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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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tugendhaften Pfad ihrer Ahnen zu bringen? Und wie soll ich deinem Sohn alle<br />

wünschenswerten Fähigkeiten beibringen, damit er so tugendhaft wird wie du, wenn ich<br />

ohne Meister alles entbehre? Ohne Herrn werden mich unwürdige Menschen überwältigen<br />

und die Hand deiner Tochter for<strong>der</strong>n, wie Shudras die Veden hören möchten. Und wenn ich<br />

ihnen das Mädchen von deinem Blut und deinen guten Eigenschaften nicht übergebe, dann<br />

rauben sie vielleicht gewaltsam deine Tochter, wie Krähen die Opferbutter stehlen. Doch<br />

wenn dein Sohn dir nicht ähnlich wird, und deine Tochter unter die Kontrolle von<br />

unwürdigen Menschen gerät, dann wird mich die Welt verachten. Ich werde mich nicht<br />

mehr kennen und sicher sterben. Und ohne Vater und Mutter werden diese Kin<strong>der</strong> vergehen<br />

wie Fische auf dem Trockenen. Ja, ohne dich werden wir alle drei sterben.<br />

Also, opfere mich! Oh Brahmane, es wird gesagt, daß es für Frauen, die ihren Männern<br />

Kin<strong>der</strong> geboren haben, <strong>der</strong> höchste Verdienst ist, vor ihrem Herrn zu sterben. Ich bin bereit,<br />

diesen Sohn und diese Tochter zu verlassen, meine Kin<strong>der</strong> und mein Leben für dich zu<br />

opfern. Für Frauen ist es die höhere Pflicht, ihrem Herrn angenehme Dienste zu leisten; viel<br />

höher als Opfer, Askese, Gelübde und alle Arten von Almosen. Mein Entschluß ist daher von<br />

höchster Tugend, für dein Wohl und das deines Geschlechts. Die Weisen sagen, daß man an<br />

Kin<strong>der</strong>n, Verwandten, Ehefrauen und allen liebgewonnenen Dingen nur festhält, um sich<br />

vor Gefahr und Kummer zu beschützen. Man muß seinen Wohlstand bewahren, um sich in<br />

<strong>der</strong> Gefahr zu retten. Und mit Wohlstand ehrt und beschützt man seine Gattin. Doch sich<br />

selbst muß <strong>der</strong> Mann beschützen mittels seiner Frau und seines Wohlstandes. Die Gelehrten<br />

haben die Wahrheit formuliert, daß Gattin, Sohn, Wohlstand und Haus mit <strong>der</strong> Absicht<br />

erworben werden, um für vorhersehbare und unvorhersehbare Unfälle Vorsorge zu treffen.<br />

Sie haben auch gesagt, daß alle Verwandten nicht so viel wiegen wie man selbst. Also,<br />

verehrter Herr, beschütze dich, indem du mich verbannst. Oh gewähre mir die Erlaubnis,<br />

damit ich mich opfern kann. Denke an meine Kin<strong>der</strong>. Die in den Regeln <strong>der</strong> Moral Gelehrten<br />

haben in ihren Ausführungen gesagt, daß eine Frau niemals getötet werden soll und daß<br />

Rakshasas die Regeln <strong>der</strong> Moral kennen. Es ist wohl sicher, daß ein Rakshasa einen Mann<br />

tötet. Doch es ist ungewiß, ob er eine Frau tötet. Es ziemt sich für dich, in den Regeln <strong>der</strong><br />

Moral Gelehrten, mich vor den Rakshasa zu stellen.<br />

Ich habe viel Glück und Angenehmes erfahren und großen religiösen Verdienst erworben.<br />

Ich habe von dir Kin<strong>der</strong> bekommen, die mir so lieb sind. Es dauert mich nicht zu sterben. Ich<br />

habe Kin<strong>der</strong>n das Leben geschenkt und bin alt geworden. Und ich wünsche mir, dir Gutes<br />

zu tun. All dies zusammen führt mich zu meinem Entschluß. Oh verehrter Herr, verbanne<br />

mich und nimm dir eine an<strong>der</strong>e Frau. Durch sie wirst du erneut religiösen Verdienst<br />

gewinnen. Es ist keine Sünde darin. Wenn ein Mann mehrere Frauen hat, ist dies eine<br />

verdienstvolle Tat. Nur für Frauen ist es Sünde, einen zweiten Ehemann nach dem ersten<br />

anzunehmen. Überlege dir alles und denke daran, daß du als Opfer tadelnswert bist. Oh<br />

befreie dich sogleich, dein Geschlecht und deine Kin<strong>der</strong>!<br />

Vaisampayana fuhr fort:<br />

Der Brahmane umarmte seine Frau und beide weinten leise und kummervoll.<br />

Kapitel 161 - Die Rede <strong>der</strong> Tochter<br />

Doch nun konnte die Tochter die Trauer ihrer Eltern nicht länger ertragen, und so sprach sie:<br />

Warum seid ihr so außer euch und weint, als ob ihr niemanden hättet, <strong>der</strong> für euch sorgt? Oh<br />

hört mich an und entscheidet dann, was recht ist. Es gibt keinen Zweifel daran, daß die<br />

Pflicht euch gebietet, mich sogleich zu verstoßen, denn ich bin die einzige, die zu verstoßen<br />

ist. Opfert mich ganz allein, und rettet euch alle auf einen Schlag. Die Menschen wünschen<br />

sich Kin<strong>der</strong>, weil sie sich von ihnen Rettung erhoffen. Oh überquert den Strom eurer Plagen<br />

mit mir als Floß. Ein Kind rettet die Eltern in dieser und <strong>der</strong> kommenden Welt, und wird<br />

deshalb von den Gelehrten Puttra (Retter) genannt. Die Ahnen wünschen sich Söhne von mir<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 243 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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