1. Thessalonicher 5,19-28 - Friedenshofwerk
1. Thessalonicher 5,19-28 - Friedenshofwerk
1. Thessalonicher 5,19-28 - Friedenshofwerk
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<strong>1.</strong> <strong>Thessalonicher</strong> 5,<strong>19</strong>-<strong>28</strong><br />
Liebe Gemeinde,<br />
der erste Brief von Paulus und Silas und Timotheus an die junge<br />
christliche Gemeinde in Thessalonich geht zu Ende. Die<br />
Briefschreiber haben den vorbildlichen Glauben der Gemeinde<br />
gelobt. Sie haben noch einmal voller Dankbarkeit auf die Anfänge<br />
der Gemeinde geblickt. Ihre liebevolle Sorge um die Christen haben<br />
sie erwähnt. Ebenso die Ermutigung, so zu leben, wie es Gott<br />
entspricht und ihm gefällt. Dann haben Paulus und seine Freunde<br />
die Frage beantwortet, was denn aus den bereits verstorbenen<br />
Christen wird. In den letzten Ausführungen haben sie konkrete<br />
Anweisungen gegeben, wie die <strong>Thessalonicher</strong> das Leben in der<br />
Welt führen und wie sie als Christen miteinander umgehen sollen.<br />
Jetzt kommen also die Schlussworte. Mit einem „Frisch ans Werk“<br />
oder dem Appell: „Gott hat euch viel geschenkt und anvertraut -<br />
nun macht was daraus!“ könnte der Brief enden. Aber der Brief<br />
endet anders. Im Mittelpunkt der letzten Sätze steht der Zuspruch:<br />
Gott ist treu! Er hat euch berufen, er wird euch auch vollenden.<br />
<strong>1.</strong> Gott ist treu - er gibt euch seinen Heiligen Geist<br />
Vom Geist Gottes haben die Apostel in den Predigten geredet und<br />
einiges geschrieben. Durch den Heiligen Geist haben die<br />
<strong>Thessalonicher</strong> überhaupt erst das Evangelium von Jesus verstanden<br />
und aufgenommen. Durch den Heiligen Geist sind auch die<br />
weiterführenden Hinweise zu ihnen durchgedrungen. Denn der<br />
Heilige Geist will die Kinder Gottes in der Liebe zu Jesus wachsen<br />
lassen. Der Geist Gottes ist der wahre Lehrer und Tröster und Helfer<br />
und Beistand. Er ist der Christenversteher, denn er weiß, was wir<br />
meinen und was wir brauchen.<br />
Der Geist Gottes wird von Johannes dem Täufer und Jesus und von<br />
den Aposteln mit einem Feuer verglichen. Das Feuer des Geistes soll<br />
in uns brennen. Deswegen sagt Jesus, er sei gekommen, ein Feuer<br />
auf der Erde anzuzünden. Nicht als zerstörendes, sondern als Feuer<br />
der Be-geisterung! Im Brief an die Christen in Rom schreibt der
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Apostel Paulus, dass wir uns vom Geist Gottes entflammen lassen<br />
sollen. Seid brennend im Geist.<br />
Hier steht, dass wir den Heiligen Geistes nicht dämpfen sollen. Was<br />
ist gemeint mit dem Begriff „dämpfen“? Das hier verwendete<br />
griechische Wort bedeutet im eigentlichen Sinn das Auslöschen<br />
eines Feuers. Das würde hier bedeuten, dass wir das Feuer des<br />
Heiligen Geistes in uns nicht auslöschen sollen, dass wir nicht<br />
aufhören sollen, an Jesus zu glauben. Das Feuer für Jesus soll nicht<br />
verglühen, soll nicht verlöschen. Im übertragenen Sinn meint es<br />
Leidenschaften, den Liebeszauber oder andere starke Gefühle zu<br />
unterdrücken. Wir sollen also, so sagt es dieses Wort, die<br />
geistgewirkte Begeisterung für Jesus, die Leidenschaft und die<br />
anderen Wirkungen des Heiligen Geistes nicht unterdrücken. Die<br />
Liebe zu Jesus, die Begeisterung für ihn, die Leidenschaft, das Feuer,<br />
all das soll nicht klein gehalten werden. Wir nüchternen Leute<br />
neigen ja doch dazu, dass wir überschwänglichen Emotionen einen<br />
Dämpfer verpassen. Ich verstehe diesen Satz im Predigttext so, dass<br />
wir den Enthusiasmus nicht unterdrücken und dämpfen sollen. Denn<br />
Gott ist treu - er gibt uns seinen Geist, also sollen wir dem Geist<br />
Gottes auch Raum und Entfaltung geben.<br />
2. Gott ist treu - er gibt uns sein Wort<br />
„Prophetische Rede verachtet nicht.“ Das ist so eine Sache mit der<br />
prophetischen Rede. In der Regel sind wir der Meinung, dass<br />
Prophetie etwas mit Zukunftsvorhersage zu tun hat. Die Propheten<br />
der Bibel haben künftige Ereignisse angekündigt. Aber das war nur<br />
ein kleiner Teil ihrer Aufgabe. Propheten haben den Auftrag, dem<br />
Volk Gottes oder der Gemeinde die Wahrheit zu sagen. Sie<br />
bekommen von Gott in besonderer Weise den Durchblick geschenkt<br />
und diese Einsichten sollen sie weitergeben. Sie sagen auch, was zu<br />
tun ist, sie zeigen einen Weg auf, der zu gehen ist, und sie sagen,<br />
was passiert, wenn man keine Konsequenzen zieht. Propheten sind<br />
wie ein guter Arzt. Der stellt eine richtige Diagnose, er prognostiziert<br />
die Folgen der Krankheit, und er schlägt eine notwendige
<strong>1.</strong> <strong>Thessalonicher</strong> 5,<strong>19</strong>-<strong>28</strong> Seite 3<br />
Behandlung vor. Wie dumm wäre es, wenn man die Rede eines<br />
guten Arztes verachtet, in den Wind schlägt, sich nicht danach<br />
richtet!<br />
Die prophetische Rede begegnet uns und trifft uns, wenn wir in der<br />
Bibel lesen, wenn wir auf Gottes Wort hören. Hinzu kommt aber,<br />
dass es offenbar in seiner Gemeinde Leute gibt, die Einsichten und<br />
Erkenntnisse von Gott bekommen. Da sind also Christen, die haben<br />
was zu sagen. Und die sollen das auch sagen. Und wir sollen das<br />
nicht zurückweisen. Allerdings sind wir, wie ich schon in der letzten<br />
Predigt gesagt habe, da in zweierlei Hinsicht sehr zurückhaltend.<br />
„Ich bin sicher kein Prophet“ sagen wir. „Wer bin ich, dass ich den<br />
anderen zurechtweisen soll?“ Und umgekehrt kommt der Vorwurf:<br />
„Bist du etwa Prophet, dass du mir was sagen willst? Das geht dich<br />
nichts an, das ist allein meine Angelegenheit.“ Aber wenn wir es<br />
ehrlich und aufrichtig geprüft haben und merken, dass Gottes Geist<br />
durch uns etwas sagen will, dann sollen wir es auch tun. Und wenn<br />
wir es ehrlich und aufrichtig vor Gott geprüft haben und merken,<br />
dass Gottes Geist uns durch den anderen etwas zeigen will, dann<br />
sollen wir weise genug sein und zuhören. Denn Gott ist treu, und er<br />
gibt uns sein Wort, das uns dazu führt und dazu verhilft, dass Gott<br />
uns heilen und heiligen will.<br />
3. Gott ist treu - er will uns heil(ig)en<br />
Zur Veranschaulichung dieses Punktes will ich uns eine Art Gleichnis<br />
erzählen. Die Geschichte stammt von Pfr. Siegfried Kettling.<br />
„Da ist ein Patient, Herr Adam, dem alle Mediziner bescheinigen:<br />
Moribundus, Todeskandidat, bösartigste Bluterkrankung im letzten<br />
Stadium, im Grunde schon tot!<br />
Da gibt es ein merkwürdiges Krankenhaus, an dessen Wand der Satz<br />
gemalt steht: „Ich bin der Herr, dein Arzt!“ Um auch das letzte zu<br />
versuchen, transportiert man den Sterbenden in dieses Spital.<br />
Seltsam ist die Begrüßung bereits am Portal. Der Arzt legt dem<br />
Todkranken die Hand auf die Schulter: „Ich sage dir: Du bist gesund!<br />
Achte jetzt nicht auf all die Symptome deiner Krankheit. Mein Wort
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ist hier die allein gültige Wirklichkeit. Glaub mir: Bei mir, in meinen<br />
Augen, bist du vollkommen heil. Und mein Urteil ist unfehlbar!“<br />
Merkwürdig ist die Behandlung, die jetzt beginnt. Nicht mit<br />
irgendwelchen Medikamenten wir Herr Adam versorgt, der Arzt<br />
selbst ist die Therapie. Wohl gibt es eine Bluttransfusion. Aber es ist<br />
des Arztes eigenes Blut, das in den Patienten hinüberfließt. Und -<br />
eigenartig - der Schlauch und die Kanüle werden nie abgenommen;<br />
beständig fließt der Lebensstrom. Wohl gibt es Bestrahlung. Aber es<br />
ist der Arzt selbst, der Herrn Adam täglich in die Augen schaut. Tief<br />
geht dieser Blick. Der Patient merkt: Dieser Blick ist nicht nur<br />
diagnostisch (das auch: Ich bin durchschaut); er ist therapeutisch, er<br />
heilt mich zutiefst. Am wichtigsten aber ist für den Patienten die<br />
tägliche Gesprächstherapie. Wundersam befreiend ist dieser<br />
Austausch. Die verborgensten Nöte vermag der Patient ohne Scheu<br />
zu sagen. Heilend sind die liebevollen Anweisungen: „Das unterlässt<br />
du bitte jetzt! Statt dessen ist dies jetzt dran!“<br />
Herr Adam spürt, wie er gesundet. Bald kann er aufstehen,<br />
umhergehen, Besuche empfangen (jedem empfiehlt er eifrig dies<br />
Spital und seinen Arzt!). Erstaunliche Kräfte werden frei: Er bewährt<br />
sich bereits als Hilfspfleger an Mitpatienten.<br />
Eines Tages aber meint Herr Adam, nun sei er gesund genug.<br />
Unbemerkt (so denkt er jedenfalls) entweicht er dem Spital, der<br />
beständigen Transfusion, dem Blickkontakt und Gespräch. „Ewig<br />
werde ich dem Arzt dankbar sein“, murmelt er, „aber jetzt bin ich in<br />
mir selbst stark, kann hingehen, wohin es mir beliebt.“<br />
Auf der Treppe vor dem Portal findet man den Bewusstlosen.<br />
Gerade noch rechtzeitig wird er zurückgebracht. „Bleib bitte bei<br />
mir!“ hört er den Arzt sagen, als er erwacht. „In dir selbst bleibst du<br />
der >alte Adam
<strong>1.</strong> <strong>Thessalonicher</strong> 5,<strong>19</strong>-<strong>28</strong> Seite 5<br />
Therapie. „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und<br />
durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt,<br />
untadelig, für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“ Am Ende<br />
des Briefes steht kein Appell, sich anzustrengen und möglichst heilig<br />
und untadelig zu leben. Am Ende steht, dass wir uns von Gott ganz<br />
und gar durchdringen lassen sollen. Er will, dass wir Jesus immer<br />
ähnlicher werden. Das betrifft uns ganzheitlich. Hier ist von uns die<br />
Rede, differenziert nach Geist, Seele und Leib. Das sind keine<br />
medizinischen Ausdrücke, die hier verwendet werden, sondern die<br />
drei Wörter beschreiben unterschiedliche Aspekte unseres Lebens.<br />
Bei „Geist“ ist die Gottesbeziehung im Blick. Mit dem menschlichen<br />
Geist meint die Bibel nicht den Verstand, die Schlauheit oder<br />
Intelligenz des Menschen. Der menschliche Geist ist gewissermaßen<br />
die Anknüpfungsstelle für den Heiligen Geist. In Römer 8,16 steht:<br />
„Der Geist Gottes gibt unserem Geist die innere Gewissheit, dass wir<br />
Gottes Kinder sind.“ In unserer Glaubensbeziehung, in unserem<br />
Verhältnis zu Gott, sollen wir ganz von Gott geprägt sein.<br />
Bei dem Stichwort „Seele“ sind unsere Persönlichkeit, unsere<br />
Menschlichkeit, auch unsere Gefühlswelt gemeint. Unsere<br />
Eigenarten und Vorlieben, unsere Empfindungen will Gott<br />
beeinflussen und heiligen. Auch unsere Bedürfnisse und<br />
Begehrlichkeiten, unsere Sehnsüchte will er bewahren, damit sie<br />
uns nicht zum Fallstrick werden.<br />
Und selbst unser Körper ist Gott wichtig. Anders als in der<br />
griechischen Philosophie ist der Leib nicht entwertet als Gefängnis<br />
der Seele und des Geistes. Sondern der Körper ist der Tempel des<br />
Heiligen Geistes. Darum sollen wir Gott auch mit unserer<br />
Körperlichkeit ehren. Siegfried Kettling hat in einem Artikel über<br />
„Rechtfertigung und Heiligung“ geschrieben: „Schlechthin alles, was<br />
Christen tun (ihr Wachen und Schlafen, ihr Arbeiten und Ruhen, ihr<br />
Essen und der Gang zur Toilette, ihr Ledigsein und ihr Ehestand),<br />
alles steht unter der Losung: „Heilig dem Herrn!“ Die Heiligkeit<br />
Gottes will unser ganzes Leben umspannen.“
<strong>1.</strong> <strong>Thessalonicher</strong> 5,<strong>19</strong>-<strong>28</strong> Seite 6<br />
Darum: Gott ist treu - er will uns heil(ig)en.<br />
4. Gott ist treu - er gibt uns Geschwister an die Seite<br />
„Grüßt alle Brüder mit dem heiligen Kuss!“ Manche sehnen sich ja<br />
nach der alten Sitte und Tradition, dass die Christen sich mit dem<br />
heiligen Kuss grüßen. Aber es geht nicht um das Kopieren von einer<br />
damals üblichen Form, sondern es geht um den Ausdruck von<br />
Beziehungen in der Gemeinde. Damals war die Umarmung und der<br />
Wangenkuss die übliche Form der Begrüßung. Wenn da ein Sklave<br />
von einem freien und reichen römischen Bürger so begrüßt wurde,<br />
dann war klar, dass alle gesellschaftlichen Schranken im Glauben an<br />
Jesus überwunden waren.<br />
Wichtiger als der Kuss ist die Körpersprache. Denn es ist uns<br />
manchmal ein wichtige Hilfe, wenn wir geistliche Inhalte in<br />
ganzheitlicher Form vermittelt bekommen. So hat uns Jesus<br />
beispielsweise da Abendmahl geschenkt, damit wir uns mit Brot und<br />
Wein dessen vergewissern, dass er für uns gestorben ist. Ebenso ist<br />
vielen die tröstende Hand auf der Schulter ein Zeichen dafür, dass<br />
Gott sie nicht im Stich gelassen hat. Der Händedruck oder die<br />
Umarmung als Zeichen der gemeinsamen Freude, oder wenn damit<br />
ein Glückwunsch bekräftigt wird, alles das hilft uns, die Worte und<br />
die geistlichen Wahrheiten besser zu erfassen.<br />
Dass wir uns gegenseitig ermutigen und helfen, trösten und<br />
ermahnen und einfach nur Freude sein sollen und können, das ist an<br />
anderer Stelle schon immer wieder gesagt worden. Wir dürfen auf<br />
jeden Fall einander Zeichen der Treue Gottes und „Gehilfen zur<br />
Freude“ sein.<br />
Gott ist treu. Das ist Schlussgedanke dieses Brief. Gott ist treu.<br />
AMEN<br />
Ich bete<br />
Lied Unterm Schatten seiner Flügel