Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
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dein Ehemann hat einen älteren Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> heute nacht für ein Kind in dich eindringen<br />
wird. Warte auf ihn und schlaf nicht ein.“ Die liebliche Prinzessin legte sich auf ihr Bett und<br />
dachte an Bhishma und die an<strong>der</strong>en Älteren des Kuru Geschlechts. Da betrat <strong>der</strong> Rishi mit<br />
<strong>der</strong> wahrhaften Rede die Kammer von Ambika, wie er es versprochen hatte, während die<br />
Lampe noch brannte. Und die Prinzessin erblickte sein dunkles Gesicht, seine verfilzten,<br />
kupferfarbenen Locken, seine glühenden Augen und den strotzenden Bart und schloß aus<br />
Angst ihre Augen. Der Rishi wollte den Wunsch seiner Mutter erfüllen und vollzog die<br />
Vereinigung. Doch die Prinzessin öffnete starr vor Angst die ganze Zeit kein Auge und<br />
blickte ihn nicht ein einziges Mal an. Als Vyasa die Kammer wie<strong>der</strong> verließ, wartete seine<br />
Mutter auf ihn. Sie fragte: „Wird die Prinzessin einen fähigen Sohn haben?“ Seine Antwort<br />
war: „Der Sohn, den die Prinzessin auf die Welt bringen wird, wird so stark sein wie tausend<br />
Elefanten. Er wird ein ruhmreicher königlicher Weiser sein, großes Wissen besitzen, klug<br />
und energetisch sein. Der Hochbeseelte wird einhun<strong>der</strong>t Söhne bekommen. Doch wegen des<br />
Fehltritts seiner Mutter wird er blind sein.“ Nach diesen Worten fragte Satyavati ihren Sohn:<br />
„Oh du mit dem asketischen Reichtum, wie kann ein Blin<strong>der</strong> ein würdiger Monarch <strong>der</strong><br />
Kurus sein? Wie kann jemand, <strong>der</strong> blind ist, <strong>der</strong> Beschützer seiner Verwandten sein und die<br />
Zierde seines Vaters Geschlecht? Du mußt den Kurus einen an<strong>der</strong>en König schenken.“ Vyasa<br />
sprach: „So sei es.“, und ging davon. Und Ambika, die Prinzessin von Kosal, brachte in<br />
angemessener Zeit einen blinden Sohn zur Welt.<br />
Schon bald danach rief Satyavati ihren Sohn Vyasa wie<strong>der</strong> zu sich, nachdem sie die<br />
Zustimmung ihrer zweiten Schwiegertochter erhalten hatte. Vyasa erschien, wie er es<br />
versprochen hatte, und vereinigte sich mit <strong>der</strong> zweiten Ehefrau seine Bru<strong>der</strong>s. Doch als<br />
Ambalika den Rishi erblickte, erbleichte sie vor Furcht. Und <strong>der</strong> Rishi, welcher ihre Angst<br />
und ihre bleiche Gesichtsfarbe wohl bemerkt hatte, sprach zu ihr: „Weil du beim Anblick<br />
meines grimmigen Gesichts aus Angst blaß geworden bist, soll dein Sohn auch bleich sein.<br />
Und <strong>der</strong> Name deines Kindes, oh du mit dem schönen Gesicht, soll Pandu (<strong>der</strong> Bleiche) sein.“<br />
Danach verließ er ihre Kammer und traf draußen auf seine Mutter, die ihn nach dem<br />
zukünftigen Kind befragte. Der Rishi erzählte ihr, was er auch Ambalika gesagt hatte.<br />
Daraufhin flehte ihn Satyavati um ein weiteres Kind an, und <strong>der</strong> Rishi stimmte zu: „So sei<br />
es.“ Ambalika brachte zur rechten Zeit einen blassen Sohn zur Welt. Er war strahlend schön<br />
und hatte alle glücksverheißenden Zeichen. Und er war das Kind, welches später <strong>der</strong> Vater<br />
<strong>der</strong> Pandavas, dieser mächtigen Bogenschützen, wurde.<br />
Etwas später, als die älteste Frau von Vichitravirya wie<strong>der</strong> ihre fruchtbare Zeit hatte, wurde<br />
sie von Satyavati erneut gebeten, sich mit Vyasa zu vereinen. Doch die himmlisch Schöne<br />
folgte diesmal nicht <strong>der</strong> Bitte ihrer Schwiegermutter, denn sie konnte sich noch gut an den<br />
üblen Gestank und das grimmige Gesicht des Rishi erinnern. Sie schickte statt dessen eine<br />
ihrer Dienstmägde zu ihm, die so schön wie eine Apsara und mit ihren eigenen Ornamenten<br />
geschmückt war. Als Vyasa eintrat, erhob sich die Maid und grüßte ihn. Respektvoll wartete<br />
sie auf ihn und nahm erst neben ihm Platz, als er sie darum bat. Darob, oh König, war <strong>der</strong><br />
große Rishi <strong>der</strong> strengen Gelübde mit ihr sehr zufrieden. Als er sich erhob, um wie<strong>der</strong> zu<br />
gehen, sprach er zu ihr: „Du Liebenswerte, du sollst nicht länger eine Dienerin sein. Dein<br />
Kind wird ein höchst glücklicher und tugendhafter Mann und einer <strong>der</strong> Klügsten auf Erden<br />
sein.“ Der Sohn, den das Mädchen von Krishna Dwaipayana (Vyasa) gebar, wurde später<br />
unter dem Namen Vidura bekannt. Er war <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> von Ambikas Sohn Dhritarashtra und<br />
Pandu, dem Ruhmreichen. Vidura war bar aller Begierde und Leidenschaft und mit allen<br />
Regeln <strong>der</strong> Herrschaft vertraut. Er war <strong>der</strong> erdgeborene Gott <strong>der</strong> Gerechtigkeit entsprechend<br />
dem Fluch des Rishi Mandavya. Als Krishna Dwaipayana seine Mutter wie bereits zuvor<br />
beim Verlassen <strong>der</strong> Kammer traf, informierte er sie von <strong>der</strong> Täuschung <strong>der</strong> älteren Prinzessin<br />
und von <strong>der</strong> Zeugung eines Sohnes mit einer Shudra Frau. Dann verschwand <strong>der</strong> Rishi vor<br />
ihren Augen.<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 175 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva