"Mein Zuhause." 2012.pdf - Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin eG
"Mein Zuhause." 2012.pdf - Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin eG
"Mein Zuhause." 2012.pdf - Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin eG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
16 bwv interview<br />
_7 7 5 JAHRE BERLIN – GRÖSSER, SCHNELLER, LAUTER … TYPISCH BERLIN.<br />
Am 28. Oktober 2012 feierte unsere Hauptstadt<br />
ihren 775. Geburtstag. Damit ist die Stadtgeschichte<br />
nicht nur hinsichtlich städtebaulicher<br />
Entwicklung eindrucksvoll, sondern glänzt mit<br />
zahlreichen Superlativen. <strong>Berlin</strong> hat das höchste<br />
Gebäude Deutschlands, das größte Kaufhaus<br />
Euro pas, im Jahr mehr als 20 Mio. Touristen oder<br />
ist mit 2500 Parks die grünste Stadt Europas. Der<br />
<strong>Berlin</strong>er hat aber bekanntlich auch wenig Hemmungen<br />
die „negativen“ Superlative <strong>zu</strong> belächeln:<br />
60 Mrd. Schulden, 55 Tonnen Hundekot<br />
am Tag, 70 Mio. verspeiste Currywürste im Jahr.<br />
Aber vor allem wird in <strong>Berlin</strong> auch gern gefeiert.<br />
Jedes Wochenende rücken in die <strong>Berlin</strong>er Clubs<br />
10.000 Partygäste ein. Auch das ein Rekord.<br />
Deshalb verwundert es wenig, dass die 775jährige<br />
Stadtgeschichte auch gebührend gefeiert<br />
wurde. Die Konzeption und Organisation der<br />
offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten übernahm<br />
die landeseigene Gesellschaft Kulturprojekte<br />
<strong>Berlin</strong>. Es freut uns, dass Frau Dr. Gabriele<br />
Miketta, Leiterin der Abteilung Kommunikation<br />
der Gesellschaft Kulturprojekte <strong>Berlin</strong>, trotz<br />
ihrer reichhaltigen Aufgaben die Zeit gefunden<br />
hat, uns in einem Interview ihre ganz persönliche<br />
Sicht auf 775 Jahre <strong>Berlin</strong> <strong>zu</strong> schildern. Das Prädikat<br />
von Frau Dr. Miketta für <strong>Berlin</strong>: Unübertroffen<br />
und „die“ kosmopolitische Stadt Deutschlands.<br />
Das Jubiläum führt <strong>zu</strong>rück auf die erste urkundliche<br />
Erwähnung von <strong>Berlin</strong>s Schwester-<br />
1<br />
stadt Cölln vom 28. Oktober 1237. Die Stadt im<br />
Mittelalter war von der Fläche kleiner als der<br />
<strong>Berlin</strong>er Tierpark. Haben Sie eine Erklärung,<br />
warum gerade unsere Hauptstadt die Entwicklung<br />
<strong>zu</strong> Weltgeltung erlangt hat? <strong>Berlin</strong> und<br />
Cölln sind, das haben die neueren Ausgrabungen<br />
gezeigt, nicht organisch aus einer Kernsiedlung –<br />
dem immer gern zitierten „wendischen Fischerdorf“<br />
– herausgewachsen. Beide Siedlungen<br />
sind, wie die meisten Neugründungen des 12.<br />
und 13. Jahrhunderts planvoll angelegt worden.<br />
Auf dem Stadtplan von Johann Gregor Memhardt<br />
aus dem 17. Jahrhundert ist das gleichmäßige Straßenraster<br />
der mittelalterlichen Stadt noch gut <strong>zu</strong><br />
erkennen. Weltgeltung erlangte unsere Stadt erst<br />
in der jüngeren Geschichte. Spätestens mit der<br />
Hochindustrialisierung und dem damit verbundenen<br />
Bevölkerungswachstum Ende des 19. Jahrhunderts<br />
kündigte sich diese Entwicklung an und<br />
gipfelte in der Schaffung von Groß-<strong>Berlin</strong> im Jahre<br />
1920. Was in den knapp hundert Jahren seither<br />
geschah und hier unmöglich im Detail aufgeführt<br />
werden kann, hat <strong>Berlin</strong> <strong>zu</strong>r Hauptstadt der viertgrößten<br />
Volkswirtschaft weltweit und <strong>zu</strong> einem<br />
bedeutenden Zentrum von Kultur und Wissenschaft<br />
werden lassen - und genau das macht auch<br />
seine Weltgeltung aus.<br />
<strong>Berlin</strong> charakterisiert eine wechselvolle<br />
