Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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konnte wachsen. Verzweifelt und hungrig verließen viele das Land und flohen in alle Richtungen davon. Die ausgehungerten Menschen in Stadt und Land verstießen ihre Frauen und Kinder und wurden rücksichtslos untereinander. Darbend und ohne ein Krümel zu essen glichen die Menschen Skeletten, und die Hauptstadt schaute wie eine Stadt des Gottes der Toten aus, die nur mit Geistern angefüllt ist. Als der ruhmreiche und beste Rishi Vasishta dieses Elend sah, beschloß er, der Not ein Ende zu machen. Er brachte den Tiger unter den Königen, Samvarana, mit seiner Frau zurück in die Stadt, nachdem dieser so lange einsam und abgeschieden gelebt hatte. Sofort nachdem der König seine Hauptstadt betreten hatte, wurden die Dinge wie zuvor. Der Gott der tausend Augen ließ reichlich Regen niedergehen und Korn wachsen. Wiederbelebt vom vorzüglichen Monarchen mit der tugendhaften Seele wurden Stadt und Land fröhlich und glücklich. Für weitere zwölf Jahre führten der Monarch und seine Frau Tapati viele Opfer durch, wie Gott Indra mit seiner Frau Sachi. Der Gandharva fuhr fort: Dies, oh Partha, ist die alte Geschichte von Tapati, der Tochter der Sonne. König Samvarana bekam mit ihr einen Sohn namens Kuru, welcher ein hervorragender Asket war. Du bist im Geschlecht des Kuru geboren, also ein Nachfahre der Tapati, und daher habe ich dich Sohn der Tapati genannt. Kapitel 176 - Über Vasishta Vaisampayana fuhr fort: Nach dieser Erzählung des Gandharva fühlte Arjuna, dieser Bulle unter den Bharatas, ein Gefühl der tiefen Hingabe, und er strahlte vor Freude wie der volle Mond. Doch alles, was er eben von Vasishtas asketischer Macht gehört hatte, erregte seine Neugier auf höchste. So wandte er sich an den Gandharva. Arjuna fragte: Ich möchte mehr vom Rishi hören, den du eben Vasishta genannt hast. Oh erzähle mir alles über ihn. Du Anführer der Gandharvas, erkläre mir, wer dieser ruhmreiche Rishi war, den meine Vorfahren zum Priester hatten. Der Gandharva erwiderte: Vasishta ist Brahmas geistgeborener Sohn und der Ehemann von Arundhati. Begehren und Zorn, welche selbst die Unsterblichen kaum besiegen können, hatte er durch seine asketische Enthaltsamkeit bezwungen und wuschen ihm die Füße. Obwohl Vishvamitras Angriff seinen Groll erregt hatte, löschte der Edelmütige nicht dessen ganzes Geschlecht aus. Unter dem Tod seiner Söhne litt er sehr, als ob er machtlos wäre, doch er beging keine grausame Tat an Vishvamitra. In der Lage war er dazu voll und ganz. Wie der Ozean niemals seine Grenzen übertritt, so achtete Vasishta die Gesetze Yamas und brachte seine verlorenen Kinder nicht aus dem Reich des Todes zurück. Indem sie diesen Ruhmreichen für sich gewannen, der sein Selbst besiegt hatte, gelang es Ikshvaku und anderen großen Monarchen, die ganze Erde zu erobern. Oh Prinz der Kurus, weil sie Vasishta, diesen Besten der Rishis, zum Priester bekamen, konnten sie viele große Opfer durchführen. Er half ihnen bei ihren Opferriten, wie Vrihaspati den Unsterblichen behilflich ist. Daher solltet auch ihr nach einem fähigen Brahmanen suchen, in dessen Herz die Tugend Vorrang hat und der die Veden kennt, und ihn zu eurem Priester wählen. Ein Kshatriya aus guter Familie, der sein Territorium auszudehnen wünscht, sollte zuerst einen Priester ernennen, oh Partha. Denn wer die Erde erobern will, sollte einen Brahmanen vor sich hergehen lassen. Also sucht euch einen fähigen und gelehrten Brahmanen als Priester, der seine Sinne unter Kontrolle hat und mit Dharma, Artha und Kama vertraut ist. www.mahabharata.pushpak.de - 260 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Kapitel 177 - Der Kampf zwischen Vasishta und Vishvamitra um Nandini Arjuna fragte weiter: Oh Gandharva, warum erhob sich ein Zwist zwischen Vasishta und Vishvamitra, obwohl doch beide in himmlischen Einsiedeleien lebten? Oh, erzähl uns alles darüber. Der Gandharva antwortete: Oh Partha, die Geschichte von Vasishta wird in den drei Welten als Purana bezeichnet. Hör mir zu, ich erzähle sie dir in allen Einzelheiten. Es gab einst in Kanyakuvya einen großen und gefeierten König namens Gadhi, Sohn des Kushika. Der tugendhafte Gadhi hatte einen Sohn mit einer großen Armee, vielen Reittieren und Streitwagen. Das war Vishvamitra, der Zermalmer aller seiner Feinde. Vishvamitra pflegte mit seinen Ministern und dem Heer durch tiefe Wälder und malerische Marschen zu streifen, um Hirsche und wilde Eber zu jagen. Einmal, als er auf der Hirschjagd war, wurde er müde und durstig, und kam darbend in die Einsiedelei des Vasishta. Der gesegnete und ruhmreiche Rishi hieß den Besten der Könige mit allen Ehren willkommen, grüßte ihn, bot Wasser zum Waschen von Gesicht und Füßen an, auch Arghya, wilde Früchte und geklärte Butter. Denn der ruhmreiche Rishi hatte eine Kuh, die ihm alles gab, was er wünschte (eine Kamadhenu). Wenn man sie bat: „Bitte gib.“, dann gab sie alles Gewünschte. Sie gab Früchte und Korn, sowohl wild gewachsen als auch in Gärten oder Feldern gezogen, Milch und andere nahrhafte Getränke, die sechs verschiedenen Säfte, die wie Nektar waren, und viele andere erfreuliche Dinge von ambrosischem Geschmack zum Essen oder Trinken, zum Lutschen oder Schlecken, auch kostbare Edelsteine und Kleidung aller Art. Mit all diesen begehrenswerten Gaben wurde der König reichlich beschenkt und geehrt, so daß er und sein Gefolge höchst entzückt waren. Der Monarch staunte sehr über die Kuh mit den sechs erhabenen Gliedern, wunderschönen Flanken und Hüften, einem feinen und ausladenden Körperbau, großen und glänzenden Augen wie ein Frosch, einem hohen und makellosen Wuchs, runden Eutern, schönem Schwanz, geraden und aufgerichteten Ohren, hübschen Hörnern und wohlgeformtem Hals und Nacken. Der Sohn des Gadhi fand die Kuh namens Nandini außerordentlich, lobte sie sehr und sprach zum Rishi: „Oh Brahmane, großer Muni, gib mir deine Nandini im Tausch gegen zehntausend Kühe oder mein Königreich. Ja, erfreu dich an meinem Reich.“ Vasishta sprach: Oh du Sündenloser, ich hüte diese Kuh zum Wohle der Götter, Gäste und Pitris und für meine Opfer. Ich kann dir Nandini nicht geben, nicht einmal für dein Königreich. Vishvamitra sagte daraufhin: Ich bin ein Kshatriya, und du ein Brahmane, der sich Studium und Askese hingibt. Wie kann es Widerstand in Brahmanen geben, die immer friedlich sind und ihre Seelen unter vollkommener Kontrolle haben? Wenn du mir die Gewünschte nicht einmal im Austausch für zehntausend Kühe geben willst, dann werde ich meine Art nicht verleugnen. Ich werde dir die Kuh mit Gewalt nehmen. Da sprach Vasishta: Du bist ein Kshatriya mit gewaltigen Waffen und der machthabende König. Tue schnell, was du begehrst und denke nicht erst über Anstand nach. Der Gandharva fuhr fort: Gewaltsam fing da Vishvamitra die wünscheerfüllende Kuh ein, die wie ein Schwan so weiße Nandini, versuchte sie fortzuführen, zerrte sie hin und her und schlug die Unwillige sogar mit einem Stecken. Mitleidvoll begann da die unschuldige und gesegnete Nandini zu muhen, oh Partha, und rannte zurück zu Vasishta mit erhobenem Kopf. Obwohl sie dafür grausam geschlagen wurde, wollte sie die Einsiedelei des Rishi nicht verlassen. Als Vasishta ihr Elend mit ansah, sprach er zu ihr: „Oh Liebenswerte, du muhst ganz herzzerreißend, und www.mahabharata.pushpak.de - 261 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Kapitel 177 - Der Kampf zwischen Vasishta und Vishvamitra um Nandini<br />

Arjuna fragte weiter:<br />

Oh Gandharva, warum erhob sich ein Zwist zwischen Vasishta und Vishvamitra, obwohl<br />

doch beide in himmlischen Einsiedeleien lebten? Oh, erzähl uns alles darüber.<br />

Der Gandharva antwortete:<br />

Oh Partha, die Geschichte von Vasishta wird in den drei Welten als Purana bezeichnet. Hör<br />

mir zu, ich erzähle sie dir in allen Einzelheiten.<br />

Es gab einst in Kanyakuvya einen großen und gefeierten König namens Gadhi, Sohn des<br />

Kushika. Der tugendhafte Gadhi hatte einen Sohn mit einer großen Armee, vielen Reittieren<br />

und Streitwagen. <strong>Das</strong> war Vishvamitra, <strong>der</strong> Zermalmer aller seiner Feinde. Vishvamitra<br />

pflegte mit seinen Ministern und dem Heer durch tiefe Wäl<strong>der</strong> und malerische Marschen zu<br />

streifen, um Hirsche und wilde Eber zu jagen. Einmal, als er auf <strong>der</strong> Hirschjagd war, wurde<br />

er müde und durstig, und kam darbend in die Einsiedelei des Vasishta. Der gesegnete und<br />

ruhmreiche Rishi hieß den Besten <strong>der</strong> Könige mit allen Ehren willkommen, grüßte ihn, bot<br />

Wasser zum Waschen von Gesicht und Füßen an, auch Arghya, wilde Früchte und geklärte<br />

Butter. Denn <strong>der</strong> ruhmreiche Rishi hatte eine Kuh, die ihm alles gab, was er wünschte (eine<br />

Kamadhenu). Wenn man sie bat: „Bitte gib.“, dann gab sie alles Gewünschte. Sie gab Früchte<br />

und Korn, sowohl wild gewachsen als auch in Gärten o<strong>der</strong> Fel<strong>der</strong>n gezogen, Milch und<br />

an<strong>der</strong>e nahrhafte Getränke, die sechs verschiedenen Säfte, die wie Nektar waren, und viele<br />

an<strong>der</strong>e erfreuliche Dinge von ambrosischem Geschmack zum Essen o<strong>der</strong> Trinken, zum<br />

Lutschen o<strong>der</strong> Schlecken, auch kostbare Edelsteine und Kleidung aller Art. Mit all diesen<br />

begehrenswerten Gaben wurde <strong>der</strong> König reichlich beschenkt und geehrt, so daß er und sein<br />

Gefolge höchst entzückt waren. Der Monarch staunte sehr über die Kuh mit den sechs<br />

erhabenen Glie<strong>der</strong>n, wun<strong>der</strong>schönen Flanken und Hüften, einem feinen und ausladenden<br />

Körperbau, großen und glänzenden Augen wie ein Frosch, einem hohen und makellosen<br />

Wuchs, runden Eutern, schönem Schwanz, geraden und aufgerichteten Ohren, hübschen<br />

Hörnern und wohlgeformtem Hals und Nacken. Der Sohn des Gadhi fand die Kuh namens<br />

Nandini außerordentlich, lobte sie sehr und sprach zum Rishi: „Oh Brahmane, großer Muni,<br />

gib mir deine Nandini im Tausch gegen zehntausend Kühe o<strong>der</strong> mein Königreich. Ja, erfreu<br />

dich an meinem Reich.“<br />

Vasishta sprach:<br />

Oh du Sündenloser, ich hüte diese Kuh zum Wohle <strong>der</strong> Götter, Gäste und Pitris und für<br />

meine Opfer. Ich kann dir Nandini nicht geben, nicht einmal für dein Königreich.<br />

Vishvamitra sagte daraufhin:<br />

Ich bin ein Kshatriya, und du ein Brahmane, <strong>der</strong> sich Studium und Askese hingibt. Wie kann<br />

es Wi<strong>der</strong>stand in Brahmanen geben, die immer friedlich sind und ihre Seelen unter<br />

vollkommener Kontrolle haben? Wenn du mir die Gewünschte nicht einmal im Austausch<br />

für zehntausend Kühe geben willst, dann werde ich meine Art nicht verleugnen. Ich werde<br />

dir die Kuh mit Gewalt nehmen.<br />

Da sprach Vasishta:<br />

Du bist ein Kshatriya mit gewaltigen Waffen und <strong>der</strong> machthabende König. Tue schnell, was<br />

du begehrst und denke nicht erst über Anstand nach.<br />

Der Gandharva fuhr fort:<br />

Gewaltsam fing da Vishvamitra die wünscheerfüllende Kuh ein, die wie ein Schwan so<br />

weiße Nandini, versuchte sie fortzuführen, zerrte sie hin und her und schlug die Unwillige<br />

sogar mit einem Stecken. Mitleidvoll begann da die unschuldige und gesegnete Nandini zu<br />

muhen, oh Partha, und rannte zurück zu Vasishta mit erhobenem Kopf. Obwohl sie dafür<br />

grausam geschlagen wurde, wollte sie die Einsiedelei des Rishi nicht verlassen. Als Vasishta<br />

ihr Elend mit ansah, sprach er zu ihr: „Oh Liebenswerte, du muhst ganz herzzerreißend, und<br />

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