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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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verfügt über wenig Klugheit und sorglos unternimmt er nichts, um diesen Teil seines<br />

Reiches für kommende Zeiten zu sichern. Doch sicherlich verdienen wir dies alles, zumal<br />

wir im Reich dieses gemeinen und schwachen Monarchen in stetiger Sorge leben.<br />

Brahmanen sollten eigentlich nicht dauerhaft im selben Reich leben, denn sie hängen von<br />

niemandem ab. Sie sollten lieber wie Vögel leben und alle Reiche friedvoll durchwan<strong>der</strong>n. Es<br />

wird gesagt, daß man sich einen (guten) König, Ehefrau und Wohlstand sichern soll. Hat<br />

man alle drei erreicht, kann man dadurch seine Verwandten und Söhne retten. Doch ich<br />

habe an<strong>der</strong>s gehandelt. Und nun tauche ich in einen See von Kummer ein und leide sehr. Die<br />

tödliche Reihe ist an mir. Ich muß dem Rakshasa seine Nahrung bringen: Reis, Büffel und<br />

einen Menschen. Ich bin nicht reich genug, um einen Mann zu kaufen, und in keinster Weise<br />

kann ich mich von einem aus meiner Familie trennen. Ich sehe kein Mittel, dem Rakshasa zu<br />

entfliehen. Und so versinke ich im Ozean des Leidens, aus dem es kein Entkommen gibt. Ich<br />

werde zum Rakshasa gehen, und meine ganze Familie wird mich begleiten, so daß <strong>der</strong><br />

Schuft uns alle verschlingen möge.<br />

Kapitel 163 - Kunti beruhigt ihre Gastfamilie<br />

Da sprach Kunti:<br />

Weine nicht, oh Brahmane, und fürchte nicht länger die Gefahr. Ich sehe einen Weg, dich vor<br />

dem Rakshasa zu retten. Du hast nur einen Sohn, <strong>der</strong> auch noch sehr jung ist. Und du hast<br />

nur eine Tochter, auch sie ist jung und hilflos. Ich möchte nicht, daß einer <strong>der</strong> beiden, deine<br />

Frau o<strong>der</strong> du selbst zum Rakshasa gehen muß. Ich habe fünf Söhne, oh Brahmane. Laß einen<br />

von ihnen an deiner statt den Tribut zum Rakshasa tragen.<br />

Der Brahmane erwi<strong>der</strong>te:<br />

Niemals werde ich dies auf mich nehmen, um mein eigenes Leben zu retten. Ich werde<br />

niemals das Leben eines Brahmanen o<strong>der</strong> eines Gastes opfern, um mich selbst zu retten.<br />

Selbst Menschen von nie<strong>der</strong>er Herkunft o<strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> lehnen so etwas ab. Man sagt, daß man<br />

sich selbst und seine Kin<strong>der</strong> für einen Brahmanen opfern sollte. Ich erachte diesen Rat als<br />

hervorragend und folge ihm gern. Wenn ich zwischen dem Tod eines Brahmanen und<br />

meinem eigenen Tod wählen müßte, würde ich meinen eigenen vorziehen. <strong>Das</strong> Töten eines<br />

Brahmanen ist die höchste Sünde. Dafür gibt es keine Sühne. Ich denke, es ist besser,<br />

wi<strong>der</strong>willig sich selbst, als wi<strong>der</strong>willig einen Brahmanen zu opfern. Oh gesegnete Dame,<br />

wenn ich mich selbst opfere, werde ich nicht <strong>der</strong> Selbstzerstörung schuldig. Keine Sünde<br />

kann an mir haften, wenn ein an<strong>der</strong>er mein Leben nimmt. Doch wenn ich bewußt dem Tod<br />

eines Brahmanen zustimme, wäre dies eine grausame und sündige Tat, <strong>der</strong>en Konsequenzen<br />

ich niemals entkommen könnte. Die Gelehrten haben gesagt, daß das Verstoßen eines<br />

Menschen, <strong>der</strong> zu deinem Haus kam und deinen Schutz suchte, und das Töten eines<br />

Menschen, <strong>der</strong> den Tod durch deine Hand suchte, grausam und sündhaft sind. Und die<br />

Ruhmreichen unter jenen, die sich mit den erlaubten Mitteln in Notsituationen auskennen,<br />

haben gesagt, daß man unter keinen Umständen eine grausame und verurteilenswerte<br />

Handlung begehen sollte. Es ist wohl gut, daß ich bald mit meinem Weib sterben werde.<br />

Niemals würde ich den Tod eines Brahmanen gutheißen.<br />

Kunti sprach:<br />

Auch ich bin <strong>der</strong> festen Überzeugung, daß Brahmanen immer beschützt werden müssen.<br />

Und auch für mich gilt: Und wenn ich hun<strong>der</strong>t Söhne hätte, wäre mir keiner lieber als meine<br />

fünf. Doch dieser Rakshasa wird nicht in <strong>der</strong> Lage sein, meinen Sohn zu töten. Denn dieser<br />

Sohn von mir verfügt über große Macht und Energie, und er ist geübt in Mantras. Er wird<br />

dem Rakshasa treulich die Nahrung bringen, und sich selbst retten. <strong>Das</strong> weiß ich sicher. Ich<br />

habe meinen heldenhaften Sohn schon mit gewaltigen Rakshasas mit riesigen Leibern<br />

kämpfen sehen, und immer wurden sie von ihm getötet. Doch, oh Brahmane, erzähle dies<br />

niemanden. Denn wenn seine Macht bekannt wird, werden die Menschen meine Söhne aus<br />

Gier nach dieser Macht ständig verfolgen. Aber die Weisen haben gesagt, wenn mein Sohn<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 245 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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