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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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mit striktester Regelmäßigkeit. Wegen dieser außergewöhnlichen Verehrung seines Lehrers<br />

und <strong>der</strong> Hingabe an sein Ziel, wurden ihm alle drei Vorgänge des Pfeilauflegens auf die<br />

Sehne, Zielen und Pfeilabschießen sehr leicht.<br />

Eines Tages fuhren die Kuru und Pandava Prinzen mit Erlaubnis ihres Lehrers Drona mit<br />

ihren Streitwagen auf die Jagd. Ein Diener folgte den Freizeitjägern mit allen üblichen<br />

Gerätschaften und einem Hund. Im Walde angekommen durchstreiften die Prinzen das<br />

Dickicht. Und auch <strong>der</strong> Hund ging seiner Wege und traf auf den Nishada Prinzen. Jener war<br />

von dunkler Hautfarbe, den Körper hatte er mit Schlamm beschmiert, er war in Schwarz<br />

gekleidet und die Locken auf seinem Haupt waren verfilzt. Der Hund begann laut zu bellen,<br />

und <strong>der</strong> Nishada Prinz nutzte die Gelegenheit, die Leichtigkeit seiner Hand zu zeigen und<br />

schoß dem bellenden Hund sieben Pfeile ins geöffnete Maul. Mit den Pfeilen im Maul kam<br />

<strong>der</strong> Hund zu den Pandavas zurückgerannt, und jene staunten sehr. Verschämt über ihr<br />

eigenes Geschick lobten sie die Leichtigkeit <strong>der</strong> Hand und das Vermögen des unbekannten<br />

Schützen, nach Gehör zu schießen. Sie begannen, nach dem unbekannten Waldbewohner zu<br />

suchen. Schon bald fanden sie ihn, wie er unablässig Pfeile von seinem Bogen entließ. Und<br />

sie erkundigten sich bei dem Jüngling mit dem grimmigen Aussehen, <strong>der</strong> ihnen ein völlig<br />

Frem<strong>der</strong> war: „Wer bist du und wessen Sohn?“ Er antwortete: „Ihr Helden, ich bin <strong>der</strong> Sohn<br />

von Hiranyadhanu, dem König <strong>der</strong> Nishadas. Erkennt in mir einen Schüler Dronas, <strong>der</strong> sich<br />

um den Erwerb <strong>der</strong> Waffenkunst bemüht.“ Als die Pandavas alles Nötige erfahren hatten,<br />

kehrten sie zu Drona zurück und berichteten ihm von dem wun<strong>der</strong>baren Meisterstück an<br />

Bogenkunst, von <strong>der</strong> sie im Walde Zeugen geworden waren. Arjuna mußte immerzu an<br />

Ekalavya denken. Und auf die Zuneigung seines Lehrers vertrauend, sprach er unter vier<br />

Augen zu Drona: „Du hast mir liebevoll und mich umarmend versprochen, daß keiner<br />

deiner Schüler mir gleich sein soll. Warum ist dann dieser Schüler von dir, <strong>der</strong> mächtige<br />

Sohn des Nishada Königs, besser als ich?“ Drona dachte eine Weile nach und kam zu einem<br />

Entschluß. Er nahm Arjuna mit sich und begab sich zum Nishada Prinzen. Er betrachtete<br />

Ekalavya mit seinem schmutzverschmierten Körper, den verfilzten Locken und dunklen<br />

Lumpen, wie er den Bogen in <strong>der</strong> Hand trug und unablässig Pfeile abschoß. Als Ekalavya<br />

sah, wie sich Drona näherte, kam er ihm einige Schritte entgegen und legte sich vor ihm auf<br />

den Boden, seine Füße berührend. Der Sohn des Nishada Königs ehrte Drona, benahm sich<br />

wie sein Schüler und stand mit gefalteten Händen achtungsvoll vor ihm. Da sprach Drona zu<br />

ihm: „Wenn du, oh Held, wirklich mein Schüler bist, dann gib mir jetzt mein Dakshina<br />

(Lohn).“ Höchst zufrieden antwortete Ekalavya: „Oh ruhmreicher Lehrer, was soll ich dir<br />

geben? Befiehl, denn es gibt nichts, was ich meinem Lehrer nicht geben würde, du Bester von<br />

denen, welche die Veden beherrschen.“ Die Antwort Dronas war: „Oh Ekalavya, wenn du<br />

wirklich entschlossen bist, mir ein Geschenk zu machen, dann möchte ich den Daumen<br />

deiner rechten Hand.“<br />

Und Vaisampayana fuhr fort:<br />

Dies waren grausame Worte von Drona. Doch Ekalavya ward immer <strong>der</strong> Wahrheit zugetan<br />

und wollte sein Versprechen unbedingt halten. Ohne ein Wort, mit freudigem Gesicht und<br />

unbewegtem Herzen schnitt er sich den Damen ab und übergab ihn Drona. Später, als <strong>der</strong><br />

Nishada Prinz mit den restlichen Fingern seiner Hand wie<strong>der</strong> Pfeile von seinem Bogen<br />

abschoß, bemerkte er, daß er seine frühere Leichtigkeit verloren hatte. Darüber war Arjuna<br />

sehr glücklich, und das Fieber (des Neids) verließ ihn.<br />

Zwei von Dronas Schülern taten sich im Keulenkampf hervor. Dies waren Duryodhana und<br />

Bhima, die immer neidisch aufeinan<strong>der</strong> waren. Aswatthaman übertraf die an<strong>der</strong>en in den<br />

Mysterien <strong>der</strong> Waffenkunst. Die Zwillinge Nakula und Sahadeva waren die besten<br />

Schwertkämpfer. Yudhishthira übertraf alle im Wagenkampf. Und Arjuna übertraf alle<br />

an<strong>der</strong>en in jeglicher Hinsicht, sowohl in Klugheit, Einfallsreichtum, Stärke und Ausdauer. Er<br />

beherrschte alle Waffen und wurde <strong>der</strong> beste Wagenkrieger. Sein Ruhm verbreitete sich weit<br />

über die Erde bis an die Ufer <strong>der</strong> Meere. Obwohl die Instruktionen für alle gleich waren,<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 210 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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