D - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle
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davon profitieren insbeson<strong>der</strong>e Patienten mit<br />
Bronchialkarzinom, die aufgrund ihrer tumorausdehnung<br />
auch mit dem ziel <strong>der</strong> heilung<br />
operiert werden könnten, bei denen aufgrund<br />
von internistischen vorerkrankungen<br />
o<strong>der</strong> einer sehr eingeschränkten lungenfunktion<br />
die oP aber nicht möglich ist. die „Bodystereotaxie“<br />
kann auch bei stark reduzierter<br />
lungenfunktion (fev1 < 1 l) eingesetzt werden.<br />
in gleicher Weise kann, wenn onkologisch<br />
sinnvoll, auch bei Patienten mit einzelnen<br />
o<strong>der</strong> wenigen lungenmetastasen eine<br />
lokale tumorkontrolle erreicht werden. indikationsstellung<br />
und durchführung des verfahrens<br />
sind in einer leitlinie <strong>der</strong> deutschen<br />
Gesellschaft für radioonkologie (deGro) beschrieben.<br />
Indikation: Beim nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom<br />
(nsclc) wird die „Body-stereotaxie“<br />
im stadium ct1-2 n0 m0 eingesetzt. das<br />
vorliegen von lymphknotenmetastasen o<strong>der</strong><br />
organmetastasen sollte durch ein komplettes<br />
staging - möglichst einschließlich eines fdG-<br />
Pet - ausgeschlossen worden sein. die indikation<br />
zur stereotaktischen Bestrahlung von<br />
lungenmetastasen ist individuell im rahmen<br />
<strong>der</strong> onkologischen Gesamtsituation zu stellen.<br />
Bestrahlungsplanung: <strong>der</strong> Patient wird zunächst<br />
unter einsatz verschiedener lagerungshilfen<br />
(vakuummatte, kopfmaske, armhalterung)<br />
auf einer carbon-Platte gelagert.<br />
ähnlich wie bei <strong>der</strong> stereotaktischen strahlentherapie<br />
von hirntumoren, wird ein externes<br />
koordinatensystem durch einen an die<br />
carbon-Platte gekoppelten Plexiglasrahmen<br />
(„stereotaktischer localizer“) definiert. in<br />
dieser Position werden ct-studien in atemmittellage,<br />
in in- und expiration sowie spezielle<br />
cts mit langsamer röhrenrotation („slow<br />
cts“) durchgeführt, um die atemabhängige<br />
Beweglichkeit des tumors für die Bestrahlungsplanung<br />
zu erfassen. das zielgebiet er-<br />
Abb. 1<br />
gibt sich üblicherweise aus <strong>der</strong> im ct im lungenfenster<br />
sichtbaren tumorausdehnung<br />
unter Berücksichtigung <strong>der</strong> möglichen tumorpositionen<br />
im atemzyklus und eines sicherheitsabstands<br />
von 5 mm. anschließend<br />
wird von einem spezialisierten medizinphysiker<br />
ein Plan mit festlegung <strong>der</strong> einstrahlwinkel<br />
und <strong>der</strong> dosisberechnung ermittelt<br />
(abb. 1).<br />
Durchführung <strong>der</strong> Strahlentherapie: die<br />
stereotaktische strahlentherapie von lungentumoren<br />
erfolgt je nach Größe und lage<br />
des tumors sowie <strong>der</strong> onkologischen Gesamtsituation<br />
mit ein bis acht Bestrahlungssitzungen.<br />
ein typisches Therapiekonzept ist die<br />
Behandlung mit drei fraktionen mit je 12,5<br />
Gy bezogen auf den rand des zielgebietes<br />
bzw. 19,2 Gy im zentrum des tumors. diese<br />
Behandlung wird üblicherweise innerhalb<br />
einer Woche unter stationären Bedingungen<br />
durchgeführt. unmittelbar vor je<strong>der</strong> Bestrahlungssitzung<br />
erfolgt in Therapieposition eine<br />
ct-kontrolle <strong>der</strong> Patientenlagerung und <strong>der</strong><br />
tumorposition. <strong>der</strong> Patient wird dann in dieser<br />
Position (carbon-Platte, vakuummatratze)<br />
zum linearbeschleuniger transportiert.<br />
eventuelle abweichungen <strong>der</strong> Patientenposition<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> tumorposition bezogen auf den<br />
stereotaktischen localizer werden dabei korrigiert.<br />
Nachuntersuchung: die Patienten werden<br />
zur frühzeitigen erkennung eventueller nebenwirkungen<br />
engmaschig nachbetreut. spezifische<br />
akute nebenwirkungen treten während<br />
<strong>der</strong> Therapie üblicherweise nicht auf.<br />
abhängig von <strong>der</strong> lage des tumors können<br />
haut- und schleimhautreaktionen (speiseröhre)<br />
sowie eine strahlenbedingte Pneumonitis<br />
o<strong>der</strong> umschriebene fibrose <strong>der</strong> lunge auftreten.<br />
aufgrund <strong>der</strong> relativ kleinen zielgebiete<br />
ist die verträglichkeit <strong>der</strong> stereotaktischen<br />
strahlentherapie aber sehr gut.<br />
S t r a h l e n t h e r a p i e<br />
Abb. 2a Abb. 2b Abb. 2c<br />
Therapieergebnisse: typischerweise wird<br />
ein schnelles ansprechen kleiner Bronchialkarzinome<br />
auf die hohen einzeldosen <strong>der</strong><br />
strahlentherapie beobachtet. als fallbeispiel<br />
sei <strong>der</strong> ct-verlauf des ersten in halle behandelten<br />
Patienten mit einem nichtkleinzelligen<br />
Bronchialkarzinom im stadium ct1 n0 m0<br />
dargestellt (abb. 2). die effektivität <strong>der</strong> methode<br />
ist durch größere fallserien national<br />
und international belegt: in einer aktuellen<br />
schwedischen Phase-ii-studie bei Patienten<br />
mit nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen<br />
im stadium ct1-2 n0 m0 wurde eine lokale<br />
tumorkontrolle von 92% nach drei Jahren<br />
berichtet (Baumann, J clin oncol 2009). aus<br />
<strong>der</strong> Würzburger universitätsklinik wurden<br />
kürzlich langzeitdaten für 159 pulmonale tumore<br />
(118 metastasen und 41 nichtkleinzellige<br />
Bronchialkarzinome) vorgestellt: hier waren<br />
nach drei Jahren 83% <strong>der</strong> tumore lokal<br />
kontrolliert (Guckenberger, int J radiat oncol<br />
Biol Phys 2009).<br />
Ansprechpartner: die indikationsstellung<br />
für die stereoktische strahlentherapie kann<br />
über die regionalen interdisziplinären tumorkonferenzen<br />
erfolgen. alternativ stehen zur<br />
falldiskussion Prof. dr. dirk vor<strong>der</strong>mark und<br />
oberarzt Thomas reese als direkte ansprechpartner<br />
zur verfügung.<br />
K O N t A K t<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für<br />
Strahlentherapie<br />
Prof. Dr. Dirk Vor<strong>der</strong>mark<br />
Dryan<strong>der</strong>str. 4<br />
06110 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Tel.: (0345) 557-4310<br />
Fax: (0345) 557-4333<br />
dirk.vor<strong>der</strong>mark@medizin.uni-halle.de<br />
Ausgabe 2/09<br />
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