeugung.<br />
Als Konsequenz schafft Technoplast<br />
ein konzentriertes Arbeitsumfeld<br />
für seine Mitarbeiter. Radio hören ist<br />
tabu, in Mitarbeitergesprächen werden<br />
Störfaktoren wie die unzureichende Besetzung<br />
von Prozessen thematisiert.<br />
Ein gravierendes Effektivitätsproblem<br />
sieht die Technoplast-Chefi n beim Thema<br />
Leiharbeiter: „Manche dieser Leute<br />
wissen gar nicht, wer ihr Chef ist.“ Aus<br />
Bauer-Groitls Sicht würden Leiharbeiter<br />
schlechter geführt und häufi g als Mitarbeiter<br />
Zweiter Klasse behandelt – dass<br />
man dennoch erstklassige Arbeit von<br />
diesen Menschen verlange, passe nicht<br />
zueinander und beeinträchtige letztlich<br />
ProFirma 06 2010<br />
GRATISTOOL des Monats<br />
ProFirma PROFESSIONAL<br />
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Prozessmanagement Der Beitrag schildert,<br />
wie Unternehmer sich wiederholende Vorgänge<br />
optimal steuern.<br />
auch die Wirtschaftlichkeit eines solchen<br />
Arrangements.<br />
Andreas Holz, kaufmännischer Leiter<br />
von Holz Automation in Backnang,<br />
beschäftigt nur hoch qualifi zierte Fachkräfte,<br />
auf Leihpersonal verzichtet das<br />
Unternehmen. Bei dem Sondermaschinenbauer<br />
gibt es keine Hilfstätigkeiten<br />
– umso größer ist das Augenmerk der<br />
Geschäftsführung auf eine zügige Einarbeitung<br />
neuer Mitarbeiter gerichtet.<br />
Es dauert in der Regel drei bis sechs<br />
Monate bis Neulinge sich vollkommen<br />
zurechtfi nden. „Jeder unserer knapp<br />
30 Mitarbeiter muss die Prozesswege<br />
kennen, damit er die Schnittstellen<br />
bedienen kann“, sagt Holz. In jeder<br />
Abteilung hängen die jeweiligen Ablaufpläne<br />
sichtbar und klar strukturiert<br />
an der Wand und fügen sich so zur<br />
Prozesslandschaft des Unternehmens<br />
zusammen. In der Einarbeitungsphase<br />
unterstützen Paten neue Mitarbeiter.<br />
Alle wesentlichen Informationen rund<br />
ums Unternehmen, vom Recycling-<br />
System über Urlaubsregelungen, Garderobenhaken<br />
bis hin zur Nutzung von<br />
E-Mail und Internet, sind in einem rund<br />
zwölfseitigen Begrüßungsheft aufgelistet.<br />
Ergänzt wird dieses von Namen<br />
und Fotos der Belegschaft. Das Infoheft<br />
ist Teil der Betriebsordnung, über deren<br />
Änderungen direkt informiert wird und<br />
die für alle greifbar ausliegt. „Statt immer<br />
wieder Dinge nachzufragen, haben<br />
so alle im Unternehmen wesentliche Infos<br />
parat und wissen, wie was funktioniert“,<br />
erklärt Holz.<br />
Abläufe auf dem Prüfstand<br />
„Was kann man vereinfachen, was delegieren?<br />
Wie kann man die Qualität<br />
verbessern? Wie die EDV optimal nutzen?“,<br />
lauten für Paul Ehrlich, geschäftsführender<br />
Gesellschaft der Autohaus<br />
Ehrlich GmbH in Aschaffenburg, die<br />
Fragen, mit denen er alle sechs Monate<br />
seine Abläufe auf den Prüfstand stellt.<br />
Oft reichten schon Kleinigkeiten, um<br />
Effekte zu erzielen. Ehrlich ist gerade<br />
dabei, die Papierberge in seiner Verwaltung<br />
zu reduzieren: „Wir haben die<br />
Ablage abgeschafft, bei uns wird alles<br />
gescannt und elektronisch hinterlegt,<br />
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Unternehmerpraxis.<br />
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so kann jeder von überall darauf zugreifen.“<br />
Auch die Akten von rund 150<br />
Wagen, die zum Verkauf stehen, sind<br />
digital hinterlegt.<br />
Ehrlich ist überzeugt, dass in seinen<br />
mehr als 50 Mitarbeitern ein enormes<br />
Potenzial schlummert. Dieses will er<br />
nach und nach heben. Sei es über Zielprämien,<br />
nicht nur im Verkauf, sondern<br />
auch im Lager und bei der Reparaturannahme,<br />
sei es durch die optimale<br />
Zuordnung von Verkäufern auf die einzelnen<br />
Fahrzeugmarken oder die Beteiligung<br />
seiner Monteure an eingesparter<br />
Arbeitszeit. Die Anknüpfungspunkte<br />
sind vielseitig.<br />
Der Autohändler fahndet längst nicht<br />
nur innerhalb seines Unternehmens<br />
nach Potenzialen, um Kosten zu reduzieren:<br />
„Für uns – wie für viele KMU – ist<br />
es ein Riesenthema, günstig an Geld zu<br />
kommen“, erklärt der fi ndige Geschäftsmann.<br />
Er arbeitet ständig daran, an der<br />
Zinsschraube zu drehen und das Rating<br />
seines Unternehmens zu verbessern. Ein<br />
Grundlagenseminar hat ihn mit dem nötigen<br />
Basiswissen ausgestattet, den Rest<br />
hat er sich angeeignet. Mit Erfolg: „Heute<br />
sind wir mit unserer Bank im ständigen<br />
Dialog und wissen, wenn wenige Prozente<br />
für einen Zinssprung fehlen und<br />
es sich lohnt, aktiv zu werden.“<br />
35
ADVERTORIAL<br />
Mit der Kombination aus Software<br />
und Service bringt die Premium<br />
line Sicherheit in betriebliche<br />
Prozesse.<br />
Das Beste vom Besten<br />
Die neue Premium line von Lexware<br />
Die wachsende Komplexität buchhalterischer Prozesse, das<br />
immer unübersichtlicher werdende Gestrüpp der behördlichen<br />
Auflagen und Gesetzesänderungen und nicht zuletzt<br />
neuartige Techniken der Vernetzung, Auswertung und Übermittlung<br />
betriebs wirtschaftlicher Daten stellen an die kaufmännische<br />
Software heute immer höhere Anforderungen.<br />
Das überfordert viele Kleinunternehmer, Einzelhändler und Handwerker,<br />
die langsam in den Mittelstand hineingewachsen sind und<br />
zur Bewältigung der Datenflut nun eine professionellere Software<br />
mit mehr Funktionen und Instrumenten benötigen.<br />
Marktuntersuchungen haben ergeben, dass der Wunsch nach<br />
einem verbesserten Service bei gleichzeitiger Kalkulationssicherheit<br />
ganz oben auf ihrer Prioritätenliste steht. Als Lexware 2006<br />
mit seiner professional line erstmals eine kostenlose technische<br />
Hotline anbot, stieß das nicht zufällig auf viel positive Resonanz.<br />
Bewährte Technologie<br />
Jetzt geht der Marktführer für kaufmännische<br />
Software noch einen<br />
Schritt weiter: Zum Jahreswechsel<br />
2009/2010 ergänzt Lexware seine<br />
Programmpalette um eine neue<br />
Produktlinie, die den wachsenden<br />
Ansprüchen an Funktionalität, Bedienkomfort<br />
und Service Rechnung<br />
trägt und trotzdem bezahlbar bleibt.<br />
Die neue Lexware premium line<br />
schnürt die Bausteine der seit zehn<br />
Jahren bewährten pro line zu neuen<br />
Komplettpaketen mit erweiterten<br />
Inhalten und Arbeitsmöglichkeiten,<br />
einem optimierten Service und einer<br />
neuen, transparenten Kostenstruktur.<br />
Alle Daten müssen nur einmal eingepflegt<br />
werden und können dann auf<br />
einer einheitlichen Benutzeroberfl äche<br />
naht- und problemlos für alle<br />
weiteren Applikationen, Abgleiche<br />
und Auswertungen weiterverarbeitet<br />
werden. Durch die gesteigerte<br />
Kapazität und Effektivität der Pro-<br />
gramme können jetzt endlich auch<br />
mittelständische Unternehmen auf<br />
die bewährte Lexware-Software<br />
zurückgreifen. Die Lexware professional<br />
line war auf maximal drei<br />
Arbeitsplätze ausgelegt, die neuen<br />
premium Versionen bieten jetzt bis<br />
zu fünf: Das erspart zusätzliche Lizenzgebühren<br />
und bietet erweiter te<br />
Einsatzmöglichkeiten für mittelgroße<br />
professionelle Anwender.<br />
Ohne Service geht es nicht<br />
Auch der Service wurde deutlich<br />
verbessert. Anwender der Lexware<br />
premium line erhalten u. a. aktive<br />
Unterstützung bei der Installation<br />
sowie kostenlosen Hotline-Support<br />
bei technischen und inhaltlichen<br />
Fragen. Ein umfassendes Trainingsund<br />
Weiterbildungsangebot (überregionale<br />
Software-Schulungen,<br />
Fachseminare mit Praxisbeispielen,<br />
Update-Tagungen mit Schwerpunkt<br />
auf gesetzlichen Änderungen, Online-Kurse,<br />
individuelles Inhouse-
Training an der Lexware-Akademie,<br />
zertifi zierte Weiterbildungslehrgänge<br />
mit Abschlussprüfungen etc.)<br />
steht ebenfalls zur Verfügung.<br />
Premium Anwendern steht im Service<br />
Center innerhalb des Programms<br />
exklusives Fachwissen<br />
aus allen Bereichen vom Steuer- bis<br />
zum Arbeitsrecht, Controlling und<br />
Forderungsmanagement kostenlos<br />
zur Verfügung, außerdem jede Menge<br />
Steuertipps, Fachbeiträge und<br />
Kommentare, Musterschreiben,<br />
Ver tragsentwürfe und Formulare.<br />
So ist man für alle Eventualitäten<br />
gewappnet und jederzeit auf dem<br />
Laufenden.<br />
Keine versteckten Kosten<br />
Neu und wegweisend ist auch das<br />
Flatrate-Modell bei der Nutzung der<br />
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Lexware fi nancial offi ce premium<br />
Haufe Lexware GmbH & Co. KG<br />
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des Bezugszeitraums.<br />
Lexware premium line. Im Gegensatz<br />
zum klassischen Preismodell<br />
(Jahrespreis für die Erstversion und<br />
kostenpflichtige Updates in den<br />
Folgejahren) beziehen Premium<br />
Anwender ihre Software-Lösungen<br />
jetzt über einen Monatspreis. Die<br />
Vorteile dieser Zahlungsart: Alle<br />
technisch oder inhaltlich notwendigen<br />
Aktualisierungen und Updates<br />
und der komplette Service sind in<br />
den fi xen Monatsraten während der<br />
Laufzeit inklusive. Es gibt während<br />
der gesamten Nutzungsdauer keine<br />
versteckten, nachträglich in Rechnung<br />
gestellten Zusatzkosten etwa<br />
für Support oder Mehrwertsteuererhöhungen<br />
mehr. Anwender können<br />
durch das Komplettpaket mit festen<br />
Monatsraten nicht nur besser planen<br />
und kalkulieren: Auch ihr Etat<br />
wird mittelfristig entlastet.<br />
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Mehr Funktionen, mehr Service,<br />
mehr Fachwissen. Wenn eine<br />
kaufmännische Software den Titel<br />
„Komplettpaket“ verdient hat, dann<br />
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Ein hoher Funktionsumfang, fundiertes<br />
betriebswirtschaftliches<br />
Fachwissen und die Hotline und<br />
Updates inklusive – was will man<br />
mehr?<br />
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0800 – 663 7 664 können sich<br />
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den Branchen Handel, Handwerk und Dienstleistung.<br />
VORTEILE: Gewohnt solider Funktionsumfang, sehr viele<br />
Einzelkomponenten, vorbildliche Anwenderunterstützung, keine<br />
Hotlinekosten, zukünftige Updates im Preis enthalten, umfangreiche<br />
Fachinformationen.<br />
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warenwirtschaft pro (mit speziellen Funktionen für den Groß- und<br />
Einzelhandel wie z. B. Serien- und Chargenverwaltung, Kassenmodul<br />
mit Anbindung an Standard-POS-Kassensysteme, Massendatenänderung,<br />
Rechnungsausgleich über Barkasse, Stapelverarbeitung<br />
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Alle Anwendungen laufen integriert unter einer gemeinsamen<br />
Oberfläche. Ein übergreifendes Berichtswesen liefert konsolidierte<br />
Geschäftszahlen. Ergänzend hierzu werden umfangreiches<br />
Fachwissen und ein Servicepaket mitgeliefert. Die Software ist auf<br />
den Betrieb in kleinen Netzwerken mit bis zu fünf Arbeitsplätzen<br />
ausgerichtet.<br />
SCHNITTSTELLEN: ASCII, Microsoft Office, PDF, ELSTER<br />
(Finanz behörden), DATEV (Buchhaltung/Steuerberater), eRechnung,<br />
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Lexware kundenmanager pro, elektronisches Handelsregister,<br />
Sozialversicherungen, Betriebsprüfer-Export.<br />
WEITERE PROGRAMM-VERSIONEN: Neben der großen<br />
Office-Lösung bietet Lexware auch kleinere Pakete für die Buchhaltung,<br />
Warenwirtschaft und Lohnabrechnung. Auch Branchenlösungen<br />
für Handel und Handwerk sind im Angebot.<br />
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Unternehmensführung<br />
Praktikum und Probearbeit<br />
Eines vorausgeschickt: „Probearbeit“<br />
ist für den Juristen der falsche Begriff.<br />
Mit der Probearbeit ist das Probearbeitsverhältnis<br />
gleichzusetzen, also<br />
ein normales Arbeitsverhältnis, dessen<br />
erste (üblicherweise sechs) Monate als<br />
Erprobungsphase mit verkürzten Kündigungsfristen<br />
dienen. Der Arbeitgeber<br />
ist während der Probezeit zur vollen<br />
Vergütung verpfl ichtet. Der umgangssprachliche<br />
Terminus Probearbeit wird<br />
juristisch als „Einfühlungsverhältnis“<br />
umschrieben. Gemeint ist damit eine Situation,<br />
in der weder der Arbeitnehmer<br />
zur Arbeit verpfl ichtet noch der Arbeitgeber<br />
zur Entgeltleistung gezwungen<br />
ist. Während dieser – häufi g nur wenige<br />
Tage dauernden – Phase kann jede Partei<br />
jederzeit dem Ganzen ein Ende setzen,<br />
auch wenn der „Probearbeiter“ in die<br />
betrieblichen Abläufe des Arbeitgebers<br />
eingegliedert wird. Das Einfühlungsverhältnis<br />
ist gesetzlich nicht geregelt und<br />
wird von den Landesarbeitsgerichten<br />
kritisch bewertet; sie ziehen die Zulässigkeit<br />
einer solchen Erprobung in<br />
Zweifel.<br />
Beim Praktikum ist die rechtliche Einordnung<br />
noch schwieriger. Hier gibt es<br />
zunächst die „echten“ Praktikanten, also<br />
Personen, die aufgrund einer Prüfungs-<br />
oder Fortbildungsordnung ein Praktikum<br />
ableisten, in dessen Verlauf sie in<br />
RECHT<br />
Kostenlose Arbeitskraft?<br />
Viele Firmen lassen Bewerber vor dem Abschluss des Arbeitsvertrags ein Praktikum<br />
absolvieren oder zur Probe arbeiten. Solche scheinbar kostenlosen Tests bergen für den<br />
Firmenchef jedoch Risiken. VON BERND WELLER<br />
einem Unternehmen die praktischen<br />
Seiten der theoretischen (Hochschul-)<br />
Ausbildung kennenlernen sollen. Solche<br />
Verhältnisse sind keine Arbeitsverhältnisse;<br />
sie dienen der Fortbildung der<br />
Praktikanten, weshalb der Arbeitgeber<br />
nicht zur Vergütung verpfl ichtet ist.<br />
Echte Praktikanten<br />
und Ausbildungsverhältnisse<br />
Daneben gibt es aber noch zwei weitere<br />
Typen des Praktikanten: Der „unechte<br />
Praktikant“ wird lediglich so genannt,<br />
arbeitet aber wie alle Kollegen. Hier<br />
täuscht die Bezeichnung darüber hinweg,<br />
dass es sich bei der Person um einen<br />
normalen Arbeitnehmer handelt.<br />
Schließlich gibt es noch Praktikanten,<br />
deren praktische Lernphase im Unternehmen<br />
zwar nicht in Prüfungsordnungen<br />
vorgeschrieben, aber gleichwohl<br />
ernst gemeint ist. Es handelt sich<br />
folglich um ein Ausbildungsverhältnis<br />
im Sinne von § 26 BBiG, bei dem das<br />
Erlernen praktischer Fertigkeiten im<br />
Vordergrund steht, aber auch Arbeitsleistungen<br />
erbracht werden können.<br />
Hierbei ist eine angemessene Vergütung<br />
(§ 17 BBiG) geschuldet, sofern nicht ohnehin<br />
Arbeitsentgelt vereinbart ist.<br />
Bereits zuvor wurde festgestellt, ob in<br />
den einzelnen Fällen eine Vergütung<br />
zu zahlen ist. Sofern eine Vergütungspfl<br />
icht besteht, eine Vergütung aber<br />
nicht vereinbart oder sogar vertraglich<br />
ausgeschlossen ist, stellt sich die Frage<br />
nach der Konsequenz: In solchen Fällen<br />
hat der Arbeitnehmer trotzdem gemäß<br />
§ 612 Abs. 2 BGB – gegebenenfalls in<br />
Verbindung mit §§ 138 oder 134 BGB<br />
– Anspruch auf eine für solche Arbeitsleistungen<br />
übliche Vergütung. Im Zweifel<br />
ist hier das Entgelt von Kollegen oder<br />
die Eingruppierung nach Tarifverträgen<br />
maßgeblich.<br />
Zu bedenken ist ferner, dass die gesetzliche<br />
Unfallversicherung – für die arbeitende<br />
Person wie für den Arbeitgeber –<br />
immer dann greift, wenn eine Leistung<br />
quasi als Arbeitnehmer erbracht wird. Es<br />
kommt dabei nicht darauf an, wie die Parteien<br />
das Vertragsverhältnis ausgestalten<br />
(wollen), sondern auf die faktischen Umstände.<br />
Auch ein als Praktikant beschäftigter<br />
Arbeitnehmer ist daher geschützt.<br />
Umgekehrt bedeutet dies aber auch,<br />
dass für ein Einfühlungsverhältnis und<br />
echte Praktikumsverhältnisse gesetzlicher<br />
Unfallversicherungsschutz nicht<br />
besteht. Dies betrifft nicht nur die verunfallten<br />
Personen, die keine Beistandsmaßnahmen<br />
der gesetzlichen Unfallversicherungsträger<br />
verlangen können;<br />
dramatischer ist dies unter Umständen<br />
für die Arbeitgeber, die dann nicht den<br />
38 ProFirma 06 2010
privilegierten Schutz der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung genießen, nämlich<br />
vor Schadens- und Schmerzensgeldansprüchen<br />
der verunfallten Person.<br />
Zu Abgaben verpfl ichtet<br />
Verletzt sich also ein „Probearbeiter“<br />
während eines Einfühlungsverhältnisses<br />
schwer, wird er invalide oder Ähnliches<br />
und bestehen aufseiten des Arbeitgebers<br />
dafür Verschuldensumstände, so kann<br />
sich die Arbeitskraft im Nachhinein<br />
ProFirma 06 2010<br />
kommt in diesen Konstellationen hinzu,<br />
dass die Arbeitgeber bei der Nachforderung<br />
der Sozialversicherungsbeiträge<br />
sowohl Arbeitnehmer- als auch<br />
Arbeitgeberanteil zu entrichten haben;<br />
vom Arbeitnehmer kann Rückgriff (für<br />
den Arbeitnehmeranteil) nur für die<br />
letzten drei Monate verlangt werden.<br />
Auch hier kann sich ein vermeintlich<br />
gutes Geschäft im Nachhinein als kräftiger<br />
Verlust erweisen.<br />
Neben den fi nanziellen Risiken können<br />
dem Unternehmer unangenehme<br />
Verletzt sich ein „Probearbeiter“ schwer, so kann sich die kostenlose Arbeitskraft<br />
im Nachhinein für den Arbeitgeber als sehr kostspielig erweisen.<br />
für den Arbeitgeber als sehr kostspielig<br />
erweisen. Nur am Rande sei darauf<br />
hingewiesen, dass der Arbeitgeber bei<br />
Personen, die rechtlich als Arbeitnehmer<br />
zu betrachten sind, zur Zahlung<br />
von Sozialversicherungsbeiträgen und<br />
Steuern verpfl ichtet ist, auch wenn die<br />
gewählte (gleichwohl falsche) Vertragsgestaltung<br />
davon ausgeht, es liege kein<br />
Arbeitsverhältnis vor. Erschwerend<br />
strafrechtliche Konsequenzen drohen.<br />
Ein Arbeitgeber, der die Zwangslage<br />
(Arbeitslosigkeit) eines anderen dazu<br />
ausnutzt, sich Vermögensvorteile (Arbeitsleistung)<br />
versprechen zu lassen,<br />
die in einem auffälligen Missverhältnis<br />
zur Gegenleistung (Vergütung) stehen,<br />
macht sich des Lohnwuchers gemäß<br />
§ 291 StGB strafbar. Darüber hinaus<br />
macht sich der Arbeitgeber, der einen<br />
Arbeitnehmer dazu bewegt, kostenlose<br />
„Probearbeit“ im Hinblick auf ein<br />
Anschlussarbeitsverhältnis zu leisten,<br />
des Betruges gemäß § 263 StGB strafbar,<br />
wenn er in Wirklichkeit nie einen<br />
Arbeitsvertrag schließen wollte. Das<br />
Nichtabführen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen<br />
kann nach<br />
§§ 389 ff. AO und § 266a StGB strafbar<br />
sein.<br />
Auch die Befristung der Arbeitsverhältnisse<br />
hat ihre Tücken. Gemäß § 14 Abs.<br />
2 TzBfG kann eine sachgrundlose Befristung<br />
mit einem Arbeitnehmer, der zuvor<br />
bereits in einem unbefristeten oder<br />
befristeten Arbeitsverhältnis gestanden<br />
hat, nicht mehr abgeschlossen werden.<br />
Eine gleichwohl vertraglich vereinbarte<br />
Befristung ist unwirksam, das Arbeitsverhältnis<br />
ist auf unbestimmte Zeit geschlossen.<br />
Auch für diese Fragestellung kommt<br />
es auf die von den Parteien gewählte<br />
Bezeichnung eines Rechtsverhältnisses<br />
nicht an: Ein als Praktikum bezeichnetes<br />
Arbeitsverhältnis kann sich demnach<br />
auch bei der Anschlussbeschäftigung<br />
als Risiko erweisen. Dass zwischen Praktikum<br />
und „echter“ Einstellung gegebenenfalls<br />
Jahre verstrichen sind, spielt<br />
nach geltendem Recht keine Rolle.<br />
Bei den Einfühlungsverhältnissen wird<br />
in der Praxis häufi g keine schriftliche<br />
Vereinbarung geschlossen. Ist es rechtlich<br />
als Arbeitsverhältnis zu werten,<br />
hat das die folgende Konsequenz: Die<br />
mündliche Vereinbarung, die Probearbeit<br />
(also das Arbeitsverhältnis) auf eine<br />
bestimmte Zeit (etwa einen Tag) zu befristen,<br />
ist mangels schriftlicher Regelung<br />
unwirksam. Es entsteht damit ein<br />
unbefristetes Arbeitsverhältnis.<br />
Insgesamt muss man sich als Arbeitgeber<br />
bewusst sein, dass vorteilhaft erscheinende<br />
Praktika und Einfühlungsverhältnisse<br />
auch für Arbeitgeber böse<br />
Überraschungen und Risiken beinhalten.<br />
Ein Chef sollte daher gut überlegen,<br />
ob er von diesen Mitteln wirklich Gebrauch<br />
machen will.<br />
Der Autor: Bernd Weller<br />
ist Fachanwalt für Arbeitsrecht in der Kanzlei<br />
Heuking Kühn Lüer Wojtek, Frankfurt/Main.<br />
39
Finanzen & Steuern<br />
Private-Equity-Branche<br />
nimmt Mittelstand ins Visier<br />
Private-Equity-Gesellschaften interessieren<br />
sich zunehmend für kleinere<br />
Unternehmen, bestehen nicht mehr auf<br />
Mehrheitsbeteiligungen und sind offen<br />
für eine längere Dauer einer Beteiligung.<br />
Das sind die zentralen Ergebnisse einer<br />
Studie der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft<br />
Rödl & Partner in Nürnberg.<br />
Sie basieren auf einer Befragung von<br />
rund 300 Beteiligungsgesellschaften in<br />
Deutschland.<br />
Die stärkere Hinwendung zu kleineren<br />
und mittleren Unternehmen bis 20 Mil-<br />
WO PRIVATE-EQUITY-GESELLSCHAFTEN<br />
INVESTIEREN WOLLEN*<br />
Der Fokus richtet sich zunehmend<br />
auf kleine Unternehmen<br />
profi rma<br />
NEWSLETTER<br />
Großunternehmen<br />
über 500 Mio. Euro Umsatz<br />
Große Unternehmen<br />
bis 500 Mio. Euro Umsatz<br />
Mittlere Unternehmen<br />
bis 100 Mio. Euro Umsatz<br />
Kleine Unternehmen<br />
bis 20 Mio. Euro Umsatz<br />
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FINANZTRENDS<br />
4%<br />
22%<br />
48%<br />
63%<br />
*Mehrfachnennungen möglich Quelle: Rödl & Partner 2010<br />
lionen Euro Umsatz hat nach Ansicht<br />
von Wolfgang Kraus, geschäftsführender<br />
Partner bei Rödl & Partner, zwei<br />
Ursachen: Zum einen hätten sich die<br />
Finanzierungsbedingungen für große<br />
Transaktionen im Gefolge der Krise<br />
deutlich verschlechtert, zum anderen<br />
wachse der Bedarf kleinerer Unternehmen,<br />
zukünftiges Wachstum zu fi -<br />
nanzieren. Außerdem begünstige eine<br />
größere Offenheit des Mittelstands gegenüber<br />
externen Eigenkapitalpartnern<br />
diese Entwicklung: „Beteiligungskapital<br />
wird im Mittelstand langsam Normalität“,<br />
betont Kraus.<br />
Die Bereitschaft der Investoren, längere<br />
Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren<br />
in Kauf zu nehmen, dürfte auch dazu<br />
beitragen. Der Studie zufolge geht die<br />
Private-Equity-Branche davon aus, dass<br />
sich die hohen Renditen der Vergangenheit<br />
nicht mehr erzielen lassen. Stattdessen<br />
gewinnt der Eigenkapitaleinsatz<br />
gegenüber dem Kredit eine größere Bedeutung.<br />
VR Leasing<br />
behauptet sich im Krisenjahr 2009<br />
Mit einem Neugeschäftsvolumen von<br />
2,24 Milliarden Euro im Inland konnte<br />
die VR Leasing, der Spezialfi nanzierer im<br />
genossenschaftlichen Finanzverbund mit<br />
Sitz in Eschborn, das Geschäftsjahr 2009<br />
knapp auf Vorjahresniveau abschließen<br />
(2008: 2,32 Milliarden Euro). Das geht<br />
aus einer Pressemitteilung hervor.<br />
Als stabiles Standbein erwies sich das<br />
Leasing-Geschäft mit Fahrzeugen. Das<br />
Neugeschäftsvolumen bei Pkw und<br />
Kombis, Bussen, Lkw und Anhängern<br />
ZAHL DES MONATS<br />
22 Tage<br />
müssen deutsche Lieferanten im<br />
Durchschnitt warten, bis ihre Kunden<br />
die Rechnung begleichen. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt das Atradius-Zahlungsmoralbarometer<br />
aufgrund seiner<br />
neuesten Erhebung. Damit habe<br />
sich im Vergleich zum Sommer 2009<br />
die Dauer überfälliger Rechnungen<br />
halbiert. „Die Lieferanten fahren die<br />
Früchte eines konsequenteren Mahn-<br />
und Forderungsmanagements ein“,<br />
kommentiert Michael Karrenberg,<br />
Leiter Risikomanagement bei Atradius<br />
Deutschland, die Entwicklung.<br />
Eine Beleg dafür: Der Studie zufolge<br />
pochen deutsche Lieferanten im europäischen<br />
Vergleich auf die kürzesten<br />
Zahlungsfristen: 19 Tage geben sie ihren<br />
Kunden Zeit, um die Rechnung zu<br />
begleichen.<br />
stieg um acht Prozent auf 877,3 Millionen<br />
Euro (2008: 812,7 Millionen Euro).<br />
Dagegen verzeichnete VR Leasing bei<br />
der Finanzierung von Investitionsgütern<br />
einen Rückgang um 19,5 Prozent auf<br />
692,3 Millionen Euro. Hier habe sich die<br />
schwere Krise auf dem Maschinenmarkt<br />
bemerkbar gemacht. Eine immer größere<br />
Rolle spielt das Online-Geschäft. Dort<br />
verzeichnete der Finanzdienstleister ein<br />
Neugeschäft von 685,6 Millionen Euro,<br />
52 Prozent mehr als im Vorjahr.<br />
40 ProFirma 06 2010
ProFirma 06 2010<br />
Mittelständler fi nanzieren<br />
Innovationen aus eigener Tasche<br />
Kleine und mittlere Unternehmen fi nanzieren ihre Innovationsanstrengungen<br />
zu mehr als 70 Prozent über eigene Mittel. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der KfW Bankengruppe<br />
auf der Datenbasis des KfW-Mittelstandspanels. Der Analyse<br />
zufolge spielen externe Geldquellen nur eine untergeordnete<br />
Rolle. So werden nur zwölf Prozent der Innovationsaufwendungen<br />
über Bankkredite fi nanziert.<br />
Dieser Anteil der Fremdfi nanzierung sinkt sogar mit steigender<br />
Forschungs- und Entwicklungsintensität: Unternehmen mit ho-<br />
Grüne Vorzeichen bei Aktienfonds<br />
Aktienfonds-Besitzer haben in den vergangenen zwölf Monaten<br />
beachtliche Wertzuwächse erzielt. So legten Aktienfonds<br />
mit Anlageschwerpunkt Deutschland im Schnitt um 54,4<br />
Prozent zu und damit fast vier Prozentpunkte mehr als das<br />
Börsenbarometer Dax, das von Ende März 2009 bis Ende März<br />
2010 um gut 50 Prozent anstieg. Mit Schwellenländer- sowie<br />
Osteuropa-Aktienfonds konnten Anleger ihr Kapital zum Teil<br />
mehr als verdoppeln. Dies geht aus der Fondsstatistik des BVI<br />
Bundesverband Investment und Asset-Management zum 31.<br />
März 2010 hervor.<br />
Die Zwölf-Monats-Resultate der Aktienfonds-Gruppen spiegeln<br />
die Erholung der Börsen wider. Neben Aktienfonds<br />
Deutschland lieferten auf Einjahressicht europaweit anlegende<br />
(50,4 Prozent) und global ausgerichtete (42,8 Prozent) Fonds<br />
ebenfalls beachtliche Resultate. Gleichwohl haben Aktienfondsanleger<br />
aus der Zehnjahres-Perspektive noch deutliche<br />
Verluste gemacht.<br />
her Forschungsintensität greifen so gut wie gar nicht auf Fremdmittel<br />
zurück.<br />
Als Ursache dafür verweist die KfW darauf, dass der Erfolg von<br />
Innovationsvorhaben für externe Geldgeber kaum abzuschätzen<br />
sei. Nach Ansicht von Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW<br />
Bankengruppe, hat das Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Unternehmen: „Die starke Abhängigkeit von Eigenmitteln verzögert<br />
vor allem die Entwicklung und erfolgreiche Markteinführung<br />
von Spitzentechnologien.“<br />
BILANZBUCHHALTER FORDERN BESSERE<br />
BILDUNGSCHANCEN<br />
Trotz hoher fachlicher Wertschätzung in der Wirtschaft<br />
fi nden Bilanzbuchhalter nach Ansicht des Bundesverbands<br />
der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC)<br />
kaum Anerkennung in der Bildungspolitik. So bleibe<br />
Bilanzbuchhaltern der Zugang zum Master-Studiengang<br />
immer noch verwehrt. „Die Qualifi kation von<br />
Bilanzbuchhaltern ist mit dem Bachelor gleichzusetzen“,<br />
betonte Hans-Joachim Klein, Präsident des Verbands,<br />
auf der Kongressmesse ReWeCo in Bielefeld.<br />
Er forderte insbesondere das Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung (BMBF) auf, sich noch stärker<br />
für die berufl iche Anerkennung von Bilanzbuchhaltern<br />
einzusetzen. „Es wäre absurd, wenn geprüfte Bilanzbuchhalter<br />
an den Hochschulen noch Rechnungswesen<br />
belegen müssen.“<br />
EMI: AUFSCHWUNG<br />
VERFESTIGT SICH<br />
WERTENTWICKLUNG AUF EINEN BLICK Die Industrie hat sich im April 2010 weiter erholt.<br />
Das zeigt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufs-<br />
Fondsgruppe 1 Jahr 5 Jahre 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre<br />
manager-Index (EMI), der gegenüber März nochmals<br />
Aktienfonds Deutschland<br />
1,3 Zähler auf 61,5 zulegte. Der Produktionssektor<br />
kumuliert 54,4 27,9 -19,5 181,5 1.145,0<br />
verzeichnete das höchste Wachstum seit Beginn der<br />
p.a. 54,4 5,0 -2,1 5,3 8,8<br />
monatlichen Umfrage unter rund 500 deutschen In-<br />
Aktienfonds international<br />
dustrie-Einkaufsmanagern im April 1996. Nicht nur<br />
kumuliert 42,8 11,2 -34,8 194,0 998,0<br />
die Erzeugung trug maßgeblich zum neuen Allzeit-<br />
p.a. 42,8 2,2 -4,2 5,5 8,3<br />
hoch bei, auch die vier übrigen in die Berechnung des<br />
Aktienfonds Osteuropa<br />
kumuliert 118,1<br />
p.a. 118,1<br />
66,1<br />
10,7<br />
139,4<br />
9,1<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Hauptindex einfl ießenden Teilindizes wie Auftragseingang,<br />
Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager<br />
wirkten sich positiv aus. Damit verfestige sich<br />
der Aufschwung, kommentierte Holger Hildebrandt,<br />
Aktienfonds Emerging Markets<br />
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Material-<br />
kumuliert 75,5 89,0 20,3 - -<br />
wirtschaft, Einkauf und Logistik, die aktuelle Statistik.<br />
p.a. 75,5 13,6 1,9 - -<br />
41
Finanzen & Steuern – Seniorenabsicherung<br />
Altersversorgung<br />
Gefährliche Versäumnisse<br />
Viele Unternehmenschefs verlassen sich bei der Rente auf den Erlös aus dem<br />
Verkauf ihres Betriebs. Der Wert des Lebenswerks wird aber fast immer überschätzt<br />
und gefährdet die Absicherung des Lebensabends. VON EVA NEUTHINGER<br />
Perfekte Staffelübergabe: Viele Unternehmer nehmen sich zu wenig Zeit, um die Nachfolge<br />
sorgfältig zu planen.<br />
Erfolgreich, engagiert, Ende vierzig: Für<br />
Uwe Rolef ist das genau die richtige<br />
Situa tion, um die ersten Schritte für eine<br />
gut geplante Staffelübergabe in einem<br />
Unternehmen einzuleiten. Der Steuerberater<br />
in Alfter bei Bonn hat sich auf<br />
die Nachfolge spezialisiert und kennt<br />
zahlreiche Fälle, in denen mittelstän-<br />
dische Firmenchefs viel zu lange damit<br />
gewartet haben. Dazu gehört etwa die<br />
Geschichte eines Ehepaares, beide 60<br />
Jahre alt. Sie gingen immer stillschweigend<br />
davon aus, dass ihr Sohn die Firma<br />
übernehmen würde. Als die Unternehmensnachfolge<br />
konkrete Formen annehmen<br />
sollte, bekannte er sich dann<br />
allerdings zu seiner Karriere als Banker.<br />
Eine fehlgeschlagene Nachfolge kann fatale<br />
Folgen haben, vor allem dann, wenn<br />
die Übergabe mit einem Verkauf der<br />
Firma geregelt werden und der Erlös die<br />
Basis für die fi nanzielle Absicherung im<br />
Ruhestand sein soll.<br />
Genau vor diesem Problem steht Unternehmerin<br />
Ursula Jachnik in Koblenz. Gemeinsam<br />
mit ihrem Mann baute sie vor<br />
45 Jahren ein Autohaus für die Marken<br />
Volvo und Subaru auf. Den Vertrieb von<br />
Neuwagen haben die Jachniks zwar ein<br />
wenig eingeschränkt. „Mit unserer Werkstatt<br />
erzielen wir aber gute Gewinne“,<br />
sagt Jachnik. Seit fast zehn Jahren sucht<br />
das Ehepaar nun schon nach einem externen<br />
Nachfolger. „Wir haben zu spät<br />
begonnen“, meint die engagierte 67-Jährige.<br />
Mit dem Verkaufserlös will das Paar<br />
sein Alterseinkommen sichern. Mehrere<br />
Übergabeversuche scheiterten. „Aktuell<br />
haben wir zwar wieder einen Interessenten.<br />
Die Banken wollen aber das Risiko<br />
nicht mittragen“, meint Jachnik.<br />
Nils Koerber, Geschäftsführer der Unternehmensberatung<br />
K.E.R.N – die<br />
Nachfolgespezialisten in Darmstadt,<br />
kennt die Probleme der Seniorchefs<br />
sehr genau: „Bei der Übergabe spielen<br />
immer emotionale Faktoren mit. Schon<br />
in den besten Jahren den Ausstieg zu<br />
bestimmen, ist ein mentaler Spagat, den<br />
viele – bewusst oder unbewusst – nicht<br />
leisten wollen.“ Der ist aber notwendig.<br />
Denn keine Staffelübergabe kann inner-<br />
42 ProFirma 06 2010
halb von Monaten gelingen. Für Wolf<br />
Kempert, Geschäftsführer der Gesellschaft<br />
für Unternehmensnachfolge und<br />
Unternehmensführung (UNU) in Berlin<br />
und Mitglied des Bundesverbands der<br />
Unternehmensberater (BDU), gibt es<br />
nicht einmal bei bester Vorbereitung<br />
über einen Zeitraum von zehn oder<br />
mehr Jahren „die optimal gelaufene<br />
Nachfolge“. Zu viele Aspekte sind zu<br />
berücksichtigen und zu viele Fallstricke<br />
zu überwinden.<br />
Das gilt schon für die interne Nachfolge,<br />
wenn Sohn oder Tochter das Geschäft<br />
übernehmen sollen. Die Junioren müssen<br />
nicht nur behutsam als neue Chefs<br />
aufgebaut werden. Auch bei der Nachfolge<br />
innerhalb der Familie müssen<br />
Ansprüche anderer Angehöriger, wie<br />
gerade die Alterssicherung des Seniors,<br />
besonders beachtet werden. Nicht weniger<br />
kompliziert ist der Verkauf des<br />
Unternehmens an einen externen Nachfolger.<br />
Erfahrungsgemäß ist es nicht nur<br />
schwer, einen geeigneten Kandidaten zu<br />
fi nden. „Auch die Nase muss passen“,<br />
meint Dirk Hubl, Partner der Kanzlei<br />
Rolef & Hubl in Alfter.<br />
Darüber hinaus müssen den individuellen<br />
Bedürfnissen aller Parteien<br />
entsprechend sämtliche Optionen gegeneinander<br />
abgewogen werden. Was<br />
kommt infrage? Nur der Verkauf des<br />
Unternehmens auf einen Schlag? Ein<br />
gleitender Übergang mit Beteiligung?<br />
Eine Verpachtung? Und was passiert mit<br />
Pensionsrückstellungen in der Bilanz,<br />
die sich negativ auf den Verkaufspreis<br />
auswirken können? Zu schön, gäbe es<br />
ein Patentrezept. Letztlich sind die Antworten<br />
jedoch immer individuell zu<br />
ermitteln, vieles ist Verhandlungssache.<br />
Wie im Falle des Unternehmerehepaars<br />
Machnik sind es am Schluss jedoch immer<br />
zwei Punkte, die über Erfolg oder<br />
Misserfolg entscheiden: Der Verkaufserlös,<br />
der die Basis für die Absicherung im<br />
Ruhestand sein soll, und die geeignete<br />
Finanzierung der Übergabe.<br />
Der realistische Firmenwert<br />
Die Einschätzung des Unternehmenswerts<br />
ist in den Verkaufsverhandlungen<br />
in der Tat der Knackpunkt schlechthin:<br />
ProFirma 06 2010<br />
So sichern sich Senioren ab<br />
Viele Unternehmer müssen ihre Altersversorgung aus ihrem Betrieb fi nanzieren.<br />
Neben dem Verkauf gibt es noch einige weitere Optionen.<br />
ERTRÄGE AUS TÄTIGKEITSVERGÜTUNGEN Bleibt der Senior aktiv im Unternehmen<br />
tätig, so kann seine Versorgung – zumindest teilweise und temporär – aus dafür<br />
gezahlten Gehältern sichergestellt werden. Statt eines Gehalts kann auch ein Beraterhonorar<br />
vereinbart werden.<br />
VERGÜTUNG FÜR BEIRATSTÄTIGKEIT Gerade im Nachfolgeprozess werden oftmals<br />
Beiräte installiert, häufi g rechtzeitig in Form sogenannter „Nachfolgebeiräte“.<br />
Ausscheidende Unternehmer übernehmen dann meist den Vorsitz im Beirat.<br />
ZURÜCKBEHALTENE VERMÖGENSWERTE Unternehmer nutzen gerne auch die Möglichkeit,<br />
bestimmte Vermögenswerte zurückzubehalten und an das Unternehmen<br />
zu vermieten. Die Erträge daraus können der Finanzierung der Altersversorgung<br />
dienen.<br />
VERPACHTUNG Steuerlich ist die Verpachtung des Unternehmens eine interessante<br />
Alternative zur unentgeltlichen oder auch zur teilentgeltlichen Unternehmensübertragung.<br />
Die gesamte Vermögenssubstanz bleibt beim Unternehmer. Die Betriebsführung<br />
geht auf die nächste Generation oder auf Dritte über. Der Verpächter hat<br />
dabei das Wahlrecht, seine betriebliche Tätigkeit endgültig einzustellen und unter<br />
Aufdeckung aller stillen Reserven nur noch Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung<br />
zu beziehen.<br />
TEILVERKAUF Eine weitere Option ist der Teilverkauf von Gesellschaftsanteilen<br />
an familiäre Nachfolger oder an Dritte. Bestehen Bedenken darüber, dass die Nachfolgegeneration<br />
Probleme mit der erfolgreichen Unternehmensführung haben wird,<br />
können zehn oder 20 Prozent an externe Führungskräfte veräußert werden, die<br />
dann als geschäftsführende Gesellschafter Verantwortung übernehmen.<br />
ZURÜCKBEHALTENE NUTZUNGSRECHTE Insbesondere aus erbschaftsteuerlichen<br />
Gründen kann es vorteilhaft sein, auf den Nachfolger Unternehmenssubstanz zu übertragen,<br />
die Erträge jedoch im Wege des Vorbehaltsnießbrauchs zurückzubehalten.<br />
Quelle: Prof. D.B. Simmert/Dortmund, K. A. Niggemann, Meinerzhagen<br />
„Firmeninhaber gehen meist davon aus,<br />
dass dieser viel höher liegt als er tatsächlich<br />
ist“, sagt Nils Koerber. Jeder Unternehmer<br />
muss sich jedoch darüber im<br />
Klaren sein, dass der Wert seiner Firma<br />
abhängig von der allgemeinen Marktlage<br />
schwankt. Innerhalb weniger Monate<br />
kann er nach oben oder nach unten abweichen.<br />
Die beste Verhandlungsposition<br />
bei der Nachfolge haben daher jene<br />
Unternehmenschefs, die loslassen können<br />
– aber nicht müssen, also denen die<br />
Zeit noch nicht im Nacken sitzt.<br />
Als Basis für die Preisverhandlung wählen<br />
die Parteien in der Regel den sogenannten<br />
Ertragswert, den ein neutraler<br />
Berater der Kammer, ein unabhängiger<br />
Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer<br />
oder Steuerexperte zuvor ermittelt.<br />
Wohlgemerkt als Basis: Der Ertragswert<br />
entspricht nachher fast nie dem<br />
Verkaufspreis. Er zielt auf die künftig<br />
realisierbaren Erträge ab. Dabei spielen<br />
zahlreiche Faktoren eine Rolle: Zum<br />
Beispiel, inwiefern bisher das Unternehmen<br />
von der Person des Unterneh-<br />
43
Finanzen & Steuern – Seniorenabsicherung<br />
mers abhängig ist. Gibt es eine zweite<br />
Führungskraft im Haus, wirkt sich das<br />
wertsteigernd aus. Relevant sind auch<br />
die Mitarbeiter, deren Betriebszugehörigkeit,<br />
Alter und Qualifi kation. Ein dynamisches,<br />
gut ausgebildetes Team beeinfl<br />
usst den Wert des Unternehmens<br />
positiv, ebenso eine spezialisierte oder<br />
diversifi zierte marktgerechte Leistungspalette<br />
und eine lebendige Stammkundenstruktur.<br />
Schon daraus erschließt<br />
sich, warum und wie die Führung des<br />
Betriebs schon mehrere Jahre vor der<br />
defi nitiven Nachfolge strategisch ausgerichtet<br />
werden sollte. Berater Kempert<br />
stellt aber immer wieder fest, dass<br />
Unternehmer kurz vor dem Ruhestand<br />
„müde werden“. Wer weiß, dass er die<br />
Firmenleitung bald abgibt, investiert<br />
vielleicht nicht in neue Technik oder<br />
akquiriert keine neuen Kunden mehr.<br />
Stolperstein Finanzierung<br />
Auch wenn ein Käufer gefunden und<br />
eine Einigung über den Preis erzielt ist,<br />
ist die Nachfolgeregelung noch nicht<br />
sicher unter Dach und Fach. Denn die<br />
Banken verlangen vom Übernehmer<br />
des Betriebs oft Sicherheiten, die dieser<br />
noch nicht aufbauen konnte. Sogar<br />
wenn die Erträge des Unternehmens üppig<br />
fl ießen, weichen die Kreditinstitute<br />
von ihren hohen Forderungen nicht ab.<br />
Ausweg könnte eine Bürgschaft der För-<br />
derbanken sein. Doch die vergeben Zusagen<br />
auch nur nach strengen Regeln.<br />
Um die Banken mit ins Boot zu holen,<br />
müssen die Parteien daher mitunter<br />
nachhelfen. „Manchmal ist es notwendig,<br />
dass der Firmenchef selbst Geld in<br />
die Hand nimmt“, sagt Wolf Kempert.<br />
In der Regel läuft das auf eine Beteiligung<br />
hinaus. Der Senior kann als stiller<br />
Teilhaber im Unternehmen bleiben und<br />
wird über die fl ießenden Erträge entlohnt<br />
(siehe auch Kasten auf Seit 43).<br />
Damit ist aber stets ein Risiko verbunden:<br />
„Eine Beteiligung kommt nur in Betracht,<br />
wenn der neue Geschäftsführer<br />
alle Kompetenzen und Führungsqualitäten<br />
mitbringt, um den Betrieb erfolgreich<br />
weiterführen zu können“, warnt<br />
Koerber. Selbst dann bleiben noch Unwägbarkeiten,<br />
wie etwa konjunkturelle<br />
Schwankungen oder negative Entwicklungen<br />
am Markt, welche die Altersbezüge<br />
gefährden können. Das gilt genauso,<br />
wenn beide Parteien eine Leibrente<br />
vereinbaren. Auf der sicheren Seite sind<br />
Firmenchefs nur für den Fall, dass diese<br />
besichert ist. „Infrage kommt etwa der<br />
Eintrag einer Grundschuld, falls zum<br />
Beispiel Immobilien vorhanden sind“,<br />
empfi ehlt Uwe Rolef. Andernfalls trägt<br />
der Senior das Risiko einer Insolvenz<br />
immer mit. „Und zwar unabhängig davon,<br />
ob es sich um einen externen oder<br />
einen internen Nachfolger handelt“,<br />
warnt Koerber.<br />
Wohin mit dem Verkaufserlös?<br />
Hat der Nachfolger das Geld schließlich<br />
überwiesen, kann der Seniorunternehmer<br />
den nächsten Schritt angehen: Es<br />
gilt nun, den Verkaufserlös optimal anzulegen.<br />
Auch dabei muss sich der Unternehmer<br />
über verschiedene Fragen im<br />
Klaren werden: Welchen fi nanziellen<br />
Bedarf hat er im Ruhestand? Sind die Er-<br />
träge aus dem Verkaufserlös die einzige<br />
Finanzquelle? Will er das Geld komplett<br />
für seinen Lebensabend verbrauchen<br />
oder einen Teil des Vermögens an seine<br />
Nachkommen vererben? „Auf Basis<br />
der individuellen Ziele, Wünsche und<br />
Erwartungen des Unternehmers muss<br />
eine Konzept erarbeitet werden, bei dem<br />
auch alle steuerlichen und rechtlichen<br />
Aspekte einbezogen werden müssen“,<br />
sagt Mathias Lebtig, Geschäftsführer<br />
der Financial Planning GmbH Lebtig-<br />
Schwab-Anspichler in Freiburg.<br />
Erst wenn die Ziele klar sind, können die<br />
entsprechenden Anlagebausteine ausgesucht<br />
werden. Grundsätzlich stehen dafür<br />
zwei Wege offen: Investmentfonds<br />
oder Rentenversicherungen. Für eine<br />
Lösung mit Fonds spricht die höhere<br />
Flexibilität gegenüber einer Rentenversicherung.<br />
Je nach Liquiditätsbedarf kann<br />
sich der Unternehmer für einen Auszahlungsplan<br />
mit Verzehr des gesamten Kapitals<br />
über eine bestimmte Zeit entscheiden<br />
oder für regelmäßige Auszahlungen<br />
bei gleichzeitigem Erhalt des Vermögens.<br />
Beispiel: Bei einem Rentenfonds<br />
mit einer durchschnittlichen Wertentwicklung<br />
von vier Prozent reicht ein<br />
Betrag von 100.000 Euro für eine monatliche<br />
Rente von 520 Euro über 25 Jahre.<br />
Will der Unternehmer aber den Kapitalstock<br />
erhalten, stehen ihm monatlich<br />
nur 320 Euro zur Verfügung.<br />
Eine Alternative ist eine sofort beginnende<br />
Rentenversicherung. Bei einer<br />
Einzahlung von 100.000 Euro kann ein<br />
65-jähriger Mann mit rund 500 Euro im<br />
Monat rechnen: „Die Versicherung hat<br />
den Vorteil, dass das Kapital nicht nach<br />
einer bestimmten Zeit aufgebraucht<br />
ist“, betont Dragica Csader, Leiterin<br />
Produktmanagement Privatkunden bei<br />
HDI Gerling Leben in Köln.<br />
Dennoch zeigt die Rechnung: Will der<br />
Unternehmer seinen Lebensabend al-<br />
„Unternehmer überschätzen meist den Wert ihrer Firma.“<br />
NILS KOERBER, UNTERNEHMENSBERATUNG K.E.R.N – <strong>DIE</strong> NACHFOLGESPEZIALISTEN, DARMSTADT<br />
44 ProFirma 06 2010<br />
Foto: privat
lein aus dem Verkaufserlös bestreiten,<br />
muss der Nachfolger schon bereit sein,<br />
eine stattliche Summe hinzublättern.<br />
Deswegen ist es nach Ansicht von Mathias<br />
Lebtig besser, sich frühzeitig von<br />
einem erfahrenen Vermögensplaner<br />
den fi nanziellen Bedarf im Alter ermitteln<br />
zu lassen: „Gerade unter Berücksichtigung<br />
der Infl ation führen diese<br />
Berechnungen dem Unternehmer die<br />
Versorgungslücken plastisch vor Augen.“<br />
„Rechtzeitige Vorsorge ist angebracht“,<br />
sagt auch Dragica Csader. Seit<br />
dem Jahr 2005 gibt es dafür ein Instrument,<br />
das gerade aus steuerlicher Sicht<br />
für Selbstständige gut geeignet ist: Die<br />
Basisrente. So kann ein Unternehmer,<br />
der 25 Jahre jährlich 12.000 Euro in eine<br />
Basisrente investiert, immerhin mit einer<br />
monatlichen Rente von 2.500 Euro<br />
rechnen. Und damit kann er auch das<br />
Thema Nachfolgesuche gelassener angehen.<br />
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Zwischen 2010 und 2014 werden<br />
knapp 110.000 Familienunternehmen<br />
auf einen Nachfolger<br />
übertragen, wie das Institut<br />
für Mittelstandsforschung in<br />
Bonn aktuell ermittelt hat.<br />
43,8 Prozent der Unternehmen<br />
bleiben derzeit in der Familie,<br />
21,1 Prozent werden verkauft.<br />
16,5 Prozent gehen in die Hände<br />
externer Führungskräfte,<br />
10,3 Prozent an einen Mitarbeiter.<br />
8,3 Prozent der Betriebe<br />
werden stillgelegt, weil sich<br />
kein Nachfolger fi ndet.<br />
Quelle: Institut für Mittelstandsforschung, Bonn<br />
EXTERNE NACHFOLGE ÜBERWIEGT<br />
8,3<br />
Stilllegung<br />
10,3<br />
Mitarbeiter<br />
16,5<br />
externe<br />
Führungskräfte<br />
21,1<br />
Verkauft<br />
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43,8<br />
Familie
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
46<br />
Risikomanagement<br />
Das Kleingedruckte nicht vergessen<br />
Banken knüpfen die Kreditvergabe wieder stärker an Zusatzvereinbarungen.<br />
Verstöße dagegen können für das betroffene Unternehmen teuer werden.<br />
VON CARMEN MAUSBACH UND PROF. <strong>DIE</strong>THARD B. SIMMERT<br />
Die Entwicklung der Unternehmensfi<br />
nanzierung zeigt derzeit ein sehr<br />
heterogenes Bild: Während die Unternehmen<br />
vermehrt über eine zumindest<br />
teilweise vorhandene Kreditklemme<br />
und zu schlechte Kreditkonditionen berichten,<br />
sehen die Banken die zum Teil<br />
negative Berichterstattung über ihre<br />
Kreditvergabepolitik als nicht gerechtfertigt<br />
an. Tatsache ist jedoch, dass sich<br />
im Zuge der globalen Wirtschafts- und<br />
Finanzmarktkrise das Risikobewusstsein<br />
der Banken deutlich verändert hat.<br />
Die Auseinandersetzung mit den längst<br />
vergessenen Financial Covenants wird<br />
für mittelständische Unternehmen daher<br />
zukünftig unerlässlich sein.<br />
Als Covenants werden nicht standardisierte<br />
Verpfl ichtungen oder Zusatzvereinbarungen<br />
zwischen Kreditnehmern<br />
und Banken bezeichnet, die vom Kreditnehmer<br />
während der Laufzeit des<br />
Kredits die Erfüllung bestimmter Bedingungen<br />
oder Aufl agen verlangen. Von<br />
den Finanzhäusern werden Covenants<br />
als Frühwarnsystem und somit als zusätzliches<br />
Instrument im Bereich des<br />
Risikomanagements eingesetzt. Wesentliches<br />
Ziel dieses Instruments ist es,<br />
der asymmetrischen Informationsverteilung,<br />
die zwischen Gläubigern und<br />
Schuldnern besteht, entgegenzuwirken,<br />
um das Ausfallrisiko der Bank bei der<br />
Vergabe des Kredits auf ein Minimum<br />
zu reduzieren.<br />
Konkret verpfl ichten Financial<br />
Covenants den Kreditnehmer<br />
zur Einhaltung<br />
bestimmter Kennzahlen<br />
oder Bilanzrelationen. Da<br />
die Messgrößen aus der<br />
Bilanz abgeleitet werden,<br />
hat sich in der Praxis der<br />
Begriff „Bilanzrelationsklauseln“<br />
durchgesetzt. Die<br />
Ausgestaltung der Klauseln<br />
kann relativ einfach erfolgen,<br />
indem die Bank nur einige wenige<br />
Bilanzkennzahlen formuliert.<br />
Werden im Vertragswerk hingegen<br />
viele und komplexe Bilanzkennzahlen<br />
eingesetzt, kann sehr schnell ein umfangreiches<br />
Verpfl ichtungssystem entstehen,<br />
das im Extremfall sogar in eine<br />
sittenwidrigen Knebelung des Unternehmens<br />
münden kann.<br />
Kündigung eines Kredits<br />
bleibt der Ausnahmefall<br />
Die Verletzung oder Nichteinhaltung<br />
der Klauseln zieht erhebliche Sanktionen<br />
nach sich, die für den Kreditnehmer<br />
oftmals weitreichende Konsequenzen<br />
haben. So räumen die Klauseln<br />
dem Kreditgeber bei einem erstmaligen<br />
Verfehlen oder einem erstmaligen Verstoß<br />
meist ein Recht auf Nachbesicherung<br />
ein.<br />
Daneben kommen eine Anpassung der<br />
Kreditkonditionen, eine Anpassung der<br />
Financial Covenants nach Art und Höhe,<br />
Schadensersatz und die Zahlung einer<br />
Vertragsstrafe in Betracht. Für Kreditvolumina,<br />
die in Raten ausgezahlt werden,<br />
ist zudem eine Auszahlungssperre oder<br />
ein Weigerungsrecht des Kreditgebers<br />
vorgesehen.<br />
Eine weitere Möglichkeit bei der Verletzung<br />
der Financial Covenants ist<br />
die Anwendung eines sogenannten<br />
Waivers. Hier wird zwischen den Vertragspartnern<br />
die Vereinbarung getroffen,<br />
dass der Kreditnehmer für eine<br />
bestimmte Zeit eine bestimmte Bilanzrelation<br />
nicht einhalten muss. Dafür<br />
muss er allerdings ein Entgelt in Form<br />
ProFirma 06 2010
BEDEUTUNG VON<br />
COVENANTS<br />
1) In Prozent der Nennungen<br />
einer „Waiver Fee“ zahlen. Führen die<br />
Sanktionen nicht zum gewünschten Erfolg,<br />
wird die Bank den Kredit kündigen<br />
und die Rückzahlung des Kredits und<br />
der fälligen oder noch anfallenden Zinsen<br />
verlangen. Die Kündigung bereits<br />
bestehender Kreditverträge stellt für das<br />
Unternehmen die mit Abstand bedrohlichste<br />
Sanktion dar.<br />
Dass Financial Covenants aufgrund der<br />
Wirtschafts- und Finanzmarktkrise eine<br />
zunehmende Bedeutung im Bereich<br />
der Fremdkapitalfi nanzierung erfahren<br />
haben, wird durch zwei repräsentative<br />
Studien der Unternehmensberatungsgesellschaft<br />
Roland Berger unterstrichen.<br />
Besonders bemerkenswert in diesem<br />
Zusammenhang ist, dass die Unternehmensberatungsgesellschaft<br />
im Rahmen<br />
einer Studie im Jahr 2008 zunächst die<br />
Perspektive der kreditgebenden Ban-<br />
ProFirma 06 2010<br />
Mögliche Folgen bei Verstößen gegen Financial Covenants<br />
Konditionenanpassungen<br />
56%<br />
Wichtig<br />
Auszahlungssperre<br />
Bedeutung von Covenants aus Bankensicht 1)<br />
Strenger<br />
Weniger<br />
streng<br />
Nachbesicherung<br />
Anpassung der Covenants<br />
Kündigung Schärfste Sanktion der Banken<br />
13%<br />
Weniger<br />
wichtig<br />
31%<br />
Sehr wichtig<br />
TREND ZU<br />
STRENGEREN<br />
KLAUSELN<br />
ken untersuchte und ein Jahr später<br />
die Kreditnehmerperspektive in den<br />
Blickpunkt der Betrachtungen stellte.<br />
Die Ergebnisse sind somit geeignet,<br />
Interessierten einen umfassenden Einblick<br />
in die derzeitige Vergabepraxis der<br />
Banken zu geben, zumal beide Studien<br />
zahlreiche Gemeinsamkeiten aufweisen<br />
und auch in ihren Kernergebnissen<br />
weitgehend übereinstimmen.<br />
Strengere Aufl agen für<br />
den Mittelstand<br />
Im Rahmen der Studie im Jahr 2008<br />
wurden insgesamt 100 Führungskräfte<br />
von mehr als 20 deutschen Kreditinstituten<br />
aus dem privaten, dem öffentlich-rechtlichen<br />
und dem genossenschaftlichen<br />
Bankensektor zum Thema<br />
Financial Covenants befragt. Im Hin-<br />
Einfrieren der Linien<br />
Waiver<br />
Gegenmaßnahmen<br />
Allgemein<br />
Bei LBO-Transaktionen<br />
Bei Transaktionen mit Großunternehmen<br />
Bei Transaktionen mit KMU<br />
67%<br />
33%<br />
79%<br />
21%<br />
60%<br />
40%<br />
72%<br />
28%<br />
blick auf die derzeitige Bedeutung von<br />
Financial Covenants sahen 31 Prozent<br />
der Umfrageteilnehmer die in Kreditverträgen<br />
vereinbarten Nebenabreden<br />
als sehr wichtig an. Zugleich waren 56<br />
Prozent der befragten Banken der Meinung,<br />
dass Financial Covenants momentan<br />
wichtig sind. Lediglich 13 Prozent<br />
der teilnehmenden Kreditinstitute<br />
gaben im Rahmen der Umfrage an, dass<br />
sie aktuell eine eher geringere Bedeutung<br />
haben.<br />
Ein allgemeiner Trend zu strengeren<br />
Financial Covenants ist nach Angaben<br />
der Umfrageteilnehmer aktuell bei<br />
Leverage-Buy-Out-Transaktionen (79<br />
Prozent) und in der Mittelstandsfi nanzierung<br />
(72 Prozent) zu beobachten.<br />
Erwartungsgemäß werden Financial<br />
Covenants insbesondere bei nachrangigen<br />
Finanzierungen eingesetzt, da<br />
Quelle Roland Berger<br />
47
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
mit abnehmendem Rang des Fremdkapitals<br />
die Ausfallwahrscheinlichkeit des<br />
Schuldners steigt, und somit die Forderungen<br />
der nachrangigen Gläubiger<br />
oftmals nicht mehr befriedigt werden<br />
können. Zugleich weisen die Umfrageergebnisse<br />
darauf hin, dass von den<br />
Aufl agen auch bei hybriden Finanzierungsformen<br />
wie dem Mezzanine-Kapital<br />
verstärkt Gebrauch gemacht wird.<br />
Bei der Festlegung der Covenants zeigt<br />
sich, dass größtenteils eine schuldnerspezifi<br />
sche Anpassung erfolgt und<br />
Kreditinstitute wesentlich seltener auf<br />
standardisierte Klauseln zurückgreifen.<br />
Obwohl grundsätzlich jede Bilanzkennzahl<br />
als einzuhaltende Kennzahl vereinbart<br />
werden kann, haben sich in der<br />
Praxis vor allem solche Ziffern etabliert,<br />
die sich auf<br />
> die Eigenkapitalquote,<br />
> den Verschuldungsgrad,<br />
> die Rentabilität<br />
> oder den Unternehmensertrag beziehungsweise<br />
den Cashfl ow und damit<br />
auf die laufende Schuldendienstfähigkeit<br />
des Kreditnehmers beziehen.<br />
Nach Angaben der Umfrageteilnehmer<br />
fi ndet die Überwachung der Covenants<br />
mehrheitlich auf vierteljährlicher Basis<br />
statt, da Aufwand und Kosten hier in<br />
einem angemessenen Verhältnis zueinander<br />
stehen und durch eine vierteljährliche<br />
Überprüfung auch ein aktives,<br />
rechtzeitiges Eingreifen bei einer<br />
Verletzung ermöglicht wird. Weiterhin<br />
zeigt die Umfrage, dass Verstöße gegen<br />
Aufl agen meist Zinserhöhungen sowie<br />
die Einschaltung externer Berater in<br />
Form von Unternehmensberatungen,<br />
Wirtschaftsprüfern, Anwaltskanzleien<br />
und Steuerberatern nach sich ziehen.<br />
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COVENANTS AUS BANKEN- UND<br />
UNTERNEHMENSSICHT<br />
Darauf achten Banken besonders:<br />
> das zugrunde liegende Finanzierungsinstrument<br />
> das Geschäftsmodell<br />
> die Branche<br />
> auf die vorhandenen Kreditsicherheiten<br />
> die Kreditlaufzeit und<br />
> die Unternehmensgröße<br />
Klauseln, die Unternehmen<br />
besonders einschränken:<br />
> außerordentliche Kündigungsrechte<br />
bei einem Gesellschafterwechsel<br />
> Beschränkung der Zurverfügungstellung<br />
von Vermögensgegenständen<br />
als Sicherheiten für andere<br />
Gläubiger<br />
> beschränkte Aufnahme zusätzlicher<br />
Kreditverbindlichkeiten<br />
> Restriktionen bei Akquisitionen<br />
oder Unternehmensverkäufen<br />
> Beschränkungen bei der Übernahme<br />
von Bürgschaften und bei den<br />
Dividendenausschüttungen<br />
Nach überwiegender Auffassung der<br />
befragten Kreditinstitute wird der strategische<br />
Handlungsspielraum der Unternehmen<br />
durch die Vereinbarung und<br />
Nutzung von Covenants jedoch nicht<br />
stark eingeschränkt.<br />
Unternehmer befürchten<br />
mehr Streitfälle<br />
Im ersten Halbjahr 2009 wurden zusätzlich<br />
zu den Kreditinstituten insgesamt<br />
500 Unternehmen aller Branchen,<br />
Rechtsformen und Größen zur Lage in<br />
der Unternehmensfi nanzierung und zur<br />
Bedeutung von Financial Covenants befragt.<br />
Wesentliches Ergebnis der Umfrage<br />
ist, dass nahezu jeder Kreditvertrag<br />
positive Covenants aufweist. Insgesamt<br />
gaben 96 Prozent der befragten Unternehmen<br />
an, dass ihre Kreditverträge<br />
positive Klauseln in Form von Informations-<br />
oder Versicherungspfl ichten ent-<br />
halten, 76 Prozent gaben an, dass auch<br />
negative Covenants in den Kreditverträgen<br />
verwendet werden.<br />
Den Umfrageergebnissen zufolge führte<br />
ein Bruch von Aufl agen nur in wenigen<br />
Fällen zu einer unmittelbaren Kreditkündigung.<br />
Vielmehr wird über die<br />
Nachverhandlung der Kreditverträge,<br />
die Anpassung der Kreditkonditionen<br />
sowie die Zahlung einer Waiver Fee<br />
eine für das betroffene Unternehmen<br />
meist akzeptable Lösung gefunden. Im<br />
Gegensatz zur Kreditgeberperspektive<br />
gaben die befragten Unternehmen<br />
jedoch mehrheitlich an, dass ihr strategischer<br />
Handlungsspielraum durch die<br />
Vereinbarung von Financial Covenants<br />
stark eingeschränkt wird. Kritisch sehen<br />
die Unternehmen auch, dass ihre<br />
spezifi sche Markt- und Branchensituation<br />
nicht ausreichend berücksichtigt<br />
werde.<br />
Zugleich sehen die befragten Unternehmen<br />
es auch als sehr wahrscheinlich<br />
an, dass die Banken zukünftig noch<br />
strengere Klauseln verlangen werden.<br />
Zudem glauben 49 Prozent der Umfrageteilnehmer,<br />
dass es zu einer zunehmenden<br />
Anzahl an Konfl ikten zwischen<br />
Kreditnehmern und Gläubigern<br />
kommen wird. Infolgedessen schätzen<br />
59 Prozent der Umfrageteilnehmer alternative<br />
Finanzierungsformen und 28<br />
Prozent der befragten Unternehmen<br />
den Kapitalmarkt als Kapitalbeschaffungsquelle<br />
als sehr bedeutsam ein.<br />
Schlussfolgerungen aus der Studie: Im<br />
Bankensektor vollzieht sich ein deutlicher<br />
Bewusstseinswandel im Hinblick<br />
auf eine zunehmende Risikovorsorge.<br />
Wichtig ist, dass diese Entwicklung nicht<br />
nur als ein vorübergehendes Phänomen<br />
angesehen werden kann, sondern dass<br />
die Banken bei der Fremdkapitalvergabe<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit auch<br />
zukünftig weitaus vorsichtiger als bisher<br />
agieren werden.<br />
Mittelständische Unternehmen, die<br />
nach wie vor auf den Bankkredit angewiesen<br />
sind, müssen deshalb verstärkt<br />
umdenken, was ihre Finanzierung betrifft.<br />
Vor allem gilt es zu erkennen, dass<br />
eine intensive Beschäftigung mit den<br />
Financial Covenants auch zukünftig<br />
unerlässlich sein wird.<br />
48 ProFirma 06 2010
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Finanzen & Steuern<br />
Steuer-Tipps<br />
KEINE VERSCHONUNG<br />
Wird ein im Wege einer Erbschaft<br />
oder Schenkung übernommener Betrieb<br />
für eine bestimmte Dauer unverändert<br />
fortgeführt, winken für<br />
den Unternehmer bei der Erbschaft-/<br />
Schenkungsteuer großzügige Verschonungsregeln.<br />
Geht das Unternehmen<br />
innerhalb dieser Frist jedoch in Insolvenz,<br />
fallen die Verschonungsregeln<br />
weg und es drohen Steuernachzahlungen<br />
(BFH, Urteil vom 4.2.2010, Az.<br />
II R 25/08).<br />
ELSTER-ONLINE<br />
Selbstständige, die ihren Gewinn<br />
nach der einfachen Einnahmen-Überschussrechnung<br />
ermitteln, können<br />
ihre Steuererklärungen nun vollständig<br />
elektronisch ans Finanzamt übermitteln.<br />
In der Version 11.4 bietet<br />
die Elster-Software nun erstmals die<br />
Möglichkeit, die Anlage EÜR komplett<br />
auszufüllen und zu senden (Software<br />
bzw. Update abrufbar unter www.<br />
elsterformular.de).<br />
STEUERSCHULDEN<br />
Stellt ein Betrieb einen Insolvenzantrag<br />
und der Insolvenzverwalter gestattet<br />
die Fortführung des Gewerbes<br />
– entweder um einen Neustart zu ermöglichen<br />
oder um die Insolvenzmasse<br />
nicht zu verschlechtern –, muss<br />
das Gewerbeamt stillhalten. Denn bei<br />
aufgelaufenen Steuerschulden in der<br />
Insolvenz haben Gewerbeämter oft<br />
wegen Unzuverlässigkeit eine Gewerbeuntersagung<br />
ausgesprochen. Das ist<br />
nach Ansicht des Verwaltungsgerichts<br />
Trier jedoch unzulässig (Urteil vom<br />
14.4.2010, Az. 5 K 11/10).<br />
STEUERTRENDS<br />
Aschewolke<br />
Unternehmer in der Nachweispfl icht<br />
Viele Unternehmer saßen wegen der<br />
Aschewolke und des tagelangen Flugverbots<br />
im Ausland fest, mussten<br />
teilweise auf eigene Kosten Flüge umbuchen<br />
oder ihren Hotelaufenthalt unfreiwillig<br />
verlängern. Wieder zu Hause<br />
angekommen, könnte der Ärger weitergehen.<br />
Denn das Finanzamt könnte<br />
bei Prüfungen, die Jahre später stattfi nden,<br />
unterstellen, dass nicht die Aschewolke<br />
an dem verlängerten Aufenthalt<br />
schuld war, sondern ein von Anfang<br />
RÜCKSTELLUNG FÜR DIGITALEN<br />
DATENZUGRIFF ZULÄSSIG<br />
Entstehen einem bilanzierenden Unternehmer<br />
Kosten, weil er sein betriebliches EDV-<br />
Buchhaltungssystem an die „Grundsätze<br />
zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler<br />
Unterlagen“, kurz GDPdU, anpassen<br />
muss, darf er dafür eine Rückstellung bilden.<br />
Die OFD Münster weist jedoch darauf<br />
hin, dass diese Möglichkeit erstmals für<br />
Wirtschaftsjahre angewandt werden darf,<br />
die nach dem 24. Dezember 2008 enden.<br />
(Kurzinfo ESt Nr. 6/2010 vom 15.4.2010).<br />
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an geplanter Privaturlaub. Folge: Die<br />
Zusatzkosten und ein Teil der An- und<br />
Abreisekosten dürften dann nicht als<br />
Betriebsausgaben abgezogen werden.<br />
ProFirma rät: Selbstständige, denen<br />
durch ihren unfreiwilligen Aufenthalt<br />
Zusatzkosten entstanden sind, sollten<br />
sich daher jetzt Bestätigungen von Fluggesellschaft<br />
und Hotel besorgen, die beweisen,<br />
dass der verlängerte Aufenthalt<br />
weder geplant war noch private Hintergründe<br />
hatte.<br />
BETEILIGUNGSERWERB:<br />
SANIERUNGSKLAUSEL AUF EIS GELEGT<br />
Um angeschlagene Unternehmen vor der<br />
Insolvenz zu retten, hat die Regierung im<br />
Bürgerentlastungsgesetz und im Wachstumsbeschleunigungsgesetz<br />
(Paragraf 8c<br />
KStG) eine Sanierungsklausel geschaffen.<br />
Verluste einer Kapitalgesellschaft gehen<br />
danach nicht unter, wenn der Anteilskauf<br />
zur Rettung des Unternehmens erfolgt. Der<br />
Käufer der Anteile darf die Verluste daher<br />
steuerlich mit Gewinnen verrechnen.<br />
ProFirma warnt: Da die Europäische Kommission<br />
hier eine Wettbewerbsverzerrung<br />
sieht, hat das Bundesfi nanzministerium die<br />
Sanierungsklausel auf Eis gelegt. Auch wer<br />
eine verbindliche Auskunft in der Tasche<br />
hat, kann die übernommenen Verluste bis<br />
zur endgültigen Entscheidung der Kommission<br />
nicht mehr Steuer sparend verrechnen<br />
(BMF, Schreiben vom 30.4.2010, Az. IV C<br />
2 - S 2745-a/08/10005).<br />
50 ProFirma 06 2010
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Foto: Finanzamt<br />
Vorsteuerabzug<br />
Wo Prüfer gerne schnüffeln<br />
Die Umsatzsteuerprüfung geht bei vielen Unternehmen richtig ins Geld.<br />
Der Grund: zu viele Fehler in Rechnungen. Mehr Genauigkeit macht sich bezahlt.<br />
VON OTTFRIED WEISS<br />
Der aktuellen Statistik des Bundesfi -<br />
nanzministeriums zufolge kostet eine<br />
Umsatzsteuersonderprüfung einen<br />
Selbstständigen rund 17.000 Euro. Ein<br />
Großteil der Steuernachzahlungen ist<br />
Folge der Kürzung der Vorsteuer wegen<br />
fehlerhafter Eingangsrechnungen. Pro-<br />
Firma zeigt die häufi gsten Fehlerquellen<br />
beim Vorsteuerabzug, verrät, wo die<br />
Finanzverwaltung bei der Prüfung besonders<br />
genau hinschaut, und gibt Unternehmern<br />
Argumente an die Hand,<br />
wie drohende Steuernachzahlungen bei<br />
einer Prüfung gedrückt oder verhindert<br />
werden können.<br />
Fall 1:<br />
Keine Rechnung vorhanden<br />
Den Vorsteuerabzug erhält ein Unternehmer<br />
grundsätzlich nur dann, wenn<br />
er eine Rechnung mit ausgewiesener<br />
Umsatzsteuer in den Händen hält. Soweit<br />
die Regel. Aber keine Regel ohne<br />
Ausnahme. Gilt nämlich die Steuerschuldnerschaft<br />
nach Paragraf 13b<br />
UStG, erhält der Auftraggeber sogar<br />
dann einen Vorsteuerabzug, wenn er<br />
keine Rechnung erhalten hat.<br />
Beispiel: Bauunternehmer Huber beauftragt<br />
einen Subunternehmer mit dem<br />
Bau einer Halle. Die Nettorechnung, die<br />
er von seinem Subunternehmer erhält,<br />
lautet über 50.000 Euro. Huber führt die<br />
Umsatzsteuer nach Paragraf 13b UStG<br />
ans Finanzamt ab und macht in gleicher<br />
Höhe Vorsteuer geltend. Bei einer Umsatzsteuersonderprüfung<br />
kann die Ein-<br />
gangsrechnung nicht mehr gefunden<br />
werden, der Subunternehmer ist insolvent.<br />
In diesem Fall greift die Umsatzsteueranmeldung<br />
nach Paragraf 13b<br />
UStG, nach der dem Auftraggeber der<br />
Vorsteuerabzug auch bei fehlerhaften<br />
oder fehlenden Eingangsrechnungen<br />
zusteht (BMF, Schreiben vom 2.12.2004,<br />
IV A 6 – S 7279 – 100/04, Tz. 4.1).<br />
Fall 2:<br />
Falsche Steuernummer<br />
Nicht selten kippt der Prüfer den Vorsteuerabzug<br />
aus Eingangsrechnungen,<br />
weil sich bei näherer Überprüfung herausstellt,<br />
dass entweder die angegebene<br />
Steuernummer nicht stimmt oder<br />
der Name des Rechnungsempfängers<br />
fehlerhaft oder unvollständig ist. Doch<br />
können diese Fehler dem Rechnungsempfänger<br />
in die Schuhe geschoben<br />
werden und zum Verlust des Vorsteuerabzugs<br />
führen? Nein, meint ProFirma.<br />
Die Angabe der Steuernummer und des<br />
Namens des Leistungsempfängers sollen<br />
lediglich die eindeutige Identifi zierung<br />
des Rechnungsausstellers und des<br />
Rechnungsempfängers sicherstellen.<br />
Ist die Identifi zierung durch die fehlerhaften<br />
Angaben nicht beeinträchtigt,<br />
darf am Vorsteuerabzug nicht gerüttelt<br />
werden. Begründung: Es kann einem<br />
Unternehmer nicht zugemutet werden,<br />
die Steuernummer des Rechnungsempfängers<br />
auf ihre Richtigkeit zu überprüfen<br />
(Abschnitt 192 Abs. 3 Satz 4 UStR).<br />
Auch der unvollständige Name des<br />
Das tägliche Brot in der Steuerprüfung:<br />
Beim intensiven Studium von Rechnungen<br />
stoßen die Prüfer immer wieder auf Fehler.<br />
52 ProFirma 06 2010
Leistungsempfängers muss nach einem<br />
Urteil des Bundesfi nanzhofs kein Beinbruch<br />
sein (BFH, Az. V B 26/96).<br />
Fall 3: Scheinunternehmer<br />
Kommt das Finanzamt nach seinen<br />
Recherchen zur Auffassung, dass der<br />
Rechnungsaussteller die abgerechnete<br />
Leistung nicht erbracht hat (Strohmann,<br />
Scheinunternehmer), ist der Vorsteuerabzug<br />
nicht zulässig. Das gilt auch dann,<br />
wenn eine Bestätigung des Finanzamts<br />
über die Erfassung des Lieferanten als<br />
Unternehmer vorgelegt wird.<br />
Beispiel: Schrotthändler Müller hat von<br />
einem Schrottlieferanten mehrere Tonnen<br />
Kupfer gekauft und dafür 100.000<br />
Euro zzgl. 19.000 Euro Umsatzsteuer<br />
gezahlt. Das Finanzamt stellt fest, dass<br />
es sich bei dem Lieferanten in Wirklichkeit<br />
um einen Arbeitslosen handelte,<br />
ProFirma 06 2010<br />
der für ein paar Hundert Euro einige<br />
Rechnungen unterzeichnet hat. Die<br />
Waren wurden jedoch von einem Hintermann<br />
geliefert. Da Müller diesen Hintermann<br />
nicht benennen kann, muss<br />
er die bereits erhaltenen 19.000 Euro<br />
Vorsteuer wieder ans Finanzamt zurückzahlen.<br />
ProFirma rät: An der Feststellung des<br />
Prüfers lässt sich zunächst nicht rütteln.<br />
Betroffene Unternehmer können jedoch<br />
einen Antrag auf Erlass aus Billigkeitsgründen<br />
bei der Finanzkasse stellen.<br />
Ein Erlass ist möglich, wenn der Rechnungsempfänger<br />
alles versucht hat,<br />
sich davon zu überzeugen, dass sein Geschäftspartner<br />
tatsächlich Unternehmer<br />
ist. Hat sich der Auftraggeber beispielsweise<br />
eine Gewerbeanmeldung, eine Bestätigung<br />
über die steuerliche Erfassung<br />
beim Finanzamt und eine Ausweisko-<br />
Spielregeln rund<br />
um den Vorsteuerabzug<br />
Aufbewahrung: Für Rechnungen gilt<br />
eine Aufbewahrungspfl icht von zehn<br />
Jahren.<br />
Online-Versand: Für elektronisch übermittelte<br />
Rechnungen gibt es nur dann<br />
einen Vorsteuerabzug, wenn diese mit<br />
einer qualifi zierten Signatur versehen<br />
sind (Paragraf 14 Abs. 3 Nr. 1 und Abs.<br />
2 UStG) und wenn der Inhalt der elektronischen<br />
Rechnung nach Erhalt nicht<br />
mehr abänderbar ist.<br />
Fax: Geht eine Rechnung als Papier-Fax<br />
ein, spricht nichts gegen einen Abzug.<br />
Bei Erhalt eines Computer-Faxes ist wiederum<br />
eine qualifi zierte elektronische<br />
Signatur erforderlich (OFD Chemnitz,<br />
Verfügung vom 21.8.2006, Az. S 7287a<br />
– 1/1 – St 23).<br />
Ist-Versteuerung: Lagen die Umsätze<br />
des Vorjahres nicht über 500.000 Euro,<br />
darf ein Unternehmer beim Finanzamt<br />
die Ist-Versteuerung beantragen. Danach<br />
muss er die Umsatzsteuer aus seinen<br />
Ausgangsrechnungen erst dann ans Finanzamt<br />
zahlen, wenn seine Kunden<br />
ihre Rechnungen begleichen. Auf den<br />
Vorsteuerabzug hat die Ist-Versteuerung<br />
jedoch keinen Einfl uss. Der Vorsteuerabzug<br />
steht einem Unternehmer unabhängig<br />
von der Zahlung zu dem Zeitpunkt<br />
zu, an dem er die Rechnung in den Händen<br />
hält.<br />
Rechnungsnummer: Egal, welche Rechnungsnummer<br />
der Rechnungsaussteller<br />
wählt (Datum, Buchstabenkürzel, Zahlenkombination),<br />
das Finanzamt darf<br />
den Vorsteuerabzug nie versagen. Der<br />
Vorsteuerabzug ist nur dann verloren,<br />
wenn gar keine Rechnungsnummer auf<br />
einer Eingangsrechnung zu fi nden ist.<br />
Zurückbehalt: Enthält eine Rechnung<br />
fehlerhafte Angaben, die den Verlust<br />
der Vorsteuer auslösen, darf die Zahlung<br />
bis zur Zusendung einer berichtigten<br />
Rechnung zurückbehalten werden. Steht<br />
einem Unternehmer aus einer Rechnung<br />
jedoch kein Vorsteuerabzug zu (umsatzsteuerfreie<br />
Leistung, Rechnungsempfänger<br />
ist Kleinunternehmer), hat er kein<br />
Zurückbehaltungsrecht.<br />
pie des Lieferanten aushändigen lassen<br />
und konnte daraus nicht geschlossen<br />
werden, dass der Rechnungsaussteller<br />
ein Scheinunternehmer ist, könnte es<br />
mit einem Antrag auf einen Erlass aus<br />
Billigkeitsgründen klappen (BFH, Urteil<br />
v. 30.4.2009, Az. V R 15/07).<br />
Fall 4: Ungenaue<br />
Leistungsbeschreibung<br />
Der neueste Trend der Prüfer des Finanzamts<br />
ist, die Leistungsbeschreibung<br />
in einer Eingangsrechnung genau<br />
zu prüfen. Ist diese sehr allgemein gehalten<br />
und kann die abgerechnete Leistung<br />
nicht nachvollzogen werden, ist der<br />
Vorsteuerabzug verloren. Steht auf der<br />
Rechnung beispielsweise nur „Trockenbauarbeiten“<br />
oder „Wartungsarbeiten“<br />
ist das zu wenig.<br />
ProFirma rät: Es lohnt sich jedoch auf die<br />
Barrikaden zu gehen, wenn das Finanzamt<br />
die Vorsteuer vorschnell zurückfordert.<br />
Denn gibt es auf der Rechnung<br />
Hinweise auf weitere Dokumente, aus<br />
denen die erbrachte Leistung zweifelsfrei<br />
hervorgeht, ist der Vorsteuerabzug<br />
gerettet („Trockenbauarbeiten laut Leistungsbeschreibung<br />
vom 10. April 2010“<br />
oder „Wartungsarbeiten im Umfang des<br />
Wartungsvertrags vom 5. Mai 2010“).<br />
Fall 5: Korrektur der Rechnung<br />
Eine häufi ge Frage in der Praxis: Darf<br />
der Empfänger die Rechnung berichtigen?<br />
Ja, er darf, lautet die Antwort.<br />
Doch damit das Finanzamt keine<br />
plumpe Urkundenfälschung unterstellt<br />
und neben der Kürzung des Vorsteuerabzugs<br />
noch die Staatsanwaltschaft<br />
einschaltet, sind einige Spielregeln zu<br />
beachten. Werden Rechnungsangaben<br />
vom Rechnungsempfänger handschriftlich<br />
ergänzt oder geändert, steht<br />
ihm der Vorsteuerabzug nur dann zu,<br />
wenn der Rechnungsaussteller diese<br />
Änderungen nachweislich akzeptiert<br />
(BFH, Beschluss vom 17.4.1980;<br />
Abschnitt 188a Abs. 2 Satz 6 UStR).<br />
ProFirma rät: Auf der sicheren Seite<br />
sind Sie, wenn Sie dem Rechnungsaussteller<br />
die ergänzte Rechnung in Kopie<br />
zurückschicken und um Bestätigung<br />
bitten. Diese Bestätigung sollten Sie bei<br />
den Unterlagen aufbewahren.<br />
53
Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />
Digitaler Datenzugriff<br />
Nicht alles ist erlaubt<br />
Mit Analyseprogrammen dringen Betriebsprüfer immer tiefer ins Zahlenwerk<br />
der Unternehmen vor. Übereifrige Kontrolleure sollte der Firmenchef aber in die<br />
Schranken weisen. VON OTTFRIED WEISS<br />
Bei Außenprüfungen haben die Prüfer<br />
des Finanzamts seit dem Jahr 2002<br />
nach Paragraf 147 Abs. 6 Abgabenordnung<br />
das Recht, digital auf die EDV-<br />
Buchführung zuzugreifen. Aus diesem<br />
Recht entsteht in der Praxis zwischen<br />
dem Prüfungsbeamten und dem Unternehmer<br />
schnell ein explosiver Machtkampf.<br />
Auf welche Daten darf das<br />
Finanzamt zugreifen? Welche Rechte<br />
haben Unternehmer? Wann ist Schluss<br />
mit der „Big-Brother-Mentalität“, alles<br />
offenlegen zu müssen? ProFirma hat<br />
nachgeforscht und ist auf interessante<br />
Details gestoßen.<br />
Meldet sich der Prüfer des Finanzamts<br />
an, ist es sinnvoll, vor Prüfungsbeginn<br />
abzustimmen, welchen Zugriff auf<br />
Rückstellung: Zwar sind Rückstellungen<br />
für die Anpassung der EDV-Buchhaltung<br />
an die Vorgaben zum digitalen Datenzugriff<br />
nun zulässig – mit einer Einschränkung:<br />
Muss ein Datensichtgerät gekauft<br />
oder ein neues Programm entworfen<br />
werden, damit der Zugriff auf eine aussortierte<br />
EDV-Buchhaltung möglich ist,<br />
scheidet die Bildung einer Rückstellung<br />
aus. Grund: Für Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />
ist die Bildung von Rückstellungen<br />
unzulässig.<br />
Freiwillige Aufzeichnungen: Wer freiwillige<br />
Aufzeichnungen führt, kann dem<br />
RECHTE UND PFLICHTEN<br />
die Buchhaltung er bevorzugt. Denn<br />
möchte er direkt auf die Buchführung<br />
zugreifen, muss kein Geld für eine<br />
zusätzliche Daten-CD ausgegeben<br />
werden. Gerade ältere Prüfer, die technisch<br />
nicht so versiert sind, begrüßen<br />
die Klärung im Vorfeld und verzichten<br />
vollständig auf den Datenzugriff, wenn<br />
man ihnen anbietet, die Buchführung<br />
in Papierform auszuhändigen.<br />
ProFirma rät: Besteht der Prüfer auf<br />
Aushändigung einer Daten-CD, wird<br />
er die Prüfung meist in die Prüfer-<br />
Software Idea einspielen und viele Prüfungsfelder<br />
elektronisch abarbeiten.<br />
Nach Abschluss der Prüfung sollten<br />
Selbstständige darauf bestehen, dass er<br />
die Daten-CD wieder zurückgibt und<br />
Finanzamt den Zugriff darauf verweigern<br />
(Einnahmen-Überschussrechner führt<br />
zeitgleich freiwillig eine doppelte Buchführung).<br />
Denn der Zugriff ist nur auf Daten<br />
erlaubt, für die eine Aufbewahrungspfl<br />
icht besteht.<br />
Verhaltensknigge: Mit dem Motto „Ich<br />
muss nicht recht haben, ich muss nur<br />
recht bekommen“ fahren Selbstständige<br />
schlecht. Denn wenn der Geprüfte nichts<br />
zu verbergen hat, sollte er dem Prüfer<br />
ohne lange Diskussionen einfach den<br />
Zugriff gewähren. Das spart Zeit, Nerven<br />
und schafft ein besseres Prüfungsklima.<br />
schriftlich bestätigt, dass er sämtliche<br />
Buchhaltungsdaten von seinem Laptop<br />
gelöscht hat.<br />
Pocht der Prüfer des Finanzamts unnachgiebig<br />
auf einen direkten Zugriff<br />
auf die EDV-Buchführung, und es würde<br />
unangemessen viel Geld kosten, das<br />
bereits stillgelegte Programm wieder zu<br />
reaktivieren, hilft nur ein Antrag beim<br />
Leiter der Betriebsprüfungsstelle. Dieser<br />
wird jedoch nur dann Abstand vom<br />
Direktzugriff nehmen, wenn alternativ<br />
eine Daten-CD vorgelegt werden kann,<br />
die in Idea eingespielt werden kann.<br />
Elektronische Prüfverfahren<br />
Prüfer des Finanzamts versuchen immer<br />
wieder, den Firmenchef mit ihren<br />
verschiedenen elektronischen Prüfverfahren<br />
zu beeindrucken und ihn<br />
letztendlich eines Steuervergehens zu<br />
überführen. Doch die elektronischen<br />
Prüfverfahren können nur dann zu Gewinn-<br />
und Umsatzsteuerschätzungen<br />
oder zur Unwirksamkeit eines Fahrtenbuchs<br />
führen, wenn weitere Anhaltspunkte<br />
für Buchhaltungs- oder<br />
Aufzeichnungsdefi zite vorliegen.<br />
ProFirma rät: Wenn der Prüfer aufgrund<br />
seiner elektronischen Auswertungen<br />
hohe Steuernachzahlungen fordert,<br />
sollten Sie in einer Schlussbesprechung<br />
einen Kompromiss suchen oder bei<br />
reiner Weste einen Einspruch androhen.<br />
Sind die Feststellungen nicht wasserdicht,<br />
wird der Prüfer sie im Zweifel<br />
wieder fallen lassen.<br />
54 ProFirma 06 2010
Seeling-Modell<br />
Noch ein Schlupfl och weniger<br />
Unternehmer, die ein Eigenheim kaufen oder bauen, können noch bis Ende<br />
2010 Umsatzsteuer sparen. Dann unterbindet der Gesetzgeber auch diese Steuer-<br />
sparvariante. VON OTTFRIED WEISS<br />
Unternehmer genießen als private Bauherren<br />
derzeit noch ein Steuerprivileg<br />
der besonderen Art: das sogenannte<br />
Seeling-Modell. Dieses Modell trägt den<br />
Namen des Unternehmers Wolfgang<br />
Seeling, der im Jahr 2003 vor dem Europäischen<br />
Gerichtshof das Urteil erstritt,<br />
dass ein Bauherr den Vorsteuerabzug<br />
für die gesamten Anschaffungs- bzw.<br />
Herstellungskosten geltend machen<br />
kann, wenn er das neue Gebäude zu<br />
mindestens zehn Prozent unternehmerisch<br />
nutzt (EuGH, Urteil vom 8.5.2003,<br />
Az. C 269/00). Voraussetzung dafür ist,<br />
dass er das Privatgebäude seinem umsatzsteuerlichen<br />
Betriebsvermögen zuordnet.<br />
Im Gegenzug muss der Unternehmer<br />
in den folgenden zehn Jahren<br />
für den privat genutzten Teil des Hauses<br />
Umsatzsteuer ans Finanzamt zurückzahlen.<br />
Der Reiz dieses Modells sind<br />
Steuer- und Finanzierungsvorteile.<br />
Vom 1. Januar 2011 an will der Gesetzgeber<br />
der Nutzung dieses Modells<br />
aber einen Riegel vorschieben. Denn<br />
aufgrund der jüngsten Verordnung zur<br />
Änderung der Mehrwertsteuersystemrichtlinie<br />
der EU vom 15. Januar 2010<br />
ist der Vorsteuerabzug für gemischt genutzte<br />
Gebäude vom Jahr 2011 an nicht<br />
mehr zu 100 Prozent, sondern nur noch<br />
im Verhältnis der betrieblichen Nutzung<br />
erlaubt.<br />
ProFirma rät: Unternehmer, die das Seeling-Modell<br />
noch nutzen wollen, sollten<br />
den Neubau bei der ersten Rechnung<br />
dem Betriebsvermögen zuordnen.<br />
ProFirma 06 2010<br />
So funktioniert das Seeling-Modell<br />
Unternehmer Müller erwirbt ein privates Eigenheim für eine Million Euro zzgl. 190.000 Euro Umsatzsteuer.<br />
Da er sich für seinen Betrieb ein großes Lager einrichtet, liegt die unternehmerische Nutzung seines<br />
Eigenheims bei 20 Prozent. Er ordnet deshalb sein Eigenheim umsatzsteuerlich seinem Unternehmensvermögen<br />
zu. Die unentgeltliche Wertabgabe für die Nutzung der Privaträume beträgt jährlich 70.000 Euro.<br />
Vorsteuererstattung<br />
(= Finanzierungsvorteil)<br />
Umsatzsteuerzahlungen<br />
für die Privatnutzung in zehn<br />
Jahren<br />
Damit das Finanzamt das Seeling-Modell<br />
akzeptiert, sollten folgende Punkte genau<br />
beachtet werden:<br />
Fundstellen: Zur sicheren Gestaltung sind<br />
folgende Fundstellen maßgeblich: EuGH,<br />
Urteil vom 8.5.2003, Az. C-269/00; BFH,<br />
Urteil vom 24.7.2003, Az. V R 39/99; BMF,<br />
Schreiben vom 30.3.2004, BStBl I 2004<br />
S. 451; BMF, Schreiben vom 13.4.2004,<br />
BStBl I 2004 S. 469 und vom 10.8.2007,<br />
BStBl 2007 S. 690; OFD Koblenz, 4.11.<br />
2008, S 7206/S 7300 A – St 44 5.<br />
Zehn-Prozent-Grenze: Die Zuordnung<br />
des Eigenheims zum Betriebsvermögen<br />
ist nur dann zulässig, wenn mindestens<br />
zehn Prozent der „Gesamtnutzfl äche“ für<br />
das Unternehmen bereitgestellt werden.<br />
Rechtslage bis 31.12.2010 Rechtslage von 2011 an<br />
190.000 Euro 38.000 Euro<br />
(20 Prozent der Vorsteuer)<br />
133.000 Euro<br />
(70.000 Euro x 19 Prozent =<br />
13.300 Euro x zehn Jahre)<br />
RECHTLICHE HÜRDEN<br />
0 Euro<br />
Fazit: Nach derzeitiger Rechtslage winkt also nicht nur ein Finanzierungsvorteil. Insgesamt zahlt der<br />
Bauherr 19.000 Euro weniger Umsatzsteuer (=Vorsteuererstattung 57.000 Euro nach bisheriger Rechtslage<br />
abzüglich 38.000 Euro nach neuer Rechtslage).<br />
Entnahme: Die Entnahme von Grundstücken<br />
und Gebäuden, die den Unternehmer<br />
zum vollen oder teilweisen Vorsteuerabzug<br />
berechtigt haben, fällt unter<br />
die Steuerbefreiung des Paragrafen 4 Nr.<br />
9 Buchst. a UStG (BMF-Schreiben vom<br />
22.9.2008, IV B 8 – S 7107/07/10002).<br />
Photovoltaik: Der BFH hat in einem<br />
Revisionsverfahren zu klären, ob das<br />
Seeling-Modell auch für eine Photovoltaikanlage<br />
zur Stromerzeugung für fremde<br />
Abnehmer greift. Betroffene sollten<br />
daher den vollen Vorsteuerabzug geltend<br />
machen. Lehnt das Finanzamt dies<br />
ab, sollte mit Hinweis auf das Revisionsverfahren<br />
(Az. XI R 29/09) Einspruch<br />
erhoben und ein Ruhen des Verfahrens<br />
beantragt werden.<br />
55
IT & Investition – Special Energie<br />
Solarthermie<br />
Dampf vom Dach<br />
Die Nutzung der Sonnenenergie für gewerbliche Prozesse steht heute dort, wo die<br />
private Hausdachanlage vor 20 Jahren stand: Jedes Projekt ist eine Individuallösung.<br />
Attraktive Einzelprojekte in Firmen gibt es trotzdem. VON BERNWARD JANZING<br />
Manchmal sind die ältesten Unternehmen die modernsten.<br />
Die Historie der Privatbrauerei Hofmühl im bayerischen Eichstätt<br />
reicht zurück bis ins Jahr 1492 – das Jahr, als Christoph<br />
Kolumbus Amerika entdeckte. Die Brauerei ist damit älter als<br />
das deutsche Reinheitsgebot für Bier, das im Jahr 1516 erlassen<br />
wurde. Trotzdem ist der Betrieb kein Ort altertümlicher<br />
Technik. Im Gegenteil: Das Unternehmen im Naturpark<br />
Altmühltal produziert seit knapp einem Jahr einen Großteil<br />
seines Energiebedarfs selbst – mithilfe einer modernen Solaranlage.<br />
1.284 Quadratmeter Vakuum-Röhrenkollektoren versorgen<br />
die Brauerei mit heißem Wasser. Vor allem für Reinigungspro-<br />
zesse werden die Temperaturen von bis zu 130 Grad genutzt,<br />
aber auch zum Beheizen der mehr als 1.000 Quadratmeter<br />
Bürofl äche. Die Nutzung der Sonne lag für Firmenchef Benno<br />
Emslander auf der Hand: „Wir brauchen die meiste Wärme im<br />
Sommer, weil wir dann auch am meisten Bier verkaufen.“<br />
Im August 2009 ging die Solaranlage in Betrieb. Emslander<br />
rechnet mit einer Heizölersparnis von rund 80.000 Litern pro<br />
Jahr. Das sind etwa 60 Prozent des bisherigen Verbrauchs.<br />
Möglich wird der hohe Deckungsgrad vor allem durch eine solarabhängige<br />
Prozesssteuerung, bei der die Produktionszeiten<br />
sich nach der Sonnenscheindauer richten. Einen Speicher für<br />
die Solarwärme gibt es natürlich trotzdem. Zwei Tanks mit je<br />
60 Kubikmetern Inhalt wurden installiert. Sie könnten noch<br />
größer sein, fi ndet Emslander. Der Grund: „Die Kollektoren<br />
bringen mehr Energie als geplant.“ Die Verwertung der gewonnenen<br />
Energie ist ebenfalls genau durchdacht. „Wir betreiben<br />
eine Kaskadennutzung“, erklärt der Firmenchef. Das<br />
bedeutet: Das Wasser wird mehrfach genutzt. Zuerst für die<br />
Prozesse, die das höchste Temperaturniveau benötigen, dann<br />
für jene, die mit weniger Wärme auskommen.<br />
Die gute Eichstätter Solarbilanz freut auch die Unterstützer<br />
der Anlage. Das Kollektorsystem wurde als Pilotprojekt im<br />
Rahmen des Förderprogramms „Solarthermie 2000plus“ vom<br />
Bundesumweltministerium (BMU) zur Hälfte mitfi nanziert.<br />
Das Programm wurde eigens aufgelegt, um den Bau solarer<br />
Großanlagen anzuschieben. Emslander hat drei Jahre an dem<br />
„Mit konzentrierenden Kollektoren sind Temperaturen von<br />
200 Grad und ein Dampfdruck von 16 Bar heute gut erreichbar.“<br />
KLAUS HENNECKE, DLR, KÖLN-PORZ<br />
Projekt gebaut. Er ist davon überzeugt, dass Nachahmer an<br />
anderen Standorten von seiner Vorleistung profi tieren werden:<br />
„Wir haben 1,5 Millionen Euro investiert, doch mit unseren<br />
Erfahrungen kann ein vergleichbares Projekt künftig für<br />
700.000 Euro realisiert werden.“<br />
Unternehmen brauchen einen Fachplaner<br />
Doch so sehr die Anlage in Eichstätt auch beeindruckt – sie<br />
ist bislang eine der wenigen ihrer Art. Solarthermie in Unternehmen<br />
ist noch selten. Ein zweites Projekt in der Bierbranche<br />
gibt es bei der Hütt-Brauerei in Baunatal bei Kassel.<br />
220 Quadratmeter Hochleistungsfl achkollektoren sollen dort<br />
fünf Prozent des Jahresbedarfs an Prozesswärme decken. Die<br />
56 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Spezial<br />
Fotos: privat
Rund 80.000 Liter Heizöl pro Jahr will die Privatbrauerei<br />
Hofmühl (oben) mit der neuen Solaranlage<br />
sparen. Die Investition erschien Firmenchef Benno<br />
Emslander (unten) vor allem wegen des großen<br />
Bedarfs an heißem Wasser sinnvoll.<br />
ProFirma 06 2010<br />
Universität Kassel begleitet das Projekt wissenschaftlich. „Die<br />
Solarthermie tut sich mit der Prozesswärme noch schwer“,<br />
sagt Hans Müller-Steinhagen, Direktor des Instituts für Technische<br />
Thermodynamik am Deutschen Zentrum für Luft-<br />
und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart. Während vor allem in<br />
Spanien bereits zahlreiche Solarkraftwerke entstehen, muss<br />
der Wissenschaftler für Deutschland bilanzieren: „Die solarthermische<br />
Stromerzeugung kommt voran, aber bei der Prozesswärme<br />
tut sich noch wenig.“<br />
Das hat verschiedene Gründe. Einer ist die Notwendigkeit<br />
individueller Lösungen. „Jede Firma hat ihr eigenes Wärmelastprofi<br />
l“, sagt Anette Anthrakidis vom Solar-Institut Jülich<br />
der Fachhochschule Aachen. Die Arbeitszeiten sind dabei ein<br />
wichtiger Faktor: Wird rund um die Uhr gearbeitet? Was passiert<br />
am Wochenende? Darüber hinaus können die nötigen<br />
Temperaturniveaus sehr unterschiedlich sein; auch die Abnahmestellen<br />
der Wärme – zentral oder dezentral – spielen<br />
eine Rolle. Deswegen, sagt die Forscherin, könne es die Anlage<br />
von der Stange, wie man sie für Wohnhäuser anbieten<br />
kann, nicht geben. Ohne einen Fachplaner kommen Unternehmen,<br />
die Prozesswärme vom Dach holen möchten, also<br />
auch in Zukunft nicht aus. Gleichwohl wolle man natürlich<br />
auch Standards für solare Großanlagen schaffen.<br />
Klaus Hennecke vom DLR in Köln-Porz hat unterdessen festgestellt,<br />
dass die nötigen Vorstudien für die Betriebe oft<br />
57
IT & Investition – Special Energie<br />
schon die erste Hürde darstellen: „Die<br />
Planungskosten sind, verglichen mit<br />
der Investition, bei der solaren Prozesswärmenutzung<br />
recht hoch.“ Deswegen<br />
seien bislang nur Projekte realisierbar,<br />
die aus Forschungsetats unterstützt<br />
werden. Ansonsten entscheiden sich Betriebe<br />
eher für die Photovoltaik auf dem<br />
Firmendach – denn ein vergleichbar attraktives<br />
Finanzierungsinstrument wie<br />
das Erneuerbare-Energien-Gesetz im<br />
Stromsektor gibt es für die Solarwärme<br />
bislang nicht. Und dennoch zieht die<br />
Solarthermie in Nischen ganz langsam<br />
auch ins Gewerbe ein. „Zunehmend erwärmen<br />
Autowaschanlagen ihr Wasser<br />
solar“, sagt Hennecke. Hier könne nämlich<br />
Technik von der Stange eingesetzt<br />
werden, weil die erforderlichen Temperaturen<br />
niedrig sind.<br />
Rein technisch gesehen könnten viele<br />
Branchen längst einen Teil ihres Bedarfs solar decken. „Mit<br />
konzentrierenden Kollektoren sind Temperaturen von 200<br />
Grad und ein Dampfdruck von 16 Bar heute gut erreichbar“,<br />
sagt Forscher Hennecke. Dieses Temperaturniveau reiche für<br />
viele Branchen aus, speziell im Lebensmittelsektor, der Textil-<br />
und Zellstoffherstellung und in Wäschereien. So zeigen<br />
Bedarfsanalysen, dass ein großer Teil der Unternehmen mit<br />
Temperaturen um 150 Grad gut bedient ist – und die können<br />
gut von der Sonne gezapft werden.<br />
Wie so oft, wenn die Markteinführung einer Technik nicht<br />
ausreichend gefördert wird, ergibt sich auch bei der solaren<br />
Prozesswärme das „Henne-Ei-Problem“: Es gibt kaum Nachfrage,<br />
weil es kaum Angebote gibt, und umgekehrt. „Wir sind<br />
bei der Prozesswärme noch ganz am Anfang der Lernkurve“,<br />
sagt Hennecke. Der Markt stehe heute dort, wo die Flachkollektoren<br />
vor zwei oder drei Jahrzehnten standen. Damals war<br />
jedes System ebenfalls noch eine Individuallösung.<br />
Dennoch: Das Marktpotenzial ist gigantisch, wie das DLR<br />
schon vor einigen Jahren ermittelt hat. Wolle man in Deutschland<br />
binnen 20 Jahren nur zehn Prozent der Prozesswärme<br />
zwischen 100 und 200 Grad solar decken, müsse man jährlich<br />
1,4 Millionen Quadratmeter Kollektoren aufstellen. Zum<br />
Vergleich: Im Jahr 2009 wurden in Deutschland insgesamt<br />
1,55 Millionen Quadratmeter Kollektoren installiert.<br />
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Die Solarthermie in Deutschland<br />
Zum Jahresende 2009 gab es in<br />
Deutschland etwa 1,4 Millionen Solarthermie-Anlagen<br />
mit einer Fläche von<br />
insgesamt 12,8 Millionen Quadratmetern.<br />
1,55 Millionen Quadratmeter wurden<br />
nach Zahlen des Bundesverbands<br />
Solarwirtschaft im Jahr 2009 installiert,<br />
davon rund 1,4 Millionen Quadratmeter<br />
Flachkollektoren, der Rest Röhrenkollektoren.<br />
Die potenzielle Leistung aller<br />
derzeit in Deutschland installierten<br />
Solarkollektoren liegt mit rund 9.000<br />
Megawatt etwa auf dem gleichem Niveau<br />
wie die installierte Photovoltaik.<br />
Bei europaweit rund vier Millionen<br />
Quadratmetern an Neuinstallation ist<br />
Deutschland mit Abstand der größte<br />
Markt für Solarthermie in Europa. An<br />
zweiter Stelle liegen etwa gleichauf<br />
Italien und Österreich mit jeweils rund<br />
350.000 Quadratmetern Neuinstallation<br />
im Jahr 2009. In Deutschland betrug<br />
der Endkundenabsatz der Solarthermie-<br />
Branche im vergangenen Jahr etwa 1,2<br />
Milliarden Euro. Doch die Branche hängt<br />
stark am Ölpreis: Im Vergleich zum Jahr<br />
2008, als das Barrel Öl zeitweise fast<br />
150 Dollar kostete, ging der Absatz an<br />
Solarkollektoren im vergangenen Jahr<br />
um 26 Prozent zurück.<br />
Anspruchsvoll kann auch die steuerungstechnische Einbindung<br />
der Anlage in das bestehende System der Energieversorgung<br />
sein. „Bei Niedertemperaturanlagen ist das häufi g<br />
die größte Herausforderung“, sagt Gerhard Stryi-Hipp vom<br />
Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg.<br />
Ein Problem bestehe zum Beispiel dann, wenn Prozesswärme<br />
in Betrieben sehr dezentral benötigt und daher bislang elektrisch<br />
generiert wird. „Da muss man dann so viel umbauen,<br />
dass jede Firma davor zurückschreckt“, sagt Stryi-Hipp.<br />
Contracting-Modelle zur Finanzierung<br />
Und schließlich leidet die industriell genutzte Solarwärme<br />
auch daran, dass Firmen die Wirtschaftlichkeit in der Regel<br />
ganz anders defi nieren als Privatbürger. „Für ein Unternehmen<br />
muss sich eine Investition häufi g in drei bis fünf Jahren<br />
lohnen“, sagt Wissenschaftler Müller-Steinhagen. Ein Hauseigentümer<br />
hingegen betrachtet seine Solaranlage auch dann<br />
noch als wirtschaftlich, wenn sich die Investition erst nach<br />
zehn oder gar 15 Jahren amortisiert. Dieses Problem allerdings<br />
könnten neue Finanzierungsinstrumente, etwa das Contracting,<br />
entschärfen. Solche Modelle, bei denen eine Fremdfi rma<br />
in die Technik investiert und anschließend die Wärme an den<br />
produzierenden Betrieb am Standort verkauft, werden immer<br />
populärer.<br />
Glück hat unterdessen, wer selbst in der Solarbranche tätig<br />
ist und die Wärmegewinnung vom eigenen Dach auch als<br />
Demoprojekt vermarkten kann. Eine solche Anlage mit konzentrierenden<br />
Parabolrinnen-Kollektoren entsteht gerade im<br />
nordrhein-westfälischen Ennepetal bei der Firma Alanod Aluminium-Veredlung.<br />
Das Unternehmen ist vom Fach: Alanod<br />
stellt Absorber- und Refl ektormaterial für Solarkollektoren<br />
her. Da steht die Rentabilität dann auch mal hinter der Außenwirkung<br />
zurück.<br />
58 ProFirma 06 2010
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IT & Investition – Special Energie<br />
Günstiger Strom<br />
Verbrauch auf Vorrat<br />
Wenn der Wind kräftig weht, fällt an der Energiebörse in Leipzig<br />
der Strompreis. Einige Unternehmen richten sich mit ihrem Verbrauch<br />
bereits nach dem Markt. Auch Mittelständler können profi tieren.<br />
VON BERNWARD JANZING<br />
Ein Stück Energiezukunft ist seit vorigem<br />
Herbst in Cuxhaven sichtbar. Die<br />
Aggregate der Kühlhaus GmbH werden<br />
dort abhängig vom Wind gesteuert:<br />
Herrscht durch eine steife Brise im<br />
Stromnetz ein Überschuss an Energie,<br />
werden die Kühlanlagen automatisch<br />
in Betrieb gesetzt; fl aut der Wind wieder<br />
ab, werden sie abgeschaltet. Für die<br />
Konservierung des Fischs im Kühlhaus<br />
spielt es nämlich keine Rolle, wann die<br />
Kältemaschinen laufen. Das Lagergebäude<br />
ist so gut gedämmt, dass sogar<br />
im Hochsommer bei abgeschalteter<br />
Kühlung die Temperatur nur um ein<br />
Grad pro Tag ansteigt. Wird das Kühlhaus<br />
also an einem windreichen Tag auf<br />
minus 25 Grad abgekühlt, kann es anschließend<br />
mehrere Tage ohne Strom<br />
auskommen. Erst wenn die Temperatur<br />
wieder auf etwa minus 20 Grad steigt,<br />
wird Energie zum Kühlen gebraucht.<br />
Weil die Maschinen also immer nur zeitweise<br />
laufen, lässt sich ihr Betrieb ideal<br />
den Verhältnissen des Strommarkts<br />
anpassen. Für das Unternehmen ist das<br />
ein attraktives Konzept: „Damit können<br />
wir unsere Energiekosten senken“,<br />
sagt Kühlhausbetreiber Axel Stahlbuck.<br />
Denn nach Marktlogik ist der Strom immer<br />
dann am billigsten, wenn am meisten<br />
vorhanden ist – zum Beispiel dann,<br />
wenn der Wind kräftig bläst.<br />
Das Projekt in Cuxhaven ist ein kleiner<br />
Anfang, hinter dem eine große Vision<br />
steckt: Künftig sollen Millionen von<br />
Stromkunden ihren Betrieb optimieren,<br />
indem sie ihren Verbrauch so weit wie<br />
möglich in die Zeiten großen Angebots<br />
verlagern. Dezentrale Steuerungen werden<br />
das ermöglichen. Nicht der zentrale<br />
Netzbetreiber wird die Anlagen zu- und<br />
abschalten, sondern die Geräte werden<br />
es selbst tun, abhängig von den Preissignalen,<br />
die sie über eine IT-Schnittstelle<br />
übermittelt bekommen.<br />
Stromzähler steuern<br />
den Verbrauch<br />
Ein solches System, das eine ausgeklügelte<br />
Datenkommunikation voraussetzt,<br />
wird als „Smart Grid“ bezeichnet. Bis in<br />
den kleinsten Haushalt hinein werden<br />
dann die Stromzähler („Smart Meter“)<br />
nicht nur den Stromverbrauch, sondern<br />
auch den zeitlichen Verlauf und damit<br />
auch den Zeitwert des Stroms erfassen.<br />
Solche Infrastruktur ist aus Sicht des<br />
Netzmanagements gewollt: Der Bedarf<br />
an Stromspeichern im Land lässt sich<br />
damit deutlich reduzieren – denn die<br />
zeitliche Verschiebung des Verbrauchs<br />
hat für das Netz den gleichen Effekt<br />
wie die Stromspeicherung. Experten<br />
nennen dieses Verfahren Demand-Side-<br />
Management.<br />
Bislang sind solche Projekte in Unternehmen<br />
noch wenig verbreitet. Die<br />
meisten Betriebe scheuen sich sogar<br />
Strom aus Windkraft<br />
schont Ressourcen –<br />
ist aber leider nicht<br />
auf Knopfdruck verfügbar.<br />
Der Wandel<br />
hin zur stärkeren<br />
Nutzung regenerativer<br />
Energien funktioniert<br />
daher nur mit einem<br />
gut ausgebauten Netz<br />
und zeitlich fl exiblen<br />
Abnehmern.<br />
60 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Spezial
ProFirma 06 2010<br />
ein wenig davor, sich zu sehr mit den<br />
Strommärkten zu beschäftigen. „Bisher<br />
kaufen nur wenige Unternehmen ihren<br />
Strom am Spotmarkt ein“, sagt Christian<br />
Otto vom Bundesverband der Energieabnehmer.<br />
„80 Prozent der Unternehmen<br />
bevorzugen einen Lieferanten,<br />
der ihnen rund um die Uhr einen Einheitsstrompreis<br />
macht.“<br />
Doch solche Tarife werden in Zukunft<br />
wohl teurer sein als zeitvariable Abrechnungen,<br />
weil der Lieferant, beziehungsweise<br />
dessen Vertragspartner, bei<br />
statischen Tarifen das Risiko der Preisschwankung<br />
trägt. Und dieses Risiko<br />
steigt, weil mit dem starken Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien Strom zunehmend<br />
ein Gut mit stark schwankendem<br />
Zeitwert wird: Bläst viel Wind, ist der<br />
Strom an der Leipziger Energiebörse<br />
EEX günstig, bei Flaute ist er teuer. Ein<br />
schönes Beispiel dafür lieferte der zweite<br />
Weihnachtstag 2009: Wer sich für diesen<br />
Tag über die Leipziger Strombörse<br />
EEX Energie beschaffte, bekam sogar<br />
noch Geld obendrauf – im Tagesmittel<br />
lag der Preis am Spotmarkt bei minus 3,6<br />
Cent je Kilowattstunde. Ursachen waren<br />
einerseits die Windkraft, die in der<br />
Nacht zeitweise bis zu 20.100 Megawatt<br />
ins Netz drückte, andererseits die Großkraftwerke,<br />
die aufgrund ihrer mangelnden<br />
Flexibilität nicht in angemessenem<br />
Maße gedrosselt werden konnten.<br />
Anreize für Stromverbraucher<br />
Anreize für Stromverbraucher, solche<br />
Preisschwankungen zu nutzen, sind von<br />
der Energiewirtschaft gewollt. Denn damit<br />
lässt sich die Aufnahmefähigkeit des<br />
Netzes für Strom aus fl uktuierenden erneuerbaren<br />
Quellen deutlich erhöhen.<br />
„Der Verbrauch muss sich, wo immer<br />
das möglich ist, an der Erzeugung orientieren“,<br />
sagt Martin Braun, Ingenieur<br />
am Fraunhofer Institut für Windenergie<br />
und Energiesystemtechnik (IWES)<br />
in Kassel. So erfordert der Ausbau<br />
des Ökostroms einen grundlegenden<br />
Wandel in der energiewirtschaftlichen<br />
Denke: „Historisch ging man stets davon<br />
aus, dass die Stromerzeugung dem<br />
Verlauf der Nachfrage zu folgen hat.<br />
Inzwischen weiß man aber, dass es<br />
61
IT & Investition – Special Energie<br />
aus volkswirtschaftlicher Sicht oft sinnvoller<br />
ist, den Verbrauch am Angebot<br />
zu orientieren.“<br />
Netzsituation bestimmt den Tarif<br />
Zeitabhängige Tarife gibt es zwar längst<br />
– in der Baustoffi ndustrie zum Beispiel<br />
werden die Zementmühlen bevorzugt<br />
nachts betrieben. Doch mit den „intelligenten“<br />
Netzen steht der nächste Schritt<br />
bevor: Neu wird sein, dass sich die Tarife<br />
nicht stur an Uhrzeiten, sondern an der<br />
realen Netzsituation orientieren, also<br />
abhängig von der Einspeisung und der<br />
realen Nachfrage. Solche Tarife können<br />
natürlich nur jene Verbraucher nutzen,<br />
die ihre Stromnachfrage verlagern können.<br />
Unternehmen mit Elektrofahrzeugen<br />
in ihrem Fuhrpark werden diese<br />
bevorzugt dann betanken, wenn die<br />
Strompreise gerade niedrig sind.<br />
Die erforderliche Infrastruktur für die<br />
Datenkommunikation soll in den nächsten<br />
Jahren aufgebaut werden. Die richtige<br />
Programmierung muss dann auch<br />
sicherstellen, dass die Fahrzeuge je nach<br />
Vorgabe rechtzeitig wieder verfügbar<br />
sind, etwa zum Arbeitsbeginn am Morgen.<br />
Je nach Branche und Abläufen im<br />
Unternehmen lässt sich das Prinzip<br />
Ein Beispiel für<br />
fl exible Verbraucher:<br />
Die Aggregate der<br />
Kühlhaus GmbH in<br />
Cuxhaven werden<br />
abhängig vom Wind<br />
gesteuert: Herrscht<br />
eine steife Brise,<br />
wird das Kühlhaus<br />
„auf Vorrat“ auf bis<br />
zu minus 25 Grad<br />
abgekühlt.<br />
auf andere Verbraucher übertragen.<br />
Auch Carsten van Plüer, Referent für<br />
Elektrizitätswirtschaft beim Verband<br />
der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft<br />
(VIK) in Essen, erwartet, dass<br />
der Einzug der IT in die Stromnetze die<br />
Tarifstrukturen verändern wird: „Die<br />
Tarife werden vielfältiger werden.“ Wie<br />
sehr die Unternehmen solche zeitvariablen<br />
Tarife aber annehmen werden, sei<br />
bislang nicht absehbar. Erfahrungsge-<br />
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mäß seien große Unternehmen jedoch<br />
eher bereit, die Chancen zu nutzen, die<br />
sich durch den Markt ergeben.<br />
Aber sogar Kleinkunden, die sogenannten<br />
Tarifkunden, können von variablen<br />
Preisen profi tieren. Seit Jahresbeginn<br />
müssen die „Smart Meter“ bereits in<br />
privaten Neubauten und bei umfangreichen<br />
Gebäudemodernisierungen<br />
installiert werden – das verlangt das<br />
deutsche Energiewirtschaftsgesetz. Von<br />
Dezember an müssen außerdem alle<br />
Stromversorger ihren Kunden zumindest<br />
einen lastvariablen oder tageszeitabhängigen<br />
Tarif anbieten.<br />
In welchem Maß Unternehmen sich die<br />
neuen Möglichkeiten zunutze machen<br />
werden, wird vor allem vom absoluten<br />
Strompreisniveau abhängen. „Die Energiekosten<br />
sind im Vergleich zu den<br />
Arbeitskosten gering, deswegen wird<br />
beim derzeitigen Preisniveau kaum<br />
ein Unternehmen seine Betriebsabläufe<br />
an schwankenden Strompreisen<br />
ausrichten“, sagt Christian Otto vom<br />
Bundesverband der Energieabnehmer.<br />
Wer zum Beispiel billigen Nachtstrom<br />
nutzen möchte, dafür aber seinen Mitarbeitern<br />
in der Produktion Nachtzuschläge<br />
gewähren muss, zahlt in der<br />
Regel drauf.<br />
Interessant werden die neuen Tarife<br />
allerdings für sehr energieintensive<br />
Branchen – und wenn die Energiepreise<br />
weiter steigen. Christian Otto: „Wir machen<br />
immer wieder die Erfahrung, dass<br />
die Unternehmen bei sinkenden Energiepreisen<br />
kaum Interesse an Beratung<br />
und neuen Preismodellen haben – aber<br />
sobald die Energiepreise steigen, ändert<br />
sich das.“<br />
62 ProFirma 06 2010<br />
Foto: Cuxhavener Kühlhaus GmbH
Es ist immer ärgerlich, wenn man eine unbezahlte Rechnung<br />
ausbuchen muss. Und das kommt immer häufi ger vor<br />
im Zeitalter von Online-Shopping und E-Commerce, denn<br />
es gibt zunehmend unverschämte Zeitgenossen, die mit der<br />
Masche reiten: Bestellen, nicht bezahlen und hoffen, dass der<br />
Verkäufer nach der zweiten Mahnung aufgibt.<br />
„Die Zahlungsmoral der Internet-Kunden ist verheerend“,<br />
sagte mir neulich Alfons Winhard von der kleinen bayerischen<br />
Firma PNO Inkasso. Wir trafen uns im noblen Foyer<br />
des „Vier Jahreszeiten“ in München, und einen unpassenderen<br />
Ort, um über säumige Schuldner und die steigende Zahl von<br />
Privatinsolvenzen zu reden, kann ich mir kaum vorstellen. Na<br />
ja, wahrscheinlich sind die Maseratis und Bentleys, die vor der<br />
Tür parken, auch alle auf Pump gekauft. Aber um solche großen<br />
Brocken kümmert sich Alfons Winhard gar nicht. Sein<br />
Geschäftsprinzip lautet ganz klar: Auch Kleinvieh macht<br />
Mist.<br />
Ich hatte mich mit ihm verabredet, weil er mir versprochen<br />
hatte, über das Thema „Inkasso per Internet“ zu reden, und<br />
das macht er tatsächlich. Alles, was sich beim Eintreiben von<br />
Schulden automatisieren lässt, macht er und senkt damit<br />
die Kosten so sehr, dass sich das Mahnverfahren sogar bei<br />
kleineren Beträgen lohnt. Seinen Hauptumsatz generiert er<br />
angeblich mit Forderungen von Summen zwischen 25 und<br />
150 Euro – Beträgen, die ein Händler in acht von zehn Fällen<br />
lieber ausbucht, als die Sache weiter zu verfolgen, wie er beobachtet<br />
haben will. „Wer will schon gutes Geld dem schlechten<br />
hinterher werfen?“, fragt er völlig zu Recht. Aber dank Internet<br />
geht es heute sehr viel billiger und vor allem schneller. „Eine<br />
Forderung ist nur interessant, wenn sie noch jung ist“, glaubt<br />
er. Wer vergisst zu mahnen und dann nach einem halben Jahr<br />
ProFirma 06 2010<br />
Cole's Corner<br />
Der Schwarze Mann<br />
im Internet<br />
Von Tim Cole<br />
Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />
mehrerer Elektronikzeitschriften<br />
ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />
Thema E-Commerce.<br />
Info: www.cole.de<br />
einen Brief schreibt, der könne sich das Porto eigentlich sparen.<br />
Winhards Firma zieht das volle Register des technisch<br />
Machbaren, um Forderungen so schnell wie möglich an den<br />
Mann zu bringen.<br />
Gläubiger können auf seiner Website ihre Forderung in<br />
einem Online-Formular eintragen, hinter dem ein vollautomatisches<br />
Forderungsmanagementsystem steckt. Für offene<br />
Rechnungen, die bis 16 Uhr gemeldet werden, spuckt der<br />
Computer bereits am nächsten Tag den Mahnbescheid aus.<br />
Gleichzeitig startet, ebenfalls vollautomatisch, eine Bonitätsprüfung<br />
bei Schufa & Co., um herauszufi nden, ob bei dem<br />
Schuldner überhaupt noch etwas zu holen ist. Seine Systeme<br />
sind online mit den Mahngerichten und den Gerichtsvollziehern<br />
verbunden, Bescheide und Pfändungsverfügungen werden<br />
elektronisch angefordert und sind binnen Tagen da – und<br />
nicht erst nach Wochen wie bisher. Sollte der erste Versuch,<br />
das Geld einzuholen, misslingen, behält der Computer den<br />
Delinquenten notfalls jahrelang im Auge, bis der sich vielleicht<br />
fi nanziell wieder berappelt und ein neuer Versuch, die<br />
Summe einzutreiben, eventuell sinnvoll erscheint.<br />
Für seine Dienste verlangt Winhard keinen Cent – es sei<br />
denn, die offene Rechnung wird bezahlt. „Erfolgsbeteiligung“,<br />
nennt er das. Seine Honorare richten sich nach den Gebührensätzen<br />
für Rechtsanwälte, und die Bezahlung erwartet er<br />
vom Schuldner.<br />
Früher heuerten Gläubiger einen Mann in Frack und Zylinder<br />
an, der den Säumigen auf Schritt und Tritt verfolgte, stumm<br />
und in dezentem Abstand, um damit moralischen Druck aufzubauen.<br />
„Das Internet ist besser als der Schwarze Mann“, behauptet<br />
Winhard und lächelt unschuldig. Ich möchte es aber<br />
trotzdem lieber nicht mit ihm aufnehmen.<br />
Kolumne<br />
63
IT & Investition – Mobilität<br />
Tankkarten<br />
Eine für alles<br />
Ob zum Bezahlen der Autowäsche, als Rabattkarte im m<br />
Parkhaus oder zur Legitimation in der Vertragswerkstatt:<br />
Tankkarten werden immer mehr zum Schlüssel für ein<br />
ganzes Paket von Serviceleistungen. VON KARSTEN ZUNKE<br />
Bargeldlos bezahlen – damit fi ng es an.<br />
Heute bieten Tankkarten mehr. Viel<br />
mehr. Im Kampf um Firmenkunden<br />
koppeln Mineralölgesellschaften alle<br />
möglichen Dienstleistungen an die unscheinbaren<br />
Plastikkärtchen, die auch<br />
dem Fuhrpark-Chef nutzen. Seit dem<br />
Jahreswechsel können beispielsweise<br />
die Inhaber einer Aral-Plus-Tankkarte<br />
ihren Führerschein ohne Zusatzkosten<br />
an Aral-Tankstellen prüfen lassen. Dadurch<br />
wird ein bisher umständliches<br />
Prozedere vereinfacht, das Fuhrparkverantwortliche<br />
vor Geld- oder im<br />
schlimmsten Fall Haftstrafen bewahrt.<br />
Denn für das Fahren ohne Fahrerlaubnis<br />
haftet auch der Fahrzeughalter.<br />
Eine Fahrerlaubnisprüfung sollte in<br />
Unternehmen laut einem BGH-Urteil<br />
mindestens zweimal jährlich erfolgen.<br />
Die augenscheinliche Prüfung gilt als<br />
schwierig, denn oft sind Mitarbeiter<br />
im gesamten Bundesgebiet unterwegs,<br />
auch Urlaub und Krankheit erschweren<br />
eine regelmäßige Kontrolle.<br />
Aral kooperiert für die Führerscheinprüfung<br />
mit dem Düsseldorfer Technologieanbieter<br />
Fleet Innovation. Das<br />
Prinzip: Auf den Führerschein wird ein<br />
fälschungssicherer Barcode geklebt, der<br />
beim Führerschein-Check vom Aral-<br />
Tankstellenpersonal eingescannt wird.<br />
Die Lösung ist internetbasiert. Frequenz<br />
und Zeitraum für den Führerschein-<br />
Check kann der Fuhrparkchef via Webportal<br />
selbst festlegen. Das System erin-<br />
nert den Fahrer dann im vorgegebenen<br />
Turnus per E-Mail oder SMS an seine<br />
fällige Kontrolle. Kommt er der Aufforderung<br />
trotz Erinnerungsnachrichten<br />
nicht nach, wird automatisch der Fuhrparkverantwortliche<br />
informiert. Aral-<br />
Plus-Kunden müssen für den Führerschein-Check<br />
nur die einmalige Gebühr<br />
für den Barcode entrichten.<br />
Shell bietet in Kooperation mit Lap ID<br />
Service in Siegen bereits seit längerer<br />
Zeit einen ähnlichen Service an. Das<br />
Siegel ist kleiner als eine Ein-Cent-Münze<br />
und kann über spezielle Lesegeräte<br />
in rund 460 Shell-Stationen vom Fahrer<br />
selbst eingescannt werden. Shell-Tankkartenbesitzer<br />
profi tieren von vergünstigten<br />
Konditionen für diese Prüfung.<br />
Persönliche Kontrolle ratsam<br />
„Eine elektronische Führerscheinprüfung<br />
ist sinnvoll, darüber muss aber<br />
im Einzelfall entschieden werden“, sagt<br />
Fuhrparkberater Peter Hellwich. Wenn<br />
es möglich ist, sie durch Augenschein<br />
ohne großen Aufwand durchzuführen,<br />
soll man besser darauf setzen. „Fuhrparkverantwortliche<br />
sind nicht nur<br />
verpfl ichtet, den Führerschein zu kontrollieren,<br />
sondern müssen auch sicherstellen,<br />
dass der Fahrer gesundheitlich<br />
in der Lage ist, ein Fahrzeug zu bewegen“,<br />
so Hellwich. Körperliche Handicaps<br />
oder gar Suchtprobleme können<br />
beim persönlichen Vorzeigen des Füh-<br />
rerscheins schneller erkannt werden. In<br />
den meisten Fällen sei eine persönliche<br />
Kontrolle außerdem kostengünstiger.<br />
Auch sollten Fuhrparkchefs genau<br />
prüfen, welche Services sie ihren Mitarbeitern<br />
im Rahmen der Tankkartennutzung<br />
freischalten. Die klassische<br />
Dreiteilung – Kraftstoff, fahrzeugbezogene<br />
Waren, Shop-Artikel – gibt es<br />
heute fast nicht mehr. Das Spektrum<br />
ist vielfältiger und differenzierter. Aral<br />
bietet beispielsweise gleich sechs Leistungsstufen.<br />
Mit einer Tankkarte von<br />
Total können die Fahrer in ausgewählten<br />
Vinci-Parkhäusern sogar ihre Parkgebühren<br />
entrichten. Shell bietet seinen<br />
Tankkartenkunden optional eine<br />
Pannen- und Unfallhilfe des ADAC,<br />
außerdem können die Fahrer am Prämienprogramm<br />
Clubsmart teilnehmen.<br />
Auch Tunnel-, Maut- und Fährgebühren<br />
lassen sich heutzutage bargeldlos mit<br />
der Tankkarte bezahlen.<br />
64 ProFirma 06 2010<br />
Fotos: fl eet innovation, TOTAL, Aral
Von der Führerscheinkontrolle<br />
bis zur Autowäsche: Moderne<br />
Tankkarten sind kleine Alleskönner<br />
aus Plastik, die ein ganzes Paket<br />
von Dienstleistungen abdecken.<br />
Doch nicht alles ist auch für den<br />
Unternehmer sinnvoll.<br />
Trotzdem: „Nicht jeder Service für den<br />
Fahrer nutzt auch dem Unternehmen.<br />
Bei einigen Kosten ist es steuerlich sogar<br />
fraglich, ob diese über den geldwerten<br />
Vorteil abgegolten sind, beispielsweise<br />
Fährgebühren“, gibt Hellwich zu Bedenken.<br />
Bei Leasing-Fahrzeugen mit einem<br />
Full-Servicevertrag könne es ebenfalls<br />
kontraproduktiv sein, alle Tankkartenservices<br />
freizuschalten, denn hier sind<br />
die Fahrer angehalten, die Vertragswerkstatt<br />
aufzusuchen, anstatt Ersatzteile<br />
zu besorgen und selbst am Wagen<br />
rumzuwerkeln.<br />
Auch Leasing-Anbieter<br />
bündeln Service<br />
Leasing-Gesellschaften statten ihre<br />
Kunden deshalb ihrerseits mit cogebrandeten<br />
Tankkarten der Mineralölfi<br />
rmen aus und verknüpfen sie mit<br />
eigenen Dienstleistungen. Die Travel-<br />
ProFirma 06 2010<br />
card von Leaseplan dient zum Beispiel<br />
neben der bargeldlosen Bezahlung von<br />
Kraftstoff, Öl oder fahrzeugbezogenen<br />
Leistungen auch als Legitimation, um<br />
Inspektions- und Wartungsarbeiten in<br />
den Vertragswerkstätten oder Reparaturen<br />
in ausgewählten Karosseriewerkstätten<br />
zu veranlassen. Die meisten<br />
Leasing-Gesellschaften – so auch<br />
Leaseplan – bieten die Tankkarten in<br />
zwei Ausführungen an: Zum einen als<br />
Aral-Karte, die im Aral-Verbund gilt –<br />
unter anderem bei Aral, BP und Agip;<br />
zum anderen als Euroshell-Tankkarte,<br />
die von Shell, Esso und Avia akzeptiert<br />
wird. Firmen können die Tankkarten<br />
auch parallel nutzen.<br />
„Die große Netzabdeckung und das Reporting<br />
aus einer Hand sind große Vorteile<br />
der co-gebrandeten Karten“, sagt<br />
Falko Langenbach, Geschäftsführer der<br />
Dortmunder Fuhrparkberatung Verdo.<br />
Die Leasing-Gesellschaften bieten eine<br />
Sammelrechnung mit einem einheitlichen<br />
Reporting über verschiedene Mineralölanbieter<br />
hinweg. „Das erleichtert<br />
die Kostenkontrolle sogar bei kleinen<br />
Fuhrparks von vier bis fünf Fahrzeugen<br />
erheblich“, so Langenbach. Außerdem<br />
verknüpfen die Leasing-Anbieter die<br />
Tankkarten mit zusätzlichen Services:<br />
Wenn ein Leaseplan-Kunde mit der Travelcard<br />
seine Tankrechnung begleicht,<br />
ist er zum Beispiel bis zu 72 Stunden<br />
nach dem Tanken zusätzlich für Invalidität,<br />
Tod und Bergung versichert.<br />
Nachlässe für kleine Flotten<br />
Vor allem mittlere und kleine Fuhrparks<br />
profi tieren darüber hinaus sogar<br />
in barer Münze. Für kleine und mittlere<br />
Flotten mit bis zu 50 Fahrzeugen ist die<br />
Tankkarte für Shell und Agip kostenlos.<br />
Lassen die Fahrer ihre Wagen an einer<br />
Agip-Tankstelle waschen, erhalten sie<br />
zehn Prozent Rabatt. Außerdem wird<br />
jedem Fahrer mit seiner Tankkarte automatisch<br />
ein Startguthaben von 500<br />
Punkten beim Shell-Bonusprogramm<br />
gutgeschrieben. Firmen, die bei Volkswagen-Leasing<br />
eine Großkunden-<br />
Rahmenvereinbarung abgeschlossen<br />
haben und mindestens fünf Fahrzeuge<br />
pro Jahr abnehmen, erhalten innerhalb<br />
Deutschlands einen Cent Nachlass auf<br />
jeden getankten Liter Diesel.<br />
Nachlässe gibt es auch bei Arval. Der<br />
Münchner Full-Service-Leasing-Anbieter<br />
hat in sein Produkt „Lease pro“ eine<br />
Euroshell-Tankkarte eingebaut, mit der<br />
in ganz Deutschland ein Nachlass von<br />
0,85 Cent pro Liter auf Dieselkraftstoff<br />
von Shell gewährt wird. „Lease pro“ ist<br />
ein Full-Service-Leasing-Paket für Freiberufl<br />
er und Gewerbetreibende mit<br />
bis zu 19 Fahrzeugen. „Der Trend zur<br />
verbesserten Kostenkontrolle bleibt<br />
auch in Zukunft wichtig“, sagt Reinhard<br />
Happel, Ressortleiter Vertrieb bei<br />
Arval Deutschland. Für den Kauf von<br />
Shop-Artikeln schalteten Firmen die<br />
Tankkarte demnach kaum frei. Das<br />
Online-Reporting erfreue sich hinge-<br />
„Nicht jeder Service für<br />
den Fahrer nutzt auch<br />
dem Unternehmen.“<br />
PETER HELLWICH,<br />
FUHRPARKBERATER, GERMERING<br />
gen größter Beliebtheit. Arval hat dazu<br />
ein Tool in petto, das diverse Analysen<br />
der Fahrzeugdaten und Kosten ermöglicht<br />
und mit dem unter anderem überdurchschnittliche<br />
Verbräuche oder unnötige<br />
Premiumbetankungen ermittelt<br />
werden können.<br />
Mehr Service, weniger Karten: Darauf<br />
setzt der Fuhrpark-Leasing-Anbieter<br />
ASL Fleet Services in Oberhaching.<br />
Dazu sollen die Funktionen von Tank-<br />
und Servicekarten auf einer Karte<br />
kombiniert werden. „Künftig wird unsere<br />
kombinierte Tank-Service-Karte<br />
zusätzliche Informationen über den<br />
Serviceleistungsumfang eines Leasing-<br />
Vertrags enthalten“, kündigt Dieter<br />
Brandl, Leiter Operations bei ASL Fleet<br />
Services, an. „Mit den kombinierten<br />
Karten können unsere Leasing-Kunden<br />
dann zusätzliche Wartungsleistungen<br />
beim Hersteller oder auch den Reifenersatz<br />
beim Fachhandel bargeldlos beziehen“,<br />
erklärt Brandl.<br />
65
IT & Investition – Produkt-Tipps<br />
Der Anspruchsvolle<br />
Spezialisten machen Druck<br />
DER DC 260 von Xerox ist ein echter Kraftprotz: Mit seiner 80 Gigabyte-<br />
Festplatte und einem Kopierspeicher von 512 MB bringt er es auf bis<br />
zu 75 Seiten pro Minute. Grafi ker und Designer begeistert die farbige<br />
Touchscreen-Benutzerschnittstelle. Aber auch andere Features, beispielsweise<br />
die komfortable Randlöschung, der Hochglanzmodus oder<br />
das Kopieren mit ID-Karte genügen höchsten Ansprüchen. Das System<br />
überzeugt auch durch die Fähigkeit, eine Vielzahl von<br />
Materialformaten und -grammaturen verarbeiten zu<br />
können. Der Preis: Ab 21.190 Euro. www.xerox.de<br />
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das die automatisch erweiterte Farbkalibrierung<br />
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66 ProFirma 06 2010<br />
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Wie reagieren Sie, wenn jemand Sie mit einer Bemerkung konfrontiert, auf die Sie nicht vorbereitet waren?<br />
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Insults<br />
A very aggressive form of remark is an<br />
insult – a remark which questions your<br />
credibility in front of others. Consider<br />
this:<br />
Scenario 1: You are in a meeting. A colleague,<br />
John, who is on the same level of<br />
seniority as you turns around and says,<br />
‘Quite frankly, I don’t think the way you<br />
handled the situation was very professional.’<br />
Th e room goes quiet and all eyes<br />
are on you.<br />
Answer 1: In fact, your colleague is hoping<br />
to be talent-spotted by the managers<br />
in the room. You are simply being<br />
used as a stepping stone. You could try<br />
saying ‘Could we get some other opinions<br />
on this? Th ose who agree with<br />
John, please raise your hand’. By doing<br />
this, you enlist the help of others. John’s<br />
tactics are exposed and you have not<br />
crossed a line into rudeness.<br />
Intrusions<br />
Other remarks simply go too far. Although<br />
your fi rst instinct is probably to<br />
fi ght back, it can be more eff ective to<br />
remain cool. Th is is especially tricky in<br />
formal situations like job interviews or<br />
when other people are present. Here are<br />
some ways to deal with cheeky remarks:<br />
Scenario 2: You are in a job interview.<br />
Everything is going well until the interviewer<br />
catches you unawares by asking<br />
Lektion 6<br />
‘So, let’s talk about your future plans –<br />
are you planning on having children?’<br />
An awkward silence opens up and your<br />
mind starts racing for something to say.<br />
Answer 2: Clearly, it is none of the<br />
interviewer’s business. However, saying<br />
so in an interview is not going to win<br />
you any points. You could say ‘Can you<br />
plan children? I don’t have an entry in<br />
my diary’, showing that you are not going<br />
to be drawn into a discussion.<br />
Who looks professional now? So that<br />
you aren‘t left speechless in such situations,<br />
look at our box (on the left ) for a<br />
few phrases.<br />
Vocabulary<br />
insult Beleidigung<br />
remark Bemerkung<br />
stepping stone Sprungbrett<br />
to enlist (help) Hilfe gewinnen<br />
to expose entlarven<br />
rudeness Grobheit<br />
intrusion unberechtigter<br />
Eingriff<br />
to fi ght back sich wehren<br />
to catch unawares überraschen<br />
awkward unbehaglich<br />
your mind races die Gedanken<br />
wirbeln<br />
to draw s.o. into jdn. zur Diskussion<br />
(a discussion) locken<br />
speechless sprachlos<br />
68 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Serie
Britisch oder amerikanisch?<br />
One language – many differences<br />
Die englische Sprache kennt zahlreiche nationale Unterschiede, die bekanntesten betreffen das britische (BE) und<br />
das amerikanische Englisch (AE), aber auch in Indien, Südafrika und Australien gibt es zahlreiche Besonderheiten.<br />
Der folgende Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie typische Stolperfallen in London und New York umgehen.<br />
How to tell the difference:<br />
BE or AE?<br />
To a native speaker this answer is relatively<br />
simple: the accent gives it away.<br />
To a non-native speaker, however, it can<br />
be diffi cult to determine accent, so if in<br />
doubt take the easy way out: ask!<br />
People generally don’t mind being asked<br />
where they are from, indeed they are<br />
usually happy to tell you. Of course, if<br />
you have some correspondence from<br />
the person it becomes a little easier, as<br />
there are several major diff erences in<br />
writing between BE and AE.<br />
Vocabulary and spelling<br />
Spelling diff erences are, to the trained<br />
eye, a dead giveaway:<br />
> Is the theatre in the centre of town or<br />
is the theater in the center?<br />
Th e fi rst (theatre, centre) indicates BE<br />
while the second (theater, center) shows<br />
ProFirma 06 2010<br />
that the writer is American. When Noah<br />
Webster published his “American Dictionary<br />
of the English Language” back in<br />
1828, he decided to simplify the language<br />
to a certain extent, hence the change<br />
from “-re” to “-er” and “-our” to “-or”<br />
(e.g.: BE colour / AE color). Th e same<br />
goes for the following:<br />
> Use gray color to indicate aluminum<br />
on the plans.<br />
Gray and aluminum are AE; in BE they<br />
would be grey and aluminium.<br />
Th e following sentence is a real hodgepodge;<br />
can you tell which parts are BE<br />
and which are AE?<br />
> At the weekend, would you rather go<br />
socializing downtown with our kids or<br />
at school with all the students?<br />
At the weekend is BE (Americans say<br />
on the weekend), socializing, downtown<br />
and kids are AE (in BE it’s socialising,<br />
town centre and children), at school is<br />
also BE (AE uses in school), while students<br />
is AE (BE would refer to pupils).<br />
Punctuation and grammar<br />
Strangely enough, it is not only in choice<br />
of words or spelling that the two forms<br />
of English diff er. Punctuation and<br />
even grammar can indicate origin too,<br />
although these are generally less pronounced<br />
and defi nite than the variations<br />
in spelling and vocabulary.<br />
BE tends to use far less punctuation<br />
TIP: If in doubt when it comes to<br />
punctuation, leave it out and claim<br />
you are using BE!<br />
Vocabulary<br />
a dead giveaway todsicherer Hinweis<br />
extent Umfang<br />
hence deshalb<br />
hodgepodge Mischmasch<br />
envelope Briefumschlag<br />
than AE; when addressing an envelope,<br />
for example, you might not see a single<br />
punctuation mark if the writer is using<br />
BE. With AE, however, there would be<br />
commas and perhaps even a full stop or<br />
two.<br />
> BE: Mr J King<br />
23 Uppity Street S<br />
malltown<br />
> AE: Mr. J. King,<br />
23 Uppity Street,<br />
Smalltown<br />
Th e same holds true for dates:<br />
> AE: January 17th, 2008 or 01/17/2008<br />
> BE: 17 January 2008 or 17.01.2008<br />
As English really is used in so many<br />
forms throughout the world it doesn‘t<br />
matter too much which form you choose<br />
to use. If you are more comfortable<br />
with AE then use that, but the important<br />
thing is to stick to it: don‘t chop and<br />
change within any one text, as that will<br />
indicate someone who doesn‘t know the<br />
diff erence or who is making mistakes,<br />
rather than a person who just happens<br />
to use a slightly diff erent form of the<br />
language.<br />
S. 3 Pressemitteilungen, S. 4 Kreuzworträtsel<br />
69
Business English<br />
Pressemitteilungen<br />
Press releases: get yourself noticed<br />
Mit gut gemachter Pressearbeit können Firmen auch im englischen Sprachraum auf sich aufmerksam machen. Wie<br />
baut man eine lesenswerte Meldung auf, welche Anforderungen gibt es an das Format in den unterschiedlichen Medien?<br />
Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Beiträge für Zeitungen und Fachzeitschriften für das journalistische Publikum<br />
optimal aufbauen und welche Formalien es zu beachten gilt.<br />
What is a press release, really?<br />
A press release serves to give information<br />
to journalists. Th is information<br />
should be useful, accurate and interesting.<br />
Th at’s it! Journalists oft en suffer<br />
from a dearth of interesting stories<br />
mid-summer, so they might be glad to<br />
receive a well-written press release from<br />
you which they can turn into a good story.<br />
Sometimes your press release might<br />
even be used “as is”, meaning that it will<br />
be published exactly how you wrote it<br />
with no editing or journalistic intervention<br />
whatsoever – that’s when you<br />
know that your writing has been truly<br />
successful!<br />
The contents<br />
Consider the following steps in order to<br />
compose a successful press release.<br />
1. First decide exactly what your press<br />
release will be about. Th e story should<br />
be newsworthy: there’s no point issuing<br />
a press release about a new type<br />
of coff ee being used in the company<br />
Vocabulary<br />
a dearth of der Mangel an<br />
newsworthy berichtenswert<br />
target Ziel<br />
fl ow Ablauf<br />
headline Titelzeile<br />
bottom unterer Rand<br />
to quote zitieren<br />
to elaborate on etwas näher ausführen<br />
fl uff überfl üssige Information<br />
letterhead Briefbogen<br />
capitals Großbuchstaben<br />
bold fett<br />
placement Platzierung<br />
snail mail Schneckenpost<br />
coff ee machines unless you work for a<br />
coff ee producer, a coff ee machine manufacturer<br />
or a coff ee retailer.<br />
2. Next, decide on exactly what information<br />
you are going to include – too<br />
much is as bad as too little.<br />
3. Finally, work out how to make this<br />
information interesting to the journalists<br />
and to your target public.<br />
The format<br />
Journalists receive many press releases<br />
every day, so they expect a certain fl ow<br />
and format.<br />
Th e headline is used to grab the attention<br />
of journalists and briefl y summarize<br />
the news. It is your fi rst piece of creative<br />
writing in your text and should make<br />
your reader want to read further. If your<br />
text exceeds one page, print “Page 2“<br />
clearly on the second page. Finally, give<br />
contact details at the bottom. Journalists<br />
like to see “###” or another commonly<br />
used ending to signal the end of a press<br />
release.<br />
The body<br />
Th is should be brief but fascinating!<br />
Keep it interesting, factual, and in the<br />
third person (unless you are quoting).<br />
Remember, it might be printed “as is”, so<br />
the fi rst paragraph (readers oft en don’t<br />
read past this) should cover the 5 “w”s:<br />
who, what, when, where and why.<br />
Th e rest of the text can then elaborate on<br />
the information given in the fi rst paragraph,<br />
avoiding fl uff . Your press release<br />
ends with the “boilerplate”.<br />
A boilerplate = a fi nal paragraph giving<br />
background information on the company<br />
(text that can be used again and<br />
again).<br />
Keep in mind that a press release is not<br />
an advertisement for your company, nor<br />
a novel: it’s a way to give interesting information<br />
out to the general public or to<br />
a specifi c public. So KISS – Keep It Short<br />
and Simple!<br />
TIP: small talk! If you send out your press release on paper, make sure that is on<br />
company letterhead with a prominent logo. The company name, address, phone<br />
numbers and web address should all be clear and easily visible. „PRESSRELEASE“ appears<br />
at the top in capitals and bold. Whether it is for immediate release or for release<br />
on a specifi c date also appears above the title in capitals.<br />
70 ProFirma 06 2010
Sending out a press release<br />
Placement of press releases, as with advertisements,<br />
is crucial and needs to be<br />
well thought out. Today they can usually<br />
be sent out by email (make sure that<br />
you have the journalists‘ correct email<br />
addresses), although if you have prepared<br />
a press pack with photos or samples,<br />
Die Autoren: Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />
CROSSWORD PUZZLE<br />
1 2<br />
6<br />
11<br />
15<br />
16<br />
ProFirma 06 2010<br />
9<br />
4 5<br />
7<br />
12 13 14<br />
Across:<br />
1. re-plan, for example an appointment<br />
5. the amount of work to be done<br />
6. check<br />
7. speak in a way that makes it hard to hear<br />
exactly what you are saying<br />
9. worth doing<br />
10. rare<br />
11. to place something on the Internet<br />
16. to wait a short time, perhaps because you are unsure<br />
17. to rush<br />
18. to use something with caution<br />
18<br />
then snail mail is necessary. Do your<br />
research: fi nd out which publication or<br />
show would be best and contact a specifi<br />
c person directly. Ask colleagues for<br />
contacts you can use to get your press<br />
release seen and don’t be afraid to network<br />
– in this game, contacts are everything.<br />
17<br />
3<br />
10<br />
8<br />
Answers: Across: 1. reschedule, 5. workload, 6. review, 7. mumble, 9. rewarding, 10. odd, 11. post, 16. hesitation, 17. dash,<br />
18. sparingly Down: 2. extent, 3. fare, 4. hence, 7. merely, 8. undeniably, 9. retiring, 12. swap, 13. vendor, 14. unison, 15. chunk<br />
Down:<br />
2. the reach or area of something<br />
3. money paid for travelling<br />
4. a synonym for “thus”<br />
7. a synonym for “only”<br />
8. without a doubt<br />
9. reserved character<br />
12. exchange one thing<br />
for another<br />
13. seller<br />
14. together<br />
15. a large piece of something
Rückschau & Termine<br />
Start-Messe<br />
Gründerszene trifft sich in Hannover<br />
START<br />
Am 4. und 5. Juni 2010 trifft sich die Existenzgründer-<br />
und Franchiseszene aus Niedersachsen im Hannover<br />
Congress Centrum (HCC) zu einer weiteren<br />
Ausgabe der Start-Messe. An zwei Tagen können<br />
sich die Besucher mit allen Informationen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit<br />
versorgen. Das Informationsangebot deckt das ganze Spektrum der<br />
Themen ab: Die Erstellung des Business-Plans, die Fördermöglichkeiten, Geschäftsideen<br />
und Franchisekonzepte, Gründungen aus der Arbeitslosigkeit<br />
oder aus dem Studium heraus, Mitarbeitergewinnung, Unternehmer- und<br />
Unternehmensentwicklung, Marketing und Vertrieb.<br />
Ein Höhepunkt wird auch in diesem Jahr die Verleihung des Start-Awards<br />
Niedersachsen sein. Er zeichnet bereits zum zweiten Mal erfolgreiche Unternehmen<br />
von Migranten im Bundesland Niedersachsen aus, die sich im<br />
Wettbewerb behaupten. Ein großes Aufgebot an Ausstellern vervollständigt<br />
das Rahmenprogramm.<br />
Dazu gehören unter anderem<br />
Haufe-Lexware,<br />
das Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie,<br />
der Deutsche<br />
Franchise-Verband, die<br />
KfW-Bankengruppe, die<br />
N-Bank und die Hamburg<br />
Mannheimer. ProFirma<br />
unterstützt die Start-Messe<br />
als Medienpartner.<br />
INFO: www.start-messe.de Die richtigen Informationen sind das beste Startkapital.<br />
Studie<br />
Mittelstand: Strategiewechsel nicht nötig<br />
62 Prozent der mittelständischen Unternehmen<br />
sehen in der Krise keinen<br />
Anlass, ihre strategische Ausrichtung<br />
auf den Prüfstand zu stellen. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt eine Studie der Commerzbank-Initiative<br />
„Unternehmer-<br />
Perspektiven“. Die Mehrheit der Unternehmen<br />
hält die Krise vielmehr für ein<br />
rein konjunkturelles Phänomen. Für die<br />
Studie befragte TNS Infratest mehr als<br />
4.000 mittelständische Unternehmer<br />
aus unterschiedlichen Branchen.<br />
Für den kommenden Aufschwung steht<br />
das Kostenmanagement an erster Stelle.<br />
So wollen 41 Prozent der Unternehmen<br />
verstärkt auf ihre Profi tabilität achten.<br />
Dabei werden für knapp die Hälfte der<br />
Befragten Kostensenkungen bei Zulieferern<br />
wichtiger als vorher. Ein zweiter<br />
Trend ist, die Geschäfte langfristig auf<br />
möglichst gesicherte Grundlagen zu<br />
stellen: 40 Prozent wollen zukünftig enger<br />
mit anderen Unternehmen kooperieren,<br />
33 Prozent ihre Umsätze durch<br />
langfristige Liefer- und Zulieferverträge<br />
absichern. Wachstumsstrategien treten<br />
dagegen deutlich zurück. Immerhin 38<br />
Prozent der Chefs geben an, dass sie ihre<br />
strategische Ausrichtung grundlegend<br />
verändern wollen oder verändert haben.<br />
Leserbrief<br />
PROFIRMA-ROUNDTABLE<br />
„Es gibt keine Kreditklemme“ “<br />
Ausgabe 05/2010<br />
Nicht in der Wirklichkeit<br />
angekommen<br />
„Die Bankenbranche ist nicht in der<br />
Wirklichkeit angekommen. Ist schon<br />
vergessen, dass die unternehmerischen<br />
Aktivitäten dieser Häuser die<br />
nationale und globale Wirtschaft an<br />
den Rand des Abgrunds gebracht<br />
haben und die Nummer noch nicht<br />
durch ist? Diese Herren sind nun der<br />
Meinung: „Alle Unternehmen, die<br />
wir fi nanzieren, müssen einen Fünf-<br />
Jahres-Plan vorlegen.“ Bitte schön,<br />
wo war der unternehmerische Fünf-<br />
Jahres-Plan dieser Häuser, und hat er<br />
die Pleiten nachhaltig verhindert? Gedanken<br />
sollen wir uns außerdem über<br />
unsere unternehmerische Zukunft machen.<br />
Meines Erachtens gibt es hierzu<br />
nur zwei Antworten: Hatten die Banken<br />
den Fünf-Jahres-Plan und taten<br />
es doch, dann wussten sie auch, dass<br />
der Steuerzahler sie retten muss, um<br />
nicht noch mehr Schaden anzurichten.<br />
Oder sie hatten diesen Fünf-Jahres-<br />
Plan nicht. Dann sind aber auch die<br />
Zeiten vorbei, in denen sie das Recht<br />
hatten, mit ihrer unternehmerischen<br />
Kompetenzlosigkeit den soliden Unternehmern<br />
zur erklären, wie die ihren<br />
Job zu machen haben.<br />
Peter W. Kiefer, Beratender Ingenieur & CEO,<br />
Kiefer Consult GmbH, Neudrossenfeld<br />
TERMINE<br />
9. – 11. Juni 2010<br />
Intersolar, München<br />
www.intersolar.de<br />
2. – 3. Juli 2010<br />
Start-Messe, Nürnberg<br />
www.startmesse.de<br />
72 ProFirma 06 2010<br />
Fotos: Start-Messe, Archiv
Vorschau 07/08.2010<br />
Titelthema: Der Unternehmer als Marke<br />
In vielen mittelständischen Firmen verbindet man eine Marke nicht nur mit<br />
einem Produkt, sondern mit dem Unternehmer selbst. Der Chef oder die Chefi n<br />
steht für ein Wertesystem, ein Qualitätsversprechen. ProFirma geht der Frage<br />
nach, was Unternehmer tun können, um ihre Wirkung und Fremdwahrnehmung<br />
im internen und öffentlichen Umfeld zu verbessern. Gute Kommunikation ist<br />
dabei das eine, die persönliche Mentalität das andere.<br />
Hans-Peter Stihl Wolfgang Joop Martin Herrenknecht<br />
Claus Hipp Antje von Dewitz Wolfgang Grupp<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion:<br />
Dieter Römer (Chefredakteur)<br />
E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.de<br />
Christoph Lorenz (Redakteur)<br />
E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.de<br />
Paul Lauer (Redakteur)<br />
E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.de<br />
Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />
E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.de<br />
Gabi Reuys (Assistentin)<br />
E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.de<br />
Telefon 07 61/36 83 575, Fax 07 61/36 83 105<br />
Hausadresse der Redaktion:<br />
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Munzinger Str. 9, 79011 Freiburg<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole,<br />
A. Duncan, U. Felger, S. Hölper, B. Janzing, C.<br />
Mausbach, E. Neuthinger, B. Peymani, L. Renner<br />
Jones, C.-D. Sander, Pof. D. B. Simmert, O. Weiss,<br />
B. Weller, K. Zunke<br />
Grafi k: Hanjo Tews<br />
ProFirma 06 2010<br />
Anzeigen-Verkauf:<br />
Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />
Telefon 09 31/27 91 556<br />
Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 731<br />
Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 451<br />
Michaela Dotzler (Disposition)<br />
Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />
E-Mail: Anzeigen@ProFirma.de<br />
Verbreitete Aufl age,<br />
1. Quartal 2010: 80.894<br />
Verkaufte Aufl age: 64.296<br />
IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />
Abonnentenservice:<br />
Haufe Service Center GmbH, Postfach,<br />
79091 Freiburg<br />
Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />
E-Mail: Zeitschriften@Haufe.de<br />
* 0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />
Ein Service von dtms.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint am 30. Juni 2010<br />
Weitere Themen:<br />
PERSONAL<br />
Mitarbeiter stärken<br />
Qualifi zierungsprogramme und Anreizsysteme<br />
sind in Zeiten des Fachkräftemangels<br />
nur zwei Eckpfeiler einer guten<br />
Strategie für die Personalarbeit.<br />
FINANZIERUNG<br />
Stunde der Wahrheit<br />
Die Krise des Jahres 2009 hinterlässt tiefe<br />
Spuren in den Unternehmensbilanzen.<br />
ProFirma zeigt, wie Banken die Folgen für<br />
das Rating mildern können.<br />
MOBILITÄT<br />
Apps und Co.<br />
Blackberry und iPhone-Applikationen<br />
beschleunigen und vereinfachen die<br />
Kommunikation im Geschäftsalltag.<br />
ProFirma stellt die neuesten Trends vor.<br />
Verlag: Haufe-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Verlagsleitung: Reiner Straub<br />
Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />
www.Haufe.de<br />
Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />
Vertrieb im Handel:<br />
SPECIAL INTEREST<br />
Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />
Nordendstraße 2; 64546 Mörfelden-Walldorf<br />
Beilagenhinweis:<br />
Diese Ausgabe enthält Beilagen des Unternehmens<br />
Citroen Deutschland AG, Köln, sowie der<br />
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG.<br />
Wir bitten um Beachtung!<br />
Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />
Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher der Produkte aus der „Lexware professional<br />
line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglieder des Bundes der Selbständigen<br />
(BDS) ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
73
Schluss mit lustig<br />
„Frau Liun, darf ich vorstellen?“, fragte H2O seine Assistentin<br />
und zeigte auf einen vielleicht 30-jährigen Mann mit gegeltem<br />
Haar, Ray-Ban-Brille auf der Nase, englischen Schuhen,<br />
engem, grauem Anzug und einem goldgelben Hemd, das er<br />
offen trug. „Das ist Herr Marke, und bevor Sie fragen: Ja, er<br />
ist, wonach er aussieht, ein Werbemann aus Frankfurt, und er<br />
soll unseren Wagyu-Burger promoten.“ Herr Marke räusperte<br />
sich: „Dann ist es also tatsächlich wahr? Als Sie am Telefon<br />
von Burgern gesprochen haben, dachte ich, Sie wollen mich<br />
veräppeln. Ich meine, Wagyu-Burger<br />
...“ „Herr Marke“, fuhr H2O auf, „ich<br />
bezahle Sie auch dafür, dass Sie meinen,<br />
was ich meine.“ „Moment“, antwortete<br />
Herr Marke, „eines muss klar<br />
sein. Wenn ich Ihnen eine Strategie<br />
entwerfen und Ihr Produkt ver edeln<br />
soll, dann brauche ich Freiraum, verstehen<br />
Sie? Gute Werbung hat zu tun<br />
mit Kreativität, Herr Hirschmüller,<br />
mit Fantasie und Geschmack, mit fi ligranem<br />
Gespür für den Zeitgeist, den<br />
Markt, mit Ästhetik.“ „Ich verstehe“,<br />
brummte H2O, „deswegen das gelbe<br />
Hemd.“<br />
„Meine Herren“, fuhr Frau Liun dazwischen,<br />
„mir kommen das hier vor wie zwei Wagyu-Bullen, die<br />
gehen aufeinander los.“ „Ist ja gut“, lenkte H2O ein, „ich mag<br />
es nur nicht, wenn diese Werber denken, sie seien alle Künstler<br />
und dürften machen, was sie wollen, und wir anderen sollen<br />
dazu auch noch permanent applaudieren. Aber Sie haben<br />
recht, Frau Liun, Werber fertigmachen ist zu einfach, als dass<br />
wir uns damit aufhalten sollten. Dann bringen Sie unseren<br />
goldenen Kreativen mal auf den neuesten Stand, bitte.“<br />
„Also, Herr Marke, ich schicken voraus, dass Idee ist von Herr<br />
Hirschmüller. Hat gekauft Wagyu-Rinder und Zuchtbulle,<br />
jetzt wir machen bestes Fleisch von Welt in Deutschland. Idee<br />
von Hirschmüller-san sein, mit Wagyu-Burger reich werden.<br />
Geht darum, dass Reiche haben wegen Wirtschaftskrise weniger<br />
Zeit, weil sich müssen kümmern um Geld, haben aber<br />
H 2O<br />
... und die<br />
Milchmädchenrechnung<br />
von Michael Bahnerth<br />
Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, fi ndet einen Werbefachmann,<br />
der das Wunder mit Wagyu-Burgern vollbringen soll.<br />
trotzdem Hunger, nach Luxus auch, deshalb werden kaufen<br />
Burger von Hirschmüller-san, der kosten soll 30 Euro.“<br />
„Herr Hirschmüller“, unterbrach Herr Marke, „30 Euro für einen<br />
Burger? Was sagt eigentlich Ihre Frau zu Ihrem neuen, äh,<br />
Projekt?“ „Geht Sie zwar nichts an, Marke, aber sie hat mich<br />
verlassen.“ „Wundert Sie das?“ „Hören Sie, es reicht völlig,<br />
wenn Sie kreativ sind, Sie müssen nicht auch noch lustig sein.“<br />
„Wie auch immer“, antwortete Marke, „jetzt wollen Sie also<br />
von mir, dass ich den Reichen Ihren Hamburger schmackhaft<br />
mache.“ „So könnte man sagen.“ „O.k.<br />
Was halten eigentlich Sie von der Idee,<br />
Frau Liun?“, fragte Marke.<br />
„Ich glauben, dass deutsches Markt hat<br />
Platz für Luxusburger. Weil Deutscher<br />
mag Fleisch und Reichtum auch. Ich recherchiert,<br />
dass pro Jahr durchschnittlich<br />
essen 84 Kilogramm Fleisch, Tendenz<br />
steigend. Davon sein knapp zehn<br />
Kilo Rindfl eisch. Das machen 80 Hamburger.<br />
Ich dann gerechnet. Mensch<br />
haben eine Zeit von 30 Jahren, wo isst<br />
Hamburger, machen also 30 Jahre mal<br />
80 Hamburger. Ergeben dann 2.400<br />
Hamburger er isst im Leben. Wir uns<br />
merken diese Zahl. Jetzt wir nehmen<br />
die 800.000 Millionäre in Deutschland, ziehen 200.000 ab,<br />
weil sein alte Säcke ohne Zähne vielleicht, so bleiben 600.000<br />
potenzielles reiches Hamburgeresser. Wir multiplizieren mit<br />
2.400, das ergeben eine Milliarde 440 Millionen Hamburger,<br />
die werden gegessen von deutsches Millionäre in 30 Jahren.<br />
Ist große Potenzial. Wenn jedes Reiche nun isst jedes Jahr nur<br />
acht Hirschmüller-san-Burger für 30 Euro, dann ergeben 144<br />
Millionen Euro, die warten auf uns.“<br />
„Tja“, sagte H2O, „noch Fragen, Herr Marke? Und vor allem<br />
Ideen, wie wir an diese 144 Millionen rankommen?“<br />
<strong>DIE</strong> NÄCHSTE FOLGE: H2O und Co. auf der Suche nach<br />
griffi gen Strategien für einen grenzenlosen Erfolg.<br />
74 ProFirma 06 2010<br />
Folge 25<br />
Illustration: Reinhold Harwath