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Magazin 3-13 - Baptisten Österreichs

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03/<strong>13</strong><br />

<strong>Baptisten</strong>.at<br />

<strong>Magazin</strong><br />

Blickfang:<br />

Anerkannt<br />

Dieses Exemplar hat einen Wert von 1€.


S.11<br />

Liebe<br />

Leserinnen und Leser!<br />

Der Job eines Redaktionsteams kann manchmal<br />

sehr schwierig sein. Was würden Sie tun, wenn<br />

Sie unbedingt einen Artikel aufnehmen wollen,<br />

aber der Autor es aus zeitlichen Gründen immer und<br />

immer wieder aufschieben muss? Jeder würde zum Schutze<br />

des Redaktionsschlusses und des überarbeiteten Autors<br />

eine Alternative finden; einen anderen Artikel oder einen<br />

anderen Autor. Doch was tun, wenn der Autor Walter<br />

Klimt und der Artikel: „Die Annerkung der Freikirchen<br />

Österreichs“ heißt? Thema Wechsel? Unmöglich! Anderer<br />

Autor? Keine Chance! Also blieb uns nichts anderes übrig<br />

als das <strong>Magazin</strong> zu verspäten bis es möglich wurde. An<br />

dieser Stelle sei ein Dank an Walter Klimt ausgesprochen,<br />

der trotz eines unvorstellbar großen Arbeitspensums an<br />

mindestens fünf verschiedenen Fronten die Zeit und Muße<br />

gefunden hat für uns alle im <strong>Magazin</strong> die Anerkennung zu<br />

reflektieren.<br />

Und hier ist es: „Wir sind anerkannt“. Eine Mischung aus<br />

<strong>Magazin</strong>, Festschrift, Pressesammlung und einem bunten<br />

Allerlei aus unserem Bund.<br />

Viel Spaß beim Lesen und ein hoch auf die Anerkennung!<br />

Valere Schramm


S.12<br />

S.18 S.16<br />

Inhalt<br />

4 Österreich ist anders<br />

6 Unser Bund und die<br />

Anerkennung<br />

8 Grüße&Glückwünsche<br />

12 Presse<br />

16 Joy for Life<br />

17 Fest der Kirchenvielfalt<br />

18 Kirche 21<br />

19 BurningChurch<br />

20 KJW Sommerfreizeiten<br />

22 Kulturwoche<br />

23 Reverse Mission Trip<br />

24 picture-it<br />

26 Momentaufnahme<br />

28 Wikipedia<br />

29 Lebenswert<br />

32 Presse


Österreich<br />

ist anders<br />

Freikirchen in der Warteschleife<br />

Waren die <strong>Baptisten</strong> und mit ihnen viele weitere evangelische<br />

Freikirchen europa- und weltweit schon<br />

lange als Kirchen anerkannt, so war es in Österreich<br />

eben anders. Seit Jahrzehnten versuchten sie, die staatliche Anerkennung<br />

als Kirche zu erreichen. Den ersten Antrag stellten die<br />

<strong>Baptisten</strong> bereits 1906. Ihre Anträge wurden verschleppt oder<br />

einfach nicht behandelt.<br />

Anfang dieses Jahrtausends änderte sich die Situation durch die<br />

Verschärfung des Anerkennungsrechtes durch das Bekenntnisgemeinschaftsgesetz<br />

1998 schlagartig. Nun wurden ihre Anträge<br />

zumindest abgelehnt, weil sie die Mindestzahl von rund siebzehntausend<br />

AnhängerInnen nicht erreichten. Alle Freikirchen<br />

empfanden diese Situation als eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft<br />

mit ihren massiv unklaren Rechtsverhältnissen<br />

als nicht zufriedenstellend, als diskriminierend und ungerecht.<br />

Wie sah in diesen Jahrzehnten die Anerkennung seitens der<br />

staatlich anerkannten Kirchen aus? Wie wurden die Freikirchen<br />

seitens der Gesellschaft wahrgenommen? Welche Auswirkungen<br />

hatte diese Nicht-Anerkennung auf die Freikirchen selbst? Wie<br />

konnten sie sich dennoch behaupten? All diese Fragen bieten<br />

sich für unsere Theologiestudierenden für ihre zukünftigen<br />

Masterarbeiten und Dissertationen in der österreichischen Freikirchenforschung<br />

an.<br />

Freikirchen eine junge Geschichte<br />

Die Geschichte der Freikirchen in Österreich ist im Gegensatz<br />

zu vielen Teilen Europas und der gesamten Welt noch sehr<br />

jung. Die erste <strong>Baptisten</strong>gemeinde Österreichs entstand zwar<br />

schon 1869 in Wien, die erste Pfingstgemeinde in den 1920er<br />

Jahren ebenfalls in Wien. Zur Gründung von Bünden solcher<br />

Gemeinden kam es jedoch erst in den Vierziger- und Fünfzigerjahren.<br />

Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten mennonitischen<br />

Gemeinden in Österreich. Mit einer Vorgeschichte ab den<br />

Siebzigerjahrenerfolgte die Gründung des Bundes Evangelikaler<br />

Gemeinden in den Neunzigerjahren. Der Bund der Elaia Christengemeinden<br />

entstand erst im gegenwärtigen Jahrtausend,<br />

während seine Ursprünge in den Achtzigerjahren liegen.<br />

Diese späte Entwicklung „überrascht“ in Österreich, da die Freikirchen<br />

weltweit auf die Täufer der Reformationszeit zurückgehen<br />

und diese Bevölkerungsgruppe auch in Österreich groß<br />

war. Die Mennoniten gingen unmittelbar aus den Täufern hervor;<br />

die erste baptistische Gemeinde entstand 1609 in Amsterdam.<br />

Die Täuferbewegung nahm ihren Anfang 1525 in Zürich,<br />

gelangte aber bald auch in Österreich zur Blüte. Betrachtet man<br />

sie als den Ursprung der neuzeitlichen Freikirchen, so weist<br />

Österreich eine längere freikirchliche Geschichte als die meisten<br />

anderen Staaten der Welt auf. Keinesfalls sind Freikirchen daher<br />

ein „Import aus Nordamerika“, wie viele Menschen hierzulande<br />

denken.<br />

Freikirchen (Kirchen) entdecken<br />

einander sehr spät<br />

In Deutschland schon lange in der Vereinigung Evangelischer<br />

Freikirchen verbunden, ließ sich das Miteinander in Österreich<br />

oft sehr lange Zeit. Vielleicht hatte das in der jungen Geschichte<br />

der Freikirchen mit herausfordernden und dummen Kinderkrankheiten<br />

zu tun. Leicht nahm sich die eine oder andere<br />

Gruppierung als etwas Besseres oder als richtend-richtiger wahr.<br />

Dennoch kam es vor Ort, regional, mehr und mehr zum Zusammenwirken<br />

von freikirchlichen Gemeinden. ChristInnen unterschiedlicher<br />

Gemeinden entdeckten einander. Es ging von der<br />

Basis aus – ChristInnen fragten weniger nach der Denomination<br />

sondern nach dem Erleben Gottes. Das erste offizielle Vier-<br />

Bündetreffen fand erst Anfang dieses Jahrtausends statt.<br />

Im Frühjahr 2011 trafen einander österreichische Leitende<br />

4 03/<strong>13</strong>


der <strong>Baptisten</strong>gemeinden, der Evangelikalen Gemeinden, der<br />

Mennonitischen Freikirche und der Freien Christengemeinde.<br />

Beim Treffen wird der Wunsch klar, sich stärker zu verbinden,<br />

um gemeinsam für die Menschen, die Politik und die Gesellschaft<br />

in Österreich hilfreich zu sein. Als Freikirchen in Österreich<br />

möchten sie ein Christsein vermitteln, das lebendig und<br />

ansprechend ist und Menschen die Kraft Gottes erkennen lässt.<br />

Diese Verzögerung könnte den Freikirchen natürlich seitens<br />

anderer Kirchen vorgeworfen werden, allerdings wissen diese<br />

um jahrhundertelange Verspätungen.<br />

Freikirchen verzehnfachen sich<br />

In der Missionsgeschichte war Österreich in den Sechziger- und<br />

Siebzigerjahren weltweit als Missionarsfriedhof verschrien. Die<br />

bestehenden Bünde wuchsen einige Jahrzehnte kaum. Als kleine,<br />

staatlich nicht anerkannte, für viele deshalb im Sekteneck angesiedelte<br />

Freikirchen war das ein Überlebenskampf. Umso beeindruckender<br />

ist in den darauffolgenden Jahren der Mut, neue<br />

Gemeinden zu gründen.<br />

In den letzten dreißig Jahren hat sich die gesamte freikirchliche<br />

Szene in Österreich verzehnfacht. Zählten sie zu Beginn der<br />

Achtzigerjahre zwischen 4500 und 6000 GottesdienstbesucherInnen,<br />

so besuchen heute 45000 bis 60000 Menschen freikirchliche<br />

Gottesdienste. Übrigens ist dieses Wachstum im Europavergleich<br />

erstaunlich.<br />

Bestehende Bünde haben sich in dieser Zeit meist verdreifacht<br />

und viele neue kamen hinzu. Dabei ist der Beitrag der ChristInnen<br />

aus Asien, Afrika und Südamerika sowie aus Osteuropa<br />

ein wesentlicher. Aber auch mehr und mehr österreichisch-stämmige<br />

MitbürgerInnen finden in deutschsprachigen und internationalen<br />

Gemeinden ihr Zuhause. Menschen aus unterschiedlichsten<br />

Ländern dieser Welt brachten die Selbstverständlichkeit<br />

eines lebendigen Christseins mit sich. Das hilft Österreich sehr!<br />

„Freikirchen in Österreich“ weltweit einzigartig<br />

Weltweit stellen die Freikirchen eine anerkannte und wachsende<br />

Größe in der christlichen Landschaft dar. Weit mehr als eine halbe<br />

Milliarde Gläubige ist ihnen zurechenbar. Die gute Zusammenarbeit<br />

vieler Freikirchen ist weltweit bekannt. Die vorliegende<br />

österreichische Gründung einer gemeinsamen Kirche durch Freikirchen<br />

unterschiedlicher Denominationen ist allerdings weltweit<br />

einzigartig.<br />

Nirgends sonst haben sich bisher Freikirchen dieser Bandbreite<br />

zu einer gemeinsamen Kirche vereint. Sie selbst sehen jedoch<br />

gerade in ihrer Buntheit und Vielfalt eine Bereicherung. „Denominationen“<br />

sind für sie im Wesentlichen „Benennungen“, wie es<br />

der Bedeutung des Begriffs entspricht. Konfessionell sind sie den<br />

protestantischen Kirchen zuzuordnen. Viel mehr als konfessionelle<br />

Unterschiede steht für sie jedoch die Lebendigkeit des gelebten<br />

Glaubens gemäß der Bibel im Vordergrund. Sie betrachten sich<br />

mit allen ChristInnen anderer Kirchen weltweit verbunden und<br />

teilen mit ihnen das Apostolische Glaubensbekenntnis.<br />

Als Freikirchen in Österreich verbindn uns die freie und persönliche<br />

Entscheidung für ein Leben in der Nachfolge Christi, die<br />

Selbständigkeit und Lebendigkeit der einzelnen Kirchengemeinden<br />

sowie der Einsatz für Religions- und Gewissensfreiheit.<br />

Dieser Einsatz setzt die gesunde Trennung von Kirche und Staat<br />

voraus. Zugleich führt er dazu, dass diese beiden Seiten zum Wohl<br />

der Menschen und der jeweiligen Gesellschaft partnerschaftlich<br />

zusammenwirken.<br />

Pastor Walter Klimt<br />

Vorsitzender der „Freikirchen in Österreich“ – Teile dieses Artikels<br />

in Zusammenarbeit mit Sigrid Herscht, der Medienbeauftragten der<br />

„Freikirchen in Österreich“<br />

5


Anerkannt<br />

Unser Bund und die<br />

staatliche Anerkennung<br />

Liebe Geschwister, liebe Freunde und<br />

Freundinnen unserer Gemeinden, wir<br />

sind als Kirche in Österreich<br />

anerkannt!<br />

„Es hat ja nur etwas über hundert Jahre gedauert“<br />

Wie unglaublich ist diese Geschichte. Wir haben als Bundesgemeinschaft<br />

2010 unsere Vision formuliert: Eine von Gott<br />

gewirkte Erweckung in Österreich erleben! Daraus ergaben sich<br />

unsere Mission und unsere Ziele.<br />

Unsere Mission:<br />

Aufbau bestehender und Gründung neuer gesunder<br />

Gemeinden.<br />

Unsere Ziele:<br />

Wachstum unseres Gemeindebundes; Zusammenarbeit aller<br />

evangelischen Freikirchen; Einnahme des uns als Freikirchen<br />

angemessenen Platzes in der kirchlichen und gesellschaftspolitischen<br />

Landschaft Österreichs!<br />

Drei Jahre später die staatliche Anerkennung in einer gemeinsamen<br />

Kirche der „Freikirchen in Österreich“ zu erleben, ist<br />

unglaublich. Das können Menschen nicht machen! In diesem<br />

Zusammenhang bin ich auf unsere Bundesgemeinschaft stolz,<br />

denn...<br />

...viele von uns haben nie aufgehört die Verbindung zu allen<br />

Kirchen und Freikirchen zu suchen und zu halten, auch wenn sie<br />

sich damit manchmal zwischen alle Stühle gesetzt haben.<br />

…unsere Gemeinden haben schon lange das gelebt, was heute die<br />

„Freikirchen in Österreich“ ausmacht: Einheit. Vielfalt. Christus.<br />

Sie haben Einheit gelebt und Unterschiede sowie unterschiedliche<br />

Erkenntnisse in Einzelfragen zugelassen und ausgehalten<br />

und alle Kraft auf die lebendige Beziehung mit Christus dem<br />

Gekreuzigten und Auferstandenen gesetzt.<br />

...mehr und mehr Geschwister entwickeln jene freikirchliche<br />

Gemeindekultur, in der sie einander ehrlich erzählen, weshalb<br />

sie so glauben wie sie glauben und kommen darüber über die<br />

Bibel ins suchende Gespräch.<br />

...einige von uns haben nie aufgehört, sich für uns für die staatliche<br />

Anerkennung einzusetzen, auch wenn sie sich manchmal<br />

6 03/<strong>13</strong>


dem Verdacht auslieferten, auf die Anerkennung durch<br />

Menschen zu setzen.<br />

...insbesondere unsere rumänisch-sprachigen Gemeinden haben<br />

immer mehr eine Vision für Österreich entwickelt und die<br />

Gemeinsamkeit in unserem Bund gesucht.<br />

...unsere Jungen Erwachsenen haben uns durch ihre Leidenschaft<br />

für Christus, seine Gemeinde und sein Reich inspiriert.<br />

...Gott hat uns durch schwere Jahre hindurchgeführt und uns in<br />

den letzten 25 Jahren mehr und mehr zum Staunen gebracht.<br />

...Gott kommt mit und trotz uns zurecht – Gott sei gelobt!<br />

Bitte betet:<br />

++Für all die Aufgaben, die vor uns<br />

liegen.<br />

++Für den weiteren Aufbau unserer<br />

Gemeinden, denn der Bund und die<br />

„Freikirchen in Österreich“ sind nur so<br />

stark wie ihre Gemeinden<br />

++Für die Entwicklung unserer<br />

neuen Gemeinden und Gottesdienste:<br />

Vöcklbruck, Joy for life Krems, Graz<br />

International, Tochtergemeinde von<br />

Graz-Emanuel, spanisch-sprachiger<br />

Gottesdienst Projekt:Gemeinde Wien,<br />

russisch-sprachiger Gottesdienst Wien-<br />

Mollardgasse etc.<br />

++Für weitere Gemeindegründungen<br />

++Für die Gespräche mit Gemeinden,<br />

die sich unserem Bund anschließen<br />

wollen<br />

++Für alle Bünde und Kirchen und<br />

unser gemeinsames Christuszeugnis<br />

++Für den Freikirchentag am 31. Mai<br />

2014 in Linz<br />

++Für Erweckung in Österreich!<br />

Als Bundesleitung ist es uns sehr klar, dass nun viele praktische<br />

Fragen anstehen. Wir arbeiten an der Umsetzung unserer neuen<br />

Bundesstrukturen mit den Dienstbereichen: MitarbeiterInnen;<br />

Gemeinden; Mission; Administration. An den der neuen Situation<br />

angepassten Ordnungen der Gestaltung der neuen gemeinsamen<br />

Kirche. An einer Infoschrift, die Antwort auf eure Fragen<br />

in dieser neuen Situation geben soll.<br />

In Christus verbunden, euer<br />

Walter Klimt<br />

7


Grüße &<br />

Glückwünsche<br />

Anerkannt<br />

Anita Ivanovits<br />

Vorsitzende des Bundes der <strong>Baptisten</strong>gemeinden<br />

in Österreich<br />

Der Ausgangspunkt für das Freikirchen-Forum war,<br />

für Erweckung in Österreich zu beten. Wir sind anerkannte<br />

Kirche mit einem offiziellen Status in unserer<br />

Gesellschaft. Obwohl sehr viel gute Arbeit und große Unterstützung<br />

seitens der Behörden und der „großen“ Kirchen dahintersteckt,<br />

ist die Anerkennung ein Wunder, welches Gottes Wirken<br />

deutlich macht!<br />

Als wir uns vor knapp drei Jahren mit vier anderen Freikirchen<br />

getroffen haben, war der Anlass, dass Gott Geschwistern<br />

in vielen Gemeinden aufs Herz gelegt hatte, für Erweckung in<br />

Österreich zu beten und gemeinsame Wege zu finden. Die Atmosphäre<br />

bei dieser ersten Begegnung war geprägt von Versöhnung<br />

und Vergebung. Wir erlebten, wie Gott uns zusammengeführt<br />

hat, um Seine Anliegen für Österreich gemeinsam zu tragen.<br />

In dieser Zeit hat das Bibelwort aus Johannes 17, 20 – 21 eine<br />

besondere Bedeutung für mich bekommen. „Ich bitte aber nicht<br />

allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich<br />

glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir<br />

bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt<br />

glaube, dass du mich gesandt hast“.<br />

Einheit unter uns Christen, damit Österreich erkennt, dass Jesus<br />

Christus HERR und der Sohn Gottes ist.<br />

Ich Selbst erlebe die Einheit zwischen diesen fünf Bünden als ein<br />

größeres Wunder als die Anerkennung. Was Gott durch Seinen<br />

Heiligen Geist unter uns wirkt, ist ein Grund für Anbetung und<br />

Dank.<br />

Durch die Anerkennung bekommen wir neue Möglichkeiten,<br />

Jesus Christus in unserem Land zu bezeugen.<br />

Das betrifft nicht nur die gemeinsame Kirche Freikirchen in<br />

Österreich oder die Bundesarbeit, sondern jede Gemeinde und<br />

jedes Mitglied. Uns ist die Möglichkeit gegeben, in unserer<br />

Gesellschaft in die Öffentlichkeit zu treten.<br />

Ich wünsche mir, dass wir dieser Aufgabe aktiv nachgehen und<br />

dem Auftrag nachkommen, damit Gottes Reich in unserem Land<br />

weitergebaut wird.<br />

Dazu brauchen wir einander und jetzt haben wir einander!<br />

Die Liebe zu Gott und den Menschen nimmt die Angst vor<br />

Veränderungen.<br />

Lasst uns gemeinsam für alle Menschen, die in Österreich leben,<br />

ein Segen sein.<br />

8 03/<strong>13</strong>


Reinhard Kummer<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

Mennonitischen Freikirche Österreich<br />

Liebe geschätzte Schwestern und Brüder, es erfüllt mich<br />

mit sehr großer Freude und tiefer Genugtuung, dass<br />

die Bestrebungen der <strong>Baptisten</strong> nach Anerkennung als<br />

gesetzliche Kirche in Österreich, beginnend mit dem ersten<br />

Antrag 1906, nun tatsächlich, nach 107 Jahren, mit Erfolg<br />

gesegnet worden sind.<br />

Viele Personen waren mit ihren fachlichen Qualifikationen und<br />

vor allem mit ausdauernder Beharrlichkeit durch all die Jahrzehnte<br />

notwendig, um die gesetzliche Anerkennung schlussendlich<br />

zu erwirken. Auch waren wohl die gleichgearteten<br />

Bestrebungen anderer freikirchlicher Bünde geeignet, das Kultusamt<br />

im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur<br />

zu überzeugen, dieses Anliegen im Sinne der Freikirchen zu<br />

entscheiden. Darüber hinaus waren auch die brüderliche Unterstützung<br />

der Katholischen Kirche und der Evangelischen Kirche<br />

AB und HB, sowie des Arbeitskreises am Institut für Rechtsphilosophie,<br />

Religions- und Kulturrecht der Universität Wien,<br />

unterstützt von Iustita et Pax und dem Runden Tisch (Weg der<br />

Versöhnung) / Plattform Versöhnung ganz wesentlich und in<br />

überaus dankenswerter Weise am Gelingen beteiligt. Ich möchte<br />

hier allen Personen, welche zur Anerkennung beigetragen<br />

haben, herzlich Dank sagen. Zu viele sind es, um alle namentlich<br />

zu nennen. Es sei mir aber gestattet, drei Personen besonders zu<br />

danken.<br />

Johannes Fichtenbauer, Diakon der Katholischen Kirche, hat in<br />

einer Sitzung am rechtsphilosophischen Institut die Notwendigkeit<br />

eines Zusammenschlusses der Freikirchen in Österreich<br />

betont, nachdem verschiedene Wege zur Anerkennung<br />

der einzelnen Gemeindebünde an der Zwei-Promille-Klausel<br />

gescheitert sind. Erstmalig ist von den damals anwesenden<br />

Vorständen der freikirchlichen Gemeindebünde der Entschluss<br />

gefasst worden, diese Hürde durch einen Zusammenschluss<br />

der Bünde unter Beibehaltung der jeweiligen Traditionen und<br />

gewachsenen Strukturen zu überwinden. Dafür sei Johannes<br />

Fichtenbauer besonders gedankt.<br />

Im weiteren Verlauf der Entstehung der "Freikirchen in Österreich"<br />

war es notwendig, eine gemeinsame Basis zu legen, der die<br />

verschiedenen Gemeindebünde auf Ebene der Bundesvorstände<br />

folgen konnten. Diese "einigende" Arbeit hat Pastor Walter Klimt<br />

mit bewundernswerter Geduld und liebevoller Einfühlsamkeit,<br />

sowie hervorragendem Verhandlungsgeschick unter enormen<br />

Zeitdruck zustande gebracht. Auch ihm sei hier besonderer<br />

Dank ausgesprochen.<br />

All diese Bemühungen, all diese Anstrengungen wären aber<br />

vergeblich gewesen, wäre nicht Gottes mächtiges Wirken hinter<br />

allen Treffen und Gesprächen spürbar die eigentliche treibende<br />

Kraft gewesen. Wir lernen, dass es gut ist, auf Gottes Zeitpunkt<br />

zu achten, auch wenn dies mit scheinbaren Rückschlägen und<br />

Hindernissen - zumindest in unseren Vorstellungen - verbunden<br />

ist. Wir lernen, dass Gott es liebt, wenn Geschwister in Einheit<br />

zusammenhalten. Wir lernen, dass Gottes Familie viel größer ist,<br />

als unsere konfessionellen Begrenztheiten es zulassen wollen.<br />

Möge Er selbst stets Grund und Bewahrer unserer Einheit sein,<br />

in Liebe zu ihm und zu den Schwestern und Brüdern seines<br />

Leibes. In sehr großer Dankbarkeit nehmen wir Gottes gute<br />

Führung in den Ereignissen der letzten Jahre, welche schließlich<br />

mit der Verordnung der gesetzlichen Anerkennung der Freikirchen<br />

in Österreich am 26. August 20<strong>13</strong> einen wahrlich historischen<br />

Höhepunkt gefunden haben, wahr.<br />

Unser ganz besonderer und überaus herzlicher Dank gilt Ihm,<br />

unserem Herrn und Gott, Ihm gilt alle Ehre, Lob und Dank.<br />

9


Anerkannt<br />

Edwin Jung<br />

Vorsitzender der Freien Christengemeinde/Pfingstgemeinde<br />

Reinhold Eichinger<br />

Stellv. Vorsitzender des Bundes<br />

evangelikaler Gemeinden in Österreich<br />

Es gleicht einem Wunder in der Geschichte Österreichs,<br />

dass evangelikale Freikirchen als offizielle Kirche anerkannt<br />

und den renommierten Kirchen gleichgestellt<br />

werden. Als Freie Christengemeinden haben wir bereits einen<br />

langen, mühevollen Weg hinter uns, der in den Siebzigerjahren<br />

begann und schließlich, wie auch bei anderen Freikirchen, Ende<br />

der Neunzigerjahre zu einer, wenn auch nur „kleinen Anerkennung“,<br />

führte. Ich bin jedoch sicher, dass diese Anerkennung,<br />

die wir aktuell erleben, kein menschliches Produkt ist, sondern<br />

Gottes großartige Führung.<br />

Ein ebenso großes Wunder in der freikirchlichen Szene Österreichs<br />

ist zweifelsohne die relativ schnell gewachsene Zusammenarbeit<br />

zwischen den unterschiedlichsten christlichen<br />

Lagern. Was vor einigen Jahren noch undenkbar war, wurde<br />

durch den Geist Gottes gewirkt, als ein mächtiges Zeugnis innerhalb<br />

der Bünde und in der Gesellschaft. Grund genug, Gott dafür<br />

alle Ehre zu geben. Dies führt uns zu einer großen Dankbarkeit<br />

gegenüber Gott, aber auch gegenüber Männern und Frauen<br />

Gottes, die sich in diesem Land ausdauernd für Einheit eingesetzt<br />

und mit Gottes Hilfe diesen Prozess der Anerkennung in<br />

Bewegung gebracht haben.<br />

Andererseits ist diese Anerkennung als „Freikirchen in Österreich“<br />

auch eine Herausforderung und ein Auftrag. Wir dürfen<br />

nicht bei diesem „Status quo“ stehen bleiben, dies ist nicht das<br />

Ziel, das wir erreichen wollen. Als Freikirchen in Österreich<br />

muss es unser Ziel sein, gemeinsam Reich Gottes zu bauen, das<br />

Evangelium von Jesus Christus auf unterschiedliche Weise in die<br />

Gesellschaft hineinzutragen. Gerade dafür soll die Anerkennung<br />

uns mehr Freiheit und Möglichkeiten geben.<br />

Unsere Freude über die deutliche Verbesserung der<br />

Rahmenbedingungen für unsere Arbeit ist groß.<br />

Massive rechtliche Benachteiligungen plagten uns<br />

schließlich viele Generationen lang und eine Aufzählung dieser<br />

Punkte wäre nicht gerade kurz. Deren Aufhebung sehen wir als<br />

Geschenk Gottes und Gebetserhörung.<br />

In den letzten beiden Jahren hat das Ringen um ein gemeinsames<br />

Dach für die „Freikirchen in Österreich“ auch unseren<br />

Bund extern und intern stark gefordert. Das Bemühen um eine<br />

Verbesserung unserer Rechtslage Schulter an Schulter mit den<br />

anderen Bundesleitungen hat darüber hinaus auch wesentlich zu<br />

einem besseren Verständnis untereinander und zum Abbau von<br />

Vorurteilen beigetragen.<br />

Der Schritt in Richtung eines gemeinsamen Dachverbandes<br />

wurde in unserem Bund sehr ausführlich diskutiert. Die Letztverantwortung<br />

der örtlichen Gemeinde war uns dabei ein wichtiges<br />

Anliegen. Unsere Gemeinden haben es sich mit diesem<br />

Thema nicht leicht gemacht. Wir sind nun aber froh, dass<br />

unsere Entscheidung auf einer sehr breiten Zustimmung der<br />

Gemeinden beruht.<br />

Gemeinsam stehen wir in unserem Land einer Generation<br />

gegenüber, für die Gott zusehends keine Rolle mehr spielt.<br />

Wohin man auch blickt, überall braucht es die verändernde Kraft<br />

Jesu und unser christliches Zeugnis. Alles, was uns als freikirchliche<br />

Bünde im Blick auf diese verlorene Gesellschaft verbindet,<br />

hat wohl mehr Gewicht als jene Details, die uns voneinander<br />

unterscheiden! Wir schätzen die gegenseitige Achtung unserer<br />

Überzeugungen.<br />

Gleichzeitig gemahnt uns der gemeinsame Blick auf die gegenwärtigen<br />

Herausforderungen unserer Gesellschaft, das wirklich<br />

Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren!<br />

Die neuen rechtlichen Freiheiten erleichtern unsere Arbeit und<br />

mögen uns zum Ansporn werden. Mit neuer Motivation und<br />

Freude wollen wir daher den Auftrag, den Gott uns erteilt hat<br />

und an dem sich ja nichts geändert hat, erfüllen.<br />

Gemeinsam mit Euch, den vielen Glaubensgeschwistern innerhalb<br />

der FKÖ, dürfen wir dies nun erwartungsvoll tun.<br />

Gott segne uns dabei!<br />

10 03/<strong>13</strong>


Grüße &<br />

Glückwünsche<br />

© Foto: Uschmann © Foto: Manuela Gößnitzer<br />

Michael Bünker<br />

Bischof der Evangelischen Kirche<br />

A.B. in Österreich<br />

Christoph Kardinal Schönborn<br />

Erzbischof von Wien der<br />

katholischen Kirche<br />

Liebe Schwestern und Brüder, zur gesetzlichen Anerkennung<br />

der „Freikirchen in Österreich“ gratuliere ich von<br />

Herzen!<br />

Die Evangelischen Kirchen in Österreich haben seit der Reformationszeit<br />

im überwiegenden Teil ihrer Geschichte Unterdrückung<br />

und Benachteiligung erlebt und genießen letztlich erst seit<br />

dem Protestantengesetz von 1961 die völlige rechtliche Gleichstellung<br />

als „freie Kirchen in einem freien Staat“. Sie können<br />

daher nachempfinden, was Benachteiligung bedeutet und setzen<br />

sich immer wieder für die uneingeschränkte Geltung der Religionsfreiheitsrechte<br />

für Religionsgesellschaften und Kirchen in<br />

Österreich und im internationalen Rahmen ein.<br />

Mit dem „Bund der <strong>Baptisten</strong>gemeinden in Österreich“ und der<br />

„Mennonitischen Freikirche“ fühlen wir uns nicht zuletzt durch<br />

die gemeinsame Herkunft aus der Zeit der Reformation auch aus<br />

historischen Gründen verbunden. Besonders mit dem „Bund<br />

der <strong>Baptisten</strong>gemeinden“ bestehen seit vielen Jahren bewährte<br />

Formen der Zusammenarbeit. Dies ist auf der Grundlage einer<br />

Kooperationsvereinbarung zwischen der „European Baptist<br />

Federation“ und der „Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in<br />

Europa“ auch auf europäischer Ebene erreicht. Auf weltweiter<br />

Ebene gibt es die vertrauensvolle Zusammenarbeit im Ökumenischen<br />

Rat der Kirchen, so auch in Österreich im Ökumenischen<br />

Rat der Kirchen in Österreich.<br />

Ich würde mich freuen, wenn sich dieses ökumenische Miteinander,<br />

das in Europa und auf der Basis der „Charta Oecumenica“<br />

von 2001 beruht und in Österreich durch ein besonderes<br />

Vertrauen gekennzeichnet ist, auf die „Freikirchen in Österreich“<br />

insgesamt erweitern ließe und will mich gerne dafür einsetzen.<br />

In einem solchen Vertrauen werden sich weitere Formen der<br />

Zusammenarbeit entwickeln lassen.<br />

Uns verbindet das gemeinsame Christuszeugnis auf der Grundlage<br />

der Heiligen Schrift und der altkirchlichen Bekenntnisse.<br />

Möge es uns in Österreich geschenkt werden, dieses Christuszeugnis<br />

in der Vielfalt der christlichen Kirchen bei gegenseitiger<br />

Achtung vor der jeweiligen Identität mit möglichst großer<br />

Gemeinsamkeit zu vertreten.<br />

Mit den besten Wünschen für die Zukunft und der Bitte um<br />

Gottes reichen Segen grüßt herlich<br />

Liebe Brüder und Schwestern in den Freikirchen! Mit<br />

großer Freude habe ich die Nachricht von der Verleihung<br />

des Rechtsstatus einer gesetzlich anerkannten Kirche an<br />

den Zusammenschluss der „Freikirchen in Österreich“ erhalten.<br />

Wenn ich dazu aufrichtige Segenswünsche übermittle, dann<br />

ist das nicht der erste Schritt zu einem ökumenischen Miteinander.<br />

Ich denke zurück an das gemeinsame Bekenntnis zu Jesus<br />

Christus und seinem Kreuz im Jänner 1997 im Rahmen des<br />

Besuchs des Weltjugendtag-Kreuzes in Wien. Und ich denke<br />

ebenfalls zurück an das „Fest für Jesus“ am Stephansplatz, und an<br />

viele Begegnungen mit ihren Leitern und Pastoren in den letzten<br />

Jahren. Schon damals haben auch die Vertreter von Freikirchen<br />

aktiv und geschwisterlich am öffentlichen Bekenntnis der<br />

Christen verschiedener Kirchen zur ihrer Zeugnisaufgabe, zum<br />

Glaubenszeugnis und zum Einsatz für das Wohl der Menschen<br />

teilgenommen. Für unser Miteinander – bei voller Wahrung<br />

der Identität und im gegenseitigen Respekt vor der Glaubensüberzeugung<br />

und der Eigenart der jeweils Anderen – bildet der<br />

nunmehrige staatliche Anerkennungsakt also nicht die Grundlage.<br />

Aber er bietet dafür doch einen neuen Rahmen, und er<br />

eröffnet neue Möglichkeiten.<br />

Wir freuen uns, dass die Anerkennung den Abbau mannigfacher<br />

Diskriminierungen einleitet, die den Freikirchen bisher auferlegt<br />

waren. Wir hoffen, dass auf der neuen Rechtsgrundlage auch<br />

das ökumenische Miteinander der Christen in Österreich neue<br />

Chancen erhält.<br />

Dies wünsche ich den Brüdern und Schwestern in den Freikirchen<br />

und uns allen aus ganzem Herzen.<br />

11


Freikirchen wollen sich<br />

aktiv in Gesellschaft<br />

einbringen<br />

Pressemeldung der katholischen<br />

Kirche vom 29.08.20<strong>13</strong><br />

Wien, 29.08.20<strong>13</strong> (KAP) Mit der staatlichen Anerkennung der<br />

Freikirchen in Österreich bieten sich neue Möglichkeiten des<br />

Engagements in der Gesellschaft und als Kooperationspartner<br />

des Staates, den die Kirchen nützen wollen. Das war Grundtenor<br />

bei der ersten gemeinsamen Pressekonferenz des Zusammenschlusses<br />

der Freien Christengemeinde-Pfingstgemeinde, des<br />

Bundes evangelikaler Gemeinden, des Bundes der <strong>Baptisten</strong>gemeinden,<br />

der Elaia Christengemeinden und der Mennonitischen<br />

Freikirche am Donnerstag in Wien. Hervorgehoben wurde bei<br />

diesem Anlass erneut, dass sowohl der Zusammenschluss der<br />

fünf Freikirchen als auch die jetzt erfolgte staatliche Anerkennung<br />

"weltweit einzigartig" sei, so der Sprecher der Freikirchen<br />

in Österreich, Pastor Walter Klimt. Die offizielle Anerkennung<br />

der Freikirchen war am Montag erfolgt, die Pressekonferenz fand<br />

im Gemeindezentrum der <strong>Baptisten</strong> in der Wiener Mollardgasse<br />

statt. Die Gemeinde besteht seit 1869 und ist somit die älteste<br />

freikirchliche Gemeinde in Österreich.<br />

Bereits jetzt sind die Freikirchen besonders stark im sozialkaritativen<br />

Bereich engagiert – ein Umstand, der die Kirchengemeinden<br />

durch die staatliche Anerkennung jetzt auch zu einem<br />

Kooperationspartner für den Staat mache, führte Klimt weiter<br />

aus. Besonders stark sei das Engagement in der Flüchtlings- und<br />

Integrationsarbeit, gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel<br />

und für den umfassenden Lebensschutz, wo die christlichen<br />

Kirchen in Österreich im Rahmen der "Lebenskonferenz"<br />

bereits seit einigen Jahren zusammenarbeiten.<br />

Dies alles geschehe auf Basis einer biblischen Ethik der Mitglieder<br />

und eines positiven Verhältnisses zum Staat, zu dem die Freikirchen<br />

"klar getrennt und unabhängig, aber gleichzeitig als<br />

Kooperationspartner" stehen, so der Sprecher der Freikirchen.<br />

Er kündigte an, dass die Freikirchen aus ihrer Sicht ein Positionspapier<br />

für das Staat-Kirche-Verhältnis erarbeiten wollen. Aus<br />

diesem Grundverständnis sei es klar und wünschenswert, wenn<br />

sich Mitglieder der Freikirchen auch in der Politik kompetent<br />

engagieren, so Klimt mit Verweis auf Martin Luther King und<br />

seiner historischen Rede vor 50 Jahren in Washington.<br />

Raus aus dem Sekten-Eck<br />

Mit der Anerkennung sei die lange Zeit der fehlenden Rechtspersönlichkeit<br />

der Freikirchen und die Zwischenphase als religiöse<br />

Bekenntnisgemeinschaft endlich überwunden worden, betonte<br />

Klimt. Der Vertreter der Elaia-Christengemeinde, Helmuth<br />

Eiwen ergänzte: "Wir stehen nicht mehr im Sekten-Eck". Es sei<br />

ein großer Wert für die Kirchen, dass sie sich nun auf rechtlich<br />

sicherem Terrain bewegen könnten, erläuterte Klimt und<br />

verwies dabei u.a. auf arbeits-, steuer- und veranstaltungsrechtliche<br />

Regelungen, die mit der Anerkennung nunmehr klar geregelt<br />

sind. In diesem Zusammenhang wurde die Unterstützung<br />

der Katholischen und der Evangelischen Kirche auf dem Weg<br />

zur Anerkennung positiv hervorgehoben. Das starke Anwachsen<br />

der Freikirchen in Österreich - laut Klimt habe sich die Zahl der<br />

Gläubigen in den letzten 30 Jahren verzehnfacht - sei maßgeblich<br />

für die Anerkennung durch den Staat gewesen. Der Zusammenschluss<br />

der fünf Freikirchen hat derzeit nach eigenen Angaben<br />

knapp 20.000 Mitglieder, wobei die gesamte freikirchliche<br />

Szene in Österreich auf 45.000 bis 60.000 Gläubige geschätzt<br />

wird. Von daher wolle die nun anerkannte Kirche auch Anwalt<br />

und Stimme für alle freikirchlichen Gemeinden sein, die dem<br />

neuen Zusammenschluss nicht angehören und daher auch nicht<br />

denselben Rechtsstatus haben. Ein Beitritt dieser Gemeinden zu<br />

den "Freikirchen in Österreich" sei möglich, wenn sich einzelne<br />

freikirchlichen Gemeinden zu einem Bund zusammenschließen<br />

und als solcher der jetzt anerkannten Kirche beitreten. Daneben<br />

besteht auch die Möglichkeit, dass sich Gemeinden den bereits<br />

bestehenden freikirchlichen Bünden anschließen, erläuterten die<br />

Vertreter der fünf vereinigten Freikirchen.<br />

Religionsunterricht ab Schuljahr 2014/15<br />

Das mit der staatlichen Anerkennung verbundene Recht zum<br />

schulischen Religionsunterricht wollen die Freikirchen bald aktiv<br />

nutzen. Die Vorbereitungen darauf - beispielsweise die Erstel-<br />

12 03/<strong>13</strong>


© Fotos: Valere Schramm<br />

lung von Lehrplänen - sei bereits im Gange. Es sei "Ziel, ab dem<br />

Schuljahr 2014/15 mit dem freikirchlichen Religionsunterricht<br />

an der Schule zu starten", so Reinhold Eichinger, der als Vertreter<br />

des Bundes evangelikaler Gemeinden an der Pressekonferenz<br />

teilnahm. Hinsichtlich der Kirchenfinanzierung sind durch die<br />

Anerkennung keine Änderungen zu erwarten. Die freikirchlichen<br />

Gemeinden werden höchstwahrscheinlich bei freiwilligen<br />

Beiträgen bleiben und keinen Pflichtbeitrag mit der Möglichkeit<br />

einer steuerlichen Absetzbarkeit einführen, so Klimt.<br />

Trotz Einheit bleibende Unterschiede<br />

Der Zusammenschluss der fünf Freikirchen ist "kein Zweckbündnis"<br />

zur Erlangung der staatlichen Anerkennung, sondern<br />

eigentlich ein "Wunder" und ein "Modell", wie Kirche verfasst<br />

sein kann, erklärte Pastor Klimt zu den Hintergründen dieser<br />

weltweit einzigartigen Kooperation der Freikirchen in Österreich.<br />

"Wir gehen unter das Dach einer Kirche und stehen zu<br />

unseren Unterschieden." Dies sei möglich, weil die persönliche<br />

christliche Glaubensentscheidung in den freikirchlichen<br />

Gemeinden stärker verbinde, als die bleibenden theologischen<br />

Unterschiede, führte der Sprecher der Freikirchen anhand des<br />

gemeinsamen Mottos "Einheit. Vielfalt. Christus" aus. Als bleibende<br />

Unterschiede nannte Klimt die Stellung der Frau im<br />

kirchlichen Leitungsamt, die nach wie vor unterschiedlich geregelt<br />

ist, oder das ökumenische Engagement. Hier gäbe es einen<br />

Bandbreite von aktiver ökumenischer Zusammenarbeit, wie<br />

es beispielsweise die <strong>Baptisten</strong> im Rahmen des Ökumenischen<br />

Rats der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) praktizieren, bis hin zu<br />

Distanz und Skepsis bei anderen Freikirchen. Entscheidend sei,<br />

dass sich "Kirchen nicht aneinander versündigen" und dass eine<br />

"versöhnte Verschiedenheit" möglich wird, so Klimt.<br />

Missionarisches Grundverständnis<br />

Für alle freikirchlichen Gemeinden typisch sei ein vom Evangelium<br />

getragenes Missionsverständnis. Sie kenne "keine freikirchliche<br />

Gemeinde, die nicht auch ein missionarisches<br />

Projekt hat", sagte Anita Ivanovits von der <strong>Baptisten</strong>gemeinde.<br />

Mission beginne dort wo man lebe,<br />

und sei getragen von persönlicher Glaubensüberzeugung,<br />

gepaart mit Toleranz. "Nicht wir bekehren die<br />

Menschen,sondern Gott. Wer verkündigen nur, wenn<br />

nötig auch mit Worten", sagte Klimt.<br />

Neben dieser persönlichen Ebene der Mission gebe<br />

es aber auch ein "strategisches Missionskonzept",<br />

ergänzte Reinhold Eichinger vom Bund evangelikaler<br />

Gemeinden, der damit konkrete Gemeindegründungsprojekte<br />

der derzeit aus rund 160 Kirchengemeinden<br />

bestehenden "Freikirchen in Österreich" ansprach<br />

.<br />

Versöhnung der Kirchen auf Augenhöhe<br />

Mit der nun erfolgten staatlichen Anerkennung sei<br />

auch "Versöhnung der Kirchen auf Augenhöhe"<br />

leichter möglich. Das sagte Prof. Hans-Peter Lang, der<br />

gemeinsam mit Prof. Heinrich Schneider seitens der<br />

katholischen Kirche den Weg zur staatlichen Anerkennung<br />

aktiv unterstützt hatte und dafür von Pastor<br />

Klimt neben Rechtsanwalt Peter Krömer im Rahmen<br />

der Pressekonferenz ausdrücklich dafür bedankt<br />

wurde. Es gelte, die vergangenen Ungerechtigkeiten<br />

der katholischen Kirche weiter aufzuarbeiten, so Lang.<br />

Einiges sei dafür schon geschehen, erinnerte Klimt und<br />

verwies auf den denkwürdigen Gottesdienst der Freikirchen<br />

im Wiener Stephansdom im Jahr 1998 und die<br />

dabei formulierte Vergebungsbitte von Katholiken für<br />

das, was in der Vergangenheit den Mitgliedern der freikirchlichen<br />

Täuferbewegung angetan wurde. Weiter<br />

Informationen über die "Freikirchen in Österreich"<br />

sind auf der neuen Internetplattform<br />

www. freikirchen. at abrufbar.<br />

<strong>13</strong>


Freikirchen-Sprecher:<br />

Anerkennung<br />

„ein Wunder“<br />

Veröffentlicht von religion.ORF.at<br />

© Foto: Valere Schramm<br />

Wien, 29.08.20<strong>13</strong> (religion.ORF.at/APA/KAP) Die Freikirchen<br />

in Österreich feiern ihre staatliche Anerkennung. Sprecher<br />

Walter Klimt meinte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz,<br />

das gemeinsame Vorgehen sei ein „Wunder“.<br />

Die fünf Bünde - die Freie Christengemeinde-Pfingstgemeinde,<br />

der Bund evangelikaler Gemeinden, der Bund der <strong>Baptisten</strong>gemeinden,<br />

die Elaia Christengemeinden und die Mennonitische<br />

Freikirche - „gehen unter das Dach einer Kirche und stehen<br />

zu unseren Unterschieden“, so Klimt. Vom neuen Recht eines<br />

eigenen Religionsunterrichts will man ab dem Schuljahr 2014/15<br />

Gebrauch machen - mehr dazu in Freikirchen planen eigenen<br />

Religionsunterricht.<br />

Die fünf Bünde wollen freilich keine „Einheitskirche“ darstellen.<br />

Dass man eine große Bandbreite an christlichen Positionen<br />

vertrete und es da auch einige „heiße Eisen“ - Stichwort Rolle<br />

der Frauen oder Ökumene - gebe, wollte Klimt nicht verhehlen.<br />

„Einheit. Vielfalt. Christus.“<br />

Doch unter dem Motto „Einheit. Vielfalt. Christus.“ will man<br />

dies als Chance nutzen. Und schließlich sind da die Vorteile<br />

durch die Anerkennung als Kirche. Denn als Bekenntnisgemeinschaft<br />

habe man weitgehend im rechtsfreien Raum agiert<br />

- egal ob Abgaben-, Arbeits-oder Veranstaltungsrecht. Eduard<br />

Griesfelder von den Freien Pfingstgemeinden sprach gar von<br />

„Christen zweiter oder dritter Klasse“.<br />

Mit der staatlichen Anerkennung der Freikirchen in Österreich<br />

habe man nun neue Möglichkeiten des Engagements in der<br />

Gesellschaft und als Kooperationspartner des Staates, den die<br />

Kirchen nützen wollen, so der Grundtenor der Pressekonferenz.<br />

Hervorgehoben wurde auch, dass sowohl der Zusammenschluss<br />

der fünf Freikirchen als auch die jetzt erfolgte staatliche Anerkennung<br />

„weltweit einzigartig“ seien.<br />

Soziales Engagement stärken<br />

Bereits jetzt seien die Freikirchen stark im sozial-karitativen<br />

Bereich engagiert - ein Umstand, der die Kirchengemeinden<br />

durch die staatliche Anerkennung jetzt auch zu einem Kooperationspartner<br />

für den Staat mache, führte Klimt weiter aus.<br />

Besonders stark sei das Engagement in der Flüchtlings- und Integrationsarbeit,<br />

gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel<br />

und für den umfassenden Lebensschutz, wo die christlichen<br />

Kirchen in Österreich im Rahmen der „Lebenskonferenz“ bereits<br />

seit einigen Jahren zusammenarbeiten. Dies alles geschehe auf<br />

Basis einer biblischen Ethik der Mitglieder und eines positiven<br />

Verhältnisses zum Staat, zu dem die Freikirchen „klar getrennt<br />

und unabhängig, aber gleichzeitig als Kooperationspartner“<br />

stehen, so der Sprecher der Freikirchen. Er kündigte an, dass<br />

die Freikirchen aus ihrer Sicht ein Positionspapier für das Staat-<br />

Kirche-Verhältnis erarbeiten wollen. Aus diesem Grundverständnis<br />

sei es klar und wünschenswert, wenn sich Mitglieder<br />

der Freikirchen auch in der Politik kompetent engagieren, so<br />

Klimt mit Verweis auf Martin Luther King und seiner historischen<br />

Rede vor 50 Jahren in Washington.<br />

Raus aus dem Sekten-Eck<br />

Mit der Anerkennung sei die lange Zeit der fehlenden Rechtspersönlichkeit<br />

der Freikirchen und die Zwischenphase als religiöse<br />

Bekenntnisgemeinschaft endlich überwunden worden, betonte<br />

Klimt. Der Vertreter der Elaia-Christengemeinde, Helmuth<br />

Eiwen ergänzte: „Wir stehen nicht mehr im Sekten-Eck“.<br />

Das Bündnis umfasst nach eigenen Angaben rund 160 Kirchengemeinden<br />

mit knapp 20.000 Gläubigen. Insgesamt rechnet<br />

Klimt mit „45.000 bis 60.000“ freikirchlichen Anhängern in<br />

Österreich. Die Zahl sei in den vergangenen 30 Jahren deutlich<br />

gestiegen. Dementsprechend ist man auch offen für weitere<br />

Partner in der neuen Kirche: Mit einem wetieren Bund führe<br />

man bereits Gespräche.<br />

14 03/<strong>13</strong>


14 | Religion |<br />

35 | 29. August 20<strong>13</strong><br />

Positionen<br />

Was glauben<br />

die Freikirchen?<br />

un sind die „Freikirchen in Öster-<br />

also staatlich anerkannt.<br />

Nreich“<br />

Nach einem zweijährigen internen<br />

Diskussionsprozess haben sich der<br />

„Bund der <strong>Baptisten</strong>gemeinden“, der<br />

„Bund Evangelikaler Gemeinden“, die<br />

„Freie Christengemeinde-Pfingstgemeinde“,<br />

die „Elaia Christengemeinde“<br />

und die „Mennonitische<br />

Freikirche Österreich“ zusammengeschlossen,<br />

um die für die Anerkennung<br />

nötigen Mitgliederzahlen zu<br />

erreichen.<br />

Doch was glauben die „Freikirchler“<br />

eigentlich? Freikirchen-Vorsitzender<br />

Walter Klimt zu den „heißen<br />

Eisen“, über die in diesem Zusammenhang<br />

immer wieder gesprochen<br />

wird.<br />

Die Furche: Herr Klimt, wie stehen die<br />

„Freikirchen in Österreich“ zu ...<br />

... Frauen im Leitungsamt?<br />

Klimt: Unterschiedlich, auch innerhalb<br />

der fünf Bünde. Insgesamt ist<br />

das in etwa der Hälfte der freikirchlichen<br />

Gemeinden in Österreich möglich.<br />

Wichtig ist uns, dass beides möglich<br />

ist und respektiert wird.<br />

Informationen zur neu anerkannten „Kirche“:<br />

www.freikirchen.at (Bi.: Gottesdienst in einer<br />

Freien Christengemeinde-Pfingstgemeinde)<br />

... Abtreibung?<br />

Klimt: Gott ist für uns der Schöpfer<br />

des Lebens, dieses Leben gilt es zu<br />

schützen. Wir setzen uns für einen<br />

verantwortungsvollen Umgang damit<br />

ein, wollen Menschen helfen, aber<br />

es darf nie verachtend oder richtend<br />

werden.<br />

... Homosexualität?<br />

Klimt: In dieser Frage spiegeln sich<br />

unter uns die theologischen Standpunkte<br />

der gesamten kirchlichen<br />

Landschaft wider, vom Katholischen<br />

bis hin zum Evangelischen. Für mich<br />

als Vorsitzenden der „Freikirchen in<br />

Österreich“ ist wichtig, nie den einzelnen<br />

Menschen aus dem Auge zu verlieren<br />

und sehr genau darüber nachzudenken,<br />

wie wir reden, nämlich mit<br />

Achtung und Respekt. Weiters wenden<br />

wir uns als Freikirchen gegen jede<br />

Form von Diskriminierung.<br />

... Kreationismus/Evolution?<br />

Klimt: Für uns ist klar: Es gibt einen<br />

Willen hinter der Schöpfung, ein Gegenüber<br />

für den Menschen, und der<br />

Mensch hat den Auftrag, mit dieser<br />

Schöpfung verantwortlich umzugehen.<br />

Wir sind deshalb aber nicht<br />

wissenschaftsfern und auch kein<br />

„Kampftrupp“ gegen die Evolutionstheorie.<br />

Wir wehren uns nur gegen<br />

das Absolut-Setzen von Theorien.<br />

... Heil in anderen Religionen?<br />

Klimt: Darüber kann nur Gott entscheiden.<br />

Aber wo Liebe und Barmherzigkeit<br />

sind, sehe ich auch Gott.<br />

Wenn ich einen Nichtglaubenden<br />

treffe, von dessen Liebe ich beeindruckt<br />

bin, dann sag ich zu ihm: „Ich<br />

möchte ja nicht arrogant wirken,<br />

aber ich kenne den, von<br />

dem du das hast.“ (mw)<br />

Foto: freikirchen.at<br />

Staatliche Anerkennung für die „Freikirchen in Österreich“: Walter Klimt,<br />

Vorsitzender des freikirchlichen Zusammenschlusses im Gespräch.<br />

„Einheit in Vielfalt,<br />

Respekt voreinander“<br />

| Das Gespräch führte Michael Weiß<br />

A<br />

m 26. August wurden die „Freikirchen<br />

in Österreich“ als Kirche staatlich<br />

anerkannt. Die FURCHE traf<br />

deren Vorsitzenden, den <strong>Baptisten</strong>-Generalsekretär<br />

Walter Klimt, zum Gespräch.<br />

Die Furche: Die „Freikirchen in Österreich“<br />

haben nun die staatliche Anerkennung erreicht,<br />

die sie schon seit Jahren angestrebt<br />

haben. Was macht man eigentlich als erstes<br />

als anerkannte Kirche?<br />

Walter Klimt: Ganz praktisch müssen wir<br />

sofort für das beginnende Schuljahr eine<br />

Übereinkunft – zumindest mit der evangelischen,<br />

möglicherweise auch mit der katholischen<br />

Kirche – für den Religionsunterricht<br />

finden. Wir werden im Lauf des kommenden<br />

Jahres unseren eigenen Religionsunterricht<br />

entwerfen, wollen aber schon jetzt ganz bewusst<br />

mit den anderen Kirchen zusammenarbeiten.<br />

Bisher konnten unsere Kinder ja<br />

den Religionsunterricht anderer Kirchen besuchen.<br />

Das geht jetzt eigentlich vom Gesetz<br />

her nicht mehr durch die Anerkennung. Wir<br />

wollen trotzdem sicherstellen, dass das auch<br />

weiterhin möglich ist, bis wir einen eigenen<br />

Unterricht haben.<br />

Die Furche: Wann soll der eigene Religionsunterricht<br />

starten?<br />

GlaubensfRaGe<br />

Wo der wahre Islam ist<br />

eligiöse Reformbewegungen wollen zurück<br />

zum Ursprung. Luther suchte nach<br />

R<br />

dem „wahren“ Christentum in der Rückbesinnung<br />

auf die Bibel. Muslimische Reformer,<br />

wie Muhammad Abduh (gest. 1905),<br />

haben ebenfalls die Muslime dazu aufgerufen,<br />

sich wieder auf den Koran zu besinnen<br />

und die historisch entstandene Tradition, wie die islamischen<br />

Rechtsschulen, zu verwerfen. Der Salafismus,<br />

der als moderne Erscheinung im Islam gilt, steht<br />

ebenfalls in dieser Tradition. Salafisten sehen nämlich<br />

den vermeintlich „wahren“ Islam ausschließlich<br />

in der Rückbesinnung auf den Koran und die prophetische<br />

Tradition (Sunna).<br />

So einfach ist eine islamische Reform jedoch nicht.<br />

Denn die ganze Tradition zu verwerfen, ist genauso<br />

wenig konstruktiv und nicht realistisch wie deren unreflektiertes<br />

Beibehalten. Die Reformer, auch die Salafisten,<br />

haben es nie geschafft, die Tradition völlig<br />

auszublenden und sich ausschließlich auf den Koran<br />

zu berufen. Sie selektieren vielmehr Positionen aus<br />

Klimt: Unser Ziel ist das Schuljahr 2014/15.<br />

Wir führen derzeit Gespräche mit der Kirchlich-Pädagogischen<br />

Hochschule wegen der<br />

Lehrerausbildung. Und wir würden uns<br />

über eine Kooperation mit der evangelischen<br />

Kirche freuen, im Zuge derer wir uns in gewissen<br />

Regionen zusammentun, wo es sonst<br />

von beiden Seiten zu wenige Schüler gäbe.<br />

Die Furche: Was ist noch zu tun?<br />

Klimt: Das Wichtigste ist jetzt zunächst einmal,<br />

zu feiern – auch mit jenen aus anderen<br />

Kirchen, die uns unterstützt haben. Wir werden<br />

daher demnächst einen öffentlichen Emp-<br />

„ In manchen Bereichen wird die gemeinsame Position<br />

sein müssen, dass wir etwas unterschiedlich<br />

sehen. Das ist mir aber lieber, als sich für den<br />

fang haben, im Herbst planen wir mit dem Institut<br />

für Rechtsphilosophie, Religions- und<br />

Kulturrecht eine Veranstaltung auf universitärer<br />

Ebene und 2014 am 31. Mai einen großen<br />

Dankgottesdienst aller Freikirchen – wir haben<br />

das jetzt einmal Freikirchentag genannt.<br />

Auch das ist uns sehr wichtig, weil sich die<br />

Mitglieder der einzelnen Kirchen vermehrt<br />

kennen lernen müssen.<br />

Die Furche: Ein wesentliches Merkmal der<br />

Freikirchen ist die Autonomie der einzelnen<br />

| Von Mouhanad Khorchide<br />

der Tradition und meinen dann, diese seien<br />

die wahren koranischen Inhalte. Im Grunde<br />

sind es jedoch Positionen, die gerade passen<br />

und daher dienlich sind. Morgen werden womöglich<br />

andere Standpunkte selektiert, die<br />

für die Situation vorteilhafter sind.<br />

Eine islamische Reform beginnt daher<br />

nicht mit der Rückbesinnung auf den Koran, sondern<br />

mit dem Glauben an den Menschen nicht nur als<br />

edelstes Geschöpf Gottes, sondern auch als ein Wesen,<br />

das durch Vernunft und Erfahrung in der Lage ist,<br />

sein Leben konstruktiv zu gestalten. Menschenrechte<br />

und demokratische Grundwerte sind menschliche Errungenschaften.<br />

Wer an sie nicht glaubt, der glaubt<br />

nicht an den Menschen. Und wer an den Menschen<br />

nicht glaubt, der glaubt nicht an dessen Schöpfer. Der<br />

„wahre“ Islam ist dort, wo die Würde des Menschen<br />

als solche am stärksten bewahrt bleibt.<br />

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische<br />

Theologie an der Universität Münster<br />

Foto: Martin Fuchs (1); Michael Weiß (1)<br />

Ein freikirchlicher Zusammenschluss erlangte<br />

die staatliche Anerkennung. Oben:<br />

Walter Klimt, der erste Vorsitzende der<br />

„Freikirchen in Österreich“. Links: Gottesdienst<br />

der freikirchlichen Jugendbewegung<br />

JAM („Jesus A Movement“) in Wien.<br />

Gemeinde. Widerspricht das nicht dem Gedanken<br />

einer übergeordneten Organisation?<br />

Sind die Gemeinden da nicht skeptisch?<br />

Klimt: Unsere Gemeinden, in allen fünf Bünden,<br />

haben im Vorfeld der Anerkennung die<br />

Unterlagen bekommen und studiert. Das Fazit<br />

war, dass es in allen fünf Bünden über<br />

98 Prozent Zustimmung gegeben hat. Da<br />

war ich selbst erstaunt. Ich war froh, dass<br />

bei uns wenigstens einer dagegen gestimmt<br />

hat, sonst hätten wir noch ein Problem mit<br />

der Glaubwürdigkeit bekommen. Also da<br />

wurden auch die kritischen Fragen wirklich<br />

durchgekaut, damit das auf einem möglichst<br />

breiten Fundament steht.<br />

Die Furche: Worum ging es dabei?<br />

Klimt: Es geht zum Beispiel immer um die<br />

Frage der Leitung, auch um die Frage der<br />

Stellung der Frau – bei uns, bei den <strong>Baptisten</strong><br />

und den Freien Christengemeinden,<br />

gibt es Gemeinden, in denen Frauen predigen,<br />

in anderen Bünden nicht – oder auch<br />

um die Frage, wie die charismatische Bewegung<br />

einzuordnen ist. Wobei letztere, denke<br />

ich, nicht mehr so akut ist, wie sie es in den<br />

vergangenen Jahren und Jahrzehnten noch<br />

war. Alle Kirchen wurden weltweit charismatischer,<br />

und das ist gut so.<br />

Die Furche: Angesichts dieser Unterschiede:<br />

Wie kommt man dann zu gemeinsamen Positionen<br />

der „Freikirchen in Österreich“?<br />

Klimt: In manchen Bereichen wird die gemeinsame<br />

Position dann eben sein müssen,<br />

dass wir das unterschiedlich sehen. Das ist<br />

mir aber lieber, als sich für den einen oder anderen<br />

Standpunkt zu entscheiden. Wir können<br />

nicht über Gewissen und über Erkenntnisse<br />

des anderen urteilen. Das sind wir<br />

nicht, wir ringen um unsere Standpunkte<br />

und wir sind uns auch bewusst, dass unsere<br />

Erkenntnis immer nur Stückwerk sein kann.<br />

Wichtig ist der gegenseitige Respekt vor anderen<br />

Meinungen, Einheit in Vielfalt.<br />

Die Furche: Die Freikirchen werden auch immer<br />

wieder von den Medien kritisch dargestellt,<br />

mitunter mit dem Sektenbegriff belegt.<br />

Wie gehen Sie damit um?<br />

Klimt: Damit muss man sich auseinandersetzen.<br />

Wir werden immer auch ein Ärgernis<br />

bleiben für andere, und das darf auch so sein.<br />

Die Kirchen generell und daher auch wir vertreten<br />

einfach teilweise Standpunkte, die<br />

nicht immer der Mehrheit entsprechen, und<br />

da ist klar, dass man dann leicht als konservativ<br />

kritisiert wird. Was nicht sein darf, ist,<br />

dass Menschen verachtet oder verletzt werden.<br />

Das gilt auch für die Kirchen selbst. Für<br />

die eigenen Werte einzutreten, ist wichtig,<br />

aber immer mit Rücksicht darauf, was mit<br />

dem Einzelnen geschieht. Solche Dinge wird<br />

es sicher auch bei uns geben, und da finde<br />

ich kritische Fragen gut.<br />

Die Furche: Was wäre so eine Frage?<br />

Klimt: Etwa das Thema Gruppenzwänge.<br />

Wir haben in unseren Gemeinden ein tolles<br />

Gruppenerlebnis. Aber was passiert, wenn<br />

jemand da aus irgendeinem Grund herausfällt?<br />

Was macht das mit dem Menschen? Das<br />

gilt nicht nur für die Freikirchen, sondern<br />

auch für andere Kirchen oder nicht-kirchliche<br />

Institutionen. Ich sehe diesen Fragen<br />

ganz nüchtern und gelassen entgegen, weil<br />

man das ja auch nutzen kann, um zu sagen: Ja,<br />

das ist problematisch, arbeiten wir daran.<br />

einen oder anderen Standpunkt zu entscheiden. “ Als „Kirche“ anerkannt


Joy for Life<br />

Die Freude am Herrn ist unsere Stärke.<br />

Eine neue <strong>Baptisten</strong>gemeinde in Krems<br />

Es ist unser Anliegen, diese Freude als Lebensgrundlage zu vermitteln.<br />

© Fotos: Joy for Life<br />

Am 30. Dezember 2012 trafen einander die sieben<br />

Gründungsmitglieder der <strong>Baptisten</strong>gemeinde Joy<br />

for Life Krems, um gemeinsam den Start der neuen<br />

Gemeinde zu feiern. Eine Woche später fand dann auch unser<br />

erster Gottesdienst in den Räumlichkeiten der Freiwilligen<br />

Feuerwehr Krems statt.<br />

Als <strong>Baptisten</strong>gemeinde Joy for Life Krems ist es uns ein Anliegen,<br />

unseren Glauben im Alltag zu leben. Dieser Glaube basiert auf<br />

der Bibel als alleinigem Maßstab. Jesus ist derjenige, der - unabhängig<br />

von Lebensumständen - ein erfülltes Leben und vollkommene<br />

Freude schenken kann. Deshalb lautet unser Leitvers:<br />

Die Freude am Herrn ist unsere Stärke. (Neh. 8,10)<br />

Als Gemeinde ist es unsere Vision, auf Jesus Christus und das<br />

Wort Gottes als Fundament unseres Lebens ausgerichtet zu<br />

sein und unsere Beziehung zu Gott durch Lobpreis und Gebet<br />

zu leben, wodurch wir in unserem Glaubensleben reifen. Wir<br />

möchten eine Gemeinde sein, die von der Atmosphäre der Liebe,<br />

der Vergebung, der Freude und der gegenseitigen Fürsorge<br />

geprägt ist, in der Menschen „heil“ werden können. Wir wollen<br />

ein Wegweiser zu Jesus sein und andere Menschen durch Wort<br />

und Tat zu einem persönlichen Glauben an IHN, den einzigen<br />

Erlöser, einladen. Jeder einzelne soll dazu bereit sein, sich der<br />

Nöte der Menschen anzunehmen und sich, seiner Begabung<br />

gemäß, aktiv im Gemeindeleben einzubringen. Gemäß unserem<br />

Wunsch „der Stadt Bestes zu suchen“ (nach Jeremia 29,7) wollen<br />

wir nicht nur Gottes Wort in der Theorie predigen, sondern es<br />

im Alltag praktisch umsetzen.<br />

Ein ganz besonderes Fest durfte unsere junge Gemeinde erleben,<br />

als wir am 28. April 20<strong>13</strong> zu unserer offiziellen Eröffnungsfeier<br />

einluden. Wir haben uns sehr darüber gefreut, unter den etwa<br />

80 Gästen auch den Kremser Bürgermeister (siehe Bild rechts<br />

unten) begrüßen zu dürfen. Durch die beiden Vertreter des<br />

<strong>Baptisten</strong>bundes Österreich, Anita Ivanovits und Pastor Walter<br />

Klimt, wurden wir als Gemeinde im Rahmen dieser Veranstaltung<br />

offiziell im Bund der <strong>Baptisten</strong> willkommen geheißen.<br />

Vor beinahe saalfüllendem Publikum konnten wir kommunizieren,<br />

dass in einer persönlichen Beziehung zu Gott das Fundament<br />

zu einem erfüllten Leben liegt. Nicht etwa, weil ein Leben<br />

mit Gott vor Problemen bewahrt, wohl aber, weil eine Beziehung<br />

zu ihm Frieden in unseren Herzen bewirken kann, unabhängig<br />

von den Umständen. Das ist es, was wir in den Evangelien lesen<br />

- das ist es auch, was wir als Gemeinde vermitteln und leben<br />

wollen.<br />

Neben den wöchentlichen Gottesdiensten am Sonntag in den<br />

Räumlichkeiten der Freiwilligen Feuerwehr Krems, findet<br />

einmal im Monat ein gemeinsamer Gottesdienst mit der rumänischen<br />

<strong>Baptisten</strong>gemeinde statt. Unsere Lichtblicke-Abende<br />

bieten Möglichkeit zum gemeinsamen Bibellesen und Gebet.<br />

Zusätzlich bieten wir Seelsorge und Beratung durch ausgebildete<br />

christliche Lebensberater an. Unsere Jugendlichen treffen sich<br />

alle zwei Wochen im „Saustall“. Dort erwarten sie Spiele, Musik,<br />

Austausch und Wegweiser für ihr Leben aus der Bibel.<br />

In diesen letzten Monaten haben wir als Gemeinde Gottes<br />

Führung ganz klar erfahren. Wir können nur staunen über die<br />

vielen tollen Begegnungen und wie sehr Gott uns segnet. Auch<br />

für die Zukunft erwarten wir Großes von unserem Gott und sind<br />

dankbar, dass er uns bis hierher geführt hat.<br />

Wir würden uns freuen, den einen oder anderen in unserer<br />

Gemeinde begrüßen zu dürfen und wünschen euch als unseren<br />

Geschwistern „Joy for Life“!<br />

Mathias Steiner<br />

16 03/<strong>13</strong>


Fest<br />

der<br />

Kirchenvielfalt<br />

in Steyr<br />

Am 20. Oktober luden die drei in Steyr ansässigen<br />

Gemeinden der „Freikirchen in Österreich“ zum „Fest<br />

der Kirchenvielfalt“: die <strong>Baptisten</strong>, die Freie Christengemeinde<br />

und die Mennonitische Freikirche. Mit Vertretern<br />

der bestehenden Volkskirchen feierten sie die Anerkennung<br />

und ihre gemeinsame Vielfalt.<br />

Seit 26. August 20<strong>13</strong> sind die „Freikirchen in Österreich“<br />

staatlich anerkannte Kirche. Vorsitzender Walter Klimt<br />

war aus Wien angereist und gratulierte den Steyrer Freikirchen<br />

zur Idee, mit dem Fest die neue Vielfalt in der Kirchenlandschaft<br />

zu feiern. „Die ,Freikirchen in Österreich’ sind ein<br />

weltweit einzigartiger Zusammenschluss von Freikirchen mit<br />

einem breiten Spektrum an Unterschieden“, so Klimt. Dass<br />

jedoch das Verbindende, nämlich der gemeinsame Glaube an<br />

Jesus Christus, am Ende mehr wog als die Unterschiede, sei für<br />

ihn Zeichen für das Eingreifen Gottes.<br />

Vielfältiger Ausdruck von Glauben für Steyr<br />

„Das herzliche Miteinander der Freikirchen in Steyr hat bereits<br />

eine lange Tradition“, betonte Pastor Gerhard Ivanovits von der<br />

<strong>Baptisten</strong>gemeinde. „Die Vielfalt der Freikirchen bietet vielen<br />

Menschen Platz“, fügte Tobias Rathmair, der junge Pastor der<br />

Freien Christengemeinde, hinzu. „Auch Menschen sind unterschiedlich.<br />

So können sie die verändernde Kraft Gottes auf die<br />

Weise erleben, die für sie geeignet ist.“ Für Pastor Timm Smutny<br />

von der Mennonitischen Freikirche ist entscheidend, dass Freikirchen<br />

nicht unter sich bleiben, sondern Wege suchen, wie sie<br />

Gott immer wieder im Alltag der Steyrer ins Gespräch bringen<br />

können.<br />

Die Grüße der katholischen Kirche überbrachte Dekanatsassistent<br />

Klaus-Peter Grasegger, stellvertretend für den erkrankten<br />

Dechanten Msgr. Ludwig Walch. Aus Graseggers Sicht könne die<br />

katholische Kirche viel von den Freikirchen lernen, etwa wenn<br />

es darum geht, in freien Worten Zeugnis vom Glauben abzulegen.<br />

Er gratulierte den Freikirchen und wünschte Gottes Segen<br />

auf dem weiteren Weg. Das Grußwort von der Evangelischen<br />

Kirche A. B. sprach Senior Pfarrer Mag. Friedrich Rößler. „Eine<br />

christliche Kirche ist eine von Jesus Christus geprägte Kirche“,<br />

so Rößler. „Die Bezeichnungen der einzelnen Kirchen sind im<br />

Lauf der Geschichte dazugekommen. Die christlichen Kirchen<br />

brauchen einander. Sie tragen füreinander Verantwortung und<br />

haben darauf zu achten, dass sie selbst und die anderen Kirchen<br />

auf dem Weg mit Jesus bleiben.“<br />

Einheit in Vielfalt<br />

Bewegend an diesem Abend war zu sehen, dass die Kirchen<br />

im Land ihre Vielfalt als gegenseitige Bereicherung erkennen,<br />

während sie sich auf ihren gemeinsamen Kern besinnen. Im<br />

Gebet aller anwesenden Kirchenvertreter auf der Bühne kam<br />

diese Einheit besonders zum Ausdruck. Vizebürgermeister<br />

Wilhelm Hauser dankte für den Beitrag der Kirchen zum Zusammenleben<br />

in Steyr. Er setzt Hoffnung auf gemeinsame Anstrengungen<br />

von Politik und Kirchen in den Fragen der Integration<br />

benachteiligter Menschen.<br />

Beachtung fand auch der Beitrag von Solomon Okpurukhre.<br />

Der in Waidhofen arbeitende Künstler aus Nigeria hatte den<br />

Dominikanersaal extra für diesen Abend mit farbenprächtigen<br />

Bildern geschmückt. Auch der musikalische Rahmen<br />

zeigte Vielfalt darin auf, wie sich Ehre und Dankbarkeit Gott<br />

gegenüber zum Ausdruck bringen lassen: Neben Klaviermusik<br />

(Rahel Danninger) begeisterten lateinamerikanische Rhythmen<br />

(Francesco Mazzilli) das Publikum. Als Zeichen der guten<br />

Gemeinschaft der Kirchen in Steyr krönte den feierlichen Abend<br />

das kraftvolle und gemeinsame „Großer Gott, wir loben dich“.<br />

Das Fest war eine wichtige Station auf dem gemeinsamen Weg<br />

der Kirchen in Steyr, der vor vielen Jahren begonnen hat und sie<br />

in Zukunft noch näher zusammenführen wird.<br />

www.freikirchen.at<br />

© Tobias Rathmair<br />

17


Die projekt:gemeinde war Gastgeber für Kirche 21, einen<br />

Kongress und Fachkreis vom GJW Deutschland. Paul<br />

Zulehner und Christina Brudereck teilten ihre Vision von einem<br />

Evangelium, das ansteckt und voll von Liebe ist. Gemeinsam war<br />

der Wunsch nach einer Kirche, die ein heilendes Umfeld gibt<br />

und jedem die Liebe Gottes zugesteht. Kirche: ein Raum in dem<br />

Ängste verschwinden.<br />

Die “Familie Mensch” hat sich immer schon geändert und so<br />

ändert sich auch die Kirche mit ihr. Die Frage ist nur, inwiefern<br />

wir Einfluss auf diese Veränderungen nehmen wollen oder nicht.<br />

Kirche 21 war dazu da, sich auszutauschen, wofür Gottes Herz<br />

© Fotos: Valere Schramm<br />

schlägt und wie wir Kirche mitgestalten können. In den Worten<br />

von Paul Zulehner braucht Kirche das Feiern, Erzählen und<br />

Leben. Die Veranstaltung in sich war sehr kreativ gelöst und die<br />

Vorträge, aber auch die Workshops boten viel Raum und Zeit,<br />

sich ernsthaft der Frage zu stellen, was - für jeden persönlich -<br />

Kirche ist. Wer sich aber eine vorgefertigte Form oder ein Konzept<br />

erwartet hat, das man eins zu eins in der eigenen Gemeinde<br />

umsetzen kann, suchte vergebens. Vielmehr gab es Denkanstöße<br />

und es wurden viele Fragen aufgeworfen. Ich persönlich nahm<br />

mehr Fragen mit als ich beantwortet bekommen habe. Für diese<br />

Fragen möchte ich mich herzlich bedanken. Fragen sind der<br />

erste Schritt in die Zukunft.<br />

Neugierig geworden? Besuche www.kirche-21.de um die<br />

Vorträge zu hören!<br />

Christoph Marte<br />

18 03/<strong>13</strong>


Von 11. Bis 18ten August wurde BurningChurch zum zweiten<br />

Mal aufgelegt. Rund 100 junge Erwachsene verbrachten<br />

eine Woche am herrlichen Attersee. Viele kreative Köpfe<br />

verwandelten die Halle des Europacamps zum Wohnzimmer, als<br />

Raum für Fragen und Sorgen, Träume und Albträume, Zweifel<br />

und Glaube, Freude und Freiheit für Alle und Alles. Nachdem<br />

die Teilnehmer_Innen vormittags an einer der vier Werkstätten<br />

teilnahmen, oder einfach nur entspannten, kamen am Abend<br />

dort alle zusammen. Jetzt und Hier wurde diskutiert, reflektiert,<br />

kritisiert und „visioniert“. Jeder Abend hatte seinen ganz eigenen<br />

Charakter: von der Raumgestaltung, über die Mitwirkenden,<br />

bis hin zur thematischen Umrahmung. Am Anfang der Nacht<br />

wurde draußen in der Lounge gefeiert und getanzt, jeden Abend,<br />

bis in die Puppen. When a fire starts to burn...<br />

Marc Cornelius Klimt<br />

Von Wohnzimmern<br />

und Quer<br />

denkern.<br />

19


Somm<br />

Freizeiten<br />

Kinderfreizeit<br />

6-9-J. 20<strong>13</strong><br />

Mit 19 Kindern, sieben MitarbeiterInnen<br />

und zwei Köchinnen haben<br />

wir vom 27. Juli bis zum 3. August<br />

eine ereignisreiche und spannende<br />

Woche in Trofaiach verbracht.<br />

Tagsüber war unsere Zeit mit Singen,<br />

Spielen, Abenteuern im Garten und<br />

Projekten gefüllt. Unsere sehr dynamische<br />

Gruppe lauschte gespannt<br />

der Lebensgeschichte von Jakob, und<br />

konnte die Ergebnisse der täglichen<br />

Zimmerkontrolle kaum erwarten.<br />

Das Schwimmbad nebenan bekam<br />

zweimal von uns Besuch, und unser<br />

Ausflug in den nahen Wald war ein<br />

Highlight der Woche. Ausgezeichnet<br />

bekocht wurden wir von unseren<br />

Küchenfeen, Anneliese Fischer und<br />

Annie Hochwarder, die uns aber auch<br />

über das leibliche Wohl hinaus mit<br />

Rat und Tat zur Seite standen. Unsere<br />

Freizeitkrankenschwester Corinna<br />

Rosenmeier hatte glücklicherweise<br />

wenig zu tun, zumindest im Bereich<br />

des Verarztens, und Erin Waddell,<br />

unsere „eigens eingeflogene“ (halb)<br />

amerikanische Mitarbeiterin, übte<br />

voller Geduld mit den Kindern Psalm<br />

121. Fast jeden Abend durften wir<br />

von Rosa Djuric eine äußerst spannende<br />

Gute-Nacht-Geschichte hören,<br />

und Martin Ratzka zeigte größte<br />

Ausdauer im Bauen und vor allem<br />

Reparieren der selbstgebauten, filigranen<br />

Leichtflugzeuge. Claus Fischer<br />

war - wie Erin - zum ersten Mal (als<br />

Mitarbeiter) auf einer Kinderfreizeit<br />

und blieb einigen Kindern vor allem<br />

als „Affe“ im Baum in Erinnerung.<br />

Iris und mir hat die Freizeit ausgesprochen<br />

viel Freude gemacht! Wir<br />

wollen uns hiermit bei den MitarbeiterInnen<br />

und den Kindern bedanken,<br />

und freuen uns schon auf die nächste<br />

Kinderfreizeit!<br />

Pia Maria Dörl<br />

Kinderfreizeit<br />

10-12-J. 20<strong>13</strong><br />

Mit zahlreichen Ideen, aufgeregten<br />

Kindern und einem begabten Mitarbeiterteam<br />

brachen wir am 27.7.<strong>13</strong><br />

zur Freizeit für Zehn- bis Zwölfjährige<br />

in Alberndorf, OÖ auf. Wir spielten,<br />

lernten, sangen, lachten und weinten<br />

auch manchmal gemeinsam. Im Laufe<br />

der Woche wuchsen die 21 Kinder<br />

und neun MitarbeiterInnen zu einer<br />

guten Gemeinschaft zusammen. Wir<br />

wurden lecker bekocht und hilfreich<br />

unterstützt vom Team im Freizeitheim<br />

„Haus David“.<br />

Das nicht so geradlinige Leben<br />

vom Zwillingsbruder Jakobs (Esau<br />

gemeint? Anm.mj) begleiteten wir<br />

in den Plenumseinheiten, Psalm 121<br />

lernten wir durch kreatives Wiederholen.<br />

Als Spendenprojekt für eine<br />

bedürftige Familie in Nordpakistan<br />

20 03/<strong>13</strong>


wurden mehr als 85 EUR gesammelt.<br />

Mit dem ungewöhnlich heißen<br />

Wetter schenkte Gott uns zwei lustige<br />

Nachmittage im Schwimmbad und<br />

noch einen Nachmittag mit nassen<br />

Spielen (T-Shirts mit Farbspitzen<br />

bemalen, Wasserrutsche...), abwechslungsreiche<br />

Workshops (Badminton,<br />

Kochen, Elektrotechnik, Tonmodellieren,<br />

Bogenbauen und „Waldkunst“)<br />

füllten die anderen Nachmittage. Das<br />

Abendprogramm bot auch viel Spaß<br />

mit Stationen- und Gruppenspielen,<br />

mit einem aufregenden Nachtspiel<br />

und einem Kinoabend, und mit dem<br />

bewährten Bunten Abend (was für<br />

talentierte Kinder und MitarbeiterInnen!).<br />

Die Freizeit war auch ein passender<br />

Übergang des Dienstes von Didi zu<br />

er<br />

Alex, dem neuen Leiter des Kinderund<br />

Jugendwerks. Die beiden leiteten<br />

die Woche und wurden von erfahrenen<br />

und neuen MitarbeiterInnen<br />

unterstützt.<br />

Gottes Wirken erlebten wir in<br />

dem Kleingruppenaustausch, mit<br />

Lösungen in Konfliktsituationen,<br />

in seiner Bewahrung vor ernsteren<br />

Verletzungen, in einem Gespräch<br />

über die Taufe am Esstisch, am und<br />

nach der Zeit am Lagerfeuer und in<br />

den Gebetszeiten. Auch so ein Gebet<br />

wurde vernommen: „Lieber Gott, es<br />

ist so unfair, dass ich nächstes Jahr für<br />

die Kinderfreizeit zu alt bin!“. Herzlichen<br />

Dank für alle Gebete und Unterstützung!<br />

Rhonda Formanek<br />

ETC 20<strong>13</strong> – English<br />

Teenager Camp<br />

Obwohl das heurige ETC voller neuer<br />

Herausforderungen für uns war,<br />

war es trotzdem ein riesen Erfolg.<br />

Die Herberge war neu für uns und<br />

viele von den Leitern beider Teams<br />

- Amerikaner wie auch Österreicher<br />

-, waren zum ersten Mal mit dabei.<br />

Trotzdem, oder gerade dadurch,<br />

hat Gott sehr viel unter den Teens<br />

gemacht. Niemand ist verletzt<br />

worden, wir haben unglaublich viel<br />

Spaß gehabt und vor allem haben<br />

wir Gott erfahren. Einige Teens<br />

haben ihr Leben Jesus gegeben und<br />

andere haben große Schritte in ihrem<br />

Glauben gemacht. Zwischen Stiller<br />

Zeit, Kleingruppe, Predigten und<br />

Spielen haben die Teens Zeit gehabt<br />

Fragen zu stellen, Gespräche zu<br />

führen und Gott besser kennenzulernen<br />

- all das unter der Begleitung<br />

älterer und reiferer Christen. Es ist<br />

gespielt, getanzt, gelacht, gesungen<br />

und gebetet worden und ER ist<br />

gelobt worden. Wir danken allen<br />

Mitarbeitern für ihren Einsatz! (Ein<br />

besonderes „Danke“ auch an die BG<br />

Emmanuel in Parndorf, wo wir unser<br />

Vorbereitungswochenende durchführen<br />

durften!)<br />

Adam Spencer<br />

© Fotos: privat<br />

21


Kulturwoche<br />

20<strong>13</strong><br />

Ein Gedicht von<br />

Patricia Jagoditsch<br />

Die Kulturwoche in Eisenerz war wieder einmal wunderbar,<br />

am Sonntag waren wir im Gottesdienst, das ist doch klar;<br />

in der EFG von Leoben, Vordernbergerstraße Nummer 7 waren<br />

wir zu Gast,<br />

dort genossen wir die Geschwister und danach die Stadt – ganz<br />

ohne Hast!<br />

Wir fuhren dann nach Göss zum Frauenstift,<br />

dem ersten Kloster in diesem Lande,<br />

nur Damen von adeligem Stande,<br />

waren hier zu Haus und auch zu Gast,<br />

in ihrer Brauerei machten wir dann doch keine Rast!<br />

Am nächsten Morgen erkundeten wir das alte Erzbergwerk und<br />

Eisenerz,<br />

die hart arbeitenden Menschen damals und deren Umständ<br />

gingen uns zu Herz!<br />

Die alte Wehrkirch´ St.Oswald blieb standhaft gegen die<br />

Osman(n)en,<br />

die Eisenerzer Einwohner trieben sie von dannen!<br />

Am Dienstag ging´s nochmal nach Leoben Stadt hinein.<br />

Danach fuhren wir zum Metallurgiemuseumsverein,<br />

nach Donawitz, gleich bei Leoben,<br />

dann zog`s uns wieder nach Eisenerz droben.<br />

Der Mittwoch hatte es in sich und war sehr intensiv,<br />

wenn auch gleich alles wie am Schnürchen lief!<br />

Nach einem Besuch im Forstmuseum Großreifling im Getreidespeicherhaus,<br />

ging`s weiter und geradewegs geradeaus:<br />

nach Hieflau zu den Köhlern mit den Meilern für die Holzkohl,<br />

zur damaligen Bevölkerung und Radwerken I - XIV aller Wohl!<br />

In Vordernberg am Donnerstag erlebten wir traurige Geschicht´,<br />

für die Obersten glänzte das Erz wie Gold und alles war licht,<br />

die Arbeiter und deren Frauen schufteten Schicht um Schicht,<br />

und kämpften eigentlich immer ums nackte Überleben,<br />

sie schufteten und starben früh für der Reichen Streben!<br />

Heut ist´s in anderen Ländern oft noch so,<br />

erst unser Heiland schafft mal Gerechtigkeit,<br />

dann veschwindet dieses unsagbare Leid!<br />

Der Freitag ist immer ein besonderer Tag, ein Höhepunkt wartet<br />

noch,<br />

das wissen alle Kulturfreizeitler ganz sicher doch!<br />

Denn die Carola hat am Freitag immer wieder etwas Tolles zum<br />

Schluss,<br />

alleine deshalb ist die Kulturwoche für viele ein Muss!<br />

Natürlich auch der bunte Abend an diesem wichtigen Freitag im<br />

Jahr,<br />

es wird viel gelacht zwecks der lustigen Texte und Wein fließt<br />

sogar...<br />

Jedoch nicht in Strömen, so wie auf der Hochzeit zu Kanaa!<br />

Doch vorerst noch zum Tagesprogramm:<br />

Am Freitag dann, am Abschlusstag,<br />

folgt auf Natur die Hochkultur,<br />

zuerst das Gesäuse, mit Johnsbach und Museumsgehäuse,<br />

dann ging´s noch in die Admonter Bibliothek weiter,<br />

danach waren wir um drei Häuser g´scheiter...<br />

Ich weiß, das Stift ist grad in aller Munde,<br />

davon hatten wir damals aber noch keine Kunde!<br />

Es war wieder eine wunderbare Zeit,<br />

aber es dauert ja keine Ewigkeit,<br />

die nächste Woche kommt ganz verlässlich,<br />

denn Karola und Elisabeth planen und lassen uns ahnen:<br />

Kärnten ist sicher auch nicht so hässlich!<br />

Drum, liebe Kulturfreizeitler, sind wir doch nicht verzagt,<br />

die Kärnten – Freizeit kommt, das sei euch gesagt!<br />

22 03/<strong>13</strong>


Reverse<br />

Mission Trip<br />

to Dallas<br />

Nach den texanischen Missionaren 2009 (erinnert<br />

ihr euch noch an Arleatha Green?) war die Reihe an<br />

den Europäern, in Texas zu missionieren: 3 Spanier:<br />

Consuelo, ihre Tochter Neus, Yoel; 3 Franzosen: Emmanuel,<br />

Ben, Naomi; 1 Ehepaar aus Ungarn: Attila und Györgyi; 3 Österreicher:<br />

Didi, Harry und ich. Unser Einsatz führte uns nach<br />

McKinney, in die First Baptist Church. McKinney ist ein Ort im<br />

Norden von Dallas, etwa <strong>13</strong>0.000 Einwohner groß und schnell<br />

wachsend. Die Kirche hat rund 1500 Mitglieder. Am Sonntag gibt<br />

es 3 verschiedene, straff geregelte Gottesdienste, Ankündigungen<br />

werden über Videobotschaften vor dem Gottesdienst geteilt. Es<br />

gibt viele fix angestellte Personen in den verschiedensten Bereichen:<br />

für Medien, für die Hausverwaltung, einen Kindergarten<br />

die ganze Woche über, und natürlich mehrere Pastoren. Unsere<br />

vielen Sprachen wurden dann gleich in den High Schools genutzt.<br />

Wir wurden gebeten in den jeweiligen Sprachstunden in unserer<br />

Muttersprache über unser Land und unsere Kultur zu erzählen.<br />

Außer den Schulen haben wir auch verschiedene soziale Dienste<br />

der Gemeinde kennen gelernt: durch das Projekt Grace2Go wird<br />

zweimal im Monat sozial benachteiligten Personen frisches Obst<br />

und Gemüse gebracht, außerdem wird für diese Personen gebetet,<br />

und sie werden nach Gebetsanliegen gefragt. Dazu werden die<br />

Pakete in einem Lagerhaus vorbereitet und dann an die freiwilligen<br />

Helfer verteilt, die genaue Pläne der Straßen und Häuser<br />

erhalten, wo ausgeteilt werden soll. Zweimal in der Woche wird<br />

in Gebieten, wo ärmere Familien - überwiegend Afroamerikaner<br />

oder Latinos - wohnen, ein Dienst für Kinder angeboten, DV8<br />

genannt. Eine halbe Stunde wird mit ihnen gespielt, danach in<br />

einem Gemeinschaftsraum gebastelt, sie bekommen etwas zu<br />

Essen und zu Trinken und hören Geschichten aus der Bibel. Nach<br />

unserem Einsatz in McKinney waren wir noch für ein paar Tage<br />

in Mesquite und haben Charlie Brown und seine Kirche (ca. 200<br />

Mitglieder) besucht. Die Gegend ist viel ärmer, aber trotzdem<br />

sind die Leute sehr motiviert und unterstützen Mission. Die<br />

Reise hat viel Einblick in zwei ganz unterschiedliche Gemeinden<br />

gegeben, war spannend und sehr interessant.<br />

Andrea Kroneisl<br />

© Fotos: Andrea Kroneisl<br />

23


Einführung von Pastor<br />

Dietrich Fischer-Dörl<br />

Mit Ende August endete der langjährige Dienst von Pastor Dietrich<br />

Fischer-Dörl im Kinder- und Jugendwerk im Hilfsverein der<br />

<strong>Baptisten</strong> Österreichs. Wir danken ihm noch einmal für seinen<br />

großartigen, engagierten Dienst für unsere Gemeinden und für<br />

die Kinder und Jugendlichen in unserer Bundesgemeinschaft. Nun<br />

liegt eine spannende Zeit vor ihm. Dietrich Fischer-Dörl wurde<br />

nun mit einer halben Stelle als Interimspastor in der <strong>Baptisten</strong>gemeinde<br />

Linz eingeführt. In diesem Aufgabenfeld wird er auch<br />

Dienste für die Flüchtlings- und Integrationsarbeit im Hilfsverein<br />

der <strong>Baptisten</strong> Österreichs in Linz wahrnehmen. Darüber hinaus<br />

begrüßte Pastor Walter Klimt, Generalsekretär unseres Bundes,<br />

Dietrich Fischer-Dörl als Heimatmissionsbeauftragten des Bundes<br />

mit einer Viertelanstellung in unserer Bundesgemeinschaft. Wir<br />

wünschen Pastor Dietrich Fischer-Dörl Gottes Segen für seine<br />

neuen Aufgaben und freuen uns sehr, dass er sich weiter für die<br />

herausfordernde Missionstätigkeit in Österreich entschieden hat<br />

und uns somit als uns bekannter Netzwerker im Bund erhalten<br />

bleibt.<br />

Europäische Freikirchliche<br />

Diakoniekonferenz<br />

Der Verband Freikirchlicher Diakoniewerke Europas traf sich zu<br />

seiner Tagung in der Krummgasse im dritten Wiener Gemeindebezirk.<br />

Weshalb kommt eigentlich ein Kreis von Verantwortlichen großer<br />

Diakoniewerke mit oft 3000 und mehr MitarbeiterInnen in diese<br />

kleine Gasse? Im Vorfeld der Planung wurden dem Verband<br />

mehrere geeignete Tagungsobjekte angeboten, aber sie wollten<br />

in die Krummgasse, um so die Anbindung an die gemeindenahe<br />

Diakonie zu erleben. So fanden die Veranstaltungen und das Galadinner<br />

in der Musikuniversität, die Kaffeepausen im Martin Luther<br />

King Center, Krummgasse 6, die Begegnungen mit der Flüchtlings-<br />

und Integrationsarbeit, mit Herzwerk, mit der Miteinander<br />

leben GmbH, mit dem Kinder- und Jugendwerk, mit dem StudentInnenwohnprojekt<br />

u.a. im Keller der Requisite Krummgasse 1a<br />

(dem „Wohnzimmer im Dritten“), dem Keller des StudentInnenwohnprojekts<br />

Haus Bethel Krummgasse 7 und der Krummgasse<br />

6 statt. Ein internationales Abendessen unserer Flüchtlings- und<br />

Integrationsarbeit, ein Konzert im Musikvereinssaal, ein Heurigenabend<br />

im Weingut Reisenberg, ein gemeinsamer Gottesdienst<br />

mit der Projekt:Gemeinde, sowie ausgezeichnete Vorträge zu den<br />

Themen „Spiritual Care“ von Prof. Dr. Eckard Frick, München<br />

und „Geschichte der Diakonie in Österreich“ von Pastorin Andrea<br />

Klimt, Wien, ergaben eine rundum großartige Konferenz.<br />

Das Zeugnis einer Teilnehmerin nach dem Gottesdienst: „Ich bin<br />

in der Leitung eines Diakoniewerkes – ich habe leider den Kontakt<br />

zur Kirche, zur Gemeinde verloren – heute bin ich nach Hause<br />

gekommen!“<br />

24 03/<strong>13</strong>


picture it<br />

Gospelchor CROSSover<br />

An die 200 Gäste haben das Konzert „MARVELOUS“ des Braunschweiger<br />

Gospelchores CROSSover am Dienstag, 8. Oktober in der<br />

Lutherkirche besucht. Die hohe Besucherzahl und die engagierte<br />

Aufführung der Gospelsongs durch den Chor der mehrheitlich<br />

jungen Sängerinnen und Sänger haben den Abend zu einem Erlebnis<br />

gemacht. Die Lieder wurden durch die Projektion auf die Leinwand<br />

in ihren klaren Aussagen deutlich. Ein dezenter, aber aussagestarker<br />

Lebensbericht einer Sängerin hat den Dienst des Chores gut unterstützt.Der<br />

Abend hat ein gutes Echo bei den mitveranstaltenden<br />

Gemeinden, der <strong>Baptisten</strong>gemeinde Mollardgasse und der Lutherkirche,<br />

gefunden. Und auch für die Beheimgasse können wir uns<br />

freuen: Etliche Besucher haben Freunde mitgebracht. Und es waren<br />

scheinbar auch durch die Postwurfsendung in Nachbarschaft der<br />

Lutherkirche etliche Besucher aus der Umgebung der <strong>Baptisten</strong>gemeinde<br />

