Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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umarmten die Gleichaltrigen und empfingen sogar das Lebewohl der Kinder. Dann nahmen sie Abschied von den ehrbaren Damen des Palastes und umschritten sie respektvoll. Zum Schluß verabschiedeten sich die Pandavas von den Bürgern der Stadt, immer achtsam ihren Gelübden folgend, und verließen den Hof. Der höchst weise Vidura und andere Bullen der Kuru Familie nebst vielen Bürgern und Dörflern folgten diesen Tigern unter den Männern tief bewegt ein Stück des Weges. Manche der Bürger waren außer sich vor Kummer, als sie die Pandavas so sorgenvoll sahen, und sprachen laut: „König Dhritarashtra mit der gemeinen Seele sieht die Dinge nicht mit gleichmütigen Augen an. Der Monarch der Kurus läßt seinen Blick nicht auf der Tugend ruhen. Weder der sündenlose Yudhishthira, noch der mächtige Bhima, oder Arjuna, der jüngste Sohn der Kunti, werden in irgendeiner Weise (der Rebellion) schuldig sein. Und wenn diese Drei friedvoll sind, wie könnten die ruhmreichen Söhne der Madri irgend etwas unternehmen? Weil sie das Königreich von ihrem Vater erbten, kann Dhritarashtra sie nicht ertragen. Wie kann es sein, daß Bhishma die Verbannung der Pandavas an diesen üblen Ort erträgt und dieser höchst ungerechten Tat zustimmt? Bhishma, der Sohn des Shantanu, und der königliche Weise Pandu vom Geschlecht der Kurus kümmerten sich um uns einst mit väterlicher Fürsorge. Doch nun, nachdem Pandu, dieser Tiger unter den Männern, in den Himmel aufgestiegen ist, kann Dhritarashtra diese Prinzen nicht ertragen. Wir, die wir dieses Exil nicht loben können, sollten mit Yudhishthira gehen und diese vorzügliche Stadt und unsere Häuser verlassen.“ Selbst mit Kummer erfüllt sprach Yudhishthira zu den klagenden Bürgern nach einem Moment des Nachdenkens: „Der König ist unser Vater, unser spiritueller Lehrer, und er steht über uns. Er verdient unsere Achtung. Es ist unsere Pflicht, mit vertrauendem Herzen zu tun, was er uns gebietet. Ihr seid unsere Freunde. Umschreitet uns, macht uns glücklich mit euren Segnungen und kehrt in eure Häuser zurück. Wenn die Zeit für euch gekommen ist, etwas für uns zu tun, dann handelt so, damit es uns zum Wohle gereicht.“ So umschritten die Bürger die Pandavas, segneten sie und gingen heim. Als die Bürger den Pandavas nicht mehr folgten, wandte sich Vidura an den Ältesten der Brüder, um ihn zu warnen. Der gelehrte Vidura sprach, wohl wissend um alle Regeln der Moral, mit geheimnisvollen Gleichnissen in der Sprache der Mlechas zu Yudhishthira, welcher allein ihn verstehen konnte: „Wer die Pläne seiner Feinde erkennt, welche diese nach den Regeln der Kriegskunst schmieden, sollte so handeln, daß er sich außer Gefahr begibt. Wer weiß, daß es scharfe Waffen gibt, die den Körper entzwei schneiden können, obwohl sie nicht aus Stahl sind, und die Mittel für ihre Abwehr kennt, der kann von keinem Gegner verletzt werden. Es lebt der Mensch, der sich selbst durch das Wissen beschützt, daß weder der Verschlinger von Stroh und Holz, noch der, welcher den Tau trocknet, die Bewohner von Höhlen des dunklen Waldes verbrennen kann. Die Blinden sehen nicht den Weg und haben keinen Sinn für die Richtung. Die Ungeduldigen erfahren kein Glück. Denke daran und sei dein eigener Wächter. Der Mensch, der in einem feindlichen, leicht brennbaren Haus wohnt, kann dem vernichtenden Feuer entfliehen, wenn er das Haus zum Bau eines Schakals macht (mit vielen Ausgängen). Beim Wandern kann ein Mann das Wissen um die Wege erlangen. Die Sterne weisen ihm die Richtung. Und wer seine fünf (Sinne) unter Kontrolle behält, kann nie von seinen Feinden besiegt werden.“ Yudhishthira, der Gerechte, antwortete diesem Besten der Gelehrten, Vidura: „Ich habe verstanden.“ Nachdem Vidura die Pandavas beraten hatte, umschritt er sie, bat um den Abschied und kehrte in sein Heim zurück. Als alle, die den Pandavas für eine Weile gefolgt waren, wieder gegangen waren, sprach Kunti zu ihrem Sohn: „Die Worte, die Khatta (Vidura) zu dir inmitten all der Menschen gesprochen hat, haben wir nicht verstanden. Er sprach so undeutlich, als ob er gar nichts sagen würde. Und deine Antwort war seinen Worten und seiner Betonung ganz ähnlich. Wenn es sich geziemt, möchte ich gerne wissen, was ihr gesprochen habt.“ Yudhishthira erwiderte ihr: „Der tugendhafte Vidura hat mir erklärt, daß unser Haus in Varanavata aus leicht entzündbaren Materialien erbaut ist. Weiter www.mahabharata.pushpak.de - 228 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

sagte er, daß der Pfad zur Flucht mir nicht unbekannt sein würde, und daß diejenigen, welche ihre Sinne beherrschen, die Herrschaft über die ganze Welt erlangen. Ich gab ihm zur Antwort, daß ich verstanden hätte.“ So begannen die Pandavas ihr Reise nach Varanavata am achten Tag des Monats Phalguna, als der Stern Rohini im Aufstieg begriffen war. Und als sie in Varanavata angekommen waren, beschauten sie sich die Stadt und alles Volk dort. Kapitel 148 - Ankunft in Varanavata Als die Bürger von Varanavata gewahr wurden, daß sich die Söhne Pandus näherten, da fuhren sie ihnen rührig und mit großer Freude in ihren Wagen zu tausenden entgegen, und hatten alle glücksverheißenden Artikel dabei, wie es die Shastren lehren, um diese Besten der Männer zu empfangen. Das Volk von Varanavata grüßte und segnete die Söhne der Kunti, umringten den Troß und riefen „Jaya!“. Von der Volkesschar umgeben schaute Yudhishthira, dieser Tiger unter den Männern, so strahlend aus wie jener, der den Donner in seiner Hand trägt (Indra), inmitten der Schar der Himmlischen. Die Sündenlosen wurden vom Volk begrüßt, grüßten ihrerseits das Volk und betraten die dichtbevölkerte und reichgeschmückte Stadt Varanavata. Zuerst begaben sich die Helden zu den Heimstätten der pflichtgetreuen Brahmanen. Dann besuchten sie die Beamten der Stadt, die Sutas (Wagenlenker), Vaisyas und sogar die Shudras. Nach zehn Nächten und all den Ehrungen sprach Purochana zu ihnen vom „gesegneten Heim“, obwohl es eher verflucht war. Er führte sie letztendlich in den Palast, der für sie gebaut worden war. Und diese Tiger unter den Männern betraten in ihren kostbaren Gewändern den Palast, wie die Guhyakas den Palast Shivas auf dem Kailash betreten. Purochana bewirtete sie mit Essen und Getränken, sorgte für Teppiche und Ruhemöbel, und alles war von der schönsten und besten Art. In kostbare Gewänder gehüllt lebten die Pandavas von nun an dort, und wurden von Purochana bedient und von den Bürgern Varanavatas geehrt. Während einer Inspektion durch das Haus roch der tugendhafte Yudhishthira das Fett und die geklärte Butter nebst dem Lack und sprach zu Bhima: „Oh du Feindebezwinger, dieses Haus ist wirklich aus leicht entzündlichem Material erbaut. Es ist offensichtlich. Mithilfe vertrauter und geschickter Handwerker hat der Feind diesen Palast auf feinste Weise aus Hanf, Harz, Heu, Stroh und Bambus erbaut, und alles wurde in geklärte Butter getränkt. Dieser hinterhältige Schuft Purochana lebt hier auf Geheiß Duryodhanas, um uns zu verbrennen, wenn er mich ahnungslos wähnt. Doch der kluge Vidura wußte um die Gefahr und hat mich zuvor gewarnt. Aus Zuneigung hat unser jüngster Onkel uns erzählt, daß dieses Haus voller Gefahren ist und daß es insgeheim von Lumpen auf Befehl Duryodhanas errichtet wurde.“ Bhima entgegnete: Wenn du weißt, daß dieses Haus so leicht brennbar ist, dann wäre es doch gut für uns, wieder dahin zurückzukehren, wo wir vorher unser Quartier hatten. Doch Yudhishthira meinte: Es scheint mir besser zu sein, in scheinbarem Vertrauen hier zu bleiben. Doch mit höchster Achtsamkeit und weit geöffneten Augen werden wir auf Mittel zur Flucht sinnen. Wenn Purochana aus unseren Gesichtern lesen kann, daß wir seinen Plan durchschaut haben, dann könnte er uns in einer hastigen Tat unvorbereitet verbrennen. Ja, Purochana kümmert sich wenig um Verleumdung oder Sünde. Er handelt auf Befehl Duryodhanas. Ob unser Großvater Bhishma zornig werden wird, wenn wir in den Flammen umkommen? Doch warum sollte er die Kauravas erzürnen, indem er ihnen seinen Ärger zeigt? Vielleicht können unser Großvater Bhishma und die anderen Bullen des Kuru Geschlechts in Anbetracht der öffentlichen Empörung über eine solch sündige Tat etwas dagegen unternehmen. Wie auch immer, wenn wir aus Furcht vor dem Flammentod von hier fliehen, www.mahabharata.pushpak.de - 229 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

sagte er, daß <strong>der</strong> Pfad zur Flucht mir nicht unbekannt sein würde, und daß diejenigen,<br />

welche ihre Sinne beherrschen, die Herrschaft über die ganze Welt erlangen. Ich gab ihm zur<br />

Antwort, daß ich verstanden hätte.“<br />

So begannen die Pandavas ihr Reise nach Varanavata am achten Tag des Monats Phalguna,<br />

als <strong>der</strong> Stern Rohini im Aufstieg begriffen war. Und als sie in Varanavata angekommen<br />

waren, beschauten sie sich die Stadt und alles Volk dort.<br />

Kapitel 148 - Ankunft in Varanavata<br />

Als die Bürger von Varanavata gewahr wurden, daß sich die Söhne Pandus näherten, da<br />

fuhren sie ihnen rührig und mit großer Freude in ihren Wagen zu tausenden entgegen, und<br />

hatten alle glücksverheißenden Artikel dabei, wie es die Shastren lehren, um diese Besten<br />

<strong>der</strong> Männer zu empfangen. <strong>Das</strong> Volk von Varanavata grüßte und segnete die Söhne <strong>der</strong><br />

Kunti, umringten den Troß und riefen „Jaya!“. Von <strong>der</strong> Volkesschar umgeben schaute<br />

Yudhishthira, dieser Tiger unter den Männern, so strahlend aus wie jener, <strong>der</strong> den Donner in<br />

seiner Hand trägt (Indra), inmitten <strong>der</strong> Schar <strong>der</strong> Himmlischen. Die Sündenlosen wurden<br />

vom Volk begrüßt, grüßten ihrerseits das Volk und betraten die dichtbevölkerte und<br />

reichgeschmückte Stadt Varanavata. Zuerst begaben sich die Helden zu den Heimstätten <strong>der</strong><br />

pflichtgetreuen Brahmanen. Dann besuchten sie die Beamten <strong>der</strong> Stadt, die Sutas<br />

(Wagenlenker), Vaisyas und sogar die Shudras.<br />

Nach zehn Nächten und all den Ehrungen sprach Purochana zu ihnen vom „gesegneten<br />

Heim“, obwohl es eher verflucht war. Er führte sie letztendlich in den Palast, <strong>der</strong> für sie<br />

gebaut worden war. Und diese Tiger unter den Männern betraten in ihren kostbaren<br />

Gewän<strong>der</strong>n den Palast, wie die Guhyakas den Palast Shivas auf dem Kailash betreten.<br />

Purochana bewirtete sie mit Essen und Getränken, sorgte für Teppiche und Ruhemöbel, und<br />

alles war von <strong>der</strong> schönsten und besten Art. In kostbare Gewän<strong>der</strong> gehüllt lebten die<br />

Pandavas von nun an dort, und wurden von Purochana bedient und von den Bürgern<br />

Varanavatas geehrt. Während einer Inspektion durch das Haus roch <strong>der</strong> tugendhafte<br />

Yudhishthira das Fett und die geklärte Butter nebst dem Lack und sprach zu Bhima: „Oh du<br />

Feindebezwinger, dieses Haus ist wirklich aus leicht entzündlichem Material erbaut. Es ist<br />

offensichtlich. Mithilfe vertrauter und geschickter Handwerker hat <strong>der</strong> Feind diesen Palast<br />

auf feinste Weise aus Hanf, Harz, Heu, Stroh und Bambus erbaut, und alles wurde in<br />

geklärte Butter getränkt. Dieser hinterhältige Schuft Purochana lebt hier auf Geheiß<br />

Duryodhanas, um uns zu verbrennen, wenn er mich ahnungslos wähnt. Doch <strong>der</strong> kluge<br />

Vidura wußte um die Gefahr und hat mich zuvor gewarnt. Aus Zuneigung hat unser<br />

jüngster Onkel uns erzählt, daß dieses Haus voller Gefahren ist und daß es insgeheim von<br />

Lumpen auf Befehl Duryodhanas errichtet wurde.“<br />

Bhima entgegnete:<br />

Wenn du weißt, daß dieses Haus so leicht brennbar ist, dann wäre es doch gut für uns,<br />

wie<strong>der</strong> dahin zurückzukehren, wo wir vorher unser Quartier hatten.<br />

Doch Yudhishthira meinte:<br />

Es scheint mir besser zu sein, in scheinbarem Vertrauen hier zu bleiben. Doch mit höchster<br />

Achtsamkeit und weit geöffneten Augen werden wir auf Mittel zur Flucht sinnen. Wenn<br />

Purochana aus unseren Gesichtern lesen kann, daß wir seinen Plan durchschaut haben, dann<br />

könnte er uns in einer hastigen Tat unvorbereitet verbrennen. Ja, Purochana kümmert sich<br />

wenig um Verleumdung o<strong>der</strong> Sünde. Er handelt auf Befehl Duryodhanas. Ob unser<br />

Großvater Bhishma zornig werden wird, wenn wir in den Flammen umkommen? Doch<br />

warum sollte er die Kauravas erzürnen, indem er ihnen seinen Ärger zeigt? Vielleicht<br />

können unser Großvater Bhishma und die an<strong>der</strong>en Bullen des Kuru Geschlechts in<br />

Anbetracht <strong>der</strong> öffentlichen Empörung über eine solch sündige Tat etwas dagegen<br />

unternehmen. Wie auch immer, wenn wir aus Furcht vor dem Flammentod von hier fliehen,<br />

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