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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Tugend dieses tugendhaften Mannes. Ich denke, <strong>der</strong> Verlust von<br />

Tugend ist das größere Elend von den beiden. Denn wenn ich ihn aufwecke, wird er wütend<br />

sein. Doch wenn das Zwielicht vergeht ohne seine Gebete, dann wird er den Verlust von<br />

Tugend ertragen müssen.“ Nachdem sie sich entschlossen hatte, sprach Jaratkaru, die<br />

Schwester Vasukis, sanft und mit süßen Worten zum strahlenden Rishi voller asketischer<br />

Buße, <strong>der</strong> so strahlend dalag wie eine lo<strong>der</strong>nde Flamme: „Oh großer Herr, erhebe dich. Die<br />

Sonne geht gleich unter. Du Ruhmreicher mit den strengen Gelübden, sprich deine<br />

abendlichen Gebete, nachdem du dich mit Wasser gereinigt und den Namen Vishnus<br />

ausgesprochen hast. Die Zeit für das abendliche Opfer ist gekommen und diese Augenblicke<br />

sind sowohl wun<strong>der</strong>schön als auch furchtbar, denn das Zwielicht, oh Herr, bedeckt schon<br />

sanft den westlichen Himmel.“<br />

Nachdem <strong>der</strong> ruhmreiche große Asket Jaratkaru von seiner Frau so angeredet worden war,<br />

sprach er zu ihr mit vor Zorn zittern<strong>der</strong> Oberlippe: „Oh du Liebenswerte aus dem<br />

Geschlecht <strong>der</strong> Nagas, jetzt hast du mich beleidigt. Ich werde nicht länger mit dir leben und<br />

dahin zurückkehren, woher ich kam. Oh du mit den schönen Schenkeln, ich glaube tief im<br />

Herzen, daß die Sonne nicht die Macht hat, zur üblichen Zeit unterzugehen, solange ich<br />

schlafe. Eine gekränkte Person sollte niemals dort verweilen, wo sie gekränkt wurde, nicht<br />

zu reden von tugendhaften Personen o<strong>der</strong> solchen wie mich.“ Nach diesen Worten ihres<br />

Ehemannes begann Jaratkarus Herz vor Angst zu beben, und sie sprach zu ihm: „Oh<br />

Brahmane, ich habe dich nicht aufgeweckt, weil ich dich beleidigen wollte. Ich habe es getan,<br />

damit deine Tugend nicht schwindet.“ Doch Jaratkaru sprach zur Schlange, von Zorn und<br />

dem Wunsch besessen, seine Gattin zu verlassen: „Oh du Schöne, noch niemals habe ich ein<br />

falsches Wort ausgesprochen. Daher werde ich gehen. Dies war die Vereinbarung mit dir<br />

und deinem Bru<strong>der</strong>. Oh du Liebenswerte, ich habe meine Zeit mir dir in Glück verbracht. So<br />

sage deinem Bru<strong>der</strong>, du Schöne, daß ich dich verlassen habe. Und traure nicht um mich,<br />

wenn ich fort bin.“ Da fühlte die schöne Schwester Vasukis mit dem makellosen Gesicht<br />

große Angst und mächtigen Kummer. Sie sammelte allen Mut und Geduld, und obwohl ihr<br />

Herz bebte, ihre Tränen strömten und ihr Gesicht ganz bleich war, sprach sie mit gefalteten<br />

Händen zum Rishi: „Es gehört sich nicht für dich, mich Schuldlose zu verlassen. Du<br />

schreitest auf dem Pfad <strong>der</strong> Tugend. Auch ich bin auf diesem Pfad, und mein Herz ist dem<br />

Wohle meiner Verwandten zugewandt. Oh bester Brahmane, <strong>der</strong> Zweck, für den ich dir<br />

übergeben wurde, ist noch nicht erfüllt. Ich bin so unglücklich! Was wird Vasuki zu mir<br />

sagen? Oh Vorzüglicher, <strong>der</strong> Nachkomme, den meine vom Fluch <strong>der</strong> Mutter beladenen<br />

Verwandten sich ersehnen, ist noch nicht geboren. <strong>Das</strong> Wohl meines Geschlechts hängt von<br />

dem Kind ab, das ich von dir bekomme. Ich wünsche mir sehr, meiner Familie Gutes zu tun.<br />

Und damit unsere Verbindung nicht fruchtlos bleibt, flehe ich dich an, nicht zu gehen. Oh<br />

ruhmreicher Brahmane, du Hervorragen<strong>der</strong>, so hochbeseelt wie du bist, warum verläßt du<br />

mich, die ich keinen Fehler beging? <strong>Das</strong> verstehe ich nicht.“<br />

Da antwortete <strong>der</strong> große Muni seiner Gattin mit angemessenen Worten: „Du Glückliche, das<br />

Wesen, welches du empfingst, gleicht Agni selbst. Er ist ein Rishi von hochbeseelter Tugend<br />

und ein Meister alle Veden und ihrer Zweige.“ Sprach's und ging davon. Der tugendhafte<br />

und große Rishi hatte sein Herz fest auf die erneute Ausübung <strong>der</strong> strengsten Bußübungen<br />

gerichtet.<br />

Kapitel 48 - Die Geburt von Astika<br />

Sauti sprach:<br />

Oh Asket, sogleich, nachdem ihr Ehemann sie verlassen hatte, ging Jaratkaru zu ihrem<br />

Bru<strong>der</strong> und erzählte ihm alles, was geschehen war. Der König <strong>der</strong> Schlangen hörte die<br />

verheerenden Neuigkeiten und sprach zu seiner traurigen Schwester, wobei er selbst sich<br />

noch viel elen<strong>der</strong> fühlte als sie: „Liebe Schwester, du weißt den Grund, warum du dem<br />

Asketen übergeben wurdest. Wenn aus eurer Vereinigung zum Wohle <strong>der</strong> Schlangen ein<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 82 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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