Besuch aus dem Mittelalter beim Kaiser-Otto-Fest - MWG
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20<br />
Herbert Pyrlik hat einen vollen<br />
Terminkalender. Der 68-Jährige<br />
könnte die Vorlage für die<br />
Volksweisheit vom Rentner,<br />
der niemals Zeit hat, geliefert<br />
haben: „Ich genieße mein Leben,<br />
denn nichts ist schlimmer<br />
als Langeweile.“ Herbert Pyrlik<br />
ist <strong>MWG</strong>-Mitglied. In einer neuen<br />
Serie stellen wir Mieter wie<br />
ihn vor.<br />
Neue Neustadt. Montags und<br />
donnerstags geht er Schwimmen,<br />
dienstags und freitags ins<br />
Fitness-Studio. Da fragt man<br />
sich, wie erst der Sommer-„Plan“<br />
bei Herbert Pyrlik <strong>aus</strong>sehen<br />
muss. Denn in Birkenweiler hat<br />
der frühere Chemie-Ingenieur ja<br />
auch noch einen Garten. „Kein<br />
Problem, der ist nur 390 Quadratmeter<br />
groß – und das meiste sind<br />
Blumen und Stauden.“<br />
Nebenbei filmt und fotografiert<br />
der rastlose Senior alles, was ihm<br />
bei Urlaubsreisen und Ausflügen<br />
so vor die Linse kommt.<br />
Langeweile, sagt er, kommt von<br />
einer „langen Weile“, und lange<br />
hält er sich sowieso nicht mit<br />
immer gleichen Alltagsbeschäftigungen<br />
auf. Für die Abwäsche<br />
gibt es ein elektrisches Gerät,<br />
für die Wäsche ebenfalls. Zeit<br />
ist für ihn zwar kein Geld mehr,<br />
aber Lebensqualität: „Ich mag<br />
es nicht, tatenlos herumzusitzen<br />
und die Zeit totzuschlagen.“<br />
So schön seine Wohnung in der<br />
Bebertaler Straße auch ist, Her-<br />
loggia • Das Mietermagazin<br />
Leute ■<br />
Menschen von nebenan<br />
Herbert Pyrlik:<br />
„Zeit hab‘ ich<br />
eigentlich nie!“<br />
bert Pyrlik sieht zu, dass er möglichst<br />
selten dort ist. Wenn sich<br />
etwas bietet, dass er noch nicht<br />
kennt, ist der Unruhegeist dabei:<br />
„Ich verfolge immer die Aushänge<br />
im Flur und die Veröffentlichungen<br />
in der ,loggia’. Wird da<br />
etwas angeboten, was mich interessiert,<br />
bin ich dabei.“ So hat<br />
er im <strong>MWG</strong>-Saal in der Letzlinger<br />
Straße schon Weihnachtslieder<br />
gesummt, sich über die Sketche<br />
einer Seniorentheatergruppe<br />
amüsiert oder <strong>beim</strong> Kaffee einer<br />
Sopranistin gel<strong>aus</strong>cht: „Für mich<br />
sind das immer schöne Nachmittage.<br />
Die von der <strong>MWG</strong> geben<br />
sich sehr viel Mühe mit ihren Veranstaltungen.“<br />
Viele Jahre kannte er so etwas<br />
von seinem alten Vermieter<br />
nicht: „Ich wohnte von 1969<br />
bis 2006 bei der Wobau in der<br />
Dannefelder Straße. Nach<strong>dem</strong><br />
jahrelang nichts investiert wurde,<br />
habe ich mich in der Umgebung<br />
umgesehen. Außer<strong>dem</strong> wollte<br />
ich doch schon immer mal in der<br />
10. Etage wohnen – wegen des<br />
tollen Blicks über die Stadt.“<br />
2006 hat es bei der <strong>MWG</strong> geklappt<br />
– Herbert Pyrlik bekam ei-<br />
ne 3-Raum-Wohnung: „Seit<strong>dem</strong><br />
bleibe ich Silvester zu H<strong>aus</strong>e.<br />
Ein schöneres Feuerwerk sieht<br />
man nirgendwo anders.“<br />
Schon mehrmals war der Witwer<br />
(Ehefrau Gieslinde starb<br />
nach 27 Jahren Ehe 1992) mit<br />
<strong>dem</strong> Drahtesel und Lebensgefährtin<br />
Gudrun bei den <strong>MWG</strong>-<br />
Radtouren mit von der Partie:<br />
„Die sind immer toll vorbereitet.<br />
Da radeln Polizisten mit, es gibt<br />
unterwegs einen Imbiss und eine<br />
Tombola. Ich hatte auch schon<br />
Glück und gewann Fahrradhelm<br />
und Satteltasche.“<br />
Glück, sagt Herbert Pyrlik, habe<br />
er mit der <strong>MWG</strong> als Vermieter<br />
gehabt. Nur bei den Reiseangeboten<br />
ist es ihm nicht immer treu<br />
geblieben: „Für die schönen Tages<strong>aus</strong>flüge<br />
gibt es zu wenige<br />
Plätze. Eigentlich logisch, denn<br />
bei über 11000 Mitgliedern müsste<br />
man ja eine ganze Buskolonne<br />
mieten. Also braucht man Glück,<br />
um einen Platz zu bekommen.“<br />
Dennoch: Herbert Pyrlik ist<br />
über seine <strong>MWG</strong> und deren Freizeitangebote<br />
des Lobes voll:<br />
„Wer da noch meckert, der soll<br />
zu H<strong>aus</strong>e bleiben.“