Beheimgasse dabei. Die Kollekte für die Musikarbeit von<br />

OM hat über EUR 1.000,- ergeben. Auch das ist ein gutes Zeichen<br />

für den Erfolg des Abends beim Publikum. Danke noch einmal an<br />

alle, die dieses evangelistische Konzert unterstützt haben. DFD<br />

Pastoren- und Missionars–<br />

tagung im Haus der Stille<br />

Gemeinsam die Inspirationen des Markuswegs erleben; sich über<br />

Wege zum Frieden zwischen den Religionen zu verständigen;<br />

den neuen Dienstbereich MitarbeiterInnen gestalten und dafür<br />

die Voraussetzungen für anerkannte SeelsorgerInnen der „Freikirchen<br />

in Österreich“ zu bedenken; sich über Bundesfragen,<br />

über Persönliches und Gemeindliches auszutauschen; und Zeit<br />

miteinander zu verbringen – all das stand für unser größer<br />

werdendes PastorInnenteam im Mittelpunkt beim Pastoren- und<br />

Missionarstreffen in Graz.<br />

Dein Platz für deine<br />

Gemeinde!<br />

Schreibe einen Kurzartikel über eure Veranstaltungen,<br />

Feste und Ausflüge und sende ihn mit<br />

Bild an uns! So können wir alle ein wenig in den<br />

Genuß eurer Gemeinde kommen.<br />

redaktion@baptisten.at<br />

Das Gemeindehaus in<br />

TERNITZ zum Leben erweckt?<br />

Mit Pastor Trifu Dumitru MTh, derzeit in Kapfenberg, soll in<br />

Ternitz wieder Gemeindearbeit begonnen werden. "Es gibt genug<br />

Familien, die einen rumänischsprachigen Gottesdienst diesseits<br />

des Semmerings besuchen würden, weil sie es dann näher haben“,<br />

so Pastor Dorel Moga aus Graz, der mit der Kapfenberger <strong>Baptisten</strong>gemeinde<br />

das Projekt GEMEINDEGRÜNDUNG TERNITZ<br />

betreuen will. Pastor Trifu Dumitru, der in Rumänien Theologie<br />

studiert hat, will zunächst die Gläubigen sammeln und mit Gottesdiensten<br />

beginnen. Bis zum Sommer 2014, so hofft er, hat er dann<br />

auch Arbeit in Ternitz gefunden und könnte selbst dann auch nach<br />

Ternitz übersiedeln. DFD<br />

25


Momentaufnahmen<br />

DIE WELT VERÄNDERN<br />

Mir ist ein Bild aus meinem diesjährigen Urlaub besonders in<br />

Erinnerung geblieben.<br />

Und zwar ein Plakat in einem Imbiss-Restaurant in Norddeutschland,<br />

auf dem steht:<br />

Ich bin freundlich<br />

Du bist freundlich<br />

Er ist freundlich<br />

Sie ist freundlich<br />

Es ist freundlich<br />

Wir sind freundlich<br />

Ihr seid freundlich<br />

Sie sind freundlich<br />

Gemeinsam verändern wir die Welt.<br />

Es erinnert mich an die Texte, die in meinem ersten Schul-<br />

Lesebuch standen, wo es vor allem um Toleranz und friedliches<br />

Miteinander ging. Kinder der ganzen Welt – schwarze Kinder,<br />

weiße Kinder, rote Kinder, gelbe Kinder (das stand tatsächlich so<br />

drin) – wurden in den Geschichten und Gedichten beschrieben.<br />

Alle sind gleich und mögen die selben Sachen: Spielen, Lernen,<br />

Essen und Lachen. Und weil wir alle gleich sind, können wir die<br />

Welt gemeinsam entdecken und schöner machen. Damals habe<br />

ich geglaubt, dass meine gesamte Generation so tolerant erzogen<br />

wird und dass wir die Welt wirklich besser machen würden.<br />

Kriege würden wir Kinder dieser Erde nicht mehr führen und<br />

auch die Umwelt würden wir nicht weiter verschmutzen. Wir<br />

würden Erfinder sein und Städte bauen, in denen alle Menschen<br />

sich wohl fühlen und keiner mehr hungern muss. Jetzt, als über<br />

Dreißigjährige, habe ich gemischte Gefühle dieser Heranwachsenden<br />

gegenüber, die ich damals war: Aus heutiger Sicht scheine<br />

ich sehr naiv gewesen zu sein, leichtgläubig und manchmal<br />

beinahe blind. Aber hin und wieder sehne ich mich auch zurück<br />

nach dieser Lebenseinstellung, nach diesem alles überstrahlenden<br />

Optimismus.<br />

Reinhard Mey drückt in seinem Lied „Viertel vor sieben“ sehr gut<br />

aus, wie ich mich fühle, wenn ich an diese hoffnungsvolle Zeit<br />

zurückdenke:<br />

26 03/<strong>13</strong>


©h.koppdelaney | flickr.com<br />

Das Fell wird dünner und leerer der Becher<br />

Der Zaubertrank wirkt nur noch schwer<br />

Der Kummer ist tiefer der Trost scheint schwächer<br />

Und es heilt nicht alles mehr<br />

Wo ist meine Sorglosigkeit geblieben?<br />

Was machte Erkenntnis daraus?<br />

In den letzten beiden Zeilen suggeriert er, dass die kindliche<br />

Sorglosigkeit durch Erkenntnis verändert, ja sogar zerstört<br />

wurde. War ich als Kind und Jugendliche also nur deshalb so<br />

optimistisch, weil mir diese Erkenntnis gefehlt hat? Weil ich<br />

„jung und naiv“ war? Verliert man als Erwachsener mit jeder<br />

neuen Erfahrung zwangsläufig den Glauben daran, dass positive<br />

Veränderungen in unserer Welt möglich sind? Kann man<br />

tatsächlich nur als Kind sorglos sein?<br />

Ein deprimierender Gedanke. Aber er scheint wahr zu sein.<br />

Und das ist Gott sei Dank (!) der Moment, in dem Gott selbst mit<br />

Seinem Wort eingreift und diese melancholischen und düsteren<br />

Gedanken auflöst. Denn bei Ihm ist es genau umgekehrt: Durch<br />

das Erkennen von Gottes Wort in Gestalt von Jesus Christus und<br />

durch das Erkennen, was Er durch Seinen Tod am Kreuz für uns<br />

getan hat, sind wir eingeladen, unsere Sorgen am Kreuz niederzulegen<br />

und sie an Ihn abzugeben. Er selbst setzt hier diesen<br />

menschlichen, diesen weltlichen Mechanismus außer Kraft, bei<br />

dem die Erkenntnis das kindliche Vertrauen auslöscht.<br />

Gott als Vater zu erkennen macht uns wieder zu Kindern. Wir<br />

dürfen mit allem, was uns bewegt, zu Ihm kommen. Wir dürfen<br />

optimistisch sein und hoffen, wachsen und glauben.<br />

Obwohl wir frei entscheiden und selbstbewusst handeln können,<br />

sind wir bei Ihm geborgen und leben in Seiner Hand.<br />

Erwachsen und doch Kind – bei Gott ist das möglich.<br />

Und wenn wir uns ganz darauf einlassen, können wir mit Ihm als<br />

Vater, der uns als Geschwister zusammenhält, tatsächlich jeden<br />

Tag die Welt ein kleines Stück verändern.<br />

Brigitte Kößler<br />

27


Welche Inhalte<br />

sollen in Wikipedia?<br />

Dariusz Schutzki ist katholischer Bischofsvikar,<br />

zuständig für die Stadt Wien. Vielleicht<br />

kennen ihn manche, weil er bei<br />

der Organisation der „Langen Nacht der Kirchen“<br />

aktiv ist. In Wikipedia gibt es über ihn keinen<br />

Artikel. Als ein solcher angelegt wurde, gab es<br />

heftige Diskussionen über die „Relevanz“. Diese ist<br />

in Wikipedia geregelt, z.T. sehr präzise: Bischöfe,<br />

auch Weihbischöfe, gelten grundsätzlich als „relevant“.<br />

Für andere Geistliche ist die „Relevanz“ zu<br />

begründen, etwa durch Hinweise auf Berichte in<br />

den Medien. Wenn über einen Menschen oder<br />

einen Verein (z.B. über eine <strong>Baptisten</strong>gemeinde)<br />

in Medien wie Profil oder Standard berichtet wird,<br />

dann lässt sich damit die „Relevanz“ begründen.<br />

Eine solche Berichterstattung erreicht ein Verein<br />

leichter durch irgendwelche Skandale als etwa<br />

durch gemeinnützige Tätigkeit. Insofern könnten<br />

wir vielleicht froh sein, wenn wir – als einzelne<br />

Gemeinden – für Wikipedia (abg. Wp.) nicht relevant<br />

sind…<br />

Die <strong>Baptisten</strong> in Österreich haben in ihrer<br />

Gesamtheit einen eigenen Eintrag, einzelne<br />

<strong>Baptisten</strong>gemeinden aber nicht. Das ist z.B. in der<br />

katholischen Kirche ähnlich: Auch dort haben<br />

einzelne Pfarren keinen eigenen Wp.-Artikel.<br />

Anders ist das bei Kirchengebäuden, wenn diese<br />

künstlerische Besonderheiten aufweisen (was bei<br />

alten Kirchengebäuden eher der Fall ist als bei<br />

freikirchlichen Gemeindehäusern).<br />

Wer überlegt, einen neuen Artikel in Wp. anzulegen,<br />

sollte sich mit diesen Regeln vertraut<br />

machen. Denn sonst investiert er vielleicht viel<br />

Arbeit und ist dann frustriert, wenn sein neuer<br />

Artikel gelöscht wird.<br />

Und wenn ich einfach in bestehende Artikel<br />

kleine Ergänzungen einbringen will? Das ist<br />

durchaus möglich – über den „Kartei-Reiter“<br />

Bearbeiten. Dort anklicken, und es öffnet sich das<br />

Bearbeitungsfenster. Auch wer nicht mit irgendeinem<br />

„Benutzernamen“ angemeldet ist, kann<br />

etwas bearbeiten (das aber dann erst von einem<br />

bewährten „Benutzer“ „gesichtet“, d.h. bestätigt,<br />

werden muss). Zu beachten ist dabei, dass Wp.<br />

gesichertes Wissen darstellen will. Da die Bearbeiter<br />

(„Benutzer“) in ihrer jeweiligen Kompetenz<br />

nicht überprüft werden, müssen sie ihre Beiträge<br />

belegen, und zwar durch wissenschaftliche<br />

(Sekundär-)Literatur. Wenn ich mich also gut in<br />

der Bibel (= Primärliteratur, oder Originalquelle!)<br />

gut auskenne und nun z.B. meine Eindrücke<br />

zum Thema „Hoffnung“ im betreffenden Artikel<br />

einbauen möchte, kann es Einwände gegen meine<br />

Ergänzungen geben. Ich muss meine Ergänzungen<br />

auf (in diesem Fall: theologische oder philosophische)<br />

Fachliteratur stützen.<br />

Dieses Wikipedia-Prinzip bedeutete für mich eine<br />

Umstellung: Ich hatte – bei historischen Themen –<br />

oft bemerkt, dass auch wissenschaftliche Fachliteratur<br />

fehlerhaft ist. Es ist also oft nötig, auf Originalquellen<br />

zurückzugehen. Aber für Wikipedia ist<br />

nicht so sehr wichtig, was in Originalquellen steht<br />

(d.h. wie ich diese deute), sondern wie die anerkannte<br />

Fachwelt mit diesen Quellen umgeht, was<br />

also diese Fachwelt in ihren Publikationen sagt.<br />

Solche Publikationen können gedruckte Bücher<br />

oder Aufsätze sein, aber auch Webseiten – wichtig<br />

ist aber, dass diese Publikationen von anerkannten<br />

Fachleuten kontrolliert werden (also z.B. die<br />

Webseite eines Universitätsinstituts). Daher sind<br />

Blogs und private Webseiten im Allgemeinen<br />

nicht geeignet. Ein von mir geschriebenes Buch<br />

kann ich aber sehr wohl als Fachliteratur heranziehen,<br />

vorausgesetzt, es erschien in wissenschaftlichen<br />

Medien.<br />

Soweit also zu zwei grundlegenden Wikipedia-<br />

Prinzipien, der Relevanz und der Belegpflicht. Auf<br />

diese Prinzipien hat sich einzustellen, wer dort<br />

beitragen möchte. Wer diese Prinzipien ignoriert<br />

– vielleicht, weil er sie nicht wirklich verstanden<br />

hat – wird mit seinen Verbesserungsbemühungen<br />

in Wikipedia scheitern.<br />

Franz Graf-Stuhlhofer<br />

Buchtipp<br />

28 03/<strong>13</strong>


Lebenswert<br />

präventiver Kinderschutz<br />

Immer wieder gehen Meldungen über Fälle sexuellen Missbrauchs<br />

an Mädchen und Jungen durch die Medien. In<br />

Österreich wird von einer jährlichen Zahl von 10.000 bis<br />

25.000 Missbrauchsfällen ausgegangen. Studien zufolge werden<br />

im Laufe ihrer Kindheit und Jugend jedes vierte Mädchen und<br />

jeder siebente Bub Opfer sexueller Gewalt.<br />

Hinter all diesen Zahlen stehen Einzelschicksale von Buben und<br />

Mädchen, ja ganzen Familien, welche mitbetroffen sind. Grund<br />

genug sich der Thematik zu stellen. Bereits Anfang dieses Jahres<br />

hat daher der ABÖJ im Auftrag des Arbeitsforums „Jugendallianz“<br />

der Österreichischen Evangelischen Allianz die Broschüre<br />

LEBENSWERT – Leitlinien zum präventiven Kinderschutz<br />

herausgegeben. Da die erste Auflage mit 2.000 Stück bereits<br />

Ende Sommer vergriffen war, steht inzwischen die zweite, leicht<br />

überarbeitete Auflage zur Verfügung. Papier alleine ist jedoch zu<br />

Im Gespräch über den Glauben …<br />

Unsere Hoffnung, unsere Sicht von Gut und Böse,<br />

unser Leben als Christ konkret … Darüber dürfen<br />

wir manchmal mit Freunden und Kollegen reden, die<br />

keine Christen sind. Wenn wir solche Themen plausibel<br />

erläutern sollen, bleiben wir manchmal selbst<br />

stecken … Was tun? Eine Möglichkeit ist, dem Freund<br />

ein neues Büchlein anzubieten, worin er nachlesen<br />

kann:<br />

Franz Graf-Stuhlhofer<br />

Verlag für Theologie und Religionswissenschaft,<br />

Nürnberg 20<strong>13</strong>,<br />

92 Seiten, € 5,80<br />

wenig, um sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen.<br />

Darum fanden im September an drei Nachmittagen in Wels,<br />

Wien und Graz Seminare zum Thema statt. Unter der fachkundigen<br />

Leitung von Mag. Christine Alisch, Diplomierte Sozialarbeiterin,<br />

und Marina Alisch, Kleinkinder- und Musikpädagogin,<br />

wurden verschiedene Aspekte des Themas beleuchtet.<br />

Nach einer kurzen Einführung mit allgemeinen Informationen<br />

wurde in einem ersten Block der Frage nachgegangen, wie<br />

wir unsere Kinder und Jugendlichen vor Grenzverletzungen<br />

und Übergriffen schützen können. Nach einer kurzen Pause<br />

ging es dann weiter mit der Frage, was tun, wenn wir einen<br />

Übergriff vermuten oder gar Gewissheit besteht, dass einer<br />

vorliegt. Der Teilnehmermix bestehend aus Eltern und Großeltern,<br />

Mitarbeitenden in der Kinder- und Jugendarbeit, sowie<br />

Gemeindeleitern sorgte dafür, dass Fragestellungen von allen<br />

Seiten betrachtet wurden. Dabei wurde auch deutlich, dass es<br />

von großem Nutzen ist, wenn alle drei Gruppen zusammenarbeiten<br />

und einander so ergänzen und unterstützen. Ein Ältester<br />

schrieb in seinem Feedback: „Ich fand das Seminar sehr gut<br />

und habe in keiner Minute bereut, dass ich dort gewesen<br />

bin. Die beiden Referentinnen haben es gut gemacht und<br />

sie verstehen, wovon sie reden. Ich bin sehr froh, dass dieses<br />

Thema thematisiert wird und hoffe, dass der ABÖJ dranbleibt.“<br />

In einem anderen Feedback stand: „Danke für die wirklich<br />

professionell vorbereitete Arbeit. Ich hoffe, dass das Thema in<br />

den Gemeinden noch mehr ins Bewusstsein kommt.“ Damit<br />

dem so ist, wird es auch 2014 Seminare zum Thema geben. Für<br />

Februar und März sind Seminare in Vorarlberg und Kärnten<br />

geplant. Weitere Seminare werden gerne auf Anfrage durchgeführt.<br />

Detaillierte Informationen sind auf der ABÖJ-Webseite<br />

www.aboej.at zu finden. Dort können auch die Broschüren<br />

LEBENSWERT – Leitlinien zum präventiven Kinderschutz<br />

bestellt werden.<br />

Rudolf Hächler<br />

29


Gott schreibt Geschichte (mit uns)<br />

God is writing History (with us)<br />

Dumnezeu scrie istoria (cu noi)<br />

schon gesehen?<br />

www.freikirchen.at


<strong>Baptisten</strong>.at<br />

<strong>Magazin</strong><br />

Die nächste Ausgabe wird<br />

im Frühjahr `14<br />

erscheinen. Alle Beiträge, Ideen und Wünsche<br />

per Email oder finde uns auf Facebook.<br />

Redaktionsschluss ist der 15. März.<br />

Kommt zusammen<br />

auf Facebook!<br />

„<strong>Baptisten</strong>.AT<br />

<strong>Baptisten</strong><br />

Österreichs“<br />

Wichtige Information!<br />

Das <strong>Magazin</strong> ist zum Verteilen! Seit wir unser eigenes<br />

<strong>Magazin</strong> begonnen haben, können wir eine größere<br />

Auflage drucken lassen, sodass jede Gemeinde eine<br />

deutliche höhere Anzahl an Heften bekommt.<br />

Unser <strong>Magazin</strong>?<br />

Ja, unser <strong>Magazin</strong>! Jeder darf sich beteiligen, Ideen<br />

äußern und Bilder machen. Auch künstlerischen<br />

Elementen wollen wir Platz bieten.<br />

redaktion@baptisten.at<br />

Impressum<br />

DVR-Nr. 0558745<br />

Auflage: 1000<br />

Verleger und Herausgeber: Hilfsverein der <strong>Baptisten</strong> Österreichs,<br />

