Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

mahabharata.pushpak.de
von mahabharata.pushpak.de Mehr von diesem Publisher
05.11.2012 Aufrufe

Kapitel 139 - Bhima verhöhnt Karna und Duryodhana verteidigt ihn Kurz darauf kam Atiratha, Karnas Adoptivvater, in die Arena. Seine Kleidung hing lose, er schwitzte und zitterte und hielt sich mit einem Stabe aufrecht. Als Karna ihn sah, ließ er seinen Bogen los und beugte sein von den Weihetropfen feuchtes Haupt in elterlicher Liebe vor seinem Vater. Schnell bedeckte Atiratha, der Wagenlenker, seine Füße mit dem lose hängenden Tuch und sprach den mit Erfolg gekrönten Karna als seinen Sohn an. Er umarmte Karna und weinte Freudentränen über seinem Haupt, die sich mit den königlichen Weihetropfen mischten. Die Pandavas hatten all das beobachtet und hielten Karna für den Sohn eines Wagenlenkers. Voller Hohn sprach daraufhin Bhimasena: „Du Sohn eines Wagenlenkers, du verdienst nicht den Tod von Arjunas Hand in der Schlacht. Halte dich lieber an die Peitsche, denn dies paßt zu deiner Geburt. Oh du Schlimmster der Sterblichen, du bist es nicht wert, das Königreich von Anga zu beherrschen, wie ein Hund nicht die Butter verdient, die man vor das Opferfeuer stellt.“ Karna seufzte nur tief mit leicht bebenden Lippen und schaute auf den Gott des Tages am Himmel. Doch der mächtige Duryodhana erhob sich zornig inmitten seiner Brüder wie ein aufgestörter Elefant in einem Lotusteich. Er wandte sich an Bhima, diesen Verrichter von fürchterlichen Taten. Und Duryodhana sprach: Oh Vrikodara, es ziemt sich nicht für dich, so zu sprechen! Macht ist die höchste Fähigkeit eines Kshatriya, und auch ein Kshatriya von niederer Geburt verdient den Kampf. Die wahre Herkunft eines Helden ist uns unbekannt wie die Quelle eines herrschaftlichen Stroms. Das Feuer, welches die ganze Welt verschlingen kann, entstammt dem mystischen Wasser. Der Donner, welcher die Danavas schlägt, wurde aus den Knochen des Sterblichen Dadhichi gemacht. Die Herkunft der ruhmreichen Gottheit Guha (Kartikeya), welche in sich die Anteile aller anderen Gottheiten vereint, liegt ebenfalls im Geheimnisvollen. Manche nennen ihn den Sohn von Agni, manche von Krittika, Rudra oder Ganga. Es wurde sogar von uns vernommen, daß Männer, die als Kshatriyas geboren, später Brahmanen wurden, denn Vishvamitra und andere haben das ewige Brahma erlangt. Unser Lehrer Drona wurde (auf mystische Weise) in einem Wassertopf geboren und Kripa aus dem Geschlecht von Gotama in einem Häufchen Heidekraut, diese Besten von allen Waffenträgern. Doch eure Geburten, ihr Pandavas, sind mir bestens bekannt. Aber wie könnte eine Hirschkuh einen Tiger wie Karna hervorbringen, der mit dem Glanz der Sonne, mit allen glückverheißenden Zeichen und natürlicher Rüstung nebst Ohrringen gesegnet ist? Dieser Prinz unter den Männern verdient die Herrschaft nicht nur über Anga, sondern über die ganze Welt, wegen der Kraft seines Arms und meiner Neigung, ihn in allem zu folgen. Wenn es hier irgend jemanden gibt, der nicht ertragen kann, was ich Karna gab, dann möge er seinen Streitwagen besteigen und mithilfe seines Fußes seinen Bogen spannen.“ Vaisampayana fuhr fort: Da erhob sich undeutliches Gemurmel unter den Zuschauern, welche Duryodhanas Rede billigten. Jedoch die Sonne ging unter, und Duryodhana ergriff Karnas Hand und führte ihn aus der Arena, die nun mit zahllosen Laternen erleuchtet war. Auch die Pandavas, von Drona, Kripa und Bhishma begleitet, kehrten in ihre Häuser zurück. Das Volk strömte in die Stadt, und manche nannten Karna, andere Duryodhana und wieder andere Arjuna den Sieger des Tages. Kunti war auch sehr zufrieden. Sie hatte Karna an seinen besonderen Zeichen als ihren Sohn erkannt und freute sich voller mütterlicher Liebe nun sehr, daß er König von Anga geworden war. Duryodhana, welcher sich Karna zum Freund gewonnen hatte, verbannte seine Ängste, die er vor Arjunas Können im Waffenhandwerk hatte. Der heldenhafte Karna jedoch sprach von nun an immer mit lieber Rede zu Duryodhana, während Yudhishthira sicher war, daß kein Krieger auf Erden Karna glich. www.mahabharata.pushpak.de - 216 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Kapitel 140 - Der Einmarsch der Kauravas in Panchala Nach einiger Zeit war Drona überzeugt, daß es jetzt angebracht war, von seinen Schützlingen das Dakshina (den Lohn des Lehrers) zu fordern. Er rief alle seine Schüler zu sich, erbat sich seine Entlohnung und sprach: „Ergreift König Drupada, den König von Panchala, in der Schlacht und bringt ihn zu mir. Dies wird mein willkommenster Lohn sein.“ Die Krieger sprachen: „So sei es.“, bestiegen ihre Wagen und marschierten von ihm begleitet los. Auf ihrem Weg schlugen diese Bullen unter den Männern alle Panchalas und belagerten dann die Hauptstadt des großen Drupada. Duryodhana, Karna, der mächtige Yuyutsu, Dushasana, Vikarna, Jalasandha, Sulachana und viele andere hervorragende Kshatriya Prinzen wetteiferten im Angriff miteinander, denn jeder wollte der Beste sein. Sie fuhren auf erstklassigen Streitwagen und hinter ihnen folgte die Kavallerie. So drangen sie in die feindliche Stadt ein und fuhren die Straßen entlang. In der Zwischenzeit hatte König Drupada die mächtige Armee bemerkt und ihr lautes Getöse vernommen. Er kam wohlgerüstet und von seinen Brüdern begleitet aus seinem Palast heraus. Doch die Armee der Kurus griff ihn mit einem Pfeileschauer an und ließen lautes Kriegsgeschrei vernehmen. Und auch der schwer zu besiegende Drupada schoß viele schreckliche Pfeile von seinem weißen Streitwagen auf die Kurus ab. Noch bevor die Schlacht begann, hatte Arjuna den Stolz der anderen Prinzen auf ihre Heldenkraft bemerkt, und er sprach zu seinem Lehrer Drona: „Wir werden erst eingreifen, wenn die anderen ihren Heldenmut gezeigt haben. Der König von Panchala kann niemals von ihnen auf dem Schlachtfeld ergriffen werden.“ So wartete der sündenlose Sohn der Kunti mit seinen Brüdern etwa eine Meile außerhalb der Stadt. Dort jedoch tobte darweil die Schlacht. König Drupada griff an und entließ schreckliche Pfeileschauer auf die schwer angeschlagenen Reihen der Kurus. Er bewegte sich so leicht auf dem Felde der Schlacht, daß die Kurus in ihrer Panik meinten, ihnen stünden viele Drupadas gegenüber, obwohl er ohne Unterstützung und nur auf einem Wagen kämpfte. Die schrecklichen Pfeile des Monarchen stürzten von allen Seiten auf sie ein, bis schließlich von überall tausende Muschelhörner, Trompeten und Trommeln der Panchalas erklangen, welche die herannahende Armeen ankündigten. Vom mächtigen Heer der Panchalas erhob sich ein so schreckliches Gebrüll, wie das eines Löwen, und das Sirren ihrer Bogensehnen schien die Himmel entzwei zu reißen. Da wurden Duryodhana, Vikarna, Suvahu und Dushasana rasend und ließen Schauer von Pfeilen auf den Feind regnen. Doch obwohl der mächtige Bogenkrieger Drupada von vielen Pfeilen getroffen war, griff er die feindlichen Reihen mit noch größerer Entschlossenheit an. Er bewegte sich über das Schlachtfeld wie ein feuriges Rad und traf mit seinen Pfeilen Duryodhana, Vikarna und sogar den mächtigen Karna, nebst vielen anderen heldenhaften Prinzen und zahllosen Kriegern und stillte ihren Durst nach Schlacht. Auch das Heer entließ nun auf die Kurus verschiedenste Geschosse, wie Wolken ihre Regentropfen auf die Erde fallenlassen. Jung und Alt stürmten in die Schlacht, und alle griffen die Kurus energisch an. Doch nun wurde den Kauravas die Schlacht zu fürchterlich. Sie kehrten sich ab und flohen jammernd zu den Pandavas. Als die Pandavas das gräßliche Geheul der geschlagenen Armee hörten, verneigten sie sich ehrfurchtsvoll vor ihrem Lehrer Drona und bestiegen ihre Streitwagen. Arjuna bat Yudhishthira, sich nicht an der Schlacht zu beteiligen, und stürmte hastig voran. Die Söhne der Madri (Nakula und Sahadeva) hieß er die Räder seines Wagens beschützen, während der allseits an der Spitze kämpfende Bhima mit der Keule in der Hand vor ihm war. Inmitten des feindlichen Geschreis griff der sündenlose Arjuna von seinen Brüdern begleitet an und erfüllte die Gegend mit dem Gerassel seiner Wagenräder. Wie eine Makara die Fluten des Ozeans zerteilt, so tauchte der mächtige Bhima mit seiner Keule wie ein zweiter Yama in die Reihen der Panchalas ein. Und er brüllte dabei so fürchterlich wie der sturmgepeitschte Ozean. Bhima griff mit seiner Keule die Elefantenkrieger der feindlichen Armee an, während der kampferprobte Arjuna das Heer mit starkem Arm bedrängte. Wie der große Zerstörer selbst tötete Bhima die Elefanten mit www.mahabharata.pushpak.de - 217 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Kapitel 139 - Bhima verhöhnt Karna und Duryodhana verteidigt ihn<br />

Kurz darauf kam Atiratha, Karnas Adoptivvater, in die Arena. Seine Kleidung hing lose, er<br />

schwitzte und zitterte und hielt sich mit einem Stabe aufrecht. Als Karna ihn sah, ließ er<br />

seinen Bogen los und beugte sein von den Weihetropfen feuchtes Haupt in elterlicher Liebe<br />

vor seinem Vater. Schnell bedeckte Atiratha, <strong>der</strong> Wagenlenker, seine Füße mit dem lose<br />

hängenden Tuch und sprach den mit Erfolg gekrönten Karna als seinen Sohn an. Er<br />

umarmte Karna und weinte Freudentränen über seinem Haupt, die sich mit den königlichen<br />

Weihetropfen mischten. Die Pandavas hatten all das beobachtet und hielten Karna für den<br />

Sohn eines Wagenlenkers. Voller Hohn sprach daraufhin Bhimasena: „Du Sohn eines<br />

Wagenlenkers, du verdienst nicht den Tod von Arjunas Hand in <strong>der</strong> Schlacht. Halte dich<br />

lieber an die Peitsche, denn dies paßt zu deiner Geburt. Oh du Schlimmster <strong>der</strong> Sterblichen,<br />

du bist es nicht wert, das Königreich von Anga zu beherrschen, wie ein Hund nicht die<br />

Butter verdient, die man vor das Opferfeuer stellt.“ Karna seufzte nur tief mit leicht<br />

bebenden Lippen und schaute auf den Gott des Tages am Himmel. Doch <strong>der</strong> mächtige<br />

Duryodhana erhob sich zornig inmitten seiner Brü<strong>der</strong> wie ein aufgestörter Elefant in einem<br />

Lotusteich. Er wandte sich an Bhima, diesen Verrichter von fürchterlichen Taten.<br />

Und Duryodhana sprach:<br />

Oh Vrikodara, es ziemt sich nicht für dich, so zu sprechen! Macht ist die höchste Fähigkeit<br />

eines Kshatriya, und auch ein Kshatriya von nie<strong>der</strong>er Geburt verdient den Kampf. Die wahre<br />

Herkunft eines Helden ist uns unbekannt wie die Quelle eines herrschaftlichen Stroms. <strong>Das</strong><br />

Feuer, welches die ganze Welt verschlingen kann, entstammt dem mystischen Wasser. Der<br />

Donner, welcher die Danavas schlägt, wurde aus den Knochen des Sterblichen Dadhichi<br />

gemacht. Die Herkunft <strong>der</strong> ruhmreichen Gottheit Guha (Kartikeya), welche in sich die Anteile<br />

aller an<strong>der</strong>en Gottheiten vereint, liegt ebenfalls im Geheimnisvollen. Manche nennen ihn den<br />

Sohn von Agni, manche von Krittika, Rudra o<strong>der</strong> Ganga. Es wurde sogar von uns<br />

vernommen, daß Männer, die als Kshatriyas geboren, später Brahmanen wurden, denn<br />

Vishvamitra und an<strong>der</strong>e haben das ewige Brahma erlangt. Unser Lehrer Drona wurde (auf<br />

mystische Weise) in einem Wassertopf geboren und Kripa aus dem Geschlecht von Gotama in<br />

einem Häufchen Heidekraut, diese Besten von allen Waffenträgern. Doch eure Geburten, ihr<br />

Pandavas, sind mir bestens bekannt. Aber wie könnte eine Hirschkuh einen Tiger wie Karna<br />

hervorbringen, <strong>der</strong> mit dem Glanz <strong>der</strong> Sonne, mit allen glückverheißenden Zeichen und<br />

natürlicher Rüstung nebst Ohrringen gesegnet ist? Dieser Prinz unter den Männern verdient<br />

die Herrschaft nicht nur über Anga, son<strong>der</strong>n über die ganze Welt, wegen <strong>der</strong> Kraft seines<br />

Arms und meiner Neigung, ihn in allem zu folgen. Wenn es hier irgend jemanden gibt, <strong>der</strong><br />

nicht ertragen kann, was ich Karna gab, dann möge er seinen Streitwagen besteigen und<br />

mithilfe seines Fußes seinen Bogen spannen.“<br />

Vaisampayana fuhr fort:<br />

Da erhob sich undeutliches Gemurmel unter den Zuschauern, welche Duryodhanas Rede<br />

billigten. Jedoch die Sonne ging unter, und Duryodhana ergriff Karnas Hand und führte ihn<br />

aus <strong>der</strong> Arena, die nun mit zahllosen Laternen erleuchtet war. Auch die Pandavas, von<br />

Drona, Kripa und Bhishma begleitet, kehrten in ihre Häuser zurück. <strong>Das</strong> Volk strömte in die<br />

Stadt, und manche nannten Karna, an<strong>der</strong>e Duryodhana und wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Arjuna den<br />

Sieger des Tages. Kunti war auch sehr zufrieden. Sie hatte Karna an seinen beson<strong>der</strong>en<br />

Zeichen als ihren Sohn erkannt und freute sich voller mütterlicher Liebe nun sehr, daß er<br />

König von Anga geworden war. Duryodhana, welcher sich Karna zum Freund gewonnen<br />

hatte, verbannte seine Ängste, die er vor Arjunas Können im Waffenhandwerk hatte. Der<br />

heldenhafte Karna jedoch sprach von nun an immer mit lieber Rede zu Duryodhana,<br />

während Yudhishthira sicher war, daß kein Krieger auf Erden Karna glich.<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 216 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!