Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
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noch mit meiner eigenen Kraft die Tiere des Waldes jagen und mich von ihrem Fleisch<br />
ernähren.“ Sprach`s und ging davon.<br />
Nachdem <strong>der</strong> Tiger fort war, kam die Maus zurück. Der Schakal sprach zu ihr: „Gesegnet<br />
seist du, oh Maus. Doch höre, was <strong>der</strong> Mungo eben gesagt hat: „<strong>Das</strong> Fleisch dieses Hirschs<br />
ist giftig. Ich werde es nicht essen. Doch wenn du, Schakal, es mir gestattest, dann töte ich<br />
die Maus und esse sie.“ Als die Maus das hörte, rannte sie alarmiert davon und verschwand<br />
in einem Loch. Dann kam <strong>der</strong> Wolf vom Fluß zurück. Der Schakal sprach zu ihm: „Der<br />
König <strong>der</strong> Tiere ist wütend auf dich. Dir wird es sicher übel ergehen, denn er wird mit seiner<br />
Gefährtin bald zurückkommen. Doch tue, was du für richtig hältst.“ So wurde <strong>der</strong> Schakal<br />
auch den Wolf los, welcher sich sofort davon machte. Dann kam <strong>der</strong> Mungo zurück. Als <strong>der</strong><br />
Schakal ihn erblickte, sprach er: „Die an<strong>der</strong>en habe ich dank meiner Kraft schon besiegt und<br />
in die Flucht geschlagen. Kämpfe mit mir und dann kannst du von diesem Fleisch essen.“<br />
Der Mungo meinte daraufhin: „Wenn <strong>der</strong> heldenhafte Tiger, <strong>der</strong> starke Wolf und die kluge<br />
Maus von dir wirklich besiegt worden sind, dann mußt du ein noch größerer Held sein. Ich<br />
begehre keinen Kampf mit dir.“ Sprach`s und ging verängstigt davon. Und <strong>der</strong> Schakal<br />
freute sich sehr über den Erfolg seiner Strategie und aß ganz allein vom Fleisch.<br />
Wenn Könige mit solchem Wissen handeln, können sie glücklich sein. Die Ängstlichen<br />
besiegt man mit Furcht, die Mutigen durch Überredung, die Gierigen durch reiche Gaben<br />
und die Untergebenen durch Demonstration von Macht. Doch höre außerdem noch, was ich<br />
dir zu sagen habe.<br />
Kanika fuhr fort:<br />
Wenn dein Sohn, Freund, Bru<strong>der</strong>, Vater o<strong>der</strong> sogar dein spiritueller Lehrer zum Feind wird,<br />
dann vernichte den Feind, ohne zu zögern, wenn du dir Wohlergehen wünschst. Durch<br />
Fluch und Zauberformel, durch Bestechung, Gift o<strong>der</strong> Täuschung kann <strong>der</strong> Feind geschlagen<br />
werden. Man sollte ihn niemals gering schätzen. Wenn beide Parteien ebenbürtig sind und<br />
<strong>der</strong> Erfolg unsicher, dann wird <strong>der</strong> Fleißige (und Beständige) gedeihen. Wenn <strong>der</strong> spirituelle<br />
Lehrer kein wahrhaftes Wissen davon hat, was getan o<strong>der</strong> gelassen werden sollte, und wenn<br />
er an<strong>der</strong>en schadet, dann sollte sogar er bekämpft werden. Wenn du ärgerlich bist, dann<br />
bezähme dich und sprich mit einem Lächeln auf deinen Lippen. Tadele niemals jemanden<br />
mit Anzeichen von Ärger in deiner Rede. Und, oh Bharata, sprich sanfte Worte, bevor du<br />
zuschlägst und auch während du strafst. Wenn die Strafe vollzogen ist, dann sei mitfühlend<br />
mit dem Opfer, traure um ihn und vergieße Tränen. Beruhige deinen Feind mit Versöhnung,<br />
reichen Gaben o<strong>der</strong> angenehmen Betragen, doch schlage ihn, wenn er nicht das Rechte tut.<br />
Gleichermaßen solltest du den übelgesinnten Sün<strong>der</strong> strafen, <strong>der</strong> seine Ziele im Mantel <strong>der</strong><br />
Tugend verhüllt, wie dunkle Wolken einen Berg verdecken. Verbrenne das Haus von einem,<br />
den du mit dem Tode bestraft hast. Und gestatte keinem Schmarotzer, Ungläubigen o<strong>der</strong><br />
Dieb, in deinem Königreich zu leben. Vernichte deine Feinde durch plötzlichen Angriff,<br />
offene Schlacht o<strong>der</strong> aus dem Hinterhalt, mit Gift und Korruption <strong>der</strong> Verbündeten, durch<br />
Bestechung und alle Mittel, die in deiner Macht stehen. Du mußt unerbittlich handeln.<br />
Schärfe deine Zähne, damit sie gründlich beißen. Schlage so wirksam zu, daß dein Feind sein<br />
Haupt nicht wie<strong>der</strong> erhebt. Sei allseits wachsam vor denen, die zu fürchten sind und auch<br />
vor denen, die nicht zu fürchten sind. Denn wenn die Letztgenannten mächtig werden,<br />
vernichten sie dich bis zur Wurzel, wenn du unachtsam bist. Vertraue niemals den Treulosen<br />
und den Treuen nicht allzu sehr, denn wenn du dich deinem Feind hingibst, wird er dich<br />
sicher vernichten. Um ihre Wahrhaftigkeit zu prüfen, solltest du Spione aussenden, sowohl<br />
in deinem als auch in an<strong>der</strong>en Königreichen. Deine Spione in <strong>der</strong> Fremde sollten geschickt<br />
sein in <strong>der</strong> Täuschung und einfache Kleidung tragen. Sie sollten in Gärten umherwan<strong>der</strong>n,<br />
an Orten des Vergnügens, in Tempeln und an<strong>der</strong>en heiligen Plätzen, in Wirtshäusern,<br />
Plätzen, Straßen, in <strong>der</strong> Nähe von Brunnen, Bergen, Flüssen, Wäl<strong>der</strong>n, also überall, wo sich<br />
Menschen versammeln. Sie sollten alle Menschen kennen, die offizielle Ämter bekleiden (z.B.<br />
Minister, Torwächter, Schatzmeister, Gefängniswärter, Waffenmeister etc.). Deine Rede sei immer<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 222 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva