Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
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wurde so berauscht vom Somasaft, den er trank, und die Brahmanen wurden so euphorisch<br />
über die reichen Geschenke, daß sowohl die Götter als auch die großen Rishis begannen,<br />
alles zum Opfer Gehörige selbst auszuführen. Dies ließ Vyushitaswa über alle an<strong>der</strong>en<br />
Menschen erstrahlen, wie die Sonne in doppeltem Glanz erscheint, wenn die frostige Zeit<br />
vorüber ist. Der mächtige Vyushitaswa war mit <strong>der</strong> Kraft von zehn Elefanten gesegnet.<br />
Schon bald führte er das Pferdeopfer aus, besiegte alle Könige in Nord, Ost, West und Süd<br />
und for<strong>der</strong>te von ihnen Tribut. Es gibt ein Loblied, oh bester Kuru, das von allen Erzählern<br />
<strong>der</strong> Puranas gesungen wird, und was diesen Ersten <strong>der</strong> Männer, den ruhmreichen<br />
Vyushitaswa betrifft: Nachdem er die ganze Erde bis an die Ufer des Meeres erobert hatte,<br />
beschützte Vyushitaswa alle Klassen seiner Untertanen wie ein Vater und schätzte sie wie<br />
seine eigenen Söhne. Er hielt viele Opfer ab und verteilte viel Reichtum an die Brahmanen.<br />
Er sammelte Juwelen und kostbare Steine ohne Zahl, und arrangierte noch viel größere<br />
Opfer. So führte er das Agnistoma und an<strong>der</strong>e vedische Opfer aus, die große Mengen<br />
Somasaft hervorbrachten. Und, oh König, Vyushitaswa hatte Vadra, die Tochter von<br />
Kakshivana, zu seiner lieben Ehefrau, die auf Erden wegen ihrer Schönheit unvergleichlich<br />
war. Es wurde erzählt, daß sich das Paar herzlich liebte. Selten war König Vyushitaswa von<br />
seiner Gattin getrennt. Doch übermäßiger, sinnlicher Genuß hatte einen Anfall von<br />
Schwindsucht zur Folge, und <strong>der</strong> König starb innerhalb weniger Tage, wie die Sonne in ihrer<br />
ganzen Pracht untergeht. Da versank Vadra, seine schöne Königin, in tiefer Trauer. Sie war<br />
ohne Söhne und weinte bitterlich. Höre mir zu, oh König, wie ich dir alles erzähle, was<br />
Vadra sprach, während große Tränen ihre Wangen herabtropften. Sie sagte: „Oh<br />
Tugendhafter, Frauen verlieren ihren Sinn, wenn <strong>der</strong> Ehemann tot ist. Wenn eine Frau nach<br />
dem Tode ihres Gatten weiterlebt, schleppt sie sich nur in einer elenden Existenz dahin, die<br />
kaum noch Leben genannt werden kann. Oh du Bulle unter den Kshatriyas, <strong>der</strong> Tod ist ein<br />
Segen für Frauen ohne Ehemann. Ich möchte dir auf deinem Wege folgen. Sei freundlich,<br />
und nimm mich mit! Ohne dich bin ich nicht fähig, das Leben nur für einen Moment zu<br />
ertragen. Sei mir lieb, und nimm mich bald von hier fort. Oh Tiger unter den Männer, ich<br />
werde dir auf leichtem und auf schwerem Boden folgen. Du bist gegangen, oh Herr, um<br />
nicht wie<strong>der</strong>zukommen. Ich werde dir als dein Schatten folgen, oh König. Ich werde dir<br />
gehorchen und immer tun, was dir angenehm ist und zu deinem Wohle gereicht. Oh du mit<br />
den Augen wie Lotusblüten, ohne dich werden mich die Qualen des Geistes peinigen und<br />
mein Herz auffressen. Oh ich Arme, zweifellos wurde ein liebendes Paar in einem früheren<br />
Leben von mir getrennt, weil ich jetzt die Schmerzen <strong>der</strong> Trennung von dir erleiden muß. Oh<br />
König, die arme Frau, die nur für einen Moment von ihrem Mann getrennt ist, lebt voller<br />
Gram und erleidet die Qualen <strong>der</strong> Hölle auf Erden. Oh König, ich werde mich auf ein Lager<br />
aus Kusa Gras legen und mich allem Luxus enthalten, denn ich will dich noch einmal<br />
wie<strong>der</strong>sehen. Oh Tiger <strong>der</strong> Männer, zeig dich mir! Oh König, oh Herr, sprich zu deiner<br />
bitterlich weinenden und qualvoll leidenden Gattin!“<br />
Kunti fuhr fort:<br />
So beklagte die wun<strong>der</strong>schöne Vadra den Tod ihres Herrn, und weinend umarmte sie den<br />
Leichnam mit gepeinigtem Herzen. Da ertönte eine Stimme und sprach zu ihr: „Oh Vadra,<br />
erhebe dich und verlasse diesen Ort. Oh du mit dem lieblichen Lächeln, ich gewähre dir<br />
einen Segen. Ich werde mit dir Nachkommen zeugen. Lege du dich am achten Tag <strong>der</strong><br />
Mondhälfte mit mir in dein Bett, nachdem du zuvor gebadet hast.“ Die keusche Dame tat,<br />
wie ihr die Stimme geheißen. Und so, oh Bulle des Bharata Geschlechts, zeugte <strong>der</strong> Leichnam<br />
ihres Ehemannes mit ihr sieben Kin<strong>der</strong>, die sie zur Welt brachte, nämlich drei Shalwas und<br />
vier Madras. Oh du Bulle unter den Bharatas, zeuge auch du Kin<strong>der</strong> mit mir wie <strong>der</strong><br />
ruhmreiche Vyushitaswa, und übe die asketische Macht aus, die du besitzt.<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 191 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva