Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
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eine tote Schlange auf die Schulter meines alten und gebeugten Vaters gelegt hat, dieser<br />
Beleidiger eines Brahmanen und Beschmutzer des Ruhmes <strong>der</strong> Kurus, soll durch die Kraft<br />
meiner Worte innerhalb von sieben Nächten durch die Schlange Takshaka, diesen mächtigen<br />
König <strong>der</strong> Schlangen, in die Region Yamas (des Todes) eingehen.“ Nachdem er solcherart im<br />
Zorn den König verflucht hatte, ging Sringin zu seinem Vater und sah nun mit eigenen<br />
Augen, wie <strong>der</strong> Weise im Kuhstall saß und die tote Schlange trug. Wie<strong>der</strong> lo<strong>der</strong>te in ihm <strong>der</strong><br />
Zorn bei diesem Anblick. Und während er zu seinem Vater sprach, vergoß er kummervolle<br />
Tränen: „Vater, als ich von deiner Schande durch die Hand dieses abscheulichen Lumpen,<br />
König Parikshit, erfuhr, habe ich ihn wütend verflucht. Denn dieser Schlimmste <strong>der</strong> Kurus<br />
hat meinen kraftvollen Fluch reichlich verdient. In sieben Tagen von heute an wird<br />
Takshaka, <strong>der</strong> Herr <strong>der</strong> Schlangen, den sündigen König in das gräßliche Reich des Todes<br />
schicken.“ Da sprach <strong>der</strong> Vater zu seinem aufgeregten Sohn: „Ach Kind, ich bin nicht<br />
einverstanden mit deiner Tat. Asketen sollten nicht so handeln. Wir leben im Reich dieses<br />
großen Königs und werden gerecht von ihm beschützt. Dem herrschenden König sollte in<br />
allem, was er tut, von unsresgleichen vergeben werden. Wenn du das Dharma zerstörst,<br />
wird es dich zerstören. Wenn uns <strong>der</strong> König nicht ordentlich beschützt, dann wird es uns<br />
schlecht ergehen, und wir können unsere religiösen Riten nicht so ausführen, wie wir es<br />
wünschen. Doch vom gerechten Herrscher beschützt, erringen wir immensen Verdienst, und<br />
solch ein König erhält davon auch seinen Anteil. Daher sollte dem herrschenden König<br />
immer vergeben werden. Und wie sein Großvater es tat, so beschützt uns Parikshit, wie ein<br />
König seine Untertanen beschützen sollte. Der bußeübende Monarch war müde und<br />
hungrig. Er wußte nichts von meinem Schweigegelübde, als er dies tat. Einem Reich ohne<br />
König geschieht viel Übles. Der König bestraft die Übeltäter, und die Angst vor Strafe sichert<br />
den Frieden. Die Menschen können ihre Pflichten und Riten ungestört ausüben. Der König<br />
sichert die Religion (Dharma), und die Religion sichert das Königreich im Himmel. Der König<br />
beschützt die Opfer, und die Opfer stimmen die Himmlischen gnädig. Die Götter lassen es<br />
regnen, <strong>der</strong> Regen läßt Korn und Kräuter wachsen, und dies ist den Menschen angenehm.<br />
Manu sagte einst: „Der Herrscher über das Schicksal <strong>der</strong> Menschen gleicht zehn<br />
vedenkundigen Brahmanen.“ Erschöpft und von Hunger gequält tat <strong>der</strong> bußereiche König<br />
dies nur, weil er nicht um meinen Eid wußte. Warum hast du voreilig diese ungerechte und<br />
kindische Tat begangen? Ach Sohn, <strong>der</strong> König verdient es niemals, von uns verflucht zu<br />
werden.“<br />
Kapitel 42<br />
Da sprach Sringin:<br />
Oh Vater, ob nun meine Tat voreilig o<strong>der</strong> unangemessen war, ob sie dir gefällt o<strong>der</strong> auch<br />
nicht, die von mir ausgesprochenen Worte werden nie vergebens sein. Oh Vater, ich sage dir,<br />
an<strong>der</strong>s kann es nicht sein. Denn niemals sprach ich eine Lüge aus, nicht mal zum Scherz.<br />
Die Belehrung von Samika an seinen Sohn Sringin<br />
Samika erwi<strong>der</strong>te:<br />
Mein Kind, ich weiß, daß du große Macht hast und wahrhaft in <strong>der</strong> Rede bist. Du hast nie<br />
zuvor in deinem Leben eine Lüge erzählt, und so wird auch dein Fluch nicht falsch sein.<br />
Doch ein Sohn sollte immer von seinem Vater beraten werden, auch wenn er schon<br />
erwachsen ist, damit er mit guten Eigenschaften gekrönt großen Ruhm erringen mag. Und<br />
du bist noch ein Kind. Um wieviel mehr benötigst gerade du einen Ratschlag. Du widmest<br />
dich immer <strong>der</strong> asketischen Buße. Doch mit <strong>der</strong> Vergrößerung ihrer Macht wächst auch <strong>der</strong><br />
Zorn von solchen ruhmreichen und hochbeseelten Menschen. Oh du Bester, von denen, die<br />
ihre Lehrer verehren, du bist mein Sohn und noch ein Junge. Ich sehe deutlich deine<br />
Voreiligkeit und muß dich daher belehren. Mein Sohn, lebe dem Frieden zugewandt von<br />
Früchten und Wurzeln des Waldes. Zerstöre deinen Zorn. Doch zerstöre nicht die Früchte<br />
deiner Askese mit solchen Taten. Zorn vermin<strong>der</strong>t wahrlich die Tugend, welche sich die<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 75 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva