Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Grashalmen nicht nur euren verlorenen Ball retten, son<strong>der</strong>n auch den Ring, den ich noch<br />
dazu werfe.“ Nach diesen Worten streifte Drona seinen Ring ab und warf ihn in den<br />
ausgetrockneten Brunnen. Da sprach Yudhishthira, Sohn <strong>der</strong> Kunti: „Oh Brahmane, erhalte<br />
von uns mit Kripas Erlaubnis etwas, was dir dein Leben lang bleibt (und nicht nur eine solche<br />
Kleinigkeit).“ Mit einem Lächeln erwi<strong>der</strong>te Drona den Bharata Prinzen: „Dieser Handvoll<br />
langer Grashalme verleihe ich mit meinen Mantras die Eigenschaften von Waffen. Schaut,<br />
diese Halme haben vorzügliche Eigenschaften, die an<strong>der</strong>e Waffen nicht haben. Mit einem<br />
<strong>der</strong> Halme treffe ich den Ball, mit dem nächsten durchbohre ich den ersten Halm und so<br />
weiter. Und mit dieser Kette hole ich den Ball heraus.“<br />
Vaisampayana fuhr fort:<br />
Gesagt, getan. Die Prinzen staunten sehr, und ihre Augen waren weit vor Entzücken, als<br />
Drona diese außerordentliche Tat vollbrachte. Sie baten: „Oh gelehrter Brahmane, bring auch<br />
gleich noch den Ring herauf.“ Da ergriff <strong>der</strong> ruhmreiche Drona Bogen und Pfeil,<br />
durchbohrte den Ring und holte ihn auf einmal herauf. Gleichmütig reichte er den Ring den<br />
staunenden Prinzen. Und jene sprachen: „Wir verbeugen uns vor dir, oh Brahmane.<br />
Niemand sonst hat solche Fähigkeiten. Wir möchten erfahren, wer du bist und wessen Sohn.<br />
Und was können wir für dich tun?“ Da antwortete Drona: „Geht zu Bhishma und beschreibt<br />
ihm mein Aussehen und mein Geschick. Der Mächtige wird mich erkennen.“ Die Prinzen<br />
sagten: „So sei es.“, und eilten zu Bhishma. Sie erzählten ihm alles, was geschehen und<br />
gesprochen worden war. Bhishma verstand sofort, daß dieser Brahmane kein an<strong>der</strong>er als<br />
Drona sein konnte. Er überlegte, daß Drona den allerbesten Lehrer für die Prinzen abgeben<br />
würde, und begab sich persönlich zu ihm. Er hieß Drona respektvoll willkommen und<br />
geleitete ihn in den Palast. Gewandt befragte Bhishma, dieser Beste von allen<br />
Waffengeübten, den Drona über den Grund seiner Reise nach Hastinapura. Und Drona<br />
erzählte ihm alles, was geschehen war.<br />
Drona sprach:<br />
Oh Herr, vor einiger Zeit ging ich zum Rishi Agnivesha, um von ihm die Waffenkunst zu<br />
erlernen und Waffen zu erhalten. Ich war dem Dienst an meinem Lehrer völlig hingegeben<br />
und lebte viele Jahre in demütiger Weise als Brahmachari mit verfilzten Locken auf meinem<br />
Haupt. Zu dieser Zeit lebte <strong>der</strong> Prinz von Panchala, <strong>der</strong> mächtige Drupada, von denselben<br />
Wünschen angetrieben auch dort. Er wurde mein Freund, suchte immer mein Wohl, und<br />
auch ich mochte ihn sehr. So lebten wir dort viele Jahre zusammen. Wahrlich, du Nachfahre<br />
des Kuru, von frühester Jugend an studierten wir gemeinsam. Er war <strong>der</strong> Freund meiner<br />
Knabenzeit. Immer sprach und tat er angenehme Dinge für mich. Um mich aufzuheitern,<br />
erzählte er immer: „Oh Drona, ich bin <strong>der</strong> Lieblingssohn meines ruhmreichen Vaters. Wenn<br />
<strong>der</strong> König mich zum Monarchen <strong>der</strong> Panchalas salbt, soll das Königreich dein sein, mein<br />
Freund! Dies ist mein aufrechtes Versprechen. Mein Reich, mein Vermögen und mein Glück<br />
werden von dir abhängen!“ Nun, es kam die Zeit des Abschieds. Er hatte seine Studien<br />
beendet und kehrte in sein Land zurück. Ich wünschte ihm alles Gute und erinnere mich<br />
noch heute an seine Worte. Einige Zeit später folgte ich den Anweisungen meines Vaters<br />
und, geleitet vom Wunsch nach Kin<strong>der</strong>n, heiratete ich Kripi mit den kurzen Haaren, die mit<br />
großer Klugheit gesegnet ist, allzeit strenge Gelübde befolgt und immer in das Agnihotra,<br />
viele an<strong>der</strong>e Opfer und harte Enthaltsamkeit versenkt ist. Zur rechten Zeit gebar sie einen<br />
Sohn namens Aswatthaman von großer Tapferkeit und sonnengleichem Glanz. Ja, ich freute<br />
mich sehr über diesen Sohn, genau wie mein Vater, als er mich bekam.<br />
Eines Tages geschah es, daß <strong>der</strong> kleine Aswatthaman beobachtete, wie <strong>der</strong> Sohn eines<br />
reichen Mannes Milch trank, und zu weinen begann. Ich war darüber so außer mir, daß ich<br />
alle Orientierung verlor. Anstatt jemanden zu bitten, <strong>der</strong> nur wenige Kühe hatte, damit jener<br />
genügend für sich und seine Opfer behält, wollte ich unbedingt eine Kuh von jemandem<br />
bekommen, <strong>der</strong> viele Kühe besaß. Ich wan<strong>der</strong>te von Land zu Land, doch ohne Erfolg. Ich<br />
bekam keine Milchkuh. Als ich mit leeren Händen zurückkam, hatte einer seiner<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 207 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva