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DIE GROSSE

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Mat.-Nr. 06051-5087<br />

Deutschland 6,40 €<br />

Das Magazin für den innovativen Mittelstand<br />

Preisgestaltung ist keine Glückssache. Mit der richtigen<br />

Strategie fi nden Mittelständler jeweils den höchstmöglichen<br />

Betrag, den die Kunden zu zahlen bereit sind. Seite 20<br />

<strong>DIE</strong> <strong>GROSSE</strong><br />

Preisfrage<br />

BÖSES KLEINGEDRUCKTES<br />

Ein Verstoß gegen Klauseln in<br />

Kreditverträgen kommt Unternehmen<br />

teuer zu stehen. Seite 46<br />

SPECIAL ENERGIE<br />

Solarwärme und Strom mit<br />

Zeitwert senken die Kosten im<br />

Unternehmen. Seite 56<br />

JUNI 2010<br />

www.profi rma.de<br />

Annette Meisl ist Künstlerin und ein<br />

Multitalent. Die Liebe zu Kuba weckte<br />

in ihr eine besondere Passion: In Köln<br />

gründete sie die Manufaktur La Galana,<br />

wo sie edle Zigarren herstellt. Ihr<br />

nächstes großes Ziel ist Dubai. Seite 12


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, über die Frage, was der beste Preis für ein Produkt<br />

oder eine Dienstleistung sei, gehen gewöhnlich die Ansichten je nach Perspektive<br />

auseinander: Während der Kunde typischerweise wenig zahlen will, möchte<br />

der Anbieter seine Ware möglichst teuer verkaufen. Klare Sache eigentlich.<br />

Allerdings ist die Wirklichkeit komplizierter. Natürlich wird der Kampf um<br />

Kunden auch über den Preis ausgetragen, aber es gibt gute und eindrucksvolle<br />

Beispiele, dass eine Strategie der Hochpreisigkeit – oder wie man heute sagt,<br />

der Premiumpreise – in vielen Bereichen tragfähig ist. Die Fissler GmbH etwa,<br />

Produzentin hochwertiger Töpfe und Pfannen, kann bis zu zehn Prozent höhere<br />

Endpreise durchsetzen als die Konkurrenz. Der Hifi -Hersteller Bang & Olufsen<br />

verkauft prinzipiell nicht über den Preis, sondern über das gute Image. Sicher ist,<br />

dass sich der Wettbewerb gegen die Discounter mit ruinösen Rabattierungen<br />

ohnehin nicht gewinnen lässt.<br />

In unserer Titelgeschichte ab Seite 20 stellen wir Ihnen vor, wie mittelständische<br />

Unternehmer für ihre Produkte optimal kalkulieren. Intelligentes Pricing heißt<br />

dabei, für jedes Produkt zu jedem Zeitpunkt den besten Preis zu fi nden. Das ist<br />

jener, den der Kunde als fair empfi ndet und zu zahlen bereit ist, und mit dem der<br />

Unternehmer seine strategischen Ziele erreicht.<br />

Sogar die Strategie, den Kunden entscheiden zu lassen, wie viel er für einen<br />

Haarschnitt oder für eine Hotelübernachtung ausgeben möchte, kann sich<br />

auszahlen. Häufi g gelangen Unternehmer, die es ausprobiert haben, zu dem<br />

Schluss, dass sie damit sogar besser fahren als mit einer Festpreisstrategie.<br />

ProFirma 06 2010<br />

Chefredakteur Dieter Römer<br />

Intelligentes Pricing<br />

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen<br />

dieter.roemer@profi rma.de<br />

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Inhalt 06.2010<br />

Titelthema:<br />

Die große Preisfrage<br />

Die Preisgestaltung ist keine Glückssache. Mit t<br />

der richtigen Strategie fi nden Mittelständler<br />

jeweils den höchstmöglichen Betrag, den die<br />

Kunden zu zahlen bereit sind.<br />

25 Interview Rabattschlachten bringen<br />

nichts, meint der Marketingexperte Prof.<br />

Hermann Diller.<br />

12<br />

Kubanische Genusskultur aus Köln: Annette<br />

Meisl lässt unter dem Label „La Galana“ Zigarren<br />

rollen.<br />

38<br />

Recht: Arbeitsunfälle in der Probezeit können<br />

für Arbeitgeber ein teures Nachspiel haben.<br />

79<br />

.– 99<br />

79.–<br />

08 Wir Unternehmer<br />

19.-<br />

08 Innovator des Monats Der Physiker Peter Maier-Laxhuber hat ein<br />

Fass erfunden, in dem das Bier binnen kürzester Zeit auf die ideale<br />

Trinktemperatur herunterkühlt.<br />

10 Redezeit Firmenchefs brauchen eine Vertrauensperson und sollten den<br />

regelmäßigen Gedankenaustausch suchen, meint der Unternehmensberater<br />

Carl-Dietrich Sander.<br />

12 Unternehmerporträt Die Künstlerin Annette Meisl lässt in Köln<br />

in einer eigenen Manufaktur edle Zigarren rollen.<br />

16 Mittelstand 2.0 Mixxt macht´s möglich: das eigene Netzwerk in<br />

drei Minuten.<br />

18 Auszeit Golfen und Schießen mit Stil im Countryclub<br />

Schloss Langenstein.<br />

20 Unternehmensführung<br />

20 Titelthema Kalkulation Mit intelligenten und originellen<br />

Preisstrategien steigern Unternehmen Umsatz und Gewinn.<br />

29 Querdenker Machtfragen in Unternehmen sollten hinter verschlossenen<br />

Türen ausgetragen werden, empfi ehlt Prof. Martin Beck.<br />

30 Serie Markenführung (2) Viele B2B-Unternehmen haben in Sachen<br />

Markenmanagement noch großen Nachholbedarf.<br />

34 Serie Initiative Personal (2) Wenn die Kosten aus dem Ruder laufen,<br />

hilft die Einführung eines Prozessmanagements.<br />

38 Recht Lassen Firmen Bewerber vor der Einstellung ein Praktikum<br />

absolvieren, kann das für den Arbeitgeber kostspielig werden.<br />

1.- .-<br />

20<br />

4 ProFirma 06 2010


40 Finanzen & Steuern<br />

40 Trends Die Private-Equity-Branche will kleinen Unternehmen mehr<br />

Kapital bereitstellen.<br />

42 Altersvorsorge Viele Unternehmer verlassen sich bei der fi nanziellen<br />

Absicherung auf den Erlös aus dem Verkauf des Betriebs. Sie überschätzen<br />

dabei meist den Wert der Firma.<br />

46 Finanzierung Ein Verstoß gegen Zusatzvereinbarungen in Kreditverträgen<br />

kann Unternehmen teuer zu stehen kommen.<br />

50 Steuertrends Die Aschewolke und ihre Folgen: Unternehmer müssen<br />

dem Finanzamt beweisen, dass die verlängerte Reise keine privaten<br />

Motive hatte.<br />

52 Vorsteuerabzug Unkorrekte Rechnungen kosten Selbstständige bei<br />

der Umsatzsteuerprüfung viel Geld.<br />

54 Digitaler Datenzugriff Der Betriebsprüfer darf nicht alles.<br />

55 Seeling-Modell Noch ein Schlupfl och weniger.<br />

56 IT & Investition<br />

68 Business English<br />

www.profi rma.de<br />

ProFirma 06 2010<br />

Special Energie<br />

56 Sonnenenergie Die Solarthermie kommt in Unternehmen bisher<br />

selten zum Einsatz. Sie bietet aber ein großes Sparpotenzial.<br />

60 Strompreis Wenn der Wind kräftig bläst, wird Strom an der Ener-<br />

giebörse billiger. Immer mehr Firmen machen sich das zunutze.<br />

63 Cole‘s Corner Der schwarze Mann im Internet.<br />

64 Mobilität Moderne Tankkarten sind kleine Alleskönner.<br />

66 Produkt-Tipps Spezialisten machen Druck.<br />

Lektion 6 In einer Fremdsprache<br />

schlagfertig zu sein, ist besonders<br />

schwierig. ProFirma nennt die<br />

wichtigsten Vokabeln und Redewendungen<br />

für den Fall der Fälle.<br />

Das Portal für den innovativen Mittelstand<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

06 ProFirma Professional<br />

72 Rückschau, Termine<br />

73 Vorschau, Impressum<br />

74 Schluss mit lustig (25)<br />

Gratis-<br />

Downloads<br />

Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus dem umfangreichen Angebot von<br />

ProFirma Professional haben wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />

■ Preiskalkulation So ermitteln Sie Preise mithilfe von Soll- und Deckungsbeiträgen.<br />

■ Prozessmanagement Wie Unternehmen wiederkehrende Abläufe optimal steuern.<br />

■ Finanzkennzahlen Mit diesem Excel-Tool können Sie wichtige Kennziffern berechnen.<br />

■ Investitionsmanagement Fachbeitrag mit Tipps zur Planung von neuen Projekten.<br />

Die vier<br />

des Monats<br />

42<br />

Nachfolge: Von der perfekten Staffelübergabe<br />

hängt oftmals die Alterssicherung des Seniorunternehmers<br />

ab.<br />

56<br />

Solarthermie: Brauereichef Emsländer nutzt<br />

das Firmendach zur Warmwassergewinnung.<br />

5


ProFirma Professional<br />

DAS UNTERNEHMER-COCKPIT: LÖSUNGEN FÜR ENTSCHEIDER<br />

Von welchem Zeitpunkt an rechnet sich die Produktion für mich? Welche Unterlagen<br />

brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />

Als Chef müssen Sie jeden Tag Entscheidungen fällen und Strategien festlegen. ProFirma Professional<br />

unterstützt Sie in der täglichen Arbeit mit praktischen Rechnern, Checklisten, Mustertexten und Fachbeiträgen<br />

zu den Themen Unternehmensführung, Marketing, Vertrieb, Personal, Steuern und Finanzen.<br />

DAS TOP-THEMA DES MONATS<br />

Mit dem Top-Thema des Monats bietet ProFirma Professional seinen<br />

Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen und Arbeitshilfen<br />

zu einem aktuellen Thema.<br />

Neues Geschäftsmodell: Fit für den Wettbewerb<br />

Ein gutes Geschäftsmodell beschreibt, wie und womit sich in<br />

Zukunft Geld verdienen lässt. Ziele, Strategien, Wertekette,<br />

Produkte und Kunden, alles auf einer Seite. Wir zeigen Ihnen<br />

Schritt für Schritt wie man vorgeht. Haufe-Index: 2219396<br />

Strategische Kunden-Perspektive Haufe-Index: 2315186<br />

Aufstellung eines Businessplans Haufe-Index: 1372080<br />

Planung einer Produkteinführung Haufe-Index: 660005<br />

Wissensbilanz erfolgreich einführen Haufe-Index: 2105286<br />

NEU IM PROFESSIONAL<br />

Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />

ProFirma Professional.<br />

■ Liquiditätsplanung Haufe-Index: 2069198<br />

Wir zeigen Ihnen, wie Sie eine professionelle Liquiditätsplanung mit<br />

zukünftigen Auszahlungs- und Einzahlungspositionen anlegen.<br />

■ Produkt-Benchmarking/Target Costing Haufe-Index: 2296557<br />

Produkt-Benchmarking und Target Costing unterstützen bei der präzisen<br />

Analyse der Kundenanforderungen.<br />

■ Kosten- und Ergebnisrechnung Haufe-Index: 2298486<br />

Der Beitrag zeigt die wichtigsten Ziele, Rechenzwecke, Vorgehensweisen<br />

und Kennzahlen der Vollkosten- und Teilkostenrechnung.<br />

■ Neue Vorschriften im Mahnwesen Haufe-Index: 2269535<br />

Der Gesetzgeber hat mehrere Veränderungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

(BDSG) beschlossen, die Auswirkungen in vielen Buchhaltungen<br />

deutscher Unternehmen haben werden.<br />

THEMEN IM JUNI<br />

ONLINE-SEMINARE<br />

ProFirma Professional bietet Abonnenten regelmäßig kostenfreie<br />

Online-Seminare zu aktuellen Themen oder Fragen an.<br />

Informieren Sie sich bequem und vom eigenen Schreibtisch aus<br />

über neueste Entwicklungen.<br />

Nächste Themen:<br />

Marketing: So grenzen Sie sich erfolgreich<br />

gegen Ihre Wettbewerber ab<br />

Mittwoch, 9. Juni, 17 Uhr, Dauer zirka 90 Minuten,<br />

die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Was antworten Sie einem Kunden, wenn er Sie leicht provozierend<br />

fragt: „Warum soll ich ausgerechnet bei Ihnen kaufen und<br />

nicht bei einem Wettbewerber?“ In diesem Seminar werden<br />

nachhaltige Erfolgsrezepte vorgestellt, beispielsweise Erfolg<br />

versprechende Alleinstellungsmerkmale oder in sechs Schritten<br />

zum einmaligen Angebot.<br />

Kostensteuerung: So können Sie Ihre Kosten<br />

wirksam und effektvoll senken<br />

Mittwoch, 16. Juni, 17 Uhr, Dauer zirka 90 Minuten,<br />

die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Eine effektvolle Maßnahme zur Umsatzsteigerung ist die Kostenreduzierung.<br />

Mit welchen Maßnahmen erzielen Sie die größten<br />

Effekte, ohne die Entwicklung Ihrer Produkte und Angebote zu<br />

blockieren? Erörtert werden die Themen: Kostensteuerung: Wie<br />

gehen Sie vor? Sofortmaßnahmen in der Krise, nicht nur an die<br />

Kosten denken. Wo lauern die häufi gsten Fallen?<br />

■ Die aktuellen Themen der Online-Seminare und die Anmeldung<br />

fi nden Sie auf Ihrer Startseite unter Services/Online-Seminare<br />

ONLINE-PRODUKTSCHULUNG<br />

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Damit Sie Ihre Software bei Ihrer täglichen Arbeit optimal einsetzen,<br />

haben wir in einem 60-minütigen Video alle wichtigen Funktionen<br />

der Software ausführlich erklärt.<br />

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Dell Datenschutz: Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen zum Datenschutz Ihrer Daten haben, kontaktieren Sie uns bitte unter der folgenden Adresse: Dell Datenschutz-Beauftragter, Dell,<br />

Postfach 2044, 36243 Niederaula, Germany oder per Email dellprivacyde@dawleys.com. Dell GmbH, Unterschweinstiege 10, 60549 Frankfurt. Diese werblichen Inhalte gelten nur für<br />

Geschäftskunden. Preise sind nicht rabattierfähig nach Rahmenverträgen und nicht mit anderen Angeboten kombinierbar. Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Dell GmbH.<br />

Änderungen, Druckfehler und Irrtümer vorbehalten. Kundendaten unterliegen der elektronischen Datenverarbeitung. Produkte können von Abbildungen abweichen. Dell Geschäftsadresse:<br />

Dell GmbH, Unterschweinstiege 10, 60549 Frankfurt/Main.;. Dell , das Dell Logo, Axim , Dimension , Inspiron , Precision , Latitude , PowerEdge und OptiPlex sind Warenzeichen der<br />

Dell. Microsoft, Windows, Windows Vista und das Windows Vista-Logo sind eingetragene Marken oder Marken der Microsoft Corporation in den USA und/oder in anderen Ländern. Microsoft<br />

OEM Software wird von Dell ab Werk vorinstalliert und optimiert. Nicht alle Funktionen von Windows Vista sind auf allen Windows Vista-fähigen PCs verfügbar. Alle Windows Vista-fähigen<br />

PCskönnen zumindest Windows Vista Home Basic ausführen. Für Premiumfunktionen - wie die neue Benutzeroberfläche Windows ® Aero -, die in anderen Editionen von Windows Vista<br />

verfügbar sind, ist erweiterte oder zusätzliche Hardware erforderlich. Nähere Informationen finden Sie unter www.windowsvista.de/getready. Celeron, Celeron Inside, Core Inside, Intel, Intel<br />

Logo, Intel Atom, Intel Atom Inside, Intel Core, Intel Inside, Intel Inside Logo, Intel Viiv, Intel vPro, Itanium, Itanium Inside, Pentium, Pentium Inside, Viiv Inside, vPro Inside, Xeon, und Xeon Inside<br />

sind Marken der Intel Corporation in den USA und anderen Ländern. Weitere in diesem Dokument verwendete Marken und Handelsnamen beziehen sich auf die jeweiligen Eigentümer oder<br />

deren Produkte. Microsoft OEM Software wird von Dell ab Werk vorinstalliert und optimiert. Einige in diesem Computer enthaltenen Microsoft® Softwareprodukte sind möglicherweise durch<br />

technische Maßnahmen kopiergeschützt. Solche Produkte können Sie nicht verwenden, wenn Sie nicht zuvor die Aktivierungsmaßnahmen für das Produkt durchführen. Die Aktivierungsmaßnahmen<br />

für das Produkt und die Microsoft Datenschutzpolitik werden während der allerersten Inbetriebnahme des Produkts, bei bestimmten Neuinstallationen des Softwareprodukts<br />

bzw. der Softwareprodukte oder bei bestimmten Neukonfigurationen des Computers ausführlich beschrieben und können über das Internet oder per Telefon vervollständigt werden (dabei<br />

können Telefongebühren anfallen). ** Die nutzbare Kapazität kann je nach eingesetzter Software und vorinstallierten Image (aktuell bis 4 GB) differieren.


Wir Unternehmer – Innovator des Monats<br />

Peter Maier-Laxhuber<br />

Heißer Cool-Down<br />

Der Physiker Peter Maier-Laxhuber und seine beiden Kollegen der Firma Zeo-Tech haben<br />

ein Bierfass erfunden, das seinen Inhalt binnen kürzester Zeit auf die ideale Trinktemperatur<br />

herunterkühlt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Denkt man sich auf dieser Seite anstatt eines Bierfasses ein<br />

Gehirn, so hat man ungefähr die Manpower der Firma Zeo-<br />

Tech in Unterschleißheim im Norden von München. Bekannt<br />

an der Firma ist eigentlich nur einer ihrer Geschäftsführer, der<br />

Volkswirt und Wettbewerbstheoretiker Professor Carl Christian<br />

von Weizsäcker. Der andere Geschäftsführer ist Physiker,<br />

heißt Peter Maier-Laxhuber und ist die graue Eminenz<br />

in puncto Energiewandlungsverfahren.<br />

Er ist<br />

Mr. Cool-Down, wenn<br />

man so will. Im Grunde<br />

müsste die Welt ihm<br />

regelmäßig mit Bier zuprosten,<br />

denn aufgrund<br />

seiner Forschungsergebnisse<br />

ist es den Ingenieuren,<br />

Physikern<br />

und Technikern der im<br />

Jahr 1988 gegründeten<br />

Zeo-Tech vor ein paar<br />

Jahren gelungen, mit<br />

einem selbst kühlenden,<br />

mehr als 500 Mal wiederverwendbarenBierfass<br />

sämtliche Outdoor-<br />

Biertrinker von der<br />

relativen Unzumutbarkeit<br />

warmen Bieres zu<br />

befreien. Warmes Bier<br />

ist bekanntlich noch<br />

schlimmer als alkoholfreies<br />

und im Grunde<br />

nur etwas für Damen mit Hang zur Blaseninfektion.<br />

30 Minuten vor dem Durst öffnet man einfach ein Ventil, und<br />

eine halbe Stunde später besitzt der Gerstensaft die den Gaumen<br />

entzückende Temperatur von sieben bis neun Grad. Es<br />

funktioniert, vereinfacht ausgedrückt, ungefähr so: Das Bier<br />

ist in einem Fass, das von einer saugfähigen, mit Wasser getränkten<br />

Schicht umgeben ist. Darüber ist nochmals eine<br />

Schicht, die aktiviertes Zeolith, ein Mineral, enthält. Durch das<br />

Öffnen eines Ventils zwischen der zweiten und dritten Hülle<br />

sinkt der Druck ab, das Wasser verdampft und adsorbiert am<br />

Zeolith. Die Energie, die das Wasser braucht, um zu Dampf<br />

zu werden, wird dem Bier im innersten Behälter in Form von<br />

Wärme entzogen und nach außen abgegeben. Das selbst kühlende<br />

Fass wird außen warm, und innen wird das Bier kalt.<br />

Man muss es nicht wirklich verstehen. Es ist besser, selbst gekühltes<br />

Bier zu trinken, als<br />

darüber nachzudenken.<br />

Und es genügt zu wissen,<br />

dass man irgendwo<br />

in einer sonnenerhitzen<br />

Pampa an einem kleinen<br />

Wunder „Made in Germany“<br />

teilhaben kann.<br />

Dr. Ralf Schmidt, der an<br />

der Entwicklung beteiligt<br />

war, das Marketing der<br />

Firma leitet und der die<br />

letzten 15 Minuten damit<br />

verbracht hat, diese Zeolith-Wasser-Vakuumadsorptionstechnologie,<br />

die<br />

sich „CoolKeg“ nennt, zu<br />

erklären, schätzt, dass inzwischen<br />

„sicher 140.000<br />

dieser Fässer auf dem<br />

Markt sind“. Mit der aktuellen<br />

Lage auf dem Selbstkühler-Bierfass-Markt<br />

hat<br />

Zeo-Tech nichts mehr zu<br />

tun, sie hat die Lizenz verkauft.<br />

„Wir sind nun gerade dabei“, so Schmidt, „eine selbst<br />

kühlende Verpackung für Dosen zu entwickeln“. Damit könne<br />

man etwa eine Bierdose innerhalb von zehn Minuten auf<br />

fünf Grad Celsius runterkühlen, und zwar fünf Mal schneller<br />

als ein Tiefkühler. Danke, kann man da nur sagen, denn es ist<br />

ein weiterer Schritt in der Lösung irgendwie doch existenzieller<br />

Probleme.<br />

www.zeo-tech.de<br />

8 ProFirma 06 2010<br />

Foto: Tucher Bräu


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Wir Unternehmer – Redezeit<br />

Carl-Dietrich Sander<br />

„Die Einsamkeit aufbrechen“<br />

Firmenchefs müssen nicht alle Fragen der Unternehmensführung allein lösen.<br />

Sie brauchen aber eine Vertrauensperson und einen regelmäßigen Gedankenaustausch.<br />

„Wer ist der Unternehmerkollege oder<br />

die Unternehmerkollegin Ihres Vertrauens?“<br />

Auf diese Frage antworten nur<br />

wenige Unternehmer oder Unternehmerinnen<br />

spontan mit einem Namen.<br />

Meist reicht die Reaktion von Schulterzucken<br />

bis Stirnrunzeln. Die Frage dahinter:<br />

„Mit wem telefonieren Sie, wenn<br />

Sie ein Thema – gleichgültig ob Chance<br />

oder Problem – schon länger beschäftigt<br />

und Sie allein keine überzeugende<br />

Lösung fi nden?“<br />

Die Antwort ist dann oft:<br />

Ja, so jemanden im unternehmerischen<br />

Umfeld zu<br />

haben, wäre gut. Unternehmer<br />

sein macht einsam! Dabei<br />

gibt es viel mehr kompetente<br />

Gesprächspartner,<br />

als einem beim schnellen<br />

Nachdenken einfallen. Angefangen<br />

beim Lebenspartner<br />

– egal ob sie oder er nun<br />

im Unternehmen mitarbeitet oder nicht.<br />

Die Sichtweise des anderen Geschlechts<br />

als Chance zu nutzen, ist hilfreich. Sie<br />

wissen doch, woher die Bewertung „das<br />

ist eine verrückte Idee“ kommt?! Da hat<br />

offenbar nur jemand das gleiche Thema<br />

von einem „ver-rückten“ Standpunkt<br />

aus betrachtet. Nutzen Sie gerade die<br />

Distanz des Partners, der nicht im Unternehmen<br />

mitarbeitet. Distanz ermöglicht<br />

andere Blickwinkel – genau darauf<br />

kommt es an.<br />

Mögliche Gesprächspartner können<br />

auch Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen<br />

sein (oder ganze Teams), oder Partner<br />

bei Kammer, Verband, Innung, Werbegemeinschaft,<br />

Einkaufsgenossenschaft,<br />

Steuerberater, Kreditinstitut. Und natür-<br />

lich die „Königsfrage“ bei diesem Thema:<br />

Welchen Chef oder welche Chefi n<br />

eines anderen Unternehmens könnten<br />

Sie sich als Vertrauensperson vorstellen?<br />

Dabei sollte der Blick nicht nur der<br />

eigenen Branche gelten. Viele Themen<br />

der Unternehmensführung sind nicht<br />

branchenspezifi sch, sondern von übergeordnetem<br />

Interesse. Oft helfen gerade<br />

die Perspektive aus der anderen Bran-<br />

„Eine Austauschbeziehung<br />

muss eine<br />

Zweibahnstraße sein.“<br />

Carl-Dietrich Sander<br />

ist Unternehmensberater in Neuss<br />

che und die Frage: „Wie kann ich diese<br />

Sichtweise für mich nutzen?“<br />

Welche Fragen kommen für einen Austausch<br />

in Betracht? Zum Beispiel Fragen<br />

der Mitarbeiterführung wie Zielvereinbarungen,<br />

Teamgespräche, Umgang<br />

mit schwierigen Mitarbeitern. Oder<br />

Themen der Marktbearbeitung – gerade<br />

jetzt, wo es darum geht, einmal anders<br />

zu denken und zu handeln. Oder die<br />

problembehafteten Fragen einer Kapazitätsanpassung<br />

nach unten. Wie denken<br />

andere darüber, welche Fragen stellen<br />

andere, welche Erfahrungen haben sie<br />

selbst damit gemacht, welche Hinweise,<br />

Tipps können sie geben? Wichtig ist<br />

Gegenseitigkeit: Eine solche Austauschbeziehung<br />

muss eine Zweibahnstraße<br />

sein. Ist ein Partner ständig nur der „Hörende“,<br />

wird die Luft schnell raus sein.<br />

Wie kann dieser Austausch gestaltet<br />

werden? Oft ist schon ein Telefonat<br />

ein produktiver Ausbruch aus der unternehmerischen<br />

Einsamkeit. Oder das<br />

abendliche Gespräch – welche Atmosphäre<br />

auch immer Sie dafür bevorzugen.<br />

Oder im Büro ein strukturierter<br />

Austausch unter Zuhilfenahme von<br />

Papier und Bleistift bis hin<br />

zum Flipchart. Bedenken<br />

Sie auch den Wert der Regelmäßigkeit.<br />

Vielleicht<br />

schaffen Sie ein festes Treffen<br />

alle drei Monate, was<br />

spontane Telefonate nicht<br />

ausschließt. Die Regelmäßigkeit<br />

festigt die Vertrauensbasis.<br />

Gerade wenn<br />

kein drängendes Problem<br />

im Raum steht, können<br />

die Gedanken gemeinsam<br />

wandern – und wichtige Themen an die<br />

Oberfl äche spülen.<br />

Ein weiterer Schritt ist die Erfahrungsaustauschrunde:<br />

Acht bis zwölf Unternehmer<br />

und Unternehmerinnen treffen<br />

sich zwei- bis viermal im Jahr zu intensivem<br />

Austausch – mit klarer, selbst<br />

festgelegter Tagesordnung und in der<br />

Regel einer externen Moderation – damit<br />

der rote Faden nicht verloren geht.<br />

Das passiert oft branchenbezogen, aber<br />

auch branchenübergreifend in der Region.<br />

Das Spannende dabei: Auch wenn<br />

zu Beginn keiner den anderen kennt,<br />

entwickelt sich rasch ein vertrauensvoller,<br />

konstruktiver Austausch. Denn<br />

alle Beteiligten sind Unternehmer – und<br />

wollen vorwärts kommen.<br />

10 ProFirma 06 2010<br />

Foto: privat


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Ablagen und Staufächer gestalten seine Fahrerkabine komfortabler und funktionaler denn je. Und mit den neuen<br />

heckangetriebenen Varianten bietet er jetzt eine noch breitere Modellpalette für praktisch jede individuelle Heraus-<br />

forderung. Das nennen wir Effizienz nach Maß. Der neue Renault Master – mit relax pro Leasing jetzt schon ab 269,– €*<br />

monatlich, inkl. 3 Jahren Wartung, 3 Jahren Verschleißreparaturen und 3 Jahren Garantie. Renault empfiehlt<br />

Gesamtverbrauch (l/100 km) innerorts/außerorts/kombiniert: 9,3/7,0/7,8; CO 2-Emissionen kombiniert (g/km): 207 (Werte nach EU-Norm-Messverfahren).<br />

*Preise sind Nettoangaben zzgl. gesetzl. USt. Enthalten ist ein Renault Komfort Service-Vertrag: Anschlussgarantie nach der Neuwagengarantie, inkl. Mobilitätsgarantie sowie aller Wartungskosten und Verschleißreparaturen für<br />

die Vertragsdauer (36 Monate bzw. 30.000 km ab Erstzulassung). Ein Angebot der Renault Leasing für Gewerbekunden. Bei allen teilnehmenden Renault Partnern, zzgl. Überführung. Abbildung zeigt L3H2 mit Sonderausstattung.<br />

KEP-Transporter des Jahres 2010, Importwertung Transporter bis 3,5 t. Renault Deutschland AG, Postfach, 50319 Brühl.


Wir Unternehmer – Porträt<br />

Annette Meisl<br />

Der Dunst der Kunst<br />

Auf verschlungenen Wegen hat es Künstlerin und Multitalent Annette Meisl<br />

von Kuba über Madrid nach Köln geführt, wo sie unter dem Label „La Galana“ edle<br />

Zigarren rollen lässt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Eines Tages trat eine neue Liebe in Annette Meisls Leben, und<br />

die war anders als alle zuvor. Natürlich hatte sie sich schon in<br />

Landschaften verliebt oder Städte, aber mit Kuba war es anders.<br />

Schwer zu sagen, was genau es war. Sie sagt, es sei diese<br />

Mischung aus Genuss und Kultur gewesen, und die Musik als<br />

Erfahrung in ihrer ungeschminkten Essenz. Aber es könnte<br />

auch ein 102-jähriger Mann gewesen sein. Nicht irgendeiner,<br />

sondern eine Legende, Gregorio Fuentes, der auf Hemingways<br />

Boot „Pilar“ zweiter Kapitän gewesen ist. Am 31. Dezember<br />

1999 besuchte Meisl die Romanvorlage zu „Der alte Mann<br />

und das Meer“, sie plauderten, er rachitisch, sie kraftvoll. Er<br />

wollte, dass sie bleibt, sie wollte nicht gehen, sie tranken Rum.<br />

Und rauchten Zigarren. Wahrscheinlich<br />

war der paffende Methusalem<br />

in seinem wunderschönen selbstgenügsamen<br />

Kosmos der Grund, dass<br />

Annette Meisl sich entschloss, ihre<br />

Liebe zu Kuba um jene für Zigarren<br />

zu erweitern. Und selbst Zigarren herzustellen.<br />

Und zwar dort, wo Kuba ein<br />

paar Tausend Meilen weit weg ist. Mitten<br />

in Köln-Ehrenfeld, ganz oben an<br />

der Venloer Straße, dort, wo unlängst<br />

alle Bäume entlang der Straße gefällt<br />

worden sind.<br />

Heute hängt ein Bild von ihr und dem inzwischen verstorbenen<br />

Fuentes in ihrem „Club del Tabaco“, der hinter dem Ladenlokal<br />

liegt. Es ist eine kleine Zigarren-Manufaktur hinter<br />

alten Mauern, vorne das Verkaufsgeschäft und die Manufaktur,<br />

hinten das Café, ein kleiner Raum mit Bar, Ledersesseln,<br />

Fotos an den Wänden, alten Koffern und Transistorradios,<br />

vergilbten Zigarrenschachteln teils in Rauch aufgegangener<br />

Marken. Es riecht nach dem schweren Tabak von Longfi ller-<br />

Zigarren. Der Raum ist ein bisschen wie Meisl selbst, er hat<br />

Hand und Fuß und trotzdem Platz für Sehnsüchte. Er ist da<br />

verspielt und dort wieder nüchtern, er ist ein kleines Kunst-<br />

werk voller Herzblut und Seele, ein Kleinod für Zigarren rauchende<br />

Träumer und Romantiker, in dem sich vergangene<br />

Welten mit heutigen treffen und eine rauchige Blase bilden,<br />

wie ein eigenes Universum, das sich Zeit lässt mit seiner Vergänglichkeit.<br />

Täglich 250 handgerollte Zigarren<br />

Nicht durch den blauen Dunst einer Zigarre betrachtet, ist La<br />

Galana eine kleine, im Jahr 2005 gegründete Zigarren-Manufaktur<br />

mitten in Köln, die jährlich 25.000 handgerollte Zigarren<br />

aus Criollo- und Corojotabaken herstellt, die kubanische<br />

Wurzeln haben und im kleinen Shangri<br />

La der Zigarrenraucher, im nicaraguanischen<br />

Anbaugebiet Jalapa, gezogen<br />

werden. Der Name La Galana verbindet<br />

dabei den Firmennamen mit der Figur<br />

der „Galana“ – einer eleganten, lebensfrohen<br />

Dame vergangener Zeiten, die<br />

das Leben zu genießen wusste. Die<br />

Manufaktur beschäftigt ausschließlich<br />

Frauen. Zwei, drei freiberufl iche Torcedoras,<br />

Zigarrenrollerinnen, fertigen die<br />

Preziosen an. Der Star unter ihnen ist<br />

Yoleivis Fernandez, eine Kubanerin, die<br />

ihr Handwerk in der Fabrica Quintero gelernt hat, eine harte<br />

Schule. Ihre Hände besitzen die Fähigkeit, täglich 250 Zigarren<br />

zu drehen, nicht irgendwie, sondern perfekt. Mano Agil nennt<br />

man diese begnadeten Dreherinnen, und nur die wenigsten<br />

erhalten diese Auszeichnung. Angeboten werden zwei Linien<br />

und die gängigen Formate; die La Galana Classica etwa, bei<br />

der eine Dreierkiste Petit Corona Classica vernünftige 27 Euro<br />

kostet. Die andere Linie heißt La Galana Privada, es sind dieselben<br />

Zigarren, aber mit individuell gestalteter Banderole.<br />

Aber zurück in den Dunst von Frau Meisl. Sie und Kuba, das<br />

fi ng nicht erst mit Fuentes an. Es war ein bisschen, als ob<br />

12 ProFirma 06 2010


Kuba schon seit Langem in ihr lag, bereit da zu sein, wenn<br />

ihr Schicksal dachte, es sei jetzt Zeit dafür. Meisl ist eine Verfechterin<br />

der Schicksalstheorie, die – vereinfacht formuliert –<br />

darauf basiert, dass jeder Mensch eine innere Stimme besitzt,<br />

eine Intuition, die ihn auf seinen Weg bringt und zur richtigen<br />

Zeit das rechte, das Schicksalsbedingte, geschehen lässt. Man<br />

kann davon halten, was man möchte. Aber im Falle Meisls hat<br />

es funktioniert. Bleibt natürlich die Frage, ob das Schicksal<br />

Meisl oder Meisl ihr Schicksal geformt hat.<br />

Hineingeworfen vom Schicksal ins Leben wurde sie im badischen<br />

Rheinfelden. Eine Jugend mit Geigenspielen und<br />

einem Einser-Abitur, nicht aus Strebsamkeit, sondern aus einer<br />

Form der unorthodoxen Rebellion. Sie mochte etwa ihren<br />

Mathelehrer nicht, er sie auch nicht, sie schrieb Vieren und<br />

Fünfen, das gefi el dem Lehrer, und um ihn wiederum zu ärgern,<br />

lernte sie und schrieb nur noch Einser. Danach ein medizinisches<br />

Praktikum an der Cote d‘Azur, bei dem ihr Verstand<br />

ProFirma 06 2010<br />

„In Dubai habe ich den Scheichs<br />

gezeigt, wie man First-class-<br />

Zigarren herstellt.“ ANNETTE MEISL<br />

und ihre innere Stimme sagten, es sei nichts für sie. Dann ging<br />

sie nach Madrid, mit einer, wie sie sagt, Mischung aus „Selbstvertrauen<br />

und Naivität“, ihrer Geige und 50 Mark in der Tasche.<br />

Als nur noch Selbstvertrauen, Naivität und Geige übrig<br />

blieben, entschloss sie sich, ihren Lebensunterhalt als Straßenmusikerin<br />

zu verdienen. Das lief ganz gut, als sie begriffen hatte,<br />

dass sie im kurzen Rock mehr Geld zugesteckt bekam<br />

13


Wir Unternehmer – Porträt<br />

als in Hippie-Klamotten. Und in diesem Moment offenbarte<br />

sich Meisls Talent, irgendwelche schwebende Künstler-Daseinszustände<br />

zu professionalisieren. Sie fi ng an, eine Statistik<br />

zu führen, notierte sich, wo in welchem Kleid sie mit welcher<br />

Musik wie viel verdient hatte, um aus jedem Platzkonzert das<br />

Optimum herauszuholen.<br />

Madrid war eine Liebe und eine Lehre. Sie blieb drei Jahre, verkaufte<br />

nach dem Musizieren den Madrilenen Englischkurse,<br />

ohne richtig Spanisch zu können. Später ließ sie sich zur<br />

Diplomdolmetscherin ausbilden. Und sie vermarktete sich.<br />

Ging einfach zu Radiostationen und bat dort um ein Interview,<br />

und seltsamerweise klappte dies sogar. Sie war Chefsekretärin<br />

für eine Briefmarken-Weltausstellung mit nichts als<br />

einem schwachen Verdacht, was eine Sekretärin alles so tut.<br />

Und später übernahm sie die Leitung eines Theatercafés, das<br />

legendäre „Damajuana“, rutschte da irgendwie rein, wie von<br />

unsichtbarer Hand geführt, inszenierte, organisierte, schmiss<br />

den Laden und sorgte dafür, dass das Café blühte, in dem<br />

damals Menschen verkehrten, deren Schicksal es war, unter<br />

anderem berühmt zu werden, Pedro Almodovar etwa oder<br />

Carlos Saura. Nebenbei verliebte sie sich in den Besitzer der<br />

Bar, einen Sänger, und als die Party im „Damajuana“ zu Ende<br />

war, ging sie mit ihrem Freund nach Deutschland. Er sang,<br />

sie spielte Geige und kümmerte sich um alles, zwei Tänzer<br />

tanzten Tango, acht Jahre lang, 100 Auftritte pro Jahr.<br />

Kubanische Nächte in Köln<br />

Heute scheint es, dass all die von ihr gegangenen Wege die<br />

Vorbereitung waren für die Straße, auf der sie heute geht. Im<br />

Jahr 1992 gründete sie eine Künstleragentur, war sechs Jahre<br />

lang mit einer Inszenierung aus Theater und Akrobatik unterwegs,<br />

mit togolesischen Künstlern. Das war, sagt sie, nicht<br />

immer einfach, „aber ich bereue nichts“. Gegen Ende des vergangenen<br />

Jahrtausends wurde sie Agentin der Vieja Trova<br />

Santiaguera, einer kubanischen Altherren-Kapelle, dem Vorläufer<br />

des Buena Vista Social Club, wenn man so will. Es waren<br />

dunkelhäutige, faltige Herren, die sich zu sagen schienen:<br />

„So, jetzt werden wir bald Achtzig – lasst uns mal die nächsten<br />

20 Jahre etwas professionell Musik machen.“ Kuba kam in<br />

ihr Leben, jene für sie perfekte und ästhetische Symbiose von<br />

Musik, Genuss und Kultur. Über ihre Event-Agentur organisierte<br />

sie kubanische Nächte in Köln, und Kuba war damals,<br />

vor zehn Jahren, einer der wesentlichsten Sehnsuchtsorte der<br />

Westeuropäer. Kuba war, neben allem zauberhaft-exotischem<br />

Glitzer, auch eine selling unit: Managerinnen belegten Salsakurse,<br />

jeder zweite Bankschnösel fi ng an, Zigarren zu rauchen,<br />

und alle träumten von einer Finca unter Palmen und ein paar<br />

Mojitos zum Sonnenuntergang.<br />

Aber trotz all der „Genusskultur“ die La Galana versprüht,<br />

trotz dieser kleinen kubanischen Oase mitten in Köln, dieser<br />

Insel, die nicht auf Kredite gebaut ist, weil Meisl „eine Verfechterin<br />

der schwarzen Zahlen“ ist, ernährt die Manufaktur zwar<br />

ihre Mitarbeiterinnen, viel mehr aber auch nicht. Vielleicht<br />

zeigt sich so die leise Ironie des Schicksals. Das La Galana<br />

liegt da wie ein Rohdiamant, und fast jeder, der es betritt, sagt<br />

Meisl: „Mensch, das ist pures Gold. Mach was draus.“ Dabei ist<br />

das bisher Erreichte durchaus eine Leistung, ansonsten hätte<br />

es La Galana nicht in das Cigarren-Buch des deutschen Zigarrenpapsts<br />

Dieter H. Wirtz geschafft. Das liegt vielleicht auch<br />

an dem kubanischen Musiker Rey Creagh. Der wird gerne<br />

als Altstar der kubanischen Musikszene bezeichnet. Im Jahr<br />

2007 segnete er die Räume der Manufaktur und übernahm die<br />

Patenschaft. Das ist, auf unsere Breitengrade umgemünzt, so<br />

etwas wie ein Ritterschlag.<br />

Kismet im Morgenland<br />

Filialen eröffnen, ein Franchise-System daraus machen, das<br />

wären Möglichkeiten. Aber Annette Meisls Weg führt als<br />

Nächstes wahrscheinlich ins Reich von 1001 Nacht, wo<br />

Scheichs leben und Kamele, und wo nicht viel wächst außer<br />

Geld. Unlängst war Meisl mit ihren Torcedoras in Dubai, „um<br />

den Scheichs zu zeigen, wie man First-class-Zigarren herstellt“.<br />

Das sei richtig gut gewesen, der jordanische König war<br />

zugegen, Anwer Bati auch, ebenfalls ein Zigarren-Autor der<br />

Champions League. Und der meinte, die Zigarren von La Galana<br />

seien genussvoll und entspannend. Es klingt so, als ob das<br />

Schicksal Frau Meisl eine neue Straße vor die Füße gelegt habe<br />

wie einen Teppich. Der Libanon schwebt noch halbdurchsichtig<br />

wie der Rauch einer Zigarre durch den Kopf der Frau,<br />

die ihr Alter nicht preisgeben möchte. Im Libanon ist per capita<br />

der Verbrauch von Zigarren sehr, sehr erfreulich, und es<br />

scheint alles zuerst einmal in Richtung der Präsentation von<br />

Dubai zu laufen.<br />

Und es würde nicht verwundern, wenn sich Meisl dort in der<br />

Levante, dem Morgenland, dem Land des Sonnenaufgangs,<br />

wo man zum Schicksal „Kismet“ sagt, wenn sie sich dort,<br />

Inschallah, erneut ein wenig verlieben würde. Auch in die Kultur,<br />

die Musik und den Genuss. www.lagalana.de<br />

14 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: La Galana


Annette Meisl mit ihrer kubanischen<br />

Star-Zigarrenrollerin<br />

Yoleivis Fernandez vor der<br />

Silhouette des Kölner Doms.<br />

Der richtige Dreh: Bis zu 250<br />

handgerollte Zigarren am Tag<br />

schafft eine routinierte Dreherin<br />

wie Yoleivis Fernandez.<br />

Im komplexen Umfeld der betrieblichen Altersversorgung sind Produkte gefragt,<br />

die sich Ihrer Unternehmensstrategie anpassen. Mit zukunftsweisenden Ideen<br />

bieten Mitarbeiter wie Siegfried Hischke unseren Kunden bAV-Konzepte, die<br />

nachhaltigen Mehrwert scha�en. Setzen Sie auch in Ihrem Unternehmen auf<br />

unsere Erfahrung und Kompetenz, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.<br />

Wir denken weiter.<br />

www.hdi-gerling.de<br />

Siegfried Hischke,<br />

Leiter Produktmanagement<br />

Firmen bei HDI-Gerling Leben.<br />

„ Der Wettbewerb um quali�zierte<br />

Mitarbeiter wird immer intensiver.<br />

Ich trage mit intelligenten bAV-Strategien<br />

zur Attraktivität Ihres Unternehmens bei.“


Wir Unternehmer – Mittelstand 2.0<br />

Community-Dienstleister Mixxt.de<br />

In drei Minuten ein eigenes Netzwerk<br />

Der Bonner Dienstleister Mixxt bietet kostenfreie Web-Dienste zur Vernetzung<br />

von Menschen mit ähnlichen Interessen. Technische Vorkenntnisse oder<br />

spezielle Software sind nicht notwendig. VON JÜRGEN CHRIST<br />

Hecht gefangen, Radio Jerewan aus dem<br />

Äther gefi scht oder vereintes Feinjustieren<br />

von Präsentationstechniken: Auf<br />

Mixxt.de sind fast alle Themen willkommen,<br />

lassen sich Neuheiten aller Art<br />

austauschen. Ob polnischer Anglerclub,<br />

deutsche Radiofans oder eher businessaffi<br />

ne Karrieremenschen – hier fi ndet jeder<br />

seine Gemeinschaft. Denn die Mixxt<br />

GmbH bietet einen virtuellen Bauka-<br />

Das Mixxt-Team: (v.l.) Daniel Peters (CDO), Philipp Ellenbeck<br />

(CTO), Christian Stein (CFO) und Oliver Ueberholz (CEO).<br />

sten zum Aufbau und zur Kontaktpfl ege<br />

von Gruppen, die ein gemeinsames<br />

Hobby pfl egen oder gleiche Interessen<br />

haben – sogenannte Communities. Als<br />

gemeinsame Werkzeuge dienen unter<br />

anderem Veranstaltungsplanung, Redaktionssystem,<br />

Mitgliederverwaltung,<br />

Fotoalben, Weblogs sowie Foren.<br />

Alle Dienste können mit jedem Web-<br />

Browser ohne Zusatz-Software genutzt<br />

werden und sind in der Basisvariante<br />

kostenfrei. Lediglich Premiumange-<br />

bote wie eine eigene Web-Adresse und<br />

Logo kosten extra – für neun oder 19<br />

Euro monatlich. Große Kongresse lassen<br />

sich mit Mixxt genauso schnell und<br />

zielgruppenorientiert organisieren wie<br />

der kleine Hobbytreff mit Nischenanspruch.<br />

Dazu realisierte das Bonner Unternehmen<br />

eine umfassende modulare<br />

Lösung. „Gerade die Nachbereitung ist<br />

für Veranstalter und Besucher interessant,<br />

weil so eine dauerhafte<br />

Vernetzung<br />

und Kundenbindung<br />

entsteht“, erklärt Geschäftsführer<br />

Oliver<br />

Ueberholz. Veranstalter<br />

profi tieren auch<br />

vom integrierten<br />

Ticketverkauf, den<br />

Mixxt in Zusammenarbeit<br />

mit dem Web-<br />

Dienstleister Amiando<br />

integriert.<br />

Communitys waren<br />

schon immer Ueberholz’<br />

große Leidenschaft.<br />

Bereits als<br />

18-Jähriger startete er<br />

nach dem Abitur seine erste Community<br />

für die Stadt Bonn unter Schirmherrschaft<br />

der damaligen Bürgermeisterin.<br />

Im Jahr 2007 gründete der mittlerweile<br />

29-Jährige das Unternehmen Mixxt mit<br />

drei Partnern und 200.000 Euro Startkapital<br />

von einem Investor. Der Gründermut<br />

zahlte sich aus: Von Anfang<br />

an schrieb Mixxt schwarze Zahlen. Mit<br />

einem Augenzwinkern rät Ueberholz<br />

anderen Gründungswilligen: „Bloß<br />

nicht von staatlichen Einrichtungen wie<br />

der IHK beraten lassen!“ Inzwischen betreut<br />

das 16-köpfi ge Mixxt-Team mehr<br />

als 280.000 Einzelmitglieder. Diese sind<br />

in mehr als 8.000 meist kleineren Netzwerken<br />

organisiert. Den Hauptumsatz<br />

generiert die rheinische Firma jedoch<br />

mit größeren Kunden – wie Radio-<br />

Schleswig-Holstein mit fast 70.000<br />

Mitgliedern – oder mit der Expertenplattform<br />

für spezialisierte Ärzte im<br />

Auftrag eines internationalen Pharmakonzerns<br />

zum Thema Schilddrüsenerkrankungen.<br />

Von Beginn an war das<br />

Unternehmen auf Internationalisierung<br />

ausgerichtet. Drei Mitarbeiter betreuen<br />

Gruppen in London, Istanbul und Warschau.<br />

Seit dem vergangenen Jahr ist der<br />

Web-Baukasten zudem auf Russisch<br />

und Ukrainisch verfügbar.<br />

„Wir haben sehr lange am Konzept gefeilt.<br />

Unser Ziel: Jeder sollte in nur drei<br />

Minuten sein eigenes Social Network<br />

einrichten können“, erzählt Ueberholz,<br />

dessen Studium der Volkswirtschaft und<br />

Sinologie seit der Unternehmensgründung<br />

pausiert. „Dabei wollten wir sofort<br />

global agieren.“<br />

Basis des Erfolgs sind die „Manager“ der<br />

unterschiedlichen Mixxt-Netzwerke,<br />

die in einer eigenen Gruppe an der Produktentwicklung<br />

beteiligt sind, Wünsche<br />

und Ideen beisteuern können. Ein weiterer<br />

Erfolgsbaustein sind die meist sehr<br />

jungen Mitarbeiter. „Unsere Leute haben<br />

zwar nicht alle Bestnoten, sind aber sehr<br />

kreativ, wenn es um Programmierung,<br />

Design, Musik und Video geht“, erläutert<br />

Ueberholz seine Personalpolitik. „Und<br />

sie bekommen Zeit, eigene Projekte zu<br />

entwickeln.“<br />

16 ProFirma 06 2010<br />

Foto: Mixxt


Flexibilität überzeugt die Kunden.<br />

Für die Gesundheit rund um die Uhr im Einsatz.<br />

Hans B. versorgt mit seiner noch jungen Firma den Gesundheitsmarkt<br />

in Deutschland und im angrenzenden Ausland<br />

mit medizintechnischen Geräten. „Unsere Firmenphilosophie<br />

lautet: „Wir sind für Sie da! Das bedeutet, dass wir<br />

24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche für unsere Kunden<br />

erreichbar sind. Das muss auch so sein. Bei Störungen müssen<br />

wir den Fehler schnellstmöglich beheben können“, beschreibt<br />

Hans B. den Servicegedanken seiner Firma. Aus<br />

diesem Grund hat er eine Servicehotline für Kunden eingerichtet.<br />

Während der Geschäftszeiten wird die Hotline von<br />

Mitarbeitern bedient. Außerhalb der Geschäftszeiten von<br />

Of�ceLine, dem quali�zierten Telefonservice der Telekom.<br />

Anrufer werden nach Postleitzahlen selektiert und der Anruf<br />

wird direkt an den zuständigen Servicemitarbeiter vor<br />

Ort weitergeleitet. Sollte der Mitarbeiter nicht erreichbar<br />

sein, geht der Anruf automatisch an seinen Vertreter.<br />

Immer ein qualifizierter Ansprechpartner.<br />

Ein Büro, das immer besetzt ist. Ein persönlicher Ansprechpartner,<br />

den man jederzeit erreichen kann. Für viele<br />

kleinere Unternehmen und Existenzgründer ist das nicht<br />

selbstverständlich. Dabei sind die permanente Erreichbarkeit<br />

eines quali�zierten Ansprechpartners und die Erweiterung<br />

der Geschäftszeiten entscheidende Wettbewerbsvorteile.<br />

Die Telekom bietet mit dem Service Of�ceLine genau<br />

diese Möglichkeiten.<br />

Mit Of�ceLine werden alle Anrufe persönlich entgegengenommen<br />

und aufbereitet. Alle wichtigen Informationen<br />

werden mit Adresse und Kontaktgrund weitergeleitet. So<br />

ist man immer auf dem Laufenden. Kein Kontakt geht verloren<br />

und keine Nachfrage bleibt unbeantwortet.<br />

Ob in einer Besprechung, unterwegs beim Kunden oder<br />

außerhalb der Geschäftszeiten – mit Of�ceLine hat man<br />

alles unter Kontrolle und kann sofort reagieren.<br />

Mehr Service sichert mehr Kundenzufriedenheit.<br />

Ganz gleich, wie sich das Geschäft entwickelt – Of�ceLine<br />

entwickelt sich mit. Der modulare Aufbau der Leistungspakete<br />

macht eine Anpassung an sich verändernde Anforderungen<br />

ganz einfach. So kann auch ohne Weiteres eine<br />

weitere Servicenummer zugeschaltet werden, über die besonderen<br />

Kunden ein zusätzlicher Beratungsservice geboten<br />

wird. Jeder Anruf wird zu jeder Zeit entgegengenommen<br />

und an den für den Kunden zuständigen Berater weitergeleitet.<br />

Sofort auf alles vorbereitet.<br />

Of�ceLine ist schnell eingerichtet. Der Leistungsumfang<br />

lässt sich dank kurzer Laufzeiten nach Bedarf �exibel ver-<br />

ändern. Klare Paketpreise sorgen für die notwendige Transparenz,<br />

sodass die Bürokosten nicht aus dem Ruder laufen.<br />

Alles im Namen der Gesundheit.<br />

Mit Of�ceLine hat Hans B. den optimalen Weg für seine<br />

Firma gefunden. „Ich kann allen Ansprüchen meiner Kunden<br />

auf sehr ef�ziente Weise gerecht werden. Das spart<br />

Geld, erhöht mein Serviceniveau und lässt mir alle Optionen<br />

für die Zukunft. Und das Privatleben meiner Mitarbeiter<br />

wird auch geschont.“<br />

Weitere Informationen unter<br />

Telekom Deutschland GmbH<br />

Zentrum Mehrwertdienste<br />

freecall 0800 116 7031<br />

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Wir Unternehmer<br />

Sanftes Grün vor malerischer<br />

Kulisse: Schloss Langenstein<br />

bei Orsingen-Nenzingen.<br />

Edles Ambiente fi nden<br />

die Besucher auch in den<br />

Clubräumen.<br />

Das schöne Ding<br />

AUSZEIT<br />

Countryclub Schloss Langenstein<br />

Golfen und Schießen mit Stil<br />

Es ist immer gut zu wissen, wovon die<br />

Rede ist. Also, ein Countryclub ist ein von<br />

einem Verein mit exklusiven Zugangsvoraussetzungen<br />

betriebenes parkähnliches<br />

Areal mit Sport- und Erholungsanlage<br />

in ländlichem Gelände. Der Verein<br />

ist in diesem Falle der Countryclub<br />

Schloss Langenstein im baden-württembergischen<br />

Orsingen-Nenzingen,<br />

das ein paar Dutzend Golf-Abschläge<br />

nordwestlich vom Bodensee liegt. Der<br />

Countryclub umfasst eine Golfanlage,<br />

einen Reitstall, eine Tennisanlage und<br />

einen Flintenparcours, und die lebenslange<br />

Mitgliedschaft kostet 17.830 Euro,<br />

ein Jahr beläuft sich auf 3.100 Euro, Gäste<br />

sind zugelassen.<br />

Das ist nicht wenig, aber die Frage ist,<br />

welchen Gegenwert das Mitglied dafür<br />

bekommt. Abgesehen vom sportlichen<br />

Wert, ist solch eine Mitgliedschaft das<br />

Ticket für ein Stückchen exklusives Paradies,<br />

in dem die Männer Gentlemen<br />

10.507 Liegestütze nonstop – das ist seit 30 Jahren der Weltrekord, aufgestellt vom<br />

Japaner Minoru Yoshida. Rolf Heck aus Waldshut-Tiengen, der im Liegestütze-Business<br />

„die Wildsau“ genannt wird, schaffte vor zehn Jahren in 30 Minuten 2.354, auch ein<br />

Rekord. Zurzeit, so hört man, will er einen neuen Rekord aufstellen: in 15 Minuten 300<br />

Push-ups auf Liegestützgriffen. Für alle, die testen möchten, wie sehr mit Stützen der<br />

Brustmuskel und die Arme schon nach<br />

nur zehn Stück schmerzen, hat die Firma<br />

Hock eine formvollendet durchgestylte<br />

Edelvariante dieses Trainingsgeräts ins<br />

Leben gerufen, aus Flugzeugaluminium<br />

und Nussbaum-Naturholz, härter als ein<br />

Muskel je werden kann.<br />

Empfohlener Preis: 299 Euro.<br />

Infos unter: www.hockdesign.de<br />

sind und die Damen Ladies, so die Art<br />

Club, in dem eine Kusshand nichts Antiquiertes<br />

ist. Es gibt eine Kleiderordnung<br />

für das Herzstück der Anlage, den Golfplatz,<br />

sowohl für den Neun-Loch-Platz,<br />

auf dem Gäste spielen dürfen (Greenfee<br />

am Wochenende 85 Euro), wie auch<br />

für den 18-Loch-Platz, der den Mitgliedern<br />

vorbehalten ist; Caps werden ausschließlich<br />

mit der Spitze nach vorne<br />

getragen, das Hemd gehört in die Hose,<br />

Shorts müssen bis zum Knie reichen,<br />

und Bluejeans sind verboten. Das ist<br />

in Ordnung, denn man bewegt sich in<br />

den Schlosslandschaften von Axel Graf<br />

Douglas, dem Besitzer, der vor 19 Jahren<br />

zum Schluss kam, dass ein Countryclub<br />

in der lieblichen Schlosslandschaft weniger<br />

Mühe und mehr Ertrag als die traditionelle<br />

Landwirtschaft bringt.<br />

Innerhalb des Clubs besitzt der Flintenparcours<br />

Dornsberg, der auch Sitz der<br />

Landesjagdschule Baden-Württemberg<br />

ist, besondere Knallkraft. Dass man in<br />

Deutschland fl ächendeckend golfen,<br />

reiten und Tennis spielen kann, wundert<br />

nicht, aber Schießen geht nicht überall.<br />

Der Verein bietet Tontaubenschießen<br />

(42 Cent pro Taube für Nichtmitglieder),<br />

realistische Jagdsimulationen<br />

aller Niederwildarten, eine Schießschule<br />

sowie einen Jagdparcours. Eine Leihwaffe<br />

kostet 20 Euro, Munition Kaliber<br />

20 (Weicheisenpatronen) 27 Cent.<br />

Jetzt liegt die Formulierung in Schussweite,<br />

dass der Countryclub ein Volltreffer<br />

ist. Sicher ist er eine Reise in eine<br />

Welt, in der die Probleme einfach in der<br />

Garderobe abgestreift werden, und man<br />

betritt sie in der Gewissheit, dass die<br />

nächsten Stunden zu den besseren im<br />

Leben zählen werden. (mib)<br />

www.schloss-langenstein.com<br />

18 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: Countryclub Schloss Langenstein; Winzerverein Oberrotweil; hockdesign


8. Kulinarische Weinwanderung am Kaiserstuhl<br />

Bei Lukullus und Bacchus<br />

Eines haben ein Marathon und die 8. Kulinarische Weinwanderung am<br />

20. Juni in Oberrotweil am Kaiserstuhl gemeinsam: Die Teilnahme eignet<br />

sich nur für Athleten ihres Metiers. 1.600 Leute können dieses Jahr maximal<br />

den sechs Kilometer langen Rundkurs in den Weinbergen Oberrotweils<br />

in Angriff nehmen. 39 Euro kostet das Vergnügen für Erwachsene.<br />

Der Rundweg stellt keine besonderen Anforderungen an die Kondition,<br />

eher sind ein gut gelaunter Gaumen und eine solide Alkoholverträglichkeit<br />

gefragt. An sechs Verkostungsstationen betreten die Weinwanderer<br />

die Hoheitsgebiete des Lukullus und des Bacchus, dazwischen wird laufend<br />

verdaut. Wer es bis in den Kastaniengarten der Winzerstube schafft,<br />

hat schon einiges intus; diverse Weine, Speckgugelhopf, Forellenschaum<br />

mit Honigsenf, ein Schweinshäxle, Käsevariationen mit Muskatellerbeschwipsten<br />

Trauben, das Kaiserstühler Kirschbömble und ein wenig<br />

Tresterbrand. Derart präpariert, sorgen die badischen Volksmusik-Haudegen<br />

„Die Steigerburschen“ als abschließendes Sahnehäubchen für Ohrenschmaus.<br />

(mib) www.winzerverein-oberrotweil.de<br />

Für den<br />

TERMIN-<br />

KALENDER<br />

geschäftstüchtich<br />

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Unternehmensführung – Titelthema<br />

Kalkulation<br />

Der beste Preis<br />

Viele Unternehmen setzen ihre Preise zu niedrig an und verschenken somit<br />

Umsatz und Gewinn. Die Lösung: Eine intelligente und originelle Preisstrategie. gie.<br />

Es kann sich sogar lohnen, den Kunden entscheiden zu lassen, was er zahlen<br />

möchte. VON SABINE HÖLPER<br />

René Sellmer sieht mit seinem grasgrünen Spitzbart, der bis<br />

übers Kinn hinausragt, ein bisschen verrückt aus. Genauso<br />

verrückt klingt auch die Preisstrategie in seinem Friseursalon.<br />

„Zahle, was du willst“ heißt diese Strategie, die Preislisten<br />

überfl üssig macht, weil die Kunden selbst bestimmen, was sie<br />

für die neue Frisur bezahlen wollen. „Es ist mehr, als wenn<br />

ich Festpreise anbieten würde“, sagt Sellmer. 40 Euro geben<br />

seine Kunden im Schnitt. 29 Euro seien es in den Salons gewesen,<br />

in denen der Friseur früher als Angestellter gearbeitet<br />

hat. Sellmer klingt selbst ein wenig überrascht, aber sein Fazit<br />

79<br />

.– 99<br />

79.–<br />

19.-<br />

ProFirma<br />

Titelthema<br />

ist eindeutig: „Das Preismodell funktioniert.“ Es funktioniert<br />

sogar so gut, dass dem ersten Salon „Emma Hair Revolution“,<br />

den Sellmer vor sechseinhalb Jahren in Krefeld eröffnete, zwei<br />

weitere in Moers und Mönchengladbach folgten.<br />

Zahle, was du willst – was nach unternehmerischem Harakiri<br />

klingt, ist in Wahrheit eine ernst zu nehmende intelligente<br />

Preisstrategie. Immer mehr Unternehmen setzen sie erfolgreich<br />

um. Und nicht nur „pay what you want“ hat Konjunktur.<br />

Landauf, landab und quer durch alle Branchen machen Unternehmer<br />

mit skurril anmutenden, aber effektiven Preisstrategien<br />

auf sich aufmerksam. So werben Banken, Automobilhersteller<br />

oder Friseure mit Flatrates, und in einem Bamberger<br />

Café wird der Bierpreis ausgewürfelt.<br />

Das aufkeimende Interesse der Unternehmer an intelligenten<br />

Preisstrategien verwundert nicht. Zwar ist die Erkenntnis,<br />

dass der Preis den mächtigsten und wirkungsvollsten Hebel<br />

zur Gewinnsteigerung repräsentiert, nicht neu. Doch erst seit<br />

einigen Jahren, seit die Produkte und Leistungen allesamt auf<br />

einem qualitativ hohen Niveau sind, sodass sich mit Verbesserungen<br />

an dieser Stelle kaum noch ein Mehrwert erzielen<br />

lässt, rückt der Preis in den Fokus der Unternehmer. Oder<br />

anders ausgedrückt: Hat die Firma kein neues, revolutionäres<br />

Produkt auf dem Markt, mit dem sie für Abverkaufserfolge<br />

sorgen kann, dann muss sie eben so lange am Preis der bisherigen<br />

Produkte drehen, bis diese sich noch besser verkaufen.<br />

Und um möglichen Missverständnissen gleich vorzubeugen:<br />

Es geht keineswegs darum, die Produkte mithilfe von Rabatten<br />

und Sonderangeboten zu verschleudern. Ganz im Gegenteil:<br />

Intelligentes Pricing heißt, für jedes Produkt zu jedem<br />

Zeitpunkt den besten Preis zu fi nden, den Preis also, „den der<br />

Kunde als fair empfi ndet und zu zahlen bereit ist, und mit dem<br />

der Unternehmer seine strategischen Ziele, die mit dem Produkt<br />

umgesetzt werden sollen, erreicht“, wie Hans-Christian<br />

Riekhof, Professor für internationales Marketing an der privaten<br />

Fachhochschule Göttingen, sagt. „Die Voraussetzung<br />

dafür ist, eine Preisstrategie zu haben.“<br />

20<br />

ProFirma 06 2010<br />

1.- .


7288.-<br />

„Wir legen für jedes Land eine<br />

individuelle Preispositionierung<br />

fest. In Deutschland sind höhere<br />

Preise möglich als in China.“<br />

FELIX MÜLLER, HEIDELBERGER DRUCKMASCHINEN<br />

Aldi versus Porsche<br />

Die Preisstrategie orientiert sich am Unternehmenszweck<br />

und der Unternehmensstrategie. Sie ist folglich langfristig<br />

angelegt, zeichnet die grobe Linie vor. Ganz grundlegend<br />

geht es dabei um Marktdurchdringung versus Abschöpfung.<br />

Um Aldi versus Porsche. Der Preis hingegen geht ins Detail.<br />

Er wird für einzelne Produkte und Leistungen bestimmt. Mit<br />

ihm lassen sich temporäre wirtschaftliche Ziele justieren oder<br />

solche, die nur einen Bereich des Unternehmens betreffen.<br />

„Wir möchten drei bis vier Mal pro Jahr jeweils ein Landbier<br />

aus der Region bekannt machen und den Abverkauf dieses<br />

Bieres ankurbeln“, sagt beispielsweise Harald Kurz-Brauer,<br />

einer der beiden Inhaber des Hofcafés in Bamberg. Deshalb<br />

fi ndet in seinem Café jeden Sonntag- und Montagabend die<br />

Aktion „Gämbeln & Landbier genießen“ statt: Wer das Landbier<br />

bestellt, würfelt den Preis mit der Bedienung aus. Zählen<br />

die Würfel des Gastes mehr Augen als die des Kellners, wird<br />

das Bier zum halben Preis ausgeschenkt. Gewinnt der Kellner,<br />

zahlt der Gast den vollen Preis. Bei der nächsten Bestellung<br />

hat er aber wieder eine Chance auf den Preisvorteil.<br />

300.-<br />

ProFirma 06 2010<br />

21


Unternehmensführung ng – Titelthema<br />

<strong>DIE</strong> KOSTEN ZU SEHR IM BLICK<br />

Welche Informationsquellen Unternehmen<br />

zur Preisgestaltung nutzen<br />

Kostenkalkulation/Deckungsbeitrags-Analysen<br />

Wettbewerbsanalysen<br />

Preis-Controlling<br />

Kundenbefragung<br />

Preisabsatzfunktion<br />

Quantifi zierung des Kundennutzens<br />

Expertenbefragung<br />

Preistests<br />

Conjoint Analysen<br />

Sonstige<br />

5.– 99<br />

83%<br />

70%<br />

37%<br />

36%<br />

20%<br />

19%<br />

18%<br />

18%<br />

3%<br />

10%<br />

Quelle: Wertschöpfende Pricing-Prozesse. Eine empirische Untersuchung der Pricing-<br />

Praxis, Hans-Christian Riekhof, Benedikt Lohaus, Private Fachhochschule Göttingen<br />

So erfolgreich das „Gämbeln“ (fränkisch für das englische<br />

gambling, also spielen) in einer Kneipe ist, wo Spielen in geselliger<br />

Runde Tradition hat, so erfolglos wäre es im Feinkostladen.<br />

Der Preis muss eben zum Produkt passen, oder wie Diller<br />

sagt: „Der Preis muss als Quotient aus Bezahlung und Leistung<br />

verstanden werden.“ Die Preispolitik stehe somit vor der Aufgabe,<br />

ein Preis-Leistungs-Verhältnis zu bestimmen, das nicht<br />

nur den Ertragsansprüchen, sondern auch den Kundenerwartungen<br />

entspreche. Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich,<br />

warum Flatrates Preisstrategien mit Durchschlagskraft<br />

sind. „Sie bieten den Kunden Preissicherheit. Und die ist den<br />

Kunden sehr wichtig“, sagt Diller. Kein Wunder also, dass die<br />

Quirin-Bank vermögenden Kunden die Depotberatung auf<br />

Basis einer monatlichen Flatrate in Höhe von 75 Euro mit dem<br />

„Gesucht ist der Preis, den der Kunde<br />

als fair empfi ndet und zahlen will.“<br />

PROF. HANS-CHRISTIAN RIEKHOF, FH GÖTTINGEN<br />

Hinweis auf „volle Kostentransparenz“ schmackhaft macht.<br />

„Die Kunden werden weder von versteckten Gebühren überrascht<br />

noch müssen sie fürchten, dass der Berater ihnen ein Papier<br />

andreht, nur weil dieses eine hohe Provision für die Bank<br />

abwirft“, sagt ein Pressesprecher. „Man zahlt einen festen Preis<br />

und kann dafür so viel Beratungsleistung in Anspruch nehmen,<br />

wie man will“, erklärt er den Vorteil des Modells. Wobei<br />

der Vorteil vor allem auf Seiten der Bank liegt. Seit dem Start<br />

des Private Banking Ende 2006 konnte das Geldhaus die Zahl<br />

seiner Kunden verzehnfachen.<br />

„Die Flatrate-Strategie geht für die Unternehmen meistens<br />

auf“, weiß Riekhof. „Weil die Kunden ihren Bedarf in der Regel<br />

überschätzen.“ Soll heißen: Sie brauchen weder mehrmals<br />

privat<br />

im Monat eine Depotberatung noch lassen sie sich täglich Foto:<br />

22 ProFirma 06 2010


Der Mittelstand: Motor für Innovation.<br />

Wir leben in einer Welt, die sich in kurzer Zeit fundamental verändert<br />

hat: Im Grunde gibt es heute fast nichts mehr, was man nicht digital<br />

erfassen, vernetzen und mit Intelligenz ausstatten könnte. Das gilt auch<br />

für all die Systeme, Prozesse und Geräte, die wir brauchen, um Produkte<br />

zu entwickeln, herzustellen und zu handeln. Um Dienstleistungen<br />

zu erbringen – und um das Zusammenleben und -arbeiten von Milliarden<br />

Menschen zu erleichtern. Mit einem Wort: Unsere Welt wird smarter.<br />

Die Innovationen, die diese Entwicklung möglich machen und vorantreiben,<br />

stammen aus einer Vielzahl verschiedener Quellen. Dennoch könnte<br />

man meinen, die neuen Möglichkeiten würden in erster Linie großen<br />

Unternehmen zugutekommen. Aber Tatsache ist: Der Mittelstand ist<br />

schon seit geraumer Zeit der Motor des Wachstums. Weltweit betrachtet<br />

repräsentiert er mehr als 90% aller Unternehmen, in Deutschland über<br />

70% aller Arbeitsplätze und mehr als die Hälfte der Wertschöpfung. Er<br />

bringt mehr Patente und mehr Innovationen pro Mitarbeiter zustande<br />

als Großunternehmen.<br />

IBM und Business Partner bieten mittelständischen Unternehmen Knowhow<br />

und Instrumente, um produktiver und pro�tabler zu werden und so<br />

ihren Vorsprung zu nutzen und auszubauen. Speziell zusammengestellte,<br />

leistungsstarke und �nanziell attraktive Lösungen helfen Unternehmen,<br />

ihre Ef�zienz zu steigern, ihre Rendite zu erhöhen und neue<br />

Marktchancen schneller zu ergreifen. Durch unsere Erfahrung aus der<br />

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können wir Lösungen für fast jede Problemstellung und Aufgabe �nden.<br />

So haben wir zum Beispiel gemeinsam mit dem französischen Medizingerätehersteller<br />

Implanet ein völlig neues, ef�zienteres Geschäftsmodell<br />

entworfen, mit dem sich Implantate über die gesamte Lieferkette lückenlos<br />

verfolgen lassen. Der britische Ökostromanbieter Ecotricity nutzte die<br />

Hilfe von IBM, um sein explosionsartiges Wachstum in den Griff zu bekommen.<br />

Mit der Neuausrichtung der IT-Systeme für seine Kundendaten<br />

verbesserte sich die Rendite unmittelbar und die Servicequalität stieg.<br />

Die Impire AG, ein deutscher Anbieter von Sportstatistiken, hat mit unserer<br />

Hilfe Hunderte von Datenquellen auf einer Plattform zusammengeführt<br />

und begeistert Sportfans vor dem Fernseher nun mit packenden Echtzeit-Statistiken<br />

und 3-D-Gra�ken zum Spielgeschehen.<br />

Nicht zuletzt dank solcher intelligenter Lösungen gewinnen mittelständische<br />

Unternehmen heute die Art von Ein�uss, die früher nur den größten<br />

Unternehmen vorbehalten war. IBM und Business Partner bieten die Unterstützung<br />

und das Know-how, um Ihre Visionen in die Tat umzusetzen – und<br />

Ideen in Resultate.<br />

Wie smarte Ideen zum Erfolg unserer mittelständischen Kunden beitragen,<br />

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Also: Machen wir den Planeten ein bisschen smarter.<br />

IBM, das IBM Logo und ibm.com sind Marken oder eingetragene Marken der International Business Machines Corporation in den Vereinigten Staaten und/oder anderen Ländern. Andere Namen von Firmen, Produkten und Dienstleistungen können Marken oder<br />

eingetragene Marken ihrer jeweiligen Inhaber sein. © 2010 IBM Corporation. Alle Rechte vorbehalten. O&M IBM S 5/10


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Discount-Strategie bei Aldi und Nischenansatz<br />

mit starker Segmentierung bei Bang &<br />

Olufsen: Die Preismodelle der Anbieter unterscheiden<br />

sich erheblich.<br />

Eine Frage des Images<br />

Die grundlegenden strategischen Preisstrategien:<br />

Marktdurchdringung und Abschöpfung<br />

Marktdurchdringung<br />

Abschöpfung<br />

Beispiel Aldi, Lidl Bang & Olufsen<br />

Ziel Langfristige Gewinnung<br />

von Marktanteilen<br />

Nachfrageverhalten<br />

Marktsegmentierung<br />

Kurzfristige Gewinne<br />

Preiselastisch Nicht preiselastisch<br />

Wenige Marktsegmente Starke Segmentierung,<br />

Nischen<br />

Wettbewerb Neue Wettbewerber<br />

werden bekämpft, niedrige<br />

Markteintrittsbarrieren<br />

Produkt Lange Lebenszyklen,<br />

Image wird als unwichtig<br />

angesehen<br />

Neue Wettbewerber<br />

werden akzeptiert, hohe<br />

Markteintrittsbarrieren<br />

Kurze Lebenszyklen,<br />

gehobenes Image ist<br />

wichtig<br />

Preis Hoher Preisdruck Preise können durch<br />

geringeren Marktdruck<br />

länger gehalten werden<br />

Produktion Hohe Skaleneffekte und<br />

Erfahrungskurveneffekte<br />

Werbung Kunde kennt das Produkt,<br />

Preisvorteile stehen im<br />

Vordergrund<br />

Geringe Skaleneffekte und<br />

Erfahrungskurveneffekte<br />

Produkt wird dem Kunden<br />

vorgestellt, Qualitäts- und<br />

Imageaspekte stehen im<br />

Vordergrund<br />

die Haare frisieren. „Dafür hat doch niemand die Zeit“, gibt<br />

Anika Fehrmann zu. Die Friseurmeisterin bietet in ihrem Berliner<br />

Salon „KopfKunstKreuzberg“ seit geraumer Zeit eine<br />

„Style-Flat“ an, die den Kunden theoretisch erlaubt, sich jeden<br />

Tag frisieren zu lassen. In der Praxis sieht das freilich anders<br />

aus. „Wenn sie zwei Mal pro Woche kommen, ist das schon<br />

viel“, sagt die 26-Jährige. Angenommen werde der neue Tarif,<br />

der bei 30 Euro pro Monat für grenzenloses Waschen und<br />

Föhnen und bei 60 Euro für zusätzliches Färben liegt, trotzdem.<br />

Der größte Erfolg der Style-Flat liegt laut Fehrmann aber<br />

woanders: Weil die Preisstrategie der Friseurin durch die Medien<br />

ging und der kleine Laden stadtbekannt wurde, konnte<br />

Fehrmann viele neue Kundinnen gewinnen. „Jetzt kommen<br />

sogar Frauen aus Charlottenburg und Wilmersdorf zu uns“,<br />

berichtet die Unternehmerin erfreut.<br />

Originelle Preisstrategien wie die „Style-Flat“ oder „Zahle, was<br />

du willst“ haben den Vorteil, dass sie auch als Marketing- oder<br />

PR-Gag funktionieren. Und wenn die Presse erst ausgiebig<br />

berichtet, ist Kundschaft garantiert. Dennoch müssen Preisstrategien<br />

nicht in erster Linie durch Originalität überzeugen.<br />

Viel wichtiger ist, dass Preise festgesetzt werden, die die Zahlungsbereitschaft<br />

der Kunden in vollem Umfang ausnutzen.<br />

„Häufi g richtet sich die Preisgestaltung aber zu einseitig an<br />

preisaktive Käufer“, sagt Experte Diller. Dabei brachten seine<br />

Untersuchungen zutage, dass mehr als ein Drittel der Verbraucher<br />

bereit ist, relativ hohe Preise zu zahlen. „Statt auch diese<br />

Hochpreiszahler mit niedrigen Preisen zu ködern, empfi ehlt<br />

es sich, die höhere Preisbereitschaft gezielt abzuschöpfen.“<br />

Zu den Unternehmen, die diesen Ratschlag verinnerlicht haben,<br />

gehört der Topfhersteller Fissler. „Wir setzen um fünf bis<br />

zehn Prozent höhere Preise durch als unsere Wettbewer-<br />

24 ProFirma 06 2010<br />

Foto: imago ecomedia, Ralph Peters; privat


729.-<br />

ProFirma 06 2010<br />

INTERVIEW<br />

„Der „D Dreiecksblick ist unabdingbar“<br />

Prof. Dr. Hermann Herm Diller, emeritierter Inhaber des Lehrstuhls für Marketing an der<br />

Unive Universität Erlangen-Nürnberg, über die Tücken der Preispolitik.<br />

Herr Professor Diller, warum ist die Preispolitik<br />

im Unternehmen so wichtig?<br />

Diller: Preispolitik ist das Instrument des<br />

Unternehmens, das am deutlichsten auf<br />

den Gewinn durchschlägt. Ich nenne Ihnen<br />

zur Veranschaulichung ein Beispiel:<br />

Hätte VW im Jahr 2007 für jedes Auto<br />

nur 50 Euro mehr verlangen können,<br />

wäre der Gewinn des Unternehmens um<br />

233,5 Millionen Euro gestiegen. Hätte<br />

die Preiserhöhung allerdings zu einem<br />

Absatzrückgang um drei Prozent geführt,<br />

wären 140.100 Autos weniger verkauft<br />

worden und damit die Fixkosten pro Wagen<br />

deutlich gestiegen.<br />

VW hätte im Vorfeld wissen müssen,<br />

ob die Verbraucher bereit sind, 50 Euro<br />

mehr zu zahlen oder nicht ...<br />

Diller: Die Preisbereitschaft der Konsumenten<br />

zu kennen, ist in der Tat das A<br />

und O. Es reicht nicht aus, den Preis in<br />

Abhängigkeit der Kosten und mit Blick<br />

auf den Wettbewerb festzulegen. Der<br />

Dreiecksblick auf die Kosten, die Wettbewerber<br />

und die Kunden ist unabdingbar.<br />

Der Blick auf den Kunden scheint der<br />

schwierigste zu sein. Zumal sich die Konsumenten<br />

nicht ausschließlich rational<br />

verhalten. Wie bekommt man trotzdem<br />

im Vorfeld eine Ahnung von der Preisbereitschaft<br />

der Kunden?<br />

Diller: Die Preisforschung kennt etliche<br />

Modelle, mit denen sich in etwa sagen<br />

lässt, für welches Qualitätsmerkmal der<br />

Kunde welchen Preis zahlen will. Eines<br />

der gängigsten Modelle ist die sogenannteConjoint-Measurement-Methode.<br />

Zur Messung der Bewertung eines<br />

Guts erhalten bestimmte Eigenschaften<br />

dieses Guts bestimmte Bedeutungsgewichte,<br />

um daraus ein möglichst allge-<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE SABINE HÖLPER<br />

mein gültiges Gesamt-Präferenzurteil der<br />

Verbraucher abzuleiten.<br />

Nun zahlt der eine Kunde höchstens 50 Euro<br />

für ein Paar Sandalen, der andere 300 ...<br />

Diller: ... und der Schuhhändler ist schlau,<br />

wenn er für beide Kundengruppen Schuhe<br />

anbietet – und natürlich zusätzlich für die,<br />

die dazwischen liegen. Nur so kann er<br />

die vielfältigen Preisspielräume voll ausschöpfen.<br />

In der Praxis passiert das ja auch<br />

meist. Schauen Sie sich im Supermarkt<br />

um: Da fi nden Sie in einer Produktkategorie<br />

sieben, acht verschiedene Preislagen.<br />

Noch vor drei Jahren gab es diese feinen<br />

Abstufungen bedeutend seltener.<br />

Die Unternehmer haben etwas gelernt?<br />

Diller: Ja, sie haben dem Preis die Aufmerksamkeit<br />

gewidmet, die er verdient.<br />

Mit gutem Grund: In den vergangenen 30<br />

Jahren stand die Verbesserung der Produkte<br />

im Fokus der Unternehmen. Heute sind die<br />

Produkte allesamt auf einem derart hohen<br />

Niveau, dass die Grenzrate der Zufriedenheit<br />

ausgeschöpft ist. Als Folge rückt nun<br />

die Preisgestaltung in den Fokus.<br />

Überall trifft man auf Preisdifferenzierung:<br />

Die Kinokarte, die für den Studenten<br />

weniger kostet, die Flugreise,<br />

die den Frühbucher billiger kommt, die<br />

Brezel, die im Dreierpack günstiger ist.<br />

Ist Preisdifferenzierung das Gebot der<br />

Stunde?<br />

Diller: Ja, und wieder sage ich: aus<br />

gutem Grund. Die Kunden sind heterogen<br />

und hybrid, die Preisbereitschaft<br />

spreizt. Allerdings ist die für Studenten<br />

verbilligte Kinokarte kein gutes Beispiel<br />

für eine gelungene Preisdifferenzierung.<br />

Denn da wird den Kinobesuchern vorgeschrieben,<br />

welche Eintrittspreise sie zu<br />

zahlen haben. Intelligenter ist es doch,<br />

wenn man verschiedene Varianten anbietet<br />

und den Kunden dann die Wahl<br />

lässt, welchen Preis sie – für welche Variante<br />

– zahlen wollen: Nimmt man die<br />

teurere Bahncard 50 mit mehr oder die<br />

billigere Bahncard 25 mit weniger Leistung?<br />

Kauft man einen Computer mit<br />

einem Gigabyte Arbeitsspeicher oder<br />

mit zwei? Hier fühlt sich kein Kunde<br />

übervorteilt. Weil er – anders als an der<br />

Kinokasse – selbst entscheiden durfte.<br />

Welches Beispiel für gelungene Preisdifferenzierung<br />

fällt Ihnen noch ein?<br />

Diller: Nehmen wir den Mars-Riegel.<br />

Den gibt es für jeden Verbrauchsanlass,<br />

in allen erdenklichen Verpackungen: Im<br />

Fußballstadion, in der Geschenkverpackung,<br />

in der Haushaltspackung und,<br />

und, und. Und jedes Mal hat er einen<br />

anderen Preis pro Mengeneinheit.<br />

Was ist der größte Fehler im Zusammenhang<br />

mit der Preisgestaltung?<br />

Diller: Rabattschlachten. Sie bringen nie<br />

etwas. Sie sind reinster Verdrängungswettbewerb.<br />

25


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Zahle, was du willst<br />

Immer mehr Unternehmen fordern ihre Kunden auf: „Zahle, was du willst.“<br />

Zwei Unternehmen, die diese Preisstrategie erfolgreich betreiben.<br />

Emma Hair Revolution, Krefeld:<br />

20 Jahre ist es her, dass René Sellmer in einem Londoner Restaurant<br />

aufgefordert wurde: „pay what you want.“ Als der Friseurmeister<br />

dann vor sechs Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit<br />

wagte, erinnerte er sich an den Restaurantbesuch<br />

– und führte ebenfalls das „Zahle, was du willst“-Preismodell<br />

ein. „Natürlich hatte ich anfangs Bedenken, ob wir verarscht<br />

werden“, gibt der 42-Jährige zu. Doch seine Zweifel verfl ogen<br />

schnell. 40 Euro zahlt jeder Kunde pro Friseurbesuch – und<br />

damit elf Euro mehr, als es in den Salons üblich war, in denen<br />

Sellmer früher als Angestellter gearbeitet hatte. „Einmal<br />

waren sogar 500 Euro im Umschlag“, erzählt Sellmer. Dass<br />

die Preisstrategie des Friseurmeisters aufgeht, liegt laut Sellmer<br />

am Gesamtkonzept des Ladens, das genauso eigenwillig<br />

ist wie die Preisstrategie. So frisiert der Unternehmer grundsätzlich<br />

nicht nach Kundenwunsch, sondern schneidet, färbt<br />

und föhnt, wie es ihm gefällt. Doch auch dieses in der Branche<br />

unübliche Vorgehen kommt bei den Kunden an. Noch etwas<br />

sei wichtig beim „Zahle, was du willst“, ergänzt der Mann mit<br />

dem giftgrünen Spitzbart: Der persönliche Kontakt. Wenn<br />

man sich den Kunden zuwende, freundlich sei und eine gute<br />

Atmosphäre schaffe, seien diese gerne bereit, ein angemessenes<br />

Honorar zu zahlen.<br />

Bei Friseur René<br />

Sellmer und seinem<br />

Team zahlen<br />

die Kundinnen<br />

den Preis, den sie<br />

für angemessen<br />

Wolf Meyer-Plate und Maike Fuchs, Chefs des Restaurants Caduli.<br />

Restaurant Caduli, Mannheim:<br />

99 99.- .-<br />

Schon als Wolf Meyer-Plate gemeinsam mit der Köchin Maike<br />

Fuchs das Restaurant Caduli eröffnete, hatten sie die Idee<br />

mit dem „Zahle, was du willst“. Trotzdem führten sie erst einmal<br />

Festpreise ein. Nach einem halben Jahr „hatten wir dann<br />

aber das Gefühl, dass die außergewöhnliche Preisstrategie<br />

besser zu uns passt“, sagt der Mittfünfziger. „Das Restaurant<br />

– gehobenes Essen, aber mitten im Industriegebiet gelegen –<br />

ist ja auch ungewöhnlich.“ Seither kommen im Caduli also<br />

Speisekarten ohne Preisangaben auf den Tisch. Lediglich für<br />

Getränke berechnet der Chef Festpreise. „Erstens gibt es an<br />

einer Cola keinen Service zu bewerten“, erklärt Meyer-Plate.<br />

„Zweitens ist es für einen Laien sehr schwer zu beurteilen, wie<br />

teuer der Wein ist, den er trinkt.“ Bei den Speisen funktioniere<br />

das „Zahle, was du willst“ aber hervorragend, wenngleich<br />

es vorkommt, dass zwei Personen fürs gleiche Gericht mal<br />

25, mal 75 Euro zahlen. Unterm Strich werde aber genau der<br />

Preis gezahlt, den er auch ansetzen würde. „Die Gäste können<br />

ziemlich gut beurteilen, was das Essen wert ist“, sagt der Unternehmer.<br />

Hin und wieder gibt Meyer-Plate dann aber doch<br />

einen „Wunschpreis der Küche“ heraus. Er hat nämlich herausgefunden,<br />

dass manche Gourmets fernbleiben, weil es ihnen<br />

„zu stressig ist, selbst zu entscheiden“. Jetzt kann der Chef<br />

auch diese Gäste bewirten.<br />

halten. Fotos: Coco Pohlmann, Caduli<br />

26 ProFirma 06 2010


Andere A „Zahle-was-du-willst“-Anbieter<br />

überlassen ü<br />

ihren Kunden nur an bestimmten<br />

Tagen T oder zu bestimmten Tageszeiten das<br />

Recht, R<br />

selbst zu bestimmen.<br />

Weinerei, Berlin:<br />

Tagsüber trifft man sich im Forum und im FraRosa auf Kaffee<br />

und Kuchen zum Festpreis. Abends heißt es „Zahle, was du<br />

willst“. Zu Beginn zahlt der Gast allerdings einen Euro fürs Glas.<br />

Den Wein honoriert er am Ende des Abends nach seinem Gusto,<br />

indem er die Scheinchen in das große Glas am Tresen steckt.<br />

Le Kaschemme, Hamburg:<br />

In dem Restaurant im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist immer<br />

donnerstags „Zahle-was-du-willst“-Tag. Dann gibt es ein Dreigangmenü<br />

zu Preisen, die die Gäste bestimmen.<br />

Manche Unternehmen setzen die<br />

„Zahle-was-du-willst“-Strategie nur<br />

vorübergehend um:<br />

Hotel Sonnenhof, Lam:<br />

In dem Hotel im Schwarzwald galt die Devise nur die ersten vier<br />

Wochen nach Neueröffnung. Man habe wissen wollen, wie die<br />

Gäste die Leistung einschätzen, so Hoteldirektor Hans Markwalder.<br />

Die Gäste fungierten also als „Hoteltester“. Das Fazit<br />

nach vier Wochen: Die Auslastung sei gut gewesen, außerdem<br />

habe das Hotel Kunden gewonnen. Und mit dem durchschnittlichen<br />

Preis in Höhe von 150 Euro pro Nacht war Markwalder<br />

auch recht zufrieden.<br />

Tourismus, Längenfeld:<br />

In dem österreichischen Ort Längenfeld kamen letzten Sommer<br />

100 Gäste eine Woche lang in den Genuss, die Preise festzulegen.<br />

14 Hotels, vier Gastronomiebetriebe und mehrere Veranstalter<br />

für Freizeitaktivitäten hatten sich der „Marketingaktion“<br />

angeschlossen. Der Erfolg sei riesig gewesen, teilt der Initiator<br />

mit. Nationale und internationale Medien hätten über das Projekt<br />

berichtet. Dadurch sei ein Werbewert von mehr als 250.000<br />

Euro erzielt worden.<br />

ProFirma 06 2010<br />

ber“, sagt Markus H. Kepka, Sprecher der Geschäftsführung<br />

bei der Fissler GmbH in Idar-Oberstein. Allerdings lasse sich<br />

der höhere Preis nur mit hoher Qualität der Produkte halten.<br />

Außerdem veranstaltet der Topfhersteller regelmäßig Kochvorführungen<br />

und lädt zu Events mit Spitzenköchen ein, um<br />

die Kunden ans Unternehmen zu binden. Beides zusammen<br />

– innovative Qualitätsprodukte und Kundenbindung – führe<br />

zum Ziel, so Kepka: „Die Kunden zahlen mehr.“<br />

Dass man nur Premiumpreise verlangen kann, wenn man<br />

auch Premiumprodukte anbietet, wissen auch Unternehmer,<br />

die im Business-to-Business-Geschäft tätig sind. „Wir können<br />

uns gegenüber der Konkurrenz als Preispremiumanbieter<br />

positionieren, weil unsere Maschinen hohe Qualität und<br />

Produktivität gewährleisten“, sagt Felix Müller, Leiter der<br />

Abteilung Planung und Preisstrategie bei der Heidelberger<br />

Druckmaschinen AG. „Und natürlich stellen wir die Druckmaschinen<br />

nicht einfach hin“, ergänzt er. „Wir liefern einen<br />

umfangreichen Systemservice mit.“ Nur in dieser Kombination<br />

lasse sich der höhere Preis erzielen. Und das auch nur<br />

dann, wenn den Kunden der Nutzen des Produkts bewusst sei.<br />

„Die Kommunikation ist von großer Bedeutung“, sagt Müller.<br />

„Deshalb stecken wir viel Geld und Kapazitäten in die Schulungen<br />

der Verkäufer.“ Schließlich haben sie nicht nur die<br />

Aufgabe, die Vorzüge der Maschinen anzupreisen. Sie sollen<br />

durch Gespräche mit den Kunden auch herausfi nden, wie viel<br />

sie für das Produkt zu zahlen bereit sind. Auch andere Firmen<br />

im Premiumsegment unternehmen große Anstrengungen,<br />

die Preisbereitschaft ihrer Kunden abzuklopfen. Der Münchner<br />

Reiseanbieter Studiosus lässt seine Teilnehmer zu diesem<br />

Zweck am Ende jeder Reise einen umfangreichen Fragebogen<br />

ausfüllen. Fissler organisiert – sofern das Unternehmen gänzlich<br />

neue Produkte einführt – Gruppendiskussionen mit Verbrauchern<br />

oder führt Preistests durch.<br />

„Preistests und Kundenbefragungen sind hervorragende<br />

Instrumente zur Preisfi ndung“, lobt Experte Riekhof. Doch<br />

gerade Mittelständler zeigten auf diesem Gebiet noch Nachholbedarf.<br />

„Es wird zu häufi g aus Intuition heraus agiert“,<br />

hat Riekhof in einer aktuellen Studie festgestellt. Seine These<br />

daher: Im „Preis-Research“, also bei der Beschaffung von<br />

Informationen im Vorfeld, liege noch enormes Potenzial.<br />

Gleiches gilt am anderen Ende des Pricing-Prozesses, beim<br />

Preis-Controlling. Laut Diller werden auch hier die Potenziale<br />

nicht ausreichend ausgeschöpft. „Dabei lassen sich zahlreiche<br />

Ertragsverbesserungen erzielen, indem Absatzpreise in verschiedenen<br />

Segmenten, sprich Produktvarianten, Packungsgrößen<br />

oder Absatzgebieten, regelmäßig analysiert werden“,<br />

sagt der Experte.<br />

Chancen der Differenzierung<br />

Allerdings darf sich ein Unternehmer nicht wundern, wenn<br />

derartige Tests und Analysen ergeben, dass der eine Kunde<br />

höchstens 20 Euro für einen Topf zahlen will, während der<br />

nächste auch bei 200 Euro noch zugreift. Solche Ergebnisse<br />

verdeutlichen vielmehr, welch große Chance in der Diffe-<br />

27


Unternehmensführung – Titelthema<br />

renzierung der Preise, also der Ansprache verschiedener Kundengruppen<br />

durch das Anbieten unterschiedlicher Preislagen,<br />

liegt. Der Erfolg einer solchen Strategie zeigt sich schon daran,<br />

dass sogar Aldi nicht ausschließlich Wein für 1,49 Euro<br />

pro Flasche anbietet. Eine Regalreihe weiter oben platziert der<br />

Discounter Weine zu sechs, acht oder gar zehn Euro.<br />

Nicht nur der Einzelhandel ist gut beraten, wenn er mehrere<br />

Preislagen anbietet. Auch Dienstleister wissen, dass man mit<br />

verschiedenen Preislagen für unterschiedliche Leistungsmerkmale<br />

mehr Kunden erreicht und mehr Umsatz macht. So<br />

hat der Autovermieter Budget sein simples Preismodell, das<br />

nur zwei Festpreiskategorien kannte, nach nur wenigen Jahren<br />

wieder eingestampft. Heute können die Mieter aus einer<br />

Vielzahl von Fahrzeugkategorien und -eigenschaften wählen.<br />

Wer also ein Navigationsgerät oder ein Automatikgetriebe<br />

mitmietet, zahlt auch mehr. Ebenso ist Preisdifferenzierung<br />

als Instrument für produzierende Betriebe geeignet. Häufi g<br />

ergibt sich die Notwendigkeit für differenzierte Preise schon<br />

aus der Tatsache heraus, dass die Unternehmen Absatzmärkte<br />

auf der ganzen Welt bearbeiten. „Wir legen für jedes Land<br />

eine individuelle Preispositionierung fest“, bestätigt Heidelberger-Mitarbeiter<br />

Müller. So ließen sich in Deutschland höhere<br />

Preise durchsetzen als beispielsweise in China. Das habe<br />

sowohl mit der Preisbereitschaft der Kunden zu tun als auch<br />

mit dem Wettbewerbsumfeld. Allerdings unterscheiden sich<br />

auch die Produkte voneinander: Die Maschinen, die hierzulande<br />

verkauft werden, sind besser ausgestattet als jene, die<br />

nach China gehen. Ein Flug von Berlin nach Barcelona bleibt<br />

hingegen ein Flug von Berlin nach Barcelona – und dennoch<br />

zahlen die Fluggäste mal zehn, mal 500 Euro dafür. So zahlt<br />

der spontane Urlauber mehr als der Frühbucher, der Fluggast<br />

mit Gepäck mehr als der ohne, der Business-Kunde, der fl exibel<br />

umbuchen will, mehr als der Tourist. „Die Preispolitik<br />

der Fluggesellschaften ist sehr intelligent“, sagt Diller. Denn<br />

sie bieten nicht – wie viele Unternehmen es tun – unterschiedliche<br />

Preislagen für unterschiedliche Qualitätsstufen oder<br />

Regionen an. Sie liefern die gleiche Qualität zu unterschiedlichen<br />

Preisen und erreichen damit ihr Ziel, die Flugzeuge voll<br />

zu bekommen. Dabei kümmert es die Reisenden wenig, was<br />

ihr Sitznachbar zahlt. Weil sie alle im anonymen Internet buchen,<br />

wissen sie das ja auch gar nicht.<br />

In René Sellmers Salon Emma Hair Revolution bleibt das,<br />

was der Kunde im Stuhl nebenan zahlt, übrigens ebenfalls im<br />

Dunkeln. Auch ohne Internet. Die frisch Frisierten stecken<br />

das Geld einfach in einen Umschlag.<br />

GRATISTOOL des Monats<br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

Einen kostenlosen Fachbeitrag zum Thema aus dem Angebot von<br />

ProFirma Professional fi nden Sie auf www.profi rma.de<br />

Der Beitrag Preiskalkulation informiert Sie über die Bestimmung von<br />

Verkaufspreisen mit Hilfe von Soll- und Deckungsbeiträgen.<br />

„Wir setzen deutlich höhere Preise<br />

durch als unsere Wettbewerber.“<br />

MARKUS H. KEPKA, FISSLER GMBH, IDAR-OBERSTEIN<br />

29<br />

.– 90<br />

29.–<br />

28 ProFirma 06 2010<br />

Foto:Fissler


Erfolgreiche Führungskräfte haben immer einen guten Schuss<br />

Narzissmus im Blut. Wer es nicht genießt, auf der Bühne zu<br />

stehen, wer es nicht mag, in der Zeitung zu stehen, wer sich<br />

nicht an dem Gefühl erfreuen kann, Menschen zu beeinfl ussen<br />

und zu bewegen, wer Verbandsaufgaben nur als Last und<br />

kaum als Lust empfi ndet, der wird unter seiner Führungsaufgabe<br />

leiden und sie am Ende vielleicht nicht gut oder nicht gut<br />

genug machen. Das ist ein hartes Wort, aber es ist erfahrungsgesättigt.<br />

Führung und Show sind Geschwister, faktische Leistung<br />

und gezeigte Leistung ebenfalls. Das führt manchmal zu<br />

Verwechslungen, wenn Menschen zu lange zu wenig qualifi<br />

zierten Widerspruch und Widerstand erlebt haben. Früher,<br />

bei Hofe, waren die Rollen dafür klar verteilt: Die Hofschranzen<br />

redeten dem Herrscher nach dem Mund und intrigierten<br />

hintenherum ein bisschen, die Hofräte waren manchmal mutig<br />

und mussten dafür bezahlen, manchmal waren sie auch<br />

feige und blieben dann länger im Amt. Für die Wahrheit war<br />

der Hofnarr zuständig. Er durfte ungefragt aussprechen, was<br />

andere den Kopf gekostet hätte. Kluge Herrscher lachten zwar<br />

über ihn, hörten ihm aber aufmerksam zu. War der Hofnarr<br />

auch noch unterhaltend und geistreich, dann hatte er ein<br />

gutes Leben und das Land einen guten Herrn.<br />

Weil oben, an der Unternehmensspitze, wenig Platz ist, und<br />

weil sich dort oft mehr Leute aufhalten wollen, als ursprünglich<br />

vorgesehen ist, gibt es auf der Führungsebene immer<br />

wieder Machtkämpfe, Hahnenkämpfe, Schaukämpfe, Stutenbissigkeiten<br />

und andere unangenehme Ereignisse. Wenn<br />

es gut geht und die Kämpfer bei klarem Verstand sind und<br />

bleiben, dann kämpfen sie hinter verschlossenen Türen und<br />

treten trotzdem gemeinsam und in trauter Eintracht auf die<br />

Bühne, um das Notwendige in der gebotenen Sachlichkeit zu<br />

sagen. Wenn sie aber ihre eigenen Interessen vor diejenigen<br />

ProFirma 06 2010<br />

Querdenker<br />

Martin Beck Der Unternehmensberater<br />

ist Großhandelskaufmann, Diplom-<br />

Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />

an der Hochschule Nürtingen.<br />

www.prof-beck.net<br />

Wohin Machtfragen gehören<br />

Von Professor Martin Beck<br />

der Firma stellen oder ihr Ego nicht unter Kontrolle haben,<br />

dann verlegen sie auch den Kampf auf die offene Bühne. Das<br />

kann für das amüsierte Publikum sehr unterhaltsam sein, jedenfalls<br />

solange die Interessen des Publikums nicht berührt<br />

sind. Häufi g wird es dabei den lachenden Dritten geben, der<br />

nur zu warten braucht, bis sich die Schaukämpfer unmöglich<br />

gemacht oder gegenseitig gelähmt und beschädigt haben. Der<br />

Firma aber schaden solche verunglückten Auftritte immer,<br />

und zwar todsicher.<br />

Die schlechteste Form dieser Machtspiele sind in aller Öffentlichkeit<br />

ausgetragene Familienstreitigkeiten. Macht geordnet<br />

abzugeben und Macht ruhig aufzunehmen, das erfordert stabile,<br />

zu einer gewissen Uneigennützigkeit fähige Persönlichkeiten,<br />

die nicht automatisch annehmen, dass nach ihnen nur<br />

noch Schwächlinge und zweitklassige Leute kommen können.<br />

Und Macht in Ruhe und geordnet aufzunehmen, solange<br />

noch der Patriarch da ist, dessen Handschrift alles trägt, was<br />

die Firma ausmacht, erfordert so etwas wie Weisheit, jedenfalls<br />

aber eine gute Portion Selbstdisziplin. Es hilft dabei, wenn<br />

beide Seiten eine langfristige Vorstellung vom Geschäft haben<br />

und nicht hektische und für die Umgebung aufregende oder<br />

verwirrende Bewegungen vollziehen. Das gelingt im wirklichen<br />

Leben nicht immer. Es wäre jetzt eine leichte Übung,<br />

eine Liste ehemals renommierter Firmen zu benennen, die<br />

auf diese Weise von fehlgeleiteten, ungeduldigen oder unbeherrschten<br />

Führungsfi guren schwer beschädigt, sturmreif geschossen<br />

oder gar zugrunde gerichtet wurden.<br />

Die Leidtragenden sind immer die Beschäftigten, häufi g die<br />

Gesellschafter und nicht selten auch die Kunden. Das sei allen<br />

Führungsfi guren gesagt, die allzeit bereit sind, in den vermeintlich<br />

wichtigen und auf jeden Fall ehrenvollen Kampf zu<br />

ziehen.<br />

Kolumne<br />

29


Unternehmensführung – Serie Markenführung<br />

Markenmanagement B2B<br />

Bauchgefühl reicht nicht<br />

Auch im Geschäftsverkehr symbolisieren Marken Qualität und vermitteln Sicherheit.<br />

Dennoch betreibt der B2B-Mittelstand Markenarbeit bisher selten strategisch, und mit<br />

der Erfolgsmessung ihrer Aktivitäten tun sich viele Firmen schwer. VON BIJAN PEYMANI<br />

Wer gestandene Unternehmer auf das<br />

Thema Marke anspricht, erhält regelmäßig<br />

Antworten wie „So was brauchen<br />

wir nicht, unser Business läuft<br />

hervorragend“ oder „Wir machen doch<br />

schon Werbung“. Tatsächlich verließ<br />

sich insbesondere der B2B-Mittelstand<br />

über Jahrzehnte auf Fleiß und Intuition<br />

– und agierte damit sehr erfolgreich.<br />

Doch wenn, wie jüngst als Folge der<br />

Finanzkrise, die Nachfrage ein- und<br />

Märkte wegbrechen, offenbart sich die<br />

Kurzlebigkeit einer solchen „Strategie“.<br />

Wo Marke, sprich Bindungsenergie<br />

fehlt, koppeln sich Kunden ab.<br />

Oft geben dann die Einkaufskonditionen<br />

den Ausschlag für oder gegen einen<br />

SERIE MARKENFÜHRUNG<br />

05/2010 Markenbedeutung<br />

06/2010 Markenmanagement B-to-B<br />

07/2010 Markenkontrolle im Wandel<br />

Bekannte Marken haben für Unternehmen<br />

einen unschätzbaren Wert – im B2C-<br />

wie im B2B-Bereich. Aber sie sollten<br />

auch gepfl egt und weiterentwickelt<br />

werden. Wie Firmen dies am besten tun,<br />

beschreibt unsere Serie.<br />

Abonnenten können die Beiträge der<br />

Serie auf profi rma.de herunterladen.<br />

Abschluss. Aus Sicht von Jürgen Gietl,<br />

Managing-Partner der Agentur Brand-<br />

Trust in Nürnberg, beweist dies, „wie<br />

vorurteilsbehaftet das Verhalten der<br />

Marktteilnehmer im Verkauf von B2B-<br />

Leistungen ist“. Denn Konditionen fokussierten<br />

per se nicht den günstigsten<br />

Preis, sondern den höchsten Mehrwert,<br />

sprich den Wert einer Leistung abzüglich<br />

des Preises. Es sei ein „weitverbreiteter<br />

Irrglaube“ anzunehmen, der Mehrwert<br />

könne nur durch Preisabschläge<br />

erhöht werden.<br />

Den guten Namen erhalten<br />

Vielmehr müssten Unternehmen lernen,<br />

ihre erschaffenen Werte zu vermitteln,<br />

mahnt Gietl – „und genau hier<br />

wirken Marken“. Gerade kleine und<br />

mittelständische B2B-Anbieter platzen<br />

förmlich vor Spitzenleistungen, etliche<br />

tragen sogar den Namen des Gründers<br />

oder Inhabers. „Aber viele Gründer<br />

würden sich vermutlich im Grab umdrehen,<br />

wenn sie wüssten, wie mit dem<br />

guten Ruf ihres Namens umgegangen<br />

wird, den sie übrigens meist nicht durch<br />

teure Werbung, sondern durch das<br />

langjährige Einhalten von Versprechen<br />

aufgebaut haben“, so Gietl.<br />

Tatsächlich zeigt die Mehrzahl hiesiger<br />

B2B-Unternehmen großen Nachholbedarf<br />

in Sachen Markenbildung und<br />

-führung (siehe Interview Seite 35).<br />

„Von vielen Mittelständlern wird Marke<br />

„Mehrwert lässt sich<br />

nicht nur durch Preisabschläge<br />

erhöhen.“<br />

30 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Serie<br />

JÜRGEN GIETL, BRAND TRUST, NÜRNBERG<br />

immer noch der Werbung zugeordnet<br />

und somit als Kostenblock gesehen“,<br />

analysiert Wolfgang Schiller, Senior-<br />

Brand-Consultant der Agentur Schiller<br />

in Merzhausen bei Freiburg. Dabei<br />

sei sie, sekundiert Klaus Brandmeyer,<br />

„Angelegenheit des gesamten Unternehmens<br />

und nicht nur des Marketings,<br />

also eine klassische General-Management-Aufgabe“.<br />

Im Prinzip, so Brandmeyer, Inhaber<br />

einer gleichnamigen Beratungsfi rma<br />

in Hamburg, sei die Gleichung simpel:<br />

Fotos: privat, SSBC


ProFirma 06 2010<br />

B2B-KOMMUNIKATION<br />

Talsohle durchschritten<br />

Im laufenden Jahr dürften hiesige B2B-<br />

Unternehmen wieder etwas mehr in<br />

Kommunikation investieren oder ihre<br />

Ausgaben zumindest stabil halten. Das<br />

legen die Ergebnisse der Studie „Werbetrend<br />

2010“ nahe, für die die Marktforschung<br />

TNS Emnid im Auftrag der<br />

Deutschen Fachpresse zum dritten Mal<br />

220 Marketing- und Media-Entscheider<br />

in Unternehmen und Agenturen sowie<br />

Anzeigenleiter von Fachverlagen befragt<br />

hat. Insgesamt rechnen drei Viertel<br />

der befragten Firmen und Kommunikationsdienstleister<br />

mit zunehmenden<br />

oder konstanten Werbeausgaben. Zum<br />

Vergleich: Im Jahr 2009 befürchteten<br />

noch drei von vier Unternehmen abnehmende<br />

Werbeetats. Als ein Grund<br />

für den Optimismus gilt die Einschätzung<br />

der Gesamtwirtschaft: 60 Prozent<br />

der Befragten erwarten für dieses Jahr<br />

eine positive Entwicklung. Die Einschätzungen<br />

fürs eigene Unternehmen sind<br />

mit 74 Prozent noch erwartungsvoller.<br />

Laut „Werbetrend“ bleibt Online-Werbung<br />

auf Wachstumskurs. 43 Prozent<br />

der Unternehmen und 80 Prozent der<br />

Agenturen rechnen mit steigenden Werbeausgaben<br />

in dieser Disziplin. Der Anteil<br />

im Werbemix könnte im Jahr 2010<br />

auf knapp 20 Prozent steigen (2009: 16<br />

Prozent). Besonders dynamisch soll sich<br />

der Studie zufolge das Direktmarketing<br />

entwickeln: Fast jeder Dritte sieht eine<br />

Steigerung der B2B-Werbeausgaben<br />

um bis zu fünf Prozent. Vergleichsweise<br />

schlecht – und dennoch als Gegenthese<br />

zum vielfach geäußerten Tod der Gattung<br />

– schneidet Printwerbung ab: Hier erwartet<br />

jeder zehnte Studienteilnehmer,<br />

dass die B2B-Budgets im laufenden Jahr<br />

um mehr als fünf Prozent steigen, und<br />

etwa ebenso viele sehen einen Zuwachs<br />

um bis zu fünf Prozent. Unter dem Strich<br />

bilden Messen und gedruckte Anzeigen<br />

mit einem Budgetanteil von zusammen<br />

mehr als 50 Prozent auch weiterhin die<br />

Basis der B-to-B-Kommunikation.<br />

EC Bioenergie (hier eine<br />

Anlage des Unternehmens<br />

in Heidelberg)<br />

hat in der Region ein<br />

durchdachtes Markenmanagementvorangetrieben.<br />

„Sind guter Name und Vertrauen gegeben,<br />

ist der Anbieter eine Marke – unabhängig<br />

davon, ob er außer seinem<br />

Markennamen auch Corporate Design<br />

und klassische Kommunikationsmittel<br />

einsetzt.“ Im B2B-Segment fällt dem<br />

Vertrieb dabei eine Hauptrolle zu: Als<br />

Markenbotschafter hat er die große<br />

Chance, „die Besonderheit der Markenleistung<br />

als Wettbewerbsvorteil für den<br />

Kunden im persönlichen Dialog erlebbar<br />

zu machen“, so Schiller.<br />

Benchmarks in puncto Markenbildung<br />

und -führung setzen Firmen wie Festo,<br />

Stihl oder Hilti, denen es gelang, sich in<br />

ihren Branchen eindeutig zu positionieren<br />

und klar zu differenzieren. Aber<br />

auch weniger bekannte Unternehmen<br />

betreiben ein höchst erfolgreiches Branding:<br />

Etwa der Elektronikzulieferer Assmann<br />

aus Lüdenscheid, der Maschinenbauer<br />

Transfl uid in Schmallenberg, EC<br />

Bioenergie Heidelberg, ein mittelständischer<br />

Anbieter in der regionalen Energiewirtschaft,<br />

oder Adco in Ratingen,<br />

Erfi nder der mobilen Toilette mit den<br />

Produktmarken „Dixi“ und „Toi Toi“.<br />

Laut Schiller geht es dabei weniger um<br />

„fi rst to market“, sondern um „fi rst to<br />

mind“, also darum, sich als Erster im Bewusstsein<br />

der Kunden zu verankern.<br />

31


Unternehmensführung – Serie Markenführung<br />

NEHMEN SIE TEIL AM<br />

Haufe Entscheider-Panel<br />

Die Qualität entscheidet – aber nicht<br />

mehr allein. Immer größere Beachtung<br />

fällt im B2B- wie im B2C-Bereich inzwischen<br />

der Marke zu. An ihr orientieren<br />

sich Kunden, sie steht für ein Versprechen,<br />

auf das sich Käufer verlassen.<br />

Aus diesem Grund hat Haufe in Kooperation<br />

mit dem Marktforschungsinstitut<br />

YouGov Psychonomics das Haufe Entscheider-Panel<br />

ins Leben gerufen: Hierbei<br />

werden jeden Monat die Entscheider<br />

aus unterschiedlichen Branchen zu ihrer<br />

Einschätzung wichtiger Unternehmen<br />

und Marken in relevanten Branchen befragt.<br />

Die Ergebnisse des Panels werden<br />

zeigen, wie sich die Bedeutung von B2B-<br />

Marken über einen längeren Zeitraum<br />

entwickelt. Das dient den Entscheidern<br />

wiederum als Handlungsempfehlung<br />

etwa bei Investitionsentscheidungen.<br />

Marken symbolisieren Qualität. Sie böten<br />

damit „Sicherheit bei subjektiven<br />

wie objektiven Kaufentscheidungen“,<br />

betont Beraterkollege Stefan Spöttl von<br />

der Stuttgarter Agentur SSBC, „und sie<br />

bilden auch einen Schutz zur Etablierung<br />

eines stabileren Preisniveaus insbesondere<br />

in Krisenzeiten“. Darüber<br />

hinaus haben starke Unternehmensmarken<br />

laut Spöttl „direkten Einfl uss<br />

auf das Image als Arbeitgeber“. Nicht<br />

umsonst stünden Firmen wie Bosch,<br />

BMW, Audi, Porsche oder SAP bei<br />

Hochschulabsolventen ganz oben auf<br />

der Karrierewunschliste.<br />

Voraussetzung sei aber, erklärt Berater<br />

Schiller, „dass der Aufbau einer Arbeitgebermarke<br />

als strategische Aufgabe<br />

des Top-Managements verstanden wird,<br />

auf die wertegeleitete Identität der Marke<br />

aufsetzt und das Werteversprechen<br />

der Marke gegenüber den Mitarbeitern<br />

und der Öffentlichkeit kontinuierlich<br />

einlöst. Employer Branding als reine<br />

Imagewerbung zu verstehen, greift zu<br />

kurz“. Richtig umgesetzt, winken dem<br />

Unternehmen echte Vorteile: Zum<br />

Ihre Meinung ist gefragt: Machen Sie<br />

mit beim Haufe Entscheider-Panel! Als<br />

Unternehmer sind Sie vertraut mit den<br />

bedeutendsten Marken. Bringen Sie Ihre<br />

Erfahrungen ein, lesen Sie Ergebnisse<br />

der Befragungen in den Publikationen<br />

des Haufe-Verlags und bekommen Sie<br />

einen Wissensvorsprung mit ausgewählten<br />

Vorabinformationen. Schneller als<br />

andere erfahren Sie, wie sich wichtige<br />

Marken in der Einschätzung des Markts<br />

entwickeln, welche Vertrauen gewinnen<br />

oder Bedeutungsverluste erleiden.<br />

Die Teilnahme ist ganz einfach: Registrieren<br />

Sie sich unter www.haufe.de/<br />

entscheider-panel. Regelmäßig werden<br />

Sie dann von uns zu Umfragen eingeladen.<br />

Über die Ergebnisse informieren<br />

wir Sie auf www.profi rma.de im Internet<br />

und in Ihrem Magazin ProFirma.<br />

einen motivierte Mitarbeiter, zum anderen<br />

ein Wettbewerbsvorsprung im<br />

„War for Talents“.<br />

Indes, relativiert Spöttl, beeinfl usse eine<br />

starke Arbeitgebermarke Bindung und<br />

Identifi kation der Belegschaft eher nicht.<br />

„An diesem Punkt“, sagt er, „geht es um<br />

Unternehmenskultur, also um Werte<br />

und Normen oder kurz, um ,Corporate<br />

Behavior‘.“ Das Verdichten und Sichtbarmachen<br />

dieser Kultur ist Aufgabe<br />

der Arbeitgebermarke. Fakt bleibt: Die<br />

Mitarbeiter sind auch im B2B-Segment<br />

der wichtigste Werttreiber einer Unternehmensmarke.<br />

„Deshalb brauchen<br />

sie klare Leitlinien und Parameter, an<br />

denen sie ihr Handeln ausrichten können“,<br />

so Schiller.<br />

Wie jedoch misst ein Mittelständler,<br />

ob er mit all seinen Bemühungen um<br />

Markenaufbau und -führung Kurs hält<br />

und vor allem erfolgreich agiert? Markenbewertungssysteme<br />

gibt es viele,<br />

sie liefern teils konträre Ergebnisse. Im<br />

Kontext der Messung, betont Spöttl,<br />

müsse zwischen internem und externem<br />

Marken-Controlling unterschie-<br />

den werden. „Das interne Controlling<br />

basiert auf gezielt durchgeführten Mitarbeiterbefragungen.<br />

Wichtig ist hierbei,<br />

dass Personen aller Unternehmensbereiche<br />

befragt werden – nicht nur die<br />

aus Vertrieb und Marketing.“ Ebenso<br />

wichtig sei es, diese Befragungen nicht<br />

nur einmalig, sondern standardisiert<br />

über einen festen Zeitkorridor hinweg<br />

durchzuführen und abzugleichen, so<br />

Spöttl.<br />

Wertvolle SWOT-Analyse<br />

Für das externe Marken-Controlling<br />

verweist er auf Instrumente wie markenfokussierte<br />

Stärken-/Schwächen-<br />

Analysen („SWOT“), Marken-Audits<br />

und – je nach Budget – auf quantitative<br />

Erhebungen, etwa über computergestützte<br />

persönliche Interviews („CAPI“).<br />

Das klingt sehr aufwendig und wird es<br />

mit zunehmender Unernehmensgröße<br />

auch. Im Kern weisen ein paar simple<br />

Fragen den Weg.<br />

Brandmeyer: „Können Mitarbeiter auf<br />

Anhieb erklären, was Kunden an ihrer<br />

Firma besonders schätzen? Fällt der Firmenname,<br />

wenn es um interessante Anbieter<br />

geht? Muss die Firma bei Preisverhandlungen<br />

regelmäßig nachgeben?“<br />

In der Praxis belegen zwei Kriterien<br />

zuverlässig den Zustand einer Marke:<br />

Attraktivität und Bekanntheit. Das härteste<br />

Attraktivitätskriterium stellt die<br />

Empfehlungsrate dar. Gietl: „Die Methode<br />

ist so einfach und pragmatisch,<br />

dass sich ingenieurs- oder wissenschaftlich<br />

getriebene Marketingakteure gern<br />

dagegen wehren.“ Markenführung ist<br />

Chefsache. Deshalb mahnt Gietl: „Überlassen<br />

Sie das Markenmanagement<br />

nicht der Werbeagentur.“ Man möchte<br />

ergänzen: Und auch keinem externen<br />

Berater.<br />

profi rma<br />

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32 ProFirma 06 2010


ProFirma 06 2010<br />

INTERVIEW<br />

„Marke folgt Strategie“<br />

Waldemar A. Pförtsch, Professor für internationale Unternehmensführung an der Hochschule Pforzheim,<br />

über Markenmessung und den Kenntnisstand im B2B-Mittelstand in puncto Markenmanagement.<br />

Herr Professor Pförtsch, wie steht es aus<br />

Ihrer Sicht um Wissen und Umsetzung<br />

von Markenbildung und -führung im<br />

hiesigen B2B-Mittelstand?<br />

Pförtsch: Wir haben dazu in der Vergangenheit<br />

verschiedene Untersuchungen<br />

durchgeführt. Demnach liegt die Durchdringung<br />

von qualifi ziertem Markenmanagement<br />

in Deutschland zwischen<br />

30 und 44 Prozent. Das heißt, die Unternehmer<br />

kennen die Prinzipien und<br />

haben vielfach Funktionen geschaffen,<br />

in denen das Markenmanagement professionell<br />

abgearbeitet wird, aber das<br />

detaillierte Wissen und die neuesten<br />

Methoden fehlen. Die Grundlagen sind<br />

auch im B2B vorhanden, und das seit<br />

mehr als 100 Jahren, angefangen mit der<br />

Firma Krupp 1886. Die Ringe in der Bildmarke<br />

symbolisieren die Laufräder der<br />

Eisenbahnen. Es war damals der Versuch,<br />

im Logo die Qualität der eigenen Arbeit<br />

zu spiegeln, das hat sich später quer<br />

durch die deutsche Industrie gezogen.<br />

Worauf kommt es beim Aufbau einer<br />

B2B-Marke konkret an? Muss den mittelständischen<br />

Unternehmer strategisches<br />

Markenmanagement nicht überfordern?<br />

Pförtsch: Zunächst gilt es zu beachten,<br />

dass der Unternehmer in der Regel die<br />

Marke ist. Er verkörpert durch seine Person<br />

und die Art, wie er Geschäft macht,<br />

den inneren Kern des Unternehmens.<br />

Problematisch wird es dort, wo ein<br />

Generationswechsel stattgefunden hat<br />

oder wo Unternehmen durch Diversifi -<br />

zierung respektive Zukäufe eine Größe<br />

erreichen, mit der die Konsistenz nicht<br />

mehr gegeben ist. Das meint einmal die<br />

innere Konsistenz, wenn also die Marke<br />

im Haus nicht mehr richtig bearbeitet<br />

und geführt wird. Und zum anderen betrifft<br />

es die äußere Konsistenz, nämlich<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE BIJAN PEYMANI<br />

„Die Marke folgt der<br />

Strategie und muss sich<br />

ihr unterordnen.“<br />

WALDEMAR A. PFÖRTSCH<br />

wie ich nach außen hin auftrete. Die größte<br />

Herausforderung ist, Markeneinheitlichkeit<br />

beim Liefern von Serviceleistungen zu<br />

generieren.<br />

Wie hält der Unternehmer beim Markenmanagement<br />

Kurs, und wie misst er konkret<br />

Markenbedeutung und Markenerfolg?<br />

Pförtsch: Um Kurs halten zu können, sollte<br />

man sich an Grundprinzipien des Markenmanagements<br />

orientieren, da gibt es einen<br />

wesentlichen Satz: Marke folgt Strate-<br />

gie, sie muss sich Letzterer unterordnen<br />

und kann eine fehlende Strategie nicht<br />

ersetzen. Der Unternehmer braucht also<br />

eine klare Konzeption, wo er hin will, in<br />

welchen Produktbereich, in welche Nischen,<br />

in welche Märkte. Und er muss<br />

eine klare Vorstellung davon haben, wie<br />

er diese Märkte bedient. Der beste Indikator<br />

zum Messen der Markenbedeutung<br />

ist dann zum einen das Preispremium.<br />

Wie viel zahlt der Kunde mehr für mein<br />

Produkt, verglichen mit einem Wettbewerberprodukt.<br />

Einen zweiten Anhaltspunkt<br />

liefert die Retention, sprich die<br />

Wiederkaufrate. Natürlich ist das fundierte<br />

Messen viel komplizierter, weil es<br />

viele Gründe gibt, warum jemand wiederkommt.<br />

Aber Preispremium, Retention<br />

und etwas Bauchgefühl sagen dem<br />

Unternehmer recht zuverlässig, ober er<br />

mit seiner Marke in die richtige Richtung<br />

steuert.<br />

33


Unternehmensführung – Serie Initiative Personal<br />

Kosteneffi zienz<br />

Blick durch die Optimiererbrille<br />

Spätestens wenn die Auftragslage ausdünnt und die Fixkosten weiter steigen,<br />

fangen sogar erfolgsverwöhnte Unternehmer an, ihre Kosten kritisch zu hinterfragen.<br />

Hier kann Prozessmanagement Wunder wirken. VON DR. ULRIKE FELGER<br />

„Effi zienz ist in Unternehmen häufi g<br />

ein Kulturthema, denn Kommunikation<br />

kostet gar nichts“, sagt Peter Haas,<br />

KMU-Berater im Bauhandwerk aus<br />

Rodgau. Wer sich beim Thema Zahlen<br />

und Kosten als Geheimniskrämer gebärde,<br />

brauche sich nicht zu wundern,<br />

wenn für seine Mitarbeiter Geld keine<br />

Rolle spielt. Wer sich dann noch der<br />

Belegschaft gegenüber zur Entwicklung<br />

seines Unternehmens ausschweige,<br />

verzichte leichtfertig auf die Kraft, die<br />

Zielvereinbarungen oder eine konkrete<br />

Jahresplanung entfalten können.<br />

Und Transparenz hat noch eine Seite:<br />

„Ein verantwortungsvoller Unternehmer<br />

lässt Delegation zu und sorgt da-<br />

SERIE INITIATIVE PERSONAL<br />

05/2010 Der richtige Altersmix<br />

06/2010 Kosteneffi zienz<br />

07/2010 Mitarbeiter stärken<br />

Die Herausforderungen in der Personalplanung<br />

werden durch die Wirtschaftskrise<br />

nicht kleiner. In unserer Serie<br />

schildern wir, wie Sie drohendem Fachkräftemangel<br />

begegnen und zugleich<br />

Ihre Kosten optimieren.<br />

Abonnenten können die Beiträge der<br />

Serie auf profi rma.de herunterladen.<br />

für, dass seine Schlüsselmitarbeiter in<br />

der Lage sind, wichtige Aufgaben zu<br />

übernehmen“, sagt Haas. Das bedeute,<br />

Mitarbeiter strategisch zu fördern und<br />

mögliche Delegationswege organisatorisch<br />

aufzubereiten: Nur wer weiß, was<br />

welcher Mitarbeiter kann, und diese Information<br />

zugreifbar vorhält, kann bei<br />

Bedarf schnell und effektiv Aufgaben<br />

weiterreichen. Dass sich so auf lange<br />

Sicht Entfaltungsmöglichkeiten für<br />

ambitionierte Mitarbeiter eröffnen, die<br />

diese an das Unternehmen binden, ist<br />

für Haas ein schöner Nebeneffekt.<br />

Ordnung schaffen<br />

„Die wichtigste Maßnahme zur Kosteneffi<br />

zienz ist – so simpel das klingt<br />

– Ordnung zu schaffen“, bestätigt<br />

Werner Bayer, Vorstand der Helfrecht<br />

AG in Bad Alexandersbad. Damit meint<br />

er nicht nur, den eigenen Schreibtisch<br />

und die Ablage gründlich aufzuräumen.<br />

Er rät, für jede Stelle klare Hauptaufgaben<br />

mit Kompetenz und Stellvertretung<br />

festzulegen. Dazu sollten idealerweise<br />

die Stelleninhaber selbst den aktuellen<br />

Ist-Zustand erarbeiten und zur Abstimmung<br />

vorlegen. Werden dann gemeinsam<br />

mit dem Vorgesetzten konkrete<br />

Ziele aus dem Unternehmensjahreszielplan<br />

abgeleitet, weiß künftig jeder, was<br />

von ihm erwartet wird.<br />

Birgit Bauer-Groitl, geschäftsführende<br />

Gesellschafterin der Deutschen Tech-<br />

„Manche Leiharbeiter<br />

wissen gar nicht, wer<br />

ihr Chef ist.“<br />

BIRGIT BAUER-GROITL, TECHNOPLAST<br />

noplast GmbH in Wörth an der Donau,<br />

hat wichtige Entscheidungen in eine<br />

Prozessstruktur hineindelegiert, ohne<br />

dabei ihre eigene Führung aufzugeben.<br />

Gemeinsam mit ihrem Bruder steuert<br />

sie mithilfe eines Kennzahlenmonitors<br />

und detaillierten Prozessbeschreibungen<br />

ihre rund 250 Mitarbeiter. In<br />

insgesamt 15 Prozessen von „Personal<br />

und Schulung“ über „Produktion mit<br />

Prüfung“ bis hin zur „Vertrags- und<br />

Angebotsprüfung“ ist das gesamte Unternehmensgeschehen<br />

festgehalten.<br />

Kennzahlenmonitor und Prozessbeschreibungen<br />

sind für alle Mitarbeiter<br />

34 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Serie<br />

Foto: privat


einsehbar und verbinden die Grundidee<br />

einer Nullfehler-Kultur sowie eines kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozesses<br />

mit der betrieblichen Praxis. Monatliche<br />

Zielgespräche zwischen Prozesseigentümern<br />

und Geschäftsleitung geben die<br />

Marschrichtung im jeweiligen Bereich<br />

vor. Eine feststehende Agenda fragt in<br />

14-täglichen Treffen eines Koordinationsteams<br />

aller Prozesseigentümer den<br />

Status der Prozesse ab und betrachtet<br />

die jeweiligen Kennzahlen, die einmal<br />

jährlich festgelegt werden.<br />

„Etwa die Hälfte meiner Arbeit entfällt<br />

auf Monatsgespräche und Rundgänge<br />

im Unternehmen, um zu sehen, wo es<br />

klemmt“, erklärt die Unternehmerin.<br />

Wenn es irgendwo heißt, „das machen<br />

wir schon immer so“, wird die Unternehmerin<br />

aufmerksam: „Hier liegen<br />

häufi g ungenutzte Effektivitätspotenziale<br />

brach.“ Besonders wichtig ist der<br />

Maschinenbauerin die innere Einstellung<br />

ihrer Mitarbeiter: Achtsam und<br />

sorgfältig sollen tägliche Aufgaben erledigt<br />

werden. Wer schlampt, betätigt sich<br />

als Effektivitätskiller, so ihre Überzeugung.<br />

Als Konsequenz schafft Technoplast<br />

ein konzentriertes Arbeitsumfeld<br />

für seine Mitarbeiter. Radio hören ist<br />

tabu, in Mitarbeitergesprächen werden<br />

Störfaktoren wie die unzureichende Besetzung<br />

von Prozessen thematisiert.<br />

Ein gravierendes Effektivitätsproblem<br />

sieht die Technoplast-Chefi n beim Thema<br />

Leiharbeiter: „Manche dieser Leute<br />

wissen gar nicht, wer ihr Chef ist.“ Aus<br />

Bauer-Groitls Sicht würden Leiharbeiter<br />

schlechter geführt und häufi g als Mitarbeiter<br />

Zweiter Klasse behandelt – dass<br />

man dennoch erstklassige Arbeit von<br />

diesen Menschen verlange, passe nicht<br />

zueinander und beeinträchtige letztlich<br />

ProFirma 06 2010<br />

GRATISTOOL des Monats<br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

Einen kostenlosen Fachbeitrag zum Thema<br />

aus dem Angebot von ProFirma Professional<br />

fi nden Sie auf www.profi rma.de<br />

Prozessmanagement Der Beitrag schildert,<br />

wie Unternehmer sich wiederholende Vorgänge<br />

optimal steuern.<br />

auch die Wirtschaftlichkeit eines solchen<br />

Arrangements.<br />

Andreas Holz, kaufmännischer Leiter<br />

von Holz Automation in Backnang,<br />

beschäftigt nur hoch qualifi zierte Fachkräfte,<br />

auf Leihpersonal verzichtet das<br />

Unternehmen. Bei dem Sondermaschinenbauer<br />

gibt es keine Hilfstätigkeiten<br />

– umso größer ist das Augenmerk der<br />

Geschäftsführung auf eine zügige Einarbeitung<br />

neuer Mitarbeiter gerichtet.<br />

Es dauert in der Regel drei bis sechs<br />

Monate bis Neulinge sich vollkommen<br />

zurechtfi nden. „Jeder unserer knapp<br />

30 Mitarbeiter muss die Prozesswege<br />

kennen, damit er die Schnittstellen<br />

bedienen kann“, sagt Holz. In jeder<br />

Abteilung hängen die jeweiligen Ablaufpläne<br />

sichtbar und klar strukturiert<br />

an der Wand und fügen sich so zur<br />

Prozesslandschaft des Unternehmens<br />

zusammen. In der Einarbeitungsphase<br />

unterstützen Paten neue Mitarbeiter.<br />

Alle wesentlichen Informationen rund<br />

ums Unternehmen, vom Recycling-<br />

System über Urlaubsregelungen, Garderobenhaken<br />

bis hin zur Nutzung von<br />

E-Mail und Internet, sind in einem rund<br />

zwölfseitigen Begrüßungsheft aufgelistet.<br />

Ergänzt wird dieses von Namen<br />

und Fotos der Belegschaft. Das Infoheft<br />

ist Teil der Betriebsordnung, über deren<br />

Änderungen direkt informiert wird und<br />

die für alle greifbar ausliegt. „Statt immer<br />

wieder Dinge nachzufragen, haben<br />

so alle im Unternehmen wesentliche Infos<br />

parat und wissen, wie was funktioniert“,<br />

erklärt Holz.<br />

Abläufe auf dem Prüfstand<br />

„Was kann man vereinfachen, was delegieren?<br />

Wie kann man die Qualität<br />

verbessern? Wie die EDV optimal nutzen?“,<br />

lauten für Paul Ehrlich, geschäftsführender<br />

Gesellschaft der Autohaus<br />

Ehrlich GmbH in Aschaffenburg, die<br />

Fragen, mit denen er alle sechs Monate<br />

seine Abläufe auf den Prüfstand stellt.<br />

Oft reichten schon Kleinigkeiten, um<br />

Effekte zu erzielen. Ehrlich ist gerade<br />

dabei, die Papierberge in seiner Verwaltung<br />

zu reduzieren: „Wir haben die<br />

Ablage abgeschafft, bei uns wird alles<br />

gescannt und elektronisch hinterlegt,<br />

www.profi rma.de<br />

Serie Initiative Personal<br />

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Nur durch langfristige Planung halten Sie als<br />

Unternehmer Ihre Firma zukunftsfähig. Wir<br />

zeigen Ihnen in ProFirma und unter www.profi<br />

rma.de, wie Sie Ihren Personalbestand optimieren<br />

und dabei sinnvoll Kosten einsparen.<br />

Das bietet Ihnen www.profi rma.de<br />

in den kommenden Monaten online:<br />

> Videointerviews mit Unternehmern,<br />

Personalern und Wissenschaftlern,<br />

> kostenlose Online-Seminare zu den<br />

Themen Personal planen, Kosten senken<br />

und Mitarbeiter stärken,<br />

> Wissen und Instrumente für die tägliche<br />

Unternehmerpraxis.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.profi rma.de/initiative-personal<br />

so kann jeder von überall darauf zugreifen.“<br />

Auch die Akten von rund 150<br />

Wagen, die zum Verkauf stehen, sind<br />

digital hinterlegt.<br />

Ehrlich ist überzeugt, dass in seinen<br />

mehr als 50 Mitarbeitern ein enormes<br />

Potenzial schlummert. Dieses will er<br />

nach und nach heben. Sei es über Zielprämien,<br />

nicht nur im Verkauf, sondern<br />

auch im Lager und bei der Reparaturannahme,<br />

sei es durch die optimale<br />

Zuordnung von Verkäufern auf die einzelnen<br />

Fahrzeugmarken oder die Beteiligung<br />

seiner Monteure an eingesparter<br />

Arbeitszeit. Die Anknüpfungspunkte<br />

sind vielseitig.<br />

Der Autohändler fahndet längst nicht<br />

nur innerhalb seines Unternehmens<br />

nach Potenzialen, um Kosten zu reduzieren:<br />

„Für uns – wie für viele KMU – ist<br />

es ein Riesenthema, günstig an Geld zu<br />

kommen“, erklärt der fi ndige Geschäftsmann.<br />

Er arbeitet ständig daran, an der<br />

Zinsschraube zu drehen und das Rating<br />

seines Unternehmens zu verbessern. Ein<br />

Grundlagenseminar hat ihn mit dem nötigen<br />

Basiswissen ausgestattet, den Rest<br />

hat er sich angeeignet. Mit Erfolg: „Heute<br />

sind wir mit unserer Bank im ständigen<br />

Dialog und wissen, wenn wenige Prozente<br />

für einen Zinssprung fehlen und<br />

es sich lohnt, aktiv zu werden.“<br />

35


ADVERTORIAL<br />

Mit der Kombination aus Software<br />

und Service bringt die Premium<br />

line Sicherheit in betriebliche<br />

Prozesse.<br />

Das Beste vom Besten<br />

Die neue Premium line von Lexware<br />

Die wachsende Komplexität buchhalterischer Prozesse, das<br />

immer unübersichtlicher werdende Gestrüpp der behördlichen<br />

Auflagen und Gesetzesänderungen und nicht zuletzt<br />

neuartige Techniken der Vernetzung, Auswertung und Übermittlung<br />

betriebs wirtschaftlicher Daten stellen an die kaufmännische<br />

Software heute immer höhere Anforderungen.<br />

Das überfordert viele Kleinunternehmer, Einzelhändler und Handwerker,<br />

die langsam in den Mittelstand hineingewachsen sind und<br />

zur Bewältigung der Datenflut nun eine professionellere Software<br />

mit mehr Funktionen und Instrumenten benötigen.<br />

Marktuntersuchungen haben ergeben, dass der Wunsch nach<br />

einem verbesserten Service bei gleichzeitiger Kalkulationssicherheit<br />

ganz oben auf ihrer Prioritätenliste steht. Als Lexware 2006<br />

mit seiner professional line erstmals eine kostenlose technische<br />

Hotline anbot, stieß das nicht zufällig auf viel positive Resonanz.<br />

Bewährte Technologie<br />

Jetzt geht der Marktführer für kaufmännische<br />

Software noch einen<br />

Schritt weiter: Zum Jahreswechsel<br />

2009/2010 ergänzt Lexware seine<br />

Programmpalette um eine neue<br />

Produktlinie, die den wachsenden<br />

Ansprüchen an Funktionalität, Bedienkomfort<br />

und Service Rechnung<br />

trägt und trotzdem bezahlbar bleibt.<br />

Die neue Lexware premium line<br />

schnürt die Bausteine der seit zehn<br />

Jahren bewährten pro line zu neuen<br />

Komplettpaketen mit erweiterten<br />

Inhalten und Arbeitsmöglichkeiten,<br />

einem optimierten Service und einer<br />

neuen, transparenten Kostenstruktur.<br />

Alle Daten müssen nur einmal eingepflegt<br />

werden und können dann auf<br />

einer einheitlichen Benutzeroberfl äche<br />

naht- und problemlos für alle<br />

weiteren Applikationen, Abgleiche<br />

und Auswertungen weiterverarbeitet<br />

werden. Durch die gesteigerte<br />

Kapazität und Effektivität der Pro-<br />

gramme können jetzt endlich auch<br />

mittelständische Unternehmen auf<br />

die bewährte Lexware-Software<br />

zurückgreifen. Die Lexware professional<br />

line war auf maximal drei<br />

Arbeitsplätze ausgelegt, die neuen<br />

premium Versionen bieten jetzt bis<br />

zu fünf: Das erspart zusätzliche Lizenzgebühren<br />

und bietet erweiter te<br />

Einsatzmöglichkeiten für mittelgroße<br />

professionelle Anwender.<br />

Ohne Service geht es nicht<br />

Auch der Service wurde deutlich<br />

verbessert. Anwender der Lexware<br />

premium line erhalten u. a. aktive<br />

Unterstützung bei der Installation<br />

sowie kostenlosen Hotline-Support<br />

bei technischen und inhaltlichen<br />

Fragen. Ein umfassendes Trainingsund<br />

Weiterbildungsangebot (überregionale<br />

Software-Schulungen,<br />

Fachseminare mit Praxisbeispielen,<br />

Update-Tagungen mit Schwerpunkt<br />

auf gesetzlichen Änderungen, Online-Kurse,<br />

individuelles Inhouse-


Training an der Lexware-Akademie,<br />

zertifi zierte Weiterbildungslehrgänge<br />

mit Abschlussprüfungen etc.)<br />

steht ebenfalls zur Verfügung.<br />

Premium Anwendern steht im Service<br />

Center innerhalb des Programms<br />

exklusives Fachwissen<br />

aus allen Bereichen vom Steuer- bis<br />

zum Arbeitsrecht, Controlling und<br />

Forderungsmanagement kostenlos<br />

zur Verfügung, außerdem jede Menge<br />

Steuertipps, Fachbeiträge und<br />

Kommentare, Musterschreiben,<br />

Ver tragsentwürfe und Formulare.<br />

So ist man für alle Eventualitäten<br />

gewappnet und jederzeit auf dem<br />

Laufenden.<br />

Keine versteckten Kosten<br />

Neu und wegweisend ist auch das<br />

Flatrate-Modell bei der Nutzung der<br />

Das Flaggschiff der neuen Lexware premium line:<br />

Lexware fi nancial offi ce premium<br />

Haufe Lexware GmbH & Co. KG<br />

Preis: 899,– € (Einmalpreis bei Erstinstallation) plus monatlich 79,90 €.<br />

Laufzeit min. 12 Monate, inkl. aller Hotline- und Updategebühren innerhalb<br />

des Bezugszeitraums.<br />

Lexware premium line. Im Gegensatz<br />

zum klassischen Preismodell<br />

(Jahrespreis für die Erstversion und<br />

kostenpflichtige Updates in den<br />

Folgejahren) beziehen Premium<br />

Anwender ihre Software-Lösungen<br />

jetzt über einen Monatspreis. Die<br />

Vorteile dieser Zahlungsart: Alle<br />

technisch oder inhaltlich notwendigen<br />

Aktualisierungen und Updates<br />

und der komplette Service sind in<br />

den fi xen Monatsraten während der<br />

Laufzeit inklusive. Es gibt während<br />

der gesamten Nutzungsdauer keine<br />

versteckten, nachträglich in Rechnung<br />

gestellten Zusatzkosten etwa<br />

für Support oder Mehrwertsteuererhöhungen<br />

mehr. Anwender können<br />

durch das Komplettpaket mit festen<br />

Monatsraten nicht nur besser planen<br />

und kalkulieren: Auch ihr Etat<br />

wird mittelfristig entlastet.<br />

Anzeige<br />

Fazit: Alles drin, alles dran<br />

Mehr Funktionen, mehr Service,<br />

mehr Fachwissen. Wenn eine<br />

kaufmännische Software den Titel<br />

„Komplettpaket“ verdient hat, dann<br />

Lexware fi nancial offi ce premium.<br />

Ein hoher Funktionsumfang, fundiertes<br />

betriebswirtschaftliches<br />

Fachwissen und die Hotline und<br />

Updates inklusive – was will man<br />

mehr?<br />

ATTRAKTIVE UMSTEIGER-<br />

ANGEBOTE<br />

Anwender, die bereits mit einem<br />

Programm aus der professional line<br />

arbeiten (z. B. Lexware financial office<br />

pro) können zu günstigen Konditionen<br />

auf die premium line umsteigen.<br />

Unter der Rufnummer<br />

0800 – 663 7 664 können sich<br />

interessierte Kunden informieren.<br />

ZIELGRUPPE: Kleine und mittelständische Unternehmen aus<br />

den Branchen Handel, Handwerk und Dienstleistung.<br />

VORTEILE: Gewohnt solider Funktionsumfang, sehr viele<br />

Einzelkomponenten, vorbildliche Anwenderunterstützung, keine<br />

Hotlinekosten, zukünftige Updates im Preis enthalten, umfangreiche<br />

Fachinformationen.<br />

MERKMALE: Das Programm umfasst alle Inhalte aus Lexware<br />

warenwirtschaft pro (mit speziellen Funktionen für den Groß- und<br />

Einzelhandel wie z. B. Serien- und Chargenverwaltung, Kassenmodul<br />

mit Anbindung an Standard-POS-Kassensysteme, Massendatenänderung,<br />

Rechnungsausgleich über Barkasse, Stapelverarbeitung<br />

von Belegen), Lexware buchhalter pro, Lexware lohn +<br />

gehalt pro, Lexware anlagenverwaltung pro, Lexware reisekosten<br />

pro zentrale, Lexware fehlzeiten pro, Lexware lohnauskunft.<br />

Alle Anwendungen laufen integriert unter einer gemeinsamen<br />

Oberfläche. Ein übergreifendes Berichtswesen liefert konsolidierte<br />

Geschäftszahlen. Ergänzend hierzu werden umfangreiches<br />

Fachwissen und ein Servicepaket mitgeliefert. Die Software ist auf<br />

den Betrieb in kleinen Netzwerken mit bis zu fünf Arbeitsplätzen<br />

ausgerichtet.<br />

SCHNITTSTELLEN: ASCII, Microsoft Office, PDF, ELSTER<br />

(Finanz behörden), DATEV (Buchhaltung/Steuerberater), eRechnung,<br />

Lexware Auktionsmanager, eBay Turbolister, 1&1 Shopsysteme,<br />

klickTel-Telefon-CD, STAMPIT (Online-Frankierung),<br />

Lexware kundenmanager pro, elektronisches Handelsregister,<br />

Sozialversicherungen, Betriebsprüfer-Export.<br />

WEITERE PROGRAMM-VERSIONEN: Neben der großen<br />

Office-Lösung bietet Lexware auch kleinere Pakete für die Buchhaltung,<br />

Warenwirtschaft und Lohnabrechnung. Auch Branchenlösungen<br />

für Handel und Handwerk sind im Angebot.<br />

Weitere Informationen unter www.premium.lexware.de


Unternehmensführung<br />

Praktikum und Probearbeit<br />

Eines vorausgeschickt: „Probearbeit“<br />

ist für den Juristen der falsche Begriff.<br />

Mit der Probearbeit ist das Probearbeitsverhältnis<br />

gleichzusetzen, also<br />

ein normales Arbeitsverhältnis, dessen<br />

erste (üblicherweise sechs) Monate als<br />

Erprobungsphase mit verkürzten Kündigungsfristen<br />

dienen. Der Arbeitgeber<br />

ist während der Probezeit zur vollen<br />

Vergütung verpfl ichtet. Der umgangssprachliche<br />

Terminus Probearbeit wird<br />

juristisch als „Einfühlungsverhältnis“<br />

umschrieben. Gemeint ist damit eine Situation,<br />

in der weder der Arbeitnehmer<br />

zur Arbeit verpfl ichtet noch der Arbeitgeber<br />

zur Entgeltleistung gezwungen<br />

ist. Während dieser – häufi g nur wenige<br />

Tage dauernden – Phase kann jede Partei<br />

jederzeit dem Ganzen ein Ende setzen,<br />

auch wenn der „Probearbeiter“ in die<br />

betrieblichen Abläufe des Arbeitgebers<br />

eingegliedert wird. Das Einfühlungsverhältnis<br />

ist gesetzlich nicht geregelt und<br />

wird von den Landesarbeitsgerichten<br />

kritisch bewertet; sie ziehen die Zulässigkeit<br />

einer solchen Erprobung in<br />

Zweifel.<br />

Beim Praktikum ist die rechtliche Einordnung<br />

noch schwieriger. Hier gibt es<br />

zunächst die „echten“ Praktikanten, also<br />

Personen, die aufgrund einer Prüfungs-<br />

oder Fortbildungsordnung ein Praktikum<br />

ableisten, in dessen Verlauf sie in<br />

RECHT<br />

Kostenlose Arbeitskraft?<br />

Viele Firmen lassen Bewerber vor dem Abschluss des Arbeitsvertrags ein Praktikum<br />

absolvieren oder zur Probe arbeiten. Solche scheinbar kostenlosen Tests bergen für den<br />

Firmenchef jedoch Risiken. VON BERND WELLER<br />

einem Unternehmen die praktischen<br />

Seiten der theoretischen (Hochschul-)<br />

Ausbildung kennenlernen sollen. Solche<br />

Verhältnisse sind keine Arbeitsverhältnisse;<br />

sie dienen der Fortbildung der<br />

Praktikanten, weshalb der Arbeitgeber<br />

nicht zur Vergütung verpfl ichtet ist.<br />

Echte Praktikanten<br />

und Ausbildungsverhältnisse<br />

Daneben gibt es aber noch zwei weitere<br />

Typen des Praktikanten: Der „unechte<br />

Praktikant“ wird lediglich so genannt,<br />

arbeitet aber wie alle Kollegen. Hier<br />

täuscht die Bezeichnung darüber hinweg,<br />

dass es sich bei der Person um einen<br />

normalen Arbeitnehmer handelt.<br />

Schließlich gibt es noch Praktikanten,<br />

deren praktische Lernphase im Unternehmen<br />

zwar nicht in Prüfungsordnungen<br />

vorgeschrieben, aber gleichwohl<br />

ernst gemeint ist. Es handelt sich<br />

folglich um ein Ausbildungsverhältnis<br />

im Sinne von § 26 BBiG, bei dem das<br />

Erlernen praktischer Fertigkeiten im<br />

Vordergrund steht, aber auch Arbeitsleistungen<br />

erbracht werden können.<br />

Hierbei ist eine angemessene Vergütung<br />

(§ 17 BBiG) geschuldet, sofern nicht ohnehin<br />

Arbeitsentgelt vereinbart ist.<br />

Bereits zuvor wurde festgestellt, ob in<br />

den einzelnen Fällen eine Vergütung<br />

zu zahlen ist. Sofern eine Vergütungspfl<br />

icht besteht, eine Vergütung aber<br />

nicht vereinbart oder sogar vertraglich<br />

ausgeschlossen ist, stellt sich die Frage<br />

nach der Konsequenz: In solchen Fällen<br />

hat der Arbeitnehmer trotzdem gemäß<br />

§ 612 Abs. 2 BGB – gegebenenfalls in<br />

Verbindung mit §§ 138 oder 134 BGB<br />

– Anspruch auf eine für solche Arbeitsleistungen<br />

übliche Vergütung. Im Zweifel<br />

ist hier das Entgelt von Kollegen oder<br />

die Eingruppierung nach Tarifverträgen<br />

maßgeblich.<br />

Zu bedenken ist ferner, dass die gesetzliche<br />

Unfallversicherung – für die arbeitende<br />

Person wie für den Arbeitgeber –<br />

immer dann greift, wenn eine Leistung<br />

quasi als Arbeitnehmer erbracht wird. Es<br />

kommt dabei nicht darauf an, wie die Parteien<br />

das Vertragsverhältnis ausgestalten<br />

(wollen), sondern auf die faktischen Umstände.<br />

Auch ein als Praktikant beschäftigter<br />

Arbeitnehmer ist daher geschützt.<br />

Umgekehrt bedeutet dies aber auch,<br />

dass für ein Einfühlungsverhältnis und<br />

echte Praktikumsverhältnisse gesetzlicher<br />

Unfallversicherungsschutz nicht<br />

besteht. Dies betrifft nicht nur die verunfallten<br />

Personen, die keine Beistandsmaßnahmen<br />

der gesetzlichen Unfallversicherungsträger<br />

verlangen können;<br />

dramatischer ist dies unter Umständen<br />

für die Arbeitgeber, die dann nicht den<br />

38 ProFirma 06 2010


privilegierten Schutz der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung genießen, nämlich<br />

vor Schadens- und Schmerzensgeldansprüchen<br />

der verunfallten Person.<br />

Zu Abgaben verpfl ichtet<br />

Verletzt sich also ein „Probearbeiter“<br />

während eines Einfühlungsverhältnisses<br />

schwer, wird er invalide oder Ähnliches<br />

und bestehen aufseiten des Arbeitgebers<br />

dafür Verschuldensumstände, so kann<br />

sich die Arbeitskraft im Nachhinein<br />

ProFirma 06 2010<br />

kommt in diesen Konstellationen hinzu,<br />

dass die Arbeitgeber bei der Nachforderung<br />

der Sozialversicherungsbeiträge<br />

sowohl Arbeitnehmer- als auch<br />

Arbeitgeberanteil zu entrichten haben;<br />

vom Arbeitnehmer kann Rückgriff (für<br />

den Arbeitnehmeranteil) nur für die<br />

letzten drei Monate verlangt werden.<br />

Auch hier kann sich ein vermeintlich<br />

gutes Geschäft im Nachhinein als kräftiger<br />

Verlust erweisen.<br />

Neben den fi nanziellen Risiken können<br />

dem Unternehmer unangenehme<br />

Verletzt sich ein „Probearbeiter“ schwer, so kann sich die kostenlose Arbeitskraft<br />

im Nachhinein für den Arbeitgeber als sehr kostspielig erweisen.<br />

für den Arbeitgeber als sehr kostspielig<br />

erweisen. Nur am Rande sei darauf<br />

hingewiesen, dass der Arbeitgeber bei<br />

Personen, die rechtlich als Arbeitnehmer<br />

zu betrachten sind, zur Zahlung<br />

von Sozialversicherungsbeiträgen und<br />

Steuern verpfl ichtet ist, auch wenn die<br />

gewählte (gleichwohl falsche) Vertragsgestaltung<br />

davon ausgeht, es liege kein<br />

Arbeitsverhältnis vor. Erschwerend<br />

strafrechtliche Konsequenzen drohen.<br />

Ein Arbeitgeber, der die Zwangslage<br />

(Arbeitslosigkeit) eines anderen dazu<br />

ausnutzt, sich Vermögensvorteile (Arbeitsleistung)<br />

versprechen zu lassen,<br />

die in einem auffälligen Missverhältnis<br />

zur Gegenleistung (Vergütung) stehen,<br />

macht sich des Lohnwuchers gemäß<br />

§ 291 StGB strafbar. Darüber hinaus<br />

macht sich der Arbeitgeber, der einen<br />

Arbeitnehmer dazu bewegt, kostenlose<br />

„Probearbeit“ im Hinblick auf ein<br />

Anschlussarbeitsverhältnis zu leisten,<br />

des Betruges gemäß § 263 StGB strafbar,<br />

wenn er in Wirklichkeit nie einen<br />

Arbeitsvertrag schließen wollte. Das<br />

Nichtabführen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen<br />

kann nach<br />

§§ 389 ff. AO und § 266a StGB strafbar<br />

sein.<br />

Auch die Befristung der Arbeitsverhältnisse<br />

hat ihre Tücken. Gemäß § 14 Abs.<br />

2 TzBfG kann eine sachgrundlose Befristung<br />

mit einem Arbeitnehmer, der zuvor<br />

bereits in einem unbefristeten oder<br />

befristeten Arbeitsverhältnis gestanden<br />

hat, nicht mehr abgeschlossen werden.<br />

Eine gleichwohl vertraglich vereinbarte<br />

Befristung ist unwirksam, das Arbeitsverhältnis<br />

ist auf unbestimmte Zeit geschlossen.<br />

Auch für diese Fragestellung kommt<br />

es auf die von den Parteien gewählte<br />

Bezeichnung eines Rechtsverhältnisses<br />

nicht an: Ein als Praktikum bezeichnetes<br />

Arbeitsverhältnis kann sich demnach<br />

auch bei der Anschlussbeschäftigung<br />

als Risiko erweisen. Dass zwischen Praktikum<br />

und „echter“ Einstellung gegebenenfalls<br />

Jahre verstrichen sind, spielt<br />

nach geltendem Recht keine Rolle.<br />

Bei den Einfühlungsverhältnissen wird<br />

in der Praxis häufi g keine schriftliche<br />

Vereinbarung geschlossen. Ist es rechtlich<br />

als Arbeitsverhältnis zu werten,<br />

hat das die folgende Konsequenz: Die<br />

mündliche Vereinbarung, die Probearbeit<br />

(also das Arbeitsverhältnis) auf eine<br />

bestimmte Zeit (etwa einen Tag) zu befristen,<br />

ist mangels schriftlicher Regelung<br />

unwirksam. Es entsteht damit ein<br />

unbefristetes Arbeitsverhältnis.<br />

Insgesamt muss man sich als Arbeitgeber<br />

bewusst sein, dass vorteilhaft erscheinende<br />

Praktika und Einfühlungsverhältnisse<br />

auch für Arbeitgeber böse<br />

Überraschungen und Risiken beinhalten.<br />

Ein Chef sollte daher gut überlegen,<br />

ob er von diesen Mitteln wirklich Gebrauch<br />

machen will.<br />

Der Autor: Bernd Weller<br />

ist Fachanwalt für Arbeitsrecht in der Kanzlei<br />

Heuking Kühn Lüer Wojtek, Frankfurt/Main.<br />

39


Finanzen & Steuern<br />

Private-Equity-Branche<br />

nimmt Mittelstand ins Visier<br />

Private-Equity-Gesellschaften interessieren<br />

sich zunehmend für kleinere<br />

Unternehmen, bestehen nicht mehr auf<br />

Mehrheitsbeteiligungen und sind offen<br />

für eine längere Dauer einer Beteiligung.<br />

Das sind die zentralen Ergebnisse einer<br />

Studie der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft<br />

Rödl & Partner in Nürnberg.<br />

Sie basieren auf einer Befragung von<br />

rund 300 Beteiligungsgesellschaften in<br />

Deutschland.<br />

Die stärkere Hinwendung zu kleineren<br />

und mittleren Unternehmen bis 20 Mil-<br />

WO PRIVATE-EQUITY-GESELLSCHAFTEN<br />

INVESTIEREN WOLLEN*<br />

Der Fokus richtet sich zunehmend<br />

auf kleine Unternehmen<br />

profi rma<br />

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Großunternehmen<br />

über 500 Mio. Euro Umsatz<br />

Große Unternehmen<br />

bis 500 Mio. Euro Umsatz<br />

Mittlere Unternehmen<br />

bis 100 Mio. Euro Umsatz<br />

Kleine Unternehmen<br />

bis 20 Mio. Euro Umsatz<br />

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FINANZTRENDS<br />

4%<br />

22%<br />

48%<br />

63%<br />

*Mehrfachnennungen möglich Quelle: Rödl & Partner 2010<br />

lionen Euro Umsatz hat nach Ansicht<br />

von Wolfgang Kraus, geschäftsführender<br />

Partner bei Rödl & Partner, zwei<br />

Ursachen: Zum einen hätten sich die<br />

Finanzierungsbedingungen für große<br />

Transaktionen im Gefolge der Krise<br />

deutlich verschlechtert, zum anderen<br />

wachse der Bedarf kleinerer Unternehmen,<br />

zukünftiges Wachstum zu fi -<br />

nanzieren. Außerdem begünstige eine<br />

größere Offenheit des Mittelstands gegenüber<br />

externen Eigenkapitalpartnern<br />

diese Entwicklung: „Beteiligungskapital<br />

wird im Mittelstand langsam Normalität“,<br />

betont Kraus.<br />

Die Bereitschaft der Investoren, längere<br />

Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren<br />

in Kauf zu nehmen, dürfte auch dazu<br />

beitragen. Der Studie zufolge geht die<br />

Private-Equity-Branche davon aus, dass<br />

sich die hohen Renditen der Vergangenheit<br />

nicht mehr erzielen lassen. Stattdessen<br />

gewinnt der Eigenkapitaleinsatz<br />

gegenüber dem Kredit eine größere Bedeutung.<br />

VR Leasing<br />

behauptet sich im Krisenjahr 2009<br />

Mit einem Neugeschäftsvolumen von<br />

2,24 Milliarden Euro im Inland konnte<br />

die VR Leasing, der Spezialfi nanzierer im<br />

genossenschaftlichen Finanzverbund mit<br />

Sitz in Eschborn, das Geschäftsjahr 2009<br />

knapp auf Vorjahresniveau abschließen<br />

(2008: 2,32 Milliarden Euro). Das geht<br />

aus einer Pressemitteilung hervor.<br />

Als stabiles Standbein erwies sich das<br />

Leasing-Geschäft mit Fahrzeugen. Das<br />

Neugeschäftsvolumen bei Pkw und<br />

Kombis, Bussen, Lkw und Anhängern<br />

ZAHL DES MONATS<br />

22 Tage<br />

müssen deutsche Lieferanten im<br />

Durchschnitt warten, bis ihre Kunden<br />

die Rechnung begleichen. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt das Atradius-Zahlungsmoralbarometer<br />

aufgrund seiner<br />

neuesten Erhebung. Damit habe<br />

sich im Vergleich zum Sommer 2009<br />

die Dauer überfälliger Rechnungen<br />

halbiert. „Die Lieferanten fahren die<br />

Früchte eines konsequenteren Mahn-<br />

und Forderungsmanagements ein“,<br />

kommentiert Michael Karrenberg,<br />

Leiter Risikomanagement bei Atradius<br />

Deutschland, die Entwicklung.<br />

Eine Beleg dafür: Der Studie zufolge<br />

pochen deutsche Lieferanten im europäischen<br />

Vergleich auf die kürzesten<br />

Zahlungsfristen: 19 Tage geben sie ihren<br />

Kunden Zeit, um die Rechnung zu<br />

begleichen.<br />

stieg um acht Prozent auf 877,3 Millionen<br />

Euro (2008: 812,7 Millionen Euro).<br />

Dagegen verzeichnete VR Leasing bei<br />

der Finanzierung von Investitionsgütern<br />

einen Rückgang um 19,5 Prozent auf<br />

692,3 Millionen Euro. Hier habe sich die<br />

schwere Krise auf dem Maschinenmarkt<br />

bemerkbar gemacht. Eine immer größere<br />

Rolle spielt das Online-Geschäft. Dort<br />

verzeichnete der Finanzdienstleister ein<br />

Neugeschäft von 685,6 Millionen Euro,<br />

52 Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

40 ProFirma 06 2010


ProFirma 06 2010<br />

Mittelständler fi nanzieren<br />

Innovationen aus eigener Tasche<br />

Kleine und mittlere Unternehmen fi nanzieren ihre Innovationsanstrengungen<br />

zu mehr als 70 Prozent über eigene Mittel. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der KfW Bankengruppe<br />

auf der Datenbasis des KfW-Mittelstandspanels. Der Analyse<br />

zufolge spielen externe Geldquellen nur eine untergeordnete<br />

Rolle. So werden nur zwölf Prozent der Innovationsaufwendungen<br />

über Bankkredite fi nanziert.<br />

Dieser Anteil der Fremdfi nanzierung sinkt sogar mit steigender<br />

Forschungs- und Entwicklungsintensität: Unternehmen mit ho-<br />

Grüne Vorzeichen bei Aktienfonds<br />

Aktienfonds-Besitzer haben in den vergangenen zwölf Monaten<br />

beachtliche Wertzuwächse erzielt. So legten Aktienfonds<br />

mit Anlageschwerpunkt Deutschland im Schnitt um 54,4<br />

Prozent zu und damit fast vier Prozentpunkte mehr als das<br />

Börsenbarometer Dax, das von Ende März 2009 bis Ende März<br />

2010 um gut 50 Prozent anstieg. Mit Schwellenländer- sowie<br />

Osteuropa-Aktienfonds konnten Anleger ihr Kapital zum Teil<br />

mehr als verdoppeln. Dies geht aus der Fondsstatistik des BVI<br />

Bundesverband Investment und Asset-Management zum 31.<br />

März 2010 hervor.<br />

Die Zwölf-Monats-Resultate der Aktienfonds-Gruppen spiegeln<br />

die Erholung der Börsen wider. Neben Aktienfonds<br />

Deutschland lieferten auf Einjahressicht europaweit anlegende<br />

(50,4 Prozent) und global ausgerichtete (42,8 Prozent) Fonds<br />

ebenfalls beachtliche Resultate. Gleichwohl haben Aktienfondsanleger<br />

aus der Zehnjahres-Perspektive noch deutliche<br />

Verluste gemacht.<br />

her Forschungsintensität greifen so gut wie gar nicht auf Fremdmittel<br />

zurück.<br />

Als Ursache dafür verweist die KfW darauf, dass der Erfolg von<br />

Innovationsvorhaben für externe Geldgeber kaum abzuschätzen<br />

sei. Nach Ansicht von Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW<br />

Bankengruppe, hat das Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Unternehmen: „Die starke Abhängigkeit von Eigenmitteln verzögert<br />

vor allem die Entwicklung und erfolgreiche Markteinführung<br />

von Spitzentechnologien.“<br />

BILANZBUCHHALTER FORDERN BESSERE<br />

BILDUNGSCHANCEN<br />

Trotz hoher fachlicher Wertschätzung in der Wirtschaft<br />

fi nden Bilanzbuchhalter nach Ansicht des Bundesverbands<br />

der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC)<br />

kaum Anerkennung in der Bildungspolitik. So bleibe<br />

Bilanzbuchhaltern der Zugang zum Master-Studiengang<br />

immer noch verwehrt. „Die Qualifi kation von<br />

Bilanzbuchhaltern ist mit dem Bachelor gleichzusetzen“,<br />

betonte Hans-Joachim Klein, Präsident des Verbands,<br />

auf der Kongressmesse ReWeCo in Bielefeld.<br />

Er forderte insbesondere das Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung (BMBF) auf, sich noch stärker<br />

für die berufl iche Anerkennung von Bilanzbuchhaltern<br />

einzusetzen. „Es wäre absurd, wenn geprüfte Bilanzbuchhalter<br />

an den Hochschulen noch Rechnungswesen<br />

belegen müssen.“<br />

EMI: AUFSCHWUNG<br />

VERFESTIGT SICH<br />

WERTENTWICKLUNG AUF EINEN BLICK Die Industrie hat sich im April 2010 weiter erholt.<br />

Das zeigt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufs-<br />

Fondsgruppe 1 Jahr 5 Jahre 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre<br />

manager-Index (EMI), der gegenüber März nochmals<br />

Aktienfonds Deutschland<br />

1,3 Zähler auf 61,5 zulegte. Der Produktionssektor<br />

kumuliert 54,4 27,9 -19,5 181,5 1.145,0<br />

verzeichnete das höchste Wachstum seit Beginn der<br />

p.a. 54,4 5,0 -2,1 5,3 8,8<br />

monatlichen Umfrage unter rund 500 deutschen In-<br />

Aktienfonds international<br />

dustrie-Einkaufsmanagern im April 1996. Nicht nur<br />

kumuliert 42,8 11,2 -34,8 194,0 998,0<br />

die Erzeugung trug maßgeblich zum neuen Allzeit-<br />

p.a. 42,8 2,2 -4,2 5,5 8,3<br />

hoch bei, auch die vier übrigen in die Berechnung des<br />

Aktienfonds Osteuropa<br />

kumuliert 118,1<br />

p.a. 118,1<br />

66,1<br />

10,7<br />

139,4<br />

9,1<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Hauptindex einfl ießenden Teilindizes wie Auftragseingang,<br />

Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager<br />

wirkten sich positiv aus. Damit verfestige sich<br />

der Aufschwung, kommentierte Holger Hildebrandt,<br />

Aktienfonds Emerging Markets<br />

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Material-<br />

kumuliert 75,5 89,0 20,3 - -<br />

wirtschaft, Einkauf und Logistik, die aktuelle Statistik.<br />

p.a. 75,5 13,6 1,9 - -<br />

41


Finanzen & Steuern – Seniorenabsicherung<br />

Altersversorgung<br />

Gefährliche Versäumnisse<br />

Viele Unternehmenschefs verlassen sich bei der Rente auf den Erlös aus dem<br />

Verkauf ihres Betriebs. Der Wert des Lebenswerks wird aber fast immer überschätzt<br />

und gefährdet die Absicherung des Lebensabends. VON EVA NEUTHINGER<br />

Perfekte Staffelübergabe: Viele Unternehmer nehmen sich zu wenig Zeit, um die Nachfolge<br />

sorgfältig zu planen.<br />

Erfolgreich, engagiert, Ende vierzig: Für<br />

Uwe Rolef ist das genau die richtige<br />

Situa tion, um die ersten Schritte für eine<br />

gut geplante Staffelübergabe in einem<br />

Unternehmen einzuleiten. Der Steuerberater<br />

in Alfter bei Bonn hat sich auf<br />

die Nachfolge spezialisiert und kennt<br />

zahlreiche Fälle, in denen mittelstän-<br />

dische Firmenchefs viel zu lange damit<br />

gewartet haben. Dazu gehört etwa die<br />

Geschichte eines Ehepaares, beide 60<br />

Jahre alt. Sie gingen immer stillschweigend<br />

davon aus, dass ihr Sohn die Firma<br />

übernehmen würde. Als die Unternehmensnachfolge<br />

konkrete Formen annehmen<br />

sollte, bekannte er sich dann<br />

allerdings zu seiner Karriere als Banker.<br />

Eine fehlgeschlagene Nachfolge kann fatale<br />

Folgen haben, vor allem dann, wenn<br />

die Übergabe mit einem Verkauf der<br />

Firma geregelt werden und der Erlös die<br />

Basis für die fi nanzielle Absicherung im<br />

Ruhestand sein soll.<br />

Genau vor diesem Problem steht Unternehmerin<br />

Ursula Jachnik in Koblenz. Gemeinsam<br />

mit ihrem Mann baute sie vor<br />

45 Jahren ein Autohaus für die Marken<br />

Volvo und Subaru auf. Den Vertrieb von<br />

Neuwagen haben die Jachniks zwar ein<br />

wenig eingeschränkt. „Mit unserer Werkstatt<br />

erzielen wir aber gute Gewinne“,<br />

sagt Jachnik. Seit fast zehn Jahren sucht<br />

das Ehepaar nun schon nach einem externen<br />

Nachfolger. „Wir haben zu spät<br />

begonnen“, meint die engagierte 67-Jährige.<br />

Mit dem Verkaufserlös will das Paar<br />

sein Alterseinkommen sichern. Mehrere<br />

Übergabeversuche scheiterten. „Aktuell<br />

haben wir zwar wieder einen Interessenten.<br />

Die Banken wollen aber das Risiko<br />

nicht mittragen“, meint Jachnik.<br />

Nils Koerber, Geschäftsführer der Unternehmensberatung<br />

K.E.R.N – die<br />

Nachfolgespezialisten in Darmstadt,<br />

kennt die Probleme der Seniorchefs<br />

sehr genau: „Bei der Übergabe spielen<br />

immer emotionale Faktoren mit. Schon<br />

in den besten Jahren den Ausstieg zu<br />

bestimmen, ist ein mentaler Spagat, den<br />

viele – bewusst oder unbewusst – nicht<br />

leisten wollen.“ Der ist aber notwendig.<br />

Denn keine Staffelübergabe kann inner-<br />

42 ProFirma 06 2010


halb von Monaten gelingen. Für Wolf<br />

Kempert, Geschäftsführer der Gesellschaft<br />

für Unternehmensnachfolge und<br />

Unternehmensführung (UNU) in Berlin<br />

und Mitglied des Bundesverbands der<br />

Unternehmensberater (BDU), gibt es<br />

nicht einmal bei bester Vorbereitung<br />

über einen Zeitraum von zehn oder<br />

mehr Jahren „die optimal gelaufene<br />

Nachfolge“. Zu viele Aspekte sind zu<br />

berücksichtigen und zu viele Fallstricke<br />

zu überwinden.<br />

Das gilt schon für die interne Nachfolge,<br />

wenn Sohn oder Tochter das Geschäft<br />

übernehmen sollen. Die Junioren müssen<br />

nicht nur behutsam als neue Chefs<br />

aufgebaut werden. Auch bei der Nachfolge<br />

innerhalb der Familie müssen<br />

Ansprüche anderer Angehöriger, wie<br />

gerade die Alterssicherung des Seniors,<br />

besonders beachtet werden. Nicht weniger<br />

kompliziert ist der Verkauf des<br />

Unternehmens an einen externen Nachfolger.<br />

Erfahrungsgemäß ist es nicht nur<br />

schwer, einen geeigneten Kandidaten zu<br />

fi nden. „Auch die Nase muss passen“,<br />

meint Dirk Hubl, Partner der Kanzlei<br />

Rolef & Hubl in Alfter.<br />

Darüber hinaus müssen den individuellen<br />

Bedürfnissen aller Parteien<br />

entsprechend sämtliche Optionen gegeneinander<br />

abgewogen werden. Was<br />

kommt infrage? Nur der Verkauf des<br />

Unternehmens auf einen Schlag? Ein<br />

gleitender Übergang mit Beteiligung?<br />

Eine Verpachtung? Und was passiert mit<br />

Pensionsrückstellungen in der Bilanz,<br />

die sich negativ auf den Verkaufspreis<br />

auswirken können? Zu schön, gäbe es<br />

ein Patentrezept. Letztlich sind die Antworten<br />

jedoch immer individuell zu<br />

ermitteln, vieles ist Verhandlungssache.<br />

Wie im Falle des Unternehmerehepaars<br />

Machnik sind es am Schluss jedoch immer<br />

zwei Punkte, die über Erfolg oder<br />

Misserfolg entscheiden: Der Verkaufserlös,<br />

der die Basis für die Absicherung im<br />

Ruhestand sein soll, und die geeignete<br />

Finanzierung der Übergabe.<br />

Der realistische Firmenwert<br />

Die Einschätzung des Unternehmenswerts<br />

ist in den Verkaufsverhandlungen<br />

in der Tat der Knackpunkt schlechthin:<br />

ProFirma 06 2010<br />

So sichern sich Senioren ab<br />

Viele Unternehmer müssen ihre Altersversorgung aus ihrem Betrieb fi nanzieren.<br />

Neben dem Verkauf gibt es noch einige weitere Optionen.<br />

ERTRÄGE AUS TÄTIGKEITSVERGÜTUNGEN Bleibt der Senior aktiv im Unternehmen<br />

tätig, so kann seine Versorgung – zumindest teilweise und temporär – aus dafür<br />

gezahlten Gehältern sichergestellt werden. Statt eines Gehalts kann auch ein Beraterhonorar<br />

vereinbart werden.<br />

VERGÜTUNG FÜR BEIRATSTÄTIGKEIT Gerade im Nachfolgeprozess werden oftmals<br />

Beiräte installiert, häufi g rechtzeitig in Form sogenannter „Nachfolgebeiräte“.<br />

Ausscheidende Unternehmer übernehmen dann meist den Vorsitz im Beirat.<br />

ZURÜCKBEHALTENE VERMÖGENSWERTE Unternehmer nutzen gerne auch die Möglichkeit,<br />

bestimmte Vermögenswerte zurückzubehalten und an das Unternehmen<br />

zu vermieten. Die Erträge daraus können der Finanzierung der Altersversorgung<br />

dienen.<br />

VERPACHTUNG Steuerlich ist die Verpachtung des Unternehmens eine interessante<br />

Alternative zur unentgeltlichen oder auch zur teilentgeltlichen Unternehmensübertragung.<br />

Die gesamte Vermögenssubstanz bleibt beim Unternehmer. Die Betriebsführung<br />

geht auf die nächste Generation oder auf Dritte über. Der Verpächter hat<br />

dabei das Wahlrecht, seine betriebliche Tätigkeit endgültig einzustellen und unter<br />

Aufdeckung aller stillen Reserven nur noch Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung<br />

zu beziehen.<br />

TEILVERKAUF Eine weitere Option ist der Teilverkauf von Gesellschaftsanteilen<br />

an familiäre Nachfolger oder an Dritte. Bestehen Bedenken darüber, dass die Nachfolgegeneration<br />

Probleme mit der erfolgreichen Unternehmensführung haben wird,<br />

können zehn oder 20 Prozent an externe Führungskräfte veräußert werden, die<br />

dann als geschäftsführende Gesellschafter Verantwortung übernehmen.<br />

ZURÜCKBEHALTENE NUTZUNGSRECHTE Insbesondere aus erbschaftsteuerlichen<br />

Gründen kann es vorteilhaft sein, auf den Nachfolger Unternehmenssubstanz zu übertragen,<br />

die Erträge jedoch im Wege des Vorbehaltsnießbrauchs zurückzubehalten.<br />

Quelle: Prof. D.B. Simmert/Dortmund, K. A. Niggemann, Meinerzhagen<br />

„Firmeninhaber gehen meist davon aus,<br />

dass dieser viel höher liegt als er tatsächlich<br />

ist“, sagt Nils Koerber. Jeder Unternehmer<br />

muss sich jedoch darüber im<br />

Klaren sein, dass der Wert seiner Firma<br />

abhängig von der allgemeinen Marktlage<br />

schwankt. Innerhalb weniger Monate<br />

kann er nach oben oder nach unten abweichen.<br />

Die beste Verhandlungsposition<br />

bei der Nachfolge haben daher jene<br />

Unternehmenschefs, die loslassen können<br />

– aber nicht müssen, also denen die<br />

Zeit noch nicht im Nacken sitzt.<br />

Als Basis für die Preisverhandlung wählen<br />

die Parteien in der Regel den sogenannten<br />

Ertragswert, den ein neutraler<br />

Berater der Kammer, ein unabhängiger<br />

Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer<br />

oder Steuerexperte zuvor ermittelt.<br />

Wohlgemerkt als Basis: Der Ertragswert<br />

entspricht nachher fast nie dem<br />

Verkaufspreis. Er zielt auf die künftig<br />

realisierbaren Erträge ab. Dabei spielen<br />

zahlreiche Faktoren eine Rolle: Zum<br />

Beispiel, inwiefern bisher das Unternehmen<br />

von der Person des Unterneh-<br />

43


Finanzen & Steuern – Seniorenabsicherung<br />

mers abhängig ist. Gibt es eine zweite<br />

Führungskraft im Haus, wirkt sich das<br />

wertsteigernd aus. Relevant sind auch<br />

die Mitarbeiter, deren Betriebszugehörigkeit,<br />

Alter und Qualifi kation. Ein dynamisches,<br />

gut ausgebildetes Team beeinfl<br />

usst den Wert des Unternehmens<br />

positiv, ebenso eine spezialisierte oder<br />

diversifi zierte marktgerechte Leistungspalette<br />

und eine lebendige Stammkundenstruktur.<br />

Schon daraus erschließt<br />

sich, warum und wie die Führung des<br />

Betriebs schon mehrere Jahre vor der<br />

defi nitiven Nachfolge strategisch ausgerichtet<br />

werden sollte. Berater Kempert<br />

stellt aber immer wieder fest, dass<br />

Unternehmer kurz vor dem Ruhestand<br />

„müde werden“. Wer weiß, dass er die<br />

Firmenleitung bald abgibt, investiert<br />

vielleicht nicht in neue Technik oder<br />

akquiriert keine neuen Kunden mehr.<br />

Stolperstein Finanzierung<br />

Auch wenn ein Käufer gefunden und<br />

eine Einigung über den Preis erzielt ist,<br />

ist die Nachfolgeregelung noch nicht<br />

sicher unter Dach und Fach. Denn die<br />

Banken verlangen vom Übernehmer<br />

des Betriebs oft Sicherheiten, die dieser<br />

noch nicht aufbauen konnte. Sogar<br />

wenn die Erträge des Unternehmens üppig<br />

fl ießen, weichen die Kreditinstitute<br />

von ihren hohen Forderungen nicht ab.<br />

Ausweg könnte eine Bürgschaft der För-<br />

derbanken sein. Doch die vergeben Zusagen<br />

auch nur nach strengen Regeln.<br />

Um die Banken mit ins Boot zu holen,<br />

müssen die Parteien daher mitunter<br />

nachhelfen. „Manchmal ist es notwendig,<br />

dass der Firmenchef selbst Geld in<br />

die Hand nimmt“, sagt Wolf Kempert.<br />

In der Regel läuft das auf eine Beteiligung<br />

hinaus. Der Senior kann als stiller<br />

Teilhaber im Unternehmen bleiben und<br />

wird über die fl ießenden Erträge entlohnt<br />

(siehe auch Kasten auf Seit 43).<br />

Damit ist aber stets ein Risiko verbunden:<br />

„Eine Beteiligung kommt nur in Betracht,<br />

wenn der neue Geschäftsführer<br />

alle Kompetenzen und Führungsqualitäten<br />

mitbringt, um den Betrieb erfolgreich<br />

weiterführen zu können“, warnt<br />

Koerber. Selbst dann bleiben noch Unwägbarkeiten,<br />

wie etwa konjunkturelle<br />

Schwankungen oder negative Entwicklungen<br />

am Markt, welche die Altersbezüge<br />

gefährden können. Das gilt genauso,<br />

wenn beide Parteien eine Leibrente<br />

vereinbaren. Auf der sicheren Seite sind<br />

Firmenchefs nur für den Fall, dass diese<br />

besichert ist. „Infrage kommt etwa der<br />

Eintrag einer Grundschuld, falls zum<br />

Beispiel Immobilien vorhanden sind“,<br />

empfi ehlt Uwe Rolef. Andernfalls trägt<br />

der Senior das Risiko einer Insolvenz<br />

immer mit. „Und zwar unabhängig davon,<br />

ob es sich um einen externen oder<br />

einen internen Nachfolger handelt“,<br />

warnt Koerber.<br />

Wohin mit dem Verkaufserlös?<br />

Hat der Nachfolger das Geld schließlich<br />

überwiesen, kann der Seniorunternehmer<br />

den nächsten Schritt angehen: Es<br />

gilt nun, den Verkaufserlös optimal anzulegen.<br />

Auch dabei muss sich der Unternehmer<br />

über verschiedene Fragen im<br />

Klaren werden: Welchen fi nanziellen<br />

Bedarf hat er im Ruhestand? Sind die Er-<br />

träge aus dem Verkaufserlös die einzige<br />

Finanzquelle? Will er das Geld komplett<br />

für seinen Lebensabend verbrauchen<br />

oder einen Teil des Vermögens an seine<br />

Nachkommen vererben? „Auf Basis<br />

der individuellen Ziele, Wünsche und<br />

Erwartungen des Unternehmers muss<br />

eine Konzept erarbeitet werden, bei dem<br />

auch alle steuerlichen und rechtlichen<br />

Aspekte einbezogen werden müssen“,<br />

sagt Mathias Lebtig, Geschäftsführer<br />

der Financial Planning GmbH Lebtig-<br />

Schwab-Anspichler in Freiburg.<br />

Erst wenn die Ziele klar sind, können die<br />

entsprechenden Anlagebausteine ausgesucht<br />

werden. Grundsätzlich stehen dafür<br />

zwei Wege offen: Investmentfonds<br />

oder Rentenversicherungen. Für eine<br />

Lösung mit Fonds spricht die höhere<br />

Flexibilität gegenüber einer Rentenversicherung.<br />

Je nach Liquiditätsbedarf kann<br />

sich der Unternehmer für einen Auszahlungsplan<br />

mit Verzehr des gesamten Kapitals<br />

über eine bestimmte Zeit entscheiden<br />

oder für regelmäßige Auszahlungen<br />

bei gleichzeitigem Erhalt des Vermögens.<br />

Beispiel: Bei einem Rentenfonds<br />

mit einer durchschnittlichen Wertentwicklung<br />

von vier Prozent reicht ein<br />

Betrag von 100.000 Euro für eine monatliche<br />

Rente von 520 Euro über 25 Jahre.<br />

Will der Unternehmer aber den Kapitalstock<br />

erhalten, stehen ihm monatlich<br />

nur 320 Euro zur Verfügung.<br />

Eine Alternative ist eine sofort beginnende<br />

Rentenversicherung. Bei einer<br />

Einzahlung von 100.000 Euro kann ein<br />

65-jähriger Mann mit rund 500 Euro im<br />

Monat rechnen: „Die Versicherung hat<br />

den Vorteil, dass das Kapital nicht nach<br />

einer bestimmten Zeit aufgebraucht<br />

ist“, betont Dragica Csader, Leiterin<br />

Produktmanagement Privatkunden bei<br />

HDI Gerling Leben in Köln.<br />

Dennoch zeigt die Rechnung: Will der<br />

Unternehmer seinen Lebensabend al-<br />

„Unternehmer überschätzen meist den Wert ihrer Firma.“<br />

NILS KOERBER, UNTERNEHMENSBERATUNG K.E.R.N – <strong>DIE</strong> NACHFOLGESPEZIALISTEN, DARMSTADT<br />

44 ProFirma 06 2010<br />

Foto: privat


lein aus dem Verkaufserlös bestreiten,<br />

muss der Nachfolger schon bereit sein,<br />

eine stattliche Summe hinzublättern.<br />

Deswegen ist es nach Ansicht von Mathias<br />

Lebtig besser, sich frühzeitig von<br />

einem erfahrenen Vermögensplaner<br />

den fi nanziellen Bedarf im Alter ermitteln<br />

zu lassen: „Gerade unter Berücksichtigung<br />

der Infl ation führen diese<br />

Berechnungen dem Unternehmer die<br />

Versorgungslücken plastisch vor Augen.“<br />

„Rechtzeitige Vorsorge ist angebracht“,<br />

sagt auch Dragica Csader. Seit<br />

dem Jahr 2005 gibt es dafür ein Instrument,<br />

das gerade aus steuerlicher Sicht<br />

für Selbstständige gut geeignet ist: Die<br />

Basisrente. So kann ein Unternehmer,<br />

der 25 Jahre jährlich 12.000 Euro in eine<br />

Basisrente investiert, immerhin mit einer<br />

monatlichen Rente von 2.500 Euro<br />

rechnen. Und damit kann er auch das<br />

Thema Nachfolgesuche gelassener angehen.<br />

Zahltag<br />

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Zwischen 2010 und 2014 werden<br />

knapp 110.000 Familienunternehmen<br />

auf einen Nachfolger<br />

übertragen, wie das Institut<br />

für Mittelstandsforschung in<br />

Bonn aktuell ermittelt hat.<br />

43,8 Prozent der Unternehmen<br />

bleiben derzeit in der Familie,<br />

21,1 Prozent werden verkauft.<br />

16,5 Prozent gehen in die Hände<br />

externer Führungskräfte,<br />

10,3 Prozent an einen Mitarbeiter.<br />

8,3 Prozent der Betriebe<br />

werden stillgelegt, weil sich<br />

kein Nachfolger fi ndet.<br />

Quelle: Institut für Mittelstandsforschung, Bonn<br />

EXTERNE NACHFOLGE ÜBERWIEGT<br />

8,3<br />

Stilllegung<br />

10,3<br />

Mitarbeiter<br />

16,5<br />

externe<br />

Führungskräfte<br />

21,1<br />

Verkauft<br />

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43,8<br />

Familie


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

46<br />

Risikomanagement<br />

Das Kleingedruckte nicht vergessen<br />

Banken knüpfen die Kreditvergabe wieder stärker an Zusatzvereinbarungen.<br />

Verstöße dagegen können für das betroffene Unternehmen teuer werden.<br />

VON CARMEN MAUSBACH UND PROF. <strong>DIE</strong>THARD B. SIMMERT<br />

Die Entwicklung der Unternehmensfi<br />

nanzierung zeigt derzeit ein sehr<br />

heterogenes Bild: Während die Unternehmen<br />

vermehrt über eine zumindest<br />

teilweise vorhandene Kreditklemme<br />

und zu schlechte Kreditkonditionen berichten,<br />

sehen die Banken die zum Teil<br />

negative Berichterstattung über ihre<br />

Kreditvergabepolitik als nicht gerechtfertigt<br />

an. Tatsache ist jedoch, dass sich<br />

im Zuge der globalen Wirtschafts- und<br />

Finanzmarktkrise das Risikobewusstsein<br />

der Banken deutlich verändert hat.<br />

Die Auseinandersetzung mit den längst<br />

vergessenen Financial Covenants wird<br />

für mittelständische Unternehmen daher<br />

zukünftig unerlässlich sein.<br />

Als Covenants werden nicht standardisierte<br />

Verpfl ichtungen oder Zusatzvereinbarungen<br />

zwischen Kreditnehmern<br />

und Banken bezeichnet, die vom Kreditnehmer<br />

während der Laufzeit des<br />

Kredits die Erfüllung bestimmter Bedingungen<br />

oder Aufl agen verlangen. Von<br />

den Finanzhäusern werden Covenants<br />

als Frühwarnsystem und somit als zusätzliches<br />

Instrument im Bereich des<br />

Risikomanagements eingesetzt. Wesentliches<br />

Ziel dieses Instruments ist es,<br />

der asymmetrischen Informationsverteilung,<br />

die zwischen Gläubigern und<br />

Schuldnern besteht, entgegenzuwirken,<br />

um das Ausfallrisiko der Bank bei der<br />

Vergabe des Kredits auf ein Minimum<br />

zu reduzieren.<br />

Konkret verpfl ichten Financial<br />

Covenants den Kreditnehmer<br />

zur Einhaltung<br />

bestimmter Kennzahlen<br />

oder Bilanzrelationen. Da<br />

die Messgrößen aus der<br />

Bilanz abgeleitet werden,<br />

hat sich in der Praxis der<br />

Begriff „Bilanzrelationsklauseln“<br />

durchgesetzt. Die<br />

Ausgestaltung der Klauseln<br />

kann relativ einfach erfolgen,<br />

indem die Bank nur einige wenige<br />

Bilanzkennzahlen formuliert.<br />

Werden im Vertragswerk hingegen<br />

viele und komplexe Bilanzkennzahlen<br />

eingesetzt, kann sehr schnell ein umfangreiches<br />

Verpfl ichtungssystem entstehen,<br />

das im Extremfall sogar in eine<br />

sittenwidrigen Knebelung des Unternehmens<br />

münden kann.<br />

Kündigung eines Kredits<br />

bleibt der Ausnahmefall<br />

Die Verletzung oder Nichteinhaltung<br />

der Klauseln zieht erhebliche Sanktionen<br />

nach sich, die für den Kreditnehmer<br />

oftmals weitreichende Konsequenzen<br />

haben. So räumen die Klauseln<br />

dem Kreditgeber bei einem erstmaligen<br />

Verfehlen oder einem erstmaligen Verstoß<br />

meist ein Recht auf Nachbesicherung<br />

ein.<br />

Daneben kommen eine Anpassung der<br />

Kreditkonditionen, eine Anpassung der<br />

Financial Covenants nach Art und Höhe,<br />

Schadensersatz und die Zahlung einer<br />

Vertragsstrafe in Betracht. Für Kreditvolumina,<br />

die in Raten ausgezahlt werden,<br />

ist zudem eine Auszahlungssperre oder<br />

ein Weigerungsrecht des Kreditgebers<br />

vorgesehen.<br />

Eine weitere Möglichkeit bei der Verletzung<br />

der Financial Covenants ist<br />

die Anwendung eines sogenannten<br />

Waivers. Hier wird zwischen den Vertragspartnern<br />

die Vereinbarung getroffen,<br />

dass der Kreditnehmer für eine<br />

bestimmte Zeit eine bestimmte Bilanzrelation<br />

nicht einhalten muss. Dafür<br />

muss er allerdings ein Entgelt in Form<br />

ProFirma 06 2010


BEDEUTUNG VON<br />

COVENANTS<br />

1) In Prozent der Nennungen<br />

einer „Waiver Fee“ zahlen. Führen die<br />

Sanktionen nicht zum gewünschten Erfolg,<br />

wird die Bank den Kredit kündigen<br />

und die Rückzahlung des Kredits und<br />

der fälligen oder noch anfallenden Zinsen<br />

verlangen. Die Kündigung bereits<br />

bestehender Kreditverträge stellt für das<br />

Unternehmen die mit Abstand bedrohlichste<br />

Sanktion dar.<br />

Dass Financial Covenants aufgrund der<br />

Wirtschafts- und Finanzmarktkrise eine<br />

zunehmende Bedeutung im Bereich<br />

der Fremdkapitalfi nanzierung erfahren<br />

haben, wird durch zwei repräsentative<br />

Studien der Unternehmensberatungsgesellschaft<br />

Roland Berger unterstrichen.<br />

Besonders bemerkenswert in diesem<br />

Zusammenhang ist, dass die Unternehmensberatungsgesellschaft<br />

im Rahmen<br />

einer Studie im Jahr 2008 zunächst die<br />

Perspektive der kreditgebenden Ban-<br />

ProFirma 06 2010<br />

Mögliche Folgen bei Verstößen gegen Financial Covenants<br />

Konditionenanpassungen<br />

56%<br />

Wichtig<br />

Auszahlungssperre<br />

Bedeutung von Covenants aus Bankensicht 1)<br />

Strenger<br />

Weniger<br />

streng<br />

Nachbesicherung<br />

Anpassung der Covenants<br />

Kündigung Schärfste Sanktion der Banken<br />

13%<br />

Weniger<br />

wichtig<br />

31%<br />

Sehr wichtig<br />

TREND ZU<br />

STRENGEREN<br />

KLAUSELN<br />

ken untersuchte und ein Jahr später<br />

die Kreditnehmerperspektive in den<br />

Blickpunkt der Betrachtungen stellte.<br />

Die Ergebnisse sind somit geeignet,<br />

Interessierten einen umfassenden Einblick<br />

in die derzeitige Vergabepraxis der<br />

Banken zu geben, zumal beide Studien<br />

zahlreiche Gemeinsamkeiten aufweisen<br />

und auch in ihren Kernergebnissen<br />

weitgehend übereinstimmen.<br />

Strengere Aufl agen für<br />

den Mittelstand<br />

Im Rahmen der Studie im Jahr 2008<br />

wurden insgesamt 100 Führungskräfte<br />

von mehr als 20 deutschen Kreditinstituten<br />

aus dem privaten, dem öffentlich-rechtlichen<br />

und dem genossenschaftlichen<br />

Bankensektor zum Thema<br />

Financial Covenants befragt. Im Hin-<br />

Einfrieren der Linien<br />

Waiver<br />

Gegenmaßnahmen<br />

Allgemein<br />

Bei LBO-Transaktionen<br />

Bei Transaktionen mit Großunternehmen<br />

Bei Transaktionen mit KMU<br />

67%<br />

33%<br />

79%<br />

21%<br />

60%<br />

40%<br />

72%<br />

28%<br />

blick auf die derzeitige Bedeutung von<br />

Financial Covenants sahen 31 Prozent<br />

der Umfrageteilnehmer die in Kreditverträgen<br />

vereinbarten Nebenabreden<br />

als sehr wichtig an. Zugleich waren 56<br />

Prozent der befragten Banken der Meinung,<br />

dass Financial Covenants momentan<br />

wichtig sind. Lediglich 13 Prozent<br />

der teilnehmenden Kreditinstitute<br />

gaben im Rahmen der Umfrage an, dass<br />

sie aktuell eine eher geringere Bedeutung<br />

haben.<br />

Ein allgemeiner Trend zu strengeren<br />

Financial Covenants ist nach Angaben<br />

der Umfrageteilnehmer aktuell bei<br />

Leverage-Buy-Out-Transaktionen (79<br />

Prozent) und in der Mittelstandsfi nanzierung<br />

(72 Prozent) zu beobachten.<br />

Erwartungsgemäß werden Financial<br />

Covenants insbesondere bei nachrangigen<br />

Finanzierungen eingesetzt, da<br />

Quelle Roland Berger<br />

47


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

mit abnehmendem Rang des Fremdkapitals<br />

die Ausfallwahrscheinlichkeit des<br />

Schuldners steigt, und somit die Forderungen<br />

der nachrangigen Gläubiger<br />

oftmals nicht mehr befriedigt werden<br />

können. Zugleich weisen die Umfrageergebnisse<br />

darauf hin, dass von den<br />

Aufl agen auch bei hybriden Finanzierungsformen<br />

wie dem Mezzanine-Kapital<br />

verstärkt Gebrauch gemacht wird.<br />

Bei der Festlegung der Covenants zeigt<br />

sich, dass größtenteils eine schuldnerspezifi<br />

sche Anpassung erfolgt und<br />

Kreditinstitute wesentlich seltener auf<br />

standardisierte Klauseln zurückgreifen.<br />

Obwohl grundsätzlich jede Bilanzkennzahl<br />

als einzuhaltende Kennzahl vereinbart<br />

werden kann, haben sich in der<br />

Praxis vor allem solche Ziffern etabliert,<br />

die sich auf<br />

> die Eigenkapitalquote,<br />

> den Verschuldungsgrad,<br />

> die Rentabilität<br />

> oder den Unternehmensertrag beziehungsweise<br />

den Cashfl ow und damit<br />

auf die laufende Schuldendienstfähigkeit<br />

des Kreditnehmers beziehen.<br />

Nach Angaben der Umfrageteilnehmer<br />

fi ndet die Überwachung der Covenants<br />

mehrheitlich auf vierteljährlicher Basis<br />

statt, da Aufwand und Kosten hier in<br />

einem angemessenen Verhältnis zueinander<br />

stehen und durch eine vierteljährliche<br />

Überprüfung auch ein aktives,<br />

rechtzeitiges Eingreifen bei einer<br />

Verletzung ermöglicht wird. Weiterhin<br />

zeigt die Umfrage, dass Verstöße gegen<br />

Aufl agen meist Zinserhöhungen sowie<br />

die Einschaltung externer Berater in<br />

Form von Unternehmensberatungen,<br />

Wirtschaftsprüfern, Anwaltskanzleien<br />

und Steuerberatern nach sich ziehen.<br />

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COVENANTS AUS BANKEN- UND<br />

UNTERNEHMENSSICHT<br />

Darauf achten Banken besonders:<br />

> das zugrunde liegende Finanzierungsinstrument<br />

> das Geschäftsmodell<br />

> die Branche<br />

> auf die vorhandenen Kreditsicherheiten<br />

> die Kreditlaufzeit und<br />

> die Unternehmensgröße<br />

Klauseln, die Unternehmen<br />

besonders einschränken:<br />

> außerordentliche Kündigungsrechte<br />

bei einem Gesellschafterwechsel<br />

> Beschränkung der Zurverfügungstellung<br />

von Vermögensgegenständen<br />

als Sicherheiten für andere<br />

Gläubiger<br />

> beschränkte Aufnahme zusätzlicher<br />

Kreditverbindlichkeiten<br />

> Restriktionen bei Akquisitionen<br />

oder Unternehmensverkäufen<br />

> Beschränkungen bei der Übernahme<br />

von Bürgschaften und bei den<br />

Dividendenausschüttungen<br />

Nach überwiegender Auffassung der<br />

befragten Kreditinstitute wird der strategische<br />

Handlungsspielraum der Unternehmen<br />

durch die Vereinbarung und<br />

Nutzung von Covenants jedoch nicht<br />

stark eingeschränkt.<br />

Unternehmer befürchten<br />

mehr Streitfälle<br />

Im ersten Halbjahr 2009 wurden zusätzlich<br />

zu den Kreditinstituten insgesamt<br />

500 Unternehmen aller Branchen,<br />

Rechtsformen und Größen zur Lage in<br />

der Unternehmensfi nanzierung und zur<br />

Bedeutung von Financial Covenants befragt.<br />

Wesentliches Ergebnis der Umfrage<br />

ist, dass nahezu jeder Kreditvertrag<br />

positive Covenants aufweist. Insgesamt<br />

gaben 96 Prozent der befragten Unternehmen<br />

an, dass ihre Kreditverträge<br />

positive Klauseln in Form von Informations-<br />

oder Versicherungspfl ichten ent-<br />

halten, 76 Prozent gaben an, dass auch<br />

negative Covenants in den Kreditverträgen<br />

verwendet werden.<br />

Den Umfrageergebnissen zufolge führte<br />

ein Bruch von Aufl agen nur in wenigen<br />

Fällen zu einer unmittelbaren Kreditkündigung.<br />

Vielmehr wird über die<br />

Nachverhandlung der Kreditverträge,<br />

die Anpassung der Kreditkonditionen<br />

sowie die Zahlung einer Waiver Fee<br />

eine für das betroffene Unternehmen<br />

meist akzeptable Lösung gefunden. Im<br />

Gegensatz zur Kreditgeberperspektive<br />

gaben die befragten Unternehmen<br />

jedoch mehrheitlich an, dass ihr strategischer<br />

Handlungsspielraum durch die<br />

Vereinbarung von Financial Covenants<br />

stark eingeschränkt wird. Kritisch sehen<br />

die Unternehmen auch, dass ihre<br />

spezifi sche Markt- und Branchensituation<br />

nicht ausreichend berücksichtigt<br />

werde.<br />

Zugleich sehen die befragten Unternehmen<br />

es auch als sehr wahrscheinlich<br />

an, dass die Banken zukünftig noch<br />

strengere Klauseln verlangen werden.<br />

Zudem glauben 49 Prozent der Umfrageteilnehmer,<br />

dass es zu einer zunehmenden<br />

Anzahl an Konfl ikten zwischen<br />

Kreditnehmern und Gläubigern<br />

kommen wird. Infolgedessen schätzen<br />

59 Prozent der Umfrageteilnehmer alternative<br />

Finanzierungsformen und 28<br />

Prozent der befragten Unternehmen<br />

den Kapitalmarkt als Kapitalbeschaffungsquelle<br />

als sehr bedeutsam ein.<br />

Schlussfolgerungen aus der Studie: Im<br />

Bankensektor vollzieht sich ein deutlicher<br />

Bewusstseinswandel im Hinblick<br />

auf eine zunehmende Risikovorsorge.<br />

Wichtig ist, dass diese Entwicklung nicht<br />

nur als ein vorübergehendes Phänomen<br />

angesehen werden kann, sondern dass<br />

die Banken bei der Fremdkapitalvergabe<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit auch<br />

zukünftig weitaus vorsichtiger als bisher<br />

agieren werden.<br />

Mittelständische Unternehmen, die<br />

nach wie vor auf den Bankkredit angewiesen<br />

sind, müssen deshalb verstärkt<br />

umdenken, was ihre Finanzierung betrifft.<br />

Vor allem gilt es zu erkennen, dass<br />

eine intensive Beschäftigung mit den<br />

Financial Covenants auch zukünftig<br />

unerlässlich sein wird.<br />

48 ProFirma 06 2010


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Finanzen & Steuern<br />

Steuer-Tipps<br />

KEINE VERSCHONUNG<br />

Wird ein im Wege einer Erbschaft<br />

oder Schenkung übernommener Betrieb<br />

für eine bestimmte Dauer unverändert<br />

fortgeführt, winken für<br />

den Unternehmer bei der Erbschaft-/<br />

Schenkungsteuer großzügige Verschonungsregeln.<br />

Geht das Unternehmen<br />

innerhalb dieser Frist jedoch in Insolvenz,<br />

fallen die Verschonungsregeln<br />

weg und es drohen Steuernachzahlungen<br />

(BFH, Urteil vom 4.2.2010, Az.<br />

II R 25/08).<br />

ELSTER-ONLINE<br />

Selbstständige, die ihren Gewinn<br />

nach der einfachen Einnahmen-Überschussrechnung<br />

ermitteln, können<br />

ihre Steuererklärungen nun vollständig<br />

elektronisch ans Finanzamt übermitteln.<br />

In der Version 11.4 bietet<br />

die Elster-Software nun erstmals die<br />

Möglichkeit, die Anlage EÜR komplett<br />

auszufüllen und zu senden (Software<br />

bzw. Update abrufbar unter www.<br />

elsterformular.de).<br />

STEUERSCHULDEN<br />

Stellt ein Betrieb einen Insolvenzantrag<br />

und der Insolvenzverwalter gestattet<br />

die Fortführung des Gewerbes<br />

– entweder um einen Neustart zu ermöglichen<br />

oder um die Insolvenzmasse<br />

nicht zu verschlechtern –, muss<br />

das Gewerbeamt stillhalten. Denn bei<br />

aufgelaufenen Steuerschulden in der<br />

Insolvenz haben Gewerbeämter oft<br />

wegen Unzuverlässigkeit eine Gewerbeuntersagung<br />

ausgesprochen. Das ist<br />

nach Ansicht des Verwaltungsgerichts<br />

Trier jedoch unzulässig (Urteil vom<br />

14.4.2010, Az. 5 K 11/10).<br />

STEUERTRENDS<br />

Aschewolke<br />

Unternehmer in der Nachweispfl icht<br />

Viele Unternehmer saßen wegen der<br />

Aschewolke und des tagelangen Flugverbots<br />

im Ausland fest, mussten<br />

teilweise auf eigene Kosten Flüge umbuchen<br />

oder ihren Hotelaufenthalt unfreiwillig<br />

verlängern. Wieder zu Hause<br />

angekommen, könnte der Ärger weitergehen.<br />

Denn das Finanzamt könnte<br />

bei Prüfungen, die Jahre später stattfi nden,<br />

unterstellen, dass nicht die Aschewolke<br />

an dem verlängerten Aufenthalt<br />

schuld war, sondern ein von Anfang<br />

RÜCKSTELLUNG FÜR DIGITALEN<br />

DATENZUGRIFF ZULÄSSIG<br />

Entstehen einem bilanzierenden Unternehmer<br />

Kosten, weil er sein betriebliches EDV-<br />

Buchhaltungssystem an die „Grundsätze<br />

zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler<br />

Unterlagen“, kurz GDPdU, anpassen<br />

muss, darf er dafür eine Rückstellung bilden.<br />

Die OFD Münster weist jedoch darauf<br />

hin, dass diese Möglichkeit erstmals für<br />

Wirtschaftsjahre angewandt werden darf,<br />

die nach dem 24. Dezember 2008 enden.<br />

(Kurzinfo ESt Nr. 6/2010 vom 15.4.2010).<br />

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Tipps zu Wirtschaft, Recht und Steuern!<br />

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an geplanter Privaturlaub. Folge: Die<br />

Zusatzkosten und ein Teil der An- und<br />

Abreisekosten dürften dann nicht als<br />

Betriebsausgaben abgezogen werden.<br />

ProFirma rät: Selbstständige, denen<br />

durch ihren unfreiwilligen Aufenthalt<br />

Zusatzkosten entstanden sind, sollten<br />

sich daher jetzt Bestätigungen von Fluggesellschaft<br />

und Hotel besorgen, die beweisen,<br />

dass der verlängerte Aufenthalt<br />

weder geplant war noch private Hintergründe<br />

hatte.<br />

BETEILIGUNGSERWERB:<br />

SANIERUNGSKLAUSEL AUF EIS GELEGT<br />

Um angeschlagene Unternehmen vor der<br />

Insolvenz zu retten, hat die Regierung im<br />

Bürgerentlastungsgesetz und im Wachstumsbeschleunigungsgesetz<br />

(Paragraf 8c<br />

KStG) eine Sanierungsklausel geschaffen.<br />

Verluste einer Kapitalgesellschaft gehen<br />

danach nicht unter, wenn der Anteilskauf<br />

zur Rettung des Unternehmens erfolgt. Der<br />

Käufer der Anteile darf die Verluste daher<br />

steuerlich mit Gewinnen verrechnen.<br />

ProFirma warnt: Da die Europäische Kommission<br />

hier eine Wettbewerbsverzerrung<br />

sieht, hat das Bundesfi nanzministerium die<br />

Sanierungsklausel auf Eis gelegt. Auch wer<br />

eine verbindliche Auskunft in der Tasche<br />

hat, kann die übernommenen Verluste bis<br />

zur endgültigen Entscheidung der Kommission<br />

nicht mehr Steuer sparend verrechnen<br />

(BMF, Schreiben vom 30.4.2010, Az. IV C<br />

2 - S 2745-a/08/10005).<br />

50 ProFirma 06 2010


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Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Foto: Finanzamt<br />

Vorsteuerabzug<br />

Wo Prüfer gerne schnüffeln<br />

Die Umsatzsteuerprüfung geht bei vielen Unternehmen richtig ins Geld.<br />

Der Grund: zu viele Fehler in Rechnungen. Mehr Genauigkeit macht sich bezahlt.<br />

VON OTTFRIED WEISS<br />

Der aktuellen Statistik des Bundesfi -<br />

nanzministeriums zufolge kostet eine<br />

Umsatzsteuersonderprüfung einen<br />

Selbstständigen rund 17.000 Euro. Ein<br />

Großteil der Steuernachzahlungen ist<br />

Folge der Kürzung der Vorsteuer wegen<br />

fehlerhafter Eingangsrechnungen. Pro-<br />

Firma zeigt die häufi gsten Fehlerquellen<br />

beim Vorsteuerabzug, verrät, wo die<br />

Finanzverwaltung bei der Prüfung besonders<br />

genau hinschaut, und gibt Unternehmern<br />

Argumente an die Hand,<br />

wie drohende Steuernachzahlungen bei<br />

einer Prüfung gedrückt oder verhindert<br />

werden können.<br />

Fall 1:<br />

Keine Rechnung vorhanden<br />

Den Vorsteuerabzug erhält ein Unternehmer<br />

grundsätzlich nur dann, wenn<br />

er eine Rechnung mit ausgewiesener<br />

Umsatzsteuer in den Händen hält. Soweit<br />

die Regel. Aber keine Regel ohne<br />

Ausnahme. Gilt nämlich die Steuerschuldnerschaft<br />

nach Paragraf 13b<br />

UStG, erhält der Auftraggeber sogar<br />

dann einen Vorsteuerabzug, wenn er<br />

keine Rechnung erhalten hat.<br />

Beispiel: Bauunternehmer Huber beauftragt<br />

einen Subunternehmer mit dem<br />

Bau einer Halle. Die Nettorechnung, die<br />

er von seinem Subunternehmer erhält,<br />

lautet über 50.000 Euro. Huber führt die<br />

Umsatzsteuer nach Paragraf 13b UStG<br />

ans Finanzamt ab und macht in gleicher<br />

Höhe Vorsteuer geltend. Bei einer Umsatzsteuersonderprüfung<br />

kann die Ein-<br />

gangsrechnung nicht mehr gefunden<br />

werden, der Subunternehmer ist insolvent.<br />

In diesem Fall greift die Umsatzsteueranmeldung<br />

nach Paragraf 13b<br />

UStG, nach der dem Auftraggeber der<br />

Vorsteuerabzug auch bei fehlerhaften<br />

oder fehlenden Eingangsrechnungen<br />

zusteht (BMF, Schreiben vom 2.12.2004,<br />

IV A 6 – S 7279 – 100/04, Tz. 4.1).<br />

Fall 2:<br />

Falsche Steuernummer<br />

Nicht selten kippt der Prüfer den Vorsteuerabzug<br />

aus Eingangsrechnungen,<br />

weil sich bei näherer Überprüfung herausstellt,<br />

dass entweder die angegebene<br />

Steuernummer nicht stimmt oder<br />

der Name des Rechnungsempfängers<br />

fehlerhaft oder unvollständig ist. Doch<br />

können diese Fehler dem Rechnungsempfänger<br />

in die Schuhe geschoben<br />

werden und zum Verlust des Vorsteuerabzugs<br />

führen? Nein, meint ProFirma.<br />

Die Angabe der Steuernummer und des<br />

Namens des Leistungsempfängers sollen<br />

lediglich die eindeutige Identifi zierung<br />

des Rechnungsausstellers und des<br />

Rechnungsempfängers sicherstellen.<br />

Ist die Identifi zierung durch die fehlerhaften<br />

Angaben nicht beeinträchtigt,<br />

darf am Vorsteuerabzug nicht gerüttelt<br />

werden. Begründung: Es kann einem<br />

Unternehmer nicht zugemutet werden,<br />

die Steuernummer des Rechnungsempfängers<br />

auf ihre Richtigkeit zu überprüfen<br />

(Abschnitt 192 Abs. 3 Satz 4 UStR).<br />

Auch der unvollständige Name des<br />

Das tägliche Brot in der Steuerprüfung:<br />

Beim intensiven Studium von Rechnungen<br />

stoßen die Prüfer immer wieder auf Fehler.<br />

52 ProFirma 06 2010


Leistungsempfängers muss nach einem<br />

Urteil des Bundesfi nanzhofs kein Beinbruch<br />

sein (BFH, Az. V B 26/96).<br />

Fall 3: Scheinunternehmer<br />

Kommt das Finanzamt nach seinen<br />

Recherchen zur Auffassung, dass der<br />

Rechnungsaussteller die abgerechnete<br />

Leistung nicht erbracht hat (Strohmann,<br />

Scheinunternehmer), ist der Vorsteuerabzug<br />

nicht zulässig. Das gilt auch dann,<br />

wenn eine Bestätigung des Finanzamts<br />

über die Erfassung des Lieferanten als<br />

Unternehmer vorgelegt wird.<br />

Beispiel: Schrotthändler Müller hat von<br />

einem Schrottlieferanten mehrere Tonnen<br />

Kupfer gekauft und dafür 100.000<br />

Euro zzgl. 19.000 Euro Umsatzsteuer<br />

gezahlt. Das Finanzamt stellt fest, dass<br />

es sich bei dem Lieferanten in Wirklichkeit<br />

um einen Arbeitslosen handelte,<br />

ProFirma 06 2010<br />

der für ein paar Hundert Euro einige<br />

Rechnungen unterzeichnet hat. Die<br />

Waren wurden jedoch von einem Hintermann<br />

geliefert. Da Müller diesen Hintermann<br />

nicht benennen kann, muss<br />

er die bereits erhaltenen 19.000 Euro<br />

Vorsteuer wieder ans Finanzamt zurückzahlen.<br />

ProFirma rät: An der Feststellung des<br />

Prüfers lässt sich zunächst nicht rütteln.<br />

Betroffene Unternehmer können jedoch<br />

einen Antrag auf Erlass aus Billigkeitsgründen<br />

bei der Finanzkasse stellen.<br />

Ein Erlass ist möglich, wenn der Rechnungsempfänger<br />

alles versucht hat,<br />

sich davon zu überzeugen, dass sein Geschäftspartner<br />

tatsächlich Unternehmer<br />

ist. Hat sich der Auftraggeber beispielsweise<br />

eine Gewerbeanmeldung, eine Bestätigung<br />

über die steuerliche Erfassung<br />

beim Finanzamt und eine Ausweisko-<br />

Spielregeln rund<br />

um den Vorsteuerabzug<br />

Aufbewahrung: Für Rechnungen gilt<br />

eine Aufbewahrungspfl icht von zehn<br />

Jahren.<br />

Online-Versand: Für elektronisch übermittelte<br />

Rechnungen gibt es nur dann<br />

einen Vorsteuerabzug, wenn diese mit<br />

einer qualifi zierten Signatur versehen<br />

sind (Paragraf 14 Abs. 3 Nr. 1 und Abs.<br />

2 UStG) und wenn der Inhalt der elektronischen<br />

Rechnung nach Erhalt nicht<br />

mehr abänderbar ist.<br />

Fax: Geht eine Rechnung als Papier-Fax<br />

ein, spricht nichts gegen einen Abzug.<br />

Bei Erhalt eines Computer-Faxes ist wiederum<br />

eine qualifi zierte elektronische<br />

Signatur erforderlich (OFD Chemnitz,<br />

Verfügung vom 21.8.2006, Az. S 7287a<br />

– 1/1 – St 23).<br />

Ist-Versteuerung: Lagen die Umsätze<br />

des Vorjahres nicht über 500.000 Euro,<br />

darf ein Unternehmer beim Finanzamt<br />

die Ist-Versteuerung beantragen. Danach<br />

muss er die Umsatzsteuer aus seinen<br />

Ausgangsrechnungen erst dann ans Finanzamt<br />

zahlen, wenn seine Kunden<br />

ihre Rechnungen begleichen. Auf den<br />

Vorsteuerabzug hat die Ist-Versteuerung<br />

jedoch keinen Einfl uss. Der Vorsteuerabzug<br />

steht einem Unternehmer unabhängig<br />

von der Zahlung zu dem Zeitpunkt<br />

zu, an dem er die Rechnung in den Händen<br />

hält.<br />

Rechnungsnummer: Egal, welche Rechnungsnummer<br />

der Rechnungsaussteller<br />

wählt (Datum, Buchstabenkürzel, Zahlenkombination),<br />

das Finanzamt darf<br />

den Vorsteuerabzug nie versagen. Der<br />

Vorsteuerabzug ist nur dann verloren,<br />

wenn gar keine Rechnungsnummer auf<br />

einer Eingangsrechnung zu fi nden ist.<br />

Zurückbehalt: Enthält eine Rechnung<br />

fehlerhafte Angaben, die den Verlust<br />

der Vorsteuer auslösen, darf die Zahlung<br />

bis zur Zusendung einer berichtigten<br />

Rechnung zurückbehalten werden. Steht<br />

einem Unternehmer aus einer Rechnung<br />

jedoch kein Vorsteuerabzug zu (umsatzsteuerfreie<br />

Leistung, Rechnungsempfänger<br />

ist Kleinunternehmer), hat er kein<br />

Zurückbehaltungsrecht.<br />

pie des Lieferanten aushändigen lassen<br />

und konnte daraus nicht geschlossen<br />

werden, dass der Rechnungsaussteller<br />

ein Scheinunternehmer ist, könnte es<br />

mit einem Antrag auf einen Erlass aus<br />

Billigkeitsgründen klappen (BFH, Urteil<br />

v. 30.4.2009, Az. V R 15/07).<br />

Fall 4: Ungenaue<br />

Leistungsbeschreibung<br />

Der neueste Trend der Prüfer des Finanzamts<br />

ist, die Leistungsbeschreibung<br />

in einer Eingangsrechnung genau<br />

zu prüfen. Ist diese sehr allgemein gehalten<br />

und kann die abgerechnete Leistung<br />

nicht nachvollzogen werden, ist der<br />

Vorsteuerabzug verloren. Steht auf der<br />

Rechnung beispielsweise nur „Trockenbauarbeiten“<br />

oder „Wartungsarbeiten“<br />

ist das zu wenig.<br />

ProFirma rät: Es lohnt sich jedoch auf die<br />

Barrikaden zu gehen, wenn das Finanzamt<br />

die Vorsteuer vorschnell zurückfordert.<br />

Denn gibt es auf der Rechnung<br />

Hinweise auf weitere Dokumente, aus<br />

denen die erbrachte Leistung zweifelsfrei<br />

hervorgeht, ist der Vorsteuerabzug<br />

gerettet („Trockenbauarbeiten laut Leistungsbeschreibung<br />

vom 10. April 2010“<br />

oder „Wartungsarbeiten im Umfang des<br />

Wartungsvertrags vom 5. Mai 2010“).<br />

Fall 5: Korrektur der Rechnung<br />

Eine häufi ge Frage in der Praxis: Darf<br />

der Empfänger die Rechnung berichtigen?<br />

Ja, er darf, lautet die Antwort.<br />

Doch damit das Finanzamt keine<br />

plumpe Urkundenfälschung unterstellt<br />

und neben der Kürzung des Vorsteuerabzugs<br />

noch die Staatsanwaltschaft<br />

einschaltet, sind einige Spielregeln zu<br />

beachten. Werden Rechnungsangaben<br />

vom Rechnungsempfänger handschriftlich<br />

ergänzt oder geändert, steht<br />

ihm der Vorsteuerabzug nur dann zu,<br />

wenn der Rechnungsaussteller diese<br />

Änderungen nachweislich akzeptiert<br />

(BFH, Beschluss vom 17.4.1980;<br />

Abschnitt 188a Abs. 2 Satz 6 UStR).<br />

ProFirma rät: Auf der sicheren Seite<br />

sind Sie, wenn Sie dem Rechnungsaussteller<br />

die ergänzte Rechnung in Kopie<br />

zurückschicken und um Bestätigung<br />

bitten. Diese Bestätigung sollten Sie bei<br />

den Unterlagen aufbewahren.<br />

53


Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Digitaler Datenzugriff<br />

Nicht alles ist erlaubt<br />

Mit Analyseprogrammen dringen Betriebsprüfer immer tiefer ins Zahlenwerk<br />

der Unternehmen vor. Übereifrige Kontrolleure sollte der Firmenchef aber in die<br />

Schranken weisen. VON OTTFRIED WEISS<br />

Bei Außenprüfungen haben die Prüfer<br />

des Finanzamts seit dem Jahr 2002<br />

nach Paragraf 147 Abs. 6 Abgabenordnung<br />

das Recht, digital auf die EDV-<br />

Buchführung zuzugreifen. Aus diesem<br />

Recht entsteht in der Praxis zwischen<br />

dem Prüfungsbeamten und dem Unternehmer<br />

schnell ein explosiver Machtkampf.<br />

Auf welche Daten darf das<br />

Finanzamt zugreifen? Welche Rechte<br />

haben Unternehmer? Wann ist Schluss<br />

mit der „Big-Brother-Mentalität“, alles<br />

offenlegen zu müssen? ProFirma hat<br />

nachgeforscht und ist auf interessante<br />

Details gestoßen.<br />

Meldet sich der Prüfer des Finanzamts<br />

an, ist es sinnvoll, vor Prüfungsbeginn<br />

abzustimmen, welchen Zugriff auf<br />

Rückstellung: Zwar sind Rückstellungen<br />

für die Anpassung der EDV-Buchhaltung<br />

an die Vorgaben zum digitalen Datenzugriff<br />

nun zulässig – mit einer Einschränkung:<br />

Muss ein Datensichtgerät gekauft<br />

oder ein neues Programm entworfen<br />

werden, damit der Zugriff auf eine aussortierte<br />

EDV-Buchhaltung möglich ist,<br />

scheidet die Bildung einer Rückstellung<br />

aus. Grund: Für Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />

ist die Bildung von Rückstellungen<br />

unzulässig.<br />

Freiwillige Aufzeichnungen: Wer freiwillige<br />

Aufzeichnungen führt, kann dem<br />

RECHTE UND PFLICHTEN<br />

die Buchhaltung er bevorzugt. Denn<br />

möchte er direkt auf die Buchführung<br />

zugreifen, muss kein Geld für eine<br />

zusätzliche Daten-CD ausgegeben<br />

werden. Gerade ältere Prüfer, die technisch<br />

nicht so versiert sind, begrüßen<br />

die Klärung im Vorfeld und verzichten<br />

vollständig auf den Datenzugriff, wenn<br />

man ihnen anbietet, die Buchführung<br />

in Papierform auszuhändigen.<br />

ProFirma rät: Besteht der Prüfer auf<br />

Aushändigung einer Daten-CD, wird<br />

er die Prüfung meist in die Prüfer-<br />

Software Idea einspielen und viele Prüfungsfelder<br />

elektronisch abarbeiten.<br />

Nach Abschluss der Prüfung sollten<br />

Selbstständige darauf bestehen, dass er<br />

die Daten-CD wieder zurückgibt und<br />

Finanzamt den Zugriff darauf verweigern<br />

(Einnahmen-Überschussrechner führt<br />

zeitgleich freiwillig eine doppelte Buchführung).<br />

Denn der Zugriff ist nur auf Daten<br />

erlaubt, für die eine Aufbewahrungspfl<br />

icht besteht.<br />

Verhaltensknigge: Mit dem Motto „Ich<br />

muss nicht recht haben, ich muss nur<br />

recht bekommen“ fahren Selbstständige<br />

schlecht. Denn wenn der Geprüfte nichts<br />

zu verbergen hat, sollte er dem Prüfer<br />

ohne lange Diskussionen einfach den<br />

Zugriff gewähren. Das spart Zeit, Nerven<br />

und schafft ein besseres Prüfungsklima.<br />

schriftlich bestätigt, dass er sämtliche<br />

Buchhaltungsdaten von seinem Laptop<br />

gelöscht hat.<br />

Pocht der Prüfer des Finanzamts unnachgiebig<br />

auf einen direkten Zugriff<br />

auf die EDV-Buchführung, und es würde<br />

unangemessen viel Geld kosten, das<br />

bereits stillgelegte Programm wieder zu<br />

reaktivieren, hilft nur ein Antrag beim<br />

Leiter der Betriebsprüfungsstelle. Dieser<br />

wird jedoch nur dann Abstand vom<br />

Direktzugriff nehmen, wenn alternativ<br />

eine Daten-CD vorgelegt werden kann,<br />

die in Idea eingespielt werden kann.<br />

Elektronische Prüfverfahren<br />

Prüfer des Finanzamts versuchen immer<br />

wieder, den Firmenchef mit ihren<br />

verschiedenen elektronischen Prüfverfahren<br />

zu beeindrucken und ihn<br />

letztendlich eines Steuervergehens zu<br />

überführen. Doch die elektronischen<br />

Prüfverfahren können nur dann zu Gewinn-<br />

und Umsatzsteuerschätzungen<br />

oder zur Unwirksamkeit eines Fahrtenbuchs<br />

führen, wenn weitere Anhaltspunkte<br />

für Buchhaltungs- oder<br />

Aufzeichnungsdefi zite vorliegen.<br />

ProFirma rät: Wenn der Prüfer aufgrund<br />

seiner elektronischen Auswertungen<br />

hohe Steuernachzahlungen fordert,<br />

sollten Sie in einer Schlussbesprechung<br />

einen Kompromiss suchen oder bei<br />

reiner Weste einen Einspruch androhen.<br />

Sind die Feststellungen nicht wasserdicht,<br />

wird der Prüfer sie im Zweifel<br />

wieder fallen lassen.<br />

54 ProFirma 06 2010


Seeling-Modell<br />

Noch ein Schlupfl och weniger<br />

Unternehmer, die ein Eigenheim kaufen oder bauen, können noch bis Ende<br />

2010 Umsatzsteuer sparen. Dann unterbindet der Gesetzgeber auch diese Steuer-<br />

sparvariante. VON OTTFRIED WEISS<br />

Unternehmer genießen als private Bauherren<br />

derzeit noch ein Steuerprivileg<br />

der besonderen Art: das sogenannte<br />

Seeling-Modell. Dieses Modell trägt den<br />

Namen des Unternehmers Wolfgang<br />

Seeling, der im Jahr 2003 vor dem Europäischen<br />

Gerichtshof das Urteil erstritt,<br />

dass ein Bauherr den Vorsteuerabzug<br />

für die gesamten Anschaffungs- bzw.<br />

Herstellungskosten geltend machen<br />

kann, wenn er das neue Gebäude zu<br />

mindestens zehn Prozent unternehmerisch<br />

nutzt (EuGH, Urteil vom 8.5.2003,<br />

Az. C 269/00). Voraussetzung dafür ist,<br />

dass er das Privatgebäude seinem umsatzsteuerlichen<br />

Betriebsvermögen zuordnet.<br />

Im Gegenzug muss der Unternehmer<br />

in den folgenden zehn Jahren<br />

für den privat genutzten Teil des Hauses<br />

Umsatzsteuer ans Finanzamt zurückzahlen.<br />

Der Reiz dieses Modells sind<br />

Steuer- und Finanzierungsvorteile.<br />

Vom 1. Januar 2011 an will der Gesetzgeber<br />

der Nutzung dieses Modells<br />

aber einen Riegel vorschieben. Denn<br />

aufgrund der jüngsten Verordnung zur<br />

Änderung der Mehrwertsteuersystemrichtlinie<br />

der EU vom 15. Januar 2010<br />

ist der Vorsteuerabzug für gemischt genutzte<br />

Gebäude vom Jahr 2011 an nicht<br />

mehr zu 100 Prozent, sondern nur noch<br />

im Verhältnis der betrieblichen Nutzung<br />

erlaubt.<br />

ProFirma rät: Unternehmer, die das Seeling-Modell<br />

noch nutzen wollen, sollten<br />

den Neubau bei der ersten Rechnung<br />

dem Betriebsvermögen zuordnen.<br />

ProFirma 06 2010<br />

So funktioniert das Seeling-Modell<br />

Unternehmer Müller erwirbt ein privates Eigenheim für eine Million Euro zzgl. 190.000 Euro Umsatzsteuer.<br />

