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Niedertemperatur-Garen

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<strong>Niedertemperatur</strong>-<strong>Garen</strong>_<br />

I. Warum:<br />

Bei den üblichen Gartemperaturen im Backofen von 130 – 250°C bilden sich am Rand<br />

zwar die erwünschten Röstaromen („Bratenkruste“). Jedoch werden durch die hohen<br />

Temperaturen die Zonen unterhalb der Kruste übermäßig gegart, so dass am Ende nur der<br />

Kern leicht rosa ist und der große Bereich zwischen Kern und Rand grau und trocken sein<br />

kann.<br />

Das schonende <strong>Garen</strong> bei Temperaturen von 80°C (Geflügel: 90°C) hat vier entscheidende<br />

Vorteile:<br />

1. wird das gesamte Fleisch bei solchen Temperaturen nur minimal beansprucht, es tritt<br />

kaum Flüssigkeit aus, und es besteht keine Gefahr, dass es trocken oder „verbraten“ wirkt.<br />

2. Die klassische Reifung von 2-5 Wochen im Kühlhaus bei 2°C hat zwei Ziele:<br />

a. das in jedem Muskel vorhandene Bindegewebe aufzuschließen und dadurch mürbe, also<br />

zart werden zu lassen und<br />

b. zusätzliche Geschmacksaromen zu bilden.<br />

Das lange Verweilen im Temperaturbereich von 10°C bis zur Zieltemperatur von 60-65°C<br />

bietet sozusagen eine Zusatz-Reifung des Fleisches: Es wird nochmals zarter und<br />

aromatischer. Man vermutet, dass zwei Stunden <strong>Niedertemperatur</strong>garen einer Woche<br />

Kühlhaus-Reifung entsprechen<br />

3. macht man sich die Tatsache zunutze, dass Fleisch bis zu einer Temperatur von ca. 70°C<br />

leicht rosa bleibt, obwohl es tatsächlich „gar“ ist. Das liegt daran, dass der Muskelfarbstoff<br />

Myoglobin bis zu dieser Temperatur Sauerstoff binden kann und dadurch zartrosa bleibt.<br />

Nähert sich die Fleischtemperatur den 70°C, verliert das Myoglobin die Fähigkeit<br />

Sauerstoff zu binden, und es bildet sich das graue Metmyoglobin. Dieser Prozess läuft<br />

beim herkömmlichen <strong>Garen</strong> (130-250°C) sehr schnell und „brutal“ ab (daher der große<br />

Grauanteil um den Kern), beim <strong>Niedertemperatur</strong>garen nähert man sich der kritischen<br />

Temperatur so langsam, dass die rosa Farbe auch bei zu langer Garzeit immer noch zu<br />

erkennen ist.<br />

4. Gerade beim Zubereiten von Steaks für eine größere Anzahl von Gästen ist die Tatsache<br />

nicht zu unterschätzen, dass Sie mit dem <strong>Niedertemperatur</strong>garen im Backofen Zeit für die<br />

Gäste haben, anstatt bis zur letzten Minute an der Pfanne zu stehen. Wer diese Erfahrung<br />

einmal gemacht hat, wird wahrscheinlich nie mehr Steaks für mehr als 2 Personen nur in<br />

der Pfanne zubereiten.


II. Wie funktioniert es:<br />

1. Der Backofen soll auf 80° (aus Sicherheitsgründen bei Geflügel auf 90°C) vorgeheizt<br />

werden. Dabei die Einstellung Ober-/Unterhitze wählen, weil die so erzeugte<br />

Strahlungswärme schonender gart als die Umluftwärme mit Venilator. Manche Backöfen<br />

verfehlen die eingestellte Temperatur; deshalb ist der Erwerb eines einfachen Backofen-<br />

Thermometers zu empfehlen.<br />

2. Das Fleisch soll auf einer Platte (Backblech, feuerfeste Keramikplatte, Stein) garen, die<br />

auf der mittleren Schiene im Backofen mit vorgeheizt wird. Während des <strong>Garen</strong>s sollte die<br />

