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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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Einige Zeit später bat Pandu Kunti noch einmal im Namen von Madri. Doch Kunti<br />

antwortete ihrem Ehemann unter vier Augen: „Ich gab ihr die Anrufungsformel nur einmal,<br />

doch sie, oh König, brachte es fertig, zwei Söhne zu bekommen. Bin ich nicht von ihr<br />

getäuscht worden? Ich fürchte, oh König, daß sie mich an Söhnen übertreffen wird. Oh, dies<br />

ist wirklich die Art von hinterhältigen Frauen. Ich war ein Narr. Ich dachte niemals daran,<br />

wenn ich die Aswin Zwillinge herbeirufen würde, daß ich dann mit einem Mal zwei Kin<strong>der</strong><br />

gebären würde. Ich flehe dich an, oh König, befiehl es mir nicht noch einmal. Laß dies <strong>der</strong><br />

Wunsch sein, den du mir gewährst.“ So wurden dem Pandu fünf himmlische Söhne geboren,<br />

die mit großer Stärke gesegnet waren, um den Ruhm <strong>der</strong> Kurus zu vermehren. Je<strong>der</strong> trug<br />

alle beson<strong>der</strong>en Zeichen an seinem Körper, war schön wie Soma, stolz wie ein Löwe, trefflich<br />

geübt mit dem Bogen, schritt wie ein Löwe aus und hatte dessen Brust, Herz, Augen, Nacken<br />

und Tapferkeit. Als sie heranwuchsen und sich ihre Tugenden mit den Jahren vergrößerten,<br />

da staunten die Rishis am schneebedeckten Berg sehr. Denn die fünf Söhne des Pandu und<br />

die hun<strong>der</strong>t des Dhritarashtra wuchsen so schnell, wie die Lotusblumen in einem Teich.<br />

Kapitel 125 - Tod des Pandu<br />

Als Pandu seine fünf hübschen Söhne in diesem großen Wald am Fuße des bezaubernden<br />

Berges vor sich heranwachsen sah, da spürte er wie<strong>der</strong> die verlorengeglaubte Kraft seiner<br />

Arme. Und eines Tages im Frühling, welcher jedem Wesen die Sinne verwirrt, wan<strong>der</strong>te er<br />

mit seiner Frau Madri durch den Wald, als alle Bäume blühten. Er schaute auf die Blüten <strong>der</strong><br />

Palasa, Tilaka, Mango, Champaka, Asoka und Kesara Bäume, und wie die schwärmenden,<br />

schwarzen Bienen im Sinnenrausch in den Atimuktas und Kuruvakas summten. Dort waren<br />

die Blüten des Parijata, in denen <strong>der</strong> Kokila seine Melodien schmetterte, und je<strong>der</strong> Ast gab<br />

das Lied auf seine Weise wie<strong>der</strong>. Hier schaute er auf die vielen Büsche, die sich unter <strong>der</strong><br />

Last ihrer Blüten und Früchte beugten. Es gab viele entzückende Teiche, in denen hun<strong>der</strong>te<br />

duftende Lotusblüten schwammen. Und Pandu fühlte auf einmal den lieblichen Einfluß von<br />

Begehren. Mit leichtem Herzen wan<strong>der</strong>te er wie ein Gott durch den Wald und war mit seiner<br />

Frau Madri ganz allein, welche ein halbdurchsichtiges Gewand trug. Er schaute auf seine<br />

jugendliche Madri mit den Augen wie Lotusblüten in diesem Gewand, und sein Verlangen<br />

flammte auf wie eine Feuersbrunst. Er war nicht in <strong>der</strong> Lage, dieses Begehren zu<br />

unterdrücken, und ergriff seine unwillige Frau. Madri zitterte vor Furcht und wehrte sich, so<br />

gut sie es vermochte. Doch von seiner Begierde übermannt, vergaß er völlig seine Lage.<br />

Keine Furcht vor dem Fluch des Rishi hielt ihn zurück, so trieb ihn das Schicksal. Von<br />

Leidenschaft überwältigt zwang er seine Frau in die Umarmung, als ob er seinem Leben ein<br />

Ende machen wollte. Vom großen Zerstörer verleitet, verlor er erst seine Vernunft, und dann<br />

sogleich sein Leben, als er sich mit seiner Frau vereinigte. So unterlag König Pandu mit <strong>der</strong><br />

tugendhaften Seele dem unvermeidbaren Einfluß <strong>der</strong> Zeit.<br />

Madri begann laut zu weinen und umarmte den leblosen Körper ihres Herrn. <strong>Das</strong><br />

Wehklagen hörten Kunti und alle Söhne, und sie rannten zu dem Platz, an dem <strong>der</strong> König<br />

lag. Da rief Madri mit herzzerreißen<strong>der</strong> Stimme: „Komm allein hierher, Kunti, und laß die<br />

Kin<strong>der</strong> dort.“ So gebot Kunti den Kin<strong>der</strong>n stehenzubleiben und rannte allein und<br />

wehklagend weiter. Als sie Madri und Pandu auf dem Boden liegen sah, weinte sie bitterlich<br />

und zutiefst bewegt und klagte: „Oh Madri, ich habe immer sorgsam auf den<br />

selbstbeherrschten Helden aufgepaßt. Wie konnte er den Fluch des Rishi vergessen und dich<br />

in entflammter Lust berühren? Oh Madri, dieser beste Mann hätte von dir beschützt werden<br />

müssen. Warum hast du ihn in <strong>der</strong> Einsamkeit in Versuchung gebracht? Er war immer<br />

melancholisch beim Gedanken an den Fluch des Rishi. Wie kam es, daß er mit dir<br />

ausgelassen war im Wald? Oh Prinzessin von Valhika, du bist viel glücklicher als ich und<br />

wirklich beneidenswert, denn du hast unseren Herrn mit glücklichem und frohem Gesicht<br />

gesehen!“<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 197 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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