Das Buch der Ursprünge - Das Mahabharata - Pushpak
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Leben mit Wahrheit und Treue, so ist die Tugend von dir nicht zu trennen. Oh du<br />
Tugendhafter, du bist in Theorie und Praxis mit den Geboten <strong>der</strong> Tugend vertraut, mit<br />
verschiedenen Srutis und allen Zweigen <strong>der</strong> Veden. Ich weiß sehr wohl, daß du mit Sukra<br />
und Angira vergleichbar bist, was deine Standhaftigkeit in Tugend, dein Wissen um die<br />
Familientraditionen, deine Geistesgegenwart und deinen Einfallsreichtum in schwierigen<br />
Situationen anbelangt. Ich vertraue voll und ganz auf dich, du Bester <strong>der</strong> tugendhaften<br />
Männer, und daher weise ich dich auf eine gewisse Sache hin. Hör mich an. Und es gehört<br />
sich für dich, meiner Bitte nachzukommen. Oh du Bulle unter den Männern, mein Sohn, dein<br />
Bru<strong>der</strong>, voller Energie und dir lieb, ging ohne Nachkommen in den Himmel ein, als er noch<br />
ein Jüngling war. Diese Frauen deines Bru<strong>der</strong>s, die lieblichen Töchter des Königs von Kasi,<br />
besitzen Schönheit und Jugend und wünschen sich Kin<strong>der</strong>. So zeuge Kin<strong>der</strong> mit ihnen auf<br />
mein Wort, oh du mit den mächtigen Armen, damit unsere Linie bestehenbleibe. Es ist an<br />
dir, die Tugend vor Verlust zu beschützen. Besteige den Thron und herrsche über das<br />
Königreich <strong>der</strong> Bharatas. Heirate eine Frau. Und laß deine Ahnen nicht in die Hölle sinken.<br />
Vaisampayana fuhr fort:<br />
Nicht nur seine Mutter hatte ihn darum gebeten, auch seine Freunde und Verwandten. Und<br />
so gab Bhishma, dieser Bezwinger aller Feinde, folgende, tugendhafte Antwort.<br />
Bhishma sprach:<br />
Oh Mutter, was du sagst, wird sicher von <strong>der</strong> Religion gebilligt. Doch du kennst meinen Eid<br />
bezüglich <strong>der</strong> Zeugung von Kin<strong>der</strong>n. Du weißt auch alles, was deine Mitgift betraf. Oh<br />
Satyavati, ich wie<strong>der</strong>hole das Versprechen, was ich einst gab. Ich würde den drei Welten<br />
entsagen, dem Imperium des Himmels, o<strong>der</strong> sogar Größerem als dies - doch ich würde<br />
niemals <strong>der</strong> Wahrheit entsagen. Die Erde mag ihren Duft ablegen, das Wasser seine<br />
Feuchtigkeit und das Licht seine Eigenschaft, die Formen darzustellen. Der Wind mag seiner<br />
Eigenschaft entsagen, fühlbar zu sein, die Sonne mag ihre Helligkeit ablegen, <strong>der</strong> Komet<br />
seine Hitze, <strong>der</strong> Mond seine kühlen Strahlen, <strong>der</strong> Raum seine Fähigkeit, Klang zu erzeugen,<br />
<strong>der</strong> Vernichter von Vritra (Indra) seinen Heldenmut, <strong>der</strong> Gott <strong>der</strong> Gerechtigkeit seine<br />
Unvoreingenommenheit - doch ich kann nicht <strong>der</strong> Wahrhaftigkeit entsagen.<br />
So von ihrem Sohn mit großer Energie angesprochen erwi<strong>der</strong>te Satyavati dem Bhishma:<br />
Oh du Held, dessen Stärke die Tugend ist, ich weiß um deine Standhaftigkeit hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Tugend. Du kannst mit Hilfe deiner Energie drei neue Welten erschaffen. Ich kenne<br />
deinen Eid um meinetwillen. Doch bedenke diesen Notfall und trage die Last <strong>der</strong> Pflicht, die<br />
man seinen Ahnen schuldet. Oh du Feindebezwinger, handle so, daß unsere Linie nicht<br />
abbreche und unsere Freunde und Verwandten nicht leiden.<br />
So drängte die elend weinende und ihres Sohnes beraubte Satyavati mit untugendhaften<br />
Worten den Bhishma wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong>. Doch Bhishma antwortete ihr:<br />
Oh Königin, wende deine Augen nicht von <strong>der</strong> Tugend ab. Zerstöre uns nicht. Der Bruch mit<br />
<strong>der</strong> Tugend in einem Kshatriya wird in unseren Abhandlungen über Religion niemals<br />
gelobt. Ich werde dir, oh Königin, von den bestehenden Kshatriya Traditionen erzählen, zu<br />
denen wir Zuflucht nehmen mögen, damit das Geschlecht des Shantanu auf Erden nicht<br />
vergehe. Hör mich an, denke nach, und berate dich mit gelehrten Priestern und jenen, die<br />
um die Praktiken wissen, welche in Zeiten <strong>der</strong> Not und Gefahr erlaubt sind, doch auch in<br />
solchen Zeiten niemals das angemessene Verhalten zum Wohle <strong>der</strong> Gesellschaft vergessen.<br />
Kapitel 104 - Die Geschichten von Jamadagni und Dirghatama<br />
Bhishma fuhr fort:<br />
Voller Zorn über den Tod seines Vaters tötete Rama, <strong>der</strong> Sohn des Jamadagni, vor langer<br />
Zeit den König <strong>der</strong> Haihayas mit seiner Streitaxt. Er trennte Arjuna, dem König <strong>der</strong><br />
Haihayas, seine tausend Arme ab und vollbrachte damit eine schwierige Tat in <strong>der</strong> Welt.<br />
Doch längst nicht zufrieden, machte er sich mit seinem Streitwagen auf den Weg, die Welt<br />
www.mahabharata.pushpak.de - 170 - <strong>Mahabharata</strong> - <strong>Buch</strong> 1, Adi Parva