05.11.2012 Aufrufe

Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

demütig, doch dein Herz so scharf wie ein Messer. Und auch wenn du eine schmerzliche<br />

und schreckliche Handlung vollziehst, so sprich mit einem Lächeln auf den Lippen. Wenn<br />

du gedeihen willst, dann mach dir alle Arten zu eigen: Demut, Gelübde, Versöhnung,<br />

Verehrung <strong>der</strong> Füße eines an<strong>der</strong>en durch Beugen des Hauptes, Hoffnung erwecken und<br />

ähnliches. Ein Mann <strong>der</strong> mit den Regeln <strong>der</strong> Staatsführung bekannt ist, sollte wie ein Baum<br />

erscheinen, <strong>der</strong> viele Blüten, doch keine eigenen Früchte trägt. Und wenn er Früchte trägt,<br />

dann sollten sie in unerreichbar großer Höhe wachsen. Und falls sie reif sind, müssen sie<br />

vom Boden aus wie rohe Früchte erscheinen. Verhält er sich so, wird er niemals schwach<br />

sein.<br />

Tugend, Wohlstand und Vergnügen (Dharma, Artha, Kama) haben sowohl böse als auch gute<br />

Wirkungen, die dicht ineinan<strong>der</strong> verwebt sind. Indem man die guten Wirkungen för<strong>der</strong>t,<br />

vermeidet man die bösen. Wer allzu einseitig nur <strong>der</strong> Tugend folgt, wird unglücklich, weil er<br />

sich zwar Wohlbehagen wünscht, aber das Vergnügen vernachlässigt. Die alleinige Suche<br />

nach Wohlstand macht auch unglücklich, wenn man die beiden an<strong>der</strong>en versäumt. Und wer<br />

sich nur dem Vergnügen hingibt, leidet ohne Tugend und Wohlstand. Daher suche alle drei<br />

auf solche Weise, damit du nicht leidest. Mit Demut und Achtsamkeit, und ohne jeglichen<br />

Neid solltest du dich mit dem Wunsch zur Erreichung deiner Ziele in aller Aufrichtigkeit mit<br />

den Brahmanen beraten. Bist du gestürzt, solltest du dich mit allen Mitteln wie<strong>der</strong> erheben,<br />

sanft o<strong>der</strong> gewaltsam, und dich dann wie<strong>der</strong> in Tugend üben. Denn wer niemals das Elend<br />

erfuhr, weiß nicht, was Wohlergehen ist. <strong>Das</strong> erkennt man am Leben eines Mannes, <strong>der</strong> seine<br />

Miseren durchgestanden hat. Den Kummergeplagten sollte man besänftigen, indem man<br />

ihm die alten Geschichten (z.B. von Nala und Rama) erzählt. Den, dessen Herz vor Leid<br />

vergeht, tröstet man mit <strong>der</strong> Hoffnung auf wie<strong>der</strong>kehrendes Glück. Den Gebildeten und<br />

Klugen beschäftig und beschwichtigt man mit angenehmen Posten, die man ihm sofort<br />

übergibt.<br />

Wer sich nach einem Friedensvertrag mit seinem Feind entspannt zur Ruhe legt, als ob nichts<br />

mehr zu tun sei, ist wie einer, <strong>der</strong> erwachend von <strong>der</strong> Spitze eines Baumes fällt, auf dem er<br />

geschlafen hat. Ein König sollte seine hohe Absicht in seiner Brust verschließen, ohne Angst<br />

vor Verleumdung. Und während er selbst alles durch die Augen seiner Spione erkennt, sollte<br />

er seine eigenen Gefühle immer vor den Augen feindlicher Spione verbergen. Wie ein<br />

Fischer reich wird, indem er Fische fängt und tötet, kann ein König niemals gedeihen, ohne<br />

die Eingeweide seiner Feinde herauszureißen und ohne gewalttätige Taten. Die Macht<br />

deines Feindes, welche sich in seinen bewaffneten Kräften zeigt, sollte immer vollständig<br />

zerstört werden, so wie man Unkraut unterpflügt o<strong>der</strong> herausreißt, o<strong>der</strong> Krankheit, Hunger<br />

und Durst bekämpft. Ein Mann in Not nähert sich niemals (aus Liebe) einem Reichen. Und<br />

wenn all seine Wünsche gestillt sind, dann hat er keinen Grund mehr, dem zur Seite zu<br />

stehen, <strong>der</strong> ihm vorher gab. Daher, wenn du gibst, dann gib nicht vollständig, und laß immer<br />

ein kleines Begehren beim an<strong>der</strong>en übrig. Ein Mann, <strong>der</strong> sich Wohlergehen wünscht, sollte<br />

beharrlich Verbündete und Mittel suchen und seine Kriege sorgsam führen. Dabei sollte ihn<br />

immer die Besonnenheit leiten. Ein umsichtiger König sollte sich immer so verhalten, daß<br />

Freunde und Feinde seine Absichten erst erkennen, wenn er beginnt, sie auszuführen. Laß<br />

sie alles wissen, wenn deine Taten begonnen haben o<strong>der</strong> beendet sind. Solange keine Gefahr<br />

droht, solltest du ehrfürchtig handeln. Doch wenn die Gefahr erkannt ist, dann bekämpfe sie<br />

mit Tapferkeit. Wer einen Feind duldet, den er nur mit viel Gewalt unter seiner Herrschaft<br />

halten kann, <strong>der</strong> ruft seinen Tod herbei wie eine Mauleselin bei <strong>der</strong> Empfängnis. Überdenke<br />

eine zukünftige Handlung, als ob sie aktuell wäre. Denn wenn es soweit ist, könntest du in<br />

<strong>der</strong> Hast einen wichtigen Punkt übersehen. Klugheit ist immer gefragt, um das rechte Maß in<br />

Zeit und Ort zu finden. Habe immer ein Auge auf das Schicksal gerichtet, welches du mit<br />

Mantras und Opferriten beeinflussen kannst, und achte auf Tugend, Wohlstand und<br />

Vergnügen. Es ist wohlbekannt, daß rechte Zeit und rechter Ort den größten Nutzen<br />

bringen. Auch wenn <strong>der</strong> Feind bedeutungslos scheint, sollte er dennoch nicht verachtet<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 223 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!