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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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meinem Ehemann. Gestatte, daß ich ihn mit <strong>der</strong> himmlischen Gestalt mit mir nehme und<br />

nach Belieben wan<strong>der</strong>e. Vertrau mir, gesegnete Dame, denn ich werde ihn dir<br />

wie<strong>der</strong>bringen. Wenn du an mich denkst, werde ich sofort kommen und dich überall<br />

hinbringen, wie du es wünschst. Ich werde dich vor allen Gefahren erretten und über<br />

unwegsames Gelände tragen. Ich werde dich auf meinem Rücken tragen, wenn du<br />

wünschst, schnell zu reisen. Oh sei mir gnädig und mach, daß Bhima mich annimmt. Es wird<br />

gesagt, daß man in Zeiten <strong>der</strong> Not das Leben mit allen Mitteln beschützen soll. Wer dieser<br />

Pflicht nachkommen will, sollte keine Mittel scheuen. Aber wer in Zeiten <strong>der</strong> Not auch seine<br />

Tugend bewahrt, ist <strong>der</strong> Beste unter den Menschen. Ja, die Not ist die größte Gefahr für<br />

Tugend und tugendhafte Menschen. Doch gerade die Tugend beschützt das Leben, und<br />

wird daher <strong>der</strong> Lebensspen<strong>der</strong> genannt. Und so können die Mittel, mit denen man seine<br />

Tugend sichert und damit seine Pflicht erfüllt, nie getadelt werden.“<br />

Nun ergriff Yudhishthira das Wort: „Es ist genau so, Hidimba, wie du sagst. Darüber gibt es<br />

keinen Zweifel. Oh du Schlankhüftige, du solltest genauso handeln, wie du es versprochen<br />

hast. Bhima wird sich waschen, seine Gebete aufsagen, die üblichen Riten in <strong>der</strong><br />

Dämmerung durchführen und dir dann seine Aufmerksamkeit widmen bis die Sonne<br />

untergeht. Vergnüge du dich mit ihm nach Blieben während des Tages. Doch jeden Abend<br />

sollst du, mit <strong>der</strong> Schnelligkeit des Geistes Gesegnete, Bhima zurückbringen.“ Auch Bhima<br />

sprach nun zu Hidimba: „Höre mich an, oh Rakshasa Frau. Aufrichtig willige ich in folgende<br />

Vereinbarung ein: Ich werde bei dir bleiben, oh du Schlankhüftige, bis du einen Sohn<br />

empfängst.“ Hidimba stimmte zu: „So sei es.“, hob Bhima auf und eilte mit ihm durch die<br />

Lüfte davon. Auf den Göttern heiligen Bergesgipfeln und in den malerischsten Gegenden<br />

mit vielen Tieren, welche von den Lie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Vögel wi<strong>der</strong>hallten, vergnügte sie sich mit<br />

Bhima. Sie trug die schönste Gestalt, war mit allen Ornamenten geschmückt und sang<br />

liebliche Melodien, um den Pandava glücklich zu machen. Sie brachte ihn in unerreichbare<br />

Gegenden des Waldes, zu blumenüberwachsenen Bergeshöhn o<strong>der</strong> an Teiche, die vor<br />

Lotusblüten und Lilien überflossen. Inseln im Fluß und ihre Kieselstrände, o<strong>der</strong> Bäche im<br />

Wald mit wun<strong>der</strong>schönen Böschungen waren ihre Heimat. Sie erfreuten sich an<br />

Gebirgsbächen mit kristallklarem Wasser, malerischen Hainen mit blühenden Bäumen und<br />

Kletterpflanzen, schattigen Plätzchen im Himalaya, vielen Höhlen, klaren Wasserbecken mit<br />

Lotusblumen, die zu lächeln schienen, Meeresufern mit Gold und Perlen und schönen<br />

Städten und auserlesenen Gärten. Sie vergnügten sich in den hügligen Gegenden und<br />

heiligen Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Guhyakas und Asketen und am Ufer des Manasa Sees, welches reich<br />

an Früchten und Blumen jeglicher Jahreszeit war. Nach einiger Zeit empfing sie und brachte<br />

einen mächtigen Sohn zur Welt. Er hatte schreckliche Augen, einen großen Mund, gerade,<br />

pfeilartige Ohren und war fürchterlich anzuschauen. Seine Lippen waren so braun wie<br />

Kupfer, die Zähne spitz und seine Stimme ein lautes Brüllen. Er hatte mächtige Arme, große<br />

Kraft und übermäßigen Heldenmut. <strong>Das</strong> Kind wurde ein gewaltiger Bogenkrieger. Er hatte<br />

eine lange Nase und breite Brust, schwellende Waden und bewegte sich sehr schnell. In<br />

seinem Gesicht war nichts menschliches, obwohl sein Vater ein Mensch war. Er übertraf (in<br />

Kraft und Heldenmut) alle Pisachas, Rakshasas und ähnliche Wesen. Und er wuchs als<br />

Neugeborener innerhalb einer Stunde zu einem Jüngling heran. Schon bald erreichte <strong>der</strong><br />

mächtige Held großes Geschick in allen Waffenarten. Rakshasa Frauen gebären ihre Kin<strong>der</strong><br />

am selben Tag, an dem sie sie empfangen. Und da sie in <strong>der</strong> Lage sind, ihre Gestalt zu<br />

än<strong>der</strong>n, tun sie dies auch ständig. Schon bald nach <strong>der</strong> Geburt verneigte sich das häßliche<br />

Kind vor Mutter und Vater und berührte <strong>der</strong>en Füße. Dann gaben sie ihm einen Namen.<br />

Seine Mutter meinte, daß sein Kopf einem Ghata (Wassertopf) ähnelte, und so verliehen sie<br />

ihm den Namen Ghatotkacha (<strong>der</strong> Topfhäuptige). Ghatotkacha war den Pandavas sehr<br />

zugetan, und auch er wurde ihr Liebling und beinahe einer von ihnen.<br />

Doch Hidimba wußte, daß die Zeit mit ihrem Ehemann nun zu Ende ging. Sie grüßte die<br />

Pandavas, erneuerte ihr Versprechen und ging ihrer Wege. Auch Ghatotkacha versprach<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 239 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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