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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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Pandu hielt sie an den Haaren fest, warf sie zu Boden und drückte ihre Gesichter in den<br />

Staub. Manchem schürfte er das Knie ab, manchem brach er ein Bein, verletzte ihn im<br />

Gesicht o<strong>der</strong> verrenkte ihm die Schulter. Der Junge konnte zehn von ihnen festhalten und<br />

unter Wasser drücken. Dann ließ er sie erst los, wenn sie fast tot waren. Wenn die Söhne<br />

Dhritarashtras auf Bäume kletterten, um Früchte zu pflücken, dann schüttelte Bhima die<br />

Bäume und trat mit dem Fuß gegen die Stämme, bis die Pflücker zusammen mit den<br />

Früchten herunterfielen. We<strong>der</strong> in Schnelligkeit noch in Stärke konnte es einer mit Bhima<br />

aufnehmen, wenn sie streitlustig ihre Kräfte maßen. In kindischer Zurschaustellung seiner<br />

Stärke quälte Bhima sie sehr.<br />

Nach einiger Zeit dieser Zurschaustellung von Bhimas überlegener Kraft begann<br />

Duryodhana, <strong>der</strong> älteste Sohn Dhritarashtras, Feindschaft gegen den starken Bhima zu<br />

hegen. In Unwissenheit und voller Ehrgeiz plante <strong>der</strong> hinterhältige und ungerechte<br />

Duryodhana einen Akt <strong>der</strong> Sünde. Er dachte: „Es gibt keinen an<strong>der</strong>en Menschen, <strong>der</strong> sich<br />

mit Bhima, dem zweiten Pandava, in heldenhafter Stärke vergleichen kann. Ich muß ihn mit<br />

einem Trick vernichten, denn Bhima wagt ganz allein den Kampf mit uns Hun<strong>der</strong>t. Daher<br />

werde ich ihn in die reißende Ganga werfen, wenn er im Garten schläft. Danach sperre ich<br />

seinen ältesten Bru<strong>der</strong> Yudhishthira und den jüngeren Arjuna ein, und werde als alleiniger<br />

König ohne weitere Belästigungen herrschen.“ Einmal beschlossen, beobachtete Duryodhana<br />

von da an Bhima ganz genau, um seine Schwächen herauszufinden.<br />

Duryodhana vergiftet Bhima und wirft ihn in die Ganga<br />

Schließlich ließ Duryodhana an einem bezaubernden Ort namens Pramankoti am Ufer <strong>der</strong><br />

Ganga einen Palast bauen mit allem Luxus, damit sich seine Besucher bequem im Wasser<br />

vergnügen konnten. Es gab alles, was das Herz begehrte an köstlicher Nahrung und<br />

Kurzweil. Und fröhliche Flaggen wehten vom Dach des Hauses, welches man Udakakrirana<br />

(Haus <strong>der</strong> Wasserspiele) nannte. Hervorragende Köche bereiteten alle Arten von Speisen zu,<br />

und als alles bereit war, wurde Duryodhana davon Mitteilung gemacht. Dieser Übelgesinnte<br />

lud daraufhin die Pandavas ein: „Laßt uns alle an die grünen und blumenübersäten Ufer <strong>der</strong><br />

Ganga gehen und uns im Wasser vergnügen.“ Yudhishthira stimmte zu und auf riesigen<br />

Elefanten und städtegleichen Wagen verließen die Söhne Pandus und Dhritarashtras die<br />

Stadt. Am Ziel angekommen entließen die Prinzen ihre Diener, genossen die Schönheit des<br />

Gartens und betraten den Palast, wie Löwen ihre Höhle betreten. Sie beschauten die schöne<br />

Täfelung <strong>der</strong> Wände und Decken durch die Architekten und die wun<strong>der</strong>baren Farben, mit<br />

denen die Maler alles verziert hatten. Die Fenster sahen sehr filigran aus, und die<br />

künstlichen Springbrunnen waren prächtig. Hier und dort gab es Wasserstellen mit klarem<br />

Wasser, in denen ganze Wäl<strong>der</strong> von Lotusblumen wuchsen. An ihren Rän<strong>der</strong>n blühten viele<br />

Blumen, <strong>der</strong>en Duft die Luft erfüllte. Die Kauravas und Pandavas setzten sich nie<strong>der</strong> und<br />

erfreuten sich an allen, für sie vorbereiteten Dingen. Sie vergnügten sich prächtig und<br />

tauschten Happen von allen köstlichen Speisen miteinan<strong>der</strong> aus. Doch <strong>der</strong> übelgesinnte<br />

Duryodhana hatte Kalkuta, ein kräftiges Gift, vorbereitet und mit einiger Nahrung<br />

vermischt, um Bhima zu vergiften. Dieser hinterhältige Jüngling mit dem Nektar auf <strong>der</strong><br />

Zunge und dem Gift in seinem Herzen, erhob sich und fütterte Bhima freundlich mit großen<br />

Mengen des vergifteten Essens, während er mit frohem Herzen sich im Innern schon am Ziel<br />

seiner Wünsche wähnte. Danach vergnügten sich alle ausgelassen im Wasser. Als alle Spiele<br />

beendet waren, hüllten sie sich in weiße Klei<strong>der</strong> und schmückten sich mit Ornamenten. Am<br />

Abend waren die Helden müde von Sport und Spiel und legten sich im Gartenhaus zur<br />

Ruhe. Selbst <strong>der</strong> starke Bhima war sehr erschöpft, weil er mit allen an<strong>der</strong>en Jünglingen im<br />

Wasser trainiert hatte und nun das Gift seine Wirkung tat. Sobald er sich hingelegt hatte,<br />

verteilte die kühle Luft das Gift in seinem ganzen Körper, und er wurde bewußtlos. Darauf<br />

hatte Duryodhana nur gewartet. Er fesselte ihn mit Stricken aus gedrehten Ruten und warf<br />

ihn in den Fluß. Und <strong>der</strong> bewußtlose Sohn des Pandu sank hinab bis ins Reich <strong>der</strong> Nagas.<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 201 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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