Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
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Pandavas schliefen. Mit seinen roten Augen, starken Armen, seinem abstehendem Haar,<br />
dem großem, weitgeöffneten Mund mit den langen, spitzen Zähnen und seinem dunklen<br />
Körper war er schrecklich anzusehen. Seine Schwester Hidimba war sehr beunruhigt, als er<br />
näher kam, und sie sprach zu Bhima: „Der gemeine Menschenfresser kommt zornig zu uns.<br />
Ich flehe dich an, mit deinen Brü<strong>der</strong>n meinem Rat zu folgen. Oh du Tapferer, ich verfüge<br />
über Rakshasa Kräfte und kann überall hingehen. Setz dich auf meine Hüfte, und ich werde<br />
euch alle durch die Lüfte davontragen. So bitte, du Feindebezwinger, weck deine Brü<strong>der</strong><br />
und deine Mutter auf, die noch ruhig schlafen. Ich werde euch alle tragen und mit euch<br />
durch die Himmel reisen.“ Doch Bhima sprach: „Oh du mit den schönen Hüften, fürchte<br />
nichts. Ich bin mir sicher. So lang ich hier bin, gibt es keinen Rakshasa, welcher die<br />
Schlafenden verletzen kann. Oh du mit <strong>der</strong> schlanken Taille, ich werde diesen<br />
Menschenfresser vor deinen Augen töten. Dieser schlimme Rakshasa ist für mich kein<br />
würdiger Gegner, du Zarte. Selbst alle Rakshasas zusammen könnten <strong>der</strong> Kraft meiner Arme<br />
niemals wi<strong>der</strong>stehen. Schau nur auf meine starken Arme. Je<strong>der</strong> gleicht dem Rüssel eines<br />
Elefanten. Und schau auf meine Oberschenkel, die eisernen Keulen gleichen, und auf meine<br />
breite und unnachgiebige Brust. Oh du Schöne, noch heute sollst du Zeuge meiner Indra<br />
gleichenden Macht werden. Unterschätze mich nicht, indem du denkst, daß ich nur ein<br />
Mensch bin, du mit den schönen Hüften.“ Und Hidimba antwortete ihm: „Oh du Tiger unter<br />
den Männern, du himmlisch Schöner, niemals würde ich dich unterschätzen. Doch ich weiß<br />
um die Macht, die Rakshasas über Menschen ausüben.“<br />
Vaisampayana fuhr fort:<br />
Der wütende menschenfressende Rakshasa hörte Bhimas Worte und erblickte seine<br />
Schwester in menschlicher Form. Ihr Haupt war mit Blumengirlanden geziert, ihr Gesicht<br />
wie <strong>der</strong> volle Mond und Augenbrauen, Nase, Augen und Ringellöckchen von <strong>der</strong><br />
hübschesten Form. Die Fingernägel und ihre Haut hatten die zarteste Farbtönung. Sie trug<br />
alle Arten von Schmuck und war in die feinsten, durchsichtigen Gewän<strong>der</strong> gehüllt. Als <strong>der</strong><br />
Menschenfresser sie in dieser verführerischen, menschlichen Gestalt erblickte, ahnte er, daß<br />
sie sinnliches Begehren erfüllte, und er empörte sich. Ärgerlich riß er seine Augen auf und<br />
sprach zu seiner Schwester: „Welche närrische Kreatur wirft mir Hürden in den Weg, wenn<br />
ich hungrig bin? Bist du so unsinnig geworden, oh Hidimba, daß du meinen Zorn nicht<br />
fürchtest? Schande über dich, du unkeusche Frau! Sogar jetzt sehnst du dich nach sinnlicher<br />
Lust und willst mich beleidigen! Du bist gerade dabei, den guten Namen und alle Ehre<br />
deiner Rakshasa Ahnen zu opfern. Doch diejenigen, für <strong>der</strong>en Wohl du mich kränken willst,<br />
werde ich sofort und mit dir zusammen umbringen.“ Mit knirschenden Zähnen und<br />
zornesroten Augen rannte Hidimba auf seine Schwester zu, um sie zu töten. Doch Bhima,<br />
dieser beste und kraftvolle Kämpfer, hielt ihn tadelnd auf:„Halt ein! Halt ein!“ Lächelnd<br />
sprach er zum wütenden Rakshasa: „Oh Hidimba, es ist nicht nötig, die hier so ruhig<br />
Schlafenden zu wecken. Oh du gemeiner Menschenfresser, stell dich mir zuerst und verlier<br />
keine Zeit. Kämpfe mit mir, denn es ist nicht angebracht, eine Frau zu töten, beson<strong>der</strong>s wenn<br />
sie selbst nicht gesündigt hat, son<strong>der</strong>n zur Sünde getrieben wurde. Dieses Mädchen ist<br />
wahrlich nicht verantwortlich für ihren Wunsch, sich mit mir zu vereinen. Sie wurde von <strong>der</strong><br />
Gottheit des Begehrens dazu veranlaßt, welche jedes lebende Wesen durchdringt. Du bist ein<br />
hinterhältiger und nie<strong>der</strong>trächtiger Rakshasa. Auf deinen Befehl hin kam deine Schwester<br />
hierher. Als sie mich sah, begehrte sie mich. <strong>Das</strong> zarte Mädchen hat dir nichts getan. Es ist<br />
die Schuld des Liebesgottes, und es steht dir nicht zu, sie für seine Tat zu verletzen.<br />
Außerdem sollst du gemeiner Schuft keine Frau anrühren, solange ich hier bin. Komm zu<br />
mir und kämpfe mit mir allein. Ich allein werde dich ins Reich Yamas senden. Oh Rakshasa,<br />
dein Kopf soll durch meine Macht ins Unförmige zermalmt werden, wie durch den Tritt<br />
eines gewaltigen Elefanten. Laß Krähen, Falken und Schakale freudig deine Glie<strong>der</strong> auf dem<br />
Boden zerfleischen, nachdem ich dich getötet habe. Noch heute werde ich diesen Wald, <strong>der</strong><br />
so lange von dir Menschenfresser vergiftete wurde, von Rakshasas befreien. Deine Schwester<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 236 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva