Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
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esiegen. Dieses Boot ist bereit. Es wird leicht durch die Wasser gleiten und euch sicher ans andere Ufer tragen.“ So führte er die traurigen und nachdenklichen Pandavas mit ihrer Mutter in das Boot und setzte mit ihnen über die Ganga. Erneut richtete er das Wort an sie: „Vidura hat im Geiste an euren Häuptern gerochen und euch umarmt. Und er ermahnt euch, eure wundervolle Reise fortzusetzen und immer achtsam zu sein.“ So setzten die heldenhaften Prinzen über die Ganga mithilfe von Viduras Bootsmann. Als sie das andere Ufer sicher erreicht hatten, sprach er das Wort „Jaya!“ aus, um ihnen Erfolg zu wünschen und verließ sie, um wieder zurückzukehren. Die ruhmreichen Pandavas gaben dem guten Mann eine Botschaft für Vidura mit und setzten ihre Wanderung eilends und in großer Heimlichkeit fort. Kapitel 152 - Die Bürger von Varanavata informieren Dhritarashtra Als die Nacht vorüber war, versammelte sich eine große Menschenmenge um das niedergebrannte Lackhaus, und die Bürger von Varanavata erkannten, daß auch Duryodhanas Beauftragter Purochana in den Flammen umgekommen war. Laut beweinten die Menschen den Tod der Pandavas: „Weh, das hat sich der sündhafte Duryodhana ausgedacht, um die Pandavas zu vernichten. Es gibt keinen Zweifel daran, daß er mit Wissen von Dhritarashtra die Nachkommen Pandus verbrannt hat, sonst wäre der Prinz von seinem Vater zurückgehalten worden. Und wir zweifeln auch nicht daran, daß weder Bhishma noch Drona, Vidura, Kripa oder irgendeiner der anderen Kauravas dem Pfad der Pflicht gefolgt ist. Laßt uns nun Boten zu Dhritarashtra senden, die ihm ausrichten: Du hast dein Ziel erreicht. Die Pandavas sind im Feuer umgekommen.“ Dann untersuchten sie die glühende Asche nach Spuren von den Pandavas und fanden die Überreste der unschuldigen Nishada Frau mit ihren fünf Söhnen. Der Bergmann, den Vidura gesandt hatte, verbarg beim Wegräumen der Hausreste den Eingang des von ihm gegrabenen Tunnels geschickt unter der Asche, so daß niemand ihn erkennen konnte. Dann schickten die Bürger Boten zu Dhritarashtra, um ihn zu informieren, daß die Pandavas nebst Purochana im Feuer umgekommen waren. Als König Dhritarashtra die üblen Neuigkeiten vernahm, brach er kummervoll in Tränen aus. Er sprach: „Wahrlich, mein großer und ruhmreicher Bruder, König Pandu, starb heute, denn seine heldenhaften Söhne verbrannten zusammen mit ihrer Mutter. Ihr Männer, kehrt schnell nach Varanavata zurück und führt die Begräbnisriten für die Helden und für Kunti durch. Heiligt die Knochen der Verstorbenen mit den üblichen Riten, und führt alle großen und wohltätigen Handlungen aus. Auch alle Freunde und Verwandten der in den Flammen Umgekommenen sollen hingehen, und alles, was unter diesen Umständen angemessen ist, soll mit viel Pracht ausgeführt werden.“ Danach opferte der Sohn Ambikas mit seinen Verwandten den Söhnen des Pandu Wasser. Alle weinten laut und voller Gram und riefen: „Oh Yudhishthira, du Prinz der Kurus! Weh Bhima und Phalguna! Ach, die Zwillinge! Oh Kunti!“ So klagten alle und opferten den Pandavas die Gabe des Wassers. Auch die Bürger weinten sehr, nur Vidura klagte kaum, denn er wußte um die Wahrheit. Zu der Zeit waren die fünf starken Pandavas mit ihrer Mutter schon am Ufer der Ganga vom Bootsmann erkannt und von ihm über den Fluß geführt worden. Sie hatten schnell das andere Ufer erreicht, denn der Bootsmann hatte starke Arme, die Strömung war schnell, und es bliesen günstige Winde. Das Boot zurücklassend gingen sie in südliche Richtung und fanden ihren Weg in der Dunkelheit beim Licht der Sterne. Nach großer Anstrengung erreichten sie endlich einen dichten Wald. Sie waren hungrig und durstig, und der Schlaf wollte ihnen jeden Augenblick die Augen schließen. Da sprach Yudhishthira zum kraftvollen Bhima: „Was könnte schmerzlicher sein als das? Wir sind nun in einem dichten Wald, und können keine Richtung mehr erkennen. Noch haben wir die Kraft, um weiter zu wandern. Auch wissen wir nicht, ob dieser übelgesinnte Purochana mit verbrannt ist oder nicht. Wie können wir unerkannt der Gefahr entkommen? Oh Bharata, heb uns hoch und www.mahabharata.pushpak.de - 232 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva
trage uns wie schon einmal. Du bist der einzige von uns, der so stark und schnell wie der Wind ist.“ Nach diesen Worten seines gerechten Bruders hob Bhima seine Mutter und die Brüder hoch und trug sie mit großer Geschwindigkeit davon. Kapitel 153 - Bhimas Klage Vaisampayana fuhr fort: Als der gewaltige Bhima weiterschritt, schien der ganze Wald mit allen seinen Bäumen und deren Zweigen von der Wucht seiner Brust zu erzittern. Der Wirbel seiner Beine verursachte einen Wind, wie er zur Zeit der Monate Jaishtha und Ashara bläst. Bei seiner Wanderung schuf Bhima eine Schneise, in der alle Bäume und Pflanzen von ihm niedergetrampelt wurden. Die Bäume und Pflanzen nebst allen Blüten und Früchten, die ihm im Wege standen, mußten dem Druck seines Marsches weichen. So durchbricht der Führer einer Elefantenherde die mächtigen Wälder und zermalmt alles auf seinem Wege, wenn er sechzig Jahre alt, aufgeregt und voller Energie in der Brunftzeit ist, und ihm der Saft an den drei Stellen des Körpers hinabrinnt. Bhima durchmaß das Dickicht so kraftvoll und schnell wie Garuda oder wie Maruta (Sturm), daß die Pandavas fast das Bewußtsein verloren. Manchmal mußten sie gefährliche Flüsse durchschwimmen. Doch immer verbargen sie sich aus Furcht vor den Söhnen Dhritarashtras. Und immer trug Bhima seine zarte und empfindsame Mutter auf seinen Schultern an den unebenen Böschungen der Flüsse. Gegen Abend erreichte Bhima mit seiner Familie einen einsamen Wald, indem kaum Früchte, Wurzeln oder Wasser vorhanden waren. Von allen Seiten erschallten die schrecklichen Rufe der Vögel und wilden Tiere. Das Zwielicht schwand, die wilden Schreie der Vögel und Tiere wurden bedrohlicher, ein unangenehmer Wind begann zu blasen und schließlich hüllte sich alles in undurchdringliches Dunkel. Der Wind stürmte gegen die Bäume und ließ so manchen mitsamt seiner Last an trockenen Blättern, Kletterpflanzen und Früchten niederstürzen. Die Prinzen mit ihrer Mutter waren müde und durstig, kämpften mit dem Schlaf und waren nicht mehr in der Lage, nur einen Schritt zu tun. So setzten sie sich völlig erschöpft und ohne Nahrung oder Wasser nieder. Kunti war sehr durstig und sprach zu ihren Söhnen: „Ich bin die Mutter der fünf Pandavas und sitze in ihrer Mitte. Und doch brenne ich vor Durst.“ Dies wiederholte sie wieder und wieder. Voller Zuneigung zu seiner Mutter erwärmte sich Bhimas Geist mit Mitgefühl und er beschloß, alle zu tragen und weiterzuwandern wie bisher. Nach einer Weile des Wanderns durch diesen schrecklichen und einsamen Wald, erblickte er einen schönen Banian Baum mit weitausladenden Zweigen. Er setzte Brüder und Mutter unter dem Baum ab und sprach zu ihnen: „Ruht euch hier aus, während ich auf Wassersuche gehe. Ich höre die süßen Rufe von Wasservögeln. Ich denke, es muß ein schöner See in der Nähe sein.