1030 Wien, Krummgasse 7/4<br />

Redaktion: Andrea Kroneisl, Valère Schramm, Walter Klimt.<br />

Layout: Valère Schramm.<br />

Bankverbindung:<br />

Bund der <strong>Baptisten</strong>gemeinden in Österreich: Bank Austria Creditanstalt,<br />

Kto. 00653165100 BLZ 12000<br />

IBAN: AT86 1200 0006 5316 5100 BIC: BKAUATWW<br />

Hilfsverein der <strong>Baptisten</strong> Österreichs: Bank Austria Creditanstalt,<br />

Kto. 23311 119 101 BLZ 12000<br />

IBAN: AT61 1200 0233 1111 9100 BIC: BKAUATWW<br />

31


PRESSE<br />

14 | Religion |<br />

DIE FURCHE • 40 | 3. Oktober 20<strong>13</strong><br />

| Von Hella Keller<br />

Den evangelischen und evangelikalen<br />

Freikirchen ist es nach jahrelangem<br />

Ringen gelungen, nun<br />

auch in Österreich im Zusammenschluss<br />

als „christliche Freikirchen“<br />

staatlich anerkannt zu werden<br />

(vgl. FURCHE Nr. 35/20<strong>13</strong>).<br />

Solche Freikirchen stellen inzwischen<br />

ein Drittel der weltweiten<br />

Christenheit dar. Weithin unbekannt<br />

dürfte sein, dass sich viele<br />

dieser christlichen Freikirchen auf<br />

sehr alte Wurzeln berufen.<br />

Erweckungs- und Reformbewegungen<br />

hat es gegeben, seit<br />

die urchristliche Gemeinde zum<br />

Staatschristentum avancierte. Historisch<br />

gesehen setzen sich reformerische<br />

Gruppen wie Waldenser,<br />

Böhmische Brüder, Mennoniten<br />

und <strong>Baptisten</strong>, Pietisten und Methodisten<br />

in den heutigen evangelischen<br />

und evangelikalen Freikirchen<br />

fort. Lange wurde dies<br />

entstellt und verdrängt.<br />

Petrus Waldes aus Lyon übersetzt<br />

1176 Teile des Neuen Testamentes<br />

in die Volkssprache und<br />

schickt seine Leute als Wanderprediger<br />

durch Südfrankreich und<br />

Norditalien, wo sie die ersten Freikirchen<br />

gründen. Verfolgung setzt<br />

ein, die Waldenser fliehen und zerstreuen<br />

sich ab dem <strong>13</strong>. Jahrhundert<br />

in ganz Europa, wobei sie ihre<br />

Überzeugung überall hin mitnehmen.<br />

Kampf für Religionsfreiheit<br />

Handwerker und Händler tragen<br />

den Ruf nach Reformation<br />

auch nach England. John Wycliff,<br />

akademischer Theologe an der<br />

Universität Oxford, übersetzt die<br />

Bibel <strong>13</strong>50 ins Englische, und wiederum<br />

ist es eine Laienbewegung,<br />

die Lollarden, die unter Lebensgefahr<br />

ihre neutestamentliche Vorstellung<br />

von Christentum durch<br />

die Länder tragen und Freikirchen<br />

gründen.<br />

Jan Hus, <strong>13</strong>96 Dekan an der Prager<br />

Universität, findet durch die<br />

Schriften Wycliffs Bestärkung<br />

in seinem reformerischen Denken<br />

und sollte als Vorkämpfer für<br />

die heutige Gewissens- und Religionsfreiheit<br />

gewürdigt werden.<br />

Er übersetzt die Bibel ins Tschechische<br />

und entzündet die reformerische<br />

Hussitenbewegung.<br />

Daraus wachsen ab dem 15. Jahrhundert<br />

im Zusammenschluss mit<br />

Waldensern die Mährischen Brüder,<br />

aus denen durch die helfende<br />

Initiative des Grafen von Zinzendorf<br />

ab 1720 die Herrnhuter Brüdergemeinde<br />

entsteht, die bis heute<br />

missionarischste Bewegung der<br />

Geschichte.<br />

Als dritte Kraft der deutschen<br />

Reformation formieren sich 1525<br />

in der Schweiz, Deutschland und<br />

Österreich die Täufer. Der Tiroler<br />

Täufer Jakob Huter flieht nach<br />

Böhmen, wo sich im Zusammenhang<br />

mit der böhmischen Reformation<br />

die Hutterer entfalten, die<br />

später vor der Gegenreformation<br />

nach Nordamerika fliehen und<br />

dort bis heute mit etwa 50.000 Mitgliedern<br />

in „urchristlichen Gemeinschaften“<br />

zusammen leben.<br />

Unter dem Wiedertäufermandat,<br />

das die Todesstrafe fordert,<br />

fliehen Schweizer und süddeutsche<br />

Täufer in die Niederlande,<br />

Museumsdorf Niedersulz<br />

Das größte Freilichtmuseum in Niederösterreich enthält<br />

auch ein Täufermuseum, welches die historischen Spuren<br />

der Hutterer in der Region dokumentiert. Am 12. Oktober<br />

findet dort der Thementag „Die Täufer im Weinviertel“ statt.<br />

Christliche Freikirchen wachsen heute dreimal so schnell wie die Weltbevölkerung:<br />

ein Rückblick auf ihre reformerischen Ursprünge und weltweite Verbreitung.<br />

Weit reichende Wurzeln<br />

GLAUBENSFRAGE<br />

wo viele sich ab 1606 unter Menno<br />

Simons neu formieren und sich<br />

unter dem Schutznamen „Mennoniten“<br />

(um der Todesstrafe zu entgehen)<br />

weit verbreiten. Aufgrund<br />

fortgesetzter Verfolgung retten<br />

viele Mennoniten ihr Leben nach<br />

Polen und Russland, wo ihnen Religionsfreiheit<br />

zugesichert wird.<br />

Andere Mennoniten wandern ab<br />

dem 17. Jahrhundert in die USA<br />

aus und entwickeln sich dort zu<br />

großen Verbänden.<br />

Religionsfreiheit wird in<br />

Deutschland 1848, in Österreich<br />

mit dem Staatsgrundgesetz von<br />

1867, in Europa mit der Menschenrechtskonvention<br />

1950, innerhalb<br />

der Katholischen Kirche 1964 theoretisch<br />

zugesichert.<br />

Von M. Simons zu Martin L. King<br />

So kehren nach dem Fall<br />

der Mauer im 20. Jahrhundert<br />

350.000 Mennoniten als Russlanddeutsche<br />

zurück und gründen<br />

im deutschsprachigen Raum<br />

freikirchliche Gemeinden. Mennoniten<br />

aus den USA kommen im 20.<br />

Jahrhundert als Missionare ins säkularisierte<br />

Europa zurück, wo sie<br />

sich als evangelische Freikirchen<br />

entfalten.<br />

Als Fortsetzung der Lollardenbewegung<br />

im Untergrund Englands<br />

entwickeln sich Ende des 15. Jahrhunderts<br />

im Zuge der englischen<br />

„Die staatliche Anerkennung der christlichen<br />

Freikirchen ist der versöhnliche<br />

Abschluss einer mehr als 800-jährigen Geschichte<br />

der Verfolgung und Ausgrenzung. “<br />

Reformation die Puritaner und<br />

Dissenters. Eine Gruppe von ihnen<br />

flüchtet nach Amsterdam und erhält<br />

dort 1609 von Menno Simons<br />

die Erwachsenentaufe. Sie nennen<br />

Dieser Mann liebt die Menschen<br />

m 16. August 20<strong>13</strong> war ich am „Neckermühlefest“.<br />

Die Neckermühle ist ein<br />

A<br />

Zentrum für Asylsuchende. Hier verbringen<br />

Frauen, Männer und Kinder aus vielen<br />

Teilen der Welt einige Monate, um sich auf<br />

das Leben in der Schweiz – oder die Rückkehr<br />

in ihre Heimat – vorzubereiten. Sie lernen<br />

die Grundbegriffe der deutschen Sprache und gestalten<br />

gemeinsam ihren Alltag.<br />

Wir tanzten, tranken Bier, aßen Samosas und Baklawa<br />

und waren freundlich zueinander. Der Leiter<br />

des Zentrums bot Führungen durch die Räume des<br />

Zentrums an: die Gemeinschaftsküchen, die engen<br />

Schlaf- und Duschräume. Wir, die Normalos, sollten<br />

sehen, wie schwierig es ist, als Flüchtling in einem<br />

der reichsten Länder der Welt anzukommen. Wir sahen<br />

es. Aber als ich mich danach wieder im fröhlichen<br />

Völkergemisch dieses klaren Sommerabends einfand,<br />

war ich doch froh. Aus einem einfachen Grund:<br />

ich hatte gespürt, dass der Leiter dieses Zentrums die<br />

Menschen liebt. Alle. Egal, woher sie kommen und<br />

| Von Ina Praetorius<br />

welche Geschichte sie hinter und vor sich<br />

haben.<br />

Als ich heute, am 25. September, vor Sonnenaufgang<br />

das lange, inzwischen schon<br />

weltbekannte Gespräch mit Papst Franziskus<br />

las, fiel mir das Neckermühlefest wieder ein.<br />

Noch immer finde ich es schwer erträglich,<br />

wenn ein Mann, der sich unter all den großen Männern<br />

der Weltgeschichte, Thomas und Mozart, Wagner,<br />

Cervantes und Platon und Caravaggio wie unter<br />

Seinesgleichen bewegt, über „die Theologie der Frau“<br />

und „die Rolle der Frau“ spricht, als gebe es nur eine.<br />

Ich sehe, wie schwer es ist, als Ausgeschlossene dort<br />

anzukommen, wo Männer über mich sprechen, als sei<br />

ich nicht da, als könne man mich nicht selber fragen.<br />

Und doch bin ich froh. Denn ich spüre: Dieser Mann<br />

liebt die Menschen. Alle. Egal, woher sie kommen und<br />

welche Geschichte sie hinter und vor sich haben.<br />

Die Autorin ist Schriftstellerin und<br />

evangelische Theologin. Sie lebt in der Schweiz<br />

Foto: Wikimedia Ingrid Fröschl (2)<br />

sich <strong>Baptisten</strong> und gründen 1611<br />

die ersten Freikirchen in London.<br />

Viele wandern nach Nordamerika<br />

aus und gründen 1639 in Rhode Island<br />

den ersten demokratischen<br />

Staat, in dem Religionsfreiheit in<br />

der Verfassung verankert wird.<br />

Im Verbund mit den Quäkern<br />

setzen die <strong>Baptisten</strong> durch, dass<br />

Religionsfreiheit und Menschenrechte<br />

bereits 1776 in der Verfassung<br />

der Vereinigten Staaten von<br />

Amerika verankert wird. Als 1964<br />

die Rassentrennung gesetzlich<br />

aufgehoben wird, war dies maßgeblich<br />

dem <strong>Baptisten</strong>prediger<br />

Martin Luther King zu verdanken.<br />

Hohe Wachstumsrate<br />

Im 17. und 18. Jahrhundert entsteht<br />

in Deutschland im Zuge einer<br />

zweiten Reformationswelle der Pietismus,<br />

in England der Methodismus,<br />

was zu großen Erweckungsbewegungen<br />

führt. Missionare<br />

werden in die ganze Welt ausgesandt.<br />

Im 19. Jahrhundert kommen<br />

die <strong>Baptisten</strong> zurück nach Europa<br />

und vereinigen sich mit Brüdergemeinden<br />

und Mennoniten zu<br />

evangelischen Freikirchen. 1846<br />

wird in London die Evangelische<br />

Allianz gegründet.<br />

Im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

entsteht in den USA als Reaktion<br />

auf die Säkularisierung<br />

und den Liberalismus der Moderne<br />

der Evangelikalismus, der viele<br />

der genannten Denominationen<br />

in sich vereint. Dieser kommt Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts, später<br />

auch nach dem 2. Weltkrieg<br />

mit der amerikanischen Besatzung<br />

nach Europa. Ab den 1920<br />

Jahren kommen die Pfingstkirchen<br />

und charismatischen Bewegungen<br />

dazu. Der Evangelikalismus<br />

hat sich 1957 weitgehend vom<br />

fundamentalistischen rechten Flügel<br />

der Evangelikalen in den USA<br />

getrennt, wobei der europäische<br />

Evangelikalismus nicht mit diesem<br />

gleichzusetzen ist.<br />

Seit den 1980er Jahren vervielfältigt<br />

sich die freikirchliche Szene<br />

auch in Österreich und hat sich<br />

seither verzehnfacht. Dies nicht<br />

zuletzt auch dadurch, dass ehemalige<br />

Glaubensflüchtlinge und Mitglieder<br />

vieler Denominationen aus<br />

aller Welt als Asylanten nach Europa<br />

kommen und wiederum neue<br />

Freikirchen gründen. Seit der Jahrtausendwende<br />

entstehen Zusammenschlüsse<br />

und Dachverbände<br />

christlicher Freikirchen. Die größten<br />

weltweit strukturierten christlichen<br />

Freikirchen sind heute die<br />

Herrnhuter Brüdergemeinden als<br />

Unitas Fratrum mit ca. einer Million<br />

Mitglieder, die Täufer-Mennoniten<br />

mit 1,6 Millionen und die<br />

<strong>Baptisten</strong> mit 110 Millionen.<br />

Insgesamt wird derzeit weltweit<br />

mit etwa 600-700 Millionen<br />

Christen in evangelischen, evangelikalen<br />

und pfingstlichen Freikirchen<br />

gerechnet, die Wachstumsrate<br />

ist dreimal so schnell wie die der<br />

Weltbevölkerung (1,39/4,7). Die<br />

nunmehrige staatliche Anerkennung<br />

dieser christlichen Freikirchen<br />

stellt den versöhnlichen Abschluss<br />

einer mehr als 800 Jahre<br />

dauernden Geschichte der Verfolgung<br />

und Ausgrenzung dar.<br />

| Die Autorin ist Religionswissenschaftlerin<br />

und dissertiert an der<br />

Kath.-Theol. Fakultät der Uni Graz |

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