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Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak

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Da lächelte Satyavati schüchtern und mit stocken<strong>der</strong> Stimme sprach sie zu Bhishma:<br />

Oh Bharata mit den mächtigen Armen, was du sagst, ist wahr. Voller Vertrauen in dich<br />

werde ich dir nun eine Lösung unseres Problems aufzeigen. Du wirst nicht in <strong>der</strong> Lage sein,<br />

sie abzulehnen, denn du bist mit den Praktiken vertraut, die in Notlagen erlaubt sind. In<br />

unserer Familie bist du die Tugend, die Wahrheit und unsere einzige Zuflucht. Also höre<br />

genau zu, was ich dir aufrichtig erzähle und entscheide dann das Richtige:<br />

Mein Vater war ein tugendhafter Mann. Und aus tugendhaften Gründen betrieb er ein<br />

Fährboot. Eines Tages, ich war noch sehr jung, ging ich, um mit dem Boot über den Fluß zu<br />

setzen. Und es geschah, daß <strong>der</strong> große und weise Rishi Parasara, dieser vollendet<br />

tugendhafte Mann, zu meinem Boot kam, um die Yamuna zu überqueren. Als ich ihn über<br />

den Fluß ru<strong>der</strong>te, regte sich Begehren in dem Rishi, und er sprach verlockende Worte zu mir.<br />

Die Furcht vor meinem Vater war übergroß in meinem Geist. Doch die Furcht vor einem<br />

Fluch des Rishi war letztendlich größer. Und da ich von ihm eine kostbare Gabe erhielt,<br />

konnte ich sein Werben nicht ablehnen. Der Rishi brachte mich mit seiner Energie völlig<br />

unter seine Kontrolle. Erst umhüllte er die Gegend mit einem dichten Nebel, und dann stillte<br />

er sein Verlangen auf <strong>der</strong> Stelle. Bevor dies geschah, klebte ein abstoßen<strong>der</strong> Fischgeruch an<br />

meinem Körper. Doch <strong>der</strong> Rishi vertrieb ihn und schenkte mir diesen himmlischen Duft als<br />

Gabe. Der Rishi versprach mir auch, daß, wenn ich seinen Sohn auf einer Insel im Fluß zur<br />

Welt brächte, ich wie<strong>der</strong> Jungfrau sein würde. So wurde <strong>der</strong> von mir in meiner Jugend<br />

geborene Sohn von Parasara ein großer Rishi mit großen asketischen Kräften und unter dem<br />

Namen Dwaipayana (<strong>der</strong> Inselgeborene) bekannt. Dieser ruhmreiche Rishi teilte mit seiner<br />

asketischen Macht die Veden in vier Teile ein und wird seither auf Erden Vyasa genannt.<br />

Und wegen seiner dunklen Farbe wird er auch Krishna (<strong>der</strong>/die Dunkle) gerufen. Er wahr<br />

wahrhaft in <strong>der</strong> Rede, frei von Begierden und ein mächtiger Asket, <strong>der</strong> alle Sünden<br />

verbrannt hatte, als er mit seinem Vater sofort nach seiner Geburt davonging. Wenn du und<br />

ich ihn bitten, wird dieser Rishi mit dem unvergleichlichen Glanz sicher gute Kin<strong>der</strong> mit den<br />

Gattinnen deines Bru<strong>der</strong>s zeugen. Er sagte zu mir, bevor er ging: Mutter, denk an mich,<br />

wenn du in Schwierigkeiten bist. Wenn du es wünschst, werde ich mich auf ihn<br />

konzentrieren, oh Bhishma mit den mächtigen Armen. Wenn du einverstanden bist, bin ich<br />

sicher, daß dieser große Asket anstelle von Vichitravirya Kin<strong>der</strong> zeugen wird.<br />

Vaisampayana erzählte weiter:<br />

Nachdem <strong>der</strong> große Rishi erwähnt worden war, sprach Bhishma mit gefalteten Händen:<br />

„Dieser Mensch ist wahrlich klug, <strong>der</strong> seine Blicke wohlüberlegt auf Tugend, Gewinn und<br />

Freude richtet. Und <strong>der</strong> nach geduldigem Nachdenken auf solche Art handelt, daß die<br />

Tugend auch zu künftiger Tugend, Reichtum zu künftigem Reichtum und Freude zu<br />

künftiger Freude führt. Was du gesagt hast, ist vorteilhaft für uns, in Tugend verankert und<br />

sicher <strong>der</strong> beste Ratschlag. Er hat meine vollste Zustimmung.“ Da dachte Satyavati an den<br />

Muni Dwaipayana, welcher in die Interpretation <strong>der</strong> Veden vertieft war. Als ihm bewußt<br />

wurde, daß seine Mutter an ihn dachte, erschien er sofort vor ihr. Die Mutter grüßte ihren<br />

Sohn und umarmte ihn mit tränenfeuchten Augen, denn die Tochter des Fischers mußte<br />

heftig weinen, als sie ihren Sohn nach so langer Zeit wie<strong>der</strong>sah. Da erfrischte ihr erster Sohn,<br />

<strong>der</strong> große Vyasa, das Gesicht seiner Mutter mit kühlem Wasser, verbeugte sich vor ihr und<br />

sprach: „Nun Mutter, ich bin gekommen, um deine Wünsche zu erfüllen. Gib mir deine<br />

Befehle, ohne zu zögern, du Tugendhafte. Ich werde ausführen, was du begehrst.“ Doch erst<br />

grüßte und ehrte <strong>der</strong> Familienpriester den großen Rishi, welcher mit den üblichen Mantras<br />

die ihm angebotenen Ehren annahm. Zufrieden nahm Vyasa Platz, und Satyavati holte bei<br />

ihm die üblichen Erkundigungen ein, bevor sie zu ihm sagte: „Oh du Gelehrter, Söhne leiten<br />

ihre Geburt sowohl von Vater als auch Mutter her. Sie sind also das gemeinsame Eigentum<br />

von beiden Eltern. Es kann nicht den geringsten Zweifel geben, daß die Mutter genauso viel<br />

Macht über sie hat wie <strong>der</strong> Vater. Du bist wahrhaftig mein ältester Sohn gemäß <strong>der</strong><br />

Tradition, oh Brahmarshi, und Vichitravirya war mein jüngster Sohn. Und wie Bhishma<br />

www.mahabharata.pushpak.de - 173 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva

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