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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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Dwaipayana vor ihr, welcher dank seiner spirituellen Macht alles erfahren hatte. Er sprach<br />

zur Tochter von Suvala: „Was hast du getan?“ Und Gandhari antwortete ihm, ohne ihre<br />

Gefühle verbergen zu wollen: „Nachdem ich gehört hatte, daß Kunti einen sonnengleichen<br />

Sohn geboren hat, schlug ich voller Trauer auf meinen Leib ein. Oh Rishi, du hast mir den<br />

Segen von hun<strong>der</strong>t Söhnen gewährt. Doch dies ist nur ein Fleischball, und kein einziger<br />

Sohn!“ Da sprach Vyasa: „Oh Tochter des Suvala, es ist, wie ich sagte, denn mein Wort kann<br />

niemals vergebens sein. Ich habe noch nie eine Lüge ausgesprochen, nicht mal im Scherz.<br />

Laß einhun<strong>der</strong>t Töpfe mit geklärter Butter füllen, sie sofort herbringen und an einem<br />

verborgenen Ort aufstellen. In <strong>der</strong> Zwischenzeit besprenkle die Kugel mit kühlem Wasser.“<br />

Vaisampayana fuhr fort:<br />

Mit Wasser benetzt teilte sich <strong>der</strong> Klumpen in viele Teile, je<strong>der</strong> ungefähr von <strong>der</strong> Größe eines<br />

Daumens. Die Teile wurden einzeln in die Buttertöpfe gesteckt, an einem geheimen Ort<br />

gebracht und sorgfältig bewacht. Der ruhmreiche Vyasa sprach dann zur Tochter von<br />

Suvala, daß sie die Deckel in zwei Jahren abnehmen solle. Nachdem er alles geregelt hatte,<br />

kehrte <strong>der</strong> weise Dwaipayana in die Berge des Himalaya zurück und widmete sich dort <strong>der</strong><br />

Askese.<br />

Zur rechten Zeit wurde so König Duryodhana aus einem <strong>der</strong> Fleischteile geboren, die in den<br />

Töpfen lagerten. Nach <strong>der</strong> Abfolge <strong>der</strong> Geburten war Yudhishthira, Kuntis erster Sohn, <strong>der</strong><br />

Älteste. Der hochmütige Duryodhana wurde am selben Tag wie <strong>der</strong> starke Bhima, Kuntis<br />

zweiter Sohn, geboren. Sogleich wurde die Nachricht von Duryodhanas Geburt zu Bhishma<br />

und Vidura getragen. Doch sobald Duryodhana auf <strong>der</strong> Welt war, begann er wie ein Esel zu<br />

schreien und zu brüllen. Bei dem Klang fingen alle Esel, Geier, Schakale und Krähen nun<br />

ihrerseits an zu lärmen. Heftige Winde bliesen dazu, und man sah viele Feuer in alle<br />

Richtungen auflo<strong>der</strong>n. Mit großer Furcht rief König Dhritarashtra Bhishma und Vidura zu<br />

sich, und an<strong>der</strong>e Wohlgesinnte <strong>der</strong> Familie nebst zahllosen Brahmanen und sprach zu ihnen:<br />

„Der älteste Prinz, Yudhishthira, ist <strong>der</strong> Stammhalter <strong>der</strong> Dynastie. Mit seiner Geburt hat er<br />

das Königreich gewonnen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Doch wird mein Sohn, <strong>der</strong> nach<br />

ihm geboren wurde, auch König werden? Sagt mir ehrlich, was rechtens und unter diesen<br />

Umständen richtig ist.“ Sogleich nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte, begannen<br />

wie<strong>der</strong> Schakale und an<strong>der</strong>e fleischfressende Tiere unheilvoll zu heulen. Alle bemerkten<br />

diese schrecklichen Zeichen, und die versammelten Brahmanen mit Vidura antworteten ihm:<br />

„Oh König, du Bulle unter den Männern, wenn diese fürchterlichen Omen bei <strong>der</strong> Geburt<br />

deines ältesten Sohnes auftreten, dann ist erwiesen, daß er <strong>der</strong> Vernichter deiner Familie sein<br />

wird. <strong>Das</strong> Wohlergehen aller hängt von seiner Verbannung ab. Es wäre eine Katastrophe, ihn<br />

zu behalten. Oh König, wenn du ihn aufgibst, bleiben dir immer noch neunundneunzig<br />

Söhne. Wenn du das Wohl deiner Familie im Sinn hast, dann gib ihn auf, oh Bharata! Oh<br />

König, tue <strong>der</strong> Welt und deinem Geschlecht Gutes, und verzichte auf dieses eine Kind von<br />

dir. Es wird gesagt, daß ein Einzelner dem Wohle <strong>der</strong> Familie geopfert werden sollte, eine<br />

Familie dem Wohle des Dorfes, ein Dorf dem Wohle des ganzen Landes und die Erde selbst<br />

dem Wohle <strong>der</strong> großen Seele.“<br />

Doch Dhritarashtra hatte aus Zuneigung für seinen Sohn nicht das Herz, ihrem Ratschlag zu<br />

folgen. Innerhalb eines Monats wurden so dem Dhritarashtra einhun<strong>der</strong>t Söhne und eine<br />

Tochter geboren. Doch damals, als Gandhari in einem Zustand von fortgeschrittener<br />

Schwangerschaft war, wurde Dhritarashtra von einer Dienerin aus <strong>der</strong> Vaisya Kaste<br />

begleitet. In diesem Jahr zeugte er mit ihr einen Sohn von großer Klugheit, <strong>der</strong> später<br />

Yuyutsu genannt wurde. Und weil er von einem Kshatriya gezeugt und einer Vaisya<br />

geboren worden war, wurde er auch Karana genannt.<br />

So wurden dem Dhritarashtra die einhun<strong>der</strong>t Söhne geboren, alles Helden und<br />

Wagenkrieger, eine Tochter und noch ein Sohn namens Yuyutsu mit großer Energie und<br />

Heldenmacht mit einer Vaisya Frau.<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 183 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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