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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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Bullen, erhob sich respektvoll, wusch Hände und Mund und wan<strong>der</strong>te weiter zu König<br />

Paushya. Als er im Palast ankam, erblickte er den König auf seinem Thron. Utanka trat vor<br />

ihn, grüßte und segnete den Monarchen und sprach: „Ich kam als Bittsteller zu dir.“ König<br />

Paushya erwi<strong>der</strong>te den Gruß und fragte: „Herr, was soll ich für dich tun?“ Die Antwort war:<br />

„Ich kam, um dich um ein Paar Ohrringe von <strong>der</strong> Königin zu bitten als ein Geschenk für<br />

meinen Lehrer. Du solltest sie mir geben.“ König Paushya sagte daraufhin: „Geh in die<br />

Frauengemächer, Utanka, und bitte die Königin selbst darum.“ Utanka ging los, doch er<br />

konnte die Königin nicht finden. Wie<strong>der</strong> wandte er sich an den König: „Es ist nicht recht von<br />

dir, mich zu täuschen. Die Königin ist nicht in den inneren Gemächern, denn ich konnte sie<br />

nicht finden.“ Der König sann eine Weile darüber nach und sprach dann: „Überlege<br />

sorgfältig, mein Herr, ob du vielleicht im Zustand <strong>der</strong> Unreinheit bist als Konsequenz einer<br />

Berührung mit schlechter Nahrung. Meine Königin ist eine keusche Ehefrau und kann von<br />

niemandem gesehen werden, <strong>der</strong> sich mit einer Mahlzeit verunreinigt hat. Vor jemand<br />

Unreinem erscheint sie nicht.“ Nun dachte Utanka für eine Weile nach und sagte: „Ja, so<br />

muß es sein. Ich war in Eile und führte meine Waschungen nach <strong>der</strong> Mahlzeit in stehen<strong>der</strong><br />

Haltung aus.“ Da sprach König Paushya: „<strong>Das</strong> ist <strong>der</strong> Verstoß. Die Reinigung ist nicht richtig<br />

vorgenommen, wenn man steht o<strong>der</strong> läuft.“ Utanka stimmte zu, setzte sich nie<strong>der</strong>, das<br />

Gesicht gen Osten gewandt, und wusch gründlich Gesicht, Hände und Füße. Ohne ein<br />

Geräusch nippte er dann dreimal vom Wasser, welches klar und ohne Schaum und nicht<br />

warm war, gerade genügend, daß es seinen Magen erreichte, und wischte sich zweimal das<br />

Gesicht. Dann berührte er seine Nase und Ohren mit Wasser. Nachdem alles ausgeführt war,<br />

ging er ein zweites Mal ins Frauengemach. Diesmal erblickt er die Königin. Als sie ihn auch<br />

bemerkte, grüßte sie ihn respektvoll und sprach: „Willkommen, Herr, befiehl, was ich tun<br />

soll.“ Und Utanka antwortete: „Gib mir deine Ohrringe. Ich bitte um sie als Dakshina für<br />

meinen Lehrer.“ Die Königin war über das Betragen Utankas höchst erfreut. Außerdem<br />

wollte sie Utanka wohltätig sein und ihn nicht übergehen, und so nahm sie ihre Ohrringe ab<br />

und gab sie ihm. Dabei sprach sie: „Diese Ohrringe werden von Takshaka, diesem König <strong>der</strong><br />

Schlangen, begehrt. Daher solltest du sehr gut auf sie achtgeben.“ Und Utanka erwi<strong>der</strong>te:<br />

„Dame, seid nicht besorgt. Takshaka, dieser Anführer <strong>der</strong> Schlangen, ist nicht in <strong>der</strong> Lage,<br />

mich zu besiegen.“ Es verließ die Königin, trat vor den König hin und sprach: „Paushya, ich<br />

bin zufrieden.“<br />

Und Paushya hob an: „Einen guten Menschen, <strong>der</strong> Wohltätigkeit verdient, trifft man nur<br />

selten. Du bist ein Gast mit vielen guten Eigenschaften, und ich wünsche, ein Sraddha<br />

durchzuführen. Sei so freundlich und verweile einige Zeit hier.“ Darauf entgegnete Utanka:<br />

„Ja, ich werde bleiben, und bitte darum, daß mir bald saubere und gekochte Nahrung<br />

gebracht wird.“ Der König war’s zufrieden und unterhielt Utanka auf passende Weise. Dann<br />

wurde Essen hereingebracht, aber Utanka sah Haare darin. Auch meinte er, daß das Essen<br />

ganz kalt, also unrein war. Und so erwi<strong>der</strong>te er dem König: „Du gibst mir unreines Essen.<br />

Dafür sollst du dein Sehvermögen verlieren.“ Und Paushya gab zurück: „Dafür, daß du<br />

reine Nahrung als unrein bezichtigst, sollst du kin<strong>der</strong>los bleiben.“ Doch Utanka fuhr fort:<br />

„Es ist nicht recht von dir, mir erst unreines Essen anzubieten und mich dann zu verfluchen.<br />

Sieh es dir selbst an!“ Und Paushya überzeugte sich davon, daß es wirklich unrein war, kalt<br />

und mit Haaren, denn eine Frau mit ungebundenem Haar hatte es zubereitet, da lenkte er<br />

ein und suchte den Rishi zu besänftigen: „Herr, das Essen vor dir ist wirklich kalt, mit<br />

Haaren vermengt und ohne Sorgfalt zubereitet. Ich bitte dich daher, vergib mir. Laß mich<br />

nicht blind werden.“ Doch Utanka meinte: „Was ich ausgesprochen habe, muß geschehen.<br />

Doch du wirst, einmal blind geworden, bald wie<strong>der</strong> sehend werden. Und gewähre mir nun<br />

auch, daß dein Fluch mich nicht ereilen wird.“ Die Antwort Paushyas war: „Ich bin unfähig,<br />

meinen Fluch aufzuheben. Denn mein Zorn ist noch nicht verflogen. Doch einen solchen<br />

Zustand kennst du nicht. Denn das Herz eines Brahmanen ist weich wie Butter, auch wenn<br />

seine Worte scharf wie Klingen sind. Mit Kshatriyas ist es umgekehrt. Ihre Worte sind weich<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 38 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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