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In memoriam Jirí Gruša Andreas Ehrmann12<br />
Mit großer Bestürzung und Trauer“,<br />
reagierte Botschafter Hans Winkler<br />
am 28. Oktober 2011 auf das Ableben<br />
seines Vorgängers im Amt des Direktors der DA<br />
Wien, Jiří Gruša. „Die Diplomatische Akademie<br />
trauert um einen großen Schriftsteller, Diplomaten<br />
und Weltbürger.“<br />
© Peter Burgstaller<br />
Der promovierte Philosoph und Historiker Gruša,<br />
1938 in der Tschechoslowakei geboren, trat früh<br />
als Literat, aber auch als Dissident in Erscheinung<br />
und beteiligte sich mit Weggefährten wie Václav<br />
Havel 1968 am Prager Frühling. Im Verlauf der<br />
folgenden zehn Jahre brachten seine Publikationen<br />
Gruša immer wieder in Konflikt mit dem<br />
tschechoslowakischen Regime, nach der Unterzeichnung<br />
der Charta 77 sah er sich schließlich<br />
zur Auswanderung gezwungen.<br />
„Ich kannte Jiří Gruša als einen Menschen, dem<br />
Freiheit und Menschenrechte alles bedeuteten<br />
und der sich für diese Werte einsetzte, ohne<br />
persönliche Gefahr zu scheuen. Für die Jugend,<br />
die ihm vor allem auch als Direktor der Diplomatischen<br />
Akademie Wien so wichtig war, stellte<br />
er ein leuchtendes Vorbild dar“, schreibt Hans<br />
Winkler und stellt fest: „Die Diplomatische Akademie<br />
und ich persönlich werden Jiří Gruša stets<br />
ein ehrendes Andenken bewahren.“<br />
Über Kanada, die USA und Deutschland führte<br />
der weitere Weg des Weltbürgers Gruša, ehe<br />
er infolge der „samtenen Revolution“ 1989 in<br />
den diplomatischen Dienst seiner Heimat berufen<br />
wurde. Unterbrochen nur durch eine kurze<br />
Amtszeit als Bildungsminister in Prag vertrat<br />
Gruša die Tschechische Republik als Botschafter<br />
in Deutschland und später Österreich.<br />
2004 übernahm Gruša die Präsidentschaft des<br />
internationalen P.E.N.-Clubs, 2005 die Direktion<br />
der Diplomatischen Akademie. Beide Ämter übte<br />
er bis 2009 aus.<br />
Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen<br />
wurde Gruša im April 2011 der renommierte<br />
Manès-Sperber-Literaturpreis zuerkannt. Die Verleihung<br />
am 26. Jänner 2012 durfte Gruša nicht<br />
mehr erleben.<br />
„Da sich eine Preisrede folgerichtig an den zu<br />
Preisenden, an den Preisträger richten soll“,<br />
wählte Laudator Miguel Herz-Kestranek für seine<br />
berührende Ansprache nichtsdestotrotz die persönliche<br />
Anrede und stellte sich zu diesem Zweck<br />
vor, „Jiří Gruša sitzt auf dem leeren Stuhl in der<br />
ersten Reihe; neben Sabine, etwas eingesunken