Präsentation [pdf] - Helmholtz Zentrum München
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Ursache und Wirkung –<br />
Die Detektivarbeit des Toxikologen mit Humandaten<br />
Prof. Dr. Elmar Richter<br />
Walther Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie<br />
Über das Passivrauchen zu<br />
Fettabsaugung und Zauberpflaster
Aromatische Amine:<br />
Seit langem bekannte Humankanzerogene<br />
� Rehn (1895): Blasenkrebs bei Arbeitern in der Fuchsin-<br />
Farbstoffherstellung<br />
� Tabakrauch<br />
� Herstellung von Farben, Pharmazeutika und Bioziden<br />
� Autoabgase (Dieselkraftstoffe)<br />
� Haarfärbemittel<br />
4-Aminobiphenyl (1)<br />
NH 2<br />
NH 2<br />
CH 3<br />
ortho-Toluidin (2)<br />
IARC-Klassifikation (WHO): (1) Humankanzerogen, (2) wahrscheinlich kanzerogen<br />
DFG (MAK-Kommission): (1) + (2) Humankanzerogen
Nachweis der Belastung mit krebserzeugenden<br />
aromatischen Aminen durch Humanbiomonitoring<br />
Entgiftung<br />
NAT2<br />
N H<br />
H<br />
N H<br />
C<br />
O<br />
Giftung<br />
CH 3<br />
CYP<br />
N H<br />
OH<br />
Hämoglobinaddukte<br />
(Surrogatmarker)<br />
DNA-Addukte im<br />
Harnblasenepithel<br />
(Effektbiomarker)<br />
Die erhöhte Belastung mit aromatischen Aminen wird mit dem<br />
erhöhten Blasenkrebsrisiko der Raucher in Zusammenhang<br />
gebracht...<br />
Fragestellung: Passivrauchen auch ein Krebsrisiko ?
Hämoglobinaddukte von 4-Aminobiphenyl bei Kindern:<br />
Abhängigkeit von Region und Passivrauch-Belastung<br />
pg/g Hämoglobin<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Nichtraucherhaushalte<br />
Raucherhaushalte<br />
1,2-fach<br />
Eichstätt Augsburg <strong>München</strong><br />
1,3-fach<br />
1,6-fach<br />
NH 2<br />
Richter E et al. (2001) Int Arch Occup Environ Health 74:421-428
Hämoglobinaddukte von ortho-Toluidin bei Kindern:<br />
Abhängigkeit von Region und Passivrauch-Belastung<br />
pg/g Hämoglobin<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Nichtraucherhaushalte<br />
Raucherhaushalte<br />
Eichstätt Augsburg <strong>München</strong><br />
1,1-fach<br />
1,1-fach<br />
CH 3<br />
NH 2<br />
Ein hundertfach höherer Wert<br />
bei einem Kind wurde aus der<br />
Berechnung genommen:<br />
Ursache damals unbekannt<br />
Richter E et al. (2001) Int Arch Occup Environ Health 74:421-428
Eine Verbrennung dritten Grades wurde von der Patientin nicht wahrgenommen !
durch den Metaboliten o-Toluidin
Indikation für Liposuktion in Tumeszenzanästhesie:<br />
Massive Reithosenlipomatose<br />
Vorher Nachher<br />
Die Infiltration solch großer Gebiete<br />
kann bis zu 1,5 Stunden in Anspruch<br />
nehmen !
Oberflächenanästhesie<br />
Lokalanästhesie<br />
Anwendungsformen<br />
• Beseitigung von Schmerz- und Juckreiz<br />
• diagnostische Maßnahmen<br />
• Operationen am Auge<br />
Infiltrations- und Leitungsanästhesie<br />
• Zahnextraktion<br />
• chirurgische Eingriffe<br />
• EMLA: eine Alternative zur Infiltration ?<br />
Tumeszenzlokalanästhesie<br />
• Liposuktion, Facelift<br />
• Hauttransplantation, Phlebochirurgie u.v.a.
EMLA: Eutektische Mischung der Lokalanästhetika Lidocain<br />
und Prilocain<br />
Bei 1:1-Mischung<br />
besitzt dieses<br />
Eutektikum einen<br />
Schmelzpunkt von<br />
nur 18 °C<br />
Aus der eutektischen Mischung von Lidocain und Prilocain kann eine Öl-in-Wasser-<br />
Emulsion hergestellt werden, deren Öltröpfchen ausschließlich aus den Wirkstoffen<br />
bestehen. Unter Zusatz eines Emulgators und eines Verdickungsmittels entsteht eine<br />
hochdisperse Emulsion (Tröpfchengröße nur ca. 0,2 µm), die eine große Phasengrenzfläche<br />
besitzt. Die wässrige Phase wird mit Natriumhydroxid alkalisch gemacht
EMLA ® - ein Lokalanästhetikum,<br />
das die intakte Haut durchdringt<br />
Anwendungsbeispiele:<br />
Lokale Betäubung der Haut im<br />
Zusammenhang mit Eingriffen wie<br />
z.B. Einstich einer Kanüle zur<br />
Blutentnahme und chirurgischen<br />
Eingriffen an der Hautoberfläche.<br />
Lokalanästhesie vor mechanischer<br />
Wundreinigung von Ulcus cruris<br />
(Geschwüre der Beine).
20 Patienten aus der HNO-Abteilung der Poliklinik <strong>München</strong><br />
� Lokalanästhesie mit 100 mg Prilocain<br />
� je 10 mL Blut vor und 24 Stunden nach Behandlung in Heparin-Röhrchen<br />
maximal 12 Stunden bei 4-6 °C gelagert.<br />
6 Freiwillige aus der HNO-Klinik Regensburg<br />
� 100 mg Prilocain in die Bauchfalte<br />
� je 10 mL Blut vor und 24 Stunden nach Behandlung in Heparin-Röhrchen<br />
maximal 12 Stunden bei 4-6 °C gelagert.<br />
� 24 h Urin vor und 24 Stunden nach Behandlung
o-Toluidin (ng/g Hämoglobin)<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Hämoglobinaddukte von ortho-Toluidin vor und nach<br />
Injektion von 100 mg Prilocain 20 Patienten<br />
6 Freiwillige<br />
0<br />
0 24<br />
Stunden<br />
Mittlerer Anstieg:<br />
40-fach<br />
Min/Max: 6/360<br />
Chemiearbeiter (USA) mit<br />
27-fach erhöhtem Blasenkrebsrisiko<br />
M.W. ± S.D. 40,8 ± 32,5<br />
Ward et al. (1996) JNCI 88:1046-52
DNA-Addukte von ortho-Toluidin im 24-h Urin 24 h vor und<br />
nach Injektion von 100 mg Prilocain<br />
o-Toluidin (fmol/µg DNA)<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 24<br />
Maximaler Anstieg um mehr<br />
als das Dreifache...<br />
24 Stunden zu kurz um den<br />
maximalen Effekt anzuzeigen
Forschungsbedarf<br />
� Bestimmung der Belastung mit ortho-Toluidin nach Anwendung von<br />
Prilocain oder EMLA durch Messung von Hämoglobin- und DNA-Addukten<br />
� Untersuchung der individuellen Suszeptibilität gegenüber ortho-Toluidin<br />
� Charakterisierung der DNA-Addukte von ortho-Toluidin<br />
� Ermittlung polymorpher Enzyme, die für Bildung und Reparatur der DNA-<br />
Schäden von ortho-Toluidin verantwortlich zu machen sind