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D - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle

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die vaterschaft<br />

sicher klären<br />

Abstammungsgutachten sind notwendig, um die biologische<br />

Vaterschaft bei Unterhaltsfragen o<strong>der</strong> Verwandtschaftsverhältnisse in<br />

Erbauseinan<strong>der</strong>setzungen sicher abzuklären.<br />

Prof. Dr. Manfred Kleiber, Dr. rer. nat. Uta-Dorothee Immel<br />

D<br />

ie konsequenzen, die sich daraus<br />

für die beteiligten Personen ergeben<br />

können, sind erheblich. es<br />

wird ein beson<strong>der</strong>s hohes maß an zuverlässigkeit<br />

und Genauigkeit vorausgesetzt. <strong>der</strong><br />

wissenschaftliche Beirat <strong>der</strong> Bundesärztekammer<br />

und die arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong><br />

sachverständigen für abstammungsgutachten<br />

haben zusammen mit dem robert-kochinstitut<br />

richtlinien für die erstattung von<br />

abstammungsgutachten erstellt. darin sind<br />

die voraussetzungen festgelegt, die ein untersuchungslabor<br />

erfüllen muss, um den Qualitätsansprüchen<br />

eines solchen Gutachtens zu<br />

genügen. Bis in einzelheiten sind die modalitäten<br />

<strong>der</strong> identitätssicherung, <strong>der</strong> Probenentnahme,<br />

<strong>der</strong> analytik und <strong>der</strong> dokumentation<br />

beschrieben. Gutachten, die gemäß diesen<br />

richtlinien erstellt werden, sind in deutschland<br />

gerichtlich anerkannt.<br />

vaterschafts-/abstammungsgutachten werden<br />

im institut für rechtsmedizin grundsätzlich<br />

nach diesen Bestimmungen durchgeführt.<br />

Prof. dr. manfred kleiber, direktor<br />

des instituts für rechtsmedizin, und dr. utadorothee<br />

immel (leiterin des labors für forensische<br />

Genetik) sind mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> sachverständigen für<br />

abstammungsgutachten. das laborpersonal<br />

verfügt über langjährige erfahrungen in<br />

den einschlägigen analysemethoden. die zuverlässigkeit<br />

und Qualität <strong>der</strong> expertisen ist<br />

durch regelmäßige teilnahme an nationalen<br />

und internationalen ringversuchen gewährleistet.<br />

neben Gerichten o<strong>der</strong> Behörden können<br />

auch Privatpersonen Gutachten erstellen lassen.<br />

mittels <strong>der</strong> str-analyse (short tandem<br />

repeat) werden nicht kodierende genetische<br />

merkmale bestimmt, die sich nicht innerhalb<br />

funktioneller Gene befinden. an jedem <strong>der</strong><br />

untersuchten dna-abschnitte ist ein muster<br />

zu erkennen, das im direkten vergleich<br />

von kind, mutter und fraglichem vater Übereinstimmungen<br />

o<strong>der</strong> unterschiede erkennen<br />

lässt.<br />

die in das Gutachten einzubeziehenden Personen<br />

werden in das universitätsinstitut gebeten,<br />

wo die entnahme <strong>der</strong> Blut- und speichelproben<br />

sowie die identitätssicherung<br />

durchgeführt werden. dazu werden die Proben<br />

mit dem namen, vornamen und Geburtsdatum<br />

beschriftet und die Person muss<br />

diese angaben selbst nochmals schriftlich bestätigen.<br />

zudem muss <strong>der</strong> Personalausweis<br />

beziehungsweise bei kin<strong>der</strong>n die Geburtsurkunde<br />

vorgelegt werden. als forensisch sicherer<br />

identitätsnachweis dient die digitalfotografie<br />

und ein fingerabdruck.<br />

die laboruntersuchungen dauern etwa eine<br />

Woche. nach <strong>der</strong>en abschluss wird mit wissenschaftlich<br />

fundierten statistischen methoden<br />

die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> vaterschaft<br />

berechnet. <strong>der</strong> sog. „W-Wert“ (in<br />

Prozent) gibt die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong><br />

vaterschaft wie<strong>der</strong>. liegt er bei 99,9 Prozent<br />

o<strong>der</strong> darüber, so gilt die vaterschaft als<br />

„praktisch erwiesen“. das Gutachten wird in<br />

schriftlicher form erstellt und beinhaltet die<br />

K O N t A K t<br />

R e c h t s m e d i z i n<br />

Institut für Rechtsmedizin<br />

Dr. Uta-Dorothee Immel<br />

Franzosenweg 1<br />

Tel.: (0345) 557-1591<br />

Tel.: (0345) 557-1595<br />

uta.immel@medizin.uni-halle.de<br />

Beschreibung <strong>der</strong> untersuchungsergebnisse<br />

sowie die angabe des W-Wertes mit <strong>der</strong> abschließenden<br />

Beurteilung (vaterschaft praktisch<br />

erwiesen o<strong>der</strong> ausgeschlossen).<br />

auch komplizierte abstammungsfragen wie<br />

Geschwisterschaft, Großelternschaft und so<br />

genannte „defizienzfälle“ (ein elternteil ist<br />

verstorben o<strong>der</strong> nicht erreichbar) werden wissenschaftlich<br />

bearbeitet. auch hautschüppchen,<br />

haarwurzeln, Gewebsproben (z. B. Biopsiematerial<br />

aus dem Pathologiearchiv) sind<br />

geeignet, strittige abstammungsverhältnisse<br />

aufzuklären. <strong>der</strong> umgang mit diesem „eher<br />

ungewöhnlichen“ untersuchungsmaterial ist<br />

natürlich in einem rechtsmedizinischen institut<br />

mit seinen mannigfaltigen aufgaben für<br />

kriminalistische spurenuntersuchungen alltägliche<br />

routine.<br />

Ausgabe 2/09<br />

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