23.11.2014 Aufrufe

Ausgabe 14 - VZP

Ausgabe 14 - VZP

Ausgabe 14 - VZP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong> Nr. November 13 Mai 2002<br />

Begegnung Zoo<br />

ISSN 0948 8362<br />

VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER ZOOPÄDAGOGEN


Impressum<br />

Begegnung Zoo<br />

Zoopädagogik aktuell<br />

Nr. <strong>14</strong>, November 2002<br />

Herausgeber:<br />

Verband deutschsprachiger<br />

Zoopädagogen e. V.<br />

Redaktion:<br />

Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />

Ruth Dieckmann, Zoologischer Garten Köln<br />

Anke Krull, Krefeld<br />

Lothar Philips, Zoologischer Garten Köln<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />

Zittauer Str. 43<br />

02826 Görlitz<br />

Erscheinungsweise:<br />

2 mal pro Jahr, Sonderheft<br />

Gestaltung / Satz<br />

Lothar Philips, Köln<br />

Zeichnung Deckblatt, Haselnussbohrer,<br />

Marcel Kamp, Köln<br />

© bei den Herausgebern.<br />

Die Artikel geben nicht<br />

notwendigerweise<br />

die Meinung der Herausgeber<br />

und der Redaktion wieder.<br />

ISSN 0949 8362<br />

Begegnung Zoo,<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. 15<br />

erscheint im Mai 2003<br />

Redaktionsschluss<br />

ist der 15.3.2003<br />

Artikel und Zuschriften bitte, soweit<br />

möglich unformatiert, auf Diskette<br />

mit einem Ausdruck einsenden.<br />

Wir freuen uns über Leserbriefe und Manuskripte,<br />

behalten uns allerdings Abdruck, Kürzungen und<br />

Änderungen vor.


Vorwort<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />

Ein aufwühlender Sommer liegt hinter uns: Flutkatastrophe in Österreich, Tschechien und Deutschland,<br />

Kriegsdrohungen im Nahen Osten, interessante Konferenzen, der UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung<br />

in Süd-Afrika.<br />

Was hat das alles mit unserer täglichen Arbeit zu tun, mögen sich einige fragen.<br />

Ich denke eine ganze Menge; die Forderung der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie, Zoos sollten Umweltschutzzentren<br />

werden, ist mittlerweile mehr als Wunschdenken und Lippenbekenntnis. Gedanken der<br />

Agenda 21, des Abschlußdokumentes des Erdgipfels in Rio vor 10 Jahren, finden mehr und mehr<br />

Raum in den Zoos. Glücklicherweise bleibt es nicht nur bei Gedanken, mittlerweile gibt es zahlreiche<br />

Beispiele, wie die Zoos diese Gedanken auch umsetzen. Und hier sind wir Zoopädagogen gefordert,<br />

nach dem Motto: Tue Gutes und sprich darüber.<br />

Unsere Arbeit gibt uns täglich Gelegenheit, auf das öffentliche Bewusstsein einzuwirken. Nutzen wir<br />

also diese Chance.<br />

Die vorliegende <strong>Ausgabe</strong> beschäftigt sich schwerpunksmäßig mit Themen der „Erziehung zur Nachhaltigkeit“.<br />

Autoren aus der Zoowelt, aber auch von außerhalb, konnten gewonnen werden, Zusammenarbeit<br />

ist der Schlüssel für Agenda 21 Arbeit und diese Zusammenarbeit müssen wir auf vielen<br />

Ebenen verstärken.<br />

Das Redaktionsteam wünscht Ihnen Muße, die Lektüre genießen zu können.<br />

Lothar Philips<br />

Inhalt<br />

Impressum 2<br />

Vorwort, Inhalt 3<br />

10 Jahre nach Rio, Was haben wir erreicht ? Was bleibt zu tun ? Gunther Nogge 4<br />

Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung, Neuer Schwung für die Bewahrung natürlicher Ressourcen? 8<br />

Jürgen Wolters<br />

Zoos und Naturschutz-Erziehung für Grundschulkinder, Sue Dale Tunnicliffe 10<br />

Töröö! Ich bin so FREI, Claudia Sewig 16<br />

Ganzheitliches und interaktives Lernen im Zoo Leipzig im Rahmen des Masterplanes "Zoo der Zukunft", 18<br />

Frank Oberwemmer<br />

Das Internationale Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS) im Allwetterzoo Münster, Martina Raffel 22<br />

Glanz und Elend der Berliner Zoopädagogik – eine traurige Bilanz, Gerd Stadie 26<br />

Das Beschilderungs- und Informationssystem im Zoologicka zahrada Bratislava, Benjamin Ibler/Hans 28<br />

Lichei<br />

Neue Projektmöglichkeiten für Oberstufenschüler/innen im Ruhr Zoo Gelsenkirchen, Tamara Kalmbach 30<br />

Aus dem Vorstand 31<br />

Die Homepage des Verbands in neuem Gewand 32<br />

Neues aus den EAZA-News, Lothar Philips 34<br />

Rückblick Wien 36<br />

Internet 38<br />

Termine 40<br />

Winterschläfer in´s Haus holen? Doris Schwetz 41<br />

Anekdoten 42<br />

Buchbesprechungen 43<br />

Autoren 47


10 Jahre nach Rio<br />

Was haben wir erreicht ? Was bleibt zu tun ?<br />

Gunther Nogge<br />

Während es die Menschheit im 19. Jahrhundert<br />

nicht einmal schaffte, sich zu verdoppeln, hat sie<br />

sich im 20. Jahrhundert vervierfacht. Zwei Weltkriege<br />

und Dutzende anderer Kriege mit Millionen<br />

von Toten haben das nicht verhindern können. Der<br />

Generalsekretär der Vereinten Nationen hat jüngst<br />

freudig erregt den 6 Milliardsten Erdenbürger begrüßt.<br />

Die Verdoppelungszeit der Weltbevölkerung<br />

liegt nur noch bei 30 Jahren. Als ich Anfang der<br />

70er Jahre zum ersten Mal nach Indien kam, gab<br />

es dort 500 Millionen Inder, was mir erschreckend<br />

viel erschien. Wer heute nach Indien kommt, trifft<br />

dort auf 1 Milliarde Menschen. Der Schreck, den<br />

er bekommt, ist aber nicht größer als der, den ich<br />

vor 30 Jahren bekam. Wir haben es hier mit Dimensionen<br />

zu tun, die das menschliche Vorstellungsvermögen<br />

übersteigen. Dass es in weiteren<br />

30 Jahren 12 Milliarden Menschen auf der Erde<br />

gibt, wird Sie nicht mehr berühren, als wenn ich<br />

Ihnen erzähle, dass die Dinosaurier vor 65 Millionen<br />

Jahren ausgestorben sind.<br />

Dass die wachsende Menschheit immer mehr<br />

Raum und Ressourcen beansprucht, ist ja wohl<br />

selbstverständlich. Gemeinsam mit unseren 6 Milliarden<br />

Mitbürgern und Mitbürgerinnen verbrauchen<br />

wir jetzt schon 42 % der auf der Erde produzierten<br />

Biomasse. 8 Milliarden Menschen werden 56 %<br />

verbrauchen usw., bis es dann gar nicht mehr<br />

ausreicht. Dass dabei die Vielfalt an Tier- und<br />

Pflanzenarten auf der Strecke bleibt, ist nicht zu<br />

vermeiden. Was bleibt, ist ein Denkmal wie das<br />

der Amerikanischen<br />

Wandertaube, die einst<br />

in Millionenschwärmen<br />

den Himmel Nordamerikas<br />

verdunkelte und<br />

deren letztes Exemplar<br />

am 1. September 19<strong>14</strong><br />

für immer die Augen<br />

schloss. Einige spektakuläre<br />

Tierarten wie<br />

Moa, Dronte, Stellers-<br />

Seekuh, und Beutelwolf<br />

haben ihren letzten<br />

Platz in einem Museum<br />

gefunden, denn Museen<br />

bewahren bekanntlich<br />

menschliche Leistungen<br />

auf, damit nachfolgende<br />

Generationen<br />

sie nicht vergessen.<br />

Im vergangenen Jahr feierte Deutschland die 25.<br />

Wiederkehr seines Beitritts zum Washingtoner<br />

Artenschutzübereinkommen (WA). So wichtig und<br />

richtig eine Kontrolle des Handels mit bedrohten<br />

Tier- und Pflanzenarten ist. Im Grunde handelt es<br />

sich um einen Nebenkriegsschauplatz, der von dem<br />

eigentlichen Problem des Naturschutzes nur ablenkt.<br />

Es ist leider etwas in Vergessenheit geraten, dass<br />

das WA auch auf Betreiben der Zoos entstanden<br />

ist, und dass diese sich lange vor dem WA selbst<br />

verpflichtet hatten, auf die Einfuhr besonders bedrohter<br />

Tierarten wie z.B. Goldgelber Löwenäffchen<br />

und Orang-Utans zu verzichten. Gerade das Beispiel<br />

Orang-Utan lehrt uns aber, dass ein Handelsverbot<br />

allein gar nichts hilft. Der Bestand frei lebender<br />

Orang-Utans ist nämlich während der letzten<br />

25 Jahre kontinuierlich weiter zurückgegangen<br />

auf jetzt schätzungsweise 15.000 in Borneo<br />

und knapp 9.000 in Sumatra, und zwar weil in<br />

dieser Zeit 80 % der Lebensräume zerstört, abgeholzt<br />

oder abgebrannt wurden. Was soll das WA<br />

daran ändern ?<br />

Das WA hat dagegen dramatische Auswirkungen<br />

auf die Zoos gehabt. Es hat sie nämlich abgeschnitten<br />

von der Zufuhr von Wildimporten. Die Zoos<br />

müssen seitdem die Tiere, die sie den Menschen<br />

zeigen wollen, selber produzieren. Diesem Zweck<br />

dienen die koordinierten Zuchtprogramme, die SSPs<br />

und EEPs etc., die im Laufe der achtziger Jahre in<br />

den verschiedenen Regionen der Welt entstanden<br />

sind. Dem Erfolg dieser Programme ist es zu verdanken,<br />

dass in den Zoos heute noch Gorillas, Tiger,<br />

Nashörner und die vielen anderen Tierarten<br />

vertreten sind, die wir heute nicht mehr der Wildbahn<br />

entnehmen dürfen. Die EEPs dienen also in<br />

erster Linie der Zukunftssicherung der Zoos, so dass<br />

sie auch in Zukunft ihre Aufgaben gegenüber der<br />

Gesellschaft und der bedrohten Tierwelt erfüllen<br />

können.<br />

Im Blickpunkt der EEPs stehen einzelne Tierarten.<br />

Wenn es um die Zukunft der Zoos geht, müssen<br />

wir uns aber den ganzen Tierbeständen zuwenden,<br />

den Tierbeständen der einzelnen Zoos und<br />

denjenigen der Zoos, mit denen wir kooperieren,<br />

d.h. der Zoos in Europa. Wir müssen uns jetzt<br />

fragen, welche Arten wir auf Dauer halten wollen,<br />

wie viele und in wie großer Anzahl. Für jede einzelne<br />

Art muss die Frage gestellt werden, warum<br />

wir sie halten, aus edukativen, Forschungs-, Arterhaltungsgründen<br />

etc.<br />

Dank der Erfolge der EEPs gibt es ja mittlerweile<br />

zahlreiche Tierarten, deren Bestände in den Zoos<br />

4<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


größer sind als in der Natur, und es gibt auch schon<br />

Tierarten, die es in der Natur gar nicht mehr, sondern<br />

nur noch in Zoologischen Gärten gibt. Dadurch<br />

sind die Tierbestände der Zoos zu Reservepopulationen<br />

für die Natur geworden, so dass sie<br />

– wann immer es möglich und sinnvoll ist - Tiere<br />

aus ihren Beständen für Wiederansiedlungen in der<br />

Natur zur Verfügung stellen können. Beispiele<br />

hierfür sind der europäische Wisent, die arabische<br />

Oryxantilope oder das brasilianische Goldgelbe<br />

Löwenäffchen.<br />

Den Zoos ist also eine neue wichtige Aufgabe zugefallen,<br />

der sie sich auch nicht verschließen können.<br />

Artenschutzaspekte müssen daher in alle Tierbestandsplanungen<br />

mit einbezogen werden. Und<br />

weil das so wichtig ist, sollten die Zoos sich auch<br />

nicht allein damit auseinandersetzen, sondern<br />

Naturschützer, etwa die Conservation Breeding<br />

Specialist Group (CBSG) mit ihrem Sachverstand<br />

hinzuziehen.<br />

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde es vielen<br />

klar, dass mit dem WA allein die Welt auch nicht<br />

zu retten ist. Es geht inzwischen auch gar nicht<br />

mehr um das Übeleben von Elefanten, Nashörnern<br />

und Gorillas, sondern um das Überleben der<br />

Menschheit. Bevölkerungs- und Klimakonferenzen<br />

fanden in immer rascherer Folge statt, und 1992<br />

– genau vor 10 Jahren – trafen sich sogar die<br />

Staats- und Regierungshäupter zum ersten Umweltgipfel<br />

und zwar in Rio de Janeiro, um die Welt<br />

vor dem ökologischen Kollaps zu bewahren. Das<br />

Ergebnis ist die Agenda 21, die Tagesordnung für<br />

das 21. Jahrhundert, und eine Reihe von Resolutionen<br />

wie z.B. das „Übereinkommen zur Erhaltung<br />

der biologischen Vielfalt“. In diesem werden<br />

Zoologische Gärten übrigens ausdrücklich erwähnt,<br />

nämlich in Art. 9, wo es um ex situ-Maßnahmen<br />

geht, und in Art. 13, der die Schärfung des Umweltbewusstseins<br />

fordert.<br />

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Konferenzteilnehmer<br />

keine Ahnung davon hatten, dass sich<br />

im Staat Rio de Janeiro das letzte Vorkommen der<br />

Goldgelben Löwenäffchen befindet. Am 1. Januar<br />

1502 – also genau vor 500 Jahren – entdeckten<br />

die Portugiesen die Guanabara-Bucht und hielten<br />

sie zunächst für die Mündung eines Flusses, den<br />

sie Januarfluss, Rio de Janeiro, nannten. Damals<br />

war die Küste Brasiliens von primärem Regenwald<br />

bedeckt, und in der Bucht von Rio de Janeiro lebten<br />

ein paar Tamoio-Indianer. Heute ist allein der<br />

Großraum Rio de Janeiro von 12 – 13 Millionen<br />

Menschen bewohnt. Sao Paulo hat 20 Millionen<br />

Einwohner. Der Regenwald der Küste Brasiliens ist<br />

infolgedessen geschrumpft: auf 2 % seiner ursprünglichen<br />

Ausdehnung. Man muss sich wundern,<br />

dass es dort überhaupt noch Löwenäffchen<br />

gibt. Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre fing<br />

man an, sich zu wundern. Die Zoos verzichteten<br />

fortan auf die weitere Einfuhr dieses attraktiven<br />

Krallenäffchens, fasste alle in den Zoos noch vorhandenen<br />

Löwenäffchen in einem zooübergreifenden<br />

Zuchtprogramm zusammen, welches<br />

in der Folge so erfolgreich war, dass man ab Mitte<br />

der achtziger Jahre Tiere zur Wiederansiedlung<br />

nach Brasilien zurück bringen konnte. Das<br />

Löwenäffchenprogramm wurde so zum Vorbild für<br />

alle koordinierten Zuchtprogramme der Zoos.<br />

Übrigens wurden die Löwenäffchen 1991 formell<br />

Brasilien, dem einzigen Land, wo diese Tiere<br />

natürlicherweise vorkommen, übereignet. Damit<br />

bringen die Zoos zum Ausdruck, dass sie die ihnen<br />

anvertrauten Tiere als Leihgabe der Natur betrachten.<br />

Detail der Wattenmeerinstallation in Köln<br />

Das Löwenäffchenprojekt hat aber auch in anderer<br />

Hinsicht Modellcharakter. Bei einem Wiederansiedlungsprojekt<br />

ist es ja nicht damit getan, einoder<br />

zweimal Tiere aus dem Zoo zu entlassen. Eine<br />

Wiederansiedlung ist nur sinnvoll, wenn die Ursachen<br />

für den Rückgang der betreffenden Tierarten<br />

beseitigt sind und sie eingebettet ist in ein - und<br />

zwar langfristiges - Naturschutzprojekt. Das<br />

Löwenäffchenprojekt ist auf 50 Jahre angelegt und<br />

zwar als multinationales und multidisziplinäres<br />

Projekt zur Erhaltung des verbliebenen brasilianischen<br />

Küstenregenwaldes. Biotopschutz, Forschung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit sind ebenso wichtig,<br />

eigentlich sogar die Voraussetzung für die<br />

Wiederansiedlung der Löwenäffchen. Zwar steht<br />

diese attraktive Primatenart als Sympathie- und<br />

Werbeträger bewusst im Vordergrund. In Wirklich-<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

5


10 Jahre nach Rio<br />

Was haben wir erreicht ? Was bleibt zu tun ?<br />

keit geht es aber nicht nur um das Löwenäffchen,<br />

sondern um den gesamten Küstenregenwald. Mit<br />

dem Löwenäffchen werden nämlich zugleich ungezählte<br />

ebenso bedrohte Tier- und Pflanzenarten<br />

vor dem endgültigen Aus gerettet, für die sich sonst<br />

niemand interessiert. Man braucht heute Flaggschiffe<br />

im Naturschutz – sonst erreicht man gar nichts.<br />

1993, ein Jahr nach dem Gipfel in Rio, haben die<br />

Zoos ihre Welt-Zoo-Naturschutzstrategie vorgelegt,<br />

die das Potenzial Zoologischer Gärten für den Natur-<br />

und Umweltschutz, die Erhaltung der biologischen<br />

Vielfalt, aufzeigt. Sie hat außerordentlich viel<br />

Beachtung gefunden und zwar sowohl innerhalb<br />

wie außerhalb der Zoowelt. Z.B. hat die Europäische<br />

Union 1999 die so genannte Zoo-Richtlinie<br />

erlassen. Deren Ziel ist es, „die Rolle der Zoos bei<br />

der Erhaltung der biologischen Vielfalt zu stärken“.<br />

Die Mitgliedsstaaten werden verpflichtet, diese<br />

Richtlinie bis zum 9. April 2002 umzusetzen und<br />

„sicherzustellen, dass alle Zoos die nachstehenden<br />

Erhaltungsmaßnahmen anwenden:<br />

· Sie beteiligen sich an Forschungsaktivitäten,<br />

die zur Erhaltung der Arten beitragen und/oder<br />

am Austausch von Informationen über die Arterhaltung<br />

und/oder gegebenenfalls an der Aufzucht<br />

in Gefangenschaft, der Bestandserneuerung<br />

oder der Wiedereinbürgerung von<br />

Arten in ihrem natürlichen Lebensraum.<br />

· Sie fördern die Aufklärung und das Bewusstsein<br />

der Öffentlichkeit in Bezug auf den Erhalt<br />

der biologischen Vielfalt, insbesondere durch<br />

Informationen über die zur Schau gestellten<br />

Arten und ihre natürlichen Lebensräume.“<br />

Die Zoo-Richtlinie ist nicht nur die politische Absegnung<br />

des Wandlungsprozesses Zoologischer<br />

Gärten von der Menagerie des 19. Jahrhunderts<br />

zum Naturschutzzentrum des 21. Jahrhunderts.<br />

Jetzt sind wir sogar gesetzlich zu dem verpflichtet,<br />

was wir tun (wollen).<br />

Die Zahl an Artenschutz- und Naturschutzprojekten,<br />

an denen sich Zoos beteiligen oder die sie selber<br />

durchführen, ist während der letzten zehn Jahre<br />

erfreulich angestiegen, und zwar so weit, dass niemand<br />

mehr einen Überblick hat. Um einen Überblick<br />

zu bekommen, hat der Europäische Zooverband<br />

(EAZA) ein Conservation Committee gegründet,<br />

dessen erste Aufgabe die Erstellung einer<br />

Datei aller von den Zoos durchgeführten Naturschutzprojekte<br />

ist.<br />

Parallel dazu hat der Weltzooverband (WAZA)<br />

während der letzten beiden Jahre in den verschiedenen<br />

Regionen der Welt so genannte „project<br />

identification workshops“ durchgeführt. All dies soll<br />

den Zoos helfen, ihre Kräfte zu bündeln, ihre<br />

Naturschutzarbeit besser zu synchronisieren, um<br />

schließlich noch effizienter in Sachen Naturschutz<br />

zu werden.<br />

Der Beitrag Zoologischer Gärten zum Naturschutz<br />

erschöpft sich nicht in der Zucht bedrohter Tierarten<br />

und der Durchführung von Naturschutzprojekten.<br />

Ebenso wichtig ist die Bewusstseinsbildung in der<br />

Öffentlichkeit. Ich denke sogar, dass hier unser<br />

größtes Potenzial liegt. Die deutschen Zoos zählen<br />

alljährlich 30 Millionen, die europäischen Zoos<br />

100 Millionen Besucher. Dies sind ausnahmslos<br />

auf Tiere und ihre Probleme positiv eingestimmte<br />

Menschen, die freiwillig zu uns kommen. Man<br />

muss sie also nur ansprechen. Wenn die Menschen<br />

den Zoo genau so dumm verlassen, wie sie<br />

hereingekommen sind, haben wir unsere Chance<br />

vertan. Zwar ist das Informationsangebot in allen<br />

Zoos groß. Nur die Informationen werden meist in<br />

einer so biederen Weise angeboten, dass die Menschen<br />

des heutigen Kommunikationszeitalters sie<br />

einfach nicht annehmen.<br />

Der Kölner Zoo hat sich vorgenommen, das zu<br />

ändern und ein neues Informationssystem eingeführt,<br />

bei dem bewusst eine Werbeagentur den Stift<br />

geführt hat. Wir haben das Produkt, der Werbefachmann<br />

muss es verkaufen. Natürlich gibt es<br />

nach wie vor Informationstafeln zu den einzelnen<br />

Tieren in den Gehegen. Daneben werden jedoch<br />

gehegeübergreifende Umwelt- und Naturschutzprobleme<br />

thematisiert, z.B. der Küsten- und<br />

Meeresschutz bei den Robbenanlagen und<br />

Limikolenvolieren. Im Sinne der Agenda 21, die<br />

die Entwicklung nachhaltiger Nutzung natürlicher<br />

Ressourcen fordert, werden soziale und ökonomische<br />

Aspekte einbezogen, um auf diese Weise zu<br />

einer handlungsorientierten Umweltbildung beizutragen.<br />

Die Agenda 21 geht alle an. Jede Kommune ist<br />

aufgefordert, ihre lokale Agenda 21 zu entwickeln.<br />

Wer einen Zoo hat, verfügt automatisch über ein<br />

Umweltbildungszentrum wie es in Rio gefordert<br />

wurde. Manche haben es nur noch nicht gemerkt.<br />

Sicherlich sollte jeder Zoo, auch was die<br />

Informationsvermittlung betrifft, seine spezifische<br />

Handschrift behalten. Umgekehrt gibt es auf gute<br />

Ideen keinen Patentschutz. Und es muss auch nicht<br />

jeder das Rad neu erfinden. Unser Projekt wurde<br />

deshalb auch von der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU) als „Pilotprojekt zur Förderung globaler<br />

Umweltbildung und Umwelterziehung in wissenschaftlichen<br />

Zoologischen Gärten“ gefördert.<br />

Auch für die Durchführung haben wir uns übrigens<br />

6<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


mit einer Naturschutzorganisation, der Arbeitsgemeinschaft<br />

Regenwald und Artenschutz (ARA) zusammengetan.<br />

Das Konzept wurde in Heft 4<br />

(2001) der ZEITSCHRIFT DES KÖLNER ZOO vorgestellt<br />

– und darf kopiert werden.Erstmals gab es<br />

im vergangenen Jahr eine von allen europäischen<br />

Zoos gemeinsam durchgeführte Aufklärungskampagne,<br />

die so genannte Bushmeat-Kampagne,<br />

in deren Verlauf mehr als 1,8 Millionen Unterschriften<br />

gesammelt wurden. Das ist eine eindrucksvolle<br />

Zahl. Setzt man sie jedoch in Relation<br />

zu den Zoobesuchern eines Jahres (100 Millionen<br />

in Europa) waren es nur 1,8 %, die die Petition<br />

unterschrieben haben. In Deutschland waren<br />

es sogar nur 0,9 %, was schlicht daran lag, dass<br />

es in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen<br />

Ländern weniger Zoos gab, die sich –<br />

aus welchen Gründen auch immer – an der Kampagne<br />

beteiligt haben.<br />

Die diesjährige gemeinsame Kampagne der europäischen<br />

Zoos setzt sich für die Erhaltung des verbliebenen<br />

Küstenregenwaldes in Brasilien ein. Ein<br />

Zusammenhang mit den 10 Jahren nach Rio, dem<br />

Umweltgipfel, war von den Initiatoren überhaupt<br />

nicht beabsichtigt. Ich finde aber, er bietet sich förmlich<br />

an. Wenn jemand sonst keinen Aufhänger zur<br />

Beteiligung an dieser Regenwald-Kampagne findet,<br />

weil er vielleicht keine Löwenäffchen in seinem<br />

Zoo hat, dann ist dies einer: die Zoos setzen<br />

10 Jahre nach Rio ein Zeichen, um die Welt an<br />

das zu erinnern, was sie sich für das neue Jahrhundert<br />

vorgenommen hat, nämlich die Agenda<br />

21 zur Erhaltung der Biodiversität auf diesem Planeten.<br />

Ein letzter Punkt: Naturschutzengagement und wirtschaftlicher<br />

Erfolg eines Zoos sind kein Widerspruch.<br />

Als Beispiel nenne ich nur Disney’s Animal<br />

Kingdom. In einer Studie über die Akzeptanz Zoologischer<br />

Gärten fragte Björn Encke vor einiger Zeit<br />

Zoobesucher nach den Aufgaben der Zoos, die eine<br />

Unterstützung mit öffentlichen Geldern legitimieren.<br />

Als eine der wichtigsten Aufgaben wurde die Arterhaltung<br />

genannt. Wenigstens 30 % des Budgets<br />

sollte nach Meinung der Befragten allein auf diese<br />

Funktion entfallen. Davon sind die Zoos allerdings<br />

noch weit entfernt. Die Frage stellt sich aber, ob<br />

wir der Erwartung der Zoobesucher, dass Zoologische<br />

Gärten im 21. Jahrhundert Naturschutzzentren<br />

sein sollen, gerecht werden.<br />

Möglicherweise regen wir uns ja umsonst auf. „Alles<br />

Panikmache“ heißt nämlich die frohe Botschaft,<br />

die jetzt aus Dänemark kommt. Ein Statistikprofessor<br />

namens Lomberg hat alles noch einmal<br />

durchgerechnet und ist zu dem Schluss gekommen,<br />

dass es der Menschheit noch nie so gut ging<br />

wie heute. In den Entwicklungsländern ist die Kindersterblichkeit<br />

um mehr als 50 % gesunken –<br />

weswegen die Weltbevölkerung ja auch zunimmt.<br />

Die Landflucht in denselben Ländern sieht er als<br />

positives Zeichen. Die Slums der Megastädte würden<br />

ja wohl nicht anwachsen, wenn es den Menschen<br />

auf dem Lande besser ginge. Während alle<br />

Welt sich um die Regenwälder sorgt – wegen der<br />

Auswirkung auf das globale Klima, wiegelt der Prof.<br />

aus Aarhus ab: „ Apokalypse? – No!“ Und rechnet<br />

aus, wie viel Getreide man in Sibirien mehr ernten<br />

kann, je weiter die Wüste in den Subtropen fortschreitet.<br />

Dass die Zahl der Elefanten, Nashörner,<br />

Tiger und Gorillas während des 20. Jahrhunderts<br />

um mehr als 90 % abgenommen hat, ficht ihn<br />

nicht an. Wer vermisst schon Mammuts, Wollnashörner<br />

und Riesengürteltiere, die die Menschen<br />

der Steinzeit noch gekannt haben. Natürlich dreht<br />

sich die Erde weiter, wenn es keine Elefanten und<br />

Tiger mehr gibt, aber um wie viel ärmer ist die Erde<br />

und unser Leben ohne sie.<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

7


Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung<br />

Neuer Schwung für die Bewahrung natürlicher Ressourcen ?<br />

Jürgen Wolters<br />

Im Spätsommer 2002 fand in Südafrika die UN-<br />

Konferenz für nachhaltige Entwicklung statt. Zehn<br />

Jahre nach dem spektakulären Erdgipfel von Rio<br />

de Janeiro, der neben der Agenda 21 bedeutsame<br />

neue Konventionen wie die Klimarahmenkonvention<br />

und das Übereinkommen über die<br />

biologische Vielfalt auf den Weg brachte, hatten<br />

die Vereinten Nationen zu einer Zwischenbilanz auf<br />

dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung aufgerufen.<br />

Wer erwartet hatte, von der Johannesburg-<br />

Konferenz würden auch nur annähernd vergleichbare<br />

Impulse ausgehen wie vom UN-Gipfel für<br />

Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio, der sah sich<br />

getäuscht.<br />

Für Insider kam diese Entwicklung nicht überraschend.<br />

Schon auf den zahlreichen Vorbereitungskonferenzen<br />

zum Weltgipfel wurde deutlich, dass<br />

die sattsam bekannten Blockadestaaten des Rio-<br />

Folgeprozesses, besonders die OPEC-Länder und<br />

die Vereinigten Staaten, alles daran setzen würden,<br />

verbindliche neue Verabredungen zum Umwelt-<br />

und Naturschutz, sowie für nachhaltige, gerechte<br />

Entwicklung zu verhindern. George Bush<br />

Junior, der wegen seiner konsequenten Verweigerungshaltung<br />

zur amerikanischen Mitträgerschaft<br />

des Kyoto-Klimaschutzprotokolls vorher arg<br />

gescholten worden war, blieb denn auch dem<br />

Johannesburg-Gipfel demonstrativ fern. Fachleute<br />

befürchteten, Johannesburg könne nicht nur zum<br />

Stillstand in der globalen Nachhaltig-keitsdebatte<br />

führen, sondern sogar zum Rückschritt, zur<br />

Aufweichung längst vereinbarter Ziele zum<br />

Naturresourcenschutz und zu einer gerechte-<br />

ren Weltordnung.<br />

Sorgen waren also mehr als begründet und in<br />

Johannesburg stand - wie sich in den konkreten<br />

Verhandlungen zeigen sollte - viel auf dem Spiel.<br />

Vor diesem Hintergrund haben schließlich doch<br />

noch zahlreiche Prozessteilnehmer und -beobachter<br />

zum Abschluss der Konferenz erleichtert aufgeatmet.<br />

Der in der Öffentlichkeit wenig beachtete, aber<br />

vielleicht bedeutendste Erfolg der Konferenz war,<br />

dass die Dominanz des internationalen Handelsrechts<br />

(die Rechtsprinzipien der World Trade<br />

Organization, WTO) über UN-Umweltabkommen<br />

verhindert werden konnte. Zur Stärkung der Dominanz<br />

der WTO lag in Johannesburg ein konkreter<br />

Antrag vor, der zunächst leider auch von der Europäischen<br />

Union unterstützt wurde. Wäre er angenommen<br />

worden, hätte das zum Beispiel die Handhabe<br />

zur Kontrolle und Eindämmung des Handels<br />

mit bedrohten Arten erheblich einschränken können.<br />

Dank der Initiative der Schweiz, Norwegens, Ungarns,<br />

auch Kanadas, sowie letztlich der gesamten<br />

Gruppe der Entwicklungs- und Schwellenländer<br />

(G7-Staaten) konnte in Johannesburg das<br />

Schlimmste verhindert werden.<br />

Der Schutz der natürlichen Ressourcen und der<br />

biologischen Vielfalt war übrigens eines der fünf<br />

Schwerpunkthemen des Johannesburg-Gipfels. Zu<br />

Recht, denn die in Rio angestrebte Trendwende in<br />

der weltweiten Naturzerstörung war weitgehend ergebnislos<br />

geblieben. Das Waldsterben geht ungebrochen<br />

weiter, mehr als 70 Prozent der Meeresfischbestände<br />

sind kritisch übernutzt, während die<br />

bedeutendsten Kinderstuben der biologischen Vielfalt<br />

der Meere, Korallenriffe und Mangroven, in beängstigendem<br />

Tempo verschwinden. Der Naturverlust<br />

zu Wasser wie zu Lande übersteigt die pessimistischsten<br />

Szenarien.<br />

Was Johannesburg vor diesem Hintergrund zustande<br />

brachte, war bescheiden, aber immerhin mehr,<br />

als viele Blockadestaaten zunächst anzuerkennen<br />

gewillt waren. Bis zum Jahr 2010 soll es gegenüber<br />

heute signifikant geringere Verluste an biologischer<br />

Vielfalt geben. Die ursprünglich angestrebte<br />

Konferenzvereinbarung, bis 2015 den Verlust<br />

biologischer Vielfalt zu stoppen und den Trend umzukehren,<br />

war nicht mehrheitsfähig. Ähnlich<br />

unkonkret blieb der Beschluss, bis 2015 die Übernutzung<br />

der Weltfischbestände zu stoppen. Denn<br />

so richtig der Ansatz und die Zeitvorgaben sind, so<br />

unverbindlich blieb es bei Vorgaben zur Umsetzung.<br />

Bei der Finanzierung dazu notwendiger Maßnah-<br />

8<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


men sind vor allem die Länder des Nordens gefordert,<br />

doch neue Finanzierungsmechanismen zum<br />

Naturressourcenschutz wurden nicht vereinbart;<br />

und bestehende nicht aufgestockt. Wer also soll<br />

die Maßnahmen bezahlen? Was zunächst bleibt,<br />

sind mögliche Investitionen aus bilateralen Mitteln<br />

der Industrieländer für Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Die sollten gemäß dem Versprechen von<br />

Rio längst auf 0,7 Prozent der Bruttoinlandsprodukte<br />

der Industriestaaten angewachsen sein.<br />

Schon vor Johannesburg hatte man sich darauf<br />

verständigt, bis 2010 allenfalls die Hälfte dieses<br />

Ziels zu erreichen. Länder wie Deutschland, viel<br />

schlimmer noch die USA, sind selbst davon weit<br />

entfernt.<br />

Dennoch, von Johannesburg gingen letztlich nicht<br />

nur im Bereich des Biodiversitätsschutzes nutzbare<br />

politische Impulse aus, die Verhandlungen<br />

an anderer Stelle, etwa im Rahmen des Übereinkommes<br />

über die biologische Vielfalt (Biodiversitätskonvention)<br />

befördern können. Es ist jetzt<br />

auch durchaus denkbar, dass in nächster Zeit<br />

die Armutsbekämpfung, die globale Sicherung der<br />

Trinkwasserversorgung, der Klimaschutz und andere<br />

Themen mehr, entscheidend vorangebracht<br />

werden. Schließlich sind auch die so genannten<br />

Nebenvereinbarungen der Konferenz anzuführen,<br />

wie etwa eine internationale Initiative zum Schutz<br />

und zur nachhaltigen Nutzung der Tropenwaldressourcen<br />

des Kongobeckens. Ebenso bemerkens-<br />

wie lobenswert war auch die Initiative<br />

der deutschen Verhandlungsdelegation für eine<br />

deutliche Ausweitung der Nutzung erneuerbarer<br />

Energiequellen. Nicht zuletzt hat ganz offensichtlich<br />

das weltweit große öffentliche Interesse am<br />

Thema des Weltgipfels einzelne Staaten dazu bewogen,<br />

im unmittelbaren Verantwortungsbereich<br />

mehr Flagge zu zeigen, Flagge auch für den Naturschutz.<br />

Brasilien etwa hat gewiss nicht zufällig<br />

pünktlich zu Johannesburg einen der größten<br />

Nationalparke der Erde ausgewiesen. Kanada will<br />

jetzt seinen Bestand an Schutzgebieten gar verdoppeln.<br />

Welche Botschaft geht also von Johannesburg aus,<br />

von der Rio+10 Konferenz? Die Ergebnisse sind<br />

angesichts der großen Herausforderungen enttäuschend<br />

– vor allem für jene, die sich in ihrem persönlichen<br />

Wirkungsbereich mit Nachdruck für die<br />

konsequente Umsetzung der Agenda 21, für Chancengleichheit<br />

und Zukunftssicherung, für den Schutz<br />

der Umwelt einsetzen.<br />

Aber die „Blockierer“ haben es nicht geschafft, den<br />

Geist von Rio zu vertreiben. Der Geist von Rio lebt<br />

– trotz, aber auch durch Johannesburg. Also kann<br />

doch unsere Schlussfolgerung nur lauten: Ärmel<br />

hoch krempeln und weiter kämpfen.<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

9


Zoos und Naturschutz-Erziehung für Grundschulkinder<br />

Sue Dale Tunnicliffe<br />

Naturschutz und Bildung werden von den westlichen<br />

Zoos als Hauptziel benannt (Brisbin 1993;<br />

Brambell 1993; IUDZG and IUCN/SSC 1993). Bildung<br />

ist eine wichtige Forderung in den Handlungsleitlinien<br />

für Zoos im Vereinigten Königreich (HSC<br />

2002). Eine internationale Umfrage (Tunnicliffe<br />

1994) bei Lehrern über Besuche von Zoos hat<br />

gezeigt, dass, obwohl dreiviertel aussagten, dass<br />

Naturschutz ein wichtiger Aspekt ihres Besuches<br />

war, nur 44% dies als Hauptthema bezeichneten.<br />

51% sagten aus, dies sei kein Thema, um das sie<br />

sich kümmerten. Also mögen die Besucher die<br />

Naturschutzbemühungen der modernen Zoos zwar<br />

anerkennen, wenn sie danach gefragt werden, sie<br />

sind aber nicht der Hauptanlass ihres Besuchs.<br />

Deshalb besteht die Herausforderung darin, bei den<br />

Besuchern zu beginnen und herauszufinden, über<br />

was sie sprechen, während sie die Tiere anschauen,<br />

und dieses Interesse auf dieEntwicklung eines<br />

Naturschutz-Verständnisses zu lenken.<br />

Eine der Aufgaben von Zoos ist die Entwicklung<br />

eines allgemeinen Verständnisses für den Wert der<br />

Vielfalt (Biodiversity), der Basis, auf der die Artenkenntnis<br />

und die Einschätzung von Gefahren ruht.<br />

Wir müssen das Ausmaß abschätzen, inwieweit<br />

das Betrachten von Tieren Besucher motiviert, sich<br />

um diese Fragen zu kümmern, und ob die expliziten<br />

Botschaften innerhalb der Gehege die Besucher<br />

erreichen. Den Unterhaltungen von Besuchern<br />

(ohne Befragung) zuzuhören und diese zu analysieren<br />

ist ein Weg, festzustellen ob die Botschaften<br />

ankommen oder nicht. Es ist notwendig, genau<br />

herauszufinden, was die Aufmerksamkeit der Besucher<br />

erregt, damit Zoos wirksame Möglichkeiten<br />

für realistische und wirksame Naturschutz-Bildungs-Strategien<br />

entwickeln können.<br />

Methode<br />

Wenn man den spontanen Unterhaltungen lauscht,<br />

kann man herausfinden, über was sich Besucher<br />

unterhalten, während sie vor den Tiergehegen stehen.<br />

Dieses Projekt will den „Ist-Zustand“ beschreiben<br />

und es dem Forscher ermöglichen,aufzulisten,<br />

was sich ereignet. Details der Methode dieser Untersuchung<br />

finden sich an anderer Stelle (Tunnicliffe<br />

1995). Hauptsächlich wurden Gespräche, die nicht<br />

vom Interwiever initiiert waren,mit dem Tonband<br />

aufgezeichnet und dann anhand von Kategorien<br />

eines für diese Studie entwickelten systematischen<br />

Rasters analysiert. Ein systematisches Raster ist<br />

ein Analyse-Instrument, das es erlaubt, qualitative<br />

Daten in quantifizierbare zu wandeln. Jedes Gesprächsthema<br />

wurde entsprechend dem für dieses<br />

Projekt entwickelten Raster codiert<br />

(Tunnicliffe,1995). Eine Gesprächseinheit wurde<br />

definiert als „Gruppen-Gespräch vor einem Gehege<br />

vom Gesprächsbeginn bis zu seinem Ende“.<br />

Das Raster umfasst 74 Kategorien. Eine eckige<br />

Klammer “[“ zeigt an, dass ein Attribut entweder<br />

zu der einen oder der anderen Kategorie gehört,<br />

aber nicht zu beiden, während eine geschwungene<br />

Klammer “{“ eine Anzahl von Kategorien anzeigt,<br />

die ein Tier haben kann.<br />

Die Tier bezogene Kategorie wurde in sechs Untergruppen<br />

unterteilt: erklärende Kommentare, gefühlsmäßige<br />

Kommentare - diese schließen emotionale<br />

Äußerungen wie „Ah!“ oder „Ugh!“ ein - aber<br />

genauso Kommentare über andere Eigenschaften<br />

– Mensch-Tier-Interaktionen (und umgekehrt) und<br />

Bemerkungen bzgl. des Wohlbefindens, Umwelt<br />

bezogene Kommentare über die natürlichen Habitate<br />

oder den Status der Bedrohung einer Art, Kommentare<br />

bezüglich der Gestalt eines Tieres, über<br />

das Verhalten eines Tieres, zum Namen eines Tieres.<br />

10<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Abbildung 1 zeigt die fein abgestimmte Codierung für "Körperteile" oder anatomische Eigenschaften, die<br />

von den Gruppen kommentiert wurden und welche davon i. S. der Taxonomie besonders wichtig sind. Jede<br />

Gesprächseinheit wurde mit der entsprechenden Nummer des Rasters kategorisiert. Ein Beispiel findet sich<br />

unten. Das Gespräch wurde im Reptilienhaus des Londoner Zoos aufgezeichnet.<br />

74/ 55/ 40/ 20/ 16/ 71/ 17/<br />

Boy 2: See that buffalo skull over there? That's from America and there's a light bulb too.<br />

Abbildung 1 "Körperteile" Ausschnitt aus dem Raster (weitere Details in Tunnicliffe 1995)<br />

Vorderseite<br />

Ende<br />

Kopf<br />

Sinne<br />

genannt 43<br />

nicht genannt<br />

Mention 45<br />

No mention<br />

Tier<br />

bezogen<br />

Körper-<br />

teile<br />

Dimensionen<br />

Rumpf<br />

Größe etc.<br />

Bedeckung,<br />

Farbe etc.<br />

Alter<br />

Mention 44<br />

No mention<br />

Mention 50<br />

No mention<br />

Mention 52<br />

No mention<br />

Mention 53<br />

No mention<br />

Beobachtung<br />

Keine<br />

Körperteile<br />

Kommentare<br />

Unbekanntes<br />

Reproduktions-<br />

Organe<br />

Ausscheidungsorgane<br />

Anderes<br />

Mention 46<br />

No mention<br />

Mention 47<br />

No mention<br />

Mention 51<br />

No mention<br />

Unterbrechungen<br />

Fortbewegung<br />

Schwanz<br />

Mention 48<br />

No mention<br />

Mention 49<br />

No mention<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

11


Zoos und Naturschutz-Erziehung für Grundschulkinder<br />

Ergebnisse<br />

Insgesamt wurden 602 Gespräche gesammelt und<br />

analysiert. Davon stammen 459 von Schulklassen.<br />

64% (293) der Schüler waren sieben Jahre<br />

oder jünger, die restlichen 36% waren zwischen<br />

acht und zwölf. Diese Gruppen wurden nicht von<br />

Mitarbeitern des Zoos begleitet, sondern von Lehrern,<br />

Schulhelfern oder sie waren allein.<br />

Der Inhalt der Gespräche, die im Londoner Zoo<br />

von Grundschulgruppen oder Familiengruppen<br />

geführt wurden, ist in Tabelle 1 aufgelistet.<br />

Die einzigen signifikanten Unterschiede (p <<br />

0.005) sind die Anzahl der die Gehege betreffenden<br />

Kommentare sowie Kommentare, die eine affektive<br />

oder emotionale Befindlichkeit zum Ausdruck<br />

bringen.<br />

Tabelle 1<br />

Die großen Übereinstimmungen im Gesprächsinhalt<br />

sind erstaunlich und unerwartet. Da die Gründe<br />

für den Besuch doch sehr unterschiedlich sind<br />

- Schulklassen besuchen den Zoo aus unterrichtlichen<br />

Gründen, Familien aus sozialen oder um ihre<br />

Freizeit zu verbringen. Schulklassen äußerten signifikant<br />

mehr affektive Kommentare und Emotionen.<br />

Wie dem auch sei, Familien sind wahrscheinlich<br />

in einer anderen emotionalen Weise aneinander<br />

gebunden, da sie die Tiere in dem Gehege gemeinschaftlich<br />

suchen und ausfindig machen.<br />

Schulklassen unterhielten sich nicht so häufig wie<br />

Familien darüber, wie man die Tiere ausfindig machen<br />

kann. In allen andern Kategorien gab es kei-<br />

Inhalt der Gespräche von Grundschulgruppen verglichen mit dem von Familiengruppen im Londoner<br />

Zoo.<br />

Kategorie<br />

London<br />

Zoo<br />

(Schule)<br />

n= 459<br />

London Zoo<br />

(Familien)<br />

n=<strong>14</strong>3<br />

%<br />

Chi 2 Wahrscheinlichkeit Phi 2<br />

Menschen/Soziale<br />

s<br />

%<br />

77 85 4.42<br />

Gehege betreffend 63 86 26.82 p


ne signifikanten Unterschiede. Die Daten zeigen,<br />

dass beide Gruppen, Familien und Klassen, einen<br />

ähnlichen Gesprächsschwerpunkt teilen und verdeutlichen<br />

die Gemeinsamkeit der Gesprächsinhalte<br />

beider Gruppen. Schulklassen machen mehr emotionale<br />

Ausrufe als Familien (Tunnicliffe 1996b).<br />

Keine der Gruppen äußerte sich zu Themen des<br />

Umweltschutzes.<br />

Äußerungen dieser beiden unterschiedlichen Gruppen,<br />

die sich auf Tiere bezogen, zeigen ähnliche<br />

Muster, nur dass Familiengruppen die Tiere häufiger<br />

verglichen. Die Vergleiche wurden entweder mit<br />

anderen Tieren, mit Menschen oder Artefakten wie<br />

Spielzeugen gezogen.<br />

Zusammenfassung:<br />

Reine Jungengruppen benannten die Tiere signifikant<br />

häufiger als reine Mädchengruppen. Mädchengruppen<br />

ließen mehr emotionale Ausrufe wie: ‘Ahs’,<br />

‘Ughs’, und ‘Ohs’ hören und äußerten sich signifikant<br />

öfter über das Verhalten der Tiere. Besuchergruppen<br />

zeigen bei den Zootieren eine bemerkenswerte<br />

Fähigkeit zu richtigen Schlußfolgerungen in<br />

ihren Gesprächen über Tiere. Sie konzentrieren sich<br />

auf auffällige Merkmale wie Farbe, Größe und<br />

Körperbedeckung, Beine und Schwanz, Kopf und<br />

ungewöhnliches Zubehör wie Geweihe. Die Besucher<br />

nehmen Bewegungen wahr, den Aufenthaltsort<br />

eines Tieres im Gehege und Verhaltensweisen,<br />

die die Tiere während der Beobachtungszeit zeigen<br />

(Tunnicliffe 1995b). Es besteht eine bemerkenswerte<br />

Ähnlichkeit in dem, was die unterschiedlichen<br />

Gruppen äußern, unabhängig von Geschlecht,<br />

Alter oder sozialer Herkunft. Keine der<br />

Gruppen äußerte sich zu Fragen des Naturschutzes.<br />

Diskussion<br />

Der Gesamteindruck den die in dieser Studie vorgestellten<br />

Daten hervorrufen, ist, dass beide Gruppen,<br />

Schulklassen und Familien, Beobachtungen<br />

machen und die Tiere benennen. Sie deuten ihre<br />

Beobachtungen auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen<br />

und Erinnerungen. Die Besucher sprechen<br />

während ihres Zoobesuchs nicht über Fragen des<br />

Umweltschutzes. Es gibt also einen Widerspruch<br />

zwischen dem Anliegen der Zoos und dem der<br />

Besucher. Auf der einen Seite sehen die Zoos ihre<br />

Aufgabe in der Arbeit für den Naturschutz, während<br />

auf der andern Seite die Besucher sich offensichtlich<br />

keine Gedanken über dieses Thema<br />

machen und den Zoo nur besuchen um „Tiere<br />

zu gucken“. Man mag dies als akzeptablen Zustand<br />

beim Besuch von Familien hinnehmen, deren<br />

pädagogische Absichten sich darin erschöpfen,<br />

Tiere herumstreifen zu sehen, jedoch nicht,<br />

wenn Schulklassen einen Besuch im Rahmen des<br />

Unterrichts machen. Ebenso wenig ist das für die<br />

Zoos befriedigend, die den Naturschutz für einen<br />

wichtigen Teil ihrer Aufgaben halten. Ein Besuch<br />

bei lebenden Tieren sollte für Schulkinder ein<br />

Schlüsselerlebnis in ihrem Biologieunterricht sein.<br />

Lebende Tiere interessieren Besucher und es besteht<br />

übereinstimmend Zufriedenheit bei Schulen<br />

und Familiengruppen, zwei Typen von Besuchergruppen,<br />

von denen in der Literatur gewöhnlich<br />

berichtet wird, sie hätten sehr unterschiedliche Interessen.<br />

Diese Gemeinschaftlichkeit überrascht<br />

und verdeutlicht, dass Schulen auch dann eine<br />

soziale Orientierung haben, wenn sie den Zoo nur<br />

des Lernens willen besuchen.<br />

Wie dem auch sei, es widerlegt die Ergebnisse einer<br />

Befragung von 1991 in der Lehrer, die den<br />

Londoner Zoo besuchten, beteuerten, sie täten das<br />

vorwiegend aus Gründen des Curriculums<br />

(Tunnicliffe 1994).<br />

Wenn die Zoobesucher von der Story, die das Gehege<br />

transportieren soll, erreicht würden, würden<br />

wir erwarten, darüber zu hören. Wir hörten nichts.<br />

Deshalb müssen die Zoos ihre Strategie, wie sie<br />

die Naturschutzbotschaft vermitteln wollen, überdenken.<br />

Besucher bemerken die Gestalt eines Tieres und<br />

einige Verhaltensweisen. Das muss als Ansatz gewählt<br />

werden, um ein Verständnis für Naturschutzkonzepte<br />

zu wecken.<br />

Wenn Zoos diesen Zugang nicht nutzen, können<br />

sie nicht als Naturschutz-Zentren wirken. Die hier<br />

präsentierten Daten zeigen deutlich, dass Zoos und<br />

ihre Besucher ihre Aufmerksamkeit nicht auf die<br />

gleichen Themen richten. Die Erwartungen mit denen<br />

die Besucher kommen, ist, dass die Tiere verschieden<br />

sind, und das sehen sie auch. Sie sprechen<br />

jedoch nicht über die Anpassung der Tiere an<br />

die Umwelt oder den Status ihrer Gefährdung.<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

13


Zoos und Naturschutz-Erziehung für Grundschulkinder<br />

Einflüsse<br />

des<br />

Menschen auf<br />

Lebewesen<br />

und Habitate<br />

Wechselwirkung zwischen Tier,<br />

Ansprüchen und Habitat<br />

Interaktionen zwischen verschiedenen<br />

Arten und Habitat.<br />

Bemühungen der Zoos und ihr Schwerpunkt<br />

Wissens- und<br />

Verständnis<br />

Defizite des Besuchers<br />

Charakteristika des Habitats etc.<br />

Bedürfnisse des Tiers<br />

Verhalten der Tiere und ihre Rolle<br />

Charakteristik des Tieres,<br />

in Bezug zur Familie<br />

Interessen und Vorwissen<br />

des Besuchers<br />

Was ist ein Tier?<br />

Abb. 2 Die Bedeutung von Naturschutzkonzepten aus Sicht von Schulklassen, Familiengruppen und der<br />

meisten Zoos.<br />

Naturschutz ist ein komplexes Konzept, das an der<br />

Spitze eines Dreiecks einer Hierarchie untergeordneter<br />

Konzepte angesiedelt werden kann. Diese<br />

Hierarchie beginnt mit der Klassifikation des Lebendigen,<br />

auf der nächsten Stufe gefolgt vom Verständnis<br />

der anatomischen Anpassung und dem<br />

charakteristischen Verhalten eines Lebewesens.<br />

Das Verständnis der Bedürfnisse eines Lebewesens<br />

und wie diese Bedürfnisse in seinem natürlichen<br />

Lebensraum befriedigt werden, sind die nächsten<br />

Stufen eines Naturschutzkonzepts.<br />

Interaktionen zwischen Lebewesen im selben<br />

Lebensraum und solche zwischen Lebewesen und<br />

anderen Faktoren des Lebensraums bilden die vorletzte<br />

Stufe des Konzepts.<br />

Die Hierarchie gipfelt in den Effekten, die die<br />

Menschheit auf die Umwelt ausübt.<br />

Das ist die Stufe, auf die viele Zoos mit ihrer Information<br />

über ihre Rolle bei der Erhaltung einiger<br />

Arten besonderen Wert legen. Die Besucher stehen<br />

am Fuß der Pyramide und arbeiten an einem<br />

Grundverständnis, dass für das Verständnis des<br />

gesamten Konzepts Voraussetzung ist und<br />

schließlich im Verständnis der Notwendigkeit<br />

menschlicher Bevölkerungskontrolle endet (Carr<br />

1998).<br />

Ich bin davon überzeugt, dass Zoos bei der Entwicklung<br />

des Verständnisses der Öffentlichkeit für<br />

Zoologie und Naturschutz effektiver arbeiten würden,<br />

wenn sie die Einstellungen und das Vorwissen<br />

ihrer Besucher, seien es Familien oder Schulklassen,<br />

stärker beachten würden.<br />

Mehr noch, gibt es eine Stufe des Verständnisses,<br />

wie es sie in anderen Bereichen der Biologie gibt<br />

(Reiss and Tunnicliffe, 2001),zu dem der Normalbürger<br />

nicht gelangen kann?<br />

Das müssen wir im Zusammenhang mit Naturschutz-Konzepten<br />

herausfinden.<br />

<strong>14</strong><br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Literatur<br />

Brambell, M. (1993). The Evolution of the modern Zoo. International Zoo News: 40/7 (248): 27-34.<br />

Brisbin, I. L. (1993). Conserving Threatened Components of the World’s Faunal Biodiversity: The Untapped<br />

Resources of Children’s Zoo Programmes. AAZPA Regional Proceedings, Wheeling, VA, 276-282.<br />

IUDZG and IUCN/SSC (1993). The World Zoo Conservation Strategy: The Role of Zoos and Aquaria of the<br />

World in Global; Conservation. The World Zoo Organisation and the Captive Breeding Specialist Group of<br />

IUCN/SSC.<br />

Reiss M.J. and Tunnicliffe S.D. (2001d) Students’ Understandings of Human Organs and Organ Systems.<br />

Research in Science Education, 2001, 31.<br />

Tunnicliffe, S. D. (1994). Why do Teachers arrange to visit Zoos with their students? International Zoo<br />

News, 41(5) no 254 :4-13.<br />

Tunnicliffe, S.D. (1995). Talking about animals: studies of young children visiting zoos, a museum and a<br />

farm. Unpublished PhD thesis. King’s College, London.<br />

Tunnicliffe, S. D. (1996). Conversations within primary school parties visiting animal specimens in a<br />

museum and zoo. Journal of Biological Education 30 (2) 130- <strong>14</strong>1.<br />

Den vorstehenden Vortrag hielt Frau Dr.<br />

Tunnicliffe auf der IZE-Konferenz in Wien.<br />

Übersetzung Lothar Philips<br />

Wissenschaftliche Beratung,hier beim Worshop<br />

während der IZE-Konferenz in Wien<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

15


Töröö! Ich bin so FREI Der „alte“ Zoo ist tot: Die Besucher wollen mehr erleben als gefangene<br />

Claudia Sewig<br />

Tiere. Jetzt gibt es neue Konzepte für den ZOO DER ZUKUNFT.<br />

Dieser kleine Elefant im Schönbrunner Tiergarten wird es besser haben als seine Vorfahren,<br />

die früher in viel zu kleinen Gehegen und ohne Beschäftigung alt werden mussen.<br />

Die Geparden haben viel Platz. In einer weitläufigen<br />

Anlage umrunden die eleganten Großkatzen<br />

ihre Besucher, die sich auf kleinem Raum i u einem<br />

grünen, schmiedeeisernen Käfig drängeln.<br />

Seiten und Decken sind vergittert, der Boden aus<br />

Beton ist abgenutzt auf wenigen Quadratmetern<br />

waren hier früher die Geparden zur Schau gestellt.<br />

Die Perspektive hat sich verhindert: drinnen der<br />

Mensch, draußen die Tiere. Von der kaiserlichen<br />

Menagerie zum Erlebnispark - der Tiergarten Schönbrunn,<br />

mit 250 Jahren der älteste durchgehend<br />

bestehende Zoo der Welt, hat sich gewandelt.<br />

1752, als Kaiser Franz I. Stephan in Wien die barocke<br />

Anlage mit dem zentralen kaiserlichen<br />

Frühstückspavillon in unmittelbarer Nähe zum<br />

Schloss Schönbrunn gründete, war der Ausblick<br />

auf die exotischen Tiere ihm und seinem Hof vorbehalten.<br />

Menagerien (der Begriff wurde erstmals<br />

1712 verwendet) wurden in ihren Frühformen ab<br />

Beginn des 13. Jahrhunderts vor allem von Päpsten,<br />

Bischöfen und Fürsten zur Erbauung unterhalten.<br />

Parallel dazu entstanden Wandermenagerien<br />

für das gemeine Volk, häufig nur mit<br />

einem einzigen Schautier wie einem<br />

Elefanten oder Nashorn oder<br />

mit einer Kollektion verschiedener<br />

Tiere.<br />

In diesen Wandermenagerien<br />

konnten erste Erfahrungen mit<br />

wilden und exotischen Tieren gesammelt<br />

werden, und das führte<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts zur<br />

Gründung der ersten bürgerlichen<br />

Zoos (die Bezeichnung Zoo kam<br />

1847 auf, Aquari11m 1854). So<br />

wurden zum Beispiel Anlagen<br />

1828 in London, 1838 in Amsterdam<br />

und 1844 der erste deutsche<br />

Zoo in Berlin eröffnet. Überwiegend<br />

siedeln sich Zoos in Hafenstädten<br />

an, wo der Tierhandel<br />

blühte. So wie in Hamburg. Der<br />

erste Hamburger Zoo, gegründet<br />

1863, schloss bereits 1930 wieder.<br />

Hagenbecks Tierpark hat<br />

dagegen seit 1907 Bestand - eine<br />

kleine Sensation, bedenkt man<br />

die Unruhen im Zuge der Gründung.<br />

„Entrüstete<br />

Zoodirektoren haben meinem Urgroßvater<br />

anfänglich:<br />

´Die Hagenbeckereien machen<br />

wir nicht mit!` an den Kopf geschmissen“,<br />

sagt Tierpark-Chef Claus Hagenbeck.<br />

Die nachgeahmten Landschaften mit Kunstfelsen,<br />

die weiten Gehege mit verschiedenen Tierarten was<br />

heute unter Tiergärtnern und Besuchern als<br />

selbstverständlich gilt, war damals eine Revolution.<br />

Tiere wurden üblicherweise in kleinen, kargen<br />

Abteilen gehalten, streng nach Arten getrennt.Von<br />

Anfang an sollten Zoos naturwissenschaftliche Erkenntnisse<br />

fördern. Obwohl keiner auf Anregung<br />

einer Universität oder Akademie entstand, fertigten<br />

Wissenschaftler dort anatomische Zeichnungen an,<br />

studierten Verhaltensweisen. Außerdem sollten die<br />

Tiergärten der Unterhaltung und Erholung dienen.<br />

Diese Ziele gelten noch heute, aber später kamen<br />

zwei Aspekte hinzu: der Artenschutz und die Aufklärung<br />

der Bevölkerung über Tiere und ihren<br />

Lebensraum.<br />

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts versuchten fast<br />

alle Zoos, diese Aufgaben gleichberechtigt nebeneinander<br />

zu erfüllen. Seither gibt es aber drei verschiedene<br />

Entwicklungen: Manche Zoos setzen die<br />

klassische Tradition fort, andere haben sich auf<br />

16<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


den Schutz bedrohter Tierarten spezialisiert, häufig<br />

verbunden mit Auslands-Projekten, und wiederandere<br />

rücken den Unterhaltungswert für die Besucher<br />

in den Vordergrund.Zu den klassischen Zoos<br />

zählt Hagenbecks Tierpark. „Wir werden weiter<br />

mischen“, sagt Claus Hagenbeck. „Wir waren<br />

immer besucherorientiert und haben immer bedrohte<br />

Tierarten nachgezüchtet - ich muss mich nie für<br />

das eine oder das andere entscheiden.“<br />

Ganz auf Spezialisierung setzt dagegen der Durrell<br />

Wildlife Conservation Trust auf der Kanalinsel Jersey,<br />

der fast ausschließlich bedrohte Tierarten nachzüchtet<br />

und weltweit Schutzprogramme betreibt:<br />

„Jeder Zoo sollte sich um Arten im Freiland kümmern.<br />

Wir haben die Möglichkeit, Menschen bei<br />

uns hier für weit entfernte Tierarten zu begeistern“,<br />

sagt der ehemalige Direktor Jeremy Mallinson.<br />

Nach langen Jahren der Auseinandersetzungen<br />

würden Tiergärten und Artenschutzorganisationen<br />

wie der WWF heute aufeinander zugehen und zusammenarbeiten.<br />

Die dritte Richtung haben unter anderem die Zoos<br />

in Hannover und Leipzig eingeschlagen. Hannover<br />

baute im Rahmen der EXPO 2000 große Teile<br />

der Anlage um, gestaltete „Themenfelder“ wie den<br />

Gorillaberg für die Menschenaffen, den Dschungelpalast<br />

für Elefanten und Tiger und die Sambesi-<br />

Flusslandschaft für afrikanische Tiere, die man bei<br />

einer Einbaumfahrt beobachten kann.<br />

Geschäftsführer Klaus-Michael Machens: „Viele<br />

Zoos haben ein Defizit bei ihrer Behandlung der<br />

Spezies Mensch. Mit Erlebnis-Orientierung kann<br />

ich den Besuchern am besten Bildung unterjubeln.“<br />

Heinz Rico Scherrieb ist mit seiner Beratungsgesellschaft<br />

für Freizeit- und Erlebniswelten an den<br />

Entwicklungen unter anderem in Hannover beteiligt.<br />

„Zoobesucher muss man wie bei einem spannenden<br />

Buch packen“, sagt er: „Mit einem fesselnden<br />

Einstieg, einer durchgehenden Geschichte und<br />

einem Happy End.“ Zoos und Freizeitparks glichen<br />

sich dabei immer mehr an.<br />

Auch der Zoo in Leipzig setzt auf Erlebnis, zum<br />

Beispiel mit einer simulierten Fahrt durch die afrikanische<br />

Steppe. Möglichst bald sollen interaktive<br />

Computerspiele installiert werden. Direktor Jörg<br />

Junhold: „Der moderne Zoodirektor muss bereit<br />

sein, sich zu öffnen.“ Die Wissenschaft muss dabei<br />

nicht zu kurz kommen - das zeigt die weltweit<br />

größte Menschenaffenhaltung im Leipziger Zoo: Im<br />

„Pongoland“ leben Orang-Utans, Schimpansen,<br />

Gorillas und Bonobos (Zwergschimpansen) auf<br />

30.000 Quadratmetern; Mitarbeiter des 1997<br />

gegründeten Max Planck Instituts für Evolutionäre<br />

Anthropologie untersuchen Verhalten.<br />

\\’elcher Weg ist der richtige? Darüber beriet gerade<br />

der Weltverband der Zoos und Aquarien (World<br />

Association of Zoos and Aquariums, WAZA) anlässlich<br />

des 250. Schönbrunner Jubiläums in<br />

Wien. Eine Antwort wird sich so schnell nicht finden<br />

lassen; und äußere Faktoren sorgen in Zukunft<br />

möglicherweise wieder für eine Angleichung<br />

der Zoos.<br />

Bisher nämlich waren die Begriffe „Zoo“, „Zoologischer<br />

Garten“ oder „Tierpark“ weder rechtlich geschützt<br />

noch an verbindliche Kriterien geknüpft.<br />

Eine 1999 verabschiedete und im April 2002 in<br />

Kraft getretene EU-Richtlinie setzt erstmals<br />

Rahmenbedingungen,nach denen Zoos zertifiziert<br />

werden können. Hagenbeck: „Wir erfüllen alle Kriterien<br />

und haben die Unterlagen Ende März eingereicht.<br />

Damit könnten wir der erste zertifizierte deutsche<br />

Zoo werden.“<br />

Außerdem werden die Tiergärten immer mehr über<br />

Computernetze verbunden, ob bei der Koordinierung<br />

von Nachzuchten im Europäischen<br />

Erhaltungszuchtprogramm (EEP) oder künftig bei<br />

der Transporten. Hierfür plant der Tiergarten Schönbrunn<br />

das Computerprogramm VAN, das ab 2004/<br />

2005 komplette Tiertransport über den Computer<br />

planen und ausführen lässt.<br />

Mehr als 600 Millionen Menschen besuchen jährlich<br />

Zoos und Aquarien in aller Welt.<br />

„Zoos wird es immer geben, Menschen brauchen<br />

sie“, meint Prof. Gunther Nogge, Direktor des Kölner<br />

Zoos. „Ob in Köln nach dem Ersten Weltkrieg oder<br />

jetzt in Kabul - der Zoo wurde als Erstes in der<br />

Stadt wieder aufgebaut.“ Er stehe als Symbol für<br />

das Leben, nur hat er in den vergangenen 20 Jahren<br />

starke Konkurrenz von anderen Freizeitangeboten<br />

bekommen. Nogge: „Deshalb müssen<br />

wir uns um neue Werbestrategien kümmern -<br />

besonders für Menschen ohne Kinder.“<br />

Zum Weiterlesen:<br />

V. N. Kisling, Jr. (Editor): Zoo and Aquarium History.<br />

CRC press, 440 S.; 79,50 €.<br />

L. Dittrich, D. v. Engelhardt & A. Rieke-Müller (Hg.): Die<br />

Kulturgeschichte des Zoos. Verlag für Wissenschaft und<br />

Bildung, 216 S.; 24 €.<br />

M. G. Ash, L. Dittrich (Hg.): Menagerie des Kaisers. Zoo<br />

der Wiener<br />

Pichler Verlag, 480S.; 34,90 €<br />

Dieser Artikel erschien im Hamburger Abendblatt<br />

vom 7/8 September 2002.<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

17


Ganzheitliches und interaktives Lernen im Zoo Leipzig<br />

im Rahmen des Masterplanes "Zoo der Zukunft"<br />

Frank Oberwemmer<br />

Der 1878 von dem Gastwirt Ernst Pinkert gegründete<br />

Leipziger Zoo kann auf eine lange Tradition<br />

und zahlreiche Meilensteine in der Tierhaltung zurückblicken<br />

(z.B. wurden hier 1929 zum ersten<br />

Mal Bären in einer gitterlosen Anlage auf Augenhöhe<br />

der Besucher gezeigt).<br />

Aus den 40 Jahren DDR-Regime resultiert<br />

allerdings ein erheblicher Renovierungs- und Erneuerungsbedarf<br />

an Anlagen, die teilweise noch<br />

aus der Anfangszeit stammen. Erhebliche<br />

Besucherrückgänge durch verändertes Freizeitverhalten<br />

und Konkurrenzdruck anderer Freizeitanbieter<br />

führten nach der Wende zu der Einsicht, dass<br />

ein neues Gesamtkonzept notwendig ist, um die<br />

Zukunftsfähigkeit des Zoos zu sichern.<br />

Konzept "Zoo der Zukunft"<br />

Ab 1997 begann die Arbeit an einem Masterplan,<br />

der die komplette Neuordnung- und -gestaltung des<br />

Zoos bis zum Jahr 2015, gegliedert in 3 Abschnitte,<br />

vorsieht.<br />

Nach diesem Masterplan soll der Zoo Leipzig zu<br />

einem "Naturerlebnispark der besonderen Art" -<br />

gegliedert in die 6 folgenden Themenbereiche -<br />

umgewandelt werden:<br />

Pongoland<br />

weltweit einzigartige Menschenaffenanlage<br />

in Kooperation mit der Max-Planck-<br />

Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften<br />

Afrika hauptsächlich der Lebensraum Savanne<br />

Asien Elefanten, Inselwelt, Hochgebirge, Waldgebiete<br />

Südamerika Patagonien, Pampas, Waldgebiete<br />

Gondwanaland Riesentropenhalle im Scheitelpunkt<br />

der Kontinente<br />

Gründergarten historischer Zooteil mit Aquarium,<br />

Insektarium, Bildungszentrum "Entdeckerhaus<br />

Arche" und Zooschule<br />

Nach unserer Philosophie sollen die Aufgaben der<br />

Welt-Zoo-Naturschutzstrategie in einem zeitgemäßen,<br />

den neuen Erkenntnissen der Freizeitforschung<br />

und der Tiergärtnerei gerecht werdenden Zukunftskonzept<br />

umgesetzt werden. Nachgestaltete Lebensund<br />

Kulturräume ermöglichen dabei eine anspruchsvolle,<br />

artgemäße Tierhaltung und schaffen<br />

authentische Erlebnisorte für den Besucher<br />

("Thematisierung"). Strategisches Marketing, ausgerichtet<br />

an Besucherbedürfnissen, und perfekter<br />

Service sichern hohe Besucherzahlen und damit<br />

die wirtschaftliche Basis.<br />

Die von der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie geforderte<br />

Aufgabe der Bildung bzw. Information über<br />

den Natur- und Artenschutz ist integraler Bestandteil<br />

des neuen Zookonzeptes. Über emotionale Tierbegegnungen<br />

und "interaktive Experimentierbereiche"<br />

wollen wir Begeisterung für die Tiere und<br />

den Artenschutz wecken (als übergeordnetes Lernziel).<br />

Pro Themenbereich des Zoos (siehe oben)<br />

wird schrittweise ein zum Zookonzept passendes<br />

Leitprojekt des in-situ-Artenschutzes unterstützt<br />

(z.B. für das Pongoland die "Wild Chimpanzee<br />

Foundation"), über welches die Besucher natürlich<br />

ebenfalls informiert und wenn möglich eingebunden<br />

werden.<br />

Umsetzungsstand 2002<br />

In der ersten Umgestaltungsphase wurden bislang<br />

die Bereiche Pongoland, Löwensavanne und<br />

Erdmännchenanlage (Bereich "Afrika"), 1. Abschnitt<br />

der neuen Elefantenanlage und Lippenbärenschlucht<br />

(Bereich Asien) sowie Entdeckerhaus<br />

Arche (Bereich "Gründergarten") in Betrieb<br />

18<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


genommen, im Bau sind derzeit die "Tiger-Taiga"<br />

(Fertigstellung April 2003), die "Afrika-Savanne"<br />

(Fertigstellung Frühjahr 2004) und der<br />

Neubau des Wirtschaftshofes inklusive Verwaltung<br />

und Werkstätten (Fertigstellung Mitte<br />

2003).<br />

Interaktive Lernstationen<br />

Entsprechend den modernen pädagogischen Erkenntnissen<br />

soll im Zoo die Möglichkeit genutzt<br />

werden, die durch den Tierkontakt entstandene<br />

emotionale Aufgeschlossenheit der Besucher für<br />

die Informationsvermittlung zu nutzen. Aus der<br />

Lernpsychologie ist bekannt, dass Menschen Informationen<br />

gut aufnehmen, wenn man ihnen<br />

Unterstützung durch vielfältige Aufbereitung des<br />

Inhaltes bietet, das eigenständige Denken anregt,<br />

alle Sinne anspricht und die Menschen<br />

selber aktiv werden lässt.<br />

Diese Vorgaben sollen (abgesehen natürlich von<br />

personeller Betreuung in der Zooschule oder durch<br />

sog. Zoolotsen) mit Hilfe "interaktiver Lernstationen"<br />

(oder "Lernspiele") umgesetzt werden, die vor allem<br />

an den neuen Anlagen eingeplant werden. An<br />

diesen Stellen kann der Besucher Informationen<br />

erhalten, indem er aktiv wird und das Spiel benutzt<br />

- eine Möglichkeit der unbetreuten und trotzdem<br />

aktivitätsbetonten Art der Infovermittlung.<br />

Nachfolgend werden die bereits fertiggestellten Lernbereiche<br />

vorgestellt.<br />

Infovermittlung im Pongoland<br />

Die Menschenaffenanlage Pongoland wurde als<br />

Gemeinschaftsprojekt des Zoos mit dem Max-<br />

Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI-<br />

EVA) erbaut und im April 2001 eingeweiht. Die<br />

Wissenschaftler des MPI-EVA beobachten und erforschen<br />

hier das Verhalten und die Fähigkeiten<br />

aller vier Menschenaffenarten und führen dazu auch<br />

Verhaltenstests durch. Die Besucher können sie<br />

dabei durch Glasscheiben hindurch in den Testräumen<br />

oder in den Anlagen beobachten. Entsprechend<br />

dieser besonderen Doppelnutzung als Zooanlage<br />

und Forschungsstätte wurde auch das<br />

Edutainment-Konzept unter dem Motto "der Besucher<br />

als Forscher" entwickelt. Nach einem vorher<br />

erarbeiteten "Drehbuch" wurde der Rundgang des<br />

Besuchers wie eine Safari gestaltet: Durch ein Eingangstor<br />

hindurch kommt er in ein nachgestaltetes<br />

Forschercamp, kann in einem Simulator-LKW eine<br />

virtuelle Fahrt durch die Savanne in den Regenwald<br />

machen, gelangt auf verschlungenen Wegen<br />

in Beobachtungshöhlen- und hütten mit Blick auf<br />

die Freianlagen und erreicht schließlich die Tropenhalle.<br />

Dort erwarten ihn mehrere Lernstationen:<br />

Die Rufe wildlebender Schimpansen samt<br />

Situationsbeschreibung können angehört werden,<br />

Tastgegenstände aus dem Regenwald und<br />

Regenwalddüfte sind zu erleben und Bedrohung<br />

und Schutz der Schimpansen sind an einer Bildtafel<br />

mit Schiebeklappen dargestellt. Auf vier Monitoren<br />

werden zwei verschiedene "Zoo-Magazine"<br />

gezeigt, die speziell aus Bildmaterial des MPI-<br />

EVA hergestellt wurden. Im ersten sind die Lebensweise<br />

und das Verhalten wildlebender Schimpansen<br />

aus dem Tai-Nationalpark dokumentiert und<br />

werden durch einen Moderator erläutert, im zweiten<br />

werden Bedrohungen und mögliche Schutzmaßnahmen<br />

für die Tiere dargestellt.<br />

Weitere Lernstationen sind zur späteren Nachrüstung<br />

vorgesehen.<br />

Lernstationen an anderen Anlagen<br />

An der Löwensavanne wurde zusätzlich zur Beschilderung<br />

noch ein Lernspiel zum Thema "Wer<br />

profitiert von der Löwenmahlzeit" aufgestellt. Auf<br />

einer mit einem Hebel vorzuziehenden Plexiglasscheibe<br />

sind die Tierarten zu sehen (in diesem Fall<br />

Geier, Schakale und Hyänen), die die Beutereste<br />

des Löwenrudels fressen. Die Plexiglasscheibe<br />

schiebt sich dabei über das Hintergrundbild mit<br />

dem Löwenrudel und seiner Beute. Die erklärenden<br />

Texte sind so knapp wie möglich gehalten.<br />

An der Lippenbärenschlucht wurde (ebenfalls zusätzlich<br />

zur Beschilderung) ein künstlicher Termitenhügel<br />

gebaut, in den man durch Gucklöcher<br />

hineinsehen kann. Dort sind die unterschiedlichen<br />

Termitenformen (Soldat, Arbeiter, Larve etc.) als<br />

hinterleuchtete Fotos zu sehen. An einem erklärenden<br />

Schild ("Wie kommt der Lippenbär an die Ter-<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

19


Ganzheitliches und interaktives Lernen im Zoo Leipzig<br />

im Rahmen des Masterplanes "Zoo der Zukunft"<br />

miten heran?") ist ein Knopf installiert, mit dem<br />

das Geräusch eines termitensaugenden Bären abgerufen<br />

werden kann (der in Form eines lebensgroßen<br />

konturgeschnittenen Tierschildes an dem<br />

Termitenhügel steht).<br />

Bildungszentrum "Entdeckerhaus Arche"<br />

Das im Jahr 1902 eingeweihte "Neue Raubtierhaus"<br />

ist ein prägendes Gebäude für den Zoo und<br />

unter dem Titel "Leipziger Löwenfabrik" bekannt.<br />

Es war für die Tierhaltung nach modernen Maßstäben<br />

nicht länger geeignet und wurde im Masterplan<br />

als "Bildungszentrum" vorgesehen. Dort sollten<br />

Themen aufgegriffen werden, die im Freigelände<br />

nicht ausreichend behandelt werden können (aus<br />

Witterungs- und aus Platzgründen).<br />

Zusammen mit den drei Firmen Graphikdesign<br />

Annegret Hänsel aus Leipzig, Künstlerische Holzgestaltung<br />

Bergmann von der Kulturinsel Einsiedel<br />

sowie Kessler & Co. GmbH aus Mülheim an der<br />

Ruhr entwickelte der Zoo ein Ausstellungskonzept,<br />

das alle Themen aufgreift, die dem Zoo wichtig<br />

sind.<br />

Unter Nutzung des gesamten Innenraums inkl. der<br />

ehemaligen Käfige entstanden 550 qm Ausstellungsfläche.<br />

Die Ausstellung ist komplett interaktiv<br />

aufbereitet, die einzelnen Bereiche sind thematisch<br />

dekoriert und durch Wandbemalung gestaltet.<br />

Eröffnung war Ende August 2002.<br />

Auf seinem Gang durch das Haus wird den Betrachter<br />

zuerst die große Arche beeindrucken, ein<br />

Schiffsdeck mitten im Haus, das über eine flache<br />

Rampe betreten werden kann. Vorher sind noch in<br />

zwei historischen Käfigen Vergangenheit und Zukunft<br />

des Zoos zu sehen: Im "Zoodirektorenbüro"<br />

alten Stils wird die Geschichte des Leipziger Zoos<br />

erzählt, historische Aufnahmen und Gegenstände<br />

lassen die Gründerzeit lebendig werden. Die sog.<br />

"Leipziger Löwenjagd" kann über einen Kopfhörer<br />

und mittels einer Bildergeschichte nacherlebt werden.<br />

Im zweiten historischen Käfig hinter geöffneten<br />

Gitterstäben ist der moderne Zoo zu sehen. Am<br />

Modell kann der "Zoo der Zukunft" jetzt schon überblickt<br />

werden, der Alltag der Tierpfleger wird durch<br />

ein Lernspiel lebendig, ebenso wie die artgerechte<br />

Tierhaltung mit einer solchen Station erläutert wird.<br />

Die begehbare Arche bildet den Ausgang der Entdeckungsreise,<br />

zuerst in den übergeordneten Bereich<br />

Artenschutz auf dem Schiff selber, wo z.B.<br />

die Auswilderung von Zootieren und die Bedeutung<br />

von Nationalparken erläutert wird, und dann<br />

in die drei Kontinente Asien, Afrika und Südamerika.<br />

In jedem Kontinent kann die Lebensweise eines<br />

indigenen Volkes erkundet werden sowie ihre naturschonende<br />

Nutzung von Pflanzen und Tieren.<br />

Im Südamerika-Raum sind dies die Zoé, deren Volk<br />

nur noch 164 Personen umfasst. Eine nachgebaute<br />

Hütte mitsamt Inventar zeigt ihren Alltag, der in<br />

einer Diashow beschrieben wird. Eindrücke aus<br />

dem Regenwald wie Tastgegenstände und eine<br />

Riechstation sowie ein Terrarium mit Pfeilgiftfröschen<br />

sind ein weiterer Bestandteil. Aber auch<br />

die Bedrohung des Regenwaldes sowie laufende<br />

Schutzprojekte werden beschrieben.<br />

In Afrika leben die mit den Massai verwandten<br />

20<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Surma hauptsächlich von der Viehhaltung. Die<br />

Sprachenvielfalt Afrikas ist an einer Hörstation<br />

zu erleben, während die Lebensweise der Surma<br />

anhand einer Foto-Klappeninstallation zu sehen<br />

ist. Ein Wasserloch leitet über zur Anpassung<br />

der Tiere an ihre Umwelt und zum Phänomen<br />

der Herdenwanderungen. Die Gefährdungen der<br />

Natur und Tierwelt werden an einer weiteren Station<br />

erläutert, ebenso wie mögliche Schutzmaßnahmen.<br />

Im Asienbereich ist sowohl eine Pfahl-Hütte am<br />

Fluss wie auch eine mongolische Jurte zu sehen.<br />

Die Vielfalt des Kontinents wird u.a. an einer<br />

nachgebauten Gebetsmühle vorgestellt, während<br />

die Felle von Nutztieren der Mongolen an<br />

einer weiteren Station ertastet werden können.<br />

Auch hier gibt es wieder ein Lernspiel zum Thema<br />

`Bedrohung der Natur und Tierwelt´ und zu<br />

laufenden Schutzprojekten.<br />

Auf der anderen Seite der Arche liegt der<br />

Artenschutzkai, eine nachgestaltete Hafenfront,<br />

an der die Artenschutzprojekte des Zoos lebendig<br />

präsentiert werden. Eine Zuchtbuch-"Bibliothek",<br />

ein Artenschutz-"Lagerhaus" und eine "Telefonzelle"<br />

mit Verbindung zum Endangered Primate<br />

Rescue Center in Vietnam gehören ebenso<br />

dazu wie eine Notrufsäule zur Stiftung Artenschutz,<br />

ein Geschicklichkeitsspiel zum Menschenaffenschutz<br />

samt "Gegensprechanlage"<br />

zur Wild Chimpanzee Foundation und eine<br />

Hafenmission mit Tipps, wie jeder persönlich<br />

beim Artenschutz helfen kann.<br />

Das "Arche-Entdeckerhaus" ist eine Ergänzung<br />

zu den übrigen Angeboten im Zoo und soll die Besucher<br />

aller Altersstufen auf spannende Weise näher<br />

an die vielfältigen Themen heranführen, mit<br />

denen sich der Zoo Leipzig beschäftigt.<br />

Fazit<br />

Die neuen Anlagen im Landschaftsstil, besonders<br />

die Menschenaffenanlage "Pongoland" mit ihrer<br />

Vernetzung von Erlebniswelt, Wissenschaft,<br />

Edutainment und Artenschutz laufen sehr erfolgreich.<br />

Auch für das erst kürzlich in Betreib gegangene<br />

Entdeckerhaus Arche gibt es erste positive<br />

Resonanz der Besucher.<br />

Das große Interesse in Fachkreisen und in den<br />

Medien am neuen Zookonzept hält nach wie vor<br />

an und verschafft dem Zoo vielfältige Werbung.<br />

Die Besucherzahlen konnten bei um 30 % angehobenen<br />

Eintrittspreisen im Jahr 2001 im Vergleich<br />

zum Vorjahr um ca. 420.000 (+ 56 %) gesteigert<br />

werden - damit steigt auch die Chance, mehr<br />

Menschen für den Artenschutz anzusprechen. In<br />

einer Marktforschungsstudie bewerten 87 % der<br />

befragten Besucher den Zoo mit Schulnote 1 - 2.<br />

Sogar 89% der Besucher bejahen die Aussage:<br />

"Der Zoo tut viel für den Artenschutz".<br />

Diese Ergebnisse zeigen, dass mit dem eingeschlagenen<br />

Weg einer Kombination von Erlebniswelt,<br />

Wissenschaft/Artenschutz und Edutainment-/<br />

Education-Konzept auch im Zoo definierte Lerninhalte<br />

auf breiter Basis vermittelt werden können.<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

21


Martina Raffel<br />

Das Internationale Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS)<br />

im Allwetterzoo Münster<br />

In vielen asiatischen Ländern gelten Schildkröten<br />

als Symbol für Klugheit, Ausdauer, Langlebigkeit,<br />

Stärke, Fruchtbarkeit und Potenz. In dem Glauben,<br />

dass die den Tieren zugeschriebenen Eigenschaften<br />

durch Verzehr auf den Menschen übertragen<br />

werden können, werden Millionen von Tieren und<br />

Tierprodukten auf den asiatischen Märkten für die<br />

Küche oder die traditionelle chinesische Medizin<br />

angeboten. Allein in China wird der "Verbrauch"<br />

auf jährlich 12-20 Millionen Tiere geschätzt. Um<br />

diesen enormen Bedarf zu decken, werden<br />

Schildkröten aus ganz Südostasien unter Umgehung<br />

aller Schutzgesetze nach China importiert.<br />

Nicht nur die täglich auf den Märkten umgesetzten<br />

Mengen sind unvorstellbar, auch die Art und Weise,<br />

wie mit den Tieren umgegangen wird, erscheint<br />

unglaublich: Die Tiere werden bei den Händlern<br />

mehr oder weniger lebendig gelagert und wie leblose<br />

Ware behandelt. Ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse<br />

und das Leiden der Tiere werden sie in<br />

allen erdenklichen Kisten und Körben aufbewahrt<br />

- häufig in der prallen Sonne, so dass die Schildkröten<br />

völlig dehydrieren. Wasserschildkröten werden<br />

ohne Wasser gehalten. Aus den Kisten herauskrabbelnde<br />

Tiere werden durch Schläge mit einem<br />

Bambusstock wieder zurückgedrängt. Weichschildkröten<br />

werden lebendig aufgeschnitten und<br />

geteilt; hartschalige Arten werden zuvor in kochendes<br />

Wasser getaucht, damit sich der Panzer ablösen<br />

lässt.<br />

Das zukünftige Internationale Zentrum für Schildkrötenschutz im September 2002<br />

Neben der Bedrohung durch unkontrolliertes Sammeln<br />

und massenhaften Verzehr stehen die asiatischen<br />

Schildkröten aber auch durch Lebensraumzerstörung<br />

kurz vor der Ausrottung. Holzeinschlag<br />

und Zersiedelung der Landschaft zerstören in zunehmendem<br />

Maße die letzten verbliebenen Biotope.<br />

Für zahlreiche Arten scheint die Ausrottung<br />

unvermeidbar, sofern nicht umgehend koordinierte<br />

Zuchtprogramme gestartet werden. Sechs der<br />

31 chinesischen Schildkrötenarten gelten bereits<br />

als in der freien Wildbahn ausgerottet. Die Chinesische<br />

Rothals-Schildkröte (Chinemys nigricans),<br />

die Goldkopf-Schildkröte (Cuora aurocapitata),<br />

McCords Schildkröte (Cuora mccordi), Pans<br />

Scharnierschildkröte (Cuora pani) und Zhous<br />

Scharnierschildkröte (Cuora zhoui) existieren<br />

immerhin noch in Menschenobhut. Die Yunnan-<br />

Scharnierschildkröte (Cuora yunnanensis) wurde<br />

dagegen zuletzt 1906 nachgewiesen; da es keine<br />

Bestände in Menschenobhut gibt, gilt die Art als<br />

ausgerottet.<br />

Schon vor Jahren wurde von Elmar Meier, einem<br />

international bekannten und erfolgreichen Züchter<br />

seltener asiatischer Schildkröten aus der Nähe von<br />

Münster, und dem münsterschen Zootierarzt Karl<br />

Schaller die Idee geboren, im Allwetterzoo ein Zuchtzentrum<br />

für einige der bedrohtesten asiatischen<br />

Schildkrötenarten zu gründen. Elmar Meier machte<br />

den Vorschlag, in diesem Falle seinen wertvollen<br />

Tierbestand dem Projekt zur Verfügung zu stellen.<br />

Parallel zu der Planungsarbeit des Architekturbüros<br />

Thiel in Münster wurden daraufhin verschiedene<br />

Verträge zwischen Elmar Meier<br />

und der Zoologischen Gesellschaft für<br />

Arten- und Populationsschutz e. V.<br />

(ZGAP), dem unverzichtbaren Träger<br />

des Projektes, sowie zwischen der<br />

ZGAP und dem Allwetterzoo als Bauherrn<br />

abgeschlossen. Eine in der Zoowelt<br />

vermutlich neuartige "Dreiecksbeziehung"<br />

musste für alle Partner<br />

(nicht nur für die Schildkröten) wasserdicht<br />

geregelt sein. Für die Baukosten<br />

zeichnete die ZGAP verantwortlich;<br />

gleichzeitig erklärte der Zoo sich<br />

bereit, die Finanzierung der laufenden<br />

Kosten wie Futter, Energie und tierärztliche<br />

Betreuung für die nächsten<br />

20 Jahre zu übernehmen. Elmar Meier<br />

gab sein Einverständnis, dass alle<br />

in der neuen Station geschlüpften Tiere<br />

in den Besitz des Projektes überge-<br />

22<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


hen. Das Kooperationsprojekt von Allwetterzoo, der<br />

Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz<br />

e. V. und der Deutschen Gesellschaft<br />

für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) erhielt<br />

neben der Westfälischen Gesellschaft für Artenschutz<br />

e. V. (WGA) und dem Deutschen Tierhilfswerk<br />

(DTHW) unter anderem Unterstützung<br />

durch die Zeitschrift Reptilia aus dem NTV-Verlag,<br />

die Freunde und Förderer der Ruhrgebietszoos, die<br />

Andreas-Stihl-Stiftung, Conservation International<br />

(über das Center for Applied Biodiversity Science)<br />

sowie zahlreiche europäische Reptilienfreunde und<br />

-verbände.<br />

Nach ursprünglichen Überlegungen, im Bereich des<br />

Wirtschaftshofes ein rein funktionales Gewächshaus<br />

als Schildkrötenzuchtstation zu errichten,<br />

wurde rasch klar, dass damit die Chance vergeben<br />

wäre, die zahlreichen Zoobesucher über die<br />

Bedrohung der Schildkröten in Asien zu unterrichten<br />

und die Station darüber hinaus auch als ein<br />

Edukationszentrum zum Thema Biodiversität zu<br />

nutzen. So entstand die Idee der BIOdiverCITY -<br />

der Stadt der Artenvielfalt im Allwetterzoo - im unmittelbaren<br />

Zoo-Eingangsbereich. Wichtigster<br />

"Stadtteil" dieses gläsernen Gebäudes ist das Internationale<br />

Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS),<br />

das mit verschiedenen Maßnahmen die Ausrottung<br />

der asiatischen Schildkröten aufhalten will:<br />

-Erhaltung höchstbedrohter asiatischer Schildkröten<br />

durch Vermehrung und Aufbau stabiler<br />

Populationen in Menschenobhut<br />

-Sammeln biologischer Erkenntnisse über die<br />

gehaltenen Arten, Feldforschung in den natürlichen<br />

Lebensräumen<br />

-Öffentlichkeitsarbeit zur Bedrohungssituation<br />

asiatischer Schildkröten und Aufklärungsarbeit<br />

in den Ursprungsländern<br />

-Vorbereitung und - soweit möglich und sinnvoll<br />

-<br />

-als Fernziel Durchführung von Wiederauswilderungen.<br />

Im IZS sollen auf einer Fläche von rund 210 m 2<br />

etwa 160 Schildkröten aus 15 Arten bzw. Unterarten<br />

gehalten und gezüchtet werden, darunter die<br />

kritisch bedrohten und bereits als "commercially<br />

extinct" klassifizierten Arten Cuora aurocapitata, C.<br />

mccordi, C. pani und C. zhoui sowie u. a. die von<br />

der Turtle Survival Alliance ebenfalls als "priority<br />

species" eingestuften Vietnamesischen Scharnierschildkröten<br />

(Cuora galbinifrons, mit allen drei<br />

Unterarten), Dreistreifen-Scharnierschildkröte (C.<br />

trifasciata), Großkopfschildkröte (Platysternon<br />

megacephalum) und Annam-Schildkröte (Mauremys<br />

annamensis). Wegen der Störanfälligkeit der<br />

Tiere wird den Zoo-Besuchern kein Zugang in das<br />

Schildkrötenzentrum gestattet. Es wird aber Einblickmöglichkeiten<br />

in Teile der Zuchtstation geben<br />

und in Schauterrarien werden einzelne Tiere vorgestellt.<br />

Die Gestaltung der Haltungs- und Zuchtanlagen<br />

liegt in den Händen von Elmar Meier, der<br />

dank seiner Erfahrungen regelmäßige Zuchterfolge<br />

aufweisen kann. Das von ihm mittlerweile für eine<br />

Reihe von verschiedenen Arten und Gattungen erprobte<br />

Verfahren der kontrollierten Verpaarung mit<br />

konsequenter Geschlechtertrennung wird als stressreduzierende<br />

Haltung auch im IZS fortgesetzt werden.<br />

Angrenzend an das IZS entsteht ein Informationsund<br />

Edukationszentrum. Mit Hilfe einer interaktiven,<br />

multimedialen Ausstellung zum Thema<br />

Biodiversität und Artenschutz wird es zur öffentlichen<br />

Umwelterziehung beitragen. Wegen des attraktiven<br />

Standorts im Eingangsbereich des Allwetterzoos<br />

werden jährlich mehr als 800.000<br />

Menschen über das Schicksal asiatischer<br />

Schildkrötenarten informiert werden können. Zudem<br />

wird die Ausstellung den Zusammenhang zwischen<br />

menschlichen Einflüssen und dem Rückgang vieler<br />

Arten erklären und dem Einzelnen Wege für einen<br />

respektvolleren Umgang mit der Natur aufzeigen.<br />

In der integrierten Forscherwerkstatt sollen<br />

Kinder und Jugendliche mit didaktischer Fachkompetenz<br />

an das Thema Artenschutz herangeführt<br />

werden. In unmittelbarer Nähe zum Schildkrötenzentrum<br />

wird Kindern mit diesem außerschulischen<br />

Lernort die Möglichkeit gegeben, Artenschutz hautnah<br />

mitzuerleben.<br />

Im Januar 2002 konnte nach langer Planung und<br />

Einwerbung der benötigten Gelder mit dem Bau<br />

begonnen werden. Leider musste nach Fertigstellung<br />

des Rohbaus und der Trockenbauarbeiten der<br />

weitere Innenausbau zunächst einmal ausgesetzt<br />

werden: Durch den Einbau einbruchssicherer Verglasung<br />

und weiterer Sicherheitsvorkehrungen, die<br />

aufgrund des wertvollen Tierbestandes in der Zuchtstation<br />

nach jüngsten Schildkrötendiebstählen in<br />

Deutschland und Polen dringend erforderlich schienen,<br />

erhöhten sich die Baukosten beträchtlich. Um<br />

die weitere Finanzierung zu gewährleisten, fand<br />

neben mehreren Veröffentlichungen und öffentlichen<br />

Vorträgen mit Spendenaufrufen sowie Anträgen an<br />

mehrere Stiftungen und potentielle Sponsoren Anfang<br />

September 2002 eine große Benefizgala im<br />

Allwetterzoo statt. Höhepunkt des Abends war der<br />

Auftritt des Vorstandsvorsitzenden des Deutschen<br />

Tierhilfswerkes (DTHW), Holger Knieling, der dem<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

23


Das Internationale Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS)<br />

im Allwetterzoo Münster<br />

überraschten Publikum eine Spende des DTHW für<br />

das IZS in Höhe von 50.000,- EUR zusicherte.<br />

Zusammen mit dieser und den weiteren Einnahmen<br />

des Abends, den zahlreichen neuen Informationen<br />

zur akuten Bedrohung der Schildkröten und<br />

der riesigen Begeisterung der Gäste war die Benefizgala<br />

ein schöner und wichtiger Erfolg.<br />

Das IZS erregt inzwischen jedoch nicht nur regional,<br />

sondern auch weltweit großes Interesse. Als<br />

anerkanntes Mitglied der Turtle Survival Alliance<br />

wurde es im "Global Action Plan for Conservation<br />

of Tortoises and Freshwater Turtles" des Turtle<br />

Conservation Fund als "Modell für eine Partnerschaftsinitiative<br />

zwischen Privatzüchtern und Institutionen"<br />

hervorgehoben und finanzielle Unterstützung<br />

zugesagt. Auch vom Zuchtprojekt selbst<br />

gibt es positive Nachrichten zu verkünden: Die<br />

Zucht bei Elmar Meier verläuft weiterhin sehr erfolgreich.<br />

Seine Zuchtgruppe von Zhous-Scharnierschildkröten<br />

(Cuora zhoui), der größten bekannten<br />

Gruppe in Menschenobhut, umfasst inzwischen<br />

27 Individuen. Seit 1995 kann er Zuchterfolge bei<br />

dieser Art aufweisen; bereits 21 Tiere sind Nachwuchs<br />

seiner drei Zuchtpaare.<br />

In 2001 gab es sechs Schlüpflinge, in diesem Jahr<br />

waren es fünf. So konnten kürzlich die ersten Individuen<br />

an den Zoo Rotterdam übergeben werden.<br />

Vier Zhous-Scharnierschildkröten aus vier verschiedenen<br />

Gelegen der drei Zuchtpaare bilden nun in<br />

Rotterdam eine weitere Zuchtgruppe. Im nächsten<br />

Jahr soll ein weiterer europäischer Zoo Schlüpflinge<br />

dieser Art und evtl. auch von der Goldkopfschildkröte<br />

(Cuora aurocapitata) erhalten. Das bisherige<br />

öffentliche Interesse an dem Schutz der asiatischen<br />

Wasserschildkröten, insbesondere auch<br />

die Medienberichterstattung und das Engagement<br />

der Schildkrötenfreunde, lassen hoffen, dass schon<br />

bald die noch fehlenden Finanzmittel bereitgestellt<br />

werden können, damit die ersten Zuchtpaare in das<br />

IZS in Münster einziehen können.<br />

Schlüpfende Goldkopfschildkröte (Cuora aurocapitata). Foto: M.Schmidt<br />

24<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Einige der hochbedrohten Arten, die in unser Schutzprojekt aufgenommen wurden, möchten wir Ihnen<br />

hier kurz vorstellen.<br />

Dreistreifenschildkröte<br />

In der traditionellen chinesischen Medizin soll die Dreistreifenschildkröte<br />

Krebsleiden verhindern und die Potenz fördern. Dieser zweifelhafte<br />

Ruhm führt auf den Märkten von Hong-Kong zu Preisen von bis zu 4000<br />

DM pro Tier.<br />

Goldkopfschildkröte<br />

Diese Schildkrötenart lebt wahrscheinlich<br />

nur noch in menschlicher Obhut. Sie kam<br />

früher in der Provinz Anhoui, China vor.<br />

Zhou-Scharnier - Schildkröte<br />

Diese Art bewohnt ein kleines Gebiet in Yunnan. Jedes<br />

Exemplar, das auf den Märkten auftaucht, verringert die<br />

Überlebenschancen.<br />

Indische Dreikiel - Schildkröte<br />

Die Flusssysteme von Indus und Ganges sind die Heimat<br />

dieser Schildkrötenart. Gut organisierte Schlepperbanden<br />

sorgen dafür, dass diese streng geschützte Art<br />

regelmäßig auf chinesischen Märkten auftaucht.<br />

Mitmachen:<br />

Unterstützen Sie die Arbeit der WGA und ihre Artenschutzprojekte<br />

Weitere Informationen über die Rettung der Schildkröten erhalten sie in unserer<br />

Projektinformationsbroschüre (pdf-Datei ca. 540 KB):<br />

Pdf - Download<br />

Im Archiv stehen weitere Publikationen zum download bereit<br />

Diese weiterführenden Informationen findet man unter:<br />

http://www.wgfa.de/projekte/kroeten.html<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

25


Glanz und Elend der Berliner Zoopädagogik – eine traurige Bilanz<br />

Gerd Stadie<br />

Wenn eine neue <strong>Ausgabe</strong> unserer Verbandszeitung<br />

ins Haus flattert, studiere ich sie sehr aufmerksam,<br />

enthält sie doch viele informative Neuigkeiten über<br />

die Entwicklung und Weiterentwicklung sowie Erfolge<br />

in der zoopädagogischen Arbeit. Das liest<br />

man gerne!<br />

Doch der Schatten, den die Ergebnisse der PISA<br />

Studie auf die Gesamtdeutsche Pädagogik geworfen<br />

hat, liegt auch auf der Zoopädagogik. Um aus<br />

dieser Misere herauszukommen, müssen Veränderungen<br />

im gesamten Schulsystem erfolgen, so<br />

haben es die Politiker nunmehr erkannt.<br />

Gerade in dem Bereich der Natur- und Umweltbildung<br />

leistet die Zoopädagogik einen erheblichen<br />

Teil. Wie es derzeit damit in der Praxis aussieht,<br />

soll einmal am Beispiel der beiden Hauptstadtzoos<br />

beleuchtet werden.<br />

Zum besseren Verständnis ist ein Blick 37 Jahre<br />

zurück erforderlich.<br />

Am 1. Oktober 1965 wurde im Tierpark Berlin -<br />

Friedrichsfelde die erste zoopädagogische Abteilung<br />

im Osten Deutschlands eingerichtet . Besetzt<br />

war sie zu dieser Zeit mit einer Biologiefachlehrerin<br />

mit voller Stundenzahl. Anfang 1966 folgte ein<br />

weiterer Biologielehrer, ebenfalls mit voller Stundenzahl.<br />

Im selben Jahr wurde die Ausbildung der<br />

Zootierpflegerlehrlinge von Leipzig nach Berlin verlegt.<br />

Der für der Ausbildung verantwortliche Assistent<br />

übernahm nunmehr auch die Leitung der „Pädagogischen<br />

Abteilung“ im Tierpark, die nunmehr<br />

aus 3 Mitarbeitern bestand. 1967 nahm ein weiterer<br />

Biologielehrer mit voller Stundenzahl seine<br />

Tätigkeit in der Pädagogischen Abteilung auf. Für<br />

die nunmehr sehr umfangreiche Büroarbeit wurde<br />

eine Sekretärin eingestellt. Bald darauf folgten 2<br />

weitere Biologielehrer, ebenfalls mit voller Stundenzahl,<br />

sodass die Päd. Abteilung im Tierpark Berlin-<br />

Friedrichsfelde bis 1989 aus 6 Pädagogen mit<br />

voller Stundenzahl und 1 Sekretärin bestand. Ein<br />

Idealzustand, von dem man heute nur träumen<br />

kann und der in Zukunft wohl kaum jemals an einer<br />

deutschen Zooschule eintreten wird.<br />

Obwohl die Tierparkpädagogen, mit Ausnahme des<br />

Leiters der Abteilung, personell einer außerunterrichtlichen<br />

Einrichtung unterstanden, war die<br />

gesamte Abteilung als eine Abteilung des Tierparks<br />

in diesen integriert. Die Hauptaufgaben umfassten<br />

zwei große Bereiche zuzüglich des Jugendklubs,<br />

als eine spezielle außererunterrichtliche Einrichtung.<br />

1. Unterrichtsbereich<br />

- Unterrichtsveranstaltungen für Schüler aller<br />

Klassenstufen in Anlehnung an die Lehrpläne<br />

- Unterrichtsveranstaltungen für Schüler von<br />

Sonderschulen (Blinde, Gehörlose, Körper –<br />

und Geistigbehinderte)<br />

- Vorbereitender Unterricht (Vorschule) für<br />

Kindergartenkinder<br />

- Wissenschaftlich-produktive Arbeit (wpa) für<br />

Schüler Erweiterter Oberschulen (Gymnasien)<br />

zur Studienvorbereitung<br />

- Berufstheoretischer Unterricht für Zootierpfleger-<br />

Lehrlinge<br />

- Innerbetriebliche Qualifizierung von Mitarbeitern<br />

anderer Berufe zu Tierpflegern<br />

- Betreuung von Diplomarbeiten von Lehrer-,<br />

Biologie- und Landwirtschaftsstudenten<br />

- Lehrerfort- und Weiterbildung für Biologielehrer,<br />

Unterstufenlehrer und Horterzieher<br />

- Erarbeitung von unterrichtsbegleitenden<br />

Informationsmaterialien sowie Beiträge für<br />

pädagogische Fachzeitschriften.<br />

2. Freizeitbereich<br />

- Betreuung von Freizeitgruppen (Hortnachmittage,<br />

Wandertage, Ferien)<br />

- Tierparaden in Ferienlagern und auf der Freilichtbühne<br />

im Tierpark, in Krankenhäusern,<br />

Alten- und Pflegeheimen<br />

- Tierparkbegleiter für Erwachsenengruppen<br />

- sonntägliche Spezialführungen<br />

- Öffentlichkeitsarbeit für den Tierpark durch Anlegen<br />

von Lehrpfaden, Gestaltung von Bildtafeln<br />

und Pilzausstellungen<br />

Ein Zahlenvergleich mag die zoopädagogische<br />

Arbeit im Tierpark dokumentieren.<br />

Von 1965 bis 1989 wurden 16 597 Gesamtveranstaltungen<br />

mit 850 680 Teilnehmern durchgeführt.<br />

Von 1990 bis 2001 waren es 3 613 Gesamtveranstaltungen<br />

mit 56 065 Teilnehmern.<br />

Der personelle Bestand blieb bis 1989 relativ konstant.<br />

1981 verstarb ein Kollege und seine Planstelle<br />

wurde nicht wieder besetzt. Bis 1989 waren<br />

wir also noch 5 vollbeschäftigte Pädagogen und<br />

eine Sekretärin. 1989 schied der Leiter der Abteilung<br />

aus Altersgründen aus. Auch diese Stelle<br />

wurde nicht wieder besetzt. Bis zur Wende verblieben<br />

also noch 4 vollbeschäftigte Pädagogen und<br />

die Sekretärin.<br />

26<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Mit der Wende erfolgte dann der personelle Einschnitt<br />

und die organisatorische Umgestaltung der<br />

Päd. Abteilung. Unsere vorgesetzte Dienststelle<br />

wurde aufgelöst und somit waren alle Tierparkpädagogen<br />

arbeitslos und kamen auf die sog.<br />

Warteschleife. Eine Kollegin wurde auf Grund ihrer<br />

politischen Haltung sofort entlassen. Ein weiterer<br />

Kollege wurde aufgrund seiner recht mangelhaften<br />

pädagogischen Leistungen nicht in die Warteschleife<br />

genommen.<br />

Bis zur endgültigen Entscheidung der Weiterbeschäftigung<br />

wurden die beiden Pädagogen für<br />

ein halbes Jahr lang durch einen befristeten Arbeitsvertrag<br />

vom Tierpark übernommen, bis dann<br />

1990 ihre Übernahme durch eine Senatsdienststelle,<br />

dem Pädagogischen Zentrum (später<br />

BIL= Berliner Institut für Lehrerfort- und –<br />

weiterbildung und Schulentwicklung; heute LISUM<br />

= Landesinstitut für Schule und Medien) erfolgte<br />

und die Stellen weiterhin als Vollstellen dem Tierpark<br />

(jetzt Tierparkschule) zugeordnet wurden.<br />

So arbeiteten von vormals 6 Pädagogen mit voller<br />

Stundenzahl nunmehr noch 2 Pädagogen an der<br />

Tierparkschule ohne Sekretärin, die einen anderen<br />

Aufgabenbereich im Tierpark übernehmen<br />

mußte.1997 schied ein Kollege aus Altersgründen<br />

aus. Die Stelle wurde nicht wieder besetzt. Als<br />

dann 2000 auch die letzte Tierparkpädagogin in<br />

den Ruhestand ging, war die zoopädagogische<br />

Arbeit im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde erloschen.<br />

Eine „Notlösung“ erfolgte ab September 2000. Von<br />

den 1,5 Lehrerstellen der Zooschule des Zoologischen<br />

Gartens Berlin, wurde die Vollstelle halbiert,<br />

so dass unser Kollege Pies-Schulz-Hofen auch die<br />

zoopädagogische Arbeit der Tierparkschule mit<br />

übernehmen musste. Prekär wird die Situation mit<br />

Beginn des Schuljahres 2002, denn dann existiert<br />

für Zooschule und Tierparkschule zusammen nur<br />

noch eine Vollstelle. Die abgeordnete Lehrerin an<br />

der Zooschule geht wieder an ihre Schule zurück.<br />

Die so ausführlichen Darstellungen des systematischen<br />

Untergangs der Tierparkschule im Tierpark<br />

Berlin- Friedrichsfelde waren notwendig um aufzuzeigen,<br />

welche Wertschätzung die Zoopädagogik<br />

in der deutschen Hauptstadt erfährt.<br />

Man muss sich einmal vor Augen führen, welch<br />

ein Bildungspotential die beiden tiergärntnerischen<br />

Einrichtungen der Hauptstadt besitzen: Sie verfügen<br />

über eine Gesamtfläche von über 200ha (welche<br />

andere Stadt hat das aufzuweisen?) der Tierbestand<br />

umfasst 23 179 Individuen in 2546 Formen<br />

und die jährliche Besucherzahl beträgt 3 608<br />

616 Mio. (Nach Jahresberichten 2001). In beiden<br />

Bilder aus glücklicheren<br />

Tagen, 1994<br />

Einrichtungen sind feste Schulgebäude mit einem<br />

Fundus von Anschauungsmaterialien und einer<br />

relativ guten technischen Ausstattung vorhanden.<br />

Und hierfür ein Zoopädagoge mit einer halben Planstelle<br />

für jede Einrichtung!!<br />

Es ist nur zu hoffen, dass die verantwortlichen<br />

Schulpolitiker recht bald zur Besinnung kommen<br />

und eine positive Veränderung herbeigeführt wird.<br />

Wenn die deutschen Zooschulen auch nur einen<br />

geringen Teil der Gesamtpädagogik ausmachen,<br />

so sollte ihre Bedeutung in Bezug auf Vermittlung<br />

von naturkundlichem Wissen nicht unterschätzt<br />

werden.<br />

...und west 1994<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

27


Benjamin Ibler/Hans Lichei<br />

Das Beschilderungs- und Informationssystem im<br />

Zoologicka zahrada Bratislava<br />

Wenn auch der Zoo aufgrund beschränkter finanzieller<br />

Möglichkeiten noch Anlagen aufweist, die<br />

verbesserungswürdig sind, so existieren durchaus<br />

schöne, landschaftlich einzigartige und zweckmäßige<br />

Gehege. Der Zoo beherbergt etwa 900 Tiere<br />

in etwa 170 Arten und verfügt über ein Gelände<br />

von 96 Hektar, wovon aber erst 46 Hektar erschlossen<br />

sind. Schwerpunkte im Tierbestand sind Huftiere,<br />

insbesondere Einhufer mit Chapman-Zebra,<br />

Kulan, Przewalski-Urwildpferd, Hauspferde und –<br />

esel und Breitmaulnashörnern, Großraubtiere mit<br />

Sumatratiger, Persischem Leopard, Braunbär,<br />

Jaguar sowie Hyänen, ferner Primaten mit<br />

Brazzameerkatze, Magot, Mandrill, Mantelpavian,<br />

Katta, Krallenaffen sowie Schimpansen. Schwerpunktmäßig<br />

werden ferner die Sittichhaltung und<br />

die Reptilienhaltung (in zwei begehbaren Terrarienhäusern)<br />

betrieben [KIRCHSHOFER 1967 / HANULAY<br />

1990].<br />

Für jede öffentliche Tierhaltung gilt, ihren Tierbestand<br />

durch gezielte Information zu nutzen.<br />

Durchweg bemerkenswert ist die Umsetzung der<br />

Informationsvermittlung im Zoologischen Garten<br />

Pressburg. Im Folgenden ein paar kurze Bemerkungen<br />

über die Besucherinformation, danach einige<br />

Bildbeispiele.<br />

Übergeordnete Schautafeln<br />

Bekanntlich existieren in den meisten Zoologischen<br />

Gärten zwei Arten von Schautafeln, zum einen größere<br />

Schau- oder Lehrtafeln, die übergeordnete<br />

Zusammenhänge veranschaulichen, zum zweiten<br />

Tierschilder, die Grundinformationen über die Biologie<br />

einer Tierart im Gehege liefern.<br />

Solche mit guten Ideen, einfachen Mitteln sowie<br />

sehenswerter Gestaltung geschaffene Schautafeln<br />

findet man fast überall im gesamten Zoogelände.<br />

Die Tafeln sind meist handgemalt und beschreiben<br />

graphisch wie mit Text biologische Zusammenhänge,<br />

vornehmlich Morphologie, Ethologie,<br />

Verbreitung, Systematik, Ökologie und Anatomie.<br />

Ihre besondere Wirkung entfalten die Schautafeln<br />

durch ihren Minimalismus, durch ihre Beschränkung<br />

auf das Wesentliche. Es gibt kein aufdringliches<br />

Layout oder Design, das von der eigentlichen<br />

Aussage ablenkt, wie man es anderswo oft findet.<br />

Aufgrund der logischen graphischen Konzeption<br />

sind die Lehrtafeln auch Informationsquellen für<br />

einen, der des Slowakischen nicht mächtig ist.<br />

Wie auf den nachfolgenden Bildern zu erkennen<br />

ist, sind die Tafeln nicht einheitlich und besitzen<br />

unterschiedliche Aufmachung.<br />

Tierschilder<br />

Die einzelnen individuellen Tierschilder besitzen<br />

eine einheitliche Gestaltung, allerdings hinsichtlich<br />

der Textlänge und des Informationsgehaltes unterschiedliche<br />

Qualität. Im Gegensatz zu den meisten<br />

Zoos bei uns ist der Text nicht unterteilt in verschiedene<br />

Abschnitte, sondern fortlaufend. Bedingt<br />

durch die Herstellungsart –die Schrift ist noch eingefräst-<br />

sind die Schilder besonders haltbar.<br />

Eine gezeichnete Abbildung unterstützt den Text,<br />

ebenso wie eine Verbreitungskarte.<br />

Neben der obligatorischen lateinischen Bezeichnung<br />

ist die Angabe der deutschen Bezeichnung<br />

hervorzuheben.<br />

Leider ist der Standort am Gehege nicht immer<br />

optimal gewählt. Mitunter ist nicht sofort erkenntlich,<br />

an welcher Ecke das Schild steht. Zum anderen<br />

gibt es meist pro Gehege nur ein Schild, selbst<br />

wenn es sich um ein besonders weitläufiges Huftiergehege<br />

handelt, so dass der interessierte Besucher<br />

lange danach suchen muss.<br />

Auffälligerweise fehlen –und zwar im gesamten<br />

Zoo- individuelle Daten über die gehaltenen Tiere.<br />

Eine Individualisierung, also eine Präsentation eines<br />

Tieres mit Namen, Geburtsdatum, Herkunft,<br />

Nachzucht, findet nirgends statt, auch nicht bei<br />

Tierarten, die in anderen Gärten den Status einer<br />

Tierpersönlichkeit errungen haben, wie z.B. Giraffen,<br />

Nashörner oder große Raubkatzen.<br />

Exkurs: Zooführer<br />

Leider stammt der letzte Zooführer aus dem Jahr<br />

1990 und wurde noch von Altdirektor Dr. med.<br />

vet. JURAJ HANULAY [HANULAY 1990]verfasst. Er weist<br />

eine systematische Beschreibung des Tierbestandes<br />

zu diesem Zeitpunkt auf, d.h. zunächst werden die<br />

Säugtiere abgehandelt, danach die Vögel, zuletzt<br />

die Reptilien. Soweit von den Autoren dieses Berichts<br />

nachvollziehbar, ist der Führer informativ,<br />

logisch aufgebaut und auf hochwertigem Papier<br />

gedruckt, durchaus mit unseren Standards vergleichbar.<br />

Offensichtlich scheinen die dortigen Zoobesucher<br />

davon jedoch keinen regen Gebrauch zu<br />

machen.<br />

Aus dem alten Fundus werden sowohl an der Kasse<br />

wie auch an verschiedenen Zookiosken weitere<br />

verschiedene Schriften verkauft, zu Beträgen unter<br />

0,50 € ! Die Autoren erwarben insgesamt drei thematische<br />

Zooführer, zu den Themata Huftiere, Vögel<br />

(I) und bedrohte Tierarten (mit Bildern aus verschiedenen<br />

Gärten). Diese Führer weisen eine reiche<br />

Bebilderung auf, verbunden mit kurzen, aber<br />

fundierten Texten.<br />

28<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Bildbeispiele zur Beschilderung im Zoo Bratislava<br />

I. Übergeordnete Schautafeln<br />

(1) Afrikaweide: Nahrungskreislauf (links) und<br />

Lebensgemeinschaft und Formenvielfalt<br />

der großen Pflanzenfresser (rechts).<br />

(2) Die im Zoo Bratislava gehaltenen Primatenformen<br />

mit Hirngrößenvergleich.<br />

Graphisch einwandfreie und realistische<br />

Darstellung.<br />

(3) Schautafel zur Ethologie der Antilopen,<br />

vornehmlich der Säbelantilope.<br />

(4) Mimik des Schimpansen, nach Meinung<br />

der Autoren zu textlastig gestaltet.<br />

(5) Unterschiede der verschiedenen Zebraformen,<br />

Steppen-, Grevy- und Bergzebra.<br />

(6) Die Tiergeschwindigkeiten im Vergleich<br />

II.Tierschilder<br />

(7) Allgemeines Gehegeschild am Beispiel der<br />

Elenantilope und des Ellipsenwasserbockes.<br />

Nach diesem Grundtyp sind im<br />

Garten alle größeren Tierarten beschildert.<br />

Schrifttum<br />

HANULAY, JURAJ (1990) Zoo Bratislava.<br />

[Wegweiser durch den Zoo Bratislava].<br />

Bratislava 1990<br />

IBLER, B. (eingereicht) Tiergärtnerische und<br />

geschichtliche Notizen aus dem Zoologicka<br />

zahrada Bratislava. manati (2), 17.Jahrgang.<br />

2002<br />

KIRCHSHOFER, ROSL (1966) Die Zoologischen<br />

Gärten der Welt – die Welt des Zoo.<br />

Frankfurt. Zürich<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

29


Neue Projektmöglichkeiten für Oberstufenschüler/innenim Ruhr<br />

Zoo Gelsenkirchen<br />

Tamara Kalmbach<br />

Entstanden im Rahmen der Doktorarbeit:<br />

„Entwicklung einer Projektwoche für Oberstufenschüler<br />

zum Thema: Moderne Verhaltensbiologie<br />

am Beispiel der Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta)<br />

und der Steppenzebras (Equus quagga )“<br />

Betreuer: PD. Dr. Udo Gansloßer<br />

Die Zoopädagogik spielt in der modernen<br />

Tiergartenbiologie eine zentrale Rolle. Ist doch die<br />

Vermittlung von Wissen und das Wecken von Begeisterung<br />

gerade bei jungen Menschen eine grundlegende<br />

Voraussetzung für zukünftige Arten-, Tierund<br />

Naturschutzbemühungen.<br />

Ein von vielen Zooschulen vernachlässigtes Klientel<br />

sind die Oberstufenschüler/innen der Jahrgänge<br />

11 und 12. Darum wird im Rahmen meiner<br />

Doktorarbeit diese Altersgruppe besonders berücksichtigt.<br />

Durch die Möglichkeit, Zootiere eigenständig<br />

zu beobachten, bekommen die Jugendlichen<br />

Einblicke in tiergärtnerische Arbeit und naturwissenschaftliche<br />

Forschungsvorgänge.<br />

Im Sommer 2002 ergriffen 15 Schüler/innen der<br />

11ten Klasse eines Gelsenkirchener Gymnasiums<br />

die Gelegenheit, an einer Projektwoche zum Thema<br />

„Moderne Verhaltensbiologie am Beispiel von<br />

Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) und Steppenzebras<br />

(Equus quagga)“ teilzunehmen.<br />

Die Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) sind Bewohner<br />

der ersten neuen Anlage der ZOOM-Erlebniswelt,<br />

die im Zuge der Neugestaltung des Ruhr-Zoos<br />

Gelsenkirchen entstand.<br />

Diese moderne, naturnahe Afrikaanlage lässt einweitgehend<br />

natürliches Verhalten der Tiere erwarten.<br />

Sie bietet durch ihren Strukturreichtum, der unter<br />

anderem einen breiten Wassergraben, Sandflächen<br />

und Totholz umfasst, weitgefächerte Möglichkeiten<br />

für Verhaltensbeobachtungen und unzählige<br />

Ansätze für verschiedenste Hypothesen.<br />

Die benachbarten Steppenzebras (Equus quagga)<br />

leben auf einer in ihrer Artzusammensetzung und<br />

Größe in Deutschland einmaligen Afrikasavannen-<br />

Anlage. Als potenzielle Beutetiere der Hyänen bieten<br />

diese Pflanzenfresser ebenfalls vielfältige Möglichkeiten<br />

für Schülerbeobachtungen.<br />

Die Projektwoche beinhaltet eine Kurzeinführung<br />

in die von den Schulen meist vernachlässigte moderne<br />

Verhaltensbiologie. Dadurch erhalten die Teilnehmer/innen<br />

die notwendigen Grundlagen zum<br />

anschließenden selbstständigen verhaltensbiologischen<br />

Arbeiten.<br />

Die Schüler/innen waren neben der Erarbeitung und<br />

Präsentation der Ergebnisse aufgefordert, zwei<br />

Evaluationsbögen zu bearbeiten. Mit Hilfe dieser<br />

Fragebögen wurde der Wissenszuwachs durch die<br />

Langzeit-Beschäftigung mit diesem Thema überprüft.<br />

Nach Ablauf und Auswertung der ersten Projektwoche<br />

scheinen die zuvor definierten Grundziele<br />

erreicht worden zu sein. Den Jugendlichen wurde<br />

das Prinzip der naturwissenschaftlichen Arbeit klar.<br />

Das Wissen über die moderne Verhaltensbiologie<br />

wurde vergrößert, und ein Anreiz für weitere Beobachtungen<br />

und selbstständige Zoobesuche wurde<br />

gesetzt. Vor allem dient die Projektwoche als Anregung<br />

und Grundlage für später durchzuführende<br />

Facharbeiten.<br />

Diplom-Biologin Tamara Kalmbach<br />

Ruhr Zoo Gelsenkirchen, Bleckstr.47, 45889<br />

Gelsenkirchen, Tel.: 0209/98087-31<br />

Email: tamara.kalmbach@zoom-erlebniswelt.de<br />

30<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Aus dem Vorstand<br />

Lothar Philips<br />

Die Zeit zwischen den Oster- und Herbstferien wird<br />

angenehmer Weise durch die Sommerferien unterbrochenen.<br />

Gleichzeitig ist dieser Zeitraum die Saison<br />

für zoopädagogische Aktivitäten, die unser aller<br />

Zeit in Anspruch nehmen.<br />

Das einzige Sichere in dieser Zeit ist, dass man<br />

niemanden mit Sicherheit erreicht. Eine für<br />

Verbandstätigkeiten sehr ungünstige Zeit.<br />

Doch auch wenn es so scheinen mag, eine<br />

Sommerruhe hat es nicht gegeben:<br />

Da wir keine Großkunden der Bank sind, müssen<br />

wir die Umstellung auf Euro per Hand erledigen.<br />

Das Computerprogramm, das wir bisher verwendet<br />

haben, ist nicht kompatibel, das bedeutet für<br />

Jan Osterloh, dass er alle Daten neu eingeben<br />

muss. Er ist fieberhaft bei der Arbeit und hofft, diesen<br />

Monat fertig zu werden.<br />

Martina Schürer sammelt unermüdlich die Beiträge<br />

für die geplante Broschüre, in der sich die Zooschulen<br />

vorstellen. An dieser Stelle noch einmal<br />

die Bitte, sofern nicht geschehen, die Artikel umgehend<br />

an Martina Schürer zu senden. Wir haben<br />

uns entschlossen, die Beschreibungen der Zooschulen,<br />

beziehungsweise der Zoopädagogischen<br />

Abteilungen, einmal in gedruckter Form, als Sonderausgabe<br />

von "Begegnung Zoo" zu veröffentlichen<br />

und zum anderen ins Internet zu stellen.<br />

Sommerzeit ist Tagungszeit: als Vertreter der Zoopädagogen<br />

habe ich, Lothar Philips, an der Zoodirektorentagung<br />

in Zürich teilgenommen. Wie<br />

immer bot sich die Gelegenheit zu zahlreichen informativen<br />

Gesprächen.<br />

Das EAZA-Committee für Education and Exhibit<br />

Design tagte mehrmals, zuletzt während der IZE-<br />

Konferenz in Wien.<br />

Mit der EAZA wurde ein interessanter Versuch vereinbart:<br />

die nächste EZE-Konferenz (europäische<br />

Zoopädagogen) findet in Verbindung mit der<br />

Jahreshauptversammlung der EAZA in Leipzig statt.<br />

Wir erhoffen uns von dieser Konstruktion eine Verbesserung<br />

und Verstärkung der Zusammenarbeit.<br />

Der gewählte Ort sollte auch die Teilnahme von<br />

mehr deutschen Zoopädagogen ermöglichen.<br />

Die Homepage des Verbandes (http://www.vzp.de)<br />

ist grafisch und inhaltlich überarbeitet. Der neue<br />

Webmaster, Markus Birkhofer, hat seinen Sitz in<br />

Köln, ich hoffe, dass wir es so leichter schaffen,<br />

die Homepage aktuell zu halten. Näheres über die<br />

Homepage findet sich in dieser <strong>Ausgabe</strong>.<br />

Auf Grund verschiedener Umstände, Personalwechsel,<br />

Bauarbeiten, etc. sind in diesem Jahr einige<br />

Regionaltagungen nicht zustande gekommen,<br />

so hoffe ich auf 2003.<br />

Zu einer wesentlichen Aufgabe des Verbandes gehört<br />

die Sicherung von Institutionen, leider musste<br />

ich auch in dieser Hinsicht wieder tätig werden.<br />

Unser Tagungsthema im Frühjahr "gratis Bildung -<br />

oder darfst was kosten" passt in die Zeit. Die Kommunen<br />

sind pleite und müssen sparen. Trotz Pisa,<br />

am liebsten an der Bildung.<br />

U. a. war diesmal auch Köln betroffen, wurde bisher<br />

der Eintritt für Kölner Schüler von der Stadt bezahlt,<br />

sollte er nun von den Schülern selbst bezahlt werden.<br />

In Zusammenarbeit von Zoo, Schulamt und<br />

Stadt wurde eine Lösung gefunden. Kölner Schüler,<br />

die die Zooschule besuchen, bekommen den<br />

Eintritt weiterhin bezahlt. Der Streit ging durch die<br />

Medien und wurde auch karikiert.<br />

Bleibt zu hoffen, dass den Lippenbekenntnissen -<br />

niemand bezweifelt öffentlich den Wert der Zoopädagogik<br />

- auch Taten folgen und die "Wackelstellen"<br />

bald der Vergangenheit angehören.<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

31


Die Homepage des Verbands in neuem Gewand<br />

Diese Seite erscheint, wenn man die Internet-Adresse<br />

des Verbandes (http://www.vzp.de) aufruft. Allen,<br />

die mit ihren Vorschlägen und Anregungen zur<br />

Gestaltung dieser Seite beigetragen haben, sei an<br />

dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt. Ohne<br />

Ihre Hilfe, hätten wir noch mehr Zeit gebraucht.<br />

Das Design der Seite ist vereinheitlicht und farblich<br />

ist es den Farben des Verbandslogos angepasst.<br />

Zur leichteren Orientierung bleibt die Navigationsleiste<br />

bei allen Seiten auf der linken Seite stehen.<br />

Am Ende jeder Seite findet sich ein Schaltknopf<br />

"zurück", mit dem man auf die vorherige Seite gelangt.<br />

Inhaltlich sind in die Seiten klarer strukturiert, sodass<br />

das Suchen leichter wird. Auf .pdf-Downloads<br />

wurde weitgehend verzichtet, die Dokumente liegen<br />

als ausdruckbare .html-Seiten vor.<br />

Unter "Verband" findet man Informationen über<br />

den Verband sowie Ziele, Satzung oder Berufsbild<br />

und selbstverständlich auch ein<br />

Beitrittsformular zum Ausdrucken.<br />

Hinter dem Schaltknopf "Zooschulen" verbirgt<br />

sich eine Liste mit den Adressen aller zoopädagogischen<br />

Einrichtungen, in denen Mitglieder<br />

des <strong>VZP</strong> arbeiten. Neu ist, dass diese<br />

Liste mit den Informationen über die jeweilige<br />

Einrichtung (Texte für die Broschüre über<br />

ZSU-Zooschule im Tierpark Hagenbeck<br />

______________________________________________________________________<br />

Im Mai 1907 wurde Carl Hagenbecks Tierpark als erster Zoo der<br />

Welt mit gitterlosen Freisichtanlagen außerhalb Hamburgs in<br />

Stellingen eröffnet. Die Zeit der Menagerien war vorbei und<br />

überall entstanden neue zoologische Gärten nach<br />

Hagenbeck`schem Vorbild. Bis heute wirkt das berühmte Afrika-<br />

Parorama wie ein einziges Gehege. Auch der alte Baumbestand ist<br />

noch teilweise erhalten. Gärtner gestalten unter Wahrung der<br />

Tradition den Park zu einer grünen Oase in der Großstadt. Einige<br />

der historischen Gehege sind<br />

denkmalgeschützt; auch sie werden liebevoll gepflegt. Neue<br />

Gehege werden in vorhandene Strukturen eingepasst, um<br />

einerseitsdie Tradition zu bewahren, sich andererseits den<br />

Anforderungen der modernen Zootierhaltung zu stellen.<br />

Der Tierbestand umfasst 2500 Tiere in 360 Arten auf einem<br />

Gelände von 27 ha. Hervor zu heben ist die Haltung und die<br />

erfolgreiche Zucht der Asiatischen Elefanten, Chinesische<br />

Leoparden und Sibirische Tiger. Sehenswert sind weiterhin die<br />

Aquarien mit lebenden Riffkorallen. Berühmteste Tierpark-<br />

Bewohnerin ist das Walross Antje, lange das Maskottchen des<br />

NDR-Fernsehens.<br />

1985 wurde die Zoopädagogik im Tierpark etabliert. Inzwischen<br />

arbeiten drei Zoopädagoginnen auf zwei Planstellen der<br />

Schulbehörde, unterstützt durch ein Team von <strong>14</strong> studentischen<br />

Honorarkräften. Die Zooschule bietet Erkundungsgänge für<br />

Klassen aller Altersstufen und Schulformen an. Die Themen<br />

werden vorher mit den Lehrkräften abgestimmt. Schriftliche<br />

Unterrichtshilfen, Beobachtungsbögen, Rallyes und andere<br />

Materialien stehen zur Verfügung, Kurse zur Lehrerfortbildung<br />

werden regelmäßig angeboten. Auf Grund starker Nachfrage bietet<br />

die Zooschule inzwischen auch Veranstaltungen am Nachmittag<br />

und Wochenende (Kindergeburtstagsfeiern) an.<br />

Adresse : Zooschule im Tierpark<br />

Hagenbeck, Gazellenkamp 155<br />

22527 Hamburg<br />

Tel.: 040 - 540 53 23<br />

Fax: 040 – 54 27 88<br />

Email:<br />

johannsen@ifl-hamburg.de<br />

Internet::<br />

www.ifl-hamburg.de<br />

www.hagenbeck.de<br />

Träger der Einrichtung<br />

Behörde für Bildung und Sport:<br />

Institut für Lehrerfortbildung /<br />

Zentrum für Schulbiologie und<br />

Umwelterziehung<br />

Anmeldung, Beratung,<br />

Information<br />

Tel. Sprechzeiten Mo-Fr 13-15<br />

Uhr, in den übrigen Zeiten AB.<br />

Termin nach Vereinbarung mit<br />

den Zoopädagoginnen Keike<br />

Johannsen, Rieke Edelmann,<br />

Rebekka Harning<br />

Öffnungszeiten der Zooschule<br />

Mo-Fr. 9-16.30 Uhr,<br />

Wochenende n.V.<br />

Öffnungszeiten des Tierparks<br />

täglich ab 9 Uhr, Schlusszeit<br />

saisonbedingt, frühestens 16.30<br />

Uhr<br />

Eintritt<br />

Einzelkarten: Erwachsene 11,50<br />

€, ,Jugendl.(7-16 Jahre) 8,50 € ,<br />

Kinder (ab 4 Jahre) 3 €.<br />

Gruppenkarten (ab 15 Personen):<br />

Erwachsene 10 €, Jugendl. 7 €,<br />

Kinder1,50 €.<br />

Honorar für zoopädagogische<br />

Begleitung: 35 € pro Klasse<br />

Anfahrt<br />

U-Bahn: Linie 2 direkt bis<br />

Haltestelle „Hagenbecks<br />

Tierpark“.<br />

Bus-Linien 39, 181, 281, 22.<br />

Mit dem PKW : A 7 , Abfahrt<br />

Hamburg-Stellingen und dann<br />

der Ausschilderung folgen (ca.1<br />

km).<br />

32<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


zoopädagogische Einrichtungen)<br />

verlinkt ist. Hier sind noch nicht alle<br />

zoopädagogischen Einrichtungen<br />

erfasst, sei es, dass die Informationen<br />

noch nicht vorliegen oder noch<br />

nicht in Internet-geeigneter Form<br />

vorliegen. Ich arbeite daran und<br />

hoffe, bis Ende des Jahres alle Dokumente<br />

gesetzt zu haben.<br />

Neu ist auch der Schaltknopf "Links", hier findet<br />

man Links zu interessanten und informativen<br />

Seiten für Leute, die an Zoopädagogik<br />

interessiert sind. Dankenswerterweise hat Jochen<br />

Haßfurther, Zoologischen Garten Hannover,<br />

seine Link-Sammlung zur Verfügung<br />

gestellt. Sie bietet eine unendliche Fülle weiterführender<br />

Internetadressen.<br />

"Termine" bietet nun die Möglichkeit, selbst Termine<br />

im Internet bekannt zu geben. Selbstverständlich<br />

ist es auch weiter möglich, mir die<br />

Termine mitzuteilen, ich werde sie dann unverzüglich<br />

ins Internet stellen.<br />

Neu ist die "Galerie". Hier soll eine Sammlung<br />

aussagekräftiger Bilder entstehen, zu der jeder<br />

Pädagoge (beiderlei Geschlechts) beitragen<br />

kann. Zur Zeit sind dort nur Bilder zusehen,<br />

die ich während des Sommers aufgenommen<br />

habe. Die Auswahl ist also völlig willkürlich<br />

und ich hoffe, dass bald Bilder aus vielen<br />

Einrichtungen zu sehen sein werden.<br />

Ich wünsche mir, dass die Seite den Anklang findet,<br />

den sie meiner Meinung nach verdient. Bitte<br />

schicken Sie mir Ihre Materialien, die Sie im Internet<br />

sehen möchten. Last not least: wir freuen uns über<br />

jede Rückmeldung; Anregungen und Kritik bitte an<br />

mich, Lob an Markus Birkhofer.<br />

Lothar Philips<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

33


Neues aus den EAZA-News 38, 39 und 40<br />

Neues aus den EAZA News Nr. 38<br />

In seiner Kolumne „From the Chairman´s Desk“<br />

beschäftigt sich Miklos Persanyi mit dem „2. Entwurf<br />

der EAZA Strategie für den Beginn des 21.<br />

Jahrhunderts“. Dieser Entwurf ist allen EAZA Mitgliedern<br />

zugegangen und soll im September 2002<br />

in Barcelona auf der Jahresversammlung diskutiert<br />

werden. Die EAZA, die nun 280 Mitglieder<br />

umfasst, hat in den letzten zehn Jahren eine bedeutende<br />

Rolle in der Zoo-Welt gespielt. Jetzt kommen<br />

neue Herausforderungen auf sie zu, und es<br />

ist an der Zeit, Wege und Ziele für die Zukunft festzusetzen.<br />

Analysen haben ergeben, dass die EAZA nicht so<br />

effektiv arbeitet, wie sie es könnte. Der 2. Entwurf<br />

beschreibt die EAZA als eine dynamische und große<br />

Organisation von Zoos und Aquarien. Er macht<br />

Vorschläge, wie die Effektivität der Organisation und<br />

die Bemühungen um Naturschutz, Bildung und<br />

Forschung gesteigert werden können. Die vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen sollen das Image der<br />

EAZA als Naturschutz-Organisation in Europa und<br />

international stärken. Ebenso werden Vorschläge<br />

gemacht, wie die finanziellen und personellen Ressourcen<br />

besser eingesetzt werden können. Die Rolle<br />

des EAZA Executive Office wird genauer definiert.<br />

Die EAZA ist von ihren Mitgliedern gegründet worden,<br />

und ist auch in Zukunft auf die aktive Mitarbeit<br />

und Mitwirkung aller Mitglieder angewiesen.<br />

Wenn diese Pläne umgesetzt werden, hat die EAZA<br />

eine Leitlinie für die gemeinsame Zukunft der Europäischen<br />

Zoo- und Aquariengemeinschaft für die<br />

erste Dekade dieses neuen Jahrhunderts.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

EU Petitions Committee, EAZA website and resource<br />

centre, Hong Kong turtles, EAZA e-mail groups<br />

WAZA meeting, EAZA/WAZA workshop an transport,<br />

Coloured legband service<br />

Actions speak louder than words!<br />

‘Golden lion tamarins - a golden future?’<br />

Viva BraZOOlia<br />

Save the ‘lions’ of the rainforest!<br />

CMS/ARKS4: Animal records keeping software with<br />

a Windows interface<br />

Report on the 8th International Conference on Environmental<br />

Enrichment<br />

European Zoo Information Technology Training<br />

Project<br />

How collaboration can aid in situ conservation<br />

Forbidden gifts; some responses<br />

EAZA in action for Asian turtles<br />

Sloth bears need space!<br />

Joint meeting of Terrestrial Invertebrate, Amphibian<br />

and Reptile TAGS<br />

Indian rhinoceroses in Amersfoort Zoo<br />

The journey through South America in Odense Zoo<br />

An exhibit for red pandas at Naturschutz-Tierpark<br />

Görlitz<br />

New chimpanzee exhibit at Bioparco<br />

Personalia - Addresses and Telephone/Fax numbers<br />

Neues aus den EAZA News Nr. 39<br />

In seiner Kolumne „From the Chairman´s Desk“ geht<br />

Miklos Persanyi auf den Weltgipfel in Johannesburg<br />

ein (Rio + 10). Dieses Treffen wird große Auswirkung<br />

für die weitere Zukunft der Zoos haben. Zwei<br />

Dokumente spielen eine besondere Rolle: die<br />

Klimakonvention und die Konvention über die biologische<br />

Vielfalt.<br />

Die meisten Experten meinen, dass die letzten zehn<br />

Jahre verschenkt worden sind. Umweltzerstörung<br />

und Verlust biologischer Vielfalt haben sich verstärkt.<br />

Der Anstieg der Weltbevölkerung scheint<br />

ungebremst und hier liegt das größte Problem,<br />

Fortschritte, die wir erreichen, machen wir allein<br />

durch unsere Anzahl kaputt. Biologen streiten<br />

immer noch darüber, wie viele Arten unserer Welt<br />

beherbergt. 1,6 Millionen Arten sind beschrieben,<br />

einige schätzen, dass das erst ein bis drei Prozent<br />

aller Arten sind.<br />

Die Fläche aller Zoos auf der Welt ist ungefähr so<br />

groß, wie die Fläche Regenwald, die täglich zerstört<br />

wird. Infolgedessen gehen vielleicht pro Tag<br />

mehr Arten verloren, als in allen Zoos der Welt<br />

gehalten werden.<br />

Es ist klar, dass die Zoos alleine die Welt nicht<br />

retten können. Sie können noch nicht einmal alle<br />

34<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


gefährdeten Arten retten. Sie können aber einige<br />

retten und die Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen<br />

verstärken. Und sie können bei der<br />

Aufklärung der Bevölkerung helfen. Deshalb sollten<br />

wir genau Acht geben, was in Johannesburg<br />

geschieht.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

An update on various campaign efforts<br />

What have invertebrates got to do with it? Fluminese<br />

swallowtail<br />

CMS/ARKS4: interaction with the web-based global<br />

Moth husbandry in Moscow Zoo<br />

Experience with Tornkin bug-eyed frog Prikkebeen,<br />

a unique insect exhibition in the Artis Zoo Insectarium<br />

Integrating Swedish zoo herpetology with academic<br />

research and conservation biology<br />

Unique breeding success of Galapagos giant tortoises<br />

at Zoo Zürich<br />

The Asian turtle crisis, building the ark<br />

Bug world<br />

A new enclosure for Komodo dragons<br />

Using a macro-video camera to show the smallest<br />

creatures<br />

The spirit of monsoon forests and twilight zone<br />

Conservation efforts for gizani<br />

How to save the Hungarian meadow viper<br />

Addresses and Telephone/Fax numbers<br />

Successful Rainforest Campaign closed<br />

EAZA Tiger Campaign<br />

CMS/ARKS4: interaction with the Specimen Reference<br />

global database<br />

Australian exhibit at ZooParc de Beauval<br />

Humboldt penguin exhibit in Emmen<br />

Released golden eagle breeds in the wild<br />

A pilot project on the smooth snake in central Poland<br />

European hamsters from Rotterdam Zoo reintroduced<br />

into the wild<br />

Funds available for conservation projects<br />

Black-footed penguin EEP<br />

EEP Committee<br />

Neues aus den EAZA News Nr. 40<br />

In seiner Kolumne „From the Chairman´s Desk“<br />

erinnert Miklos Persanyi an die verheerenden Fluten,<br />

die im Sommer Teile Tschechiens und<br />

Ostdeutschlands heimsuchten. Er würdigt die großartigen<br />

Leistungen, die die Mitarbeiter der betroffenen<br />

Zoos bei der Rettung ihrer Tiere erbracht haben.<br />

Er schlägt vor, einen Fond einzurichten, um in Zukunft<br />

bei ähnlichen Katastrophen sofort helfen zu<br />

können.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

EAZA Annual Conference in Barcelona<br />

EAZA strategy • Closure EAZA Rainforest Campaign<br />

2001/2<br />

EAZA Tiger Campaign launched • Membership<br />

news • Elections<br />

Solidarity with Prague Zoo • EADISC<br />

EEP and ESB Database<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

35


Rückblick IZE-Konferenz in Wien<br />

Lothar Philips<br />

„Nach Wien - das Feiern lernen“, hätte das Motto<br />

dieses Sommers sein können. Die allgemein gute<br />

Stimmung wurde nur durch die Hochwasserkatastrophe,<br />

die Teile Tschechiens und Ostdeutschlands<br />

verwüstete, gedämpft.<br />

Und zu feiern gab's was: der Tiergarten Schönbrunn<br />

wurde 250 Jahre alt, die zoopädagogische<br />

Abteilung besteht seit 25 Jahren.<br />

Die IZE ist der weltweite Verband der Zoopädagogen,<br />

er unterstützt die Zoos, ihre Aufgaben<br />

und Bemühungen in der Öffentlichkeit darzustellen.<br />

Der IZE wurde 1972 in Frankfurt gegründet<br />

und war schon einmal, 1980, in Wien zu Gast.<br />

Damals war er ein eher kleiner Verband mit nur<br />

wenigen Mitgliedern.<br />

An der diesjährigen IZE Konferenz unter dem Thema<br />

„Von der Menagerie zum Naturschutzzentrum“<br />

nahmen über 200 Kollegen und Kolleginnen aus<br />

51 Ländern aus allen Teilen der Welt teil. Neben<br />

vielen neuen Gesichtern, sah man auch einige<br />

Zoopädagogen der ersten Stunde.<br />

Die Teilnehmer der IZE-Konferenz von 1980<br />

Aus diesen Anlässen hatten die Wiener gleich zu<br />

drei großen Konferenzen geladen: der CBSG<br />

(Conservation Breeding Specalist Group), der WAZA<br />

(World Association of Zoo and Aquaria) und der<br />

IZE (Internatinal Association of Zoo Educators).<br />

3 Generationen von Zoopädagogen<br />

Die Teilnehmer der IZE-Konferenz von 2002<br />

36<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Und Petrus hatte ein Einsehen, ein strahlender Himmel<br />

über einem strahlenden Wien und einem strahlenden<br />

Tiergarten. Schönbrunn gibt Hoffnung: Alt<br />

sein, heißt nicht, auch alt aussehen zu müssen.<br />

44 Vorträge und zwei Poster-Ausstellungen informierten<br />

über aktuelle Probleme und Trends in der<br />

Zoopädagogik.<br />

Zwei Workshops gaben Gelegenheit, die Theorie<br />

der Praxis anzunähern.<br />

Mittlerweile ist die Zoopädagogik eine eigenständige<br />

Disziplin geworden, mit eigenen Methoden,<br />

Verfahrensweisen und Strategien. Es macht Spaß,<br />

mitzuerleben, wie sich diese Disziplin weiterentwickelt,<br />

der Austausch mit Kollegen und Kolleginnen<br />

aus aller Herren Länder gibt neue Motivation und<br />

viele Anregungen für die Arbeit im eigenen Zoo.<br />

Planungsphase<br />

Internationale Zusammenarbeit<br />

Und das Rahmenprogramm war fürstlich: Exkursionen<br />

zu einem Hochhaus, von dem man einen<br />

Überblick über Wien hatte, ins Naturhistorische<br />

Museum - mit dem Höhepunkt, vom Dach aus auf<br />

das nächtliche Wien zu blicken - und zum Neusiedlersee.<br />

Von den kulinarischen Erlebnissen mag<br />

ich gar nicht berichten, da sonst dem geneigten<br />

Leser das Wasser im Mund zusammenlaufen würde.<br />

An dieser Stelle noch einmal allen Wienern einen<br />

herzlichen Dank, sie reden nicht nur über Erlebnispädagogik,<br />

sie schaffen Erlebnisse, die man so<br />

schnell nicht vergisst.<br />

Präsentation der Ergebnisse<br />

Das EAZA-Office leistet Support<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

37


Internet TIPPS<br />

http://www.book-byte-vision.de/psf/index.html<br />

PSF - Pädagogischer Schnäppchenführer<br />

Der PSF ist der bundesweite Wegweiser zu über 800 kostenlosen oder gegen Schutzgebühr erhältlichen<br />

Dia-Serien, Bastel-Vorschlägen, Foliensätzen und zahlreichen fantastischen Lehr- und Lernmitteln.<br />

Den PSF gibt's als Buch in unserem Verlag für <strong>14</strong>,90 Euro bzw. 9,90 Euro im Abo (jederzeit kündbar).<br />

http://www.nua.nrw.de<br />

who is who<br />

Herausgeber: Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes NRW<br />

Postfach 101051, 45610 Recklinghausen<br />

Tel. 02361/305-0, Fax 02361/305-340<br />

E-Mail: poststelle@nua.nrw.de, Internet:<br />

Das vorliegende Handbuch soll helfen, Fachleute zusammenzuführen, Informationen<br />

zu erschließen und Unterstützungsmöglichkeiten zu entdecken. Es bietet allen,<br />

die sich für eine „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ einsetzen, kommentierte<br />

Informationen über mögliche Partner und Förderungen in Nordrhein-Westfalen.<br />

http://www.Zooschule-halle.de<br />

Die Zooschule Halle hat eine eigene Homepage.<br />

http://www.zusatzstoffe-online.de<br />

Alle Zusatzstoffe, alles Wissenswerte, Vorsicht Farbstoffe? Alle Lebensmittelfarbstoffe auf einen Blick<br />

Neu: Ratgeber Recht, Kennzeichnung und Zutatenliste - kein Buch mit sieben Siegeln<br />

Dem Geschmack unter die Arme greifen, Die Geschmacksverstärker - nicht nur Glutamat<br />

Zuckersüß und kalorienarm, Genuss - tatsächlich ohne Reue? Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe<br />

Das Zusatzstoffe-online Lexikon, Zusatzstoff-Listen per Fax-Abruf: Alle Zusatzstoffe im Überblick,<br />

0190/150 270-006<br />

(5 Seiten, DM 1,21 pro Minute) Bedenkliche Zusatzstoffe mit Hinweisen für Allergiker<br />

http://www.insektenbox.de<br />

Insekten - Box<br />

Fotos und Angaben zur Lebensweise heimischer Insekten<br />

Schmetterlinge, Käfer, Wanzen, Libellen, Zweiflügler (Schnaken, Mücken, Fliegen), Hautflügler(Wespen,<br />

Bienen, Ameisen)<br />

http://www.ForschungsPortal.net<br />

Groß- und Kleinschreibung beachten!<br />

Das Informationsangebot von Research-in-Germany bietet einen allgemeinen Überblick über die<br />

vielfältige Forschungslandschaft in Deutschland mit nützlichen Hinweisen für einen<br />

Forschungsaufenthalt.<br />

Über die Suchmaschine ForschungsPortal.net können Sie erfahren, in welcher staatlich geförderten<br />

Forschungseinrichtung in Deutschland welche Themen bearbeitet werden und welche Informationen dort<br />

zum Thema im Internet bereitgestellt sind.<br />

Zusammengestellt von Barbara + Lothar Philips<br />

38<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Internet TIPPS für Kids<br />

Der Menschliche Körper<br />

www.t-online.de<br />

dort: Kids anklicken, Wissen und Lernen<br />

Unser Körper mit den Themengebieten:<br />

a) Haut b) Skelett c) Muskeln d) Atmung e) Nerven und Sinne f) Blutkreislauf g) Verdauung<br />

h) Hilfe und Puzzle (Lernspiele und „Merktexte")<br />

Tiere<br />

• www.tiere-online.de<br />

• www.zoo-koeln.de<br />

• www.zoo-koeln.de/tiere/lexaz.htm<br />

• www.trenini.ch/tierlexikon<br />

• www.kinder-tierlexikon.de<br />

• www.tierlexikon.de<br />

• www.das-tierlexikon.de<br />

• www.netzoos.de<br />

Biologie, diverse<br />

• www.aidshilfe.de<br />

(Seiten der dt. Aidshilfe)<br />

• bioinfo.kordic.re.kr/animal oder<br />

• animalpicturesarchive.com/animal<br />

Bilder, Videos, Sounds, ClipArts NUR englisch!<br />

• www.Tierrechte.de/aetit<br />

Ärzte gegen Tierversuche<br />

• www.egbeck.de<br />

OBERSTUFE - Biologie<br />

• www.biologie-lk.de<br />

Leistungskurs Biologie<br />

• www.biolinks.ginkgo-web.de<br />

Biolinks<br />

• nibis.ni.schule.de/-gidw/Bodenweeb/lebewesn/lebe05.htm<br />

Lebewesen des Bodens, Vorgänge im Boden<br />

• www.botanikus.de<br />

Botanikseite, Datenbank 7.000 Arten<br />

• www.cellsalive.com<br />

• www.fmi.uni-passau.de/schule/unterricht/links/biologie.html<br />

• www.pflanzenbuch.de<br />

Lexikon „Botanik"<br />

Kopiervorlagen für den Lehrer<br />

Biologie<br />

www.zum.de/Faecher/Bio/BW/default.htm<br />

www.zum.de/Faecher/Bio/BW/bio/7insekt/bienKgM1.htm3.<br />

www.schulweb.de<br />

www.die-virtuelle-schule.de<br />

www.learn-line.de<br />

Zusammengestellt von Barbara Philips<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

39


Termine<br />

28.2. – 1.3.2003<br />

Regionaltagung Ost, Zoologischer Garten Leipzig<br />

5.4. 2003<br />

Regionaltagung West, NaturZoo-Rheine<br />

29.3. – 30.3.2003<br />

Tierpfleger/Zoopädagogen in Nürnberg<br />

EZE 13.-16.9.2003<br />

EAZA 16.-20.9.2003<br />

EZE Konferenz in Verbindung mit der Jahreshauptversammlung der EAZA<br />

Leipzig<br />

17.-21.3. 2004 <strong>VZP</strong>-Tagung in Köln<br />

40 Jahre Zooschule Köln<br />

6th International<br />

Symposium<br />

an Zoo Design<br />

Paignton Zoo Environmental Park, Devon UK<br />

The conference will take place from<br />

Sunday 9th to Thursday 13th May 2004<br />

40<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Winterschläfer in´s Haus holen?<br />

Doris Schwetz<br />

Winterschläfer in´s Haus holen?<br />

Igel gehören zu den Winterschläfern und bereiten sich, je nach<br />

Witterungslage schon bald auf ihren Winterschlaf vor.<br />

Winterschlafzeit für Igel ist in der Regel von November bis April,<br />

vorausgesetzt, die Aussentemperaturen stimmen. Erst wenn diese<br />

konstant unter 5°C absinken, fallen Igel in ihren natürlichen Winterschlaf.<br />

Dann sinkt die Körpertemperatur des Igels von 35°C auf ca. 5°C ab. Ihre Herzschläge<br />

reduzieren sich von ca. 180/min auf ca. 9/min und die Atemfrequenz von ca. 40 - 50/min auf ca. 4/min.<br />

Stimmen Temperatur und Gewicht, entleert sich der Igel und rollt sich<br />

dann in seinem Schlafnest zu einer geschlossenen Kugel zusammen.<br />

Die Schlafnester sind große, mit Laub, Moos, Gras und Ästchen<br />

ausgepolsterte Nester in geschützten Kompost-, Laub- und<br />

Reisighaufen. Wo ein trockenes Plätzchen in Hecken, Höhlungen<br />

oder Schuppen für ihn zu erreichen ist, nimmt er auch dieses<br />

gern als Winterquartier an.<br />

Die landläufige Meinung, Jungigel, die ein bestimmtes Mindestgewicht im Herbst noch nicht erreicht<br />

haben, müßten aufgenommen und<br />

aufgepäppelt werden, um den<br />

Winter überleben zu können, ist<br />

schlichtweg falsch! Der Erfolg<br />

einer “künstlichen” Überwinterung<br />

in menschlicher Obhut ist zweifelhaft<br />

und abzulehnen. Die hohe Sterberate<br />

der jungen, schwachen Igel ist naturgemäß<br />

und muß nicht von wohlmeinenden Mitbürgern angezweifelt werden.<br />

Das Beste, was man für unsere schneckenvertilgenden Gartenbewohner tun kann, ist, ihnen einen<br />

geeigneten Überwinterunsplatz im Garten zu schaffen und ruhig mal eine Laubecke oder einen<br />

Reisighaufen an einem geschützten Plätzchen in unseren Gärten zu belassen! Durchaus ist auch gegen<br />

ein Schälchen mit Katzenfutter nichts einzuwenden und man kann so, zumindest in der aktiveren<br />

Sommerzeit, abends leicht Beobachter der schönsten Naturschauspiele werden.<br />

Allen autofahrenden Igelliebhabern sei mit auf den Weg gegeben: Fuß vom Gaspedal in Ortslagen<br />

oder auch mal für einen Igel anhalten!<br />

Herzliche Einladung zur<br />

IGELAUSSTELLUNG<br />

im Tierpark Zittau<br />

Übrigens: der Tierpark nimmt zwar<br />

verletzte Wildtiere in Pflege,<br />

aber er betreibt keine Aufzuchtstation für Igel!<br />

vom 12.10. - 27.10.2002 tgl. von 9 - 17 Uhr<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

41


Anekdoten und Dönekes<br />

Nachhilfe in Biologie<br />

Dem zoologischen Laien bereitet es, wie wir fast täglich erleben, immer wieder Probleme, die einhöckrigen und<br />

zweihöckrigen Kameliden richtig zu benennen.<br />

Ein Vater, der mit seinem Sprössling an den weitläufigen Freianlagen für die Altweltkamele im Tierpark Berlin-<br />

Friedrichsfelde stand, versuchte auf seine Art dem Sohn den Unterschied zwischen dem einhöckrigen Dromedar<br />

und dem zweihöckrigen Trampeltier zu erklären. Nach seiner "Theorie" sind die Kamele mit einem Höcker<br />

die Männchen und die mit zwei Höckern die Weibchen. Nur ein kurzer Blick auf die Tierschilder hätte genügt,<br />

um einem kleinen, interessiertem Menschenkind es richtig zu erklären.. So haben die, die von Berufs wegen<br />

damit zu tun haben, Mühe diese aufgenommene "Dummheit" wieder auszubügeln.<br />

Gerd Stadie<br />

Viagra hilft auch manchem<br />

Tier<br />

Viagra rettet nicht nur die männliche Potenz, sondern<br />

auch das Leben mancher Tiere. Schon im ersten<br />

Jahr nach der Markteinführung 1998 sei der<br />

Umsatz mit einigen tierischen Potenzmitteln um<br />

mehr als die Hälfte gesunken, stellten Forscher aus<br />

Kanada und Australien fest. Viagra sei wesentlich<br />

günstiger und wirke zuverlässiger, erklärten sie<br />

nach einer Analyse des Umsatzes dreier legal verkaufter<br />

tierischer Potenzmittel.<br />

Der Jahresabsatz von Rentiergeweih aus Alaska<br />

sank 1998 gegenüber 1997 um über 70 Prozent.<br />

1998 wurden außerdem nur noch halb so viele<br />

Seehundpenisse verkauft wie 1996. Der Wert von<br />

Penissen der Sattelrobbe sank drastisch: von 100<br />

auf 15 Dollar pro Stück.<br />

Eine Vampirfledermaus flattert blutbesudelt am<br />

Ende der Nacht zurück in die Höhle und hängt sich<br />

an die Decke, um ein bisschen zu schlafen. Die<br />

anderen Fledermäuse riechen das Blut und belagern<br />

sie, um zu erfahren, wo sie es her hat. Die<br />

Fledermaus bittet sie, Ruhe zu geben und sie schlafen<br />

zu lassen, aber die anderen hören nicht auf,<br />

bis sie genervt nachgibt.<br />

"Na gut, folgt mir", sagt sie und fliegt aus der Höhle,<br />

gefolgt von hunderten von Fledermäusen.<br />

Sie fliegen in ein Tal hinab, über einen Fluss und<br />

in einen dichten Wald hinein.<br />

Schließlich verlangsamt die Fledermaus ihren Flug,<br />

und die anderen schwirren aufgeregt um sie herum.<br />

"Seht ihr den Baum da drüben?", fragt sie.<br />

"Ja, ja, ja!", schreien die Fledermäuse in wilder<br />

Aufregung.<br />

"Gut", sagt die erste Fledermaus, "ich habe ihn<br />

nicht gesehen."<br />

Detlef Fricke<br />

(Wir bitten von Leserbriefen bezüglich Echoortung<br />

abzusehen, der Sätzer)<br />

(ddp) KStA, 4.11.02<br />

42<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Zauberpflanzen - Hexenkräuter"<br />

Zaubern steht seit Harry Potter hoch im Kurs.<br />

Glaube an Magie und Zauberei gibt es seit<br />

Jahrtausenden und er ist im Grunde bis heute<br />

nicht verschwunden. Wirksame Hilfsmittel sahen<br />

die Menschen weltweit in einer Fülle von<br />

Mineralien, Tier- und Pflanzenteilen. Die hinter<br />

diesen Hilfsmitteln stehenden Vorstellungen<br />

sind für uns heute manchmal nur noch schwer<br />

nachzuvollziehen, da uns die genaue Naturbeobachtung<br />

fehlt. Viele sind jedoch in Pflanzen-<br />

und Tiernamen enthalten. Der lateinische<br />

Name des Schöllkrauts beginnt mit Chelidonium,<br />

der griechischen Bezeichnung für die<br />

Schwalbe, denn es fängt bei der Ankuft der<br />

Schwalben an zu blühen und verwelkt, wenn<br />

sie wegziehen. Entsprechendes gilt für den<br />

Natternwurz. Er kommt im Frühjahr mit den<br />

Schlangen und verschwindet mit ihnen im<br />

Herbst.<br />

Eine Einführung in dieses "zauberhafte" Thema<br />

gibt das Buch "Zauberpflanzen - Hexenkräuter<br />

- Mythos und Magie heimischer Wildund<br />

Kulturpflanzen" von Gertrud Scherf. Das<br />

Buch bietet zunächst eine Einführung in das<br />

vorwissenschaftliche magische Denken, indem<br />

es Zauber und Zauberrituale beschreibt und geht<br />

anschließend auf die Funktion verschiedener Pflanzen<br />

als Glücksbringer, Liebeszauber, Schutz- und<br />

Orakelpflanze ein. Anschließend werden über 60<br />

verschiedene Pflanzenarten in Porträts dargestellt.<br />

Wer danach sucht, findet aber auch viele Querverbindungen<br />

zu Tiernamen und Bedeutungen. Das<br />

Buch ist eine Fundgrube für sonst nur schwer zu<br />

findende kulturgeschichtliche Zusammenhänge<br />

und erklärt z.B. auch, warum auf Silvesterkarten<br />

Fliegenpilze, vierblättriger Klee und Schweinchen<br />

abgebildet sind. Ein entsprechendes Buch über tierische<br />

Zaubermittel und Amulette wäre eine tolle<br />

Ergänzung.<br />

Gertrud Scherf<br />

Zauberpflanzen - Hexenkräuter<br />

Mythos und Magie heimischer Wild- und Kulturpflanzen<br />

223 Seiten, ca. 120 Farbfotos, ca. 90 alte Stiche<br />

BLV-Verlag München, März 2002<br />

ISBN 3-405-16219-X<br />

€ 19,95 (D), € 20,60 (A), sFr 29,--<br />

Hans-Peter Krull<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

43


Die andere Bildung<br />

Seit man bei Günther Jauch Millionen gewinnen<br />

kann, wenn man nur genug weiß, ist Bildung (oder<br />

besser Wissen) gefragt. Kein Wunder also, dass<br />

das Buch „Bildung“ von Dietrich Schwanitz ein<br />

Bestseller wurde. Schwanitz ist ein ehemaliger Literatur-Professor.<br />

Sein Interesse gilt daher vermutlich<br />

eher den Geisteswissenschaften. Bei der Lektüre<br />

seines Buches mit dem Untertitel „Was man<br />

wissen sollte“ stellen wir als eher naturwissenschaftlich<br />

ausgerichtete Menschen mit Bedauern<br />

fest, dass wir bei dem Millionenquiz wohl keine<br />

Chance hätten, da wir offensichtlich das Falsche<br />

wissen. Den Naturwissenschaften werden in diesem<br />

Werk nämlich nur wenige Seiten gewidmet.<br />

Es ist also schon mehr als erfreulich, dass es nun<br />

ein Buch gibt, in dem wir uns viel besser zurechtfinden<br />

und auskennen. Der Autor Ernst Peter Fischer<br />

hat Mathematik, Physik und Biologie studiert<br />

und ist Professor für Wissenschafts-Geschichte<br />

an der Universität Koblenz. Sein Buch, „Die andere<br />

Bildung - Was man von den Naturwissenschaften<br />

wissen sollte“, gibt einen kurzweiligen und lesenswerten<br />

Überblick über die naturwissenschaftlichen<br />

Veränderungen und Entwicklungen der<br />

vergangenen gut 400 Jahre. Nach einem einleitenden<br />

Kapitel zu grundlegenden Fragestellungen<br />

bezüglich einer naturwissenschaftlichen Denkweise<br />

beginnt sein Streifzug durch die verschiedenen<br />

Fachrichtungen (wer sollte es ihm bei seinen<br />

Studienschwerpunkten verdenken), wobei er eine<br />

physikalische und mathematische Sicht der Welt<br />

bevorzugt. Im Anschluss daran werden die verschiedensten<br />

naturwissenschaftlichen Teildisziplinen<br />

näher betrachtet. Der Weg beginnt dabei<br />

mit der Alchemie und der Astrologie und führt zu<br />

astronomischen Erklärungsansätzen hinsichtlich<br />

der Entstehung und Entwicklung des Weltalls,<br />

wobei dann wieder (wie sollte es auch anders sein)<br />

die Physik im Vordergrund steht. Im zweiten Teil<br />

des Buches nimmt dann die Biologie, und hier<br />

insbesondere die Molekularbiologie und die Evolution,<br />

einen besonders großen Raum ein.<br />

Erfrischend an Fischers Buch ist, dass er einerseits<br />

eine gute Zusammenfassung des gegenwärtigen<br />

Forschungsstandes in den Naturwissenschaften<br />

liefert, es dabei aber andererseits auch versteht,<br />

die Leser bei der Stange zu halten. Ein weiterer<br />

erfreulicher Aspekt ist der Blick über den Tellerrand,<br />

der uns Naturwissenschaftlern angeblich häufig<br />

verwehrt ist. So finden sich in vielen Kapiteln Hinweise<br />

zu philosophischen Gedanken und Fragestellungen,<br />

die häufig Ausgangspunkt der Beschäftigung<br />

mit der uns umgebenden Umwelt waren und<br />

sind. Es wird immer wieder ein Blick auf gesellschaftliche<br />

Hintergründe und Hemmnisse geworfen,<br />

um zu verdeutlichen, dass Naturwissenschaften<br />

als Teil der Gesellschaft verstanden werden<br />

müssen. Am Ende steht sogar ein Kapitel, das uns<br />

auffordert, Wissenschaft als Kunst zu denken. Der<br />

legendäre Elfenbeinturm wird dabei konsequent eingerissen.<br />

Detlev Fricke<br />

Ernst Peter Fischer<br />

„Die andere Bildung - Was man von den Naturwissenschaften<br />

wissen sollte“<br />

Ullstein Buchverlage 2001, 464 Seiten, 24,- €<br />

44<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Lernort Erlebniswelt<br />

Wolfgang Nahrstedt, Dieter Brinkmann<br />

Heike Theile, Guido Röcken<br />

Lernort Erlebniswelt<br />

Neue Formen informeller Bildung in der Wissensgesellschaft<br />

Endbericht des Forschungsprojektes:<br />

Erlebnisorientierte Lernorte der Wissensgesellschaft<br />

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (bmb+f)<br />

„Unter Lernort ist eine im Rahmen des öffentlichen<br />

Bildungswesens anerkannte Einrichtung zu verstehen,<br />

die Lernangebote organisiert“ (Bil-dungssrat<br />

1974:69). So hat die Bildungskom-mission des<br />

Deutschen Bildungsrates 1974 den Begriff „Lernort“<br />

definiert. Der Bericht gibt einen kurzen Überblick<br />

über das Projekt „Erlebnis-orientierte Lernorte<br />

der Wissensgesellschaft“ und stellt die wichtigsten<br />

Ergebnisse vor. Gegenstand des Projektes waren<br />

Bildungskonzepte von Sci-ence Centern, Zoos,<br />

Filmparks, Erlebnis- und Freizeitparks etc.. Ziel des<br />

Projekts war eine Bewertung dieser neuen „erlebnisorientierten<br />

Lernorte“. Vorrang hatten naturwissenschaftlich<br />

orien-tierte Einrichtungen. Sie legen ihren<br />

Schwerpunkt auf emotional-kreative Lernprozesse<br />

im freizeitkulturellen Bereich. Der vorliegende<br />

Bericht gibt einen umfassenden Überblick und<br />

beleuchtet interessante Fragestellungen aus den unterschied-lichsten<br />

Blickwinkeln.Leider macht der<br />

von den Autoren gewählte Sprachduktus das lesenswerte<br />

Werk nicht zu einem Lesevergnügen.<br />

Unter der Überschrift:<br />

„Ebenen erlebnisorientierten Lernens und<br />

Lehrens“ heißt es:<br />

„Die für Erlebniswelten erkennbaren Ebenen<br />

erlebnisorientierten Lernens geben<br />

dabei Hinweise auf Anforderungen an<br />

pädagogische Konzepte für Erlebniswelten...“<br />

S.194<br />

Der Band "Lernen in<br />

Erlebniswelten. Perspektiven<br />

für Politik, Management<br />

und Wissenschaft"<br />

fasst die Ergebnisse<br />

einer Fachtagung<br />

zum selbigen Thema,<br />

die am 4./5. Dezember<br />

2001 in Hannover stattfand,<br />

zusammen. Die<br />

durchweg interessanten<br />

Vorträge geben einen<br />

guten Überblick, wo und<br />

wie in den verschiedenen<br />

gesellschaftlichen<br />

Bereichen von der Verkaufsindustrie<br />

über Museen<br />

bis zu Zoologischen<br />

Gärten versucht wird, Erlebniswelten zu inszenieren.<br />

Da wird neben der Autostadt Wolfsburg<br />

das Universum in Bremen, aber auch das Haus<br />

der Geschichte in Bonn oder der Zoo Hannover<br />

vorgestellt. Abwechslungsreich wird der Band durch<br />

die verschiedenen Perspektiven von Pädagogen<br />

und Wissenschaftlern einerseits und Marketingleuten<br />

andererseits. Die kurzweilige Lektüre lässt<br />

darauf schließen, dass auch der Austausch und<br />

die Diskussionen auf der Fachtagung selbst ein<br />

Gewinn für alle Beteiligten war.<br />

Ruth Dieckmann<br />

Wolfgang Nahrstedt u.a. (Hrsg.: Lernen in Erlebniswelten.<br />

Perspektiven für Politik, Management und<br />

Wissenschaft. Proceedings einer Fachtagung. IFKA-<br />

Dokumentation, Band 22, Bielefeld 2002<br />

Lothar Philips<br />

Hrsg.: Institut für Freizeitwissenschaft und Kulturarbeit<br />

(IFKA)e.V. Im Auftr. von: Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung<br />

(bmb+f). Wolfgang Nahrstedt,Bielefeld : IFKA,<br />

2002 (IFKA Schriftenreihe ; Bd. 20)<br />

ISBN 3-926499-52-4<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

45


Das Zoobuch<br />

Sie unterrichten und möchten mit Ihren Schülern<br />

gerne ein Projekt im Zoo durchführen? Sie sind<br />

Zoopädagoge und suchen Ideen für die Arbeit mit<br />

Schülern? Du gehst noch in die Schule und möchtest<br />

dich ein bisschen intensiver mit Tieren im Zoo<br />

beschäftigen? Dann kann ich das Zoobuch empfehlen.<br />

Die reich bebilderte Broschüre ist sehr ansprechend<br />

gestaltet. Sie gibt knappe Hintergrundinformation<br />

über die Erde, ihre Großlebensräume und deren<br />

Gefährdung. Anhand ausgewählter Tierarten werden<br />

deren Anpassungen an die verschiedenen<br />

Lebensräume beschrieben. Für das Kapitel Land<br />

wurden dazu Löwe und Tiger als Vertreter typischer<br />

Großkatzen, der Elefant und die Menschenaffen<br />

(Schimpanse, Gorilla, Orang-Utan) ausgewählt. Im<br />

Kapitel Wasser werden Robben, Flusspferd und<br />

Pinguine vorgestellt, während im Kapitel Luft auf<br />

Greifvögel und Fledermäuse eingegangen wird. Bei<br />

der Auswahl wurden vor allem Arten berücksichtigt,<br />

die in vielen Zoos zu finden sind, die leicht<br />

beobachtet werden können und die durch ihre Anpassungen<br />

die Kinder begeistern - was uns fasziniert<br />

und was wir bewundern, sind wir eher<br />

bereit zu schützen, als das Unbekannte.<br />

Für jede Tiergruppe gibt es eine knappe Einführung,<br />

die Lust auf eine nähere Beschäftigung<br />

machen soll. Dann folgt ein zum Teil sehr anspruchsvolles<br />

Arbeitblatt. Das Kernstück bildet<br />

die eigene Beobachtung der Tiere, es bietet aber<br />

auch die Gelegenheit zum Zeichnen oder Basteln.<br />

Beschreibungen der besonderen Anpassungen,<br />

Gefährdungen, biologischen Basisinformationen<br />

und interessante Daten, die nicht<br />

jeder kennt, ergänzen die einzelnen Artkapitel.<br />

Die Forderungen und Lösungsansätze der Agenda<br />

21 - das Schlussdokument des Erdgipfels<br />

von Rio - ziehen sich wie ein roter Faden durch<br />

das Zoobuch.<br />

Ein Zusatzheftchen für LehrerInnen beschreibt die<br />

Idee und das Konzept des Zoobuchs, gibt Anleitungen<br />

für Vor- und Nachbereitung eines Zoobesuchs.<br />

Ein Praxisbeispiel und ergänzende Literatur<br />

runden diese kurze Broschüre ab.<br />

Das Zoobuch ist sicherlich nicht in jedem Zoo<br />

zu 100% umsetzbar Es findet sich aber<br />

sicherlich für jeden etwas und mit kleinen Modifikationen<br />

ist es für jeden Zoo eine wertvolle<br />

Ergänzung der alltäglichen Arbeit.<br />

Leopold Slotta-Bachmayr<br />

Das Zoobuch, Hg.Lothar Philips,<br />

Fax Bestellung: 0221/925950-50,<br />

Internetbestellung:www.hotpiranja.de<br />

Einzelexemplar 2,50 € , ab 10 Exemplaren 2,- €<br />

46<br />

Begegnung Zoo Nr. <strong>14</strong>


Autoren<br />

Ruth Dieckmann, Zoopädagogin, Zoologischer Garten Köln<br />

Detlef Fricke,Zoopädagoge, Zoologischer Garten Köln<br />

Benjamin Ibler/Hans Lichei, Tiergarten der Stadt Nürnberg<br />

Tamara Kalmbach, Diplom Biologin, Ruhr Zoo Gelsenkirchen<br />

Hans-Peter Krull, Zoopädagoge, Zoologischer Garten Krefeld<br />

Katrin Matthieu, Zoopädagogin, Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />

Prof. Dr. Gunther Nogge, Direktor, Zoologischer Garten Köln<br />

Frank Oberwemmer, Zoopägagoge, Zoologischer Garten Leipzig<br />

Lothar Philips, Zoopädagoge, Zoologischer Garten Köln<br />

Dr. Martina Raffel, Zoologische Assistentin für in situ-Artenschutz, Allwetterzoo Münster<br />

Doris Schwetz, Zoopädagogin, Tierpark Zittau<br />

Claudia Sewig, ehemalige Zoopädagogin,Hamburg, jetzt Redakteurin beim Hamburger Abendblatt<br />

Dr. Leopold Slotta-Bachmayr, Zoopädagoge, Zoo Salzburg<br />

Gerd Stadie, ehem. Zoopädagoge, Tierpark Berlin Friedrichsfelde<br />

Dr Sue Dale Tunnicliffe, Institute of Education University of London and Homerton College, Cambridge<br />

Jürgen Wolters, ARA e.V., Forum Umwelt und Entwicklung deutscher Nichtregierungsorganisationen<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. <strong>14</strong><br />

47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!