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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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Pandu erwi<strong>der</strong>te:<br />

Es ist wohlbekannt, daß Männer Hirsche auf verschiedene, wirksame Weisen töten, ohne zu<br />

beachten, ob die Tiere achtsam sind o<strong>der</strong> nicht. Warum, oh Hirsch, tadelst du mich?<br />

Da sprach <strong>der</strong> Hirsch:<br />

Oh König, ich gebe dir keine Schuld, einen Hirsch getötet o<strong>der</strong> mich verletzt zu haben. Doch<br />

anstelle so grausam zu handeln, hättest du auf die Beendigung meiner Vereinigung warten<br />

müssen. Welcher Mann von Weisheit und Tugend ist in <strong>der</strong> Lage, ein Wesen zu töten,<br />

welches auf diese Weise beschäftigt ist? Die sexuelle Vereinigung ist jedem Wesen geboten<br />

und führt zum Wohle aller. Oh König, mit meiner Gefährtin war ich mitten in <strong>der</strong><br />

Befriedigung meines sexuellen Verlangens. Doch du hast die Erfüllung meiner Bemühungen<br />

verhin<strong>der</strong>t. Oh König <strong>der</strong> Kurus, du bist im Geschlecht <strong>der</strong> Kurus geboren, welche sich<br />

immer um weiße (reine) Taten bemühten, und solche Handlung war nicht angemessen für<br />

dich. Oh Bharata, diese Tat muß als äußerst grausam gelten. Sie verdient universelle<br />

Ächtung, ist nie<strong>der</strong>trächtig und sündig und führt ganz sicher in die Hölle. Du kennst das<br />

Vergnügen <strong>der</strong> sexuellen Vereinigung. Du kennst die Belehrungen über Moral und die<br />

Gebote <strong>der</strong> Pflicht. Du gleichst einem Himmlischen und daher ist eine Tat, die in die Hölle<br />

führt, für dich nicht angemessen. Oh König, es ist deine Pflicht, alle zu bestrafen, die<br />

grausam handeln, sich in sündige Taten vertiefen und sich abwenden von Religion,<br />

Wohlstand und Liebe. Du hast mich getötet, bester Mann, obwohl ich dir kein Leid antat. Ich<br />

bin ein Muni, <strong>der</strong> von Früchten und Wurzeln lebt, auch wenn ich als Hirsch erschien. Ich<br />

lebte friedvoll mit allen im Wald zusammen. Doch du hast mich getötet, oh König, und dafür<br />

wird dich sicher mein Fluch treffen. Weil du zu einem liebenden Paar grausam warst, soll<br />

<strong>der</strong> Tod dich in dem Moment einholen, wenn du selbst dieser urnatürlichen Begierde<br />

nachgeben wirst. Ich bin <strong>der</strong> Muni Kimindama und verfüge über asketischen Verdienst. Ich<br />

folgte meinem sexuellen Begehren mit diesem Reh, weil meine Zurückhaltung mir verbat,<br />

diesem Verlangen in menschlicher Gesellschaft nachzugehen. In Gestalt eines Hirsches<br />

wan<strong>der</strong>te ich durch die tiefen Wäl<strong>der</strong> in Gemeinschaft von Rehen. Du hast mich getötet,<br />

ohne zu wissen, daß ich ein Brahmane bin. Daher überkommt dich nicht die Sünde, einen<br />

Brahmanen getötet zu haben. Doch, unsinniger Mann, weil du mich in diesem Moment<br />

getötet hast, soll mein Schicksal auch das deine sein. Wenn du lustvoll deine Ehefrau<br />

berührst und dich mit ihr vereinigst, wie ich es tat, dann sollst du wie ich in das Reich <strong>der</strong><br />

Ahnen eingehen. Und die Gattin von dir, mit <strong>der</strong> du zum Zeitpunkt deines Todes lustvoll<br />

vereint bist, wird dir aus Zuneigung und Respekt in das unvermeidbare Reich des Königs<br />

<strong>der</strong> Toten folgen. Du hast mir Leid gebracht, als ich glücklich war. Daher wird das Leid zu<br />

dir kommen, wenn du glücklich bist.“<br />

Mit diesen Worten gab <strong>der</strong> Hirsch trauernd sein Leben auf, und Pandu versank sogleich in<br />

tiefen Kummer.<br />

Kapitel 119 - Die Klage des Pandu und seine Abdankung<br />

Nachdem <strong>der</strong> Hirsch verstorben war, verfiel König Pandu mit seinen Ehefrauen in tiefes<br />

Elend und weinte bitterlich.<br />

Und Pandu klagte:<br />

Die von ihren eigenen Begierden irregeführten Nie<strong>der</strong>trächtigen, auch wenn sie in<br />

tugendhafte Familien geboren wurden, werden vom Elend als Frucht ihrer eigenen Taten<br />

überwältigt. Ich habe vernommen, daß mein Vater, obwohl er von Shantanu mit <strong>der</strong><br />

tugendhaften Seele gezeugt wurde, schon in seiner Jugend starb, weil er zum Sklaven <strong>der</strong><br />

Lust geworden war. Der ruhmreiche Rishi Krishna Dwaipayana mit <strong>der</strong> wahrhaften Rede<br />

zeugte mich mit den Frauen dieses lustvollen Königs. Und obwohl ich ein Sohn dieses hohen<br />

Wesens bin, führe ich mit gemeinem Herzen und dem Laster zugetan ein ruheloses Leben<br />

und jage im Walde nach Hirschen. Ach, die wahrhaften Götter haben mich verlassen! Ich<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 186 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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