Da er sich für seinen Betrieb ein großes Lager einrichtet, liegt die unternehmerische Nutzung seines<br />

Eigenheims bei 20 Prozent. Er ordnet deshalb sein Eigenheim umsatzsteuerlich seinem Unternehmensvermögen<br />

zu. Die unentgeltliche Wertabgabe für die Nutzung der Privaträume beträgt jährlich 70.000 Euro.<br />

Vorsteuererstattung<br />

(= Finanzierungsvorteil)<br />

Umsatzsteuerzahlungen<br />

für die Privatnutzung in zehn<br />

Jahren<br />

Damit das Finanzamt das Seeling-Modell<br />

akzeptiert, sollten folgende Punkte genau<br />

beachtet werden:<br />

Fundstellen: Zur sicheren Gestaltung sind<br />

folgende Fundstellen maßgeblich: EuGH,<br />

Urteil vom 8.5.2003, Az. C-269/00; BFH,<br />

Urteil vom 24.7.2003, Az. V R 39/99; BMF,<br />

Schreiben vom 30.3.2004, BStBl I 2004<br />

S. 451; BMF, Schreiben vom 13.4.2004,<br />

BStBl I 2004 S. 469 und vom 10.8.2007,<br />

BStBl 2007 S. 690; OFD Koblenz, 4.11.<br />

2008, S 7206/S 7300 A – St 44 5.<br />

Zehn-Prozent-Grenze: Die Zuordnung<br />

des Eigenheims zum Betriebsvermögen<br />

ist nur dann zulässig, wenn mindestens<br />

zehn Prozent der „Gesamtnutzfl äche“ für<br />

das Unternehmen bereitgestellt werden.<br />

Rechtslage bis 31.12.2010 Rechtslage von 2011 an<br />

190.000 Euro 38.000 Euro<br />

(20 Prozent der Vorsteuer)<br />

133.000 Euro<br />

(70.000 Euro x 19 Prozent =<br />

13.300 Euro x zehn Jahre)<br />

RECHTLICHE HÜRDEN<br />

0 Euro<br />

Fazit: Nach derzeitiger Rechtslage winkt also nicht nur ein Finanzierungsvorteil. Insgesamt zahlt der<br />

Bauherr 19.000 Euro weniger Umsatzsteuer (=Vorsteuererstattung 57.000 Euro nach bisheriger Rechtslage<br />

abzüglich 38.000 Euro nach neuer Rechtslage).<br />

Entnahme: Die Entnahme von Grundstücken<br />

und Gebäuden, die den Unternehmer<br />

zum vollen oder teilweisen Vorsteuerabzug<br />

berechtigt haben, fällt unter<br />

die Steuerbefreiung des Paragrafen 4 Nr.<br />

9 Buchst. a UStG (BMF-Schreiben vom<br />

22.9.2008, IV B 8 – S 7107/07/10002).<br />

Photovoltaik: Der BFH hat in einem<br />

Revisionsverfahren zu klären, ob das<br />

Seeling-Modell auch für eine Photovoltaikanlage<br />

zur Stromerzeugung für fremde<br />

Abnehmer greift. Betroffene sollten<br />

daher den vollen Vorsteuerabzug geltend<br />

machen. Lehnt das Finanzamt dies<br />

ab, sollte mit Hinweis auf das Revisionsverfahren<br />

(Az. XI R 29/09) Einspruch<br />

erhoben und ein Ruhen des Verfahrens<br />

beantragt werden.<br />

55


IT & Investition – Special Energie<br />

Solarthermie<br />

Dampf vom Dach<br />

Die Nutzung der Sonnenenergie für gewerbliche Prozesse steht heute dort, wo die<br />

private Hausdachanlage vor 20 Jahren stand: Jedes Projekt ist eine Individuallösung.<br />

Attraktive Einzelprojekte in Firmen gibt es trotzdem. VON BERNWARD JANZING<br />

Manchmal sind die ältesten Unternehmen die modernsten.<br />

Die Historie der Privatbrauerei Hofmühl im bayerischen Eichstätt<br />

reicht zurück bis ins Jahr 1492 – das Jahr, als Christoph<br />

Kolumbus Amerika entdeckte. Die Brauerei ist damit älter als<br />

das deutsche Reinheitsgebot für Bier, das im Jahr 1516 erlassen<br />

wurde. Trotzdem ist der Betrieb kein Ort altertümlicher<br />

Technik. Im Gegenteil: Das Unternehmen im Naturpark<br />

Altmühltal produziert seit knapp einem Jahr einen Großteil<br />

seines Energiebedarfs selbst – mithilfe einer modernen Solaranlage.<br />

1.284 Quadratmeter Vakuum-Röhrenkollektoren versorgen<br />

die Brauerei mit heißem Wasser. Vor allem für Reinigungspro-<br />

zesse werden die Temperaturen von bis zu 130 Grad genutzt,<br />

aber auch zum Beheizen der mehr als 1.000 Quadratmeter<br />

Bürofl äche. Die Nutzung der Sonne lag für Firmenchef Benno<br />

Emslander auf der Hand: „Wir brauchen die meiste Wärme im<br />

Sommer, weil wir dann auch am meisten Bier verkaufen.“<br />

Im August 2009 ging die Solaranlage in Betrieb. Emslander<br />

rechnet mit einer Heizölersparnis von rund 80.000 Litern pro<br />

Jahr. Das sind etwa 60 Prozent des bisherigen Verbrauchs.<br />

Möglich wird der hohe Deckungsgrad vor allem durch eine solarabhängige<br />

Prozesssteuerung, bei der die Produktionszeiten<br />

sich nach der Sonnenscheindauer richten. Einen Speicher für<br />

die Solarwärme gibt es natürlich trotzdem. Zwei Tanks mit je<br />

60 Kubikmetern Inhalt wurden installiert. Sie könnten noch<br />

größer sein, fi ndet Emslander. Der Grund: „Die Kollektoren<br />

bringen mehr Energie als geplant.“ Die Verwertung der gewonnenen<br />

Energie ist ebenfalls genau durchdacht. „Wir betreiben<br />

eine Kaskadennutzung“, erklärt der Firmenchef. Das<br />

bedeutet: Das Wasser wird mehrfach genutzt. Zuerst für die<br />

Prozesse, die das höchste Temperaturniveau benötigen, dann<br />

für jene, die mit weniger Wärme auskommen.<br />

Die gute Eichstätter Solarbilanz freut auch die Unterstützer<br />

der Anlage. Das Kollektorsystem wurde als Pilotprojekt im<br />

Rahmen des Förderprogramms „Solarthermie 2000plus“ vom<br />

Bundesumweltministerium (BMU) zur Hälfte mitfi nanziert.<br />

Das Programm wurde eigens aufgelegt, um den Bau solarer<br />

Großanlagen anzuschieben. Emslander hat drei Jahre an dem<br />

„Mit konzentrierenden Kollektoren sind Temperaturen von<br />

200 Grad und ein Dampfdruck von 16 Bar heute gut erreichbar.“<br />

KLAUS HENNECKE, DLR, KÖLN-PORZ<br />

Projekt gebaut. Er ist davon überzeugt, dass Nachahmer an<br />

anderen Standorten von seiner Vorleistung profi tieren werden:<br />

„Wir haben 1,5 Millionen Euro investiert, doch mit unseren<br />

Erfahrungen kann ein vergleichbares Projekt künftig für<br />

700.000 Euro realisiert werden.“<br />

Unternehmen brauchen einen Fachplaner<br />

Doch so sehr die Anlage in Eichstätt auch beeindruckt – sie<br />

ist bislang eine der wenigen ihrer Art. Solarthermie in Unternehmen<br />

ist noch selten. Ein zweites Projekt in der Bierbranche<br />

gibt es bei der Hütt-Brauerei in Baunatal bei Kassel.<br />

220 Quadratmeter Hochleistungsfl achkollektoren sollen dort<br />

fünf Prozent des Jahresbedarfs an Prozesswärme decken. Die<br />

56 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Spezial<br />

Fotos: privat


Rund 80.000 Liter Heizöl pro Jahr will die Privatbrauerei<br />

Hofmühl (oben) mit der neuen Solaranlage<br />

sparen. Die Investition erschien Firmenchef Benno<br />

Emslander (unten) vor allem wegen des großen<br />

Bedarfs an heißem Wasser sinnvoll.<br />

ProFirma 06 2010<br />

Universität Kassel begleitet das Projekt wissenschaftlich. „Die<br />

Solarthermie tut sich mit der Prozesswärme noch schwer“,<br />

sagt Hans Müller-Steinhagen, Direktor des Instituts für Technische<br />

Thermodynamik am Deutschen Zentrum für Luft-<br />

und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart. Während vor allem in<br />

Spanien bereits zahlreiche Solarkraftwerke entstehen, muss<br />

der Wissenschaftler für Deutschland bilanzieren: „Die solarthermische<br />

Stromerzeugung kommt voran, aber bei der Prozesswärme<br />

tut sich noch wenig.“<br />

Das hat verschiedene Gründe. Einer ist die Notwendigkeit<br />

individueller Lösungen. „Jede Firma hat ihr eigenes Wärmelastprofi<br />

l“, sagt Anette Anthrakidis vom Solar-Institut Jülich<br />

der Fachhochschule Aachen. Die Arbeitszeiten sind dabei ein<br />

wichtiger Faktor: Wird rund um die Uhr gearbeitet? Was passiert<br />

am Wochenende? Darüber hinaus können die nötigen<br />

Temperaturniveaus sehr unterschiedlich sein; auch die Abnahmestellen<br />

der Wärme – zentral oder dezentral – spielen<br />

eine Rolle. Deswegen, sagt die Forscherin, könne es die Anlage<br />

von der Stange, wie man sie für Wohnhäuser anbieten<br />

kann, nicht geben. Ohne einen Fachplaner kommen Unternehmen,<br />

die Prozesswärme vom Dach holen möchten, also<br />

auch in Zukunft nicht aus. Gleichwohl wolle man natürlich<br />

auch Standards für solare Großanlagen schaffen.<br />

Klaus Hennecke vom DLR in Köln-Porz hat unterdessen festgestellt,<br />

dass die nötigen Vorstudien für die Betriebe oft<br />

57


IT & Investition – Special Energie<br />

schon die erste Hürde darstellen: „Die<br />

Planungskosten sind, verglichen mit<br />

der Investition, bei der solaren Prozesswärmenutzung<br />

recht hoch.“ Deswegen<br />

seien bislang nur Projekte realisierbar,<br />

die aus Forschungsetats unterstützt<br />

werden. Ansonsten entscheiden sich Betriebe<br />

eher für die Photovoltaik auf dem<br />

Firmendach – denn ein vergleichbar attraktives<br />

Finanzierungsinstrument wie<br />

das Erneuerbare-Energien-Gesetz im<br />

Stromsektor gibt es für die Solarwärme<br />

bislang nicht. Und dennoch zieht die<br />

Solarthermie in Nischen ganz langsam<br />

auch ins Gewerbe ein. „Zunehmend erwärmen<br />

Autowaschanlagen ihr Wasser<br />

solar“, sagt Hennecke. Hier könne nämlich<br />

Technik von der Stange eingesetzt<br />

werden, weil die erforderlichen Temperaturen<br />

niedrig sind.<br />

Rein technisch gesehen könnten viele<br />

Branchen längst einen Teil ihres Bedarfs solar decken. „Mit<br />

konzentrierenden Kollektoren sind Temperaturen von 200<br />

Grad und ein Dampfdruck von 16 Bar heute gut erreichbar“,<br />

sagt Forscher Hennecke. Dieses Temperaturniveau reiche für<br />

viele Branchen aus, speziell im Lebensmittelsektor, der Textil-<br />

und Zellstoffherstellung und in Wäschereien. So zeigen<br />

Bedarfsanalysen, dass ein großer Teil der Unternehmen mit<br />

Temperaturen um 150 Grad gut bedient ist – und die können<br />

gut von der Sonne gezapft werden.<br />

Wie so oft, wenn die Markteinführung einer Technik nicht<br />

ausreichend gefördert wird, ergibt sich auch bei der solaren<br />

Prozesswärme das „Henne-Ei-Problem“: Es gibt kaum Nachfrage,<br />

weil es kaum Angebote gibt, und umgekehrt. „Wir sind<br />

bei der Prozesswärme noch ganz am Anfang der Lernkurve“,<br />

sagt Hennecke. Der Markt stehe heute dort, wo die Flachkollektoren<br />

vor zwei oder drei Jahrzehnten standen. Damals war<br />

jedes System ebenfalls noch eine Individuallösung.<br />

Dennoch: Das Marktpotenzial ist gigantisch, wie das DLR<br />

schon vor einigen Jahren ermittelt hat. Wolle man in Deutschland<br />

binnen 20 Jahren nur zehn Prozent der Prozesswärme<br />

zwischen 100 und 200 Grad solar decken, müsse man jährlich<br />

1,4 Millionen Quadratmeter Kollektoren aufstellen. Zum<br />

Vergleich: Im Jahr 2009 wurden in Deutschland insgesamt<br />

1,55 Millionen Quadratmeter Kollektoren installiert.<br />

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Die Solarthermie in Deutschland<br />

Zum Jahresende 2009 gab es in<br />

Deutschland etwa 1,4 Millionen Solarthermie-Anlagen<br />

mit einer Fläche von<br />

insgesamt 12,8 Millionen Quadratmetern.<br />

1,55 Millionen Quadratmeter wurden<br />

nach Zahlen des Bundesverbands<br />

Solarwirtschaft im Jahr 2009 installiert,<br />

davon rund 1,4 Millionen Quadratmeter<br />

Flachkollektoren, der Rest Röhrenkollektoren.<br />

Die potenzielle Leistung aller<br />

derzeit in Deutschland installierten<br />

Solarkollektoren liegt mit rund 9.000<br />

Megawatt etwa auf dem gleichem Niveau<br />

wie die installierte Photovoltaik.<br />

Bei europaweit rund vier Millionen<br />

Quadratmetern an Neuinstallation ist<br />

Deutschland mit Abstand der größte<br />

Markt für Solarthermie in Europa. An<br />

zweiter Stelle liegen etwa gleichauf<br />

Italien und Österreich mit jeweils rund<br />

350.000 Quadratmetern Neuinstallation<br />

im Jahr 2009. In Deutschland betrug<br />

der Endkundenabsatz der Solarthermie-<br />

Branche im vergangenen Jahr etwa 1,2<br />

Milliarden Euro. Doch die Branche hängt<br />

stark am Ölpreis: Im Vergleich zum Jahr<br />

2008, als das Barrel Öl zeitweise fast<br />

150 Dollar kostete, ging der Absatz an<br />

Solarkollektoren im vergangenen Jahr<br />

um 26 Prozent zurück.<br />

Anspruchsvoll kann auch die steuerungstechnische Einbindung<br />

der Anlage in das bestehende System der Energieversorgung<br />

sein. „Bei Niedertemperaturanlagen ist das häufi g<br />

die größte Herausforderung“, sagt Gerhard Stryi-Hipp vom<br />

Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg.<br />

Ein Problem bestehe zum Beispiel dann, wenn Prozesswärme<br />

in Betrieben sehr dezentral benötigt und daher bislang elektrisch<br />

generiert wird. „Da muss man dann so viel umbauen,<br />

dass jede Firma davor zurückschreckt“, sagt Stryi-Hipp.<br />

Contracting-Modelle zur Finanzierung<br />

Und schließlich leidet die industriell genutzte Solarwärme<br />

auch daran, dass Firmen die Wirtschaftlichkeit in der Regel<br />

ganz anders defi nieren als Privatbürger. „Für ein Unternehmen<br />

muss sich eine Investition häufi g in drei bis fünf Jahren<br />

lohnen“, sagt Wissenschaftler Müller-Steinhagen. Ein Hauseigentümer<br />

hingegen betrachtet seine Solaranlage auch dann<br />

noch als wirtschaftlich, wenn sich die Investition erst nach<br />

zehn oder gar 15 Jahren amortisiert. Dieses Problem allerdings<br />

könnten neue Finanzierungsinstrumente, etwa das Contracting,<br />

entschärfen. Solche Modelle, bei denen eine Fremdfi rma<br />

in die Technik investiert und anschließend die Wärme an den<br />

produzierenden Betrieb am Standort verkauft, werden immer<br />

populärer.<br />

Glück hat unterdessen, wer selbst in der Solarbranche tätig<br />

ist und die Wärmegewinnung vom eigenen Dach auch als<br />

Demoprojekt vermarkten kann. Eine solche Anlage mit konzentrierenden<br />

Parabolrinnen-Kollektoren entsteht gerade im<br />

nordrhein-westfälischen Ennepetal bei der Firma Alanod Aluminium-Veredlung.<br />

Das Unternehmen ist vom Fach: Alanod<br />

stellt Absorber- und Refl ektormaterial für Solarkollektoren<br />

her. Da steht die Rentabilität dann auch mal hinter der Außenwirkung<br />

zurück.<br />

58 ProFirma 06 2010


In Krisenzeiten verlieren sich<br />

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IT & Investition – Special Energie<br />

Günstiger Strom<br />

Verbrauch auf Vorrat<br />

Wenn der Wind kräftig weht, fällt an der Energiebörse in Leipzig<br />

der Strompreis. Einige Unternehmen richten sich mit ihrem Verbrauch<br />

bereits nach dem Markt. Auch Mittelständler können profi tieren.<br />

VON BERNWARD JANZING<br />

Ein Stück Energiezukunft ist seit vorigem<br />

Herbst in Cuxhaven sichtbar. Die<br />

Aggregate der Kühlhaus GmbH werden<br />

dort abhängig vom Wind gesteuert:<br />

Herrscht durch eine steife Brise im<br />

Stromnetz ein Überschuss an Energie,<br />

werden die Kühlanlagen automatisch<br />

in Betrieb gesetzt; fl aut der Wind wieder<br />

ab, werden sie abgeschaltet. Für die<br />

Konservierung des Fischs im Kühlhaus<br />

spielt es nämlich keine Rolle, wann die<br />

Kältemaschinen laufen. Das Lagergebäude<br />

ist so gut gedämmt, dass sogar<br />

im Hochsommer bei abgeschalteter<br />

Kühlung die Temperatur nur um ein<br />

Grad pro Tag ansteigt. Wird das Kühlhaus<br />

also an einem windreichen Tag auf<br />

minus 25 Grad abgekühlt, kann es anschließend<br />

mehrere Tage ohne Strom<br />

auskommen. Erst wenn die Temperatur<br />

wieder auf etwa minus 20 Grad steigt,<br />

wird Energie zum Kühlen gebraucht.<br />

Weil die Maschinen also immer nur zeitweise<br />

laufen, lässt sich ihr Betrieb ideal<br />

den Verhältnissen des Strommarkts<br />

anpassen. Für das Unternehmen ist das<br />

ein attraktives Konzept: „Damit können<br />

wir unsere Energiekosten senken“,<br />

sagt Kühlhausbetreiber Axel Stahlbuck.<br />

Denn nach Marktlogik ist der Strom immer<br />

dann am billigsten, wenn am meisten<br />

vorhanden ist – zum Beispiel dann,<br />

wenn der Wind kräftig bläst.<br />

Das Projekt in Cuxhaven ist ein kleiner<br />

Anfang, hinter dem eine große Vision<br />

steckt: Künftig sollen Millionen von<br />

Stromkunden ihren Betrieb optimieren,<br />

indem sie ihren Verbrauch so weit wie<br />

möglich in die Zeiten großen Angebots<br />

verlagern. Dezentrale Steuerungen werden<br />

das ermöglichen. Nicht der zentrale<br />

Netzbetreiber wird die Anlagen zu- und<br />

abschalten, sondern die Geräte werden<br />

es selbst tun, abhängig von den Preissignalen,<br />

die sie über eine IT-Schnittstelle<br />

übermittelt bekommen.<br />

Stromzähler steuern<br />

den Verbrauch<br />

Ein solches System, das eine ausgeklügelte<br />

Datenkommunikation voraussetzt,<br />

wird als „Smart Grid“ bezeichnet. Bis in<br />

den kleinsten Haushalt hinein werden<br />

dann die Stromzähler („Smart Meter“)<br />

nicht nur den Stromverbrauch, sondern<br />

auch den zeitlichen Verlauf und damit<br />

auch den Zeitwert des Stroms erfassen.<br />

Solche Infrastruktur ist aus Sicht des<br />

Netzmanagements gewollt: Der Bedarf<br />

an Stromspeichern im Land lässt sich<br />

damit deutlich reduzieren – denn die<br />

zeitliche Verschiebung des Verbrauchs<br />

hat für das Netz den gleichen Effekt<br />

wie die Stromspeicherung. Experten<br />

nennen dieses Verfahren Demand-Side-<br />

Management.<br />

Bislang sind solche Projekte in Unternehmen<br />

noch wenig verbreitet. Die<br />

meisten Betriebe scheuen sich sogar<br />

Strom aus Windkraft<br />

schont Ressourcen –<br />

ist aber leider nicht<br />

auf Knopfdruck verfügbar.<br />

Der Wandel<br />

hin zur stärkeren<br />

Nutzung regenerativer<br />

Energien funktioniert<br />

daher nur mit einem<br />

gut ausgebauten Netz<br />

und zeitlich fl exiblen<br />

Abnehmern.<br />

60 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Spezial


ProFirma 06 2010<br />

ein wenig davor, sich zu sehr mit den<br />

Strommärkten zu beschäftigen. „Bisher<br />

kaufen nur wenige Unternehmen ihren<br />

Strom am Spotmarkt ein“, sagt Christian<br />

Otto vom Bundesverband der Energieabnehmer.<br />

„80 Prozent der Unternehmen<br />

bevorzugen einen Lieferanten,<br />

der ihnen rund um die Uhr einen Einheitsstrompreis<br />

macht.“<br />

Doch solche Tarife werden in Zukunft<br />

wohl teurer sein als zeitvariable Abrechnungen,<br />

weil der Lieferant, beziehungsweise<br />

dessen Vertragspartner, bei<br />

statischen Tarifen das Risiko der Preisschwankung<br />

trägt. Und dieses Risiko<br />

steigt, weil mit dem starken Ausbau der<br />

erneuerbaren Energien Strom zunehmend<br />

ein Gut mit stark schwankendem<br />

Zeitwert wird: Bläst viel Wind, ist der<br />

Strom an der Leipziger Energiebörse<br />

EEX günstig, bei Flaute ist er teuer. Ein<br />

schönes Beispiel dafür lieferte der zweite<br />

Weihnachtstag 2009: Wer sich für diesen<br />

Tag über die Leipziger Strombörse<br />

EEX Energie beschaffte, bekam sogar<br />

noch Geld obendrauf – im Tagesmittel<br />

lag der Preis am Spotmarkt bei minus 3,6<br />

Cent je Kilowattstunde. Ursachen waren<br />

einerseits die Windkraft, die in der<br />

Nacht zeitweise bis zu 20.100 Megawatt<br />

ins Netz drückte, andererseits die Großkraftwerke,<br />

die aufgrund ihrer mangelnden<br />

Flexibilität nicht in angemessenem<br />

Maße gedrosselt werden konnten.<br />

Anreize für Stromverbraucher<br />

Anreize für Stromverbraucher, solche<br />

Preisschwankungen zu nutzen, sind von<br />

der Energiewirtschaft gewollt. Denn damit<br />

lässt sich die Aufnahmefähigkeit des<br />

Netzes für Strom aus fl uktuierenden erneuerbaren<br />

Quellen deutlich erhöhen.<br />

„Der Verbrauch muss sich, wo immer<br />

das möglich ist, an der Erzeugung orientieren“,<br />

sagt Martin Braun, Ingenieur<br />

am Fraunhofer Institut für Windenergie<br />

und Energiesystemtechnik (IWES)<br />

in Kassel. So erfordert der Ausbau<br />

des Ökostroms einen grundlegenden<br />

Wandel in der energiewirtschaftlichen<br />

Denke: „Historisch ging man stets davon<br />

aus, dass die Stromerzeugung dem<br />

Verlauf der Nachfrage zu folgen hat.<br />

Inzwischen weiß man aber, dass es<br />

61


IT & Investition – Special Energie<br />

aus volkswirtschaftlicher Sicht oft sinnvoller<br />

ist, den Verbrauch am Angebot<br />

zu orientieren.“<br />

Netzsituation bestimmt den Tarif<br />

Zeitabhängige Tarife gibt es zwar längst<br />

– in der Baustoffi ndustrie zum Beispiel<br />

werden die Zementmühlen bevorzugt<br />

nachts betrieben. Doch mit den „intelligenten“<br />

Netzen steht der nächste Schritt<br />

bevor: Neu wird sein, dass sich die Tarife<br />

nicht stur an Uhrzeiten, sondern an der<br />

realen Netzsituation orientieren, also<br />

abhängig von der Einspeisung und der<br />

realen Nachfrage. Solche Tarife können<br />

natürlich nur jene Verbraucher nutzen,<br />

die ihre Stromnachfrage verlagern können.<br />

Unternehmen mit Elektrofahrzeugen<br />

in ihrem Fuhrpark werden diese<br />

bevorzugt dann betanken, wenn die<br />

Strompreise gerade niedrig sind.<br />

Die erforderliche Infrastruktur für die<br />

Datenkommunikation soll in den nächsten<br />

Jahren aufgebaut werden. Die richtige<br />

Programmierung muss dann auch<br />

sicherstellen, dass die Fahrzeuge je nach<br />

Vorgabe rechtzeitig wieder verfügbar<br />

sind, etwa zum Arbeitsbeginn am Morgen.<br />

Je nach Branche und Abläufen im<br />

Unternehmen lässt sich das Prinzip<br />

Ein Beispiel für<br />

fl exible Verbraucher:<br />

Die Aggregate der<br />

Kühlhaus GmbH in<br />

Cuxhaven werden<br />

abhängig vom Wind<br />

gesteuert: Herrscht<br />

eine steife Brise,<br />

wird das Kühlhaus<br />

„auf Vorrat“ auf bis<br />

zu minus 25 Grad<br />

abgekühlt.<br />

auf andere Verbraucher übertragen.<br />

Auch Carsten van Plüer, Referent für<br />

Elektrizitätswirtschaft beim Verband<br />

der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft<br />

(VIK) in Essen, erwartet, dass<br />

der Einzug der IT in die Stromnetze die<br />

Tarifstrukturen verändern wird: „Die<br />

Tarife werden vielfältiger werden.“ Wie<br />

sehr die Unternehmen solche zeitvariablen<br />

Tarife aber annehmen werden, sei<br />

bislang nicht absehbar. Erfahrungsge-<br />

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mäß seien große Unternehmen jedoch<br />

eher bereit, die Chancen zu nutzen, die<br />

sich durch den Markt ergeben.<br />

Aber sogar Kleinkunden, die sogenannten<br />

Tarifkunden, können von variablen<br />

Preisen profi tieren. Seit Jahresbeginn<br />

müssen die „Smart Meter“ bereits in<br />

privaten Neubauten und bei umfangreichen<br />

Gebäudemodernisierungen<br />

installiert werden – das verlangt das<br />

deutsche Energiewirtschaftsgesetz. Von<br />

Dezember an müssen außerdem alle<br />

Stromversorger ihren Kunden zumindest<br />

einen lastvariablen oder tageszeitabhängigen<br />

Tarif anbieten.<br />

In welchem Maß Unternehmen sich die<br />

neuen Möglichkeiten zunutze machen<br />

werden, wird vor allem vom absoluten<br />

Strompreisniveau abhängen. „Die Energiekosten<br />

sind im Vergleich zu den<br />

Arbeitskosten gering, deswegen wird<br />

beim derzeitigen Preisniveau kaum<br />

ein Unternehmen seine Betriebsabläufe<br />

an schwankenden Strompreisen<br />

ausrichten“, sagt Christian Otto vom<br />

Bundesverband der Energieabnehmer.<br />

Wer zum Beispiel billigen Nachtstrom<br />

nutzen möchte, dafür aber seinen Mitarbeitern<br />

in der Produktion Nachtzuschläge<br />

gewähren muss, zahlt in der<br />

Regel drauf.<br />

Interessant werden die neuen Tarife<br />

allerdings für sehr energieintensive<br />

Branchen – und wenn die Energiepreise<br />

weiter steigen. Christian Otto: „Wir machen<br />

immer wieder die Erfahrung, dass<br />

die Unternehmen bei sinkenden Energiepreisen<br />

kaum Interesse an Beratung<br />

und neuen Preismodellen haben – aber<br />

sobald die Energiepreise steigen, ändert<br />

sich das.“<br />

62 ProFirma 06 2010<br />

Foto: Cuxhavener Kühlhaus GmbH


Es ist immer ärgerlich, wenn man eine unbezahlte Rechnung<br />

ausbuchen muss. Und das kommt immer häufi ger vor<br />

im Zeitalter von Online-Shopping und E-Commerce, denn<br />

es gibt zunehmend unverschämte Zeitgenossen, die mit der<br />

Masche reiten: Bestellen, nicht bezahlen und hoffen, dass der<br />

Verkäufer nach der zweiten Mahnung aufgibt.<br />

„Die Zahlungsmoral der Internet-Kunden ist verheerend“,<br />

sagte mir neulich Alfons Winhard von der kleinen bayerischen<br />

Firma PNO Inkasso. Wir trafen uns im noblen Foyer<br />

des „Vier Jahreszeiten“ in München, und einen unpassenderen<br />

Ort, um über säumige Schuldner und die steigende Zahl von<br />

Privatinsolvenzen zu reden, kann ich mir kaum vorstellen. Na<br />

ja, wahrscheinlich sind die Maseratis und Bentleys, die vor der<br />

Tür parken, auch alle auf Pump gekauft. Aber um solche großen<br />

Brocken kümmert sich Alfons Winhard gar nicht. Sein<br />

Geschäftsprinzip lautet ganz klar: Auch Kleinvieh macht<br />

Mist.<br />

Ich hatte mich mit ihm verabredet, weil er mir versprochen<br />

hatte, über das Thema „Inkasso per Internet“ zu reden, und<br />

das macht er tatsächlich. Alles, was sich beim Eintreiben von<br />

Schulden automatisieren lässt, macht er und senkt damit<br />

die Kosten so sehr, dass sich das Mahnverfahren sogar bei<br />

kleineren Beträgen lohnt. Seinen Hauptumsatz generiert er<br />

angeblich mit Forderungen von Summen zwischen 25 und<br />

150 Euro – Beträgen, die ein Händler in acht von zehn Fällen<br />

lieber ausbucht, als die Sache weiter zu verfolgen, wie er beobachtet<br />

haben will. „Wer will schon gutes Geld dem schlechten<br />

hinterher werfen?“, fragt er völlig zu Recht. Aber dank Internet<br />

geht es heute sehr viel billiger und vor allem schneller. „Eine<br />

Forderung ist nur interessant, wenn sie noch jung ist“, glaubt<br />

er. Wer vergisst zu mahnen und dann nach einem halben Jahr<br />

ProFirma 06 2010<br />

Cole's Corner<br />

Der Schwarze Mann<br />

im Internet<br />

Von Tim Cole<br />

Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />

mehrerer Elektronikzeitschriften<br />

ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />

Thema E-Commerce.<br />

Info: www.cole.de<br />

einen Brief schreibt, der könne sich das Porto eigentlich sparen.<br />

Winhards Firma zieht das volle Register des technisch<br />

Machbaren, um Forderungen so schnell wie möglich an den<br />

Mann zu bringen.<br />

Gläubiger können auf seiner Website ihre Forderung in<br />

einem Online-Formular eintragen, hinter dem ein vollautomatisches<br />

Forderungsmanagementsystem steckt. Für offene<br />

Rechnungen, die bis 16 Uhr gemeldet werden, spuckt der<br />

Computer bereits am nächsten Tag den Mahnbescheid aus.<br />

Gleichzeitig startet, ebenfalls vollautomatisch, eine Bonitätsprüfung<br />

bei Schufa & Co., um herauszufi nden, ob bei dem<br />

Schuldner überhaupt noch etwas zu holen ist. Seine Systeme<br />

sind online mit den Mahngerichten und den Gerichtsvollziehern<br />

verbunden, Bescheide und Pfändungsverfügungen werden<br />

elektronisch angefordert und sind binnen Tagen da – und<br />

nicht erst nach Wochen wie bisher. Sollte der erste Versuch,<br />

das Geld einzuholen, misslingen, behält der Computer den<br />

Delinquenten notfalls jahrelang im Auge, bis der sich vielleicht<br />

fi nanziell wieder berappelt und ein neuer Versuch, die<br />

Summe einzutreiben, eventuell sinnvoll erscheint.<br />

Für seine Dienste verlangt Winhard keinen Cent – es sei<br />

denn, die offene Rechnung wird bezahlt. „Erfolgsbeteiligung“,<br />

nennt er das. Seine Honorare richten sich nach den Gebührensätzen<br />

für Rechtsanwälte, und die Bezahlung erwartet er<br />

vom Schuldner.<br />

Früher heuerten Gläubiger einen Mann in Frack und Zylinder<br />

an, der den Säumigen auf Schritt und Tritt verfolgte, stumm<br />

und in dezentem Abstand, um damit moralischen Druck aufzubauen.<br />

„Das Internet ist besser als der Schwarze Mann“, behauptet<br />

Winhard und lächelt unschuldig. Ich möchte es aber<br />

trotzdem lieber nicht mit ihm aufnehmen.<br />

Kolumne<br />

63


IT & Investition – Mobilität<br />

Tankkarten<br />

Eine für alles<br />

Ob zum Bezahlen der Autowäsche, als Rabattkarte im m<br />

Parkhaus oder zur Legitimation in der Vertragswerkstatt:<br />

Tankkarten werden immer mehr zum Schlüssel für ein<br />

ganzes Paket von Serviceleistungen. VON KARSTEN ZUNKE<br />

Bargeldlos bezahlen – damit fi ng es an.<br />

Heute bieten Tankkarten mehr. Viel<br />

mehr. Im Kampf um Firmenkunden<br />

koppeln Mineralölgesellschaften alle<br />

möglichen Dienstleistungen an die unscheinbaren<br />

Plastikkärtchen, die auch<br />

dem Fuhrpark-Chef nutzen. Seit dem<br />

Jahreswechsel können beispielsweise<br />

die Inhaber einer Aral-Plus-Tankkarte<br />

ihren Führerschein ohne Zusatzkosten<br />

an Aral-Tankstellen prüfen lassen. Dadurch<br />

wird ein bisher umständliches<br />

Prozedere vereinfacht, das Fuhrparkverantwortliche<br />

vor Geld- oder im<br />

schlimmsten Fall Haftstrafen bewahrt.<br />

Denn für das Fahren ohne Fahrerlaubnis<br />

haftet auch der Fahrzeughalter.<br />

Eine Fahrerlaubnisprüfung sollte in<br />

Unternehmen laut einem BGH-Urteil<br />

mindestens zweimal jährlich erfolgen.<br />

Die augenscheinliche Prüfung gilt als<br />

schwierig, denn oft sind Mitarbeiter<br />

im gesamten Bundesgebiet unterwegs,<br />

auch Urlaub und Krankheit erschweren<br />

eine regelmäßige Kontrolle.<br />

Aral kooperiert für die Führerscheinprüfung<br />

mit dem Düsseldorfer Technologieanbieter<br />

Fleet Innovation. Das<br />

Prinzip: Auf den Führerschein wird ein<br />

fälschungssicherer Barcode geklebt, der<br />

beim Führerschein-Check vom Aral-<br />

Tankstellenpersonal eingescannt wird.<br />

Die Lösung ist internetbasiert. Frequenz<br />

und Zeitraum für den Führerschein-<br />

Check kann der Fuhrparkchef via Webportal<br />

selbst festlegen. Das System erin-<br />

nert den Fahrer dann im vorgegebenen<br />

Turnus per E-Mail oder SMS an seine<br />

fällige Kontrolle. Kommt er der Aufforderung<br />

trotz Erinnerungsnachrichten<br />

nicht nach, wird automatisch der Fuhrparkverantwortliche<br />

informiert. Aral-<br />

Plus-Kunden müssen für den Führerschein-Check<br />

nur die einmalige Gebühr<br />

für den Barcode entrichten.<br />

Shell bietet in Kooperation mit Lap ID<br />

Service in Siegen bereits seit längerer<br />

Zeit einen ähnlichen Service an. Das<br />

Siegel ist kleiner als eine Ein-Cent-Münze<br />

und kann über spezielle Lesegeräte<br />

in rund 460 Shell-Stationen vom Fahrer<br />

selbst eingescannt werden. Shell-Tankkartenbesitzer<br />

profi tieren von vergünstigten<br />

Konditionen für diese Prüfung.<br />

Persönliche Kontrolle ratsam<br />

„Eine elektronische Führerscheinprüfung<br />

ist sinnvoll, darüber muss aber<br />

im Einzelfall entschieden werden“, sagt<br />

Fuhrparkberater Peter Hellwich. Wenn<br />

es möglich ist, sie durch Augenschein<br />

ohne großen Aufwand durchzuführen,<br />

soll man besser darauf setzen. „Fuhrparkverantwortliche<br />

sind nicht nur<br />

verpfl ichtet, den Führerschein zu kontrollieren,<br />

sondern müssen auch sicherstellen,<br />

dass der Fahrer gesundheitlich<br />

in der Lage ist, ein Fahrzeug zu bewegen“,<br />

so Hellwich. Körperliche Handicaps<br />

oder gar Suchtprobleme können<br />

beim persönlichen Vorzeigen des Füh-<br />

rerscheins schneller erkannt werden. In<br />

den meisten Fällen sei eine persönliche<br />

Kontrolle außerdem kostengünstiger.<br />

Auch sollten Fuhrparkchefs genau<br />

prüfen, welche Services sie ihren Mitarbeitern<br />

im Rahmen der Tankkartennutzung<br />

freischalten. Die klassische<br />

Dreiteilung – Kraftstoff, fahrzeugbezogene<br />

Waren, Shop-Artikel – gibt es<br />

heute fast nicht mehr. Das Spektrum<br />

ist vielfältiger und differenzierter. Aral<br />

bietet beispielsweise gleich sechs Leistungsstufen.<br />

Mit einer Tankkarte von<br />

Total können die Fahrer in ausgewählten<br />

Vinci-Parkhäusern sogar ihre Parkgebühren<br />

entrichten. Shell bietet seinen<br />

Tankkartenkunden optional eine<br />

Pannen- und Unfallhilfe des ADAC,<br />

außerdem können die Fahrer am Prämienprogramm<br />

Clubsmart teilnehmen.<br />

Auch Tunnel-, Maut- und Fährgebühren<br />

lassen sich heutzutage bargeldlos mit<br />

der Tankkarte bezahlen.<br />

64 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: fl eet innovation, TOTAL, Aral


Von der Führerscheinkontrolle<br />

bis zur Autowäsche: Moderne<br />

Tankkarten sind kleine Alleskönner<br />

aus Plastik, die ein ganzes Paket<br />

von Dienstleistungen abdecken.<br />

Doch nicht alles ist auch für den<br />

Unternehmer sinnvoll.<br />

Trotzdem: „Nicht jeder Service für den<br />

Fahrer nutzt auch dem Unternehmen.<br />

Bei einigen Kosten ist es steuerlich sogar<br />

fraglich, ob diese über den geldwerten<br />

Vorteil abgegolten sind, beispielsweise<br />

Fährgebühren“, gibt Hellwich zu Bedenken.<br />

Bei Leasing-Fahrzeugen mit einem<br />

Full-Servicevertrag könne es ebenfalls<br />

kontraproduktiv sein, alle Tankkartenservices<br />

freizuschalten, denn hier sind<br />

die Fahrer angehalten, die Vertragswerkstatt<br />

aufzusuchen, anstatt Ersatzteile<br />

zu besorgen und selbst am Wagen<br />

rumzuwerkeln.<br />

Auch Leasing-Anbieter<br />

bündeln Service<br />

Leasing-Gesellschaften statten ihre<br />

Kunden deshalb ihrerseits mit cogebrandeten<br />

Tankkarten der Mineralölfi<br />

rmen aus und verknüpfen sie mit<br />

eigenen Dienstleistungen. Die Travel-<br />

ProFirma 06 2010<br />

card von Leaseplan dient zum Beispiel<br />

neben der bargeldlosen Bezahlung von<br />

Kraftstoff, Öl oder fahrzeugbezogenen<br />

Leistungen auch als Legitimation, um<br />

Inspektions- und Wartungsarbeiten in<br />

den Vertragswerkstätten oder Reparaturen<br />

in ausgewählten Karosseriewerkstätten<br />

zu veranlassen. Die meisten<br />

Leasing-Gesellschaften – so auch<br />

Leaseplan – bieten die Tankkarten in<br />

zwei Ausführungen an: Zum einen als<br />

Aral-Karte, die im Aral-Verbund gilt –<br />

unter anderem bei Aral, BP und Agip;<br />

zum anderen als Euroshell-Tankkarte,<br />

die von Shell, Esso und Avia akzeptiert<br />

wird. Firmen können die Tankkarten<br />

auch parallel nutzen.<br />

„Die große Netzabdeckung und das Reporting<br />

aus einer Hand sind große Vorteile<br />

der co-gebrandeten Karten“, sagt<br />

Falko Langenbach, Geschäftsführer der<br />

Dortmunder Fuhrparkberatung Verdo.<br />

Die Leasing-Gesellschaften bieten eine<br />

Sammelrechnung mit einem einheitlichen<br />

Reporting über verschiedene Mineralölanbieter<br />

hinweg. „Das erleichtert<br />

die Kostenkontrolle sogar bei kleinen<br />

Fuhrparks von vier bis fünf Fahrzeugen<br />

erheblich“, so Langenbach. Außerdem<br />

verknüpfen die Leasing-Anbieter die<br />

Tankkarten mit zusätzlichen Services:<br />

Wenn ein Leaseplan-Kunde mit der Travelcard<br />

seine Tankrechnung begleicht,<br />

ist er zum Beispiel bis zu 72 Stunden<br />

nach dem Tanken zusätzlich für Invalidität,<br />

Tod und Bergung versichert.<br />

Nachlässe für kleine Flotten<br />

Vor allem mittlere und kleine Fuhrparks<br />

profi tieren darüber hinaus sogar<br />

in barer Münze. Für kleine und mittlere<br />

Flotten mit bis zu 50 Fahrzeugen ist die<br />

Tankkarte für Shell und Agip kostenlos.<br />

Lassen die Fahrer ihre Wagen an einer<br />

Agip-Tankstelle waschen, erhalten sie<br />

zehn Prozent Rabatt. Außerdem wird<br />

jedem Fahrer mit seiner Tankkarte automatisch<br />

ein Startguthaben von 500<br />

Punkten beim Shell-Bonusprogramm<br />

gutgeschrieben. Firmen, die bei Volkswagen-Leasing<br />

eine Großkunden-<br />

Rahmenvereinbarung abgeschlossen<br />

haben und mindestens fünf Fahrzeuge<br />

pro Jahr abnehmen, erhalten innerhalb<br />

Deutschlands einen Cent Nachlass auf<br />

jeden getankten Liter Diesel.<br />

Nachlässe gibt es auch bei Arval. Der<br />

Münchner Full-Service-Leasing-Anbieter<br />

hat in sein Produkt „Lease pro“ eine<br />

Euroshell-Tankkarte eingebaut, mit der<br />

in ganz Deutschland ein Nachlass von<br />

0,85 Cent pro Liter auf Dieselkraftstoff<br />

von Shell gewährt wird. „Lease pro“ ist<br />

ein Full-Service-Leasing-Paket für Freiberufl<br />

er und Gewerbetreibende mit<br />

bis zu 19 Fahrzeugen. „Der Trend zur<br />

verbesserten Kostenkontrolle bleibt<br />

auch in Zukunft wichtig“, sagt Reinhard<br />

Happel, Ressortleiter Vertrieb bei<br />

Arval Deutschland. Für den Kauf von<br />

Shop-Artikeln schalteten Firmen die<br />

Tankkarte demnach kaum frei. Das<br />

Online-Reporting erfreue sich hinge-<br />

„Nicht jeder Service für<br />

den Fahrer nutzt auch<br />

dem Unternehmen.“<br />

PETER HELLWICH,<br />

FUHRPARKBERATER, GERMERING<br />

gen größter Beliebtheit. Arval hat dazu<br />

ein Tool in petto, das diverse Analysen<br />

der Fahrzeugdaten und Kosten ermöglicht<br />

und mit dem unter anderem überdurchschnittliche<br />

Verbräuche oder unnötige<br />

Premiumbetankungen ermittelt<br />

werden können.<br />

Mehr Service, weniger Karten: Darauf<br />

setzt der Fuhrpark-Leasing-Anbieter<br />

ASL Fleet Services in Oberhaching.<br />

Dazu sollen die Funktionen von Tank-<br />

und Servicekarten auf einer Karte<br />

kombiniert werden. „Künftig wird unsere<br />

kombinierte Tank-Service-Karte<br />

zusätzliche Informationen über den<br />

Serviceleistungsumfang eines Leasing-<br />

Vertrags enthalten“, kündigt Dieter<br />

Brandl, Leiter Operations bei ASL Fleet<br />

Services, an. „Mit den kombinierten<br />

Karten können unsere Leasing-Kunden<br />

dann zusätzliche Wartungsleistungen<br />

beim Hersteller oder auch den Reifenersatz<br />

beim Fachhandel bargeldlos beziehen“,<br />

erklärt Brandl.<br />

65


IT & Investition – Produkt-Tipps<br />

Der Anspruchsvolle<br />

Spezialisten machen Druck<br />

DER DC 260 von Xerox ist ein echter Kraftprotz: Mit seiner 80 Gigabyte-<br />

Festplatte und einem Kopierspeicher von 512 MB bringt er es auf bis<br />

zu 75 Seiten pro Minute. Grafi ker und Designer begeistert die farbige<br />

Touchscreen-Benutzerschnittstelle. Aber auch andere Features, beispielsweise<br />

die komfortable Randlöschung, der Hochglanzmodus oder<br />

das Kopieren mit ID-Karte genügen höchsten Ansprüchen. Das System<br />

überzeugt auch durch die Fähigkeit, eine Vielzahl von<br />

Materialformaten und -grammaturen verarbeiten zu<br />

können. Der Preis: Ab 21.190 Euro. www.xerox.de<br />

Der Großformatige<br />

DER DESIGNJET Z 2100 von Hewlett<br />

Packard ist ein Plotter der Sonderklasse.<br />

Der Acht-Farb-Drucker eignet sich vor<br />

allem für Orthofotos, Werbelayouts und<br />

Landkarten. Dank des integrierten Spektrophotometers<br />

– einem Präzisionswerkzeug,<br />

das die automatisch erweiterte Farbkalibrierung<br />

ermöglicht – liefert das Gerät<br />

eine ausgezeichnete Farbkonsistenz auf<br />

jedem Druckmedium. Beeindruckend:<br />

Die großformatigen Ausdrucke (bis zu<br />

1.117 mm) in bestechender Farbqualität.<br />

Die komfortable Vorschautechnologie<br />

vermeidet ärgerliche Fehldrucke. Der<br />

Preis: Ab 3.213 Euro. www.hp.de<br />

Der Sprinter<br />

DER AFICIO GX 3050 SFN von Ricoh eignet<br />

sich vor allem für die schnelle, kostengünstige<br />

Farbdokumentation im Büroalltag.<br />

Dank der innovativen Gel-Sprinter-Technologie<br />

kombiniert er hohe Produktivität<br />

mit hervorragender Farbdruckqualität.<br />

Statt herkömmlicher Tinte wird ein Flüssig-<br />

Gel verwendet, das bei Kontakt mit Papier<br />

sehr schnell trocknet. Dadurch wird auch<br />

ein Duplexdruck in sehr hoher Geschwindigkeit<br />

möglich. Überzeugend: Die niedrigen<br />

Gesamtbetriebskosten. Der Preis: Ab<br />

455 Euro für die Grundversion.<br />

www.ricoh.de<br />

66 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: Hersteller


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von Canon wurde mit Blick<br />

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auch bei kleineren Aufl agen<br />

Profi qualität erwarten. Er verbindet<br />

ausgezeichnete Bildqualität<br />

und fortschrittliche Finishing-<br />

Funktionen. Aufgrund des modularen<br />

Konzepts kann das System problemlos nach den Anforderungen des<br />

Kunden konfi guriert werden. Die einfache Workfl ow-Integration erhöht<br />

die Flexibilität. Der Preis: Ab 39.685 Euro. www.canon.de<br />

Der Schicke<br />

DER LEXMARK T656 DNE ist der erste DIN-A4-Monochromdrucker, der<br />

mit einem 17,8 Zentimeter großen Farb-Touchscreen ausgestattet ist,<br />

der einen schnellen und einfachen Zugriff auf das Druckmenü erlaubt.<br />

Mit einer Druckgeschwindigkeit von 53 Seiten pro Minute ist er in seiner<br />

Klasse sehr gut dabei. Vorteilhaft sind außerdem die fl exible Medienunterstützung<br />

(Karton, Polyester- und Vinyl-Etiketten, Briefhüllen, Transparentfolien<br />

und natürlich Normalpapier) und auch die vergleichsweise<br />

einfache Installation. Der Preis: Ab 1.999 Euro. www.lexmark.de<br />

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Insults<br />

A very aggressive form of remark is an<br />

insult – a remark which questions your<br />

credibility in front of others. Consider<br />

this:<br />

Scenario 1: You are in a meeting. A colleague,<br />

John, who is on the same level of<br />

seniority as you turns around and says,<br />

‘Quite frankly, I don’t think the way you<br />

handled the situation was very professional.’<br />

Th e room goes quiet and all eyes<br />

are on you.<br />

Answer 1: In fact, your colleague is hoping<br />

to be talent-spotted by the managers<br />

in the room. You are simply being<br />

used as a stepping stone. You could try<br />

saying ‘Could we get some other opinions<br />

on this? Th ose who agree with<br />

John, please raise your hand’. By doing<br />

this, you enlist the help of others. John’s<br />

tactics are exposed and you have not<br />

crossed a line into rudeness.<br />

Intrusions<br />

Other remarks simply go too far. Although<br />

your fi rst instinct is probably to<br />

fi ght back, it can be more eff ective to<br />

remain cool. Th is is especially tricky in<br />

formal situations like job interviews or<br />

when other people are present. Here are<br />

some ways to deal with cheeky remarks:<br />

Scenario 2: You are in a job interview.<br />

Everything is going well until the interviewer<br />

catches you unawares by asking<br />

Lektion 6<br />

‘So, let’s talk about your future plans –<br />

are you planning on having children?’<br />

An awkward silence opens up and your<br />

mind starts racing for something to say.<br />

Answer 2: Clearly, it is none of the<br />

interviewer’s business. However, saying<br />

so in an interview is not going to win<br />

you any points. You could say ‘Can you<br />

plan children? I don’t have an entry in<br />

my diary’, showing that you are not going<br />

to be drawn into a discussion.<br />

Who looks professional now? So that<br />

you aren‘t left speechless in such situations,<br />

look at our box (on the left ) for a<br />

few phrases.<br />

Vocabulary<br />

insult Beleidigung<br />

remark Bemerkung<br />

stepping stone Sprungbrett<br />

to enlist (help) Hilfe gewinnen<br />

to expose entlarven<br />

rudeness Grobheit<br />

intrusion unberechtigter<br />

Eingriff<br />

to fi ght back sich wehren<br />

to catch unawares überraschen<br />

awkward unbehaglich<br />

your mind races die Gedanken<br />

wirbeln<br />

to draw s.o. into jdn. zur Diskussion<br />

(a discussion) locken<br />

speechless sprachlos<br />

68 ProFirma 06 2010<br />

ProFirma<br />

Serie


Britisch oder amerikanisch?<br />

One language – many differences<br />

Die englische Sprache kennt zahlreiche nationale Unterschiede, die bekanntesten betreffen das britische (BE) und<br />

das amerikanische Englisch (AE), aber auch in Indien, Südafrika und Australien gibt es zahlreiche Besonderheiten.<br />

Der folgende Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie typische Stolperfallen in London und New York umgehen.<br />

How to tell the difference:<br />

BE or AE?<br />

To a native speaker this answer is relatively<br />

simple: the accent gives it away.<br />

To a non-native speaker, however, it can<br />

be diffi cult to determine accent, so if in<br />

doubt take the easy way out: ask!<br />

People generally don’t mind being asked<br />

where they are from, indeed they are<br />

usually happy to tell you. Of course, if<br />

you have some correspondence from<br />

the person it becomes a little easier, as<br />

there are several major diff erences in<br />

writing between BE and AE.<br />

Vocabulary and spelling<br />

Spelling diff erences are, to the trained<br />

eye, a dead giveaway:<br />

> Is the theatre in the centre of town or<br />

is the theater in the center?<br />

Th e fi rst (theatre, centre) indicates BE<br />

while the second (theater, center) shows<br />

ProFirma 06 2010<br />

that the writer is American. When Noah<br />

Webster published his “American Dictionary<br />

of the English Language” back in<br />

1828, he decided to simplify the language<br />

to a certain extent, hence the change<br />

from “-re” to “-er” and “-our” to “-or”<br />

(e.g.: BE colour / AE color). Th e same<br />

goes for the following:<br />

> Use gray color to indicate aluminum<br />

on the plans.<br />

Gray and aluminum are AE; in BE they<br />

would be grey and aluminium.<br />

Th e following sentence is a real hodgepodge;<br />

can you tell which parts are BE<br />

and which are AE?<br />

> At the weekend, would you rather go<br />

socializing downtown with our kids or<br />

at school with all the students?<br />

At the weekend is BE (Americans say<br />

on the weekend), socializing, downtown<br />

and kids are AE (in BE it’s socialising,<br />

town centre and children), at school is<br />

also BE (AE uses in school), while students<br />

is AE (BE would refer to pupils).<br />

Punctuation and grammar<br />

Strangely enough, it is not only in choice<br />

of words or spelling that the two forms<br />

of English diff er. Punctuation and<br />

even grammar can indicate origin too,<br />

although these are generally less pronounced<br />

and defi nite than the variations<br />

in spelling and vocabulary.<br />

BE tends to use far less punctuation<br />

TIP: If in doubt when it comes to<br />

punctuation, leave it out and claim<br />

you are using BE!<br />

Vocabulary<br />

a dead giveaway todsicherer Hinweis<br />

extent Umfang<br />

hence deshalb<br />

hodgepodge Mischmasch<br />

envelope Briefumschlag<br />

than AE; when addressing an envelope,<br />

for example, you might not see a single<br />

punctuation mark if the writer is using<br />

BE. With AE, however, there would be<br />

commas and perhaps even a full stop or<br />

two.<br />

> BE: Mr J King<br />

23 Uppity Street S<br />

malltown<br />

> AE: Mr. J. King,<br />

23 Uppity Street,<br />

Smalltown<br />

Th e same holds true for dates:<br />

> AE: January 17th, 2008 or 01/17/2008<br />

> BE: 17 January 2008 or 17.01.2008<br />

As English really is used in so many<br />

forms throughout the world it doesn‘t<br />

matter too much which form you choose<br />

to use. If you are more comfortable<br />

with AE then use that, but the important<br />

thing is to stick to it: don‘t chop and<br />

change within any one text, as that will<br />

indicate someone who doesn‘t know the<br />

diff erence or who is making mistakes,<br />

rather than a person who just happens<br />

to use a slightly diff erent form of the<br />

language.<br />

S. 3 Pressemitteilungen, S. 4 Kreuzworträtsel<br />

69


Business English<br />

Pressemitteilungen<br />

Press releases: get yourself noticed<br />

Mit gut gemachter Pressearbeit können Firmen auch im englischen Sprachraum auf sich aufmerksam machen. Wie<br />

baut man eine lesenswerte Meldung auf, welche Anforderungen gibt es an das Format in den unterschiedlichen Medien?<br />

Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Beiträge für Zeitungen und Fachzeitschriften für das journalistische Publikum<br />

optimal aufbauen und welche Formalien es zu beachten gilt.<br />

What is a press release, really?<br />

A press release serves to give information<br />

to journalists. Th is information<br />

should be useful, accurate and interesting.<br />

Th at’s it! Journalists oft en suffer<br />

from a dearth of interesting stories<br />

mid-summer, so they might be glad to<br />

receive a well-written press release from<br />

you which they can turn into a good story.<br />

Sometimes your press release might<br />

even be used “as is”, meaning that it will<br />

be published exactly how you wrote it<br />

with no editing or journalistic intervention<br />

whatsoever – that’s when you<br />

know that your writing has been truly<br />

successful!<br />

The contents<br />

Consider the following steps in order to<br />

compose a successful press release.<br />

1. First decide exactly what your press<br />

release will be about. Th e story should<br />

be newsworthy: there’s no point issuing<br />

a press release about a new type<br />

of coff ee being used in the company<br />

Vocabulary<br />

a dearth of der Mangel an<br />

newsworthy berichtenswert<br />

target Ziel<br />

fl ow Ablauf<br />

headline Titelzeile<br />

bottom unterer Rand<br />

to quote zitieren<br />

to elaborate on etwas näher ausführen<br />

fl uff überfl üssige Information<br />

letterhead Briefbogen<br />

capitals Großbuchstaben<br />

bold fett<br />

placement Platzierung<br />

snail mail Schneckenpost<br />

coff ee machines unless you work for a<br />

coff ee producer, a coff ee machine manufacturer<br />

or a coff ee retailer.<br />

2. Next, decide on exactly what information<br />

you are going to include – too<br />

much is as bad as too little.<br />

3. Finally, work out how to make this<br />

information interesting to the journalists<br />

and to your target public.<br />

The format<br />

Journalists receive many press releases<br />

every day, so they expect a certain fl ow<br />

and format.<br />

Th e headline is used to grab the attention<br />

of journalists and briefl y summarize<br />

the news. It is your fi rst piece of creative<br />

writing in your text and should make<br />

your reader want to read further. If your<br />

text exceeds one page, print “Page 2“<br />

clearly on the second page. Finally, give<br />

contact details at the bottom. Journalists<br />

like to see “###” or another commonly<br />

used ending to signal the end of a press<br />

release.<br />

The body<br />

Th is should be brief but fascinating!<br />

Keep it interesting, factual, and in the<br />

third person (unless you are quoting).<br />

Remember, it might be printed “as is”, so<br />

the fi rst paragraph (readers oft en don’t<br />

read past this) should cover the 5 “w”s:<br />

who, what, when, where and why.<br />

Th e rest of the text can then elaborate on<br />

the information given in the fi rst paragraph,<br />

avoiding fl uff . Your press release<br />

ends with the “boilerplate”.<br />

A boilerplate = a fi nal paragraph giving<br />

background information on the company<br />

(text that can be used again and<br />

again).<br />

Keep in mind that a press release is not<br />

an advertisement for your company, nor<br />

a novel: it’s a way to give interesting information<br />

out to the general public or to<br />

a specifi c public. So KISS – Keep It Short<br />

and Simple!<br />

TIP: small talk! If you send out your press release on paper, make sure that is on<br />

company letterhead with a prominent logo. The company name, address, phone<br />

numbers and web address should all be clear and easily visible. „PRESSRELEASE“ appears<br />

at the top in capitals and bold. Whether it is for immediate release or for release<br />

on a specifi c date also appears above the title in capitals.<br />

70 ProFirma 06 2010


Sending out a press release<br />

Placement of press releases, as with advertisements,<br />

is crucial and needs to be<br />

well thought out. Today they can usually<br />

be sent out by email (make sure that<br />

you have the journalists‘ correct email<br />

addresses), although if you have prepared<br />

a press pack with photos or samples,<br />

Die Autoren: Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />

CROSSWORD PUZZLE<br />

1 2<br />

6<br />

11<br />

15<br />

16<br />

ProFirma 06 2010<br />

9<br />

4 5<br />

7<br />

12 13 14<br />

Across:<br />

1. re-plan, for example an appointment<br />

5. the amount of work to be done<br />

6. check<br />

7. speak in a way that makes it hard to hear<br />

exactly what you are saying<br />

9. worth doing<br />

10. rare<br />

11. to place something on the Internet<br />

16. to wait a short time, perhaps because you are unsure<br />

17. to rush<br />

18. to use something with caution<br />

18<br />

then snail mail is necessary. Do your<br />

research: fi nd out which publication or<br />

show would be best and contact a specifi<br />

c person directly. Ask colleagues for<br />

contacts you can use to get your press<br />

release seen and don’t be afraid to network<br />

– in this game, contacts are everything.<br />

17<br />

3<br />

10<br />

8<br />

Answers: Across: 1. reschedule, 5. workload, 6. review, 7. mumble, 9. rewarding, 10. odd, 11. post, 16. hesitation, 17. dash,<br />

18. sparingly Down: 2. extent, 3. fare, 4. hence, 7. merely, 8. undeniably, 9. retiring, 12. swap, 13. vendor, 14. unison, 15. chunk<br />

Down:<br />

2. the reach or area of something<br />

3. money paid for travelling<br />

4. a synonym for “thus”<br />

7. a synonym for “only”<br />

8. without a doubt<br />

9. reserved character<br />

12. exchange one thing<br />

for another<br />

13. seller<br />

14. together<br />

15. a large piece of something


Rückschau & Termine<br />

Start-Messe<br />

Gründerszene trifft sich in Hannover<br />

START<br />

Am 4. und 5. Juni 2010 trifft sich die Existenzgründer-<br />

und Franchiseszene aus Niedersachsen im Hannover<br />

Congress Centrum (HCC) zu einer weiteren<br />

Ausgabe der Start-Messe. An zwei Tagen können<br />

sich die Besucher mit allen Informationen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit<br />

versorgen. Das Informationsangebot deckt das ganze Spektrum der<br />

Themen ab: Die Erstellung des Business-Plans, die Fördermöglichkeiten, Geschäftsideen<br />

und Franchisekonzepte, Gründungen aus der Arbeitslosigkeit<br />

oder aus dem Studium heraus, Mitarbeitergewinnung, Unternehmer- und<br />

Unternehmensentwicklung, Marketing und Vertrieb.<br />

Ein Höhepunkt wird auch in diesem Jahr die Verleihung des Start-Awards<br />

Niedersachsen sein. Er zeichnet bereits zum zweiten Mal erfolgreiche Unternehmen<br />

von Migranten im Bundesland Niedersachsen aus, die sich im<br />

Wettbewerb behaupten. Ein großes Aufgebot an Ausstellern vervollständigt<br />

das Rahmenprogramm.<br />

Dazu gehören unter anderem<br />

Haufe-Lexware,<br />

das Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie,<br />

der Deutsche<br />

Franchise-Verband, die<br />

KfW-Bankengruppe, die<br />

N-Bank und die Hamburg<br />

Mannheimer. ProFirma<br />

unterstützt die Start-Messe<br />

als Medienpartner.<br />

INFO: www.start-messe.de Die richtigen Informationen sind das beste Startkapital.<br />

Studie<br />

Mittelstand: Strategiewechsel nicht nötig<br />

62 Prozent der mittelständischen Unternehmen<br />

sehen in der Krise keinen<br />

Anlass, ihre strategische Ausrichtung<br />

auf den Prüfstand zu stellen. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt eine Studie der Commerzbank-Initiative<br />

„Unternehmer-<br />

Perspektiven“. Die Mehrheit der Unternehmen<br />

hält die Krise vielmehr für ein<br />

rein konjunkturelles Phänomen. Für die<br />

Studie befragte TNS Infratest mehr als<br />

4.000 mittelständische Unternehmer<br />

aus unterschiedlichen Branchen.<br />

Für den kommenden Aufschwung steht<br />

das Kostenmanagement an erster Stelle.<br />

So wollen 41 Prozent der Unternehmen<br />

verstärkt auf ihre Profi tabilität achten.<br />

Dabei werden für knapp die Hälfte der<br />

Befragten Kostensenkungen bei Zulieferern<br />

wichtiger als vorher. Ein zweiter<br />

Trend ist, die Geschäfte langfristig auf<br />

möglichst gesicherte Grundlagen zu<br />

stellen: 40 Prozent wollen zukünftig enger<br />

mit anderen Unternehmen kooperieren,<br />

33 Prozent ihre Umsätze durch<br />

langfristige Liefer- und Zulieferverträge<br />

absichern. Wachstumsstrategien treten<br />

dagegen deutlich zurück. Immerhin 38<br />

Prozent der Chefs geben an, dass sie ihre<br />

strategische Ausrichtung grundlegend<br />

verändern wollen oder verändert haben.<br />

Leserbrief<br />

PROFIRMA-ROUNDTABLE<br />

„Es gibt keine Kreditklemme“ “<br />

Ausgabe 05/2010<br />

Nicht in der Wirklichkeit<br />

angekommen<br />

„Die Bankenbranche ist nicht in der<br />

Wirklichkeit angekommen. Ist schon<br />

vergessen, dass die unternehmerischen<br />

Aktivitäten dieser Häuser die<br />

nationale und globale Wirtschaft an<br />

den Rand des Abgrunds gebracht<br />

haben und die Nummer noch nicht<br />

durch ist? Diese Herren sind nun der<br />

Meinung: „Alle Unternehmen, die<br />

wir fi nanzieren, müssen einen Fünf-<br />

Jahres-Plan vorlegen.“ Bitte schön,<br />

wo war der unternehmerische Fünf-<br />

Jahres-Plan dieser Häuser, und hat er<br />

die Pleiten nachhaltig verhindert? Gedanken<br />

sollen wir uns außerdem über<br />

unsere unternehmerische Zukunft machen.<br />

Meines Erachtens gibt es hierzu<br />

nur zwei Antworten: Hatten die Banken<br />

den Fünf-Jahres-Plan und taten<br />

es doch, dann wussten sie auch, dass<br />

der Steuerzahler sie retten muss, um<br />

nicht noch mehr Schaden anzurichten.<br />

Oder sie hatten diesen Fünf-Jahres-<br />

Plan nicht. Dann sind aber auch die<br />

Zeiten vorbei, in denen sie das Recht<br />

hatten, mit ihrer unternehmerischen<br />

Kompetenzlosigkeit den soliden Unternehmern<br />

zur erklären, wie die ihren<br />

Job zu machen haben.<br />

Peter W. Kiefer, Beratender Ingenieur & CEO,<br />

Kiefer Consult GmbH, Neudrossenfeld<br />

TERMINE<br />

9. – 11. Juni 2010<br />

Intersolar, München<br />

www.intersolar.de<br />

2. – 3. Juli 2010<br />

Start-Messe, Nürnberg<br />

www.startmesse.de<br />

72 ProFirma 06 2010<br />

Fotos: Start-Messe, Archiv


Vorschau 07/08.2010<br />

Titelthema: Der Unternehmer als Marke<br />

In vielen mittelständischen Firmen verbindet man eine Marke nicht nur mit<br />

einem Produkt, sondern mit dem Unternehmer selbst. Der Chef oder die Chefi n<br />

steht für ein Wertesystem, ein Qualitätsversprechen. ProFirma geht der Frage<br />

nach, was Unternehmer tun können, um ihre Wirkung und Fremdwahrnehmung<br />

im internen und öffentlichen Umfeld zu verbessern. Gute Kommunikation ist<br />

dabei das eine, die persönliche Mentalität das andere.<br />

Hans-Peter Stihl Wolfgang Joop Martin Herrenknecht<br />

Claus Hipp Antje von Dewitz Wolfgang Grupp<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Dieter Römer (Chefredakteur)<br />

E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.de<br />

Christoph Lorenz (Redakteur)<br />

E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.de<br />

Paul Lauer (Redakteur)<br />

E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.de<br />

Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />

E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.de<br />

Gabi Reuys (Assistentin)<br />

E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.de<br />

Telefon 07 61/36 83 575, Fax 07 61/36 83 105<br />

Hausadresse der Redaktion:<br />

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzinger Str. 9, 79011 Freiburg<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole,<br />

A. Duncan, U. Felger, S. Hölper, B. Janzing, C.<br />

Mausbach, E. Neuthinger, B. Peymani, L. Renner<br />

Jones, C.-D. Sander, Pof. D. B. Simmert, O. Weiss,<br />

B. Weller, K. Zunke<br />

Grafi k: Hanjo Tews<br />

ProFirma 06 2010<br />

Anzeigen-Verkauf:<br />

Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />

Telefon 09 31/27 91 556<br />

Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 731<br />

Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 451<br />

Michaela Dotzler (Disposition)<br />

Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />

E-Mail: Anzeigen@ProFirma.de<br />

Verbreitete Aufl age,<br />

1. Quartal 2010: 80.894<br />

Verkaufte Aufl age: 64.296<br />

IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />

Abonnentenservice:<br />

Haufe Service Center GmbH, Postfach,<br />

79091 Freiburg<br />

Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />

E-Mail: Zeitschriften@Haufe.de<br />

* 0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Die nächste Ausgabe erscheint am 30. Juni 2010<br />

Weitere Themen:<br />

PERSONAL<br />

Mitarbeiter stärken<br />

Qualifi zierungsprogramme und Anreizsysteme<br />

sind in Zeiten des Fachkräftemangels<br />

nur zwei Eckpfeiler einer guten<br />

Strategie für die Personalarbeit.<br />

FINANZIERUNG<br />

Stunde der Wahrheit<br />

Die Krise des Jahres 2009 hinterlässt tiefe<br />

Spuren in den Unternehmensbilanzen.<br />

ProFirma zeigt, wie Banken die Folgen für<br />

das Rating mildern können.<br />

MOBILITÄT<br />

Apps und Co.<br />

Blackberry und iPhone-Applikationen<br />

beschleunigen und vereinfachen die<br />

Kommunikation im Geschäftsalltag.<br />

ProFirma stellt die neuesten Trends vor.<br />

Verlag: Haufe-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Verlagsleitung: Reiner Straub<br />

Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

www.Haufe.de<br />

Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />

Vertrieb im Handel:<br />

SPECIAL INTEREST<br />

Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />

Nordendstraße 2; 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

Beilagenhinweis:<br />

Diese Ausgabe enthält Beilagen des Unternehmens<br />

Citroen Deutschland AG, Köln, sowie der<br />

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG.<br />

Wir bitten um Beachtung!<br />

Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />

Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher der Produkte aus der „Lexware professional<br />

line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglieder des Bundes der Selbständigen<br />

(BDS) ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

73


Schluss mit lustig<br />

„Frau Liun, darf ich vorstellen?“, fragte H2O seine Assistentin<br />

und zeigte auf einen vielleicht 30-jährigen Mann mit gegeltem<br />

Haar, Ray-Ban-Brille auf der Nase, englischen Schuhen,<br />

engem, grauem Anzug und einem goldgelben Hemd, das er<br />

offen trug. „Das ist Herr Marke, und bevor Sie fragen: Ja, er<br />

ist, wonach er aussieht, ein Werbemann aus Frankfurt, und er<br />

soll unseren Wagyu-Burger promoten.“ Herr Marke räusperte<br />

sich: „Dann ist es also tatsächlich wahr? Als Sie am Telefon<br />

von Burgern gesprochen haben, dachte ich, Sie wollen mich<br />

veräppeln. Ich meine, Wagyu-Burger<br />

...“ „Herr Marke“, fuhr H2O auf, „ich<br />

bezahle Sie auch dafür, dass Sie meinen,<br />

was ich meine.“ „Moment“, antwortete<br />

Herr Marke, „eines muss klar<br />

sein. Wenn ich Ihnen eine Strategie<br />

entwerfen und Ihr Produkt ver edeln<br />

soll, dann brauche ich Freiraum, verstehen<br />

Sie? Gute Werbung hat zu tun<br />

mit Kreativität, Herr Hirschmüller,<br />

mit Fantasie und Geschmack, mit fi ligranem<br />

Gespür für den Zeitgeist, den<br />

Markt, mit Ästhetik.“ „Ich verstehe“,<br />

brummte H2O, „deswegen das gelbe<br />

Hemd.“<br />

„Meine Herren“, fuhr Frau Liun dazwischen,<br />

„mir kommen das hier vor wie zwei Wagyu-Bullen, die<br />

gehen aufeinander los.“ „Ist ja gut“, lenkte H2O ein, „ich mag<br />

es nur nicht, wenn diese Werber denken, sie seien alle Künstler<br />

und dürften machen, was sie wollen, und wir anderen sollen<br />

dazu auch noch permanent applaudieren. Aber Sie haben<br />

recht, Frau Liun, Werber fertigmachen ist zu einfach, als dass<br />

wir uns damit aufhalten sollten. Dann bringen Sie unseren<br />

goldenen Kreativen mal auf den neuesten Stand, bitte.“<br />

„Also, Herr Marke, ich schicken voraus, dass Idee ist von Herr<br />

Hirschmüller. Hat gekauft Wagyu-Rinder und Zuchtbulle,<br />

jetzt wir machen bestes Fleisch von Welt in Deutschland. Idee<br />

von Hirschmüller-san sein, mit Wagyu-Burger reich werden.<br />

Geht darum, dass Reiche haben wegen Wirtschaftskrise weniger<br />

Zeit, weil sich müssen kümmern um Geld, haben aber<br />

H 2O<br />

... und die<br />

Milchmädchenrechnung<br />

von Michael Bahnerth<br />

Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, fi ndet einen Werbefachmann,<br />

der das Wunder mit Wagyu-Burgern vollbringen soll.<br />

trotzdem Hunger, nach Luxus auch, deshalb werden kaufen<br />

Burger von Hirschmüller-san, der kosten soll 30 Euro.“<br />

„Herr Hirschmüller“, unterbrach Herr Marke, „30 Euro für einen<br />

Burger? Was sagt eigentlich Ihre Frau zu Ihrem neuen, äh,<br />

Projekt?“ „Geht Sie zwar nichts an, Marke, aber sie hat mich<br />

verlassen.“ „Wundert Sie das?“ „Hören Sie, es reicht völlig,<br />

wenn Sie kreativ sind, Sie müssen nicht auch noch lustig sein.“<br />

„Wie auch immer“, antwortete Marke, „jetzt wollen Sie also<br />

von mir, dass ich den Reichen Ihren Hamburger schmackhaft<br />

mache.“ „So könnte man sagen.“ „O.k.<br />

Was halten eigentlich Sie von der Idee,<br />

Frau Liun?“, fragte Marke.<br />

„Ich glauben, dass deutsches Markt hat<br />

Platz für Luxusburger. Weil Deutscher<br />

mag Fleisch und Reichtum auch. Ich recherchiert,<br />

dass pro Jahr durchschnittlich<br />

essen 84 Kilogramm Fleisch, Tendenz<br />

steigend. Davon sein knapp zehn<br />

Kilo Rindfl eisch. Das machen 80 Hamburger.<br />

Ich dann gerechnet. Mensch<br />

haben eine Zeit von 30 Jahren, wo isst<br />

Hamburger, machen also 30 Jahre mal<br />

80 Hamburger. Ergeben dann 2.400<br />

Hamburger er isst im Leben. Wir uns<br />

merken diese Zahl. Jetzt wir nehmen<br />

die 800.000 Millionäre in Deutschland, ziehen 200.000 ab,<br />

weil sein alte Säcke ohne Zähne vielleicht, so bleiben 600.000<br />

potenzielles reiches Hamburgeresser. Wir multiplizieren mit<br />

2.400, das ergeben eine Milliarde 440 Millionen Hamburger,<br />

die werden gegessen von deutsches Millionäre in 30 Jahren.<br />

Ist große Potenzial. Wenn jedes Reiche nun isst jedes Jahr nur<br />

acht Hirschmüller-san-Burger für 30 Euro, dann ergeben 144<br />

Millionen Euro, die warten auf uns.“<br />

„Tja“, sagte H2O, „noch Fragen, Herr Marke? Und vor allem<br />

Ideen, wie wir an diese 144 Millionen rankommen?“<br />

<strong>DIE</strong> NÄCHSTE FOLGE: H2O und Co. auf der Suche nach<br />

griffi gen Strategien für einen grenzenlosen Erfolg.<br />

74 ProFirma 06 2010<br />

Folge 25<br />

Illustration: Reinhold Harwath

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