Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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Pandu antwortete: Wenn euer Entschluß aus der Tugend kommt, dann werde ich mit euch beiden dem unvergänglichen Pfad meines Vaters folgen. Ich werde dem Luxus der Städte und Paläste entsagen, mich in Bast kleiden, von Früchten und Wurzeln leben und strengster Askese folgend durch die Wälder wandern. Beim Bade am Morgen und am Abend werde ich das Homa ausführen. Ich werde meinen Körper abmagern, indem ich nur sehr wenig esse. Ich werde Lumpen und Felle tragen und verfilzte Locken auf dem Kopf haben. Ich werde mich Hitze und Kälte aussetzen und Hunger und Durst nicht achten. Durch strenge Enthaltsamkeit werde ich abnehmen. In der Einsamkeit werde ich in Kontemplation versunken sein. Ich werde die Früchte reif oder unreif essen, wie ich sie finde. Ich werde den Ahnen und Göttern nur Worte, Wasser und Früchte der Wildnis opfern. Ich werde keinen Bewohner des Waldes verletzen, ja nicht einmal anschauen, ebenso meine Verwandten oder irgendwelche anderen Bewohner der Städte und Dörfer. Bis ich meinen Körper ablege, werde ich der Praxis entsprechend den Vanaprasta Schriften folgen und immer nach Höherem suchen. Vaisampayana sprach: Nachdem der Kuru König dies zu seinen Frauen gesprochen hatte, verschenkte er das große Juwel in seinem Diadem an Brahmanen, auch die Halskette aus kostbarem Gold, die Armreifen, die großen Ohrringe, die kostbaren Kleider und allen Schmuck seiner Frauen. Dann rief er seine Diener herbei und befahl ihnen: „Kehrt nach Hastinapura heim und erzählt allen, daß Pandu mit seinen Frauen in die Wälder gegangen ist und allem Wohlstand, Begehren, Glück und sogar dem sexuellen Genuß entsagt hat.“ Da begannen alle Gefolgsleute und Diener des Königs mit viel „Weh!“ und „Ach!“ zu klagen. Als sie den Monarchen verließen, rannen ihnen heiße Tränen über die Wangen. Schnell eilten sie nach Hastinapura und brachten alle Sachen des Königs heim. Als Dhritarashtra von ihnen erfuhr, was geschehen war, weinte er um seinen Bruder. Und er brütete über dessen leidvollem Schicksal, so daß die Behaglichkeit von Betten, Sesseln und Speisen ihm wenig Genuß spenden konnte. Nachdem Pandu all seine Diener fortgeschickt hatte, begab er sich mit seinen beiden Ehefrauen zum Berg Nagashata und lebte von Früchten und Wurzeln. Danach wanderte Pandu zum Chaitraratha und überquerte Kalakuta. Schließlich überwand er den Himavat und kam in Gandhamadana an. Unter dem Schutz von Mahabhutas, Siddhas und großen Rishis lebte er mal in der Ebene und mal auf einem Bergeshang. Dann reiste er zum See von Indradyumna, überquerte den Berg Hansakuta und wanderte zum Berg mit den hundert Gipfeln und übte dort strenge Buße. Kapitel 120 - Pandu bittet Kunti um Nachkommen Vaisampayana erzählte: Der mit großer Energie gesegnete Pandu widmete sich nun der Askese. In kurzer Zeit schon wurde er zum Liebling aller Siddhas und Charanas, die wie er im Walde lebten. Er gab sich dem Dienst an seinen spirituellen Meistern hin, war frei von Eitelkeit, hatte seinen Geist unter vollendeter Kontrolle und seine Leidenschaften besiegt. So schien der Prinz fähig aus eigener Energie in den Himmel aufzusteigen und gewann sich große asketische Kraft. Manche der Rishis nannten ihn Bruder, manche Freund und andere wiederum schätzten ihn wie einen Sohn. Nach langer Zeit sammelte er großen asketischen Verdienst, und verbunden mit einem Leben ohne Sünde glich Pandu einem Brahmarshi (obwohl er doch von Geburt her ein Kshatriya war). Eines Tages kamen die großen Rishis der strengen Gelübde bei Neumond zusammen, um Brahma zu schauen. Als sie ihre Reise beginnen wollten, fragte Pandu: „Ihr vorzüglichen Redegewandten, wohin geht ihr?“ Die Rishis antworteten: „Es findet heute im Reich www.mahabharata.pushpak.de - 188 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Brahmas eine große Zusammenkunft von Himmlischen, Rishis und Pitris statt. Wir sehnen uns danach, Brahma zu schauen und werden hingehen.“ Da erhob sich Pandu sogleich und wünschte sich auch den Himmel zu schauen mit all seinen großen Rishis. Doch als er mit seinen beiden Frauen den Asketen folgen wollten, sprachen sie zu ihm: „Auf unserem Marsch gen Norden besteigen wir den König der Berge. Auf seiner entzückenden Brust gibt es viele Bereiche, die für normale Sterbliche unerreichbar sind. Es sind die Rückzugsorte der Götter, Gandharvas und Apsaras mit palastartigen Häusern, die sich zu Hunderten aneinanderschmiegen und vom Klang lieblicher Musik widerhallen. Auch der Garten Kuveras liegt dort, auf sowohl ebenem als auch unebenem Boden, an den Ufern gewaltiger Flüsse und in tiefen Höhlen. Es gibt auch viele Gegenden, wo immer Schnee liegt und nirgends Pflanzen oder Tiere gedeihen. Oft sind die Regenschauer so heftig, daß das Land unbegehbar ist für Menschen und niemand dort wohnen kann. Nicht zu reden von anderen Wesen. Nicht einmal Vögel können sie durchqueren. Nur Luft kann dort wandern, und die einzigen Wesen, die es auch können, sind Siddhas und große Rishis. Wie sollen diese Prinzessinnen die Höhen des Königs der Berge ersteigen? Sie sind Schmerz nicht gewöhnt und werden gepeinigt zu Boden sinken. Daher komm nicht mit uns, du Bulle des Bharata Geschlechts.“ Pandu erwiderte: Oh ihr Glücklichen, es wird gesagt, daß jemand ohne Sohn keinen Einlaß in den Himmel bekommt. Und ich habe keinen Sohn! Voller Verzweiflung spreche ich zu euch. Euer Reichtum ist die Askese, und ich war nicht in der Lage, meine Schuld an den Ahnen zu begleichen. Es ist gewiß, daß mit der Auflösung meines Körpers auch meinen Vorfahren vergehen. Die Menschen werden mit vier Schulden auf Erden geboren: die Schuld an ihren verstorbenen Ahnen, an den Göttern, Rishis und anderen Menschen. Mit Gerechtigkeit muß man sich von ihnen befreien. Die Weisen haben erklärt, daß es für die, welche diese Schulden nicht zur rechten Zeit begleichen, keine Glückseligkeit im Himmel gibt. Die Götter befriedet man durch Opfer, die Rishis durch Studium, Meditation und Askese, die Ahnen durch das Zeugen von Kindern und durch die Opfergabe des Begräbniskuchens, und andere Menschen durch ein freundliches und mitfühlendes Leben. Ich habe meine Verpflichtung an die Rishis, Götter und Menschen rechtens erfüllt. Doch meine Ahnen werden sicher mit der Auflösung meines Körpers vergehen. Ihr Asketen, von dieser Schuld bin ich noch nicht befreit. Die besten Männer werden in diese Welt geboren, um Kinder zu zeugen und diese Schuld zu bezahlen. Ich möchte euch fragen, ob meine Frauen Kinder bekommen sollten, so wie ich selbst durch den überragenden Rishi aus der Vereinigung mit den Frauen meines Vaters entstand?“ Die Rishis antworteten: Oh König mit der tugendhaften Seele, für dich sind sündenlose, mit gutem Schicksal gesegnete und den Göttern gleichende Kinder vorgesehen. Das können wir mit unseren prophetischen Augen sehen. Daher, du Tiger unter den Männer, handle selbst, wie es das Schicksal dir aufzeigt. Kluge Menschen, die achtsam und bedächtig handeln, gewinnen sich immer gute Früchte. Bemühe dich also, oh König. Deine Früchte sind klar sichtbar. Wahrlich, du wirst fähige und angenehme Nachkommenschaft bekommen.“ Vaisampayana erzählte weiter: Nach diesen Worten der Asketen dachte Pandu tiefgründig über den Verlust seiner Zeugungskraft und den Fluch des Hirsches nach. Dann rief er seine Frau Kunti zu sich und sprach mit ihr im Geheimen. Pandu sagte: Bemühe du dich um Kinder in dieser Zeit der Not. Die Weisen der ewigen Religion erklären, daß ein Sohn, oh Kunti, der Grund für tugendhaften Ruhm in den drei Welten ist. Es wird gesagt, daß Opfer, Almosen, asketische Buße und eingehaltene Gelübde einem Mann ohne www.mahabharata.pushpak.de - 189 - Mahabharata - Buch 1, Adi Parva

Brahmas eine große Zusammenkunft von Himmlischen, Rishis und Pitris statt. Wir sehnen<br />

uns danach, Brahma zu schauen und werden hingehen.“ Da erhob sich Pandu sogleich und<br />

wünschte sich auch den Himmel zu schauen mit all seinen großen Rishis. Doch als er mit<br />

seinen beiden Frauen den Asketen folgen wollten, sprachen sie zu ihm: „Auf unserem<br />

Marsch gen Norden besteigen wir den König <strong>der</strong> Berge. Auf seiner entzückenden Brust gibt<br />

es viele Bereiche, die für normale Sterbliche unerreichbar sind. Es sind die Rückzugsorte <strong>der</strong><br />

Götter, Gandharvas und Apsaras mit palastartigen Häusern, die sich zu Hun<strong>der</strong>ten<br />

aneinan<strong>der</strong>schmiegen und vom Klang lieblicher Musik wi<strong>der</strong>hallen. Auch <strong>der</strong> Garten<br />

Kuveras liegt dort, auf sowohl ebenem als auch unebenem Boden, an den Ufern gewaltiger<br />

Flüsse und in tiefen Höhlen. Es gibt auch viele Gegenden, wo immer Schnee liegt und<br />

nirgends Pflanzen o<strong>der</strong> Tiere gedeihen. Oft sind die Regenschauer so heftig, daß das Land<br />

unbegehbar ist für Menschen und niemand dort wohnen kann. Nicht zu reden von an<strong>der</strong>en<br />

Wesen. Nicht einmal Vögel können sie durchqueren. Nur Luft kann dort wan<strong>der</strong>n, und die<br />

einzigen Wesen, die es auch können, sind Siddhas und große Rishis. Wie sollen diese<br />

Prinzessinnen die Höhen des Königs <strong>der</strong> Berge ersteigen? Sie sind Schmerz nicht gewöhnt<br />

und werden gepeinigt zu Boden sinken. Daher komm nicht mit uns, du Bulle des Bharata<br />

Geschlechts.“<br />

Pandu erwi<strong>der</strong>te:<br />

Oh ihr Glücklichen, es wird gesagt, daß jemand ohne Sohn keinen Einlaß in den Himmel<br />

bekommt. Und ich habe keinen Sohn! Voller Verzweiflung spreche ich zu euch. Euer<br />

Reichtum ist die Askese, und ich war nicht in <strong>der</strong> Lage, meine Schuld an den Ahnen zu<br />

begleichen. Es ist gewiß, daß mit <strong>der</strong> Auflösung meines Körpers auch meinen Vorfahren<br />

vergehen. Die Menschen werden mit vier Schulden auf Erden geboren: die Schuld an ihren<br />

verstorbenen Ahnen, an den Göttern, Rishis und an<strong>der</strong>en Menschen. Mit Gerechtigkeit muß<br />

man sich von ihnen befreien. Die Weisen haben erklärt, daß es für die, welche diese<br />

Schulden nicht zur rechten Zeit begleichen, keine Glückseligkeit im Himmel gibt. Die Götter<br />

befriedet man durch Opfer, die Rishis durch Studium, Meditation und Askese, die Ahnen<br />

durch das Zeugen von Kin<strong>der</strong>n und durch die Opfergabe des Begräbniskuchens, und an<strong>der</strong>e<br />

Menschen durch ein freundliches und mitfühlendes Leben. Ich habe meine Verpflichtung an<br />

die Rishis, Götter und Menschen rechtens erfüllt. Doch meine Ahnen werden sicher mit <strong>der</strong><br />

Auflösung meines Körpers vergehen. Ihr Asketen, von dieser Schuld bin ich noch nicht<br />

befreit. Die besten Männer werden in diese Welt geboren, um Kin<strong>der</strong> zu zeugen und diese<br />

Schuld zu bezahlen. Ich möchte euch fragen, ob meine Frauen Kin<strong>der</strong> bekommen sollten, so<br />

wie ich selbst durch den überragenden Rishi aus <strong>der</strong> Vereinigung mit den Frauen meines<br />

Vaters entstand?“<br />

Die Rishis antworteten:<br />

Oh König mit <strong>der</strong> tugendhaften Seele, für dich sind sündenlose, mit gutem Schicksal<br />

gesegnete und den Göttern gleichende Kin<strong>der</strong> vorgesehen. <strong>Das</strong> können wir mit unseren<br />

prophetischen Augen sehen. Daher, du Tiger unter den Männer, handle selbst, wie es das<br />

Schicksal dir aufzeigt. Kluge Menschen, die achtsam und bedächtig handeln, gewinnen sich<br />

immer gute Früchte. Bemühe dich also, oh König. Deine Früchte sind klar sichtbar. Wahrlich,<br />

du wirst fähige und angenehme Nachkommenschaft bekommen.“<br />

Vaisampayana erzählte weiter:<br />

Nach diesen Worten <strong>der</strong> Asketen dachte Pandu tiefgründig über den Verlust seiner<br />

Zeugungskraft und den Fluch des Hirsches nach. Dann rief er seine Frau Kunti zu sich und<br />

sprach mit ihr im Geheimen.<br />

Pandu sagte:<br />

Bemühe du dich um Kin<strong>der</strong> in dieser Zeit <strong>der</strong> Not. Die Weisen <strong>der</strong> ewigen Religion erklären,<br />

daß ein Sohn, oh Kunti, <strong>der</strong> Grund für tugendhaften Ruhm in den drei Welten ist. Es wird<br />

gesagt, daß Opfer, Almosen, asketische Buße und eingehaltene Gelübde einem Mann ohne<br />

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