2 Geschichte von Migration und kulturellem<br />
Austausch. Warum zieht gerade <strong>Berlin</strong> die Vielfalt<br />
von Völkern, Kunst und Kultur an? Es gibt eigentlich<br />
keine Stadt ohne Migration. Auch <strong>Berlin</strong> verdankt<br />
seine Vielfalt der Zuwanderung aus aller<br />
Welt. Mobilität und Diversität sind die Grundlage<br />
urbanen Lebens und somit ist Stadtgeschichte<br />
immer auch Migrationsgeschichte. Dies gilt übrigens<br />
auch schon für die Entstehungszeit der Stadt<br />
im Mittelalter. Religiöse Verfolgung und Flucht –<br />
als Paradebeispiel gilt in <strong>Berlin</strong> die Aufnahme<br />
der protestantischen Hugenotten aus Frankreich<br />
– hatten dabei immer eine herausragende<br />
Be deutung. Aber auch die Zuwanderung wegen<br />
der guten Arbeitsmöglichkeiten spielte seit der<br />
Industrialisierung im 19. Jahrhundert eine wichtige<br />
Rolle. Im 20. Jahrhundert kamen neue Kapitel<br />
hin<strong>zu</strong>: Kriege, politische Gewalt und die Trennung<br />
Europas bzw. die Teilung <strong>Berlin</strong>s. Schließlich<br />
haben der Mauerfall und die <strong>zu</strong>sammenwachsende<br />
Stadt <strong>Berlin</strong> in aller Welt bekannt gemacht.<br />
Die jüngste Geschichte, der Reichtum an Wissenschaft<br />
und Kultur und dass man hier nach wie vor<br />
preiswert leben oder <strong>zu</strong> Gast sein kann, machen<br />
die Faszination aus.<br />
3In den letzten Jahren gab es zahlreiche spektakuläre<br />
Ausgrabungen in der historischen<br />
Mitte, z.B. beim U-Bahn-Bau vor dem Roten Rathaus.<br />
Gab es hierunter etwas, was die Chronik-<br />
und Geschichtsschreiber der Stadt <strong>zu</strong> besonderer<br />
Begeisterung geführt hat? Da gab es vieles und<br />
um die Auswahl <strong>zu</strong> erleichtern, nenne ich einfach<br />
den jüngsten Fund, der der Öffentlichkeit vor<br />
wenigen Tagen präsentiert wurde. An der Kreu<strong>zu</strong>ng<br />
Stralauer Straße / Klosterstraße in <strong>Berlin</strong>-<br />
Mitte wurden Spuren des ältesten Hauses von Alt-<br />
<strong>Berlin</strong> gefunden. Konkret handelt es sich um einen<br />
abgebrannten Stall, in dem sogar das Skelett eines<br />
Schweins erhalten blieb. Ein Balken konnte in das<br />
Jahr 1174 datieren werden. Das deckt sich fast mit<br />
dem ältesten Haus an der Breiten Straße von 1171<br />
auf der Spreeinsel (Alt-Cölln). Die Besiedlung der<br />
mittelalterlichen Doppelstadt <strong>Berlin</strong>-Cölln nahm<br />
ihren Anfang also nachweisbar in der Nähe des<br />
Spreeüberganges am Mühlendamm - an der<br />
Stralauer Straße in <strong>Berlin</strong> und an der Breiten<br />
Straße in Cölln. Die Grabungen dauern noch an<br />
und lassen weitere Überraschungen erwarten.<br />
Die Feierlichkeiten <strong>zu</strong>m 750jährigen Stadtjubiläum<br />
fand noch in der geteilten Stadt<br />
4<br />
statt. Die 700-Jahrfeier im Jahre 1937 in der Nazi-<br />
Hauptstadt. Hat die Stadt <strong>Berlin</strong> im Moment ihre<br />
beste Phase? Wer kann schon in die Zukunft<br />
schauen? Aber dass <strong>Berlin</strong> nach London und<br />
Paris die meistbesuchte Stadt Europas ist, Rom<br />
inzwischen überflügelt hat und die Touristiker in<br />
den nächsten Jahren bis <strong>zu</strong> 30 Millionen Übernachtungen<br />
jährlich erwarten, spricht für sich.<br />
Unser Jubiläumsmotto lautet nicht von ungefähr<br />
„775 Jahre <strong>Berlin</strong>… forever young!“<br />
Die Veranstaltungen, Inszenierungen und<br />
5 Ausstellungen im Zuge der anstehenden<br />
Feierlichkeiten waren vielfältig. Welche<br />
Ereignisse wurden von den Besuchern besonders<br />
angenommen? Wir sind sehr glücklich,<br />
wie begeistert die Leute auf den großen begehbaren<br />
Stadtplan im Jubiläumsformat 1:775 auf