Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
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gewaltigen Bogenschützen, wie er verlassen dalag, als ob ein erhabener Pfahl für Indra<br />
umgefallen wäre, da brannte es in seinem ältesten Minister wie eine Flamme. Hastig eilte er<br />
zu ihm und hob den vor Verlangen Bewußtlosen voller Zuneigung und Respekt auf, wie ein<br />
Vater seinen gefallenen Sohn aufrichtet. Dann beruhigte sich <strong>der</strong> sowohl an Weisheit als<br />
auch an Jahren reiche Minister, welcher in Errungenschaften und Politik erfahren war, und<br />
sprach mit süßen Worten zum König, um ihm Gutes zu tun: „Gesegnet seist du, oh<br />
Sündenloser. Fürchte nichts, oh du Tiger unter den Königen.“ Denn <strong>der</strong> Minister dachte, daß<br />
<strong>der</strong> Monarch, dieser Bedränger seiner Feinde, vor Hunger, Durst und Erschöpfung so auf<br />
dem Boden lag und schmachtete. So besprühte <strong>der</strong> alte Mann das kronenlose Haupt des<br />
Königs mit kühlem Wasser, welches nach Lotusblüten duftete. Langsam kam <strong>der</strong> Monarch<br />
wie<strong>der</strong> zu Bewußtsein und sandte, bis auf seinen alten Minister, alle seine Diener fort. Als<br />
jene sich zurückgezogen hatten, setzte sich <strong>der</strong> König auf, reinigte sich, saß auf den Rücken<br />
des Berges mit aufwärts gerichtetem Gesicht und erhobenen Armen und betete die Sonne an.<br />
Auch dachte König Samvarana, dieser Feindebezwinger, an seinen Familienpriester<br />
Vasishta, diesen Besten <strong>der</strong> Rishis. Nachdem <strong>der</strong> König betend und verehrend, Tag und<br />
Nacht, ohne Pause an diesem Ort verbracht hatte, kam Vasishta am zwölften Tag zu ihm.<br />
Der große Rishi mit <strong>der</strong> Seele unter vollständiger Kontrolle wußte kraft seiner asketischen<br />
Macht sofort, daß dem König die Sinne wegen Tapati verwirrt waren. So beruhigte er den<br />
gelübdebefolgenden Monarchen, und stieg strahlend wie die Sonne selbst sogleich vor<br />
dessen Augen in den Himmel auf, um mit Surya zu reden.<br />
Der Brahmane trat mit gefalteten Händen vor den Gott <strong>der</strong> tausend Strahlen und stellte sich<br />
freudig vor: „Ich bin Vasishta.“ Vivaswan mit <strong>der</strong> großen Energie antwortete: „Sei<br />
willkommen, großer Rishi. Sag mir, was du begehrst. Oh du Glücklicher, was immer du von<br />
mir for<strong>der</strong>st, ich werde es dir Redegewandtem geben, möge es auch schwierig sein.“ So<br />
verbeugte sich <strong>der</strong> Rishi mit dem großen asketischen Verdienst vor <strong>der</strong> Sonne und sprach<br />
zum Gott: „Oh Vivaswan, ich bitte dich für Samvarana um deine Tochter Tapati, die jüngere<br />
Schwester von Savitri. Der Monarch hat Gewaltiges erreicht, ist mit <strong>der</strong> Tugend vertraut und<br />
hat eine hohe Seele. Oh du Wan<strong>der</strong>er des Firmaments, Samvarana wird ein würdiger<br />
Ehemann für deine Tochter sein.“ Der Sonnengott hatte schon längst beschlossen, seine<br />
Tochter mit Samvarana zu vermählen. Er grüßte den Rishi und sprach: „Oh Muni,<br />
Samvarana ist <strong>der</strong> Beste <strong>der</strong> Monarchen, du bist <strong>der</strong> Beste <strong>der</strong> Rishis und Tapati die Beste <strong>der</strong><br />
Frauen. Was sonst wäre richtig, als sie Samvarana zu übergeben?“ So übergab <strong>der</strong> Gott selbst<br />
seine makellos schöne Tochter dem ruhmreichen Vasishta, damit er sie mit Samvarana<br />
vermähle. Der Rishi nahm das Mädchen an, verabschiedete sich von <strong>der</strong> Sonne und kehrte<br />
zu dem Ort zurück, an dem <strong>der</strong> gefeierte Bulle unter den Kurus die Sonne verehrte. Als <strong>der</strong><br />
mit ganzem Herzen verliebte König Samvarana die himmlische Maid mit dem lieblichen<br />
Lächeln, von Vasishta geführt, erblickte, wurde er sehr froh. Tapati mit den schönen<br />
Augenbrauen stieg aus dem Himmel herab wie ein alles blenden<strong>der</strong> Blitz aus den Wolken.<br />
So trat am Abend des zwölften Tages des königlichen Gelübdes <strong>der</strong> ruhmreiche Rishi<br />
Vasishta mit <strong>der</strong> reinen Seele vor den Monarchen. Mit allen Riten ergriff Samvarana, dieser<br />
Bulle unter den Männern, die Hand Tapatis auf diesem Berg, auf dem sich die Himmlischen<br />
und Gandharvas gerne zurückziehen. So gewann sich <strong>der</strong> König mittels asketischer Buße<br />
den gütig gestimmten Gott <strong>der</strong> Sonne und mit Vasishtas asketischer Macht eine Ehefrau.<br />
Der königliche Weise wünschte nun, mit seiner Gattin auf diesem Berg zu bleiben. Vasishta<br />
stimmte zu, und so schickte <strong>der</strong> König seinen Minister zurück, damit er Stadt, Königreich<br />
und alle Wäl<strong>der</strong> und Gärten regierte. Auch Vasishta verabschiedete sich und ging seiner<br />
Wege. Daraufhin vergnügte sich Samvarana mit seiner Frau in den Wäl<strong>der</strong>n dieses Berges<br />
wie ein Himmlischer für ganze zwölf Jahre. Aber in dieser Zeit (ohne regierenden König)<br />
sandte <strong>der</strong> Gott <strong>der</strong> tausend Augen keinen Regen übers Land. Als die Trockenzeit an und<br />
andauerte, starben viele Menschen, Bäume und Tiere im Königreich. Nicht einmal ein<br />
Tropfen Tau näßte die Erde während dieser gräßlichen Dürre, und kein Körnchen Getreide<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 259 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva