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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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als Tragetier ein Pferd aus den Tiefen des Ozeans, welches nur eine an<strong>der</strong>e Form von Agni<br />

ist. Vor dir verbeuge ich mich, du höchster Herr, du Herr <strong>der</strong> drei Welten, oh Purandara.“<br />

Der Mann auf dem Pferd sprach: „Deine Verehrung gefällt mir sehr. Was soll ich dir Gutes<br />

tun?“ Utanka erwi<strong>der</strong>te: „Bring die Schlangen unter meine Kontrolle.“ Der Mann antwortete:<br />

„Blas in das Pferd.“ Utanka tat, wie ihm geheißen, und aus allen Körperöffnungen des<br />

Pferdes schlugen tausende Feuer mit Rauch und Flammen, welche das Reich <strong>der</strong> Nagas zu<br />

verschlingen drohten. Takshaka war über alle Maßen erstaunt und fürchtete sich vor <strong>der</strong><br />

Hitze. Er kam aus seinem Heim, hatte die Ohrringe mitgebracht und sprach zu Utanka: „Ich<br />

flehe dich an, Herr, nimm die Ohrringe zurück.“<br />

<strong>Das</strong> tat er und dachte gleichzeitig nach: „Oh, heute ist <strong>der</strong> heilige Tag, den meine Herrin<br />

erwähnte, und ich bin weit entfernt. Wie kann ich ihr meine Achtung bezeugen und ihr<br />

rechtzeitig den Schmuck übergeben?“ Als er so meditierte, sprach <strong>der</strong> Mann: „Steig auf das<br />

Pferd, Utanka, und es wird dich in einem Augenblick zu deinem Meister und seiner Familie<br />

tragen.“ Utanka stimmte zu, bestieg das Pferd und erreichte sofort das Haus seines Meisters.<br />

Dessen Gattin hatte am Morgen gebadet, frisierte gerade ihr Haar und dachte daran, daß sie<br />

Utanka verfluchen würde, wenn er nicht rechtzeitig zurückkäme. In diesem Augenblick<br />

betrat Utanka das Haus, grüßte die Frau seines Lehrers und überreichte ihr die Ohrringe.<br />

„Utanka“, sagte sie, „du bist im rechten Moment am rechten Ort erschienen. Willkommen,<br />

mein Kind, du bist unschuldig, und daher werde ich dich nicht verfluchen. Dir ist Glück<br />

beschieden. Deine Wünsche sollen mit Erfolg gekrönt sein.“ Danach wartete Utanka auf<br />

seinen Lehrer. Auch dieser sprach: „Sei willkommen. Was war <strong>der</strong> Grund für deine lange<br />

Abwesenheit?“ Und Utanka erzählte ihm: „Takshaka, <strong>der</strong> Schlangenkönig, hin<strong>der</strong>te mich an<br />

<strong>der</strong> Ausführung meines Auftrages. Ich mußte in das Reich <strong>der</strong> Nagas gehen. Dort sah ich<br />

zwei Damen an einem Webstuhl, welche schwarze und weiße Fäden zu einem Stoff<br />

verwebten. Wer mag das sein? Ich sah auch ein Rad mit zwölf Speichen, welches von sechs<br />

Jungen unaufhörlich gedreht wurde. Was bedeutet das? Und ich sah einen Mann. Wer war<br />

das? Und dieses Pferd von riesiger Größe? Auf <strong>der</strong> Straße traf ich einen Bullen, auf dem ein<br />

Mann ritt, <strong>der</strong> mich liebevoll drängte, den Dung des Bullen zu essen, weil mein Meister dies<br />

auch getan hätte. Ich folgte seinen Worten und aß davon. Wer war das? Von dir erleuchtet<br />

möchte ich alles darüber hören.“ Sein Lehrer erklärte es ihm: „Die beiden Damen, die du<br />

gesehen hast, sind Dhata und Vidhata, und die schwarzen und weißen Fäden bedeuten Tag<br />

und Nacht. <strong>Das</strong> von den Jungen gedrehte Rad mit den zwölf Speichen ist das Jahr, welches<br />

sechs Jahreszeiten umfaßt. Der Mann ist Parjanya, die Gottheit des Regens, und das Pferd ist<br />

Agni, <strong>der</strong> Gott des Feuers. Der Bulle, dem du auf <strong>der</strong> Straße begegnet bist, ist Airavata, <strong>der</strong><br />

König <strong>der</strong> Elefanten, und <strong>der</strong> Reiter darauf ist Indra. Der Mist des Bullen, den du gegessen<br />

hast, ist Amrit. <strong>Das</strong> war sicherlich <strong>der</strong> Grund dafür, daß du im Reich <strong>der</strong> Nagas nicht dem<br />

Tod begegnet bist. Indra mit den sechs Attributen ist mein Freund. Voller Mitgefühl hat er<br />

dir seine Gunst gezeigt, und daher konntest du mit den Ohrringen sicher aus dem Reich <strong>der</strong><br />

Nagas zurückkehren. Nun, du Freundlicher, gebe ich dir die Erlaubnis zu gehen. Du wirst<br />

Glück erfahren.“ Doch nachdem Utanka von seinem Meister die Erlaubnis zur Abreise<br />

erhalten hatte, ging er zornig fort und beschloß, an Takshaka Rache zu nehmen. Dieser<br />

hervorragende Brahmane begab sich nach Hastinapura, erreichte schon bald die Stadt und<br />

trat vor König Janamejaya, welcher erst vor kurzem siegreich aus Takshashila zurückgekehrt<br />

war. Utanka erblickte den Monarchen, wie er von seinen Ministern umgeben auf seinem<br />

Thron saß. Er brachte die angemessenen Segnungen aus und sprach zum König im rechten<br />

Augenblick, mit korrekten Worten und melodischem Klang: „Oh Bester <strong>der</strong> Monarchen, wie<br />

kannst du deine Zeit wie ein Kind vertun, wenn dringen<strong>der</strong>e Dinge deine Aufmerksamkeit<br />

erfor<strong>der</strong>n?“<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 40 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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