“ Sein ältester Bruder sprach: „Geh.“, und Bhima entschwand in die Richtung, aus der er die Vogelrufe hörte. Bald kam er an einen Teich, badete und stillte seinen Durst. Liebevoll schöpfte er mit seiner sich vollsaugenden Kleidung Wasser für seine Familie. Eilig wandte er seine Schritte zurück zu seiner Mutter und durchmaß die vier Meilen im Nu. Als er sie sah, überkam ihn der Kummer, und er zischte wie eine Schlange. Sowohl die Mutter als auch die Brüder waren auf dem blanken Boden eingeschlafen, und Bhima mußte bei diesem Anblick weinen. Bhima klagte: Weh, ich Armer. Hier muß ich mit ansehen, wie meine Brüder auf der harten Erde schlafen. Was kann es schmerzlicheres für mich geben? Sie konnten in Varanavata in den weichsten und kostbarsten Betten kaum Schlaf finden, und liegen nun auf dem blanken Boden. Und wie schmerzlich ist es, Kunti hier im Wald schlafen zu sehen, wie sie niemals schlafen sollte; die Schwester von Vasudeva, diesem Vernichter von feindlichen Armeen, die Tochter von Kuntiraja, mit allen glücksverheißenden Zeichen geziert, die Schwiegertochter von Vichitravirya, Ehefrau von Pandu und Mutter von uns fünf Brüdern. Sie ist so strahlend wie die Lotusblüte, zart und feinfühlig und sollte auf kostbaren Lagern ruhen. Sie gebar Dharma, www.mahabharata.pushpak.de - 233 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva
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trage uns wie schon einmal. Du bist <strong>der</strong> einzige von uns, <strong>der</strong> so stark und schnell wie <strong>der</strong><br />
Wind ist.“ Nach diesen Worten seines gerechten Bru<strong>der</strong>s hob Bhima seine Mutter und die<br />
Brü<strong>der</strong> hoch und trug sie mit großer Geschwindigkeit davon.<br />
Kapitel 153 - Bhimas Klage<br />
Vaisampayana fuhr fort:<br />
Als <strong>der</strong> gewaltige Bhima weiterschritt, schien <strong>der</strong> ganze Wald mit allen seinen Bäumen und<br />
<strong>der</strong>en Zweigen von <strong>der</strong> Wucht seiner Brust zu erzittern. Der Wirbel seiner Beine verursachte<br />
einen Wind, wie er zur Zeit <strong>der</strong> Monate Jaishtha und Ashara bläst. Bei seiner Wan<strong>der</strong>ung<br />
schuf Bhima eine Schneise, in <strong>der</strong> alle Bäume und Pflanzen von ihm nie<strong>der</strong>getrampelt<br />
wurden. Die Bäume und Pflanzen nebst allen Blüten und Früchten, die ihm im Wege<br />
standen, mußten dem Druck seines Marsches weichen. So durchbricht <strong>der</strong> Führer einer<br />
Elefantenherde die mächtigen Wäl<strong>der</strong> und zermalmt alles auf seinem Wege, wenn er sechzig<br />
Jahre alt, aufgeregt und voller Energie in <strong>der</strong> Brunftzeit ist, und ihm <strong>der</strong> Saft an den drei<br />
Stellen des Körpers hinabrinnt. Bhima durchmaß das Dickicht so kraftvoll und schnell wie<br />
Garuda o<strong>der</strong> wie Maruta (Sturm), daß die Pandavas fast das Bewußtsein verloren. Manchmal<br />
mußten sie gefährliche Flüsse durchschwimmen. Doch immer verbargen sie sich aus Furcht<br />
vor den Söhnen Dhritarashtras. Und immer trug Bhima seine zarte und empfindsame Mutter<br />
auf seinen Schultern an den unebenen Böschungen <strong>der</strong> Flüsse. Gegen Abend erreichte Bhima<br />
mit seiner Familie einen einsamen Wald, indem kaum Früchte, Wurzeln o<strong>der</strong> Wasser<br />
vorhanden waren. Von allen Seiten erschallten die schrecklichen Rufe <strong>der</strong> Vögel und wilden<br />
Tiere. <strong>Das</strong> Zwielicht schwand, die wilden Schreie <strong>der</strong> Vögel und Tiere wurden bedrohlicher,<br />
ein unangenehmer Wind begann zu blasen und schließlich hüllte sich alles in<br />
undurchdringliches Dunkel. Der Wind stürmte gegen die Bäume und ließ so manchen<br />
mitsamt seiner Last an trockenen Blättern, Kletterpflanzen und Früchten nie<strong>der</strong>stürzen. Die<br />
Prinzen mit ihrer Mutter waren müde und durstig, kämpften mit dem Schlaf und waren<br />
nicht mehr in <strong>der</strong> Lage, nur einen Schritt zu tun. So setzten sie sich völlig erschöpft und ohne<br />
Nahrung o<strong>der</strong> Wasser nie<strong>der</strong>. Kunti war sehr durstig und sprach zu ihren Söhnen: „Ich bin<br />
die Mutter <strong>der</strong> fünf Pandavas und sitze in ihrer Mitte. Und doch brenne ich vor Durst.“ Dies<br />
wie<strong>der</strong>holte sie wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong>. Voller Zuneigung zu seiner Mutter erwärmte sich<br />
Bhimas Geist mit Mitgefühl und er beschloß, alle zu tragen und weiterzuwan<strong>der</strong>n wie<br />
bisher. Nach einer Weile des Wan<strong>der</strong>ns durch diesen schrecklichen und einsamen Wald,<br />
erblickte er einen schönen Banian Baum mit weitausladenden Zweigen. Er setzte Brü<strong>der</strong> und<br />
Mutter unter dem Baum ab und sprach zu ihnen: „Ruht euch hier aus, während ich auf<br />
Wassersuche gehe. Ich höre die süßen Rufe von Wasservögeln. Ich denke, es muß ein<br />
schöner See in <strong>der</strong> Nähe sein.“ Sein ältester Bru<strong>der</strong> sprach: „Geh.“, und Bhima entschwand<br />
in die Richtung, aus <strong>der</strong> er die Vogelrufe hörte. Bald kam er an einen Teich, badete und stillte<br />
seinen Durst. Liebevoll schöpfte er mit seiner sich vollsaugenden Kleidung Wasser für seine<br />
Familie. Eilig wandte er seine Schritte zurück zu seiner Mutter und durchmaß die vier<br />
Meilen im Nu. Als er sie sah, überkam ihn <strong>der</strong> Kummer, und er zischte wie eine Schlange.<br />
Sowohl die Mutter als auch die Brü<strong>der</strong> waren auf dem blanken Boden eingeschlafen, und<br />
Bhima mußte bei diesem Anblick weinen.<br />
Bhima klagte:<br />
Weh, ich Armer. Hier muß ich mit ansehen, wie meine Brü<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> harten Erde schlafen.<br />
Was kann es schmerzlicheres für mich geben? Sie konnten in Varanavata in den weichsten<br />
und kostbarsten Betten kaum Schlaf finden, und liegen nun auf dem blanken Boden. Und<br />
wie schmerzlich ist es, Kunti hier im Wald schlafen zu sehen, wie sie niemals schlafen sollte;<br />
die Schwester von Vasudeva, diesem Vernichter von feindlichen Armeen, die Tochter von<br />
Kuntiraja, mit allen glücksverheißenden Zeichen geziert, die Schwiegertochter von<br />
Vichitravirya, Ehefrau von Pandu und Mutter von uns fünf Brü<strong>der</strong>n. Sie ist so strahlend wie<br />
die Lotusblüte, zart und feinfühlig und sollte auf kostbaren Lagern ruhen. Sie gebar Dharma,<br />
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