Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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Jarita klagte: Oh, welch gräßliche Feuersbrunst. Sie durchstrahlt das ganze Universum, vernichtet den Wald und kommt immer näher. Welche Qual! Ich sorge mich um diese Kleinen, ohne Federn und Erfahrung sind sie die einzige Zuflucht unserer verstorbenen Ahnen. Weh, dieses heranrückende Feuer verbreitet überall Angst und schleckt mit seiner Zunge selbst an den höchsten Bäumen. Doch meine Kinder können noch nicht fliegen und entkommen. Und ich kann auch nicht wegfliegen und sie alle mit mir nehmen. Doch verlassen kann ich sie schon gar nicht, denn ihnen gehört mein Herz. Welchen meiner Söhne soll ich zurücklassen, und wen mit mir nehmen? Welche Tat kann ich vollbringen, die der Tugend folgt? Und was denkt ihr, meine kleinen Jungen? Ich sehe nirgends einen Ausweg. Ich werde euch mit meinen Flügeln zudecken und mit euch sterben. Euer Vater verließ uns vor einiger Zeit auf grausame Weise mit den Worten: „Auf ihm, Jaritari dem Ältesten, ruht mein Geschlecht. Mein zweiter Sohn, Sarisrikka, wird viele Nachkommen zeugen und meine Familie vergrößern. Mein dritter, Stamvamitra, wird sich der Askese hingeben, und der jüngste, Drona, wird der beste Kenner der Veden werden.“ Doch nun sind wir alle in großer Gefahr. Wen soll ich forttragen? Ich kann nicht verurteilen. Doch wie kann ich tugendhaft handeln? Ich sehe keinen Ausweg! Die Kinder sprachen zu ihrer weinenden Mutter: Oh Mutter, vergiß deine Liebe für uns und rette dich an einen Ort, wo kein Feuer ist. Falls wir hier getötet werden, kannst du immer noch andere Kinder haben. Doch wenn du stirbst, wird es keine Kinder in unserem Geschlecht geben. Überdenke die beiden Nöte, und tu, was für unser Geschlecht günstig ist. Die Zeit dafür ist gekommen. Laß dich nicht von deiner Zuneigung für deine Kinder beeinflussen, denn sie verspricht, uns alle zu töten, uns und dich. Wenn du dich selbst rettest, dann mag unser Vater, der sich die glückseligen Bereiche wünscht, zufrieden sein. Jarita antwortete: Es gibt hier ein Mauseloch in der Erde, gleich bei diesem Baum. Schnell, versteckt euch in diesem Loch. Dann braucht ihr keine Furcht vor dem Feuer zu haben. Wenn ihr drin seid, Kinder, bedecke ich die Öffnung mit Erde. Das ist die einzige Rettung vor dem lodernden Feuer, die ich sehe. Wenn das Feuer erloschen ist, komme ich zurück und entferne die Erde. So folgt meinem Rat, wenn ihr nicht verbrennen wollt. Die Kinder antworteten: Ohne Federn sind wir nur Fleischbälle. Wenn wir in diesem Loch verschwinden, wird uns sicher die räuberische Maus auffressen. Davor fürchten wir uns sehr und werden nicht in das Loch schlüpfen. Nein, wir kennen kein Mittel, welches uns vor den Flammen oder der Maus rettet. Wir sehen auch keinen Weg, wie unseres Vaters Zeugung am Leben bleiben und unsere Mutter gerettet werden könnte. Wenn wir im Loch verschwinden, frißt uns die Maus. Bleiben wir hier, verschlingt uns das himmelsstürmende Feuer. Wenn wir darüber nachdenken, ist der Flammentod die bessere Wahl. Von der Maus verdaut zu werden, ist sicher unedel, doch die Auflösung des Körpers im Feuer wird von den Weisen gelobt. Kapitel 233 - Jarita versucht, ihre Kinder zu überreden Doch Jarita ließ nicht locker: Die kleine Maus kam aus ihrem Loch und wurde vom Falken mit seinen Klauen ergriffen und fortgetragen. Ihr könnt furchtlos in ihre Höhle eintreten. Die Jungen antworteten: Wir können ganz und gar nicht sicher sein, ob der Falke die Maus geholt hat. Vielleicht leben noch andere Mäuse in dem Bau, und vor denen fürchten wir uns genauso. Auch ist es nicht sicher, ob das Feuer überall hinkommt. Vielleicht bläst der Wind die Flammen von hier fort. Wenn wir uns in der Erde verkriechen, ist uns der Tod von den dort lebenden Wesen gewiß. www.mahabharata.pushpak.de - 326 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Doch wenn wir hier oben bleiben, sterben wir vielleicht nicht. Ach Mutter, es ist besser, hier zu bleiben. Und deine Pflicht ist es, dich in Sicherheit zu bringen, denn wenn du lebst, wirst du andere Kinder bekommen, die so gut sind wie du selbst. Jarita sprach: Ach meine Kinder, ich selbst sah den Falken niederstoßen, diesen Besten der Vögel, und mit der Maus aus dem Loch davonfliegen. Ich folgte ihm sogar nach und segnete ihn. Ich sagte zu ihm: „Oh König der Falken, weil du mit unserem Feind in deinen Klauen davonfliegst, sollst du im Himmel ohne jegliche Feinde und in einem goldenen Körper leben.“ Nachdem er die Maus verschlungen hatte, verabschiedete er sich von mir und ich kehrte zurück. Ihr könnt also ganz beruhigt in das Loch eintreten. Habt Vertrauen und keine Angst. Die Maus, die dort lebte, wurde wirklich vor meinen Augen vom ruhmreichen Falken erjagt. Ihr Söhne erwiderten: Wir haben nicht gesehen, wie der Falke die Maus ergriff und können nicht in das Loch im Boden, bevor wir uns ganz sicher sind. Ihre Mutter versprach: Ich bin mir ganz sicher. Habt keine Angst, meine Kinder, und tut, was ich sage. Die Jungen sprachen: Wir sagen nicht, oh Mutter, daß du unsere Ängste mit einer unwahren Geschichte zerstreuen willst. Denn wenn die Vernunft eines Wesens erst einmal verwirrt ist, kann man kaum noch davon sprechen, daß seine Taten besonnen sind. Wir waren dir nie von Nutzen, noch weißt du, wer wir sind. Warum versuchst du mit solch hohem Preis, uns zu retten? Wer sind wir für dich? Du bist jung und schön und kannst nach deinem Ehemann suchen. Geh zu deinem Gatten. Du solltest wieder gute Kinder kriegen. Und laß uns ins Feuer eintreten und damit in die Bereiche der Glückseligkeit. Und wenn uns das Feuer nicht verschlingt, dann magst du zurückkommen und uns wieder haben. Vaisampayana sprach: Nach diesen Worten ihrer Söhne verließ die Mutter den Khandava Wald und eilte hastig zu einem sicheren Ort ohne Feuer. Agni allerdings breitete sich eilends aus, und die heißen Flammen näherten sich den Söhnen von Mandapala, was die jungen Sarngakas wohl bemerkten. Da begann Jaritari, der Älteste von ihnen, in Hörweite von Agni zu sprechen. Kapitel 234 - Lob an Agni Jaritari sagte: Der Weise bleibt wachsam im Angesicht des Todes. Und daher fühlt er keine Schmerzen, wenn die Stunde des Todes naht. Doch der Mensch mit verwirrter Seele, welcher in der Stunde des Todes nicht wachsam bleibt, wird von den Qualen fortgetragen und erreicht keine Erlösung. Sarisrikka, der zweite Bruder, sprach: Ihr seid geduldig und klug. Die Zeit ist gekommen, wo unser Leben bedroht ist. Zweifellos ist es nur einer von vielen, der weise und tapfer wird. Der dritte Bruder, Stamvamitra, sagte: Der älteste Bruder wird Beschützer genannt. Er rettet die jüngeren Brüder vor Gefahr. Wenn der Älteste aber keinen Rat weiß, was können die anderen tun? Dann sprach der jüngste Bruder, Drona: Der drängende Gott des Feuers kommt mit sieben Zungen und sieben Mündern immer näher. Er strahlt im Glanze und verschlingt alles auf seinem Pfad. www.mahabharata.pushpak.de - 327 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Jarita klagte:<br />

Oh, welch gräßliche Feuersbrunst. Sie durchstrahlt das ganze Universum, vernichtet den<br />

Wald und kommt immer näher. Welche Qual! Ich sorge mich um diese Kleinen, ohne Fe<strong>der</strong>n<br />

und Erfahrung sind sie die einzige Zuflucht unserer verstorbenen Ahnen. Weh, dieses<br />

heranrückende Feuer verbreitet überall Angst und schleckt mit seiner Zunge selbst an den<br />

höchsten Bäumen. Doch meine Kin<strong>der</strong> können noch nicht fliegen und entkommen. Und ich<br />

kann auch nicht wegfliegen und sie alle mit mir nehmen. Doch verlassen kann ich sie schon<br />

gar nicht, denn ihnen gehört mein Herz. Welchen meiner Söhne soll ich zurücklassen, und<br />

wen mit mir nehmen? Welche Tat kann ich vollbringen, die <strong>der</strong> Tugend folgt? Und was<br />

denkt ihr, meine kleinen Jungen? Ich sehe nirgends einen Ausweg. Ich werde euch mit<br />

meinen Flügeln zudecken und mit euch sterben. Euer Vater verließ uns vor einiger Zeit auf<br />

grausame Weise mit den Worten: „Auf ihm, Jaritari dem Ältesten, ruht mein Geschlecht.<br />

Mein zweiter Sohn, Sarisrikka, wird viele Nachkommen zeugen und meine Familie<br />

vergrößern. Mein dritter, Stamvamitra, wird sich <strong>der</strong> Askese hingeben, und <strong>der</strong> jüngste,<br />

Drona, wird <strong>der</strong> beste Kenner <strong>der</strong> Veden werden.“ Doch nun sind wir alle in großer Gefahr.<br />

Wen soll ich forttragen? Ich kann nicht verurteilen. Doch wie kann ich tugendhaft handeln?<br />

Ich sehe keinen Ausweg!<br />

Die Kin<strong>der</strong> sprachen zu ihrer weinenden Mutter:<br />

Oh Mutter, vergiß deine Liebe für uns und rette dich an einen Ort, wo kein Feuer ist. Falls<br />

wir hier getötet werden, kannst du immer noch an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> haben. Doch wenn du stirbst,<br />

wird es keine Kin<strong>der</strong> in unserem Geschlecht geben. Überdenke die beiden Nöte, und tu, was<br />

für unser Geschlecht günstig ist. Die Zeit dafür ist gekommen. Laß dich nicht von deiner<br />

Zuneigung für deine Kin<strong>der</strong> beeinflussen, denn sie verspricht, uns alle zu töten, uns und<br />

dich. Wenn du dich selbst rettest, dann mag unser Vater, <strong>der</strong> sich die glückseligen Bereiche<br />

wünscht, zufrieden sein.<br />

Jarita antwortete:<br />

Es gibt hier ein Mauseloch in <strong>der</strong> Erde, gleich bei diesem Baum. Schnell, versteckt euch in<br />

diesem Loch. Dann braucht ihr keine Furcht vor dem Feuer zu haben. Wenn ihr drin seid,<br />

Kin<strong>der</strong>, bedecke ich die Öffnung mit Erde. <strong>Das</strong> ist die einzige Rettung vor dem lo<strong>der</strong>nden<br />

Feuer, die ich sehe. Wenn das Feuer erloschen ist, komme ich zurück und entferne die Erde.<br />

So folgt meinem Rat, wenn ihr nicht verbrennen wollt.<br />

Die Kin<strong>der</strong> antworteten:<br />

Ohne Fe<strong>der</strong>n sind wir nur Fleischbälle. Wenn wir in diesem Loch verschwinden, wird uns<br />

sicher die räuberische Maus auffressen. Davor fürchten wir uns sehr und werden nicht in<br />

das Loch schlüpfen. Nein, wir kennen kein Mittel, welches uns vor den Flammen o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Maus rettet. Wir sehen auch keinen Weg, wie unseres Vaters Zeugung am Leben bleiben und<br />

unsere Mutter gerettet werden könnte. Wenn wir im Loch verschwinden, frißt uns die Maus.<br />

Bleiben wir hier, verschlingt uns das himmelsstürmende Feuer. Wenn wir darüber<br />

nachdenken, ist <strong>der</strong> Flammentod die bessere Wahl. Von <strong>der</strong> Maus verdaut zu werden, ist<br />

sicher unedel, doch die Auflösung des Körpers im Feuer wird von den Weisen gelobt.<br />

Kapitel 233 - Jarita versucht, ihre Kin<strong>der</strong> zu überreden<br />

Doch Jarita ließ nicht locker:<br />

Die kleine Maus kam aus ihrem Loch und wurde vom Falken mit seinen Klauen ergriffen<br />

und fortgetragen. Ihr könnt furchtlos in ihre Höhle eintreten.<br />

Die Jungen antworteten:<br />

Wir können ganz und gar nicht sicher sein, ob <strong>der</strong> Falke die Maus geholt hat. Vielleicht leben<br />

noch an<strong>der</strong>e Mäuse in dem Bau, und vor denen fürchten wir uns genauso. Auch ist es nicht<br />

sicher, ob das Feuer überall hinkommt. Vielleicht bläst <strong>der</strong> Wind die Flammen von hier fort.<br />

Wenn wir uns in <strong>der</strong> Erde verkriechen, ist uns <strong>der</strong> Tod von den dort lebenden Wesen gewiß.<br />

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