Tür so selten wie möglich geöffnet werden, da gerade die konstante niedrige Temperatur<br />

zu den besten Ergebnissen führt. Es empfiehlt sich, ein Bratenthermometer<br />

(„Stichthermometer“, „Kerntemperaturmesser“) zu erwerben, das so in das Fleischstück<br />

gesteckt wird, dass a. die Spitze an der dicksten Stelle steckt und b. die Anzeige durch die<br />

geschlossene Tür leicht abzulesen ist. Unsere empfohlenen Garzeiten sind so berechnet,<br />

dass die Fleischstücke eine Kerntemperatur von 60-65° erreichen, sodass die Ergebnisse<br />

auch ohne Thermometer zufrieden stellen.<br />

3. Das Anbraten in der Pfanne hat zwei Gründe: 1. ist die Temperatur hoch genug, um die<br />

erwünschten Röstaromen zu erhalten, die beim <strong>Niedertemperatur</strong>garen im Backofen nicht<br />

entstehen und 2. bildet der angebratene Rand eine Barriere für den Bratensaft, so dass<br />

wenig oder keine geschmackstragende Flüssigkeit austritt.<br />

Zum Anbraten eignet sich eine gusseiserne Pfanne am besten. Sie sollten hitzebeständige<br />

Öle, Butterschmalz oder speziell entwickelte Bratfette verwenden. Pfanne und Fett sollten<br />

auf der höchsten Stufe vorgeheizt und beim ersten Kontakt mit dem Fleisch auf etwa 80%<br />

des Maximums zurückgedreht werden.<br />

4. Anbratzeiten:<br />

a. ganze Braten:<br />

Zwei Minuten pro Seite, d.h., dass jede Seite, die die Pfanne berührt, zwei Minuten<br />

anbraten soll. Dies muss sehr gewissenhaft erfolgen, weil wir von der gesamten Außenseite<br />

die Röstaromen herauskitzeln wollen. Wenn man z.B. bei einem Schweinekamm 5-7<br />

Kontaktstellen mit der Pfanne unterstellt, muss man mit einer Gesamt-Anbratzeit von 10-<br />

15 Min. rechnen.<br />

b. Steaks:<br />

Wie bei Braten zwei Minuten pro Seite. Sind die Steaks eher dünn, also unter 3cm Stärke,<br />

so besteht die Gefahr des Durchgarens. Deshalb empfehlen wir die zwei Minuten nur bei<br />

dicken Steaks, bei dünnen reichen 1 – 1.30 Min.<br />

c. Zusatzinfo Sauce:<br />

Da das Fleisch ohne Zusatz „trocken“ gegart wird und auch kaum Saft austritt, empfehlen<br />

wir, die Sauce direkt in der Pfanne mit dem Bratensatz herzustellen. Sollte sich etwas<br />

Flüssigkeit beim <strong>Garen</strong> im Backofen bilden, so kann diese am Ende der Sauce noch<br />

zugegeben werden (für die Sauce: siehe auch unter Rezepte/Saucen/Pfannensauce auf<br />

unserer Website).<br />

Liegen die Fleischstücke schließlich auf dem Backblech im Backofen, und ist die Tür<br />

geschlossen, läuft die Zeit. Für ausgesuchte Bratenstücke und Steaks haben wir dafür eine<br />

Garzeiten-Tabelle erstellt:


<strong>Niedertemperatur</strong>-<strong>Garen</strong><br />

Backzeit(Std)<br />

ganze Stücke:<br />

Rinderfilet am Stück 2.15<br />

Roastbeef flach 2.15<br />

Roastbeef hoch 3.00<br />

Rinderhüfte schmal 2.00<br />

Rinderhüfte breit 3.00<br />

Kalbsfilet am Stück 2.15<br />

Kalbsrücken o.Kn. 2.15<br />

Lammkeule ganz mit Röhre 4.30<br />

Lammkeule o.Kn. 3.30<br />

Lammrollbraten (Hals) 3.00<br />

Pariser Lammbraten 3.30<br />

Schweinefilet am Stück 1.30<br />

Schweinerücken o.Kn. 3.00<br />

Schweinekamm o.Kn. 4.00<br />

Backzeit(Min)<br />

Steaks (2,5-3,5cm stark):<br />

R-Filet-Steak 50<br />

Rumpsteak 60<br />

Entrecote 75<br />

Rinderhüftsteak 50<br />

Kalbsfiletsteak 40<br />

Kalbsrückensteak 30<br />

Lammlachs (=Lammrückenfilet) 40<br />

S-Filet-Medaillon 40<br />

S-Rücken-Steak 40<br />

S-Kamm-Steak 50<br />

Geflügel (immer auf 90° garen):<br />

Flugentenbrust 60

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