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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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tropfte, nachdem ihre Mütter sie gerade gesäugt hatten. Hastig trat <strong>der</strong> König vor den<br />

bußereichen Muni, hob seinen Bogen und sprach: „Oh Brahmane, ich bin König Parikshit,<br />

<strong>der</strong> Sohn Abhimanyus. Ich suche nach einem von mir verwundetem Reh. Hast du es<br />

gesehen?“ Doch <strong>der</strong> Muni folgte gerade einem Schweigegelübde und erwi<strong>der</strong>te kein Wort.<br />

Ärgerlich legte da <strong>der</strong> König dem Muni mit dem Ende seines Bogens eine tote Schlange über<br />

die Schulter. Ohne ein gutes o<strong>der</strong> böses Wort zu sprechen, ertrug <strong>der</strong> Muni dies und hielt ihn<br />

nicht davon ab. Als <strong>der</strong> König seinen Zustand bemerkte, verging sein Ärger, und es tat ihm<br />

leid. Er ging in seine Hauptstadt zurück, und <strong>der</strong> Muni blieb unverän<strong>der</strong>t sitzen. Der<br />

vergebende Rishi wußte, daß <strong>der</strong> König ein Tiger unter den Monarchen war, <strong>der</strong> seinen<br />

Pflichten treu folgte. Und obwohl <strong>der</strong> König ihn beleidigt hatte, verfluchte er ihn nicht. Aber<br />

<strong>der</strong> König, dieser Beste <strong>der</strong> Bharatas, konnte in ihm keinen tugendhaften Rishi erkennen.<br />

Daher hatte er ihn beleidigt.<br />

Dieser Rishi jedoch hatte einen Sohn namens Sringin im jugendlichen Alter, <strong>der</strong> große Kraft<br />

hatte und tiefe asketische Buße und strenge Gelübde befolgte. Er war voller Zorn und nicht<br />

leicht zu beruhigen. Zu dieser Zeit ehrte er mit großer Aufmerksamkeit und Respekt seinen<br />

Lehrer, welcher mit großer Ruhe auf seinem Sitz saß und immer an das Wohl <strong>der</strong> Wesen<br />

dachte. Als sein Lehrer ihn heimschickte, traf Sringin seinen Gefährten Krisa, auch <strong>der</strong> Sohn<br />

eines Rishis. Dieser sprach zu ihm neckend und in spielerischer Laune über seinen Vater.<br />

Doch als <strong>der</strong> zornige Sringin, die dem Gift gleichenden Worte seines Gefährten vernahm, da<br />

lo<strong>der</strong>te seine Wut auf. Krisa sagte nämlich zu ihm: „Sei nicht so stolz, oh Sringin, denn dafür,<br />

daß du so asketisch und voller Kraft bist, trägt dein Vater eine tote Schlange auf seiner<br />

Schulter. Sprich künftig keine solchen Worte mehr zu uns Söhnen <strong>der</strong> Rishis, welche die<br />

Wahrheit kennen, tiefe Buße tun und Erfolge errungen haben. Wo ist jetzt deine<br />

Männlichkeit und die hohen Worte über deinen Stolz, wenn du deinen Vater ansehen mußt,<br />

<strong>der</strong> eine tote Schlange trägt? Oh Bester aller Munis, dein Vater tat nichts, um sich vor dieser<br />

Behandlung zu schützen. Und das finde ich so jämmerlich, als ob ich diese Beleidigung<br />

selbst ertragen müßte.“<br />

Kapitel 41 - Der Brahmanensohn Sringin verflucht König Parikshit<br />

Sauti sprach:<br />

Nach diesen Worten und <strong>der</strong> Nachricht, daß sein Vater eine tote Schlange trug, brannte <strong>der</strong><br />

Zorn im mächtigen Sringin lichterloh. Er schaute Krisa an und fragte ihn sanft: „Sag, warum<br />

trägt mein Vater die tote Schlange?“ Die Antwort lautete: „Nun, mein Lieber, als König<br />

Parikshit auf <strong>der</strong> Jagd den Wald durchstreifte, da legte er deinem Vater eine tote Schlange<br />

auf die Schulter.“ Und Sringin fragte weiter: „Und welchen Schaden fügte mein Vater dem<br />

nie<strong>der</strong>trächtigen König zu? Sag es mir, oh Krisa, und sei dann Zeuge meiner asketischen<br />

Kraft.“ Krisa antwortete: „König Parikshit, <strong>der</strong> Sohn Abhimanyus, hatte einen schnellen<br />

Hirsch mit seinem Pfeil verwundet und folgte ihm anschließend allein in den Wald. Doch im<br />

Dickicht verlor er das Tier aus den Augen. Sogleich, als er deinen Vater erblickte, fragte er<br />

ihn danach. Doch dein Vater folgte seinem Schweigegelübde. Von Hunger, Durst und<br />

Anstrengung gezeichnet, fragte <strong>der</strong> König deinen Vater wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> nach dem<br />

vermißten Hirsch, doch dein Vater blieb bewegungslos sitzen. Bei Einhaltung seines<br />

Schweigegelübdes gab <strong>der</strong> Weise dem König keine Antwort. Da wurde <strong>der</strong> König zornig<br />

und legte deinem Vater mit dem Ende seines Bogens die Schlange über die Schulter. Oh<br />

Sringin, dein Vater blieb in seiner Andacht versunken und befindet sich immer noch in<br />

dieser Lage. Und <strong>der</strong> König kehrte mittlerweile in seine Hauptstadt zurück, die nach dem<br />

Elefanten benannt wurde (Hastinapura).“<br />

Sauti fuhr fort:<br />

Nachdem <strong>der</strong> mächtige Sohn des Rishi alles über die tote Schlange auf <strong>der</strong> Schulter seines<br />

Vaters vernommen hatte, röteten sich seine Augen, und von lo<strong>der</strong>ndem Zorn übermannt<br />

berührte er Wasser und verfluchte den König: „Dieser sündige Lump von einem König, <strong>der</strong><br />

www.mahabharata.pushpak.de